Porträt: Paul Klinger

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Tobias
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Porträt: Paul Klinger

Beitrag von Tobias »

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Paul Klinger wurde am 14. Juni 1907 in Essen als Paul Klinksik und Sohn eines Bauingenieurs geboren; Klinger war Schulgefährte von Helmut Käutner, der ihn später zur Schauspielerei brachte. Nach dem Helmholtz-Realgymnasiums, dass mit dem Abitur abschloss, begann Klinger zunächst eine Ausbildung im Baufach, sattelte dann aber Anraten Käutners um und absolvierte ein sechssemestriges Studium der Theaterwissenschaft in München; nebenher war er bereits Statist auf der Bühne des Otto-Falkenberg-Schauspielhauses.

Nach dem Tod seines Vaters wandte sich Klinger ganz der Schauspielerei zu, da die finanziellen Mittel für ein weiteres Studium fehlten. Sein Theaterdebüt gab er am Bayerischen Landestheater als "schwerer Held", 1929 erhielt er ein erstes Engagement in Koblenz, weitere Verpflichtungen führten den jungen Schauspieler nach Oldenburg und Breslau. Dann holte ihn Hilpert nach Berlin an das "Deutsche Theater", wo Klinger sein schauspielerisches Handwerk weiter vervollkommnen konnte. Als er später noch einmal in Breslau bzw. in Düsseldorf auf der Bühne stand, gehörte er zu den renommierten Darstellern Deutschlands. Als er dann wieder am "Deutschen Theater" arbeitete, brillierte er – unter anderem an der Seite der jungen Käthe Dorsch und Paula Wessely – in jugendlichen Heldenrollen. So gab er beispielsweise den "Prinzen von Homburg", den "Marquis Posa" oder den "Oliver" in "Wie es Euch gefällt".

Sein Filmdebüt hatte Klinger 1933 in "Du sollst nicht begehren" gegeben und war von da an in den dreißiger und vierziger Jahren ununterbrochen für den Film tätig; nach dem Krieg war er auch im DDR-Film aktiv. Zu den vielen Kinoproduktionen, für die Klinger bis Ende des 2. Weltkrieges vor der Kamera gestanden hat, zählen unter anderem "Fridericus" (1936), "Das Verlegenheitskind" (1938), "Kriminalkommissar Eyck" (1940), "Ich bin gleich wieder da" (1941) und "Immensee" (1943). Nach 1945 erlebte man ihn unter anderem mit der Rolle des Hans Wieland in "Ehe im Schatten" (1947), einem Film der das tragische Leben des Schauspielers Joachim Gottschals nachzeichnete. 1949 sah man ihn als Albert in "Begegnung mit Werther", ein Jahr später als Hans Ribbeck in "Mathilde Möhring" und in "Geheimnis einer Ehe" spielte er 1951 den Paul Brugger. Zu Klingers weiteren Filmen der 50er Jahre zählen unter anderem "Mutter sein dagegen sehr" (1951), "Mein Herz darfst du nicht fragen" (1952), "Pünktchen und Anton" (1953), "Glückliche Reise" (1954) sowie die "Immenhof"-Trilogie "Die Mädels vom Immenhof" (1955), "Hochzeit auf Immenhof" (1956) und "Ferien auf Immenhof" (1957), wo er den Jochen von Roth mimte; 1959 spielte er den Feldmarschall Erwin Rommel in "Rommel ruft Kairo".

Zu seinen letzten Leinwandauftritten zählen der Inspektor Dawson in dem Wallace-Krimi "Die Weiße Spinne" (1963), der Inspektor Cromwell in "Das Wirtshaus von Dartmoor" (1964) sowie sein Auftritt in "Das Geheimnis der drei Dschunken" (1965). Ab den frühen sechziger Jahren begann Klinger eine dritte Karriere beim Fernsehen und war auch als Synchronsprecher sehr gefragt, u.a. für Bing Crosby, Jean Gabin, Cary Grant und William Holden. Die Fernsehzuschauer erlebten Klinger unter anderem 1963 mit der Rolle des Dr. Killick in dem mehrteiligen Thriller "Tim Frazer", 1966 mit der Titelrolle in "Conan Doyle und der Fall Edalji " sowie ein Jahr später als Titelheld in der Serie "Kommissar Brahm". Zuletzt war er im Frühjahr 1971 neben Agnes Fink in "30 Silberlinge" auf dem Bildschirm zu sehen. Paul Klinger war in erster Ehe mit Hilde Wolff und seit 1954 mit der Schauspielerin Karin Andersen verheiratet. Er verstarb am 14. November 1971 mit 64 Jahren in München.

Paul Klinger spielte auf den Theaterbühnen die jugendlichen, aber schon schweren Helden und im Film von Beginn an, durch seine einschmeichelnd sonore Stimme, eher charmante Liebhaber und gute Kameraden. Sein markantes Profil kam auch in NS-Propagandafilmen zum Einsatz, aber davon abgesehen, blieb er in seinen Auftritten überwiegend ein dezent-bürgerlicher Charakter, guter Lehrer, integrer Vater oder zuverlässiger Ehepartner, bodenständig, verzichtsbereit und treu.
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Re: Porträt: Paul Klinger

Beitrag von Nordlandfahrer »

Aus der Kindheit war mir übrigens über Jahrzehnte die Stelle mit dem "Windhund" in Erinnerung geblieben ... ich habe dann den Film jahrzehntelang nicht mehr gesehen aber das wußte ich noch ... ich erkläre mir das im Nachhinein so daß ich es als Kind auffallend fand daß sich Erwachsene mal aufrichtig sowas ins Gesicht sagen, und auch, daß sich ihre Meinung ändern kann, und sie das offen mitteilen ... das war ich offenbar weder aus dem Leben noch aus dem Fernsehen gewohnt ...

:)
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