Bau und Boden Bank

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Alexander ARKENS
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Bau und Boden Bank

Beitrag von Alexander ARKENS »

Onkel Pankraz bekommt von seiner Tochter Post an den gedeckten Gartentisch gereicht, und bemerkt dann beim durchsehen der Unschläge:

"Ach ja, der Brief von der >Bau- und Boden Bank<. Darauf habe ich schon gewartet."

Das hat mich nicht ruhen lassen.
Ich dachte bisher immer, das das ein erfundener Name für eine Bank sei.

In einem Immenhoffremden Sachbuch bin ich dann wieder über diese omminöse Bau- und Boden Bank gestolpert, aber in ganz anderem Zusammenhang.

Meine Suche nach diesem Kreditinstitut förderte dann ganz erstaunliches zutage.

Mehr dazu demnächst.
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Alexander ARKENS
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Re: Bau und Boden Bank

Beitrag von Alexander ARKENS »

So, dann wollen wir mal!

Die Bau- und Boden Bank wurde 1923 nach den Ereignissen der Inflation als Deutsche Bau und Wohnstätten Bank gegründet. Gründungsmitglieder waren der deutsche Staat sowie einige Bundesländer.
Hauptsitz war Berlin.
Hauptzweck der Bank war die Finanzierung von bezahlbahrem Wohnraum für Arbeiter und Angestellte.
Es gab zwei Geschäftsbereiche;
Treuhänderische Aufgaben vom Staat bei Wohnungsbaufinanzierungen;
Vor- und Zwischenfinanzierungen im (sozialen) Wohnungsbau, d.h. ein Bauvorhaben solange zu finanzieren, bis die langfristigen Finanzmittel des Bauherren/ Bauträgers zum Einsatz kommen.
Die Bank war für den Staat, die Länder und Privatkunden gleichermassen dienlich.

1926 bekam das Kind einen neuen Namen:

Bau und Boden Bank

Von 1933 bis Kriegsende 1945 bekam die Bau und Boden Bank vom NS-Staat zusätzliche Aufgaben aufs Auge gedrückt. Zusätzlich zur ideologisch angestrichenen Schaffung von Eigenheimen trat immer mehr die Vorfinanzierung von Rüstungsbauten (Fabriken,Kasernen, Flugplätze)in den Vordergrund.

Die Bau und Boden Bank gehörte ab 1933 zu 83% dem Reichswirtschaftsministerium.
Sie war ab 1935 mit 20% an der WiFo (Wirtschaftlichen Forschungsgesellschaft) beteiligt, deren Hauptaufgabe es war, die Beschaffung, Lagerung und Verteilung von Kraft- und Schmierstoffen für die Wehrmacht sicherzustellen.
Die WiFo war in den Kriegsvorbereitungen der Nazis ein ganz wichtiges "Rad am Wagen". Allein für die Kraftstofflogistik wurden mehrere große unterirdische Tanklager gebaut, einige tausend Eisenbahnkesselwagen sowie eine Handvoll Tankschiffe beschafft.

Nach Kriegsende 1945 wurden die Filialen in der SBZ ersatzlos geschlossen.
Die Bank sowie deren Vermögen wurde dem Reichsvermögen zugeschlagen.

Nach der Währungsreform 1948 wurde der Hauptsitz der Bank nach Frankfurt am Main verlegt; nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland ging die Bank in das Eigentum von Bund und Ländern über.
Hauptzweck der Bank war wieder die öffentliche und private Bauvorfinanzierung geworden.

Über die Bau und Boden Bank wurde bis zur Gründung der VeBeg (Vermögensverwaltung Bundeseigentum) mitte der 60er Jahre auch die Verwertung und der Verkauf von ehemaligen NS-Liegenschaften sowie Wehrmaterial abgewickelt.

Die Bau und Boden Bank gibt es heute unter diesem Namen nicht mehr, in den 90ern wurde sie auch mit Pfandaufgaben des Bundes betreut und in DeuPfand Bau und Boden umbenannt.
Heute gehört sie nicht mehr dem Staat, sondern zur Aareal Bank Gruppe.
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Re: Bau und Boden Bank

Beitrag von Andrea1984 »

In den 1890ern oder in den 1990ern. ;)

Danke für die tollen Infos zur Bau und Boden Bank, lieber Alexander, ich freue mich sehr darüber.
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Re: Bau und Boden Bank

Beitrag von Pony-Fan »

Vielen Dank für die ausführliche Recherche, wirklich sehr interessant. Es ist immer wieder schön zu sehen, was die Immenhof-Fans hier ausgraben!
LG
Pony-Fan
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Re: Bau und Boden Bank

Beitrag von Regina »

Ich finde das auch sehr interessant. Ein eigentlich eher banales Thema, das bei näherer Betrachtung ziemlich weitreichend ist. Gut gemacht!
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Alexander ARKENS
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Re: Bau und Boden Bank

Beitrag von Alexander ARKENS »

Gern geschehen!

Ich war über die Bau und Boden Bank wie eingangs erwähnt, in anderem Zusammenhang gestolpert. Ich las in einem Buch über frühe Diesellokomotiven, die für die Wehrmacht ab 1936 beschafft wurden.

Die Loks, bei der Bundesbahn als V20 und V36 geführt, waren in Munitionsdepots, Heeresverpflegungslagern, Materialdepots, Kraftstofflagern und anderen Heeresstellen eingesetzt worden. Die Loks, die den Krieg überstanden haben, wurden zumeist von den Staatsbahnen in fast ganz Europa vereinnahmt; darunter auch etliche aus dem Bestand der "WiFo"-Gesellschaft.
Wie im Text beschrieben, war ja die Bau und Boden Bank Anteilseigner der "WiFo"!

Und dann kam beim kürzlichen Wiederansehen von "Hochzeit" das Stichwort von Onkel Pankratz; und dann war es bis zur Recherche nur noch ein kurzer Weg.

Tja, manchmal geht der Weg zum Endergebniss verschlungene Wege!

Ich freue mich jedenfalls, dass es immer noch einige "Nebensächlichkeiten gibt, die der Aufklärung harren!

Euer Alexander Arkens
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Re: Bau und Boden Bank

Beitrag von Schneewittchen »

Hallo zusammen,

über diese Bank bin ich auch vor einigen Jahren gestolpert. Ich habe mal Wohnungen (einige davon ürigens auch in Malente) aus dem Bundeseisenbahnvermögen verwaltet. Die Konten für diese Objekte liefen alle über die DePfa Bank AG BauBoden. Als ich das zum ersten Mal las musste ich auch lachen, weil es mich sofort an die entsprechende Szene aus Hochzeit auf Immenhof erinnert hat :)

VG Schneewittchen
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