Weihnachten auf Immenhof (Teil 6 bis 10)
Verfasst: Mi 21.Dez.2005 17:07
Weihnachten auf Immenhof (TEIL 6)
Ethelbert schenkte seiner Dickie ein wunderbares silbernes Medaillon in Herzform mit einem kleinen Ethelbert-Porträtbildchen zum herausklappen. Dann verteilte er seine „Geschenke“ unter den Anwesenden. Es handelte sich natürlich um „Ethelbert-Bilder“. Ethelbert als Baby, Ethelbert bei der Kindstaufe, Ethelbert als Schuljunge im blauen Matrosenanzug...... „Aber Ethelbert“, sagte Jochen von Roth mit gespielter Strenge „es schickt sich doch nicht an Weihnachten nur Bilder von sich selbst zu verschenken.“.
„Das war doch nur ein Scherz. Ich hab doch noch mehr. Schaut einmal her.“ Ethelbert zauberte ein grosses Fotoalbum hervor. „Das schenk ich Oma und jeder darf sich das Fotoalbum anschauen und mit nach Hause nehmen wenn er will.“. Neugierig ergriff Dalli das Fotoalbum und blätterte. Das Album war voll mit Fotos von letztem Sommer. „Die hab ich mit Papi's Leica heimlich geschossen kurz bevor ich fortfahren musste“ verkündete Ethelbert stolz.
Nachdem man sich nun gegenseitig mit diversen Krawatten, Manschettenknöpfen, Laubsägearbeiten, Strickschals, Porträtbildchen und Ponybilderbüchern beschenkt hatte ging es endlich an die Festtagsstafel. Hein Daddel war bereits ziemlich daddelig von der Weihnachtsbowle, den Dr.Pudlich-Spezial-Pülleken, diversen Steinhägern und mindestens einem Dutzend eiskalter Holsten-Bierchen.
„Dat....“ Hein versuchte einen Satz zu formulieren. „Also dat.... iss ja ... dat scheenste Weihnachtsfest-- Hicks--“. „Ja ja“ ... sagte Dr. Pudlich kumpelhaft und seine rote Weinnase erleuchtete das Zimmer noch heller als der Weihnachtsbaum. Jedenfalls meinte dies Jochen von Roth, an dem die diversen Steinhäger, Bierchen und die Weihnachtsbowle ebenfalls nicht spurlos vorbeigegangen waren.
Ethelbert wiederum stürzte sich wie ein ausgehungerter Schakal auf die Festtagstafel. Oma lachte „Ja Junge, du musst ja vollkommen ausgehungert sein“. „Ja Oma....mampf ... ich hab seit gestern abend kaum was gegessen.... mampf“. Ethelbert (fr)aß wie ein Scheunendrescher oder eigentlich eher wie zwei Scheunendrescher.
Angela sah dieser Szene erheitert zu. Ethelbert hatte anscheinend alle Tischmanieren vergessen und schlang und vertilgte alles was in seine Reichweite kam. „Aber ein feiner Herr aus der Großstadt benimmt sich doch nicht wie so“ meine Angela lächelnd. „Mampf, schluck.... Oma's Essen schmeckt halt so gut. So was leckeres krieg ich ja daheim nicht“ meinte Ethelbert während er sich über das Grünzeug hermachte. Oma war jedoch stolz und froh, dass es ihrem Grossneffen Ethelbert so mundete.
„Was machen deine Eltern eigentlich, Ethelbert?“ fragte Jochen nun. „Davon hast du uns noch nicht viel erzählt. „Och ... schmatz, schlürf .... mein Vater ist Oberregierungsrat und meine Mutter eine ehemalige Opernsängerin.... schmatz, kau....“ „Dann müsst ihr ja mächtig viel Geld haben“ meinte Jochen. „Ja Vater hat mächtig Kohle. Er gibt mir nie was davon ab“ antwortete Ethelbert.
„Man kann auch ohne viel Geld glücklich sein“ meinte die Oma. „Ach damals....“ Nun fing die Oma wieder mit den Kriegs- und Nachkriegsgeschichten an. „Das war ja so eine schöne Weihnacht 1944. Und als ihr dann angekommen seid war es der schönste Moment in meinem Leben“. “Oma, wie sind wir denn angekommen“ fragte Dalli neugierig. „Das hab ich euch doch schon so oft erzählt“ antwortete Oma geduldig.
Die Weihnachtsgesellschaft rückte enger zusammen und Oma fing mit der Geschichte an. „Also das war so ....“ alles hörte gespannt zu, selbst der mittlerweilen gesättigte Grossneffe Ethelbert aus der Großstadt, der bei Oma und den Schwestern auf Weihnachtsbesuch war. „Ihr seid Anfang 1945 mit eurer Mutter aus Ostpreussen gekommen. Dalli war ja fast noch ein Baby und Dickie war ein kleiner süsser Wuschelkopf mit schwarzen Locken und schwarzen Augen. Eurer Mutter ging es damals schon nicht mehr so gut. Ein paar Wochen ist sie dann ja leider von uns gegangen.“ Oma drückte ein Tränchen aus ihrem linken Auge...
„Eberhard, euer Opa, und ich haben euch natürlich bei uns behalten obwohl es uns damals nicht besonders gut ging. Ihr solltet die schönste Kindheit haben, die man sich vorstellen kann“ seufzte Oma Jansen. „Die hatten wir doch auch“ sagte Dick und die beiden anderen Schwestern nickten heftig mit dem Kopf. „Dalli konnte schon mit 4 Jahren auf einem Pony reiten“ sagte Oma stolz „und ihr zwei seid später mit den Ponys in die Schule geritten und zurückgekommen seid ihr manchmal erst abends weil ihr euch noch überall rumtreiben musstet. An die arme ängstliche Oma, die zu Hause sass und sich Sorgen machte, habt ihr gar nicht gedacht, ihr zwei Rabauken“ sagte Oma Jantzen.
„Ja dat sin zwee Raubkatzen“ sagte Hein Daddel, der verdaddelt wie er war „Raubkatzen“ anstatt „Rabauken“ verstanden hatte. „Aber zwee niedliche Raubkatzen“... die Weihnachtsgesellschaft lachte, Jochen sprang vom Stuhl auf, klatschte in die Hände, stellte sich gerade hin, fasste sich an den Kragen und fing an eine kleine Weihnachtsrede zu halten, die aber erfreulicherweise recht kurz war. „So und jetzt tanzen wir“ meinte Jochen von Roth nun.
„Tanzen? Au prima!“.... Ethelbert sprang zum Radio und drehte am Suchknopf. „Quietsch, jaul, pfeif“ endlich hatte er einen Rundfunksender gefunden, der Walzermusik spielte. „Darf ich die Dame zum Tanz auffordern?“ Ethelbert ging zu Dick und verneigte sich höflich. „Ja gerne, der Herr“ entgegnete Dickie lächelnd und tanzte mit ihrem Kavalier einen Walzer, denn Walzer.... ja Walzer hätte sie ja damals auch gekonnt.
Dalli schnappte sich Hein Daddel, der die junge Dame höflich auf die Tanzfläche begleitete. Dr. Pudlich und die Oma liessen sich das nicht zweimal sagen und legten einen flotten Walzer auf den Tanzboden. Der zwar ziemlich eng und schmal ... aber das störte niemanden, auch nicht Jochen und Angela, die sich ebenfalls dazu gesellten.
„Autsch. Aua“... Ethelbert hatte seiner Dickie vor lauter Begeisterung heftig auf die Füsse getreten. „Aua... du bist ein richtiges Trampeltier“ rief Dickie vorwurfsvoll und hielt sich ihren schmerzenden linkenden Füsse. Dann sah sie, dass der Absatz von Angela's schönen Stöckelschuhe, die sie tragen durfte, abgebrochen war. „Du bist ein Rindvieh“ sagt Dickie wütend und trat Ethelbert ordentlich eins vor's Schienenbein.
Aber sie hatte wohl fester zugetreten als sie eigentlich wollte, denn Ethelbert verzog schmerzverzerrt das Gesicht, hielt sich das Schienenbein und hüpfte im Wohnzimmer herum.... und schon war das Ende des Weihnachtsbaums gekommen. Das edle Prachtstück, eine dunkelgrüne Nordmanntanne, fiel klirrend zu Boden und Oma hielt sich die Hände vor's Gesicht. „Das hab ich kommen gesehen....“ Die weissen und roten Christbaumkugeln lagen auf dem Boden, einige waren zersplittert und mitten im Grün lag ein mit Lametta bedeckter Ethelbert, der sich immer noch das Schienenbein hielt.
Oma stand kurz davor in die Luft zu gehen als sich Dr. Pudlich in den sich ankündigenden Familienkrach einschaltete und der Oma versprach der Oma ihr einige von seinen eigenen Christbaumkugeln zu schenken weil „er ja noch so viel habe und eigentlich viel zu viel“. Dann nahm der Doktor ein Sektglas in die Hand und schmiss es hinter sich „Scherben bringen Glück.“
Danach war der fröhliche Weihnachtsabend allerdings beendet und die Weihnachtsgesellschaft begab sich ins Ruhelager.
Ethelbert schenkte seiner Dickie ein wunderbares silbernes Medaillon in Herzform mit einem kleinen Ethelbert-Porträtbildchen zum herausklappen. Dann verteilte er seine „Geschenke“ unter den Anwesenden. Es handelte sich natürlich um „Ethelbert-Bilder“. Ethelbert als Baby, Ethelbert bei der Kindstaufe, Ethelbert als Schuljunge im blauen Matrosenanzug...... „Aber Ethelbert“, sagte Jochen von Roth mit gespielter Strenge „es schickt sich doch nicht an Weihnachten nur Bilder von sich selbst zu verschenken.“.
„Das war doch nur ein Scherz. Ich hab doch noch mehr. Schaut einmal her.“ Ethelbert zauberte ein grosses Fotoalbum hervor. „Das schenk ich Oma und jeder darf sich das Fotoalbum anschauen und mit nach Hause nehmen wenn er will.“. Neugierig ergriff Dalli das Fotoalbum und blätterte. Das Album war voll mit Fotos von letztem Sommer. „Die hab ich mit Papi's Leica heimlich geschossen kurz bevor ich fortfahren musste“ verkündete Ethelbert stolz.
Nachdem man sich nun gegenseitig mit diversen Krawatten, Manschettenknöpfen, Laubsägearbeiten, Strickschals, Porträtbildchen und Ponybilderbüchern beschenkt hatte ging es endlich an die Festtagsstafel. Hein Daddel war bereits ziemlich daddelig von der Weihnachtsbowle, den Dr.Pudlich-Spezial-Pülleken, diversen Steinhägern und mindestens einem Dutzend eiskalter Holsten-Bierchen.
„Dat....“ Hein versuchte einen Satz zu formulieren. „Also dat.... iss ja ... dat scheenste Weihnachtsfest-- Hicks--“. „Ja ja“ ... sagte Dr. Pudlich kumpelhaft und seine rote Weinnase erleuchtete das Zimmer noch heller als der Weihnachtsbaum. Jedenfalls meinte dies Jochen von Roth, an dem die diversen Steinhäger, Bierchen und die Weihnachtsbowle ebenfalls nicht spurlos vorbeigegangen waren.
Ethelbert wiederum stürzte sich wie ein ausgehungerter Schakal auf die Festtagstafel. Oma lachte „Ja Junge, du musst ja vollkommen ausgehungert sein“. „Ja Oma....mampf ... ich hab seit gestern abend kaum was gegessen.... mampf“. Ethelbert (fr)aß wie ein Scheunendrescher oder eigentlich eher wie zwei Scheunendrescher.
Angela sah dieser Szene erheitert zu. Ethelbert hatte anscheinend alle Tischmanieren vergessen und schlang und vertilgte alles was in seine Reichweite kam. „Aber ein feiner Herr aus der Großstadt benimmt sich doch nicht wie so“ meine Angela lächelnd. „Mampf, schluck.... Oma's Essen schmeckt halt so gut. So was leckeres krieg ich ja daheim nicht“ meinte Ethelbert während er sich über das Grünzeug hermachte. Oma war jedoch stolz und froh, dass es ihrem Grossneffen Ethelbert so mundete.
„Was machen deine Eltern eigentlich, Ethelbert?“ fragte Jochen nun. „Davon hast du uns noch nicht viel erzählt. „Och ... schmatz, schlürf .... mein Vater ist Oberregierungsrat und meine Mutter eine ehemalige Opernsängerin.... schmatz, kau....“ „Dann müsst ihr ja mächtig viel Geld haben“ meinte Jochen. „Ja Vater hat mächtig Kohle. Er gibt mir nie was davon ab“ antwortete Ethelbert.
„Man kann auch ohne viel Geld glücklich sein“ meinte die Oma. „Ach damals....“ Nun fing die Oma wieder mit den Kriegs- und Nachkriegsgeschichten an. „Das war ja so eine schöne Weihnacht 1944. Und als ihr dann angekommen seid war es der schönste Moment in meinem Leben“. “Oma, wie sind wir denn angekommen“ fragte Dalli neugierig. „Das hab ich euch doch schon so oft erzählt“ antwortete Oma geduldig.
Die Weihnachtsgesellschaft rückte enger zusammen und Oma fing mit der Geschichte an. „Also das war so ....“ alles hörte gespannt zu, selbst der mittlerweilen gesättigte Grossneffe Ethelbert aus der Großstadt, der bei Oma und den Schwestern auf Weihnachtsbesuch war. „Ihr seid Anfang 1945 mit eurer Mutter aus Ostpreussen gekommen. Dalli war ja fast noch ein Baby und Dickie war ein kleiner süsser Wuschelkopf mit schwarzen Locken und schwarzen Augen. Eurer Mutter ging es damals schon nicht mehr so gut. Ein paar Wochen ist sie dann ja leider von uns gegangen.“ Oma drückte ein Tränchen aus ihrem linken Auge...
„Eberhard, euer Opa, und ich haben euch natürlich bei uns behalten obwohl es uns damals nicht besonders gut ging. Ihr solltet die schönste Kindheit haben, die man sich vorstellen kann“ seufzte Oma Jansen. „Die hatten wir doch auch“ sagte Dick und die beiden anderen Schwestern nickten heftig mit dem Kopf. „Dalli konnte schon mit 4 Jahren auf einem Pony reiten“ sagte Oma stolz „und ihr zwei seid später mit den Ponys in die Schule geritten und zurückgekommen seid ihr manchmal erst abends weil ihr euch noch überall rumtreiben musstet. An die arme ängstliche Oma, die zu Hause sass und sich Sorgen machte, habt ihr gar nicht gedacht, ihr zwei Rabauken“ sagte Oma Jantzen.
„Ja dat sin zwee Raubkatzen“ sagte Hein Daddel, der verdaddelt wie er war „Raubkatzen“ anstatt „Rabauken“ verstanden hatte. „Aber zwee niedliche Raubkatzen“... die Weihnachtsgesellschaft lachte, Jochen sprang vom Stuhl auf, klatschte in die Hände, stellte sich gerade hin, fasste sich an den Kragen und fing an eine kleine Weihnachtsrede zu halten, die aber erfreulicherweise recht kurz war. „So und jetzt tanzen wir“ meinte Jochen von Roth nun.
„Tanzen? Au prima!“.... Ethelbert sprang zum Radio und drehte am Suchknopf. „Quietsch, jaul, pfeif“ endlich hatte er einen Rundfunksender gefunden, der Walzermusik spielte. „Darf ich die Dame zum Tanz auffordern?“ Ethelbert ging zu Dick und verneigte sich höflich. „Ja gerne, der Herr“ entgegnete Dickie lächelnd und tanzte mit ihrem Kavalier einen Walzer, denn Walzer.... ja Walzer hätte sie ja damals auch gekonnt.
Dalli schnappte sich Hein Daddel, der die junge Dame höflich auf die Tanzfläche begleitete. Dr. Pudlich und die Oma liessen sich das nicht zweimal sagen und legten einen flotten Walzer auf den Tanzboden. Der zwar ziemlich eng und schmal ... aber das störte niemanden, auch nicht Jochen und Angela, die sich ebenfalls dazu gesellten.
„Autsch. Aua“... Ethelbert hatte seiner Dickie vor lauter Begeisterung heftig auf die Füsse getreten. „Aua... du bist ein richtiges Trampeltier“ rief Dickie vorwurfsvoll und hielt sich ihren schmerzenden linkenden Füsse. Dann sah sie, dass der Absatz von Angela's schönen Stöckelschuhe, die sie tragen durfte, abgebrochen war. „Du bist ein Rindvieh“ sagt Dickie wütend und trat Ethelbert ordentlich eins vor's Schienenbein.
Aber sie hatte wohl fester zugetreten als sie eigentlich wollte, denn Ethelbert verzog schmerzverzerrt das Gesicht, hielt sich das Schienenbein und hüpfte im Wohnzimmer herum.... und schon war das Ende des Weihnachtsbaums gekommen. Das edle Prachtstück, eine dunkelgrüne Nordmanntanne, fiel klirrend zu Boden und Oma hielt sich die Hände vor's Gesicht. „Das hab ich kommen gesehen....“ Die weissen und roten Christbaumkugeln lagen auf dem Boden, einige waren zersplittert und mitten im Grün lag ein mit Lametta bedeckter Ethelbert, der sich immer noch das Schienenbein hielt.
Oma stand kurz davor in die Luft zu gehen als sich Dr. Pudlich in den sich ankündigenden Familienkrach einschaltete und der Oma versprach der Oma ihr einige von seinen eigenen Christbaumkugeln zu schenken weil „er ja noch so viel habe und eigentlich viel zu viel“. Dann nahm der Doktor ein Sektglas in die Hand und schmiss es hinter sich „Scherben bringen Glück.“
Danach war der fröhliche Weihnachtsabend allerdings beendet und die Weihnachtsgesellschaft begab sich ins Ruhelager.