Hans Nielsen "Onkel Pankraz"
Verfasst: Mo 30.Mai.2005 17:07
Hans (Albert) Nielsen wurde am 30. November 1911 als Sohn eines Kaufmanns in Hamburg geboren. Nach dem Besuch Realschule und einer anschließenden Kaufmannslehre, die er nur seinen Eltern zuliebe absolvierte, nahm er Schauspielunterricht bei Albrecht Schoenhals und ließ sich auch in Gesang ausbilden. 1932 gab Nielsen sein Theaterdebüt an den Hamburger Kammerspielen, weitere Engagements führten ihn in den nächsten Monaten nach Augsburg, Kiel und Leipzig; 1938 kam er nach Berlin und spielte an verschiedenen Häusern. Nach Ende des 2. Weltkrieges stand er am Düsseldorfer Schauspielhaus Düsseldorf, in Berlin am Renaissance-Theater und an der Komödie auf der Bühne. Seine wichtigste Theaterrolle war 1963 die des Kardinals in Rolf Hochhuths "Der Stellvertreter.
Mitte der 1930er Jahre war auch der Film auf den begabten Schauspieler aufmerksam geworden und so gab Nielsen 1937 sein Leinwanddebüt als Pilot Billy Sefton in "Tango Notturno", im gleichen Jahr sah man ihn als Achim Hell in Robert A. Stemmles "Daphne und der Diplomat". Ein Jahr später übernahm er die Rolle des Max von Wendlowsky in "Heimat" und hatte Zarah Leander zur Partnerin, Filme wie "Preußische Liebesgeschichte" (1938), "Kautschuk" (1938), "Fracht von Baltimore" (1938), "Aufruhr in Damaskus" (1939), "Fasching" (1939), "Dein Leben gehört mir" (1939) und "Alarm auf Station III" (1939) folgten bis Ende der 30er Jahre. In den 40er Jahren wirkte er beispielweise 1941 in in Wolfgang Liebeneiners Euthanasie-Drama "Ich klage an" als Dr. Höfer mit, in "Ich werde dich auf Händen tragen" verkörperte er 1943 den Dr. Hartung; Herbert Selpins Film "Titanic", in dem Nielsen 1943 den deutschen 1. Offizier Petersen spielte, wurde später verboten. Bis Kriegsende wurde Nielsen unter anderem noch in den Filmen "Leichtes Blut" (1943), "Der Engel mit dem Saitenspiel (1944) und "Dr. phil. Doederlein" (1945) besetzt.
Nach Ende des 2. Weltkrieges konnte der Schauspieler auch an seine früheren Erfolge auf der Leinwand anknüpfen, wenn auch meist nur mit profilierte Nebenrollen. Er war 1947 der König Peter Petroni in "Herzkönig" sowie der Wolfgang Grunelius in Käutners Drama "In jenen Tagen"; 1949 brillierte er neben Luise Ullrich und Dieter Borsche in Harald Brauns "Nachtwache" und spielte beeindruckend den Pfarrer Johannes Heger, der sich im Gewissenskonflikt befindet. 1950 sah man ihn mit der Titelrolle des Kriminaloberinspektor Thomsen in Kurt Hoffmanns "Fünf unter Verdacht", weniger bemerkenswert war 1957 sein Part in dem Veit-Harlan-Streifen "Anders als du und ich", wo er den Max Mertens spielte.
Ein eigentlicher Filmstar wurde Nielsen im deutschen Nachkriegsfilm nicht, dies lag wohl daran, dass er auf den Typ des würdigen Grandseigneurs festgelegt war, auf den "Darsteller nüchterner Geschäftsleute und brummiger, doch beherzter Geistlicher", wie es einmal ein Kritiker beschrieb. Meist wirkte er in seinen Rollen älter, als er tatsächlich war und er gab oftmals das gütige Familienoberhaupt. Viele Filme, in denen Nielsen mitwirkte wurden nicht zuletzt auch durch ihn erfolgreich, so übernahm er beispielsweise 1953 die Rolle des Gerichtspräsidenten in "Hokuspokus", in "Teufel in Seide" war er der engagierte Strafverteidiger, ebenso wie 1958 in " Gestehen Sie, Dr. Corda" und 1959 in "Kriegsgericht". In " Hochzeit auf Immenhof" spielte er 1956 den widerborstigen Onkel Pankraz, der am Ende doch sein gutes Herz zeigt und in "Königin Luise" sah man ihn 1957 als Hardenberg. In Wolfgang Staudtes "Herrenpartie" verkörperte er 1964 den Major a. D. Friedrich Hackländer, einen arrivierten Spießer, der mit seinem Kriegsverbrechen konfrontiert wird. Anfang der 60er Jahren trat Nielsen auch in einigen beliebten Wallace-Streifen auf, wie beispielsweise 1963 als Travish in "Der Würger von Schloss Blackmoor" oder als Mr. Tilling in "Das Indische Tuch".
Neben seiner umfangreichen schauspielerischen Arbeit für Theater und Film war Nielsen auch ein gefragter Synchronsprecher: Mittels seiner vollen und modulationsfreudigen Stimme konnten sich beispielsweise Errol Flynn, Tyrone Power, Trevor Howard, James Stewart, Fred Astaire oder Spencer Tracy dem deutschen Publikum verständlich machen.
Hans Nielsen verstarb am 11. Oktober 1965 mit nur 53 Jahren in West-Berlin und wurde auf dem Waldfriedhof an der Heerstraße beigesetzt; er war zuvor wegen Rückenbeschwerden ins Krankenhaus eingeliefert worden, bei der Untersuchung wurde Leukämie diagnostiziert. Der Schauspieler war seit 1937 in erster Ehe mit Anna Katharina Elisabeth Novian verheiratet, aus der geschiedenen Ehe stammt eine Tochter; mit seiner zweiten Ehefrau Annemarie Giersch, die er noch kurz vor seinem Tod im Krankenhaus heiratete, hat er einen Sohn.
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