Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

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Oma Janzen
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Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

Beitrag von Oma Janzen »

Ich habe die Anregung meines grossneffen aufgegriffen und werde mal versuchen zu Beschreiben, was sich in den Jahren dazwischen zugetragen hat.

Vorweg setzte ich immer eine Liste der Personen die in diesem Kapitel neu auftreten, allerdings können auch die Personen aus den früheren Kapiteln auftreten.

Dann habe ich noch eine Bitte: Schreibt eure Meinung nicht hier rein, ich mache auch noch ein Kapitel für kommentare auf. Ich hoffe dieser Link Funktioniert:
http://www.immenhof-forum.de/forum/view ... =66&t=2197" onclick="window.open(this.href);return false;
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Oma Janzen
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

Beitrag von Oma Janzen »

Bewohner der Gegenwart

Alexander Arkens :arrow: neuer Besitzer des Immenhofes
Billy und Bobby eigentlich Roberta und Sybille Arkens :arrow: 8jährige eineiige Zwillinge
Frau Fuchs :arrow: Lehrerin der Zwillinge

Inzwischen stehen nur noch die Gebäude des Immenhofes, aber weder von Ponys noch von Hotelgästen ist etwas zu sehen. Die ehemaligen Ställe sind nur noch Ruinen, die man bald auch nicht mehr abreißen muss, weil sie sich aufgelöst haben. Auch die ursprünglichen schönen Gebäude, bedürfen dringend einer umfangreichen Sanierung.
Eines kam ein junger Mann am Immenhof vorbei, er suchte wohl ein Grundstück für sich und wie reich er war konnte erst recht ihm keiner ansehen. Sein nächster Weg führte ihn also in das Rathaus der Gemeinde von Bad Malente und dort erfuhr er dass die Besitzerin in Amerika lebte und der Hof mit dem Land zu verpachten sei. Herr Arkens überlegte kurz und unterschrieb dann einen langfristigen Pachtvertrag.
Wenig später rollte ein Bagger auf dem Immenhof ein, der die Reste der einstigen Stallungen endgültig beseitigte. Um das Haupthaus wuchs ein Baugerüst und Handwerker beförderten aus dem Haus viel Schutt. Dann wurde das Haupthaus nach den Wünschen von Herrn Arkens ausgebaut und die Fassade wurde neu verputzt. Den Anstrich wählte Herr Arkens so, wie das Haus auf alten Aufnahmen aussah. Dort wo ursprünglich die Ställe standen, ließ er eine große Scheune errichten. Das Torhaus wollte Herr Arkens sowieso nicht benutzen. Also wurde es im einvernehmen mit der Gemeinde Bad Malente zu einem Heimatmuseum umgebaut.
Nach fast einem Jahr Bauzeit, zog jetzt der geschiedene Herr Namens Arkens mit seinen eineiigen Zwillingen Billy und Bobby, ein. Herr Arkens hat den Plan den Immenhof in eine ökologische Landwirtschaft umzuwandeln, so begann er mit einem Trecker und entsprechenden landwirtschaftlichen Geräten, die verwilderten Wiesen umzupflügen, um sie später bepflanzen zu können. Auch wenn er das nötige Geld für dieses Unternehmen hatte, musste er immer wieder Rückschläge einstecken. Der Hauptgrund bestand darin, das in die umliegenden Landwirte nur *müde belächelten* weil er stur bei seiner Linie blieb, keine Chemischen Hilfsmittel einzusetzen.
Die Zwillinge waren noch einige Jahre Schulpflichtig und nützen ihr gleiches Aussehen reichlich aus und stellen auf dem Hof und in Malente einigen Unfug an.
Denn bevor ihr Vater den Immenhof kaufte, waren sie eine richtige Familie. Wenige Monate vor dem Umzug auf das Gut ließ Mutter Arkens scheiden, womit sich die beiden achtjährigen Mädchen nicht abfinden konnten. Sie hofften jeden Tag, dass ihre Mutter wieder vor der Tür stände und sie wie früher liebevoll in die Arme nahm.
Dass dies nie geschehen konnten sie ja nicht wissen. Frau Arkens hatte ihren Mann betrogen, als er sooft durch die Umbauarbeiten, von zu Hause weg war. Als der Ehemann das mitbekam reichte er die Scheidung ein, auch weil ihre Ehe schon seit längerer Zeit nicht mehr funktionierte. Nach dem Gerichtstermin verschwand Frau Arkens dann mit ihrem Freund auf nimmer wieder sehen, die Erziehung ihrer beiden Töchter überließ sie ihrem geschiedenen Mann. Aber das war jetzt vorbei und langsam konnte er auch so manche unschöne Szene vergessen.
Darum meldet ihr Vater zwei Tage nach dem Einzug gleich in einer neuen modernen Gesamtschule an; nur taten sie sich scher sich in der neuen Schule zurechtzufinden und störten sie deshalb ständig den Unterricht. Eines Tages lud die Klassenlehrerin Frau Fuchs den Vater Herrn Arkens zu einem klärenden Gespräch in die Schule ein.
Obwohl er eigentlich gar keine Zeit hatte, denn die Ernte war wie so oft in Gefahr, fand er sich pünktlich um Neunzehn Uhr in dem Klassenzimmer ein. Nach der Schilderung seiner Töchter erwartete er eine ältere kleinwüchsige strenge Dame mit weißen Haaren. Darum erkannte er Frau Fuchs auch erst gar nicht als sie dass Klassenzimmer betrat und sprach sie an, dass sie sich wohl in der Tür geirrt hätte.
„Guten Abend, ich nehme an sie sind Herr Arkens, der Vater von Bobby und Billy.“ Nachdem er sich von seiner Überraschung erholt hatte; denn Frau Fuchs war eine Großgewachsene rotblonde schlanke Dame von mittlerem Alter und sie sah auch überhaupt nicht Streng aus; jetzt stotterte er: „Ja, sie nehmen richtig an. Aber haben sie doch bitte etwas Verständnis für meine Töchter, wir sind doch erst hier her gezogen.“
„Das tue ich normalerweise auch, aber ihre Zwillinge treiben es allzu bunt. Wie kommen die beiden überhaupt zu diesen merkwürdigen Namen?“
„Eigentlich heißen sie ja Roberta und Sybille, eines Tages kam meine geschiedene Frau darauf, ihnen diese Spitznamen zu geben.“
„Damit wären wir schon bei dem Zweck unseres Gesprächs. Sie haben mir eine unglaubliche Geschichte erzählt, die ich eher ins Reich der Märchen einordnen möchte.“

In Stichworten gab sie wieder was die Zwillinge ihr erzählt hatten.
„Frau Fuchs, die Geschichte ist aber ziemlich merkwürdig, damals hatten die beiden auch noch ihre Mutter. Eigentlich haben sie sich erst so verändert seit wir hierher gezogen sind.“
„Ich möchte ja nicht neugierig sein, aber wo befindet sich denn ihre Frau? Die Mädchen scheinen sie ja ziemlich zu vermissen.“
„Das ist gut möglich, aber meine Frau ist wenige Monate bevor wir das Gut bezogen nach der Scheidung verschwunden. Wie sie sich vielleicht denken können, waren die Monate der Scheidung für alle eine große Belastung; erst rech weil meine Frau einen Freund hatte und mit ihm recht offen verkehrte. Für die Kinder kann ich nur hoffen, das sie nicht eines Tages vor der Tür steht.“

Bei dieser Geschichte konnte die Lehrerin sehen, wie sehr ihr Gesprächspartner immer noch unter diesen Ereignissen litt und daher fragte sie behutsam: „Wissen die beiden was ihrer Mutter passiert ist?“
„Ja teilweise! Zumindest wissen sie, dass ihre Mutter umgezogen ist. Aber warum sie umgezogen ist habe ich ihnen bis heute nicht erzählt.“
„Aber vielleicht ist es gerade diese Ungewissheit, die beide Mädchen belastet, denken sie doch mal darüber nach; jedenfalls so geht es nicht mehr weiter. Nicht nur dass sie die anderen Kinder vom Lernen abhalten, durch ihr unruhiges Verhalten. Sie erzählen auch viele Lügenmärchen, wohl um sich aufzuspielen. Letzten haben sie sogar angefangen, einige schwächere Schülerinnen zu terrorisieren und das nicht nur in ihrem Jahrgang, sondern auch in niedrigeren Klassen.“

Als ob er mit der Landwirtschaft nicht schon genug Sorgen hätte, jetzt taten ihm Billy und Bobby auch noch so etwas an. Im Laufe des Berichtes war er immer blasser geworden, aber jetzt versprach er sich die beiden vorzunehmen und bat die Lehrerin um Verzeihung. Aber sie antwortete.
„Das liegt nicht an mir, was in dieser Angelegenheit weiter geschieht, das muss der Direktor entscheiden. Aber er meinte, weil die beiden ja noch neu hier sind, sollte ich erst mal alleine mit ihnen sprechen.“
Daraufhin verließ Alexander nachdenklich die Schule und überlegte auf dem Heimweg, was er den Mädchen sagen solle.

Bevor es jedoch zu diesem Gespräch kam, tauchte am nächsten Tag eine Dame im mittleren Alters auf dem Gut auf und behauptete, eigentlich sei sie ja die wahre Besitzerin. Zum Glück waren die Kinder erst mal noch in der Schule, denn sie hatte das Auftreten eines richtig blonden Giftzahns. Nach einigen Telefonaten bestätigte sich auch diese Behauptung und der allein erziehende Vater überlegte schon ob sie ausziehen müssten.
Als Billy und Bobby jedoch von der Schule, nach Hause kamen, schien sich die Dame plötzlich zu verwandeln und wird sehr liebenswürdig. Bald hatte sich die Dame sich mit den Zwillingen angefreundet, die sich auf einmal sehr artig zeigten und sich auch gleich bereit erklärten der Dame auch alles zu zeigen. Daraufhin meinte die Dame, er solle die Landwirtschaft ruhig fortführen.
Zuletzt geändert von Oma Janzen am Mi 09.Jul.2014 12:16, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

Beitrag von Oma Janzen »

Der Immenhof im Rückblick

Fritzchen :arrow: Vollwaise aus Lübeck
Babara (Dick) :arrow: die Ältere der beiden Schwestern, 18 Jahre
Raph Schüller :arrow: Graphiker aus Lübeck
Brigitte (Dalli) :arrow: die Jüngere der beiden Schwestern, 13 Jahre
Oma Henrijette Janzen :arrow: 70 Jahre
Dr. Pudlich :arrow: älterer Tierarzt und Verehrer von Oma Janzen
Jochen von Roth :arrow: angeheiratetes Familienmitglied, Reitlehrer, Mitbesitzer und Geschäftsführer
Margot von Roth :arrow: Ehefrau von Jochen, Mitbesitzer des Ponyhotels
Hein Daddel :arrow: ehemals Stallbursche bei Jochen, jetzt Stallbursche auf dem Immenhof
Jens Hinnak :arrow: Pferdeknecht für die Lippizanerzucht
Ethelbert Gravenhorst :arrow: Grossneffe von Oma Janzen
Dr. Westkamp :arrow: Reisebürobesitzer aus Hamburg

Obwohl der Ponyumzug in Lübeck aufgrund des übertriebenen Prospekts nicht so lief wie erhofft; kamen außer Fritzchen auch noch zahlende Gäste aus Lübeck.
Aber das war eigentlich noch gar nicht, als der Vertrag mit dem Reisebüro von Dr. Westkamp aus Hamburg funktionierte und sie bald mehr anfragen nach Zimmer hatten, wie freie Zimmer. Es waren meist humorvolle, schlanke und vollschlanke Gäste.
Die meisten von ihnen wollten reiten und möglichst alle gleichzeitig, wenn dies nicht ging waren sie erst mal enttäuscht. Leute die gerne reiten wollten bestellte Jochen allerdings erst einmal auf den Reitplatz, damit er sah ob die Leute wirklich reiten konnten oder nur einen großen Mund hatten. Diejenigen, die sicher auf dem Pferd saßen, durften noch am gleichen Tag ihren ersten kurzen Ausritt machen. Den anderen Möchtegernreitern, stellte er frei ob sie einige Reitstunde auf dem Platz nahmen oder doch lieber auf`s Reiten verzichten.
Der erste Sommer verging somit *wie im Fluge*, so dass nicht nur Jochen, Margot und Oma sich fragten, wo die Zeit geblieben war. Im Herbst kamen zwar noch einige Leute, aber diese wollten meistens die Sonne und die Natur genießen, an den Pferden waren sie weniger interessiert.

Nach dem ersten Jahr schlug Jochen bereits vor das Dachgeschoss auszubauen und das Pferdeangebot zu vergrößern; hauptsachlich damit sie auch größeren und Schwergewichtigen Personen eine Reitmöglichkeit bieten konnten. Eigentlich war es ja nur gedacht, dass Eltern mit ihren Kindern kommen, die dann reiten können. Aber auch die Eltern und anderen Gäste waren an den Pferden interessiert und waren traurig, dass die Pferde für sie zu klein waren.
Also wurde das Ponyhotel im darauf folgenden Winter geschlossen, um die notwendigen Umbauarbeiten durchzuführen.
Als Oma den Kostenvoranschlag sah, wurde sie allerdings Kreidebleich und meinte: „Mit solchen Ausgaben hatte ich ja nicht gerechnet.“
Jochen meinte hingegen: „Wenn wir weiterhin so gut Ausgebucht sind wie bisher, haben wir die Kosten in einigen Monaten wieder drin. Außerdem spielen Margot und ich mit dem Gedanken die Pferde und Ponyzucht wieder aufzunehmen.“
„Ach Oma, lass uns das doch versuchen“,
versuchten Dick und Dalli ihre Großmutter zu überzeugen. „Mit den Pferden wird doch eine Prima Sache und wir sind doch voll dabei.“
„Wir auch“
, meldete sich Ethelbert und Fritzchen, der seiner Ersatzoma gerade mal wieder einen ausgedehnten Besuch abstattete.
Sie hob resignierend die Hände und meinte lachend: „Schon gut, bei soviel Zustimmung kann ich ja schon gar nicht mehr anders als Ja zu sagen; außerdem habe ich ja nicht das letzte Wort. Aber denkst du auch an die zusätzlichen Personalkosten, Jochen? Denn das schaffen wir wohl kaum alleine.“
„Alles schon durchkalkuliert, Oma“,
antwortete Jochen lachend.
Henriette musste immer schmunzeln, wenn Jochen sie so Ansprach, weil sie ja nicht wirklich verwandt waren. Aber sie war nun mal hier im Haus die Oma und erst recht auch für die kleinen Gäste, seit Dalli sie im Prospekt groß angekündigt hatte.
„Gut Jochen, ich nehme an du hast dich schon mit Margot abgesprochen. Also wann fangen denn die Handwerker an?“
„Sobald wir den Dachboden frei geräumt haben und ich dem Maurer grünes Licht gebe.“
„Also Kinder, was steht ihr hier noch rum, Zeit ist Geld, also fangt an
“ und teilte allen ihre Aufgaben zu. Das Jochen und Margot sich am aufräumen beteiligten, war ja klar. Aber auch Dick, Ralph und Dalli, Ethelbert beteiligten sich ohne zu murren. Allen beteiligten rann der Schweiß aus allen Poren, obwohl die heiße Jahreszeit vorbei war. Als sie Abends runterkamen, erkannte Oma sie erst gar nicht. Denn der Schweiß hatte in Verbindung mit dem Staub und den Spinnweben, alle Farben und persönlichen Konturen ausgelöscht. Nachdem sie sich wieder in Menschen verwandelt hatten, wurden sie von der Hotelköchin mit einem guten und reichhaltigen Essen verwöhnt.
Nach drei Tagen war der Dachboden frei und durchgefegt, die Spinnenweben waren inzwischen auch weg; sie waren bei den Aufräumarbeiten an den Personen hängen geblieben.
Direkt am nächsten Tag rückten die Maurer an, um auf dem Dachboden Mauern einzuziehen, wodurch noch acht Zimmer entstanden. Als nächstes kamen die Installateure um die Rohre für die Wasseranschlüsse zu verlegen. Nachdem die Poliere die Wände verputzt hatten, waren die Zimmer schon zu erkennen. Jetzt mussten nur noch die Fensterscheiben und die Türen eingesetzt werden, während auch die Toiletten und Waschbecken angebracht wurden.
Denn Jochen meinte, wenn sie schon ausbauten, dann gleich Modern. Es zeichnete sich damals schon ab, dass in Zukunft immer mehr Hotelzimmer ihre eigenen Toiletten und Waschbecken hatten.

Nachdem die Handwerker fast fertig waren, verschwanden Jochen, Oma und Hein immer öfter heimlich. Die beiden Schwestern standen vor einem Rätsel, Margot wollten sie jedoch nicht fragen. Aber wofür hatten sie immer noch gute Verbindungen zur hiesigen Dorfjugend, besonders zu Mans dem Schmiedsohn. Nach zwei Wochen standen nämlich einige neue Pferde für den Immenhof im Schmiedestall.
Sie hatten vier Schwarzwälder Füchse gekauft, dazu noch drei trächtige Lippizanerstuten für die Zucht. Nur bevor sie auf dem Immenhof einziehen konnten, mussten für diese großen Pferde Boxen gezimmert werden, denn mit dem Stall der Ponys kamen sie natürlich nicht aus.
Die Shettizucht konnten sie ja sofort wieder aufnehmen, sie brauchten nur die Stuten wieder zu den Hengsten lassen. Nur mussten sie ca. zwölf Monate auf die ersten Fohlen warten Hier wachte Oma natürlich wer zu wem durfte.
Um die Pflege der Ponys durften sich Ethelbert und Fritzchen kümmern, der mittlerweile mehr auf dem Immenhof als im Kinderheim war. Das einfahren übernahm wie früher die Schwestern Dick und Dalli.
Nur für die Lippizanerzucht stellte Jochen noch jemand ein, weil der treue Hein Daddel sich nicht mehr um alle Pferde kümmern konnte. Auf sein Inserat in der örtlichen Tageszeitung, meldete sich auch sehr bald ein junger Mann.
Jens Hinnak war schlank, muskulös, groß und ohne Zweifel zuverlässig. Aber er meinte sich nur um die Lipizzaner und gerade noch um die Kaltblüter kümmern zu müssen, aber die anderen Pferde gingen ihn nichts an. Da waren Schwierigkeiten natürlich vorprogrammiert. Die Lipizzaner waren nun mal seine absoluten Lieblinge, die Schwarzwälder brauchten ja zum Glück auch nicht so viel Pflege. Als aber eine der Schwarzwälderinnen beim Abfohlen starb, weil Jens meinte dies ginge ihn nichts an, platzte Jochen der Kragen und …
Er stellte ihn vor die Wahl sich bei Bedarf auch um die anderen Pferde zu kümmern oder sich eine neue Stelle zu suchen. Mit zusammengebissenen Zähnen sagte er zu sich zu bessern. Jochen war gespannt, ob er sein Versprechen halten würde. Inzwischen wurde auch das Verhältnis zu Hein und den anderen Menschen auf dem Grundstück besser, seitdem gehört Jens scheinbar zur großen Immenhoffamilie.
Zuletzt geändert von Oma Janzen am Di 08.Jul.2014 8:50, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

Beitrag von Oma Janzen »

Die zweite Eröffnung

Frieder Bach :arrow: 4jähriges Gastkind
Frau Bach :arrow: seine Mutter

Die zweite Eröffnung


Auch wenn der Umbau noch in vollem Gange war, nahmen Oma und Margot schon Zimmerbestellungen für das neue Jahr an. Dies ging aber nur insofern, wenn nicht zufriedene Gäste aus dem letzten Jahr, nicht schon wieder Zimmer vorbestellt hatten. Auch im Frühjahr nach dem Umbau hatten bereits einige begeisterte Gäste vom letzten Jahr bereits Zimmer vorbestellt und als sie sahen, dass jetzt auch alle reiten konnten, waren sie noch begeisterter.
„Mutti, Vati guckt mal“, rief der kleine Frieder begeistert aus und lief auf die großen stämmigen dunkelbraunen Pferde mit den blonden Mähnen und Schweifen zu. „Dieses Jahr kann Vati sogar mit reiten. Mammi willst du es nicht auch einmal versuchen?“
„Frieder, deine Begeisterung ist ja richtig ansteckend, aber lass uns doch erst mal auf das Zimmer gehen; ich möchte mich gerne erst mal frisch machen“
, sagte Frau Bach zu ihrem ungestümen Sprössling. Seit er im letzten Jahr zum ersten Mal auf einem Shetlandpony saß, redete er zu Hause von nicht`s anderem mehr und zählte die Tage oder später die Stunden, bis die Ferien begannen. Nun hat er ja erst mal seinen Willen bekommen, nur was ist nach dem Urlaub? In diese Richtung gingen Frau Bachs Gedanken.
Nach dem Abendessen hielt Frieder es nicht mehr aus und rannte zu den Ställen, wobei er von Jochen der gerade von der letzten Reitstunde des Tages kam, gerade noch aufgefangen wurde, bevor er der Länge nach in eine Pfütze flog. „Nanu Frieder, wohin so schnell? Ihr seit doch sicher erst angekommen, also hast du doch noch so viel Zeit.“
„Das schon, aber ich habe doch solange auf die Pferde gewartet, wo sind sie denn?“
„Du kannst sie doch Morgen sehen und dir dein Pony aussuchen. Willst du den Ponys nicht mal eine Pause gönnen?“
Frieder stand auf einem Bein und dachte wohl ganz angestrengt nach, bis er mit der Frage nach Dick und Dalli raus kam.
„Ja hast du denn die beiden noch nicht gesehen? Dick sitzt doch am Empfang und Dalli bedient im Speisesaal.“

Da kommt Hein ganz aufgeregt auf die Beiden zu gestürmt. Mit knapper Not kann er gerade noch im vollen lauf stoppen und stößt ganz außer Atem hervor: „Käpten, der Baldur hängt da hinten auf der Weide mit einem Vorderbein im Stacheldraht, kommen sie schnell!“ Jochen läuft mit und fragt Hein im laufen, wie das denn passieren konnte, die Weidezäune sind doch alle aus Holz. „Ist auch nicht am Zaun, sondern mitten auf der Weide, da hat einer nen ganzen Drahtverhau hingelegt.“ Jochen hatte einen üblen Verdacht sagt aber erstmal nichts.
Inzwischen sind sie auch bei besagter Weide angekommen und Jochen sieht sofort, wenn sich der riesige Schwarzwälder sich erschreckt reißt er sich das ganze Vorderbein auf. Ob sie die Blutung dann noch stillen können, ist die Frage.
Er versucht mithilfe seiner Stimme beruhigend auch das ängstliche Pferd einzuwirken und in seine Nähe zu kommen, während Hein erst mal am Zaun stehen bleibt. Das ist auch gut so, denn jetzt kommt Jens angerannt und will auf die Weide. Hein kann ihn gerade noch davon abbringen, denn Jochen ist jetzt in Reichweite der Hinterhufe und wenn sich der Hengst erschreckt, könnte wenn er in seiner Panik, ungewollt Jochen schwer verletzt.
Jens stützte sich auf dem Zaun ab und verfolgt mit ängstlichem Blick das geschehen auf der Weide.
Inzwischen hatte Jochen mit den Augen Hein ein Zeichen gegeben das er nachkommen soll und vorsichtig versucht das Bein von dem Stacheldraht zu befreien.
Als Hein sich an ihm zu schaffen macht, schnaubt er zwar Aufgeregt, aber zum Glück kann Jochen ihn soweit beruhigen, das er nicht anfängt zu tänzeln und still hält. Die Befreiungsaktion dauert trotzdem einige Minuten, so das im Nachhinein sowohl die beiden Helfer als auch das Pferd Nass geschwitzt sind.
Jens ist inzwischen mit schlechten Gewissen auf die Weide gekommen und führt Baldur am Strick erst mal in den Stall um ihn mit einem Strohwisch trocken zu reiben; wobei er ihn an einem Heuhaufen knabbern lässt. Inzwischen hat Hein den Draht von der Weide entfernt, als Jochen kommt und sich Draht anschaut. Aber jetzt muss er sich erst mal um den Hengst kümmern, am besten er stellt ihn vorläufig wieder auf die Weide. „Wir lassen ihn die nächsten Stunden erst mal draußen, auch wenn es Nacht wird; aber so kann er sich am besten beruhigen. Vielleicht kann ich ihn dann Morgen mit ins Gelände nehmen.“
„Ja Käpten, ich werde nachher noch mal nach ihm sehen.“

Als sie ins Haus kamen wurde es schon dunkel und die meisten Gäste waren schon auf ihren Zimmern, sogar Frieder waren die Augen zugefallen.
Es wurmte Jochen zwar, weil er den Verdacht hatte, das Jens den Draht vergessen hatte; aber was konnte er ohne Beweis schon machen, also kam der Kerl wieder mal ungestraft davon.

Als Dalli am nächsten Morgen davon erfuhr, regte sie sich furchtbar auf, weil sie ja jedes Pferd liebte. „Jochen was muss denn noch passieren, ehe du ihn raus wirfst, er passt einfach nicht zu uns.“
„Dalli das ist nicht so einfach“,
versuchte Margot zu vermitteln. „Sieh mal er hat es doch nicht mit Absicht gemacht.“
„Da bin ich mir aber nicht so sicher“, erwiderte Dalli zornig und drehte sich um, schließlich musste sie ja noch zu ihren Lieblingen, den Shettis.
„Jochen, was sollen wir wirklich tun? Zwar hat Jens sich zwar seit der Sache mit der Stute gebessert, aber es geht doch nicht an, das er unsere Pferde verletzt bloß weil er unaufmerksam ist“, sagte Margot. Sie hatte zu den Pferden zwar nicht die Einstellung wie Dalli, aber sie war auch sauer und Verstand nicht so richtig, das ihr Mann jetzt noch so ruhig blieb.
„Ich kann im Moment nicht mehr tun als ihn mit meinem Verdacht zu konfrontieren und dann werde ich ja sehen was er sagt.“
Zuletzt geändert von Oma Janzen am Di 08.Jul.2014 8:54, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

Beitrag von Oma Janzen »

Der Ausritt

Herr Brummbär :arrow: ein Gast
Medizinalrat :arrow: ein Gast

Inzwischen war Hauptsaison und jetzt waren soviel Leute da, dass fast alle Zimmer belegt waren. Irgendwie hatte es sich rum gesprochen, dass auf dem Immenhof jetzt mehr Pferde da waren das jetzt alle reiten konnten.
Als Dick, Jochen und Margot am Abend die Ausreitwünsche für den nächsten Tag durch sahen wurde ihnen trotzdem Schwindelig. Dick erholte sich zuerst und meinte: „Wo ist denn das Problem? Denkt doch an das viele Geld, was wir einnehmen; schließlich können doch alle Pferde gehen, denn die Stuten sind maximal im zweiten Monat trächtig und da tut ihnen die Bewegung schließlich gut.“
„Das schon“
, meinte Jochen. „Aber wenn es so weiter geht, haben wir bald wieder zu wenig Pferde.“
„Sollten wir das nicht erst mal auf uns zukommen lassen und uns erstmal über das viele Geld freuen?“

„Da hast du Recht Dick, etwas anderes bleibt uns im Augenblick nicht übrig.“

Herr Brummbär fragte Dick, ob er nicht lieber das große Pferd haben könnte und er zeigte auf Baldur. „Hm, das kann ich nicht entscheiden, da müssen sie schon den Reitlehrer da drüben fragen.“
Missmutig ging er zu Jochen und fragte ihn in ziemlich barschem Ton, warum er nicht dies Pferd haben könne? „Schließlich habe ich im letzten Jahr einiges gelernt und da brauche ich mich wohl nicht mehr mit so einem albernen Pony abgeben.“
Jochen musste sich bemühen, diesem Angeber nicht die Meinung zu sagen; denn schließlich war er ein zahlender Gast, also erwiderte er so freundlich er konnte: „Herr Brummbär, natürlich können sie ein anderes Pferd haben, wenn sie es Wünschen.“
„Na bitte, geht doch“
, antwortete er Selbstbewusst.
„Moment, lassen sie mich bitte ausreden! Dies ist aber ein großer kräftiger Kaltbluthengst, trauen sie sich zu ihn zu halten.“
„Ich verstehe nicht, was daran so kompliziert sein soll“,
fragte er angeberisch.
Jochen hatte trotzdem seine Zweifel, aber er dachte; nun gut soll er seinen Willen haben und teilte ihm Baldur zu, den er eigentlich selbst hatte nehmen wollen.
Weil sie jetzt so eine große Gruppe waren, ritt Margot vorne neben ihm und Dick mit Dalli und Ethelbert als Nachhut, damit ihnen keiner verloren ging. Ethelbert hatte zwar immer noch seine Probleme ein Pony richtig zu satteln; dafür konnte er inzwischen so gut reiten wie die anderen.
Das Wetter war schön und es schien ein entspannter Ausritt zu werden; zumal der Medizinalrat jetzt auf einer Lipizzanerstute saß, die mit einer Rückenhöhe von einmetersechzig seiner Fülle eher entgegen kam und auch sein Gewicht besser tragen konnte, wie ein Pony von neunzig Zentimetern.
Aber auf der halben Strecke wurde es dann doch kritisch: Sie galoppierten gerade locker über eine Große Wiese, da überholte Herr Brummbär mit Baldur und hochrotem Kopf, fast die ganze Truppe. Der Medizinalrat ritt mit seiner Lipizzanerin direkt hinter Jochen und hinter dem Medizinalrat reihte sich jetzt Herr Brummbär mit Baldur ein, der ja nichts Böses ahnte.
Wenige Augenblicke später überschlugen sich jedoch die Ereignisse. Dick hatte so etwas schon kommen sehen und war dem wilden Paar ruhig nachgeritten, aber was jetzt passierte konnte selbst sie nicht verhindern. Die Lipizzanerin hatte wohl doch nicht aufgenommen, also verlangte es sie auch weiterhin nach einem Hengst, so dass sie den verführerischen Duft einer rossigen Stute ausströmte. Baldur war natürlich ein ganzer Kerl und wollte sie besteigen, was ihm auch durch Herrn Brummbärs mangelnde Erfahrung, gelang. Dick konnte dem Medizinalrat gerade noch zurufen, er möchte Abspringen; ansonsten hätte er Baldurs Hufe im Kreuz gehabt. Das war allerdings bei seiner Leibesfülle auch gar nicht so einfach, es war auch mehr ein aus dem Sattel rutschen, wobei er recht unsanft auf dem Boden landete.
Jochen hatte die Situation trotzdem mitbekommen und holte wütend Herrn Brummbär vom Pferd, der jetzt zitternd am Boden stand. Es viel ihm schwer sich zusammenzureißen und den Brummbärn nicht auf der Stelle zur Sau zu machen, so ordnete er nur an: „Dick tausch bitte mal das Pferd und nimm du Baldur, ich möchte so etwas nicht noch einmal erleben.“
„Ja Jochen, mache ich!“
Aber insgeheim trauerte sie um ihren lieben Isländer, auf dem jetzt dieses Ekelpaket reiten sollte. Selbstverständlich hatte Jochen Recht, sie hatte Baldur schon einige Male geritten und kannte sein Hengstverhalten, das sie auch unter Kontrolle hatte.
Der weitere Ausritt ging aber friedlich zu Ende, nachdem Ethelbert den vor Angst schlotterndem Medizinalrat, wieder auf seine Lipizzanerin befördert hatte. Herr Brummbär reihte sich erstmal Kleinlaut ziemlich weit hinten ein.
Auch wenn der Gast *König* ist, nahm sich Jochen den Unglücksraben vor als sie zurück waren. Aber immerhin musste er seinen Zorn, auch jetzt noch bremsen, schließlich war er ja ein zahlender Gast. Er konnte nur hoffen das diesem Untier nicht einfiel, nächstes Jahr wieder zu kommen. „Ist ihnen eigentlich klar, was hätte passieren können; wenn Dick und der Medizinalrat nicht so Geistesgegenwärtig reagiert hätten. Am liebsten würde ich sie für die weiteren Ausritte sperren!“ Fuhr Jochen ihn lautstark an, denn jetzt konnte er sich nicht mehr bremsen.

Als Oma Janzen den Schreckensbleichen Brummbär in die Hotelhalle wanken sah, ahnte sie schon böses und nahm sich vor mit Jochen ein ernstes Wörtchen zu reden. Als dann aber noch der stämmige und sonst so fröhliche Medizinalrat, auch weiß aussah und nur noch mit schlotternden Gliedern in sein Zimmer ging; fragte sich Henriette ob da nicht ein Unfall passiert war.
Die Gäste, die später zum Essen runter kamen, schaufelten ihr essen so Gedankenlos rein; das Olga die gerade Mal aus der Küche gekommen war, Frau Janzen leise fragte: „Ich glaube den Leuten schmeckt es nicht, was habe ich nur falsch gemacht?“
„Ich glaube, es liegt gar nicht am essen!“
„Woran denn sonst“,
fragte Olga ganz verwirrt.
„Ich glaube auf diesem Ausritt ist irgendein Unglück passiert. Also machen sie sich keine Gedanken über ihre Kochkünste, die sind sicher wie immer sehr gut.“
Zuletzt geändert von Oma Janzen am Di 08.Jul.2014 8:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

Beitrag von Oma Janzen »

Überraschungen

Stine :arrow: Hotelangestellte

Der Reisekaufmann Dr. Westkamp überlegte gerade, ob er sich den neuen Immenhof nicht mal ansehen sollte, ehe er weitere Gäste hinschickt. Immerhin hatte Herr Brummbär sich über den Immenhof und speziell Jochen Roth beschwert. Sicher er kannte diesen Kunden nur zu gut und wusste, wie schnell er mit Beschwerden bei der Hand war. Doch wollte er nun doch wissen, was da los war.
Die zwei Tage für eine Radtour hätte er schließlich, auf seine Angestellten konnte er sich ja verlassen, und so lange wollte er nun doch nicht bleiben. Außerdem wollte er mal sehen, was der *genialste Graphiker* machte, was er zwar hier aus der Post holte sah zwar sehr gut aus; aber man konnte ja nie wissen.
Also packte er seine Angelruten zusammen und schickte sie mal wieder per Bahnpost los. Diesmal wollte er sich gar nicht Ankündigen, denn es ging auch nicht um einen Vertrag, sondern eher um eine Kontrolle.

Nach einigen Tagen wunderten sich alle, warum aus Hamburg fast keine Buchungsanfragen mehr kamen. Eigentlich waren es ja nur die Gäste vom letzten Jahr und ein paar Bekannte unter denen sich das Ponyhotel rum gesprochen hatte.
Als Dr. Pudlich auf einen privaten Verehrerbesuch zu Frau Henriette kam, saß sie wieder mit hängendem Kopf da. „Nanu verehrte Freundin, warum sind sie denn so traurig?“
„Ach Pudlich, wir haben uns wohl doch übernommen, es kommen kaum noch Gäste aus Hamburg.“
„Frau Henriette, da würde ich erst mal abwarten. Im Augenblick sieht der Sommer ja nicht sehr viel versprechend aus, da sind die Leute nicht so schnell mit dem Buchen.“
„Das sehe ich ja auch, aber uns brechen die Einnahmen weg.“
„Was macht den die Ponyzucht? Mit den anderen Pferden können sie doch auch züchten.“
„Schon, aber die ersten Fohlen kommen erst in einem Jahr; leider können wir sie nicht backen.“
„Hm… ich hätte da eine Idee! Sie kennen doch den Förster von Dodau. Der hat mich angesprochen, ob ich nicht jemand wüsste, der Pferde für die Holzarbeit hat? Sie haben doch hier die idealen Pferde dafür.“
„Die Idee ist ja nicht schlecht, aber das muss ich erst mit Jochen besprechen“,
sagte Henriette, die sich scheinbar wieder erholt hatte.
Bevor Henriette mit Jochen sprechen konnte, kam Stine und meldete, dass ein neuer Gast eingetroffen war. Während Henriette noch überlegt kommt Fritzchen angelaufen und ruft: „Oma, du rätst nicht wer gerade gekommen ist?“
„Mach`s doch nicht so spannend und sag schon. Mir ist wirklich nicht nach Rätselraten.“
„Dr. Westkamp aus Hamburg.“
„Sch …“,
wollte sie sagen und ergänzte dann geistesgegenwärtig. „Fritzchen hole bitte Jochen oder Margot.“
Die letzten Worte hatte Dr. Westkamp mitbekommen und begrüßte erst mal die geschätzte Frau Janzen
„Guten Tag, gnädige Frau. Ich möchte gerne mal das Hotel nach dem Umbau sehen. Aber sie haben Recht, ich möchte auch mit den Besitzern sprechen.“
Inzwischen war Margot unbemerkt dazu gekommen und fragte ganz erstaunt: „Schicken sie uns deswegen keine Gäste mehr?“
„Aber nein Frau Roth!“
Dr. Westkamp druckste etwas rum, weil er sich in seiner Haut nicht besonders wohl fühlte. „Ein Gast hat sich lautstark bei mir im Reisebüro beschwert und mehrere Kunden haben diesen Auftritt mitbekommen. Dadurch haben sie natürlich woanders gebucht und diese negative Auskunft auch weitergegeben. Jedenfalls ist die Nachfrage seitdem stark zurück gegangen, jetzt wollte ich mich mal persönlich davon überzeugen, das hier alles in Ordnung ist.“
„Heißt dieser Kunde vielleicht Brummbär“,
fragte Margot, die schon einen Verdacht hatte. „Bei dem Unfall den er verursacht hatte, war ich selbst anwesend und kann ihnen deswegen auch Auskunft geben.
Herr Brummbär wollte unseren Kaltbluthengst reiten. Mein Mann hat ihn noch gefragt ob er mit Hengsten umgehen kann. Er meinte ja. Also überließ ihm mein Mann das Pferd. Wie sich aber während des Ausritts herausstellte war er mit dem Pferd total überfordert und er hat mit seinem Verhalten nicht nur sich selbst, sondern auch seine Mitreiter und ihre Pferde gefährdet; ob die eine Stute das Abendheuer überlebt, wissen wir noch nicht. Nach dem wir zurück waren, ist meinem Mann natürlich der *Kragen geplatzt* und er hat ihm die Meinung gesagt, das gefiel dem Herrn natürlich nicht.“

Und Dalli die gerade dazu kam, ergänzte: „Jochen hat sich trotzdem noch sehr zurückgehalten. Ich hätte ihn sofort rausgeworfen, auch wenn er seine Rechnung nicht bezahlt hätte.“
„Aber Dalli, so kannst du doch mit den Gästen nicht umgehen“,
weiß Oma zu Recht.
„Doch Frau Janzen, ihre Enkelin hat durchaus Recht, wenn der Herr sich derart daneben benommen hat“, sagte Dr. Westkamp mit einem Lächeln im Gesicht, denn er war ja auf Herrn Brummbär auch nicht gut zu sprechen. „Ich hätte die Rechnung mit Vergnügen für sie eingeklagt. – Was ich aber noch sagen wollte: Haben sie für einige Tage ein Zimmer für mich?“
„Für sie doch immer“,
meinte Oma. „Schließlich haben wir so viele leer stehende Zimmer.“
In diesem Augenblick brachte Hein auch die Angelruten rein, die gerade mit der Bahn eingetroffen waren; denn er hatte doch noch einige Gäste von Bahnhof abgeholt. Dr. Westkamp bedankte sich und sprach weiter.
„Frau Janzen, ich will *Pumukel* heißen, wenn sie demnächst nicht wieder das Haus voll haben.“
Als sie Abends alle zusammen saßen und das Thema noch mal ausführlich besprachen, sagte Dr. Westkamp: „Wenn die Stute das nicht überlebt, werde ich natürlich mit dem Herrn sprechen, das er Haftbar ist. Um welche Summe geht es denn in diesem Falle?“
„Um siebentausend Mark“,
sagte Jochen trocken.
Westkamp erbleichte und bat: „Ich hoffe sie können mir verzeihen, das ich ihnen diesen Mann geschickt habe.“
„Natürlich Dr. Westkamp, sie können den Leuten ja auch nur *vor die Stirn gucken*“,
warf Dick ein.
„Ach ich habe noch eine Frage bevor ich mich zurückziehe. Ist Herr Schüller im Haus?“
„Heute Abend nicht mehr, aber sie können ihn sicher Morgen sprechen“
, sagte Dick, die sich denken konnte weshalb er gefragt hatte.
„Gut, wenn das soweit geklärt ich, möchte ich mich zurückziehen; denn ich will im ersten Morgenlicht an den See.“
„Ist gut Dr. Westkamp! Sollen wir ihnen Morgen früh etwas hinstellen, außer Würmern“
, fragte Margot noch.
„Gerne ein normales Frühstück und den Kaffee bitte in der Thermosflasche.“
Als Dr. Westkamp gegangen war meinte Dick: „Jetzt muss ich euch auch noch etwas sagen“ und legte ihnen die Einladung zur Hochzeit mit Ralph Schüller hin.
„Wie so schnell, wollt ihr heiraten. Oder müsst ihr“, fragte die gar nicht neugierige Dalli.
Lachend antwortete Dick: „Aber wenn Dalli doch recht hat. In fünf Monaten bekommt der Immenhof ein neues Familienmitglied.“
„Ich wollte gerade sagen darauf müssen wir einen Trinken“
, sagte Jochen. Aber dann fiel ihm ein, das Schwangere ja keinen Alkohol trinken dürfen und er ergänzte schnell. „Einen Orangensaft für dich, haben wir auch noch.“
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

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Glück oder Unglück

Pankraz Hallgarten
:arrow: Onkel von Ethelbert uns Winzer aus Eltville

Am frühen Vormittag kam Dr. Westkamp diesmal mit mehreren gefangen Fischen im Eimer zurück, denn diesmal gab es ja keine Malerin oder ähnliche Hindernisse. Auch Fritzchen, der schon fast zur Familie Janzen gehörte, hielt sich zurück.
Die Fische brachte er direkt in die Küche, damit Olga der Familie ein gutes Fischessen servieren konnte. Dann suchte er seinen freiberuflichen Graphiker Ralph Schüller auf, von dem er hoffte ihn am Zeichentisch zu finden; denn er wollte sehen, wieweit das neueste Plakat war. Immerhin wollte er auch Fernreisen verkaufen und die Leute mussten ja zumindest eine Vorstellung von dem Land haben. In der Halle lief ihm Herr Schüller gleich über den Weg, weil er mit der Vorbereitung seiner Hochzeitsfeier, die in zwei Tagen stattfinden sollte, beschäftigt war. Besser gesagt er stand auch der Leier um eine Girlande anzubringen.
„Herr Schüller, komme ich Ungelegen oder wie soll ich mir erklären, das sie noch nicht fertig sind?“
„Ach tut mir leid, Chef aber ich heirate in zwei Tagen und da habe ich im Augenblick noch andere Sorgen. Aber wenn sie wollen, kann ich ihnen meinen neuesten Entwurf zeigen“
und bat seinen Chef in sein Atelier. Ralph präsentierte ihm sein neuestes Werk und Westkamp staunte nicht schlecht, über das fast fertige Plakat und wie gut es gelungen war.
Herr Schüller, ich habe auch gleich noch einen neuen Auftrag für sie und wollte dies eigentlich mit ihnen besprechen, aber ich sehe sie sind mit ihrer Hochzeitsfeier vollauf beschäftigt.“
„Das schon, es geht um die Hochzeit von Dick und mir, zu der ich sie herzlich einlade.“
„Da ich sowieso noch einige Tage hier Urlaub machen wollte, nehme ich ihre Einladung gerne an. Ich will mich nur umziehen, danach würde ich ihnen gerne helfen.“
„Aber kann ich das von meinem Chef so einfach annehmen?“
„Herr Schüller, jetzt vergessen sie mal den Chef und denken sie ich wäre irgendein Bekannter, der würde ihnen doch sicher auch helfen.“
„Dann möchte ich mich schon mal bedanken! Dann habe ich noch eine Frage, wie soll denn ihr neuestes Projekt aussehen?“
„Diesmal ist das Ziel gar nicht so weit, eine Reise an den Bodensee.“
Ralph sah auch schon einige Motive vor seinem geistigen Auge, aber er sagte: „Das wird wohl bis nach der Hochzeit warten müssen.“
„Verehrter Herr Schüller, sie sind so schnell mit ihren Werken, das sie jetzt gerne erst mal Pause machen können. Ich dachte nur, wenn ich sowieso hier bin, kann ich auch mal ansehen was sie hier machen. Eigentlich bin ich ja hier um mir das erweiterte Hotel anzusehen.“

Diesmal musste Dr. Westkamp sich ja alle Angebote selber ansehen, um sich über die Güteklasse des Hauses, ein Bild zu machen; denn Fräulein Gisela hatte schon vor einigen Monaten gekündigt.

Zwei Tage später fuhren Ralph und Dick, diesmal im ersten Wagen, nach Lübeck zur Kirche in der Altstadt. Die Kutsche hatte Hein Daddel aufgeputzt und mit acht Shettlandponys bestückt; Dick ließ es sich natürlich nicht nehmen, selbst zu fahren. In den weiteren Kutschen folgte die gesamte Familie zu der natürlich auch Dr. Pudlich und Pankraz Hallgarten gehörten.
Nach der Kirche fuhr die lustige Gesellschaft noch eine Runde durch Lübeck, wo sie durch die Königsstraße über den Marktplatz mit seinem herrlichen Rathaus fuhren und dann das Holstentor passierten. Gegen Mittag waren sie dann wider auf dem Immenhof und wurden von einem Spalier der Gäste begrüßt, die natürlich inzwischen alle wussten, was heute gefeiert wurde und sich mit freuten.
Nach einem sehr komfortablen Hochzeitsmenü. Danach lud Dr. Westkamp das *Grüne Ehepaar* zu einem Einwöchigem Segeltörn über die Ostsee ein.
„Ich habe ja so kurzfristig von ihrer Hochzeit erfahren, dass ich mich um kein Hochzeitsgeschenk kümmern konnte. Soweit ich mitbekommen habe können sie keine Hochzeitsreise machen, so möchte ich ihnen dieses Geschenk machen.“
Bei dem Gedanken war Ralph zwar nicht wohl zu mute, aber er ließ sich erst mal nichts anmerken. So freuten er und Dick sich natürlich sehr, denn nach dem Umbau war für eine Hochzeitsreise kein Geld da und die Zeit für Flitterwochen war eigentlich auch nicht da. Als Jochen sah, dass sich die beiden über diese Einladung freuten aber dennoch ablehnen wollten, meinte er: „Genießt die eine Woche doch, die Arbeit läuft euch bestimmt nicht weg.“
„Nur ein Nachteil hat die Sache, sie müssen mit mir altem Knochen Vorlieb nehmen“,
sagte Dr. Westkamp Lachend, „aber ohne Skipper fährt das Boot nun mal nicht.“
„Ach Dr. Westkamp, so alt sind sie doch auch nicht“
, erwiderte Dick mit roten Backen und in heiterer Stimmung. „Wir werden uns doch bestimmt verstehen.“ Schnell fügte sie hinzu: „Es freut mich doch, den Chef von meinem Mann auch mal Privat kennen zu lernen.“
„Also gut, was Halten sie davon, wenn wir heute noch auslaufen und direkt losfahren?“
Bis die Beiden aber alles Nötige zusammengepackt hatten und sich von der lustigen Hoch
zeitsgesellschaft verabschiedet hatten, waren mal eben zwei Stunden vergangen.
„Jetzt sollten wir aber losfahren, denn wir müssen noch fast zwei Stunden mit dem Auto fahren; schließlich geht die Autobahn noch nicht ganz bis Fehmarn durch.“

Beim aussteigen reckte Dick sich wohlig; nach der langen Fahrt, tat die Bewegung gut. Es war ja auch erst später Nachmittag, als sie am Hafen von Großenbrode ankamen. Weil es Hochsommer war, konnten sie in diesen Breiten noch bis zweiundzwanzig Uhr mit Tageslicht rechnen. Als sie aber an den schwankenden Anleger kamen, wurde es Ralph jetzt wirklich mulmig zumute, aber er wollte sich nichts Anmerken lassen; noch zu seine Frau wie selbstverständlich, den Anleger und anschließend das Boot betrat.
„Wenn sie möchten können wir heute noch eine kleine Schnupperfahrt machen, aber richtig wollte ich eigentlich erst Morgenfrüh losfahren.“
„Dann gehen wir am besten erst mal ins Hotel, damit wir Morgen früh wegkommen.“
„Halt Junger Mann, geschlafen wird an Bord, hier sind genügend Kojen auf dem Schiff.“

Ralph dachte mit grauen daran, das diese Schaukelei auch noch die ganze Nacht weiterginge. Bei diesem Gedanken hätte er sich beinahe doch übergeben.
Dick hingegen freute sich und schwärmte: „So eine richtige Seefahrt mit allem was dazu gehört, wollte ich immer schon machen.“
„Das ist ja wunderschön für sie, aber ich glaube ihr Mann würde sich an Land wohler fühlen.“

Jetzt merkte Dick erst, dass sich die Gesichtsfarbe ihres Mannes ins grünliche verfärbte und hätte beinahen laut losgelacht, aber dann konnte sie sich gerade noch bremsen.
„Ach mein armer Schatz, warum hast du denn nichts gesagt? So wird dir doch sicher die ganze Reise verdorben.“
„Das will ich nicht hoffen, wenn sich mein Magen erst einmal an die Schaukelei gewöhnt hat, wird es bestimmt schön“
, sagte Ralph tapfer, wofür er nicht nur von Dr. Westkamp bewundert wurde.
„Wie ist es sollen wir noch einen kleinen Abendtörn machen?“ Dabei schaute er in erster Linie Ralph an.
„Ja, ist vielleicht eine gute Idee, danach geht es mir hoffentlich besser.“
„Frau Schüller können sie mir bei dem Ablegemanöver helfen?“
„Aber gerne, was soll ich den tun?“
„Können sie die Leine am Steg losmachen und dann wieder aufs Boot springen.“
„Natürlich, das ist doch kein Problem!“


Als am nächsten Morgen, als der Anker dann endgültig gelichtet wurde schien der Wind nicht mitzuspielen, aber sie kamen zumindest aus dem Hafen. Denn blieb ihnen nichts anderes übrig als zu kreuzten, wobei Dick mit vor Aufregung glühenden Backen gerne mithalf die Segel zu setzen und wieder einzuholen, was beim Kreuzen sehr häufig geschehen musste.
Nachdem sie Fehmarn später hinter sich ließen wie geplant, segelten sie gleich nach Bagenkop einem gemütlichen kleinen Fischereihafen in Dänemark weiter. Dort wollte sie einen ausführlichen Landgang unternehmen, denn sie kannten dieses Land ja noch nicht; jetzt wurde Ralphs Gesichtsfarbe auch wieder Normal, als er festen Boden unter den Füßen hatte.
Kaum hatten sie das Boot festgemacht, als sie auch schon von einem Dänen der etwas Deutsch konnte, eingeladen, das farbenfrohe Hafenfest zu feiern. So hatten sie abends leider noch nicht viel vom Land gesehen, aber das war ja auch nicht ihr eigentliches Ziel.
Der nächste Tag brachte sie zu einem kurzen Abstecher auf der Insel Ærö und segelten dann weiter nach Fåborg, wo es für dies Zeiten einen schönen modernen Hafen gab. Im Restaurant *Færgegaarden* aßen sie dann ausgiebig zu Mittag. Natürlich gab es für jeden eine große Scholle mit Kartoffeln und Salat. Sie hatten zwar schon mal Schollenfilets gegessen und sie schmeckten ihnen gut. Aber eine ganze Scholle, auch wenn die Eingeweide schon entfernt waren, hatten sie noch nie gesehen. Danach hatten sie tatsächlich noch einige Stunden um sich etwas von Dänemark an zu sehen.
Langsam gewöhnte sich Ralph wohl doch an den Seegang, jedenfalls genoss er inzwischen das leichte Schaukeln beim Einschlafen.
„Wer weiß, vielleicht habe ich als Baby ja auch in einer Wiege gelegen“, sagte er jetzt schon ganz gutgelaunt.
Nach einer Erholsamen Nacht in den gemütlichen Kojen, segelten sie jetzt endlich bei gutem Wind durch den kleinen Belt. Auf diesem Streckenabschnitt, kam jedoch ein Unwetter auf; wodurch es Ralph wieder schlechter ging. „Ach du armer Mann, musst du wieder Leiden?“
„Ja mach du dich ruhig lustig über mich, du hast ja nicht die Probleme.“
„Geh doch lieber in die Koje, sonst kippst du aus versehen noch über Bord und bei der Dünung können wir dich nicht rausholen.“
„Das ist ein gutes Stichwort Frau Schüller; wir sollten uns auch besser anseilen, denn wir haben den Brechern die über Deck kommen auch nichts entgegen zu setzen.
Das klingt ja furchtbar Dr. Westkamp, wird meiner Frau auch nichts passieren?"

Eigentlich hätten sie ja bei diesem Wetter auch die Segel unten lassen können, aber es gab immer wieder mal ruhige Zonen, wo sie sonst nicht weitergekommen wären.
Außerdem musste Dr. Westkamp ja immer wieder das Ruder korrigieren, was durch die Wellen abgelenkt wurde. Auf einmal bekam Dick einen wild schlagenden Segelbaum an den Kopf. Dr. Westkamp wollte ihr noch helfen, aber so schnell konnte er das Ruder auch nicht loslassen und dann war es auch schon zu spät. Erst holte der Schlag sie von den Beinen und dann schlug er sie auch noch KO. Er konnte nur noch Ralph durch den tobenden Sturm zuschreien, er möchte die DGzRS rufen.
Der Rettungskreuzer kam zum Glück auch in wenigen Minuten, aber sie mussten erst das Tochterboot ausfahren um an die Yacht anlegen zu können. Der Notarzt konnte Dick notdürftig Transportfertig machen, dann wurde sie schnellstens mit dem Tochterboot auf den Kreuzer gebracht. Von dort wurde sie mit einem SAR-Hubschrauber der Bundeswehr abgeholt und ins die Universitätsklinik nach Lübeck gebracht.
Jetzt waren die beiden Männer alleine mit dem Boot und den tobenden Naturgewalten. Inzwischen hatte Ralph in der Kajüte Tabletten gegen Seekrankheit gefunden, so dass es ihm jetzt leidlich ging. So band er sich jetzt ein Sichrungsseil um und übernahm Dicks Aufgaben, denn irgendwie mussten sie ja wieder nach Fehmarn kommen.
Zum Glück ließ der Sturm jetzt auch nach und sie konnten sich jetzt auch wieder normal auf der Yacht bewegen. Trotzdem nahm Ralph lieber noch eine Tablette, bevor sie jetzt auf ihr Ziel zuhielten und das nur mit einer Übernachtung in einem Hafen.
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

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Die Familie

Frau Müller :arrow: ein Gast

Zunächst wurde die Notfallpatientin Barbara Schüller auf die Intensivstation gebracht, weil sie immer noch Bewusstlos war. Zwei Tage später kam dann gegen Abend ihr Mann, da war Frau Schüller allerdings schon wieder auf ein normales Krankenzimmer verlegt worden.
Ralph stürzte ins Zimmer und wollte seine Frau in die Arme nehmen, aber diese fragte ihn allen Ernstes, wer er sei? Kurz darauf kam der Arzt und erklärte ihn dass seine Frau durch den Schlag auf den Kopf eine vorübergehende Amnesie habe, die aber wohl schon in wenigen Tagen vergehen würde.

Als Ralph am nächsten Tag ins Krankenhaus kam, schien sich die Vermutung auch zu bestätigen. Sie hatte zwar noch erhebliche Erinnerungslücken, aber erkannte ihren Mann immerhin. Gerade kam der Arzt um noch einmal nach seiner Patientin zu sehen und Ralph wollte schon aufspringen, aber der Arzt bedeutete ihm sitzen zu bleiben.
Ich muss mit ihnen Beiden reden und das wird bestimmt nicht angenehm“, eröffnete der Arzt das Gespräch.
„Wieso was ist denn“, fragte Dick ängstlich, mit weit aufgerissenen Augen. „Ist irgendetwas mit meinem Baby?“
Als sie den Blick des Arztes sah, wusste sie, dass es stimmte. Verzweifelt schrie sie: Neiiiin, sagen sie mir bitte, dass ich mein Kind nicht verloren habe.“
„Tut mir leid Frau Schüller, es stimmt. Wenn es sie aber tröstet, es ist aber soweit alles in Ordnung, das sie jederzeit wieder ein Kind bekommen können.“

Damit hatte der Arzt seine traurige Pflicht getan und er verließ still das Zimmer, denn der Ehemann hatte seine schluchzende Frau schon in die Arme genommen.
„Oh Schatz, das tut mir ja so leid, doch es gibt schlimmeres."
„Für mich im Moment nicht“
, schniefte Dick.

Aus Trauer über ihr Ungeborenes vergrub sich Dick in ihre Arbeit, nicht nur mit den Ponys, sondern auch mit den großen Kaltblütern. Nach einer Woche meinte sie in einem Familiengespräch: „Was haltet ihr davon, wenn wir lieber eine einheimische Kaltblutrasse nehmen?“
Margot, die nicht so viel von Pferden verstand, fragte: „Wieso denn das? Mit den Schwarzwäldern sind doch die Gäste ganz zufrieden, außerdem sind sie doch ein schöner Anblick. – Aber wenn du in der Hinsicht etwas planst, solltest du lieber mit Jochen und Oma sprechen.“
„Vielleicht hast du recht, ich werde sie gleich Mal suchen“
und war auch schon wieder unterwegs.
Margot überlegte nur wie sie Dick helfen könnte, seit dem sie das Baby verloren hat ist sie so hart geworden. Sie kannte ihre Freundin gar nicht mehr wieder, auch Dalli kam in ihrer Eigenschaft als Schwester nicht an sie ran.
Inzwischen hatte Dick Jochen gefunden und machte im den gleichen Vorschlag.
„Dick was soll das, wir haben doch hier Pferde genug.“
„In diesem Punkt hast du recht, aber wir brauchen mindestens noch ein weiteres Standbein; denn wie die letzte Zeit gezeigt hat, kommen auch mal weniger Gäste und solche Zeiten müssen wir auch überleben. Das Schleswiger Kaltblut ist doch eine fast aussterbende Rasse. Meinst du nicht wir sollten uns eine Pferderasse nur für die Vermietung zur Waldarbeit halten?“
„Also willst du aus dem *Ponyhotel Immenhof* ein Gestüt mit Hotelbetrieb machen“,
fragte Jochen erstaunt.
„Dick, ich glaube du hast den letzten Ausbau vergessen. Das Gestüt besteht doch schon längst. Einmal mit den Ponys und dann mit den Lipizzanern“, sagte Dalli, die gerade dazu kam.
„Warum sollten wir das denn nicht weiter ausbauen, wo uns die Waldbauern doch wegen der Pferde angefragt haben.“
„Na gut Dick, die Idee ist ja gar nicht so schlecht“,
erwiderte Jochen. „Aber in welchen Ställen sollen wir die Pferde unterbringen?“
„Jochen, ich habe mich da schlau gemacht, sie sind mit einer Weide und einem trockenen Unterstand zufrieden und noch haben wir doch das notwendige Land.“

Jetzt bekam auch Ralph mit was seine Frau plante und fragte seine Frau. „Wen du dich so in die Arbeit stürzen willst, was wird dann aus unserer Ehe?“
Die einzige Reaktion auf diese Frage war, eine *steinerne* Mine mit *kalten Augen*. Ralph meinte seine Frau auch so zu verstehen, nur Fragte er sich immer wieder; was seit dem Unfall passiert war, das sie ihn so bestrafte?

Dick hatte sich wieder mal wie so oft in letzter Zeit durchgesetzt, darum wurden zwei Tage später ein Hengst und sechs tragende Stuten mit Pferdehängern gebracht. Jetzt ging Dick auch noch direkt zu dem riesigen Hengst, der ganz nervös mit den Augen rollte. Ralph hatte doch Angst um seine geliebte Dicki und rief ihr zu: „Bitte geh von dem Hengst weg, ehe er dich tritt“ und etwas leiser setzte er hinzu. „Ich liebe dich doch.“
Diesmal reagierte Dick überhaupt nicht auf ihn und brachte den Hengst auf die eigens für ihn abgetrennte Weide.
Weil ihre Oma nicht mehr so konnte wie sie wollte, kümmerte sie sich auch noch um die Anpaarung bei der Ponyzucht. Nur ihr Verhältnis zu ihrem Mann verschlechterte sich zusehends. Als sie eines Abends nicht mal sofort ins Bett fiel und einschief, versuchte er mit ihr zu reden.
„Dick, was wirfst du mir eigentlich vor?“
„Wenn du es noch nicht kapiert hast, warum warst du nicht an Deck und somit unser Kind gefährdet hast.“
„Du weißt genau, dass dies nicht wahr ist! Zum einen trauere ich genauso um das Kind wie du und außerdem …“
„Ach Ralph, versuch doch nicht dich rauszureden! Ich bin müde von der Arbeit und will jetzt nur noch Schlafen.“

Genau genommen wusste sie ja, das niemand etwas dafür konnte und Ralph am allerwenigsten, aber in ihr war so eine entsetzliche Leere, das sie einen *Sündenbock* brauchte. Es war komisch auf der einen Seite liebte sie Ralph über alles, aber trotzdem ließ ihr Gefühlswirrwahr zu das sie ihn Angriff. Im Grunde hoffte sie selbst, dass die Zeit vorbei ging, aber was sollte sie machen und wer konnte ihr Helfen?
Ralph schlich mit hängendem Kopf in sein Atelier, in dem er in letzter Zeit überwiegend schlief. Auf dem Weg begegnete ihm Margot, die vergnügt aus allen Knopflöchern strahlte und nicht einsehen konnte, warum nicht alle Leute glücklich sein sollte, deswegen fragte sie ihn: „Was bedrückt dich denn so? Will Dick immer noch nicht`s von dir wissen?“
„Ich glaube, sie weiß sogar sehr gut wie es dir geht, aber sie kann aus ihrer Haut einfach nicht raus. Gib ihr einfach die Zeit die sie braucht.“
„Du hast gut reden und was soll ich solange machen“,
fragte er mürrisch. „Im Reisebüro fragen sie dauernd, wann die Zeichnungen endlich kommen; aber ich bin so fertig, das mir einfach nicht`s mehr Einfällt.“
Margot überlegte einige Zeit, denn hier war guter Rat wirklich teuer. Er wollte gerade weitergehen, als Dalli, die das Gespräch mitbekommen hatte, sagte: „Warum machst du Dick nicht einfach Eifersüchtig?“
„Das muss es ja nicht gerade sein, aber Dalli hat nicht so Unrecht. Fahr doch einfach mal nach Hamburg und sieh dir die Stadt an, vielleicht bringt dir das deine *Gute Laune* zurück; denn ich glaube damit kannst du deiner Frau am besten Helfen.“
„Okay, ich werd`s mir mal überlegen“
, sagte er Lustlos; „aber jetzt will ich nur noch ins Bett.“
„Prima, dann haben wir ja schon mal einen Plan“
, rief Dalli zufrieden aus. „Dann Schlaf mal gut und morgen sieht alles besser aus.“
„Schlaf gut, bis morgen“,
schloss sich auch Margot an.

Am nächsten Morgen erschienen sowohl Dick als auch Ralph, sehr unausgeschlafen am Frühstückstisch. Dann entbrannte zwischen den beiden ein Streit den man sie in der ganzen Hotelhalle hören konnte und sie fuhr ihn an: „Ach halt den Mund, ich weiß schon was ich tue.“
Traurig stand Ralph auf holte seinen Koffer, den er schon gepackt hatte und ging verließ das Haus. Einen neu angekommenen Hotelgast, der nach dem Speiseraum fragte, nahm er gar nicht wahr. Vor dem Hotel traf er Hein Daddel und fragte, ob er ihn zum Bahnhof bringen kann.
Unterwegs fragte Hein wohin er denn wolle. „Ich fahre nach Hamburg; hierzu bleiben hat ja keinen Sinn mehr, Dick will ja nicht`s mehr von mir wissen. Wenn sie ihre Meinung ändert soll sie im Reisebüro eine Nachricht hinterlassen.“
„Schade, ich kann sie wohl nicht mehr umstimmen.“
„Nein Hein, es ist zu spät! Machen sie es gut, irgendwann sehen wir uns wieder. – Tschüss!“


Nachdem Ralph gegangen war, meinte Oma Janzen. „Es ist zwar tragisch was Dick und Ralph zugestoßen ist, aber wir sollten uns eigentlich mehr um unsere Gäste kümmern.“
„Ja Oma, du hast vollkommen recht“,
antwortete Jochen und sprang vom Tisch auf. „Erstmal habe ich jetzt eine Reitstunde zu geben und heute Nachmittag ist ein Ausritt zum See angesetzt. Dalli kannst du mir bei den Anfängern helfen?“
„Natürlich“
, voller Eifer sprang sie auf um mit Jochen zu den Ställen zu gehen.
Margot hatte heute die Aufgabe übernommen, die Gäste zu empfangen. Jetzt kam Frau Müller aus Hamburg rein und fragte ob sie mit ihrem Mann und drei Kindern noch zwei Zimmer haben könnten. „Sie haben Glück, gestern sind gerade zwei Doppelzimmer abgesagt worden.“
„Für wie lange könnten wir die Zimmer haben?“
„Für drei Wochen! Kennen sie schon unser Angebot?“
„Deswegen sind wir ja hier; seit die Kinder ihr Schild gesehen haben waren sie nicht mehr zu halten und das eigentliche Ziel war vergessen.“
„Ja dann wünsche ich ihnen und ihrer Familie einen schönen Aufenthalt und darf ihnen die Zimmerschlüssel geben.“
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

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Margots Lächeln

Ben Müller
:arrow: Vater
Marion Müller :arrow: Mutter
Lisa Müller :arrow: Tochter 5 Jahre
Ilse Müller :arrow: Tochter 11 Jahre
Moritz Müller :arrow: Sohn 8 Jahre

Jetzt im Sommer kamen ständig neue Gäste an: In diesem Ben Müller mit hoffnungsvollem Blick rein und ihm folgen die drei Kinder. Sie machten den Eindruck als ob das ihr neues Zuhause wäre. Die erste Frage der kleinen Lisa war natürlich: „Wo sind denn die Ponys?“
Dalli kam gerade die Treppe runter und meinte: „Dann komm doch mal mit, ich bringe dich hin.“ Dann sah sie die ältere Schwester und fragte: „Willst du nicht mitkommen?“
„Nein danke, zu solchen Kinderponys will ich nicht!“
„Ach du hältst dich für schon zu groß um ein Pony zu reiten. Aber anschauen kannst du sie doch mal. Außerdem haben wir auch andere Ponys.“
„Na gut, ansehen kann ich sie ja mal“
, sagte Ilse großspurig. „Bruderherz kommst du mit?“
„Na, guut, wenn ihr euch nicht alleine traut!“
„Moritz, sei zu deinen Schwestern nicht so frech! Vielleicht siehst du ja doch etwas Interessantes“,
schalt ihn die Mutter. Murrend ging Moritz mit Dalli, Lisa und Ilse, in den Stall.
Als sie aber in dem Stall bei den Ponys waren, rief Moritz als erster aus: „Ach sind die süß!“ Lisa steuerte gleich auf das Schimmelpony *Flöckchen* zu und fragte: „Darf ich das haben?“
„Solange du hier bist, kannst du es Pflegen und reiten. Aber für Ilse und Moritz gucken wir wohl besser bei den Isländern, denn ihr wollt wohl nicht mitlaufen.“
Ilse verliebte sich direkt in *Goldie*, einen Fuchs mit fast weißer Wuschelmähne und Moritz wählte für sich einen lustigen Rappen.

Nachdem die drei am folgenden Morgen, kaum gefrühstückt hatten, rannten sie schon zu den Ställen um ihre Ponys zu satteln. Danach guckte sich Jochen auf den Reitplatz erstmal ihre Reitkünste an, bevor er die drei Kinder und noch andere große und kleine Reiter am Nachmittag mit ins Gelände nahm.
Ben Müller der für damalige Zeiten ein stämmiger Riese war bekam eine Schwarzwälderstute und seine Frau Marion ritt eine geäpfelte Lipizzanerstute.
Jochen war bei der Besetzung nicht wohl zumute, weil Ben gesagt hatte, dass er nicht der große Reiter ist und das hatte er ja schon auf dem Reitplatz gesehen; aber mit seiner Länge war die Stute das einzige Pferd, wo er nicht allzu komisch wirkte.
Der Ausritt sollte zweimal sechzig Minuten mit einer Picknickpause von einer Stunde, dauern. Nachdem alle Reiter ihre Ponys oder Pferde bestiegen hatten, setzten sich Dalli und Ethelbert, der Semesterferien hatte, an den Schluss der Reitertruppe. Beim Abritt schien die Sonne vom blauen Himmel, wie im Bilderbuch. Sie ritten erstmal zum Kellersee runter, wo durch den Wald eine wunderschöne Galoppstrecke ging. Jochen hatte Dalli und Ethelbert gebeten, besonders aus den Galoppstrecken auf Ben Müller zu achten, aber er hatte überhaupt keine Probleme. Auch die weitere Strecke bis zum Picknickplatz, verlief ohne größere Probleme. Nur die dicken schwarzen Pferdebremsen bissen heute wie verrückt und nicht nur die Tiere, sondern auch die Reitern Es klatschte immer wieder laut und meist rief danach ein Reiter „Treffer“ und wieder gab es einen Blutsauger weniger. Als sie am Picknickplatz ankamen, waren die meisten Pferdehälse rot verfärbt, von dem Blut der erschlagenen Bremsen.
Während des Picknicks hatten Lisa, Ilse und Moriz den Eltern viel zu erzählen, schließlich war das ihr erster Ausritt. Zuhause durften sie nur in der Halle reiten, zweimal durfte Moritz zuletzt sogar auf den Reitplatz. Noch mit dicken Backen, die vom Barbecue gefüllt waren, rief Ilse: „Mami, diese Islandponys sind einfach super, du merkst überhaupt nicht das sie rennen.“
„Stimmt“,
mischte sich Ethelbert ins Gespräch. Während den Erklärungen, die zwar interessant waren, stopften alle drei Kinder Brot und Salat in sich hinein; als ob sie seit langem nichts mehr zu essen bekommen hätten. „Isländer haben noch zwei Gangarten mehr, den Tölt und den Pass. Dabei setzen die Pferde die Beine nicht Diagonal, sondern Gleichseitig.“
„Und warum kann das nicht mein Stute auch“,
fragte Marion.
„So genau kann ich das auch nicht sagen, aber es gibt ungefähr ein dutzend Pferderassen, die zu den *Gangpferden* rechnen und die diese Fähigkeit mitbringen. Aber bei uns ist dies die einzige Pferderasse, die dies können. Also geniest den Ausritt.“
„Viele Reiter die einmal Islandponys kennen gelernt haben, kaufen sich später selbst diese Pferde oder eines der anderen Gangpferde“
, ergänzte Dalli Ethelberts Ausführungen. „Aber ich sehe gerade Jochen möchte den Rückweg antreten, also satteln sie bitte ihre Pferde.“
Die Kinder bettelten: „Warum müssen wir schon weiter reiten, hier ist es doch so schön?“
„Der Reitlehrer wird schon seinen Grund haben“,
antwortete die Mutter, weil Dalli auch schon zu ihrem Pferd gegangen war.
Die erste halbe Stunde verlief der Rückweg genauso Störungsfrei, wie der hinweg. Auch die Belästigung durch die Pferdebremsen war die gleiche oder sogar etwas mehr, denn bei den Pferden wie bei den Reitern floss jetzt auch ordentlich Schweiß und der lockte die Pferdebremsen nun mal an.
Und dann passierte es, sie waren ja schon einige Zeit geritten und alles schien genauso schön zu sein, wie auf dem Hinweg. Sie ritten ganz gemütlich an Kornfeldern vorbei, ein Maisfeld lag auch am Wegesrand, dann sprang ein Haase aus einem Feld, genau vor Bens Pferd.
Dabei zeigte er, dass er bei seinen Reitkünsten untertrieben hat. Er saß im Sattel, als ob er sein Leben lang im Sattel gesessen hätte. Er ließ die Stute erstmal lostoben und parierte sie dann in einen kontrollierten Galopp durch, indem er sie in immer enger werdende Kreise zog und brachte sie später dann auch zum Schritt.
Jochen, Dalli und Ethelbert die inzwischen nach vorne gekommen waren, hatten Mühe die anderen Pferde am durchgehen zu hindern. Danach schauten sie bewundernd Ben und seiner Schwarzwälderstute nach.
Einige waren noch etwas blass um die Nase, was von dem überstandenen Schrecken herrührte; als sie auf dem Immenhof wieder eintrafen. Nur die kleine Lisa war total aufgedreht und fragte: „wann darf ich denn auch einen Isländer reiten, Mami?“
„Lisa, da musst du wohl noch etwas wachsen.“


Abends klingelte das Telefon und Margot dachte, so spät wird doch wohl kein zukünftiger Gast anrufen. Die gesamte Familie saß zusammen, aber Fritzchen, der mittlerweile als Pflegekind auf dem Immenhof lebte, war als erster am Telefon. Aber dann gab er ganz schnell den Hörer an Margot weiter, weil ein Mann dran war …
Margot ging mit gekrauster Stirn zum Telefon, aber dann erhellte sich ihre Mine. „Hallo Ralph, wie geht es dir denn?“
„Ich hab`s hier eigentlich gut getroffen. Nachdem ich gestern Dr. Westkamp alles erzählt hatte; besorgte er mir ein Zimmer bei einer Kapitänswitwe. Eigentlich wollte ich euch nur die Telefonnummer durchgeben.“
Margot sucht sich einen Bleistift und Papier um die Nummer mitzuschreiben, die Ralph ihr diktierte.
„Willst du nicht Dick sprechen?“
„Ja, geht das denn, vermisst sie mich schon“,
fragte er hoffnungsvoll.
„Leider hat sich ihre Stimmung noch nicht verändert, aber ich kann ja versuchen sie zu holen.“
„Ach lass mal, ich will ihr lieber die Zeit geben, sie kann mich ja jederzeit anrufen. Ist sonst alles bei euch in Ordnung?“
„Ja, alles wie immer, hier gibt`s weiter keine Probleme.“
„Schön – dann wünsche ich euch eine gute Nacht“
und dann war die Leitung tot.
Margot legte den Telefonhörer weg und ging lächelnd auf Jochen zu, der sie anstrahlte und liebevoll streichelte. Dalli platze heraus: „Sag bloß, ihr kriegt ein Kind?“
Beide machten ein überraschtes Gesicht und dann sagte Jochen. „Nein, nicht ein Kind, sondern gleich Zwillinge.“
„Prima“,
jubelte Dalli „Ich dachte schon, jetzt herrscht hier nur noch Trauer und es gibt keine Babys mehr.“
Danach redeten alle durcheinander, weil sie sich für die Beiden freuten. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und eine übermüdete Dick schaute rein und meinte: „Wenn es nichts wichtiges mehr gibt, gehe ich ins Bett“, schon war die Tür auch wieder zu.
„Tja, vielleicht sollten wir alle langsam ins Bett gehen, erst recht zukünftige Mütter.“
„Jochen stell dich mal nicht so an, schließlich bin ich …… krank. Außerdem bin ich ja nur im Büro, was soll mir da schon passieren.“
„Ich wüsste da schon etwas“,
sagte er lachend und trug sie auf seinen Armen ins Zimmer. Danach war durch die geschlossene Tür nur noch lachen und quietschen zu hören.
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

Beitrag von Oma Janzen »

Hamburg

Klaus Böhle
:arrow: Mitarbeiter aus dem Reisebüro

Seit einigen Tagen war Ralph jetzt in Hamburg. Zwar hatte sein Chef Dr. Westkamp Verständnis für seine Situation gehabt und ihm erst mal ein schönes Zimmer besorgt, aber irgendetwas fehlte ihm doch. Würde er seine geliebte Frau jemals wieder sehen? Fragte er sich traurig. Sicher der Verlust des Babys war schlimm, aber sie konnten ja jederzeit ein gesundes Kind bekomme. Dafür war es allerdings notwendig, dass seine Frau wieder mit ihm redete und auch mit ihm schlief.
Das war im Augenblick nicht sehr wahrscheinlich, denn als er zu Hause angerufen hatte, wollte Dick ihn ja nicht sprechen. Deswegen saß er in seinem Zimmer und wusste nicht mehr, was er machen sollte und Ideen für Plakate wollten ihm auch nicht einfallen. Plötzlich klopfte es an der Tür, aber Ralph hatte gar keine Lust aufzustehen und weil er nicht brüllen wollte, reagierte er gar nicht. Nur der Besucher war hartnäckig, weil er glaubte, dass der Graphiker in seinem Zimmer war. Nach etlichen Minuten raffte er sich auf dem Besucher die Tür zu öffnen.
Vor ihm stand ein Mann den er mal flüchtig im Reisebüro gesehen hatte.
„Guten Abend Herr Schüller, mein Name ist Klaus Böhle. Ich habe mitbekommen, was ihnen widerfahren ist, da dachte ich wir könnten doch mal was unternehmen, damit sie auf andere Gedanken kommen. Hamburg hat doch so viele Angebote, haben sie eigentlich von der Stadt schon was gesehen?“
„Nein, es interessiert mich auch nicht wirklich; das einzige was ich möchte, die Trauer um unser Baby mit meiner Frau zu teilen.“
„Das kann ich verstehen, aber es bringt doch nichts wenn sie sich hier vergraben. Wir haben ja noch einige Stunden Tageslicht, da machen wir am besten einen kleinen Stadtbummel.“

Herr Böhle hatte sich gleich zu Anfang vorgestellt, jetzt duldete er jedoch keinen Widerspruch und blieb in der Tür stehen bis Ralph fertig zum ausgehen war.
Eigentlich freute er sich ja, dass sich jemand um ihn kümmerte; doch wollte er sich das zur Zeit noch nicht so richtig eingestehen, doch war er nicht so verbittert wie seine Frau.
Als erstes gingen sie zum Hafen in dem ein buntes Treiben herrschte. Auf der einen Seite hatte er bedenken zu Fragen, weil er über den Hafen recht wenig wusste, anderseits war er auch neugierig und letzteres bekam immer mehr Selbstbewusstsein. „Klaus darf ich sie was Fragen?“
„Aber gerne! Warum denn so förmlich, wir sind doch Kollegen und fast gleich alt, warum sollen wir uns nicht duzen; was meinst du Ralph?“

Allmählich begann die lockere Art von Klaus bei ihm zu wirken, so das er antwortete: „Warum eigentlich nicht. So wie ich das sehe, werde ich wohl noch einige Zeit hier sein, meinen Namen kennst du ja.“
„Das würde mich freuen, denn ich habe das Gefühl wir verstehen uns ganz gut. Aber jetzt zu deiner Frage.“
„Du wirst die vielleicht wundern, aber so einen großen Hafen sehe ich zum ersten Mal, kannst du mir dazu einiges erklären?“
„Soweit ich das weiß gerne, aber ich bin auch nicht so oft hier und somit kein Experte. Am besten du stellst Fragen.“

„Wieso stoßen einige Schiffe soviel Rauch aus und andere gar nicht?“
„Das ist noch relativ einfach. Wir erleben hier gerade den Umbruch von dem Dampfschiff zum Turbinenzeitalter und ich könnte mir vorstellen, das eines Tages selbst der Turbinenantrieb noch von etwas besseren abgelöst werden wird.“
„Was sind das denn für Backsteinbauten, wo die Menschen so eifrig beschäftigt sind?“
„Das ist die heute schon berühmte Speicherstadt, dort wird Hauptsächlich Kaffee gelagert und weiterverarbeitet, der aus Übersee mit den Schiffen kommt. Aber auch andere Lebensmittel und einige Teppiche werden hier zwischengelagert. Doch früher als die Transportwege auf dem Land noch nicht so ausgebaut waren, lagerten hier noch viel mehr Waren und es wurde um jeden Pfennig gefeilscht. Das ist aber lange her und heute werden immer mehr Speicher zu Museen, Wohnungen, Gaststätten und Büros umgebaut.“
„Das ganze ist ja überwältigend und jetzt wo ich das Treiben hier näher betrachte, glaube ich das sich hier noch viel ändern wird und das sogar in den nächsten Jahren.“
„Möglich, aber Hamburg hat noch mehr zu bieten, sollen wir nicht weitergehen, bevor es ganz dunkel ist?“

Also machten sie sich auf zu Hamburgs zweiter Berühmtheit *dem Rotlichtviertel* was in Sankt Pauli lag. Aber vorher machten sie noch einen Abstecher zu Hamburgs Wahrzeichen, den großen Michel. Der zwar eine Kirche war, aber für die einheimische Bevölkerung noch viel mehr Bedeutung hatte.
„Komm lass uns mal den Turm besteigen, von dort haben wir eine wunderbare Aussicht.“
„Na gut wenn du meinst! Wie viel Stufen sind es denn bis oben?“
„Ich habe sie noch nie gezählt, aber es werden wohl über vierhundert Stufen sein, denn ich meine so etwas mal von einem Touristen gehört zu haben.“

Ralph fühlte sich auf einmal wieder frisch und Jung, so erwiderte er: „Na gut, dann lass uns Mal gehen; dabei können wir ja die Stufen zählen.“
„Eins – zwei – drei --- vierhundertdreiundfünfzig!“

Klaus war zwar außer Atem, denn der sportliche Typ war er auch nicht, aber stockend meinte er: „Du wirst sehen der Aufstieg hat sich gelohnt.“
„Na ich weiß nicht! Ich sehe rundum noch viele Ruinen.“
„Klar, wie könnte es auch anders sein. Das Kriegsende ist gerade mal zwölf Jahre her und die Stadt eine von denen die am stärksten beschossen wurden. Wart mal ab, wie es hier in einigen Jahren aussieht.“
„Da drüben im Hafen sieht es ja auch nach Bauarbeiten aus.“
„Ja stimmt, was du im Vordergrund siehst ist die Schiffswerft von Blom und Voss und im Hintergrund wird ein neues Hafenbecken ausgebaggert.“

Dann gingen sie zu der berühmten Reeperbahn, von der Klaus erklärte dass dort wirklich ursprünglich Schiffstaue gesponnen wurden, aber auch dies ist Jahre her. Auch wenn der Krieg viel zerstört hat, die Seile und Trosse für Schiffe, werden heute industriell hergestellt. Dann gingen sie noch über die große Freiheit und durch die Herbertstraße. Trotz der Dunkelheit konnte Ralph an Klaus seinem Gesicht erkennen, das er es nicht ganz ernst meinte, als er sagte: „Hier solltest du vielleicht mal hingehen, während deine Frau dich warten lässt. Oh Gott, was ist denn da vorne passiert?“
„Wo denn?“
„Siehst du das Blaulicht denn nicht?“
„Doch schon, aber hier ist öfter ein Krankenwagen anzutreffen. Ob es Schlägereien zwischen Zuhältern sind oder ein Freier der sich wieder mal überschätz hat.“
„Ach du meinst Schlägereien gibt es nur zwischen Zuhältern?“
Das nun auch nicht, es gibt auch genug Kerle die zu tief ins Glas geschaut haben oder sich wegen einer Nutte streiten.“

Inzwischen waren sie dem Blaulicht näher gekommen und Klaus meinte: „Das sieht eher aus, als ob sich ein Mann mal wieder überschätzt hat, was seine Fähigkeit im Bett betraf.“
Dieser Teil von Hamburg, gefiel Ralph überhaupt nicht und jetzt ließ seine Stimmung auch wieder nach, also schlug er vor den Abend für heute zu beenden; denn Morgen hat er einen Termin beim Chef und da wollte er ausgeschlafen sein.
Nachdem Ralph aber wieder in seinem Zimmer war, ging er zwar gleich ins Bett, weil es auch schon Spät war. Erst war er auch Müde, aber dann gingen ihm immer noch die Bilder von Sankt Pauli durch den Kopf und auf einmal war er wieder hellwach. Dann war da noch Dallis Vorschlag und über allem seine Sehnsucht nach Dick, was sollte er nur machen? Lange Zeit lag er noch wach und grübelte über eine Lösung nach, aber irgendwann übermannte ihn trotzdem der Schlaf.
Zuletzt geändert von Oma Janzen am Di 08.Jul.2014 9:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

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Was wird Dick machen

Andrea Domenicus :arrow: Schwester von Marion Müller

Eigentlich wollten Margot und Jochen, die erfreuliche Nachricht ja Dick sagen. Aber sie hatte sich wieder nur in die Arbeit vergraben zu haben und nahm nichts um sich her wahr.
Im Dorf ließ sich ein Pferdezüchter nieder, der die prächtigen *schwarzen Perlen* eine Niederländische Pferderasse, züchtete. „So schlug Dick ihrer Oma vor, dass sie mit dem Mann Kontakt aufnehmen könnte um für den Immenhof Ausfahrten oder Ritte mit Friesen anzubieten.“
„Kind das ist alles schön und gut, aber ich bin nicht mehr die Jüngste und halte so einen Plan nicht für gut.“

Dicks Mundwinkel hingen schon traurig nach unten. Als Oma Janzen das sah, meinte sie: „Aber sprich doch mal mit Jochen, der ist doch jünger und hat immer die guten Pläne.“
„Hm – keine schlechte Idee, dann werde ich mal gehen“
, sagte sie und zog Geistesabwesend ab.
Auf dem Weg zu ihrem Zimmer kam sie an dem Zimmer der Roths vorbei und hörte lustige Töne dachte sich nicht`s dabei, weil sie auch müde war.

Als Dick am nächsten Morgen auf Jochen zuging, begrüßte dieser sie mit offnen Armen. Zumindest wollte er es versuchen, deswegen begann er auch gleich zu reden.
„Schön das du uns heute Nachmittag beim Ausritt hilfst, denn Margot fällt ja aus und Dalli ist mit Dr. Pudlich im Ponystall. So kann nur Ethelbert mit reiten und das ist mir eigentlich zu wenig.“
„Wenn du meinst, dass du mich brauchst werde ich das natürlich tun. Aber eigentlich wollte ich dir einen Vorschlag machen und hören was du davon hältst.“
„Das machen wir heute Abend, aber jetzt muss ich gleich noch zwei Reitstunden geben, dann ist Mittag und danach müssen die Pferde für den Ausritt fertig gemacht werden. Kannst du um zwei Uhr bei den Isländern sein?“
„Natürlich, ich habe ja sonst nicht`s zu tun“,
erwiderte Dick ironisch.
Nach dem Satteln, bildete sie mit Ethelbert das Schlusslicht. Heute stand der Ausritt von Beginn an unter keinem *Guten Stern*. Ein Gast meinte er müsse *den großen Max markieren*. Er hatte zwar nur einen Isländer, den traktierte er aber mit so sehr mit seinen Sporen; das der am Rand eines Abbruchs sich Senkrecht aufbäumte. Nachdem der Gast von seinem Pony gerutscht war und glimpflich davongekommen war; befahl Jochen das Dick mit ihm das Pferd tauschte. Doch diesmal malte Dick: „Warum muss ich eigentlich immer mein Pferd hergeben, Ethelberts Pferd ist doch genauso gut.“
„Weil du nun Mal die größere Erfahrung mit verletzten Pferden hast“,
versuchte Jochen sie zu besänftigen. Das überzeugte Dick tatsächlich, dass Jochen ihre Fähigkeit vor allen so betonte.
Der Isländer Silur von diesem Möchtegernreiter war nicht nur verängstigt, sondern blutete an den Flanken; deswegen stieg Dick vorsichtig auf. Aber bevor dieser cholerische Reiter auf Dicks Isegrim stieg, war Ethelbert auf den Boden gesprungen und riss dem Kerl die Sporen ab.
Als Dick wieder neben Ethelbert ritt sagte sie: „Danke für dein eingreifen, er muss ja Isegrim nicht auch noch ruinieren.“
„Aber das war doch Selbstverständ… Dick was ist den los?“

Silur brach auf einmal aus und galoppierte los. Dick versuchte ihn zu beruhigen, indem sie ihm gut zuredete; aber sie kam dabei ohne zu wollen an die empfindlichen Flanken. Ehe Jochen oder Ethelbert reagieren konnten weil sie ja auch die Reitergruppe ruhig halten mussten, stand Silur wieder auf den Hinterbeinen. Nur diesmal war er so plötzlich gestiegen, dass Dick böse auf den Rücken knallte und bewusstlos liegen blieb.
Inzwischen hatte Ethelbert sich von seinem Schreck erholt und galoppierte zum Immenhof um die Rettung zu rufen. Der Mann von der Rettungszentrale bat ihn auf dem Hof zu warten und dann dem Hubschrauber den Weg zu zeigen. Keine fünf Minuten später kam ein SAR-Hubschrauber, mit seinem typischen Flapp-Flapp angeschwebt und Ethelbert machte ihnen ein Zeichen, ihm zu folgen. Dort fanden sie zum Glück auch recht schnell einen Landeplatz.
Ein Notarzt und der Rettungsassistent sprangen aus dem landenden Heli und liefen zur Patientin. Als erstes prüften sie die Lebenszeichen, gaben ihr in einen venösen Zugang einige Spritzen und auch Flüssigkeit über einen Tropf um den Kreislauf zu stützen. Dann legten sie ihr eine Nackenstütze an und orderten die Schaufeltrage mit der Vakuummatratze weil sie eine Rückenverletzung befürchteten. Noch am Unfallort wurde die Luft aus der Matratze gezogen, so dass die Patientin sich auch nicht einen Millimeter bewegen konnte. Dann wurde die Trage auch schon in den Heli geschoben und Dick wurde in die Universitätsklinik Lübeck geflogen.
Die Pferde trugen ihre nachdenklich stillen Reiter im Schritt nach Hause, sogar dem Verursacher fehlten ausnahmsweise mal die Worte. Ethelbert der seinen Platz am Schluss wieder eingenommen hatte, führte den blutenden Silur am Zügel mit sich.
Oma und Dalli empfingen die Reiter mit aschfahlen Gesichtern, denn sie wussten ja noch nicht wie schlimm der Unfall wirklich war und was sie jetzt den jungen Ehemann in Hamburg sagen sollten. Nachdem die Pferde versorgt waren, kam Jochen ins Haus, beruhigte erst mal Oma und sagte dann: „Sagt Ralph erst mal nichts, wir haben ja noch gar keine Ahnung wie es Dick geht. Margot ruft Ralph am besten Morgen an, wenn wir erste Informationen aus dem Krankenhaus haben und bittet ihn hier her zu kommen. Aber jetzt müssen wir an die Gäste denken und dann sollten alle versuchen etwas zu Schlafen. Denn wenn wir auch noch schlapp machen, geht das Hotel zu Grunde und damit ist keinem geholfen.“
Jetzt holte sie Fritzchen wieder in den Alltag zurück, indem er Margot zur Anmeldung holte. „Fritzchen, was ist denn passiert?“
„Genau weiß ich das auch nicht, aber Frau Müller möchte dich sprechen.“
„Okay, sag Frau Müller, ich komme gleich!“

Denn sie brauchte einige Minuten um sich wieder zurecht zu machen. Dann trat Frau Roth ganz selbstverständlich aus der Tür und fragte Frau Müller nach ihrem Wunsch.
„Frau Roth, meine Schwester würde uns gerne für eine Woche hier besuchen; da wollte ich nur Fragen ob sie noch ein Einzelzimmer frei haben?“
Margot nahm das Vormerkbuch und schaute nach. „Sie haben Glück, auf der gleichen Etage ist noch ein Zimmer frei! Wie heißt denn ihre Schwester?“
„Andrea Domenicus! Eigentlich müssten sie, sie ja kennen; sie war ja früher eine berühmte Dressurreiterin.“
„Nein der Name sagt mir nichts, aber wenn sie mit meinem Mann darüber sprechen, wird er sie bestimmt kennen. Er hat sich früher schon in der Turnierszene bewegt.“
„Jedenfalls schön dass sie kommen kann, ich werde sie gleich heute Abend noch anrufen.“ Schon im gehen fragte sie noch: Reiten kann sie doch auch?“
„Natürlich, das ist doch das Aushängeschild unseres Hauses.“
„Wir haben von dem schrecklichen Unfall gehört; können wir trotzdem noch eine Kleinigkeit zu Essen bekommen?“
„Natürlich, unser Restaurationsbetrieb ist davon nicht betroffen, so wünsche ich ihnen guten Appetit.“


Am nächsten Vormittag brachte Jochen Dalli mit dem Wagen nach Lübeck. Während er noch einen Parkplatz suchte, ging Dalli schon mal mit weichen Knien ins Krankenhaus und fragte wo ihre Schwester lag. Dann kam Jochen schon nach und zusammen suchten sie die Intensivstation auf.
Doch der behandelnde Arzt sagte ihnen nur, dass sie die Notoperation in der Nacht gut überstanden hatte und man jetzt darauf warten müsse, bis sie Aufwacht. Auf Dallis Frage, wann ihre Schwester denn wieder aufwacht, antwortete der Arzt.
„Ich weiß, das wird ihnen jetzt überhaupt nicht`s helfen, Fräulein Janzen; aber kein Arzt der Welt könnte zum gegenwärtigen Zeitpunkt sagen, wann sie aufwacht. Wir müssen einfach abwarten.“
Traurig fuhren Beide nach Hause, weil sie nicht wirklich etwas Neues Erfahren hatten. Am späten Vormittag rief Margot in Ralphs Pension an, doch er war nicht da. So versuchte sie es im Reisebüro und hatte diesmal das Glück Ralph zu erreichen. Da sie ihn nicht beunruhigen wollte, sagte sie nur, dass er am besten noch heute nach Hause käme.
„Ja gut Margot, ich weiß zwar nicht warum ich so plötzlich kommen soll. Ich werde mir aber sofort einen Zug raussuchen lassen, könnte Hein mich dann auf dem Bahnhof abholen?“
„Natürlich, das ist kein Problem! Dann sehen wir uns ja in wenigen Stunden“,
sagte Margot und war froh, dass sie dieses Gespräch beenden konnte.
Nachmittags kam Ralph mit bösen Vorahnungen aus Hamburg. Hein reagierte auf seine Frage, was los war, sehr Einsilbig.
Als erstes bekam er auf dem Immenhof Pankraz Hallgarten zu fassen und fragte ihn was denn passiert sei. Nur dieser war auch erst am Morgen angekommen und wusste nun wirklich nichts. Aber Dr. Pudlich sah so aus, als ob er was wüsste. Also steuerte er auf ihn zu und fragte den langjährigen Tierarzt.
„Was ist denn passiert? Ich hatte den Eindruck Dick wollte mich nicht sehen, hat sie ihre Meinung geändert? Wo ist sie denn?“
Aber an Pudlichs Gesicht sah er schon, dass er nicht wegen einer Kleinigkeit gerufen worden war.
„Tja also – Dick hatte einen Reitunfall und ist im Krankenhaus.“
„Wie geht es ihr denn?“
„Da bin ich nicht auf dem Laufenden, aber geh doch erst mal rein, da können sie dir bestimmt mehr sagen.“

Er war ja die ganze Zeit mit den Pferden beschäftigt gewesen und war daher auch nicht auf dem aktuellen Stand. Vielleicht hat er sich ja auch soviel Arbeit gesucht, um nicht die Wahrheit erfahren zu müssen; gestand er sich ein, nachdem Ralph gegangen war.
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

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Die Diagnose

Im Haus war die gesamte Familie Janzen / Roth versammelt und alle machten ernste Gesichter. „Ihr macht mir ja richtig Angst, steht es denn so schlimm um meine Frau?“
„Es nützt ja nichts dir das zu verschweigen“,
sagte Henriette mit zittriger Stimme. Dalli die sonst so lustig war brachte jetzt auch nur mühsam raus, was die anderen nicht zu sagen wagten. „Meine Schwester liegt bewusstlos auf der Intensivstation. Die Ärzte wissen auch nicht wann sie wieder Aufwacht. Aber das schlimmste ist, das sie wahrscheinlich für immer im Rollstuhl sitzen muss“, jetzt musste auch sie Schlucken. „Und das nur weil so ein verrückter meinte er könne reiten“, ergänzte Ethelbert voller Zorn, der den Unfall genau gesehen hatte und dem die Bilder wohl nie mehr aus dem Kopf gehen würden. Dieser Unfall hatte natürlich für den betreffenden Möchtegernreiter strafrechtliche Konsequenzen, aber was nützte das jetzt. Wahrscheinlich war ein Menschenleben vernichtet worden oder zumindest stark beschädigt.
„Ich glaube, ich möchte jetzt erst mal ins Krankenhaus und mir selbst ein Bild machen. Vielleicht gibt es ja schon eine bessere Nachricht“, stammelte Ralph voller Hoffnung.
„Das habe ich mir halb gedacht und Hein gebeten dich hinzufahren. Ich muss leider hier bleiben.“
„Danke Jochen, dann geh ich mal!“
„Du hast euer Zimmer wie früher auch, ich stelle deinen Koffer da rein“,
sagte Dalli, die sich inzwischen wieder gefangen hatte.
Die Ponys, die Hein eingespannt hatte, wippten zwar wie immer lustig mit den Wuschelmähnen, nur hatte heute keiner einen Blick dafür. Schon gar nicht Ralph, der sich große Sorgen um seine Frau machte.
Leicht fiel im der Weg ins Krankenhaus nicht, aber dann saß er auch schon am Bett seiner Frau. Jetzt kam sogar der Arzt zu ihm und erklärte ihm den Zustand seiner Frau.
„Das wichtigste vorweg“, sagte er, weil Ralph gerade die Hand seiner Frau ergreifen wollte. „Berühren sie ihre Frau im Moment bitte nicht, sie ist trotz Operation noch sehr empfindlich, was eine Mögliche Querschnittlähmung betrifft. Aber ich denke so in vier Wochen wird sich alles stabilisiert haben.“
„Danke Herr Doktor, darf ich trotzdem bei ihr bleiben?“
„Das ist sogar sehr gut, wenn sie dann noch mit ihr Sprechen, kann das ein aufwachen eventuell beschleunigen. Tut mir leid, dass ich ihnen keine besseren Nachrichten überbringen kann, aber auch die Medizin hat ihre Grenzen. – Jetzt entschuldigen sie mich bitte, ich muss noch andere Patienten versorgen.“

Danach blieb Ralph noch einige Zeit sitzen und sprach wirklich mit Dick, ob sie ihn verstehen konnte wusste ja keiner; aber einen Versuch war es wert. Bis irgendwann die Krankenschwester kam und ihm leise mitteilte, das die Besuchszeit eigentlich für heute beendet war.
„Danke für ihr Verständnis, aber ich sollte wohl auch wieder nach Hause fahren“, stand auf und verließ das Krankenzimmer.
Als er kurze Zeit später aus dem Krakenhaus trat, sah er dass Hein auf ihn gewartet hatte. Dankbar stieg er schweigend ein und sie fuhren schweigend zum Immenhof, obwohl die strahlende Sonne eigentlich gute Laune verlangte.

Drei Tage später kam Andrea Domenicus an und die drei Müllerkinder hingen sofort an ihrer Tante. Für die Begrüßung konnten sie auch einmal eine Reitstunde ausfallen lassen, so sehr freuten sie sich. Nur Jochen wunderte sich wieso die Kinder auf einmal nicht kamen, obwohl sie doch so Pferdeverrückt waren, mittags wurde ihm das sofort klar. Aber es irritierte ihn, dass er meinte die Frau zu kennen, die jetzt mit den Müller-Kinder zusammensass.
Als Dalli Andrea nachmittags dann in den Stall brachte, damit sie sich für die nächste Woche ein Pferd aussuchen konnte, erlebte er eine Überraschung. Denn vor ihm stand die ehemalige Dressurreiterin Andrea Domenicus. Sie hatte ja alles an Preisen und Medaillen abgeräumt, was es zu ihrer Zeit gab. Sie hatte sogar dreimal recht Erfolgreich an den olympischen Spielen teilgenommen.
Aber erst mal stand die Pferdewahl an. Auch Dalli wusste inzwischen von Frau Domenicus Vergangenheit und brachte sie erst mal zu den Lipizzanern. Aber Frau Domenicus sagte zu ihrem erstaunen: „Diese Pferde sind ja wunderschön und die Fohlen haben später mal sicher großen Erfolg, aber haben sie nicht auch Isländer, ich würde die gerne mal ausprobierten?“
„Ja natürlich, ich dachte nur … ein Isländer ist ja schließlich kein Dressurpferd.“
„Liebes Fräulein, da haben sie ganz recht, aber jetzt habe ich Freizeit; außerdem liegt meine aktive Zeit hinter mir.“
„Dann kommen sie doch bitte mit zur Weide, sie stehen Tagsüber mit den Ponys immer draußen.“
„Das ist ja Ideal bei dem schönen Wetter! Ach der würde mir gefallen und zeigte aus Silur.“
„Das kann ich mir denken, Silur ist ja auch ein Prachtbursche; aber den können sie nicht haben, der hatte vor einigen Tagen einen Unfall und der Tierarzt hat noch nicht sein OK gegeben.“
„Schade, wie sieht es mit dem da drüben aus und zeigte auf Isegrim.“

Denn wollte ihr Dalli eigentlich auch nicht hergeben, weil er meist von ihrer Schwester geritten wurde. Aber dann überlegte sie, was kann der arme Kerl dafür, dass seine Reiterin im Krankenhaus liegt; denn sie wird ihn in den nächsten Monaten nicht reiten können, so sagte sie: „Ja gut, den können sie gerne haben, er war zwar bei dem Unglück dabei, aber er ist gesund und würde sich sicher freuen wieder über eine Wiese rennen zu dürfen.“
„Na Prima, dann wäre die Frage ja geklärt“,
sagte Andrea mit freudestrahlendem Gesicht. „Ich kann mir denken, dass sie vielleicht nicht gerne darüber reden, aber was war das denn für ein Unfall?“
Dalli schluckte zwar, dann erzählte sie ihr aber in knappen Worten, was vor vier Tagen passiert war. Das lachen verging Andrea immer mehr, bis sie am Ende sagte: „Das ist ja schrecklich, ich kann nur hoffen, das ihre Schwester wieder gesund wird.“
„Ich wäre schon froh, wenn sie erstmal wieder Aufwacht und von der Intensivstation kommt.“
„Und sie wollen mir Isegrim tatsächlich geben?“
„Ja warum denn nicht? Ich glaube das er bei ihnen in guten Händen ist.“
„Das stimmt auf jedenfall! Was ist denn eigentlich aus dem schuldigen Gast geworden?“
„Genau weiß ich das nicht und das würde zumindest im Moment auch wenig ändern. Die Familie ist natürlich am nächsten Morgen sofort abgefahren. Obwohl sie nur wenige Tage hier waren, haben sie für die vollen zwei Wochen bezahlt.“

Dalli sah die anderen Reiter auf die Weide zukommen und schaute erschreckt auf ihre Uhr und meinte zu Andrea: „Jetzt sollten sie Isegrim aber langsam fertig machen. Haben sie schon mal einen Isländer gesattelt?“
„Nein! So viel ich weiß ist da doch kein Unterschied.“
„Doch! Isis tragen einen Schweifriemen, damit ihnen der Sattel nicht über die Ohren rutscht; denn sie mögen es nicht wenn der Sattel so fest geschnallt wird.“
„Danke für den Tipp, dann werde ich mal“
und marschierte mit dem Sattelzeug zu Isegrim.
Ethelbert gab vor, sich wieder um sein Studium kümmern zu müssen und ritt deswegen nicht mit, was bei Jochen keine Begeisterung auslöste. Dann sah er jedoch Andrea und dachte seinen Augen nicht trauen zu können. Er konnte nicht widerstehen zu ihr zu gehen und sie anzusprechen. „Frau Domenicus“, sagte Jochen stotternd. „Könnten sie uns vielleicht aushelfen?“
„Gerne“, erwiderte sie hilfsbereit. „Was kann ich denn für sie tun?“
„Eigentlich bräuchten wir noch jemand, der den Ausritt am Schluss begleitet, falls ein Reiter mal Hilfe braucht.“
„Gut, dann gehe ich am besten mal rüber zum Sammelplatz. Übrigens Dalli hat mir vorhin ihre Lipizzaner gezeigt und ich glaube ihre Lipizzanerzucht könnte ja später Mal groß rauskommen.“
„Ich stehe damit ja noch am Anfang, aber das wäre natürlich schön. Wie ich sehe wollen sie auf Isegrim mit reiten, aber sind sie damit nicht unterfordert?“
„Ich glaube nicht, ich habe noch nie auf einem Isi gesessen, es mir aber schon immer gewünscht.“

Jochen ging grinsend zu seinem Pferd und dachte, dann wird ja wohl doch wieder alles gut.
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

Beitrag von Oma Janzen »

Lübeck und die Uni

Dr. Rainders :arrow: leitender Oberarzt der Intensivmedizin

Ab jetzt ließ sich Ralph jetzt jeden Tag von Hein zur Universitätsklinik fahren, in der Hoffnung seiner geliebten Dick damit helfen zu können. Manchmal redete er nur mit ihr, aber an anderen Tagen las er ihr nur etwas vor, damit sie seine Stimme hörte.
Nachdem die vier Wochen um waren fragte er nach dem behandelnden Arzt.
„Gerne Herr Schüller“, sagte die nette Krankenschwester:“ Dr. Rainders ist im Moment bei einem anderen Patienten, aber ich werde ihm Bescheid sagen.“
Das er Dick erst gar nicht sehen konnte, war er ja inzwischen gewohnt. Überall standen Apparate, die Piepten und zischten. Dann sah er seine Frau, ganz zart in einem riesigen Krankenbett; ihre gesunde Gesichtsfarbe hätte ihn täuschen können, wenn sie nicht einen Atemschlauch im Mund gehabt hätte. Er setzte sich auf den Bettrand, schaute in das geliebte Gesicht und berührte ganz zart ihre Hand. Er stöhnte und sprach mit seiner Frau als ob sie ihn verstehen könnte: Hallo mein Schatz, kaum lasse ich dich einige Tage allein, machst du gleich solche Kapriolen. Egal was du mir seit unserer Hochzeitsreise Vorgeworfen hast, ich bin hergekommen und bin immer für dich da.“
„Sehr gut“, kam eine Stimme aus dem Hintergrund. „Auch wenn ihre Frau im Koma liegt, könnte sie doch ihre Worte hören und dadurch langsam aber sicher aufwachen. Ansonsten kann ich ihnen leider nicht viel mehr sagen wie beim ersten Mal; der Nerv im Rückenmarkskanal ist nicht unwiderruflich geschädigt, sie könnte möglicherweise wieder gehen.“
„Das ist doch aber schon mal eine gute Nachricht. Kann ich also jetzt meine Frau ohne Risiko berühren?“
Nur bevor sie nicht aufwacht, können wir über ihre Kopfverletzungen nichts sagen, die uns im Moment noch größere Sorgen machen.“

Ralph war immer blasser geworden. „Soll das heißen, sie wird erst mal im Rollstuhl sitzen?“
„So wie ich das zum jetzigen Zeitpunkt sagen kann, müssen sie zumindest damit rechnen. Ansonsten können wir nur warten und ihre Frau immer wieder stabilisieren, bis sie aus dem Koma aufwacht.“
„Danke Dr. Rainders für ihre ehrliche Meinung. Kann ich irgendetwas tun?“
„Sie können nur immer wieder kommen und mit ihr reden, vielleicht hilft`s.“

Ralph blieb noch einige Zeit sitzen und sprach mit Dick, aber ihre Situation änderte sich nicht.
Als er wieder auf dem Parkplatz stand, wollte er noch nicht zurück; deswegen lenkte er seine Schritte nach Lübeck rein, zumal Hein nicht auf ihn wartete. Denn er war heute mit seinem Roller gefahren, den er ganz hinten in der Scheune gefunden hatte.
Als er in der Lübecker Altstadt sich bei den sommerlichen Temperaturen, ein *großes Blondes* genehmigte; döste Ralph vor sich hin und er durchlebte einen Tagtraum.
Plötzlich war es ihm als säße er wieder auf seinem Roller und brachte der ganzen Truppe, die etwas zu gut gemeinten Prospekte. … Später hatte dann Dalli die Idee mit dem Gutschein und jetzt wurde ihnen auch die Prospekte aus der Hang gerissen, denn jeder wollte ja den Gutschein gewinnen. … Dadurch kam Fritzchen auf den Immenhof, wo er heute ständig lebt. Er schien noch einmal zu Erleben, wie die Dorfkinder mir ihren Ponys über den Marktplatz vor dem Rathaus zogen und sangen wie schön es im Ponyhotel ist. …
All dies kam ihm jetzt vor als ob es eine Ewigkeit her wäre und nicht erst drei Jahre. Ob er und Dick jemals wieder glücklich werden können? Dann zahlte er sein Bier und verließ die Altstadt durch das westlich gelegene Holstentor, was ursprünglich ein Teil der Stadtmauer war und heute ein Museum beherbergt.
Dann ging er über die steinerne Puppenbrücke durch den Stadtteil Sankt Lorenz, der mit seiner Nüchternheit ein Schock war, nach der romantischen Altstadt. Aber in St. Lorenz wohnten die ärmeren Leute, die kein Geld für Verschönerungen hatten. Dann bummelte er weiter und fand sich nun am Ufer eines alten Travearmes wieder. Dort setzte er sich auf eine Terrasse und trank eine Tasse Kaffee.
Auf einmal setzte sich ein etwas kleinerer mittelalter Mann mit lustig blitzenden Augen an seinen Tisch; er wollte gerade protestieren als er erkannte, wen er hier vor sich hatte. Hein hatte sich gerade ächzend niedergelassen und rief dem Kellner zu, er möge ihm ein großes Bier bringen. „Hein, was machst du denn hier, ich dachte du hattest heute keine Zeit.“
Das war ja auch so, aber dann meinte Jochen, ich solle lieber die Sachen für einen neuen Zaun einkaufen und damit bin ich gerade fertig.“
„Dann lassen sie sich das Bier mal schmecken.“
„Danke Herr Schüller, gibt es gute Neuigkeiten, von Dick?“
„Leider nein! Nach dem ich die Klinik verlassen hatte, habe ich in Gedanken, noch einen Ausflug in die Vergangenheit gemacht, aber jetzt muss ich wieder in die Gegenwart zurück. Zu Hause muss ich erst mal mit Oma und Jochen sprechen, auch wenn es nicht wirklich was Neues gibt.“
„Ich würde sie ja gerne mitnehmen, nach dem Einkauf ist meine Kutsche voll.“

Auf einmal fühlte sich Ralph so lebendig, wie schon seit Wochen nicht mehr. Wie lange dieses Gefühl anhielt wusste er nicht, aber sein Bauch sagte ihm; er sollte es genießen.
„Lass mal, der Fahrtwind beim Rollerfahren, ist jetzt genau das Richtige für mich.“
Natürlich war Ralph einige Zeit vor Hein zu Hause und lief ungewohnt Leichtfüßig, die Stufen zwischen den mächtigen Säulen rauf. Oma Janzen war gerade am Hotelempfang und sah Ralph so fröhlich reinkommen.
„Sollte deine gute Laune davon kommen, das es Dick besser geht“, fragte sie neugierig.
„Nein, da hat sich leider nichts verändert! Aber ich habe heute einen Bummel durch Lübeck gemacht und noch einmal an die vergangenen Zeiten gedacht. Ich glaube, deswegen habe ich so gute Laune. Das muss ich unbedingt ausnutzen, vielleicht fallen mir jetzt auch wieder einige Motive für Plakate ein“, damit war Ralph auch schon verschwunden. Oma guckte ihm nach und schüttelte ihr weißumwölktes Haupt.
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

Beitrag von Oma Janzen »

Ein aufregender Monat

Als ob das Schicksal Andrea bei ihrer neuen Aufgabe helfen wollte, ging auf diesem Ausritt nichts Schief. Im Gegenteil, es war schon bald ein kitschigblauer Himmel mit einigen weißen Wölkchen und viel Sonne. Nur eins bereitete Unbehagen für alle Reiter; durch die Wärme und weil Mensch wie Tier ordentlich Schwitzten, waren die Pferdebremsen sehr aktiv. Soviel Hände hatten die Reiter gar nicht um der Plagegeister *Herr* zu werden.
Nach cirka einer Stunde stiegen die Reiter von ihren Pferden und machten sich über das vorbereitete Picknick her. Dabei unterhielten sie sich gut und lachten viel, Sogar ein Liebespaar fand sich bei dieser Begegnung. Nur als Jochen dann das Zeichen zum Aufbruch gab, waren die Beiden alles andere als begeistert. Frau Domenicus arbeitete seit dem Ende ihrer aktiven Zeit, viel mit Menschen und versuchte den beiden Verliebten gut zu zureden.
„Ich kann ihre Sehnsucht ja verstehen, aber sie sind doch beide Gäste auf dem Immenhof, da können sie sich doch noch so oft sehen.“
Der junge Man erwiderte: „Dem ist leider nicht so, Julia fährt morgen leider schon nach Hause und das ist sehr weit weg.“
„Natürlich ist das ärgerlich, aber meinen sie nicht dass es dafür auch eine Lösung gibt, wenn sie wirklich zusammenbleiben wollen. Die Adressen haben sie doch sicher schon ausgetauscht“
, sagte Andrea scheinbar beiläufig, da sie annahm das die beiden Verliebten, das erstmal vergessen hatten. „Jetzt sollten sie aber erstmal ihre Pferde satteln, alles andere können sie ja im Hotel erledigen.“
„Danke, für den Tipp“,
sagte Julia, auf dem Rückweg, als sie zufällig neben Andrea ritt. Aber dann reihte sich Julia doch lieber schell neben ihrem Henning ein. Nach einer guten Stunde, kam die ganze Gruppe schwatzen und lachend auf dem Immenhof an. Sie brachten die Ponys auf die Weide und ausnahmslos alle wollten nur noch eine erfrischende Dusche.
Nur Jochen und Dalli wussten, dass daraus nichts wird als sie in die Halle kamen und Oma mit Margot tuscheln sahen.
„Was hat der Arzt denn gesagt, wie geht es Dick wird sie wieder gesund?“
„Nicht so viel fragen auf einmal“,
wehrte Oma ab. „Bevor Dick nicht aus dem Koma aufwacht kann Dr. Rainders nichts Verbindliches sagen. Aber er meint, Dick könnte im Rollstuhl sitzen.
Da möchte ich auch mit euch sprechen. Können wir nicht inzwischen, die nötigen Umbauten machen? „Dann hätte Dick wenn sie aufwacht, keinen Grund nicht nach Hause zu kommen“, schlug Margot vor, weil sie sich noch zugut daran erinnerte, wie bedrückt ihre Freundin wegen dem verlorenen Babys war. Jetzt befürchtete sie, dass dick sich Total zurückziehen würde.
„Jochen was meinst du“, fragte Dalli begeistert, „würde für den Anfang nicht mal eine Rampe reichen, damit sie ins Haus kommt.“
Da ihn alle anschauten, sagte Jochen: „Vor dem Winter können wir sowieso nicht umbauen, also lasst uns doch mal erst abwarten.“
„Aber bis dahin vergehen doch noch ein Monate, bis dahin ist sie schon längst aufgewacht.“

Aber jetzt wollten Jochen und Dalli in ihre Zimmer gehen um ausführlich, weil der angetrocknete Scheiß und Sand ein juckendes Gemisch ergaben. Auch Margot und Oma mussten wieder sich um die Gäste kümmern.

Am frühen Abend meinte Dr. Pudlich zu Frau Henriette: „Verehrte Freundin, vor lauter Arbeit kommt das Leben ganz zu kurz. Was halten sie von einem kleinen Schnäpschen?“
„Ach Pudlich, so früh kann ich doch noch nichts trinken?“
„Doch sie können, wenn ich als Arzt das für notwendig halte, das sie mal eine Pause machen. Außerdem was heißt hier früh immerhin haben wir schon sechs Uhr Nachmittags und langsam geht die Sonne unter.“

Ganz leise ging die Tür auf und eine männliche Stimme Fragte: „Wer ist hier überarbeitet? Liebe Frau Henriette, da müssen sie aber unbedingt Pause machen. Was halten sie denn von dem schönen Rheinland?“
Dr. Pudlich leckte sich schon die Lippen bei dem Gedanken an den guten Rheinwein und meinte. „Frau Henriette, dieses Angebot vom Herrn Hallgarten sollten wir uns nicht entgehen lassen.“
„Ach ich weiß nicht Pudlich, wir sind doch mitten in der Saison.“
„Ach Papper-la-papp, erstens ist in einem bis zwei Monaten hier sowieso Pause, zweitens können wir uns doch auch mal eine Reise gönnen. Ich war ja mit Ethelbert schon mal da, es ist dort sehr schön.“
„Ja Ethelbert, der gute Junge, wo der jetzt wohl sein mag.“
„Mein Neffe ist schon einmal vorgefahren, um auf dem *Gut* sein Praktikum zu machen.“

Abwehrend hob Henriette die Hände. „Schon gut, ich gebe mich geschlagen! Gegen zwei solche Männer habe ich doch keinen Erfolg.“
Aber dann wurde erstmal doch nichts aus der Reise, denn aus Hamburg kam ein ganzer Reisebus an und die Leute wollte versorgt werden, da wurde jede Hand gebraucht. Also musste Henriette die Rezeption übernehmen und Margot half in den Ställen, wobei Jochen natürlich sehr besorgt war, dass ihr ja nichts passierte und Pudlich half Olga in der Küche. Pankraz hatte für sich natürlich die angenehmste Arbeit rausgesucht: Tische vorbereiten und Die Leute bei den Getränken beraten und sie ihnen bringen. Zugegeben, das machte er auch sehr gut, das es sich für die Erwachsenen in den meisten Fällen um Wein handelte und der Immenhof seit beginn, von seinem Weingut beliefert wurde.
Aber am nächsten Tag krümmte Margot sich vor Schmerzen, als sie beim Satteln half. Jochen war zum Glück im anderen Stall; sonst war er ja ganz vernünftig, aber wenn es um Margot und die noch ungeborenen Kinder ging, war er sehr empfindlich. Um kein Aufsehen zu erregen, damit Jochen nicht doch noch was mitbekam, rief Dalli ein Taxi, damit Margot sofort zum Arzt fahren konnte.

Nachdem er sie untersucht hatte, meinte er: „Ja Frau Roth, da kann ich gar nichts tun; aber ihren Kindern geht es gut. Ich hole einen Krankenwagen für sie und dann werden sie sofort operiert.“
„Aber das geht doch nicht, ich muss doch im Stall helfen, wir haben zur Zeit gerade Hochbetrieb.“
„Es muss aber sein, denn wenn ich das richtig sehe, haben sie eine akute Blinddarmentzündung. Mit der würde ich nicht Spaßen, sonst verlieren sie wohlmöglich doch noch ihre Kinder und was wichtiger ist, eventuell ihr eigenes Leben.“
Er hatte schon seine Sprechstundenhilfe gebeten, den Transport zu ermöglichen. Danach wendete er sich wieder zu seiner Patientin „Frau Roth, in einer Woche können sie ihre Arbeit doch schon wieder aufnehmen.“
Er konnte sehen, wie sich in Margots schmerzverzerrtes Gesicht ein erleichtertes Lächeln schlich. „Dann bin ich aber froh, das es nicht wirklich was Schlimmes ist und das mit den Zwillingen alles in Ordnung ist.“
Der Krankenwagen war gerade vor dem Haus vorgefahren, als der Arzt noch sagte: „Das stimmt, aber es könnte schlimm werden, wenn sie nicht schnellstens operiert werden. So ihr *Taxi* ist da ich wünsche ihnen alles Gute, wir sehen uns dann nächsten Monat.“
„Können sie noch auf dem Immenhof anrufen“
, rief Margot noch, als die Sanitäter sie auf der Trage festschnallten. „Natürlich, das machen wir“, war das letzte was sie hörte, als die Tür des Krankenwagens zufiel.
Zuletzt geändert von Oma Janzen am Di 08.Jul.2014 17:25, insgesamt 1-mal geändert.
Jeder dumme Junge kann einen Käfer zertreten. Aber alle Professoren der Welt können keinen herstellen.
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

Beitrag von Oma Janzen »

Das Sommergewitter

Eigentlich wollte Dalli Jochen doch noch Bescheid sagen, zumal Margots Arzt angerufen hatte und sagte, was passiert war. Aber die Neuankömmlinge und nicht nur die Kinder bestürmten sie welche Pferde sie nehmen dürfen. Darüber vergaß sie die arme Margot erstmal.
Dalli kannte zwar die Pferde, konnte aber die Neuangekommenen Reiter nicht einschätzen und Jochen war im anderen Stall beschäftigt; in diesem Augenblick kam wie ein Rettungsanker Frau Domenicus in den Stall. Sie kannte zwar die Pferde nicht, konnte aber die Leute, aber schon eher einschätzen und so verteilten sie gemeinsam die Pferde. Das war oh Wunder, auch in relativ kurzer Zeit geschehen, aber dann fing die Arbeit erst richtig an. Die meisten hatten noch nie ein Pferd gesattelt und erst Recht nicht ein Pony, denn es waren auch mehre kleine Kinder dabei.
Irgendwann kam dann Jochen in dieses Chaos und fragte, wann sie denn los reiten könnten?
„Du bist gut, bei diesem Chaos ist daran vorläufig nicht zu denken“, sagte Dalli erregt. „Wäre Frau Domenicus nicht zufällig vorbei gekommen, wären wir noch nicht einmal soweit.“
Also musste Jochen mehrere Isländer satteln, die Shettis hatte Dalli schon übernommen. Nach einer Stunde saßen dann fast alle Reiter auf ihren Pferden. Nur Andrea flüsterte Dalli zu: „So ein Mist jetzt habe ich doch bei dem Durcheinander Isegrim eingeteilt und ich wollte doch mit reiten. Wen soll ich jetzt nehmen?“
„Schau dir mal Silur an, ob du ihn reiten kannst?“
„Ne ist noch zu früh! So wie die Flanken aussehen, kann man dem nicht mal einen Sattelgurt antun; ganz zu schweigen von Reiterschenkeln. Der würde vor Schmerzen wieder verrückt spielen. Was hatte der Kerl eigentlich für Marterwerkzeuge?“
„Keine Ahnung, als ich sie anschauen wollte, hat der Mann sie schon verschwinden lassen. – Sag mal, traust du dich auf einen Kaltblüter, ansonsten …“
„Sag mal Dalli, meinst du ich kann mit den alleine reiten?“
„Das nicht Jochen, aber Andrea würde gerne mit reiten, sie hat noch kein Pferd.“
„Das dürfte doch nicht das Problem sein. Wie ist es denn mit dem Lipizzanerhengst Hansi?“
„Kein Problem, wo steht er denn?“
„Im Stall nebenan, komm ich helfe dir schnell!“
„Danke Dalli.“

Mit einer halben Stunde Verspätung ritten sie los, was kein Problem war, da diesmal sowieso kein Picknick eingeplant war. Es war wieder mal ein fast perfekter Sommertag, trocken und warm; nur die Luft wurde von Tag zu Tag schwüler. Aber das kannten auf dem Immenhof alle, dann kam irgendwann ein reinigendes Gewitter und der Sommer konnte weitergehen, der Wetterbericht hatte für heute noch kein Gewitter gemeldet.
Sie waren ungefähr auf dem halben Weg, als die Sonne zwischendurch immer wieder mal von Wolken verdeckt wurde. Irgendwann wurden die Sonnenstrahlen immer weniger und es zogen dunkle, schwer beladene tiefhängende Regenwolken auf.
„Ui, wenn das Mal nix gibt, ich wollte eigentlich nicht auf dem Pferd duschen.“
„Keine Angst Andrea, Jochen bringt uns schon noch Trocken nach Hause.“
Allerdings war sie von dem *Trocken* selbst nicht überzeugt, denn die Natur konnte auch Jochen nicht beeinflussen.
Jetzt hatten auch andere Reiter mitbekommen, dass sich die beiden Reiterinnen am Ende Sorgen wegen des Wetters machten und fingen an zu tuscheln, denn auch sie sahen die zunehmende Bewölkung. So setzte sich die Unruhe der Reiter fort bis Jochen, der vorne ritt, die Kommentare nicht mehr überhören konnte. Mittlerweile wurde es auch immer Dunkler und der Wind nahm zu. Jochen drehte sich im Sattel um und sagte: „Tja Leute, diesmal erleben wir wohl einen feuchten Ausritt, aber wir sind ja bald zu Hause.“
Noch während Jochens letzten Worten begann es erst mit wenigen Tropfen an zu Regnen, dann wurde es aber schnell mehr, als ob einer eine Dusche voll aufgedreht hatte. Wer sich noch mit seinem Nachbarreiter unterhielt hörte jetzt aber auf, weil keiner mehr den anderen verstehen konnte, so laut war der Regenguss. Es wurde jetzt auch immer dunkler, man hatte fast den Eindruck durch die Nacht zu reiten. Jochen brüllte ihnen zu: „Es hat keinen Zweck weiter zu reiten, ich kann den Weg nicht mehr erkennen. Holt alle von den Pferden; falls die Durchgehen, ist wenigstens kein Mensch in Gefahr. Hoffentlich hält das Unwetter nicht allzu lange an.“
Kaum waren alle Reiter von den Pferden und hatten sich wegen der drohenden Gewittergefahr hingehockt, als auch schon der erste Blitz grell leuchtend und mit Verästelungen durch die Atmosphäre fuhr. Kurze Zeit danach hörten sie einen Donnerschlag, als ob die Welt unterginge. Dalli war zu Jochen gekrochen und schrie im fast ins Ohr damit er überhaupt etwas hören konnte, so ein Getöse war mittlerweile.
„Das hier dauert noch ne ganze Weile, das Gewitter ist noch ziemlich weit weg.“
„Woher weißt du das denn?“
„Aus der Schule. Mann muss nur die Sekunden zwischen Blitz und Donner zählen. Erst unter drei Sekunden wird`s gefährlich.“

Aber dann zuckten Plötzlich mehrere Blitze direkt hintereinander, so das der Himmel scheinbar Taghell war und das Donnerrollen hörte scheinbar gar nicht mehr auf. Einige der Kinder fingen vor Angst und Kälte an zu zittern und zu schreien, was natürlich nur die nächsten Reiter wahrnehmen konnten. Erst recht weil jetzt auch einige Äste abbrachen und umher flogen. An eine mündliche Verständigung war gar nicht zu denken, denn der Lärm war bald nicht mehr auszuhalten. Eigentlich war jeder jetzt auf sich gestellt. Die Reiter konnten nur hoffen, dass sie keiner der umstehenden Bäume sie erschlug.
Zum Glück war bis jetzt noch kein Pferd in Panik verfallen und sie standen nur wenigen Meter von den Reitern, eng zusammen gedrängt da. In dem Augenblick überlegte Dalli, das dieses Unwetter für die Pferde noch viel Angsteinflössender sein musste wie für die Menschen, denn ihre Gehirne konnten ihnen ja nicht sagen was hier vorging. Ehrlich gesagt wunderte sie sich, dass die Pferde noch nicht wegliefen, schließlich waren sie ja Fluchttiere.
Beim Nächsten Blitz und dem darauf folgenden Donnerschlag änderte sich das Schlagartig, denn diesmal hatte der Blitz einen Baum getroffen und es brannte sofort lichterloh.
Jetzt waren die Pferde wirklich kurz vor einer Panik, was durch die dicht stehenden Sträucher und Bäume, sowohl für Pferde als auch Reiter zu einer Katastrophe geführt hätte. Das schlimmste war, weder Jochen noch Dalli oder Andrea, hatten eine Möglichkeit auf die Pferde einzuwirken. Denn keiner wollte es riskieren ihren jetzt tödlichen Huftritten zu nahe zu kommen.
Der brennende Baum war zum Glück weit entfernt und der Lichtschein des Feuers nahm jetzt ab, hoffentlich hatte der niederstürzende Regen, den Baum gelöscht.
Ganz allmählich ließ das Inferno nach und sie konnten auch wieder einzelne Blitze und Donnerschläge ausmachen. Dann wurden auch sie immer weniger und plötzlich ging der Regen wieder in ein Tröpfeln über. Gleichzeitig wurde es auch wieder heller. Langsam standen die Reiter wieder auf und redeten jetzt alle durcheinander. Jetzt kam sogar die Sonne wieder raus und nach kurzer Zeit war keine einzige Wolke mehr zu sehen.
Die Leute versuchten ihre Kleider aus zu drücken und suchten sich ihre Pferde, die sich wieder völlig beruhigt hatte und friedlich grauten. Auch wenn es unangenehm war auf den triefenden Ledersätteln zu sitzen, blieb ihnen ja nichts weiter übrig. Jochen, Dalli und Andrea halfen beim aufsteigen und sie ritten im Schritt los, damit die nassen Sättel nicht scheuerwunden bei den Pferden machten. Nach zehn Minuten, in denen ihre dünnen Sommersachen fast trockneten, kamen sie auf dem Immenhof an.
Nach dem Absatteln, schmissen sich die Pferde erst mal ins Stroh und erlebten die Schrecken der vergangenen Stunde wohl noch mal im Traum. Jedenfalls erzählte Hein später ihre Beine hätten wild gezuckt und er hatte schon Angst, dass sie sich Gegenseitig erschlagen.
Bevor er ging hatte er aber alle Krippen und Heuraufen gefüllt, damit die Pferde etwas zu fressen hatten; nachdem sie sich ausgeruht hatten. Nur was er mit dem nassen Lederzeug machen sollte, war ihm noch nicht klar.
Henriette und alle die im Hotel geblieben waren, empfingen die Wasserratten. Diese wollten aber alle erst mal unter die heiße Dusche. Danach kamen sie wieder runter, denn Olga hatte schon Literweise heißen Kakao für die Kinder gemacht und die Erwachsenen konnten sich bei heißem Tee, Kaffee oder auch einem *steifen Grog* aufwärmen.
Zuletzt geändert von Oma Janzen am Di 08.Jul.2014 17:29, insgesamt 1-mal geändert.
Jeder dumme Junge kann einen Käfer zertreten. Aber alle Professoren der Welt können keinen herstellen.
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