Hallo Andrea1984!
Das Hufbeschlaghandwerk war früher ein richtiger Lehrberuf! :shock:
Die Ausbildung dauerte (in Deutschland) mehrere Jahre, ich meine 2 oder 3.
Dazu gehörte mehr als nur ein Hufeisen schmieden zu können:
:arrow: die Begutachtung des Ganges einens Pferdes,
:arrow: Hufpflege( Ausschneiden, Befeilen des Hornes, Orthopädische Massnahmen bei Huffehlstellungen, Behandlung von Hufkrankheiten)
:arrow: Wahl der Hufeisen,
:arrow: Beschlagtechniken u.s.w.
Die Prüfung wurde dann von einer Kommission abgenommen,
auch heute noch.
Heute ist dies zwar kein richtiger Lehrberuf mehr, man kann das jedoch noch immer erlernen:
Für die vorbereitende Praxis begleitet der "AZUBI" mindestens ein Jahr lang einen "staatlich geprüften Hufschmied" seiner Wahl, und besucht dann ein weiteres Jahr lang eine Schule, die den theoretischen und praktischen Teil vermittelt. Nach einer Prüfung, bei der u.a. ein Pferd beschlagen werden muss, darf man sich "staatlich anerkannter Hufbeschlagschmied" nennen.
Die gesamten Kosten für das praktische Jahr und den anschliessenden Lehrgang übernimmt der "Lehrling"selbst! Ebenso die Prüfungskosten.
Ich spreche hier von ca € 10.000,-! :shock:
Hier in Deutschland hat übrigens auch das Tierschutzgesetz ein gewichtiges Wörtchen mitzureden!
:!: "Um durch "lebendes Gewebe/Horn" Nägel zu treiben, um das Eisen am Huf zu befestigen, bedarf es eines ausgebildeten und staatlich geprüften Fachmanns..."
So oder ähnlich lautet der Text im Gesetz.
Die Hufnägel sollten tunlichst nur durch das Hufhorn und den abgestorbenen weichenTeil des Innenhufes getrieben werden. In der "Sohle", d.h. dem weichen inneren Teil des Pferdehufes kann jedes Eindringen von Fremdkörpern (auch Nägeln) eine Entzündung hervorrufen; dies kann sonst zur (vorübergehenden) Lahmheit des Pferdes führen.
Also eine grosse Verantwortung...
Übrigens wurden früher nicht nur Pferde beschlagen, auch für Zugochsen gab es passende "Klaueneisen", da sich die Klauen von Paarhufern (Kühen) schneller abnutzen. Kühe oder Rinder waren für viele ärmere Bauern das einzige Zugmittel,das sie zur Verfügung hatten. Ein Pferd war dann einfach zu teuer in der Anschaffung.
Mir reicht es völlig, dem Hufschmied im Ort zur Hand zu gehen, wenn er bei uns im Heimatmuseum das Beschlagen eines Pferdes vorführt.
An besonderen Museumsaktionstagen heize ich die Schmiede an, um dem Publikum vorzuführen, wie ein Hufeisen entsteht. Dabei werden die Zuschauer auch in den Produktionsvorgang eingebunden:
Lederschürze um, dicken Hammer in die Hand, und nach Anweisung zuschlagen, um das Eisen zu formen, die Rillen ins Eisen zu treiben oder die Nagellöcher zu durchstossen.
Für Kinder fertige ich gerne Messer, Speerspitzen oder Löffel zum mitnehmen.
In unserer Schmiede hat vor einigen Jahren der oben erwähnte Hufschmied seine Übungsstücke für die Prüfung gefertigt. Er hat mir sehr viel von seinem Wissen weitergegeben.
Ich hoffe, dir und den mitlesenden damit eine grobe Übersicht über das Hufbeschlaghandwerk gegeben zu haben.
Alexander "Mans2" Arkens