Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

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Oma Janzen
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

Beitrag von Oma Janzen »

Immenhof ohne Margot

Natürlich reiste Margot nicht direkt am nächsten Tag mit ihren Kinder und ihrem Vater ab. Aber jetzt konnten sie aber den Umzug ganz konkret vorbereiten. Sie hatte schon einmal mit ihren Kindern über den bevorstehenden Umzug gesprochen und sie hatten das erstaunlich gut aufgenommen.
Nur begann bei Ramona und Melanie das Gejammer, ob sie dort auch weiter reiten könnten. Wolfgang, der zwar noch nicht laufen und richtig sprechen konnte, stimmte aber in die Klage seiner Schwestern ein und wenn es auch nur aus geschwisterlicher Solidarität war.
Pankraz hatte diesen Wunsch der Kinder natürlich auch schon gehört und weil er von Andrea wusste wie gut Ramona diese Therapie getan hatte, sagte er am nächsten Tag zu seiner Tochter: „Was meinst du wenn ich schon mal vor fahre und dein altes Zimmer auf Vordermann bringe.“
„Na gut, ich dachte zwar wir könnten zusammen fahren, aber so schnell schaffe ich das hier alles nicht. Immerhin hat sich im Laufe der Jahre einiges angesammelt, was ich doch noch aus sortieren muss.“
„Was meinst du denn, wann ihr nachkommt?“

Margot war im Moment von der Reaktion ihres Vaters etwas enttäuscht, deswegen sagte sie nur kurz und zickig. „Weiß ich noch nicht, ich ruf dann an.“
„Ja lass dir nur Zeit, meine Tochter! Ich wollte nur wissen, wann ich mit meiner neuen Sekretärin rechnen kann“,
fragte Pankraz ganz hinterhältig und stieg in seinen Wagen.
Was er sonst noch plante, verriet er seiner Tochter natürlich nicht. Pankraz Hallgarten war zwar inzwischen einige Jahre älter geworden, aber trotzdem liebte er es immer noch die Leute zu überraschen.
„Okay, das wird wohl das Beste sein, nur komme ich ja nicht mehr mit einem Zimmer aus. Zumindest muss ich ein Kinderzimmer haben, du weißt ja Nummer vier ist unterwegs.“
„Das ist ja nicht zu übersehen. Wir machen uns das Leben schon gemütlich.“

Margot war zwar erst im Anfang der Schwangerschaft, aber bei dieser sommerlichen Hitze, bekam sie doch Probleme. Trotzdem hatte sie ihren Stolz und der ließ sie ins Haus zurückkehren.
Doch bevor Pankraz abfuhr, wollte er sich erst noch mit Andrea besprechen und einen Plan aushecken. Er stieg leise noch mal aus, damit seine Tochter ja nichts merkte und rieb sich mit einen Schulbuben grinsen die Hände. Danach schlich er wie ein Indianer auf dem Kriegspfad, hinüber zu den Ställen.

Nach außen hin, änderte sich für die kleinen Reitgäste eigentlich nichts. Denn das Rieke sich ab sofort um den geschäftlichen Teil des Hotels und der Reitanlage kümmerte, bekamen sie ja nicht mit. Solange die Papiere für Australien noch nicht fertig waren, hatte Dick ja auch noch Zeit, ihrer Freundin zu helfen.
Die beiden waren immer noch dabei sich durch die letzten Vorbestellungen für die nächsten Reitkurse durchzuarbeiten, als wieder einmal das Telefon läutete. Dick schaute Rieke kurz fragend an und griff dann nach dem Hörer und meldete sich.
„Guten Tag Reithotel Immenhof, mein Name ist Schüller.“
„Guten Tag mein Name ist Olaf Larsen vom Friesenhof, ich weiß nicht ob sie mich kennen?“
„Natürlich kenne ich sie Herr Larsen, immerhin arbeitet meine Schwester bei ihnen.“
„Meinen sie etwa Dalli Janzen? Sie wird wohl einen erstklassigen Abschluss machen. Eigentlich hoffte ich ja sie würde bei mir bleiben, aber sie entführt mir ja sogar meinen Reitlehrer.“
„Ganz so ist es nicht, meine Schwester geht mit ihrem Mann nach Amerika, aber der Vorschlag kam von ihm.“
„Eigentlich wollte ich ja auch etwas anderes, im Herbst fängt ja ein neues Lehrjahr an. Ich würde gerne sechs Auszubildende einstellen, nur habe ich auf dem Gestüt auch diesmal keine Wohnmöglichkeit. Da wollte ich sie Fragen ob ich die Jugendlichen zu ihnen schicken darf?“
„Im Prinzip ja, aber ich werde dann wohl nicht mehr hier sein, deswegen muss ich ihre Bitte mit allen Besitzern besprechen.“
„Wann kann ich denn mit einer Entscheidung rechnen, Frau Schüller.“
„Ich nehme doch an in den nächsten Tagen, wir werden uns melden.“

Sie verabschiedete sich freundlich aber etwas unsicher, denn sie wusste nicht was sie jetzt wirklich tun sollte. Sie wusste ja nur, das sowohl sie als auch Dalli über kurz oder lang, im Ausland wären. Aber vielleicht gab es ja noch eine Lösung. Jedenfalls wollte sie das mit ihrer Schwester heute Abend besprechen, wenn sie zu reiten rüber käme.
Da meinte Rieke, die den Anruf mitbekommen hatte: „Vielleicht sollten wir Hein, Andrea, Ulrike und Jens dazu holen und ihre Meinungen hören.“
„Wieso willst du mit den anderen den Laden hier am Laufen halten?“
„Warum denn nicht, so alt bin ich doch auch nicht und immerhin sind das auch ihre Arbeitsplätze die wegfallen, wenn hier alles den Bach runter geht.“
„So gesehen hast du auch wieder Recht, aber Dalli müssen wir auf jeden Fall fragen.“
„Stimmt und wie ist deine Meinung? Immerhin steckt hier ja auch dein Geld drin.“
„Das sage ich heute Abend, wenn alle versammelt sind.“


Natürlich hatte Margot den beiden Adoptivkindern Fritz und Marion auch schon von den bevor stehenden Umzug erzählt. Allerdings waren die beiden, von Margots Zukunftsplänen gar nicht begeistert. Fritz der letztes Jahr gerade auf`s Gymnasium gekommen war, sagte wütend: „Soll ich etwa schon wieder die Schule wechseln? Ich hab doch gerade neue Freunde kennen gelernt, die möchte ich nicht gleich wieder verlieren. Außerdem bin ich sowieso bald volljährig, dann mache ich sowieso was ich will.“
Darauf fiel Margot erst Mal gar nichts ein, sagte dann aber Ruhig. „Bis dahin, musst du dich aber noch nach mir richten.“
Das Margot ihn jetzt zu einem erneuten Schulwechsel zwingen würde stank ihm gewaltig und er drehte sich trotzig um und ging. Wohin wusste er auch nicht, er wollte nur möglich weit von Margot und seinem angeblichen zu Hause weg.
Marion war zwar nicht ganz so kritisch, schließlich fiel bei ihr der Wechsel auf die Realschule mit dem Umzug zusammen. Marion war hin und her gerissen, auf der einen Seite freute sie sich darauf, aus dieser Gegend, wo sie soviel schlechtes erfahren musste weg zu kommen. Trotzdem wollte sie den Immenhof nicht verlassen.
Aber Margot beruhigte sie, noch ist es ja nicht so weit und wir können ja alles in Ruhe besprechen. Das letzte hörte Fritz zwar noch, aber jetzt ließ sein Bock nicht zu, das er zurückkehrte. Margot hoffte er würde nur zu einem Schulkameraden gehen und später von selber wiederkommen.
Fritz war total durcheinander als er immer weiter ging, erstmal wusste er gar nicht wohin seine Beine ihn trugen. Das war ihm eigentlich auch egal, er wollte nur weg von allen hier und in Ruhe nachdenken. Als er nach einer Weile seine Umgebung wieder wahrnahm, befand er sich am Ufer des Kellersees. Von der nahen Badebucht, drangen die freudigen Rufe der sommerlichen Schwimmer herüber.
Seine Stimmung verlangte aber nach Ruhe, also ging er in nördlicher Richtung am Ufer entlang und kam irgendwann zu dem ehemaligen Kneippbad vom Immenhof. Zwischenzeitlich war das Uferstück von der Gemeinde übernommen worden und die hatte hier ein Feucht- und Moorgebiet eingerichtet, wo eine vielfältige Flora vorhanden war und sich auch vereinzelte kleine Tiere ansiedelten. Eine Bank am Rande war gerade richtig zum Nachdenken. Hier kam nicht einmal die Sonne so richtig durch das Astgewirr und es war sogar etwas kühl gegen über den immer noch herrschenden Temperaturen. Das war genau der richtige Ort, um in seine verwirrte Gefühlswelt Ordnung zu bringen.
In seiner Erinnerung kam jetzt wieder alles hoch, was er erlebt hatte, nachdem Oma gestorben war und er fürchtete sich das alles noch einmal zu erleben. Zwar war er jetzt einige Jahre älter und wusste auch mehr darüber, das jeder Mensch eine andere Art hatte mit dem Verlust eines Menschen fertig zu werden. Trotzdem lebte er immer noch die Gefühlswelt eines Kindes oder heranwachsenden, aber dieses Alter brachte sowieso Schwierigkeiten mit sich und dann noch ein Umzug, das konnte er gar nicht gebrauchen.
Nachdem er eine Weile einem lustig durch die Luft schaukelnden Schmetterling zugesehen hatte, stand er auf und lenkte seine Schritte ins nahe Malente. In der Janusallee wohnte einer der neugewonnenen Schulkameraden und Freund, vielleicht konnte er ihm helfen.
Margot wusste, das Fritz immer ein Problemkind sein würde … Am liebsten würde sie ihn ja hier in der Umgebung lassen, die ihn vertraut war und wo er sich wohl fühlte … Nur hatte sie bis zu seiner Volljährigkeit die Verantwortung … Vielleicht kam ihr ja noch die zündende Idee, sie blieb sicher noch einige Wochen hier. Am besten besprach sie das mit Rieke, die hatte eigentlich immer eine Idee, für solche schwerwiegenden Probleme.
Zuletzt geändert von Oma Janzen am Do 14.Aug.2014 14:20, insgesamt 2-mal geändert.
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Oma Janzen
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

Beitrag von Oma Janzen »

Der gemeinsame Ausritt

Lorna :arrow: Isländer der Adoptivtochter Marion

Inzwischen hatte sich die halbwüchsige Marion mit der neuen Situation halbwegs abgefunden und als Dalli Abends zum reiten kam, lief sie freudig auf sie zu und rief: „Mama hat gesagt wir ziehen bald um, dort würde es sogar Berge geben.“ Allerdings glaubte Dalli das ihre Freude nicht ganz echt war, denn ihr Gesicht war nicht so glücklich und als sie dann noch fragte: „Kommst du dann auch mit?“ Dachte Dalli, das gibt bestimmt noch ein Drama, aber erst mal antwortete sie auf ihre Frage.
„Nein Marion, du wirst nur mit deiner Mutter und deinen Geschwistern dorthin ziehen, allerdings wohnt ihr dann auch bei eurem Opa und den magst du doch?“
„Natürlich, aber …“
„Was bedrückt dich denn für ein Problem?“
„Vielleicht wird es sogar schöner wie hier.“
„Was ist wenn dort keine Pferde sind?“

Da mach dir mal keine Sorgen, Pferde gibt es überall auf der Welt. Sie kannte natürlich Marions schwere Geschichte und wollte ihr helfen, alles positiv zu sehen, darum fragte sie: „Ich wollte mit Diana reiten, willst du mit mir kommen?“
„Ja wenn ich darf“,
und schaute sie fragend an. „Ich kann aber nicht so gut reiten wie du.“
„Das macht doch gar nichts! Bis du so alt bist wie ich, kannst du vielleicht sogar besser reiten“, erwiderte Dalli und fragte sich ob Marion dann überhaupt noch reiten würde, denn ihre Liebe zu den Pferden war lange nicht so groß wie bei ihr und ihrer Schwester und selbst die Bestieg ja kaum noch ein Pferd.
Eigentlich wollte sie ja mit Peter trainieren, aber dann überlegte sie sich, ob nicht, bei diesem schönen Wetter, ein Ausritt besser wäre. Dabei konnte Marion ihr auch erzählen, was ihr auf der Seele lag. Marion lief schnell und holte sich eine Isistute von der Weide und band sie auf dem Putz- und Waschplatz an. Dalli hatte ihr Pferd auch schon aus dem Lipizzanerstall geholt und jetzt putzten beide ihre Pferde um die Wette. Anschließend rieben sie die beiden Stuten noch mit Brennnesselbrühe ein, damit sie unterwegs nicht von den dicken schwarzen Pferdebremsen aufgefressen wurden. Als das Fell dann trocken war, konnten sie endlich satteln und ihren Ausritt beginnen.
Marions Pferd war zwar kleiner wie Diana, schließlich konnte ein Isländer nie die Größe von einem edlen Trakehner erreichen. Obwohl Diana für ihre Rasse noch kleinwüchsig war, aber wegen ihrem rotgoldenen Fell, liebte sie die Stute umso mehr. Auch bei diesem Ausritt schimmerte ihr Fell je nach Lichteinfall, mal heller oder dunkler. Marions Lorna hatte fast die gleiche Farbe und dazu noch eine lustige buschige Stehmähne, die bei jedem Schritt wippte. So dass die Pferde nicht nur Äußerlich gut harmonierten, sie hatten auch beide Lust am laufen.
Die ersten Minuten ritten sie schweigend auf den Kellersee zu; aber dann versuchte Dalli, das Mädchen in ein Gespräch zu verwickeln. Zu Anfang führte Dalli auch eher einen Monolog, als einen Dialog, als sie versuchte das Rheinland in den buntesten Bildern zu beschreiben, nur das sie es nicht wirklich wusste. Aber das war ja jetzt auch egal, sie wollte ja nur dem Mädchen die Zukunft schmackhaft machen. Marion ritt nur stumm und Teilnahmslos neben ihr her, das Dalli sogar bezweifelte, das sie überhaupt zu hörte. Aber dann … begann Marion auf einmal Fragen zu stellen und jetzt wollte ihr Mundwerk gar nicht mehr still stehen, so aufgeregt war sie jetzt.
Sie waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie zunächst gar nicht richtig merkten wohin ihr Weg sie führte. Dalli nahm nur zwischen durch wahr, das sie nicht mehr auf den See zuritten und auch nicht direkt in den Wald, sondern zu einer offnen Landschaft mit Feldern. Teilweise blühten noch einige Herbstblumen in allen Farben, die zum selber schneiden auf den Feld standen. Marion meinte traurig: „Die Astern sehen doch viel zu schön aus um sie abzuschneiden.“
„Eigentlich hast du ja Recht, aber die Leute wollen mit den Blumen Geld verdienen. Siehst du den kleinen Kasten mit der Tafel hier am Wegrand.“
„Du meinst die Leute tun das Geld für die Blumen hier rein.“
„Richtig! Siehst du das blau blühende Feld da drüben, was ist das wohl?“

Marion steckte ihr Stubsnäschen schnuppernd in die Luft und antwortete: „Den Geruch liebe ich, ist das nicht Lavendel?“
„Stimmt!“
„Wird der da wo wir hinziehen auch angepflanzt?“

„Da fragst du mich zuviel, aber vielleicht machst du deinem Onkel den Vorschlag“, erwiderte Dalli. „Jetzt hätte ich richtig Lust, ein Stück zu galoppieren. Was hältst du davon?“
Plötzlich tirilierte eine Lerche hoch oben im sommerlich-herbstlichen Himmel, sogar so hoch oben, dass sie den kleinen Vogel nicht einmal erkennen konnten. Doch hatte die Lerche eine kräftige Stimme und ließ ihren Gesang über einem goldenen Stoppelfeld erschallen und Dalli fragte Marion: „Traust du dir einen schnellen Galopp, über die abgeernteten Felder zu?“ Am liebsten wäre Dalli sofort losgeprescht, doch sie war ja nicht alleine. Dann aber sah sie an dem leuchten in den Augen des Mädchens, das es genauso dachte. Es gab für ein Reiterherz nun mal nichts schöneres als im Herbst über die Stoppelfelder zu reiten und solange die Felder noch nicht wieder eingesäät waren, hatten die Bauern auch nichts dagegen. Aber sie musste ja auf die Antwort ihrer Mitreiterin warten.
„Ich glaube Lorna möchte auch loslaufen, also lass es uns doch mal probieren.“
„Gut dann wollen wir mal“,
sagte Dalli und gab Diana mit den Hacken das Zeichen loszurennen. Marion tat bei ihrer Stute das gleiche und so tobten sie nebeneinander über die herbstlichen Felder. Es war nicht nur eine Freude für die Reiter, sondern den Pferden war auch anzusehen, wie sie sich über die freie Strecke freuten, auf der sie richtig rennen konnten.
Am anderen Ende des Feldes, kamen alle vier außer Atem, aber glücklich an. Nachdem sie etwas verschnauft hatten fragte Marion: „Können wir nicht noch mal über das Feld galoppieren, es hat doch solchen Spaß gemacht.“
Da Dalli im Grunde genauso dachte, kommandierte sie nur: „Gut dann wende mal mit Lorna und auf geht`s.“
Das blieb auch nicht die einzige Wiederholung. Sie machten so oft kehrt, bis die Pferde mit bebenden Flanken da standen und so dem Spaß ein Ende bereiteten.
Also machten sie sich jetzt im Schritt auf den Rückweg, dabei spürten sie mit den Beinen, wie heftig die Pferde atmeten. Darum blieben sie noch eine Weile auf den Feldwegen und gaben den Pferden Gelegenheit sich zu strecken, indem sie ihnen die Zügel lang ließen.
Als sie dann merkten dass die Pferde sich wieder etwas erholt hatten, nahmen sie die Zügel wieder auf und führten ihre Pferd zum Waldrand, wo es um einiges kühler war, weil die Sonne hier auch kaum noch Wirkung hatte. Aber auf einmal rannte ein Hase von Wald in eines der wenigen Felder die noch nicht abgeerntet waren. Dalli hatte mühe, Diana am durchgehen zu hindern, so sehr hatte sie sich erschreckt. Aber der Lorna ging zum Glück gleichgültig weiter, als ob nichts gewesen wäre. Dadurch beruhigte sich auch Diana relativ schnell. Nachdem Dalli wieder zu Puste gekommen war, sagte sie: „Marion hast du gesehen, das war sogar ein Feldhase, die heute immer seltener werden.“
„Woran kann ich den denn von einem Kaninchen unterscheiden“,
fragte das Mädchen jetzt wissbegierig.
„Sie sind länger und schwerer, wie Kaninchen, außerdem haben sie Hängerohren. Aber schau mal, da sind noch andere Tiere, weißt du wie die heißen?“
„Na klar, ich bin doch nicht doof, allerdings habe ich diese Tiere noch nie in Wirklichkeit gesehen. Hier vorne ist eine Ricke mit ihrem Kalb und durch die Bäume flitzen Eichhörnchen. Können wir nicht mal absteigen und zu den Rehen rüber gehen?“
„Nein das lassen wir lieber, die Rehe kriegen dann nur Angst und laufen weg.“
„Wieso bleiben sie jetzt so ruhig, wenn wir auf den Pferden sitzen?“
„Ganz einfach, weil wir so hoch hängen, wird unser *Raubtiergeruch* von dem *Fluchttiergeruch* der Pferde überlagert. Fluchttiere sind Pflanzenfresser und fügen den Rehen kein Leid zu. Darum kommen wir als Reiter näher an die Rehe.“

Jetzt mussten sie im Schritt reiten, weil der Wald immer dichter wurde und auch dämmeriger. Was nicht nur an den Bäumen lag, die fast noch ihr ganzes Blätterkleid hatten; sondern auch an der Langsam hereinbrechenden Dämmerung. Nicht nur Sträucher wucherten hier wild durcheinander, sie mussten sich auch vor Brennnesseln in acht nehmen; die zu dieser Jahreszeit auch Reiter ärgern konnten. Auf einmal wurde der Weg breiter und ein Baumstamm von mittlerer dicke, lag quer über dem Weg.
Ohne weiter nachzudenken setzte Dalli zum Sprung an, denn dieses Hindernis war ja für Diana ein Witz. Erst als sie auf der anderen Seite war dachte sie an Marion mit Lorna, als sie sich umdrehte standen die beiden munter neben ihr.
„Seit wann kannst du denn Springen?“
„Was hast du denn, das war doch ganz einfach, das hat Lorna doch alleine gemacht“,
antwortete Marion ganz verwundert. Dalli dachte sich im geheimen *Kind müsste man noch mal sein*, da ist so vieles einfacher.
Dann mussten sie aber wieder im Schritt weiter reiten, weil sich der Weg wieder in einen mit Baumwurzeln durchsetzten, Pfad verwandelte. Bis sie den Wald endlich hinter sich ließen, sahen sie noch mehrere Rehe, aber auch die nicht ungefährlichen Wildschweine.
Als sie dann wieder Richtung See ritten, wurde es jetzt recht schnell Dunkler und ungemütlicher. Denn sie hatten keine Jacken mitgenommen, dies bereuten jetzt Beide. So meinte Dalli: „Lass uns noch einen Galopp reiten, dann wird uns vielleicht wärmer. Außerdem sollten wir uns beeilen nach Hause zu kommen, schließlich waren wir mehrere Stunden unterwegs. Nicht das sich die anderen noch sorgen machen, weil wir so lange weg bleiben.“
Binnen weniger Minuten waren sie dann auch wieder vor dem Stall, dank des eingelegten Sprints. Hier sattelten sie ab, Dalli brachte Diana lieber gleich in die Box. Mittlerweile war es auch stockdunkel und nachdem die Sache damals mit dem Tierquäler passiert war, stellte sie ihr Pferd Nachts lieber in den Stall.
Mit Lorna gingen Marion und Dalli jedoch auf die Weide und sie legte sich sofort hin um sich zu wälzen. Weil Vollmond war, konnten sie die Pferde noch beobachten. Die beiden Reiterinnen kamen aus dem Lachen nicht mehr raus, weil Lorna so lustig mit allen Vieren in der Luft zappelte. Zwischendurch drehte sie sich auf den Bauch und fraß das Gras ab soweit ihr kurzer Hals das zuließ, danach scheuerte sie sich den Rücken wieder auf der Erde. Weil es jedoch immer ungemütlicher wurde, schlug Dalli vor: „Ich glaube wir sollten doch langsam mal ins Haus gehen. Außerdem wollte meine Schwester noch etwas von mir und irgendwann wollte ich auch nach Hause.“
Marion hätte es nie zugegeben, aber ihr war auch kalt, darum gab sie auch sofort nach; außerdem ließ sie einen kräftigen Nieser los.
„Im Haus gehst du mal besten gleich unter die heiße Dusche und legst dich dann ins Bett.“
„Aber ich habe noch Hunger!“
„Na gut, dann zieh dich aber nach dem Duschen warm an, sonst hast du morgen eine dicke Erkältung.“
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

Beitrag von Oma Janzen »

Die Zukunft

Als die beiden ins Haus kamen und Marion ohne ein Wort zu sagen in ihr Zimmer ging fragte Margot. „Dalli ist unterwegs etwas passiert?“
„Unterwegs nicht …“, gestand Dalli. „Aber beim Absatteln, fing sie an zu niesen und ich habe ihr geraten gleich unter die Dusche zu gehen.“
Margot schüttelte verwundert den Kopf. „Das hätte ich ihr mal sagen sollen, dann wäre aber eine Diskussion gewesen.“
„Na gut, aber die Situation war auch eindeutig. Sie war wohl auch durchgefroren. – Aber jetzt was anderes, was ist denn hier los? Habe ich etwas verbrochen“,
fragte Dalli verblüfft, weil sie ja eigentlich noch freudig erregt vom Reiten war.
„Nein, dass auf keinen Fall“, erklärte Dick ihrer Schwester. „Aber wir wüssten gerne, was du mit dem Immenhof jetzt vorhast? - Vorher möchte ich aber wissen, willst du auch lieber erst unter die Dusche gehen?“
Dallis Augen leuchteten vor begehren: „Ja, wenn ihr solange noch auf mich warten könnt?“
„Ich glaube, da spreche ich für alle, wenn ich sage: Wärm dich erst mal auf.“

Denn unter den hier versammelten war keiner, der nicht wusste was es bedeutete zu frieren.
Aber schon nach einer viertel Stunde kam Dalli gutgelaunt die breite Holztreppe runter gesprungen. Auch wenn sie nicht mehr hier wohnte, hatte sie immer noch Sachen in dem ehemaligen Mädelszimmer, in dem jetzt nur noch Olga wohnte und was Dalli mitunter nach dem Reiten benutzte. Unten angekommen rief ihnen zu.
„So Leute jetzt können wir über unser Problem sprechen. Wenn ich jetzt noch einen heißen Grog bekomme, fühle ich mich wie neu geboren.“
Margot ging sofort in die Küche um den Tee zu bereiten, was dazu kam hatten sie ja in der Hausbar stehen.
„Natürlich, so lange können wir jetzt auch noch warten“, antwortete ihre Schwester leicht beschämt.
Während sie auf Margot warteten, schlug Dalli vor: „Komm lasst uns schon mal in die Bibliothek gehen, oder müssen wir das hier in der Halle besprechen.“
In diesem Augenblick kam Margot, nicht nur mit einer dampfenden Teekanne und Gläser wieder, sonder sie brachte auch noch einige Häppchen mit; welche die Köchin in aller Eile zubereitet hatte. „Ich habe gleich mehr Tee gemacht, falls noch jemand nach Grog zumute ist.“
„Wieso sorgst du denn so gut für uns, wo dich die ganze Diskussion gar nichts mehr angeht“, wunderte sich Ulrike.
„Dass schon, aber so lange ich noch hier wohne, fühle ich mich da für immer noch verantwortlich.“
„Das ist zwar nicht nötig“
, sagte Hein in seiner gutmütig-väterlichen Art, „aber es ist lieb von dir! – Leute dann setzt euch doch oder wollt ihr hier Wurzeln schlagen?“
Nicht ganz überzeugt, folgte ihm die kleine Gesellschaft. Sie versammelten sich ausgerechnet um das Tischchen, wo Hein den Portwein getrunken hatte und danach einige Stunden selig geschnarcht hatte.
„*Jetzt mal Butter bei de Fische*“, sagte Andrea, nicht ganz leise. „Denn davon hängen ja auch einige Existenzen ab. Wir müssen eine weitgreifenden Entscheidung treffen und das geht nun mal nicht ohne dich.“ Denn allmählich hatte sie von dem ganzen Getue genug. Schließlich ging es darum, ob sie demnächst noch Arbeit hatte und ihr Brot bezahlen konnte.
Um die Sache nicht weiter zu verschleppen, denn Dalli dachte mit Schreck daran das sie in wenigen Stunden schon wieder aufstehen musste, erklärte sie: „Ich habe zwar schon mal Vorgespräche geführt, aber ich kann euch noch keine Ergebnisse bringen. Was wollt ihr denn jetzt konkret wissen?“
Jetzt war Andrea geladen und fragte: „Was soll das denn bedeuten, willst du uns Verkaufen?“
„Andrea ich bitte dich, jetzt beruhige dich doch wieder! Im Gegenteil, ich versuche alle eure Arbeitsplätze zu sichern. Wie du weist hat Dick auch einiges ihrer Ersparnisse in den Immenhof rein gesteckt, aber sie braucht das Geld noch in diesem Jahr zurück. Also bin ich gezwungen einen neuen Partner zu suchen, darum habe ich Vorgespräche mit der Gemeinde Bad Malente geführt. Wenn es zu einem Vertrag kommen sollte, werdet ihr natürlich alle gefragt.“
Ruhig wandte sie sich an Rieke: „Du hattest mich vorhin gefragt, was jetzt aus dem Immenhof wird. Worum geht es denn genau?“
„Dein Chef hat angefragt, ob er die zukünftigen Lehrlinge wieder hier wohnen lassen kann? Wie ist denn deine Antwort darauf“
fragte Rieke, die diese Anfrage angenommen hatte.
„Das kann ich im Augenblick nicht sagen, da ich darüber nachdenke, den Immenhof zu verpachten, allerdings nur unter der Bedingung, dass ihr eure Arbeitsplätze behaltet. – Dann lasst doch mal hören, wie ihr euch den Immenhof in Zukunft vorstellt? Macht doch mal Vorschläge? Dann kann ich eure Wünsche bei den Planungen berücksichtigen.“
„Darüber haben wir noch gar nicht so richtig nachgedacht, wir dachten, du hättest einen perfekten Plan, vorbereitet“,
sagte Hein, der inzwischen auch wieder offiziell auf dem Immenhof arbeitete. „Was wird, wenn du und Dick weg seit?“
„Eine Grundsätzliche Frage, wollt ihr denn hier so weitermachen, unter Riekes Führung?“

Rieke schaute die gesamte Mannschaft der Reihe nach an und antwortete dann: „Ich glaube, damit wären alle einverstanden.“
„Gut“,
faste Dalli zusammen. „Dann steht schon mal etwas fest! Wie gesagt, Dick braucht ihr Geld in den nächsten Monaten und ich bin in den nächsten Monaten auch weg. Habt ihr einen anderen Vorschlag, als einen langfristigen Pachtvertrag?“
Andrea war zwar noch nicht ganz überzeugt, das alles gut wird, aber sie Antwortete: „Was Dalli vorhat klingt ganz Vernünftig, aber nur wenn sie unsere Wünsche wirklich berücksichtigt.“
„Andrea du kennst mich, auch wenn ich in die USA gehe, liegt mir doch einiges am Immenhof und natürlich auch an den Menschen, die ihm seinen Ruf geben.“

Dann stand Hein auf und sprach zögernd: „Wenn hier schon alle zusammen sitzen, möchte ich Rieke Fragen, ob sie mich, auf meine alten Tage, heiraten möchte“ und schaute ihr dabei ganz tief in die Augen.
„Hein ich bin ja nun auch kein junger Hüpfer mehr und würde mich sehr freuen.“
„Das heißt, wir können gleich noch eine Verlobung feiern können“, freute sich Andrea. „Dann ist das noch ein Grund mehr alles so weiter zu machen wie bisher. Ich glaube jetzt noch mehr daran dass wir es schaffen können.“

„Also gut, ich werde sehen, was sich machen lässt; denn ich würde mich freuen, wenn ihr alle hier bleiben könnt. – Damit möchte ich diese Versammlung für heute beenden, wenn keiner mehr eine Frage hat.“
„Das heißt alles was hier aufgebaut wurde, geht den Bach runter“,
fragten Jens und Ulrike ängstlich, fast wie aus einem Munde.
„Keineswegs! Als Pächter kommt nur die Gemeinde Malente infrage, die tatsächlich bei mir schon einmal angefragt hat. Wenn das Wirklichkeit wird, braucht auch keiner von euch hier weg. Denn die Gemeindeverwaltung will hier wieder einen Hotelbetrieb aufziehen.“
„Und wann steht die Entscheidung fest“
, wollte Rieke wissen.
„Ich hoffe in der nächsten Woche! Die nächsten drei Tage sind wir ja erstmal in Oberursel auf einem Dressurturnier. Danach werde ich mich verstärkt darum kümmern.“
Vor der Tür ging jemand durch die Halle und Dalli stand auf um nachzuschauen. Dort ging ihre Kollegin im Mädelszimmer vorbei und dann kam ihr eine Idee. „Olga, jetzt ist es schon so spät und ich bin wirklich Müde; kann ich heute Nacht bei dir pennen?“
„Na klar, wir müssen ja morgen früh Beide zum Turnier aufbrechen.“
„Prima, ich will nur noch Korn anrufen“
und ging zum Telefon.
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

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Brötje und Breukelen

Kornelius war zwar gestern Abend von dem Vorschlag seiner Frau nicht gerade begeistert, dass er alleine Schlafen musste.
„Ach Korni“, flötete Dalli zuckersüß „Die eine Nacht, wirst du doch verschmerzen. In wenigen Stunden sehen wir uns doch schon wieder. Olga und ich sind auch beizeiten im Stall.“
„Na so beeilen braucht ihr euch ja auch nicht, wir brauchen ja erst um elf Uhr in Hamburg sein.“
„Dann ist ja gut! Schlaf gut mein Schatz.“
Er erwiderte noch die gute Nacht Wünsche und dann legten beide auf.

Als Dalli und Olga am nächsten Morgen in den Stall kamen, Waren die Pferde schon dabei ihre Morgenration zu fressen. Außerdem kam der Reitlehrer auch gerade um die Ecke, der Stallgasse. Zu dritt machten sie sich daran die Pferde noch einmal überzuputzen, dann brachten sie die Sättel und das Putzzeug in LKW.
„Wieso sollen wir eigentlich drei Sättel mitnehmen“, fragte Dalli ihren Mann. Mit ernstem Gesicht sagte er: „Wir sollten doch lieber einen Reservesattel mitnehmen, falls irgendetwas reißt.“
Sie wunderte sich zwar immer noch, aber dachte jetzt nicht weiter darüber nach.
Bevor sie die Pferde in den LKW brachten, umwickelten sie die empfindlichen Pferdebeine mit den dicken weichen Transportgamaschen, die fast über die ganze. Jetzt konnten die Reiterinnen die zwei Stuten und einen Hengst endlich in den LKW führen. Dalli wunderte sich zwar wieso ihr Mann noch eine Stute mehr mitnahm, aber auch darüber machte sich weiter keine Gedanken, nachdem ihr Mann schon wegen dem Sattel so komisch reagiert hatte.
Nur um Martsje machte Dalli sich Sorgen, Dr. Hinnerksen, der die Praxis von Dr. Pudlich übernommen hatte, wusste nicht wirklich wie er die Stute behandeln sollte. Jetzt sollte sie ihre vierbeinige Freundin für drei Tage im Stich lassen, bei dem Gedanken war ihr etwas mulmig zumute. Olga hatte schon einmal ihrem Chef versucht von dem Knochenbrecher zu erzählen, aber er hatte bisher abgeblockt. Nun gut wenn sie ein erfolgreiches Turnierwochenende hinter sich brachten, würde Herr Larsen sich vielleicht doch überzeugen lassen. Aber jetzt ging sie noch mal zu ihrer schwarzen vierbeinigen Freundin und redete ihr gut zu durchzuhalten, obwohl sie wusste, dass sie bei jedem Schritt Schmerzen hatte, die sie meinte fühlen zu können.
Gegen neun Uhr starteten sie dann mit dem LKW und fuhren zum Hamburger Hauptbahnhof. Diesmal konnten sie aber von einer Neuerung profitieren. Die Pferde und das Zubehör konnten im LKW bleiben und er wurde auf ein Gestell mit Zugrädern verladen. Weil die Bewegungen nicht so heftig waren wie auf der Strasse, durften sich die Pferde frei im Wagen bewegen, genauso wie in einem richtigen Wagon. Schließlich dauerte die Fahrt mit dem Zug einige Stunden und zweimal wurde ihr Transport sogar an andere Züge gehängt.
Allerdings hatte Oberursel keinen Bahnanschluss, so fuhr der Zug etwas weiter bis Königstein. Jetzt mussten sie die Pferde allerdings wieder in ihren Ständen anbinden, denn jetzt wurden sie noch eine habe Stunde über die Landstraße gefahren, bis sie in Oberursel ankamen.
Als sie auf dem Turnierplatz endlich, gut durchgeschüttelt ankamen erlebten sie eine böse Überraschung. Immerhin musste Kornelius den LKW eine halbe Stunde über Kopfstein gepflasterte Straßen fahren. Und dann mussten sie Feststellen das ihre Buchung nicht an die richtigen Leute weitergeleitet worden war. Deswegen mussten die Pferde erstmal im Wagen bleiben, weil im Behelfsstall für die drei Pferde keine Boxen mehr frei waren. Sie konnten zufrieden sein, dass sie noch einen Platz für ihren LKW bekamen.
Kornelius rannte aufgebracht und hilflos zwischen Turnierleitung, Behelfsstall und LKW hin und her. Als er jedoch sah, das Dalli und Olga die Pferde wenigstens ausgeladen hatte, wurde er vorübergehend etwas ruhiger. Denn Tagsüber herrschte im Transporter eine wahnsinns Temperatur die für die Pferde zu heiß waren, allerdings standen sie nur angebunden neben dem Transporter. Die Mädels hatten jedem Pferd aber einen Eimer Wasser Hingestellt und die Heunetze in ihrer Reichweite aufgehängt. Nur mussten sie immer wieder Rennen um die Eimer wieder aufzufüllen, den zehn Liter Wasser war für ein Pferd nicht viel, bei dem langen Transport in dem geschlossenen LKW.
Leider hatte bis zum Einbruch der Dämmerung die Turnierleitung keine Lösung gefunden. Auch wenn Kornelius inzwischen so sauer auf die Organisatoren war das er am liebsten gleich wieder abgefahren wäre, versuchte seine Frau ihn zu beruhigen. Schließlich hatte nicht nur sie sich auf dieses Wochenende gefreut, sie hatte Olga endlich soweit, das sie ihr erstes Turnier ritt und das wollte sie auf keinen Fall zerstören.
„Jetzt versuch dich doch mal zu entspannen, über Nacht können wir doch die Pferde im Transporter lassen. Denn solange es kühl ist haben sie es doch darin gut.“
„Das mag ja sein, aber wo sollen wir denn schlafen, im Führerhaus ist nicht genug Platz für drei Leute“, fragte er verzweifelt und trank einen Schluck Bier aus der Flasche, die seine Frau gerade aufgetrieben hatte.
„Nö, dass nicht, aber es gibt ja auch noch eine andere Lösung. Natürlich bleiben wir bei den Pferden!“, sagte Dalli schmeichelnd. „ Was hältst du davon wen du im Führerhaus schläfst, Olga und ich schlafen hinten bei den Pferden im Stroh, das wird bestimmt sehr gemütlich.“
„Aber wenn die Pferde …“

„Pst“ und verschloss ihrem Mann mit dem Finger den Mund, “ich weiß schon was du sagen willst, aber Olga und ich gehen auch nicht erst seit gestern mit Pferden um.“ Nach einem ausführlichen gähnen ging sie zu der kleinen Tür an der Seite des LKW und sagte: „Dann werden wir mal unser Nachtlager vorbereiten, denn Morgen wird ein anstrengender Tag.“

Dalli und Olga waren schon früh auf den Beinen und fütterten die drei Pferde. Während sie ihren Morgenhafer fraßen, zogen sich die beiden Mädels etwas über und machten sich mit ihren Handtüchern auf die Suche nach einer Dusche, Kornelius ließen sie erst einmal schlafen.
Nachdem sie ein halbe Stunde später wieder kamen, hatte Korni allerdings schon Kaffee und Brötchen für Drei besorgt und einen provisorischen Frühstückstisch gedeckt. Sie brauchten sich nicht einmal sich im LKW drängen, sondern konnten auf den mitgeführten Gartenstühlen und einer umfunktionierten Futterkiste ihr Essen in der Morgensonne genießen.
Nach dem Frühstück erhob sich Kornelius nur ächzend aus dem Gartenstuhl. Dalli fragte ihn: „Was hast du denn mein Schatz?“
„Ach nichts weiter, aber ein LKW ist nun mal kein Hotelbett. Ich brauche nur etwas Zeit um meine Knochen zu sortieren. Nachdem du ja hier bleiben willst, werde ich mich schon mal auf eine zweite Nacht in dieser unbequemen Haltung, gefasst machen.“

Inzwischen hatte Olga, die sehr gut geschlafen hatte und munter war; schon mal begonnen Breukelen zu putzen. Dalli überließ es ihrem Mann, gymnastische Verrenkungen zu machen und begann Brötje zu putzen. Danach sattelten sie ihre Pferde und stiegen auf dem Parkplatz auf, dann ritten sie zum Abreitplatz.
Das wurde auch höchste Zeit, bis zum Beginn der ersten Prüfung hatten sie nur noch eine Stunde. Eigentlich konnten sie beide ihre Aufgaben im Schlaf reiten, sie mussten ihre Pferde nur nach der Nacht im Transporter wieder lösen, damit auch sie vollendet alle Hufschlagfiguren, zeigen konnten.
Es war noch recht früh und der Turniertag hatte offiziell noch gar nicht angefangen; sogar noch einige Tautropfen glitzerten im Gras, denn Nachts wurde es jetzt mitunter empfindlich kalt.
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

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Die Pause

Als Teilnehmer konnten die drei Turnierteilnehmer sogar beliebig oft das Gelände verlassen und wieder betreten, weil sie für diese drei Tage besondere Ausweise bekommen hatten. Aber was sollten sie nur mit Jens und Heidi machen? Schließlich kannten sie sich mit den Sitten auf dem Turniergelände nicht aus. Da hatte Heidi den rettenden Einfall: „Komm lass uns doch mal zur Geschäftsstelle gehen, vielleicht stellen sie uns einen Gastausweis aus.“
Dalli war skeptisch, aber weil sie keine bessere Idee hatte, stimmte sie zu. Aber auf dem Weg dorthin fragte sie: Heidi wieso kommst du auf diese Idee?“
„Ach weist du, ich kenne inzwischen so viele Turnierplätze und auf den größeren wird dass auf jeden Fall gemacht. Da dachte ich warum sollen wir es hier nicht auch mal versuchen.“

Dann waren sie auch schon dort und fragten nach diesen Ausweisen. Aber sie hatten überhaupt keine Probleme, die Dame schrieb ihnen sofort die zwei Ausweise. Jetzt konnte die Mittagspause ja endlich losgehen.
So wanderten sie bei strahlendem Sonnenschein durch das liebliche Taunusstädtchen, was ziemlich viel Kondition von den fünf Läufern verlangte. Immerhin betrug die Höhendifferenz ca. fünfhundert Meter. Sie begannen in Bommersheim auf der Suche nach einer Gaststätte und stießen auch bald auf ein gemütlich aussehendes Brauhaus. Allen knurrte der Magen, nur keiner wollte es zugeben doch Jens meinte: „Lasst uns mal hier rein gehen, Brauhäuser haben neben einem guten Bier auch immer deftige Speisen.“
„Okay einen versuch ist`s Wert, denn mein Magen knurrt schon recht wütend“
, gab jetzt auch Dalli zu.
„Dann komm mal mein Liebling, ich kann doch nicht verantworten dass meine Frau vom Fleisch fällt; Schließlich musst du heute noch mal reiten.“
„Du Unmensch“,
boxte Dalli ihren Mann. „Brauchst du mich etwa nur dafür?“
„Natürlich nicht“
, sagte er erbost und etwas leiser fügte er hinzu, „aber das brauchen wir doch nicht hier zu besprechen. Leider muss ich ja noch bis Morgen warten, um das zu genießen.“
„Ach du Armer, ist es denn im Führerhaus gar so schlimm?“
„Das ist gar kein Ausdruck
“ und fasste seine Frau liebevoll um die Taille. „Außerdem ist es dort so einsam!“
„Tja heute kann ich das nicht ändern, aber dafür wächst ja die Vorfreude auf Morgen.“

Schnell fanden sie auch einen Tisch der groß genug für sie alle war. Darum hörten die Beiden mit ihren Neckereien auf, schließlich war dass ja kein Thema für unbeteiligte Ohren.
Als sie saßen, steuerte auch gleich ein Kellner auf sie zu und fragte nach ihren Wünschen. Da es ziemlich heiß war und sie noch nicht in die Karte geschaut hatten, bestellten sie eine Runde mit fünf großen Radlern um erst mal ihren Durst zu löschen. Danach schauten sie kurz in die Karte und bestellten allesamt einen saftigen Schweinebraten mit Soße, Kartoffelklößen und Rotkohl. Dalli und Olga schafften es sogar noch einen ofenfrischen Apfelstrudel mit Vanillesauce zu verdrücken. Heidi liebäugelte mit einem kleinen Früchtebecher. Die Sahne lehnte sie aber entrüstet ab, wegen der Figur meinte sie. Die Männer genehmigten sich noch lieber etwas kleines Flüssiges. Sie verkniffen sich einen zweiten, weil Jens heute Nachmittag ja noch fahren musste und Kornelius meinte so ganz nebenbei, er hätte heute noch Dienst. Jens fragte ihn zwar, was er damit meinte, aber der Reitlehrer tat auch ihm gegenüber geheimnisvoll.
Nach dem Zahlen hatten sie noch mehrere Stunden bis zur nächsten Prüfung die Dalli mitritt. Diesmal hatte sie eine Schwierigkeitsstufe höher gemeldet. Kornelius war immer noch der Meinung, dass sie sich übernahm, aber Dalli wollte nicht nachgeben. Sie antwortete nur zum wiederholten Mal, dass sie ja daraufhin trainiert hatte und schon alles gut gehen würde.
„Aber jetzt“, meinte sie mit einem lustigen Grinsen, „wollten wir doch erst Mal einen kleinen Stadtbummel machen.“
Denn inzwischen bereute sie beim Essen so zugeschlagen zu haben, sie fühlte sich wie eine dicke Tonne. So schlug sie vor: „Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber mir ist nach diesem reichlichem Essen, nach einem strammen Marsch; schließlich muss ich nachher noch auf`s Pferd.“
„Nana“
, mahnte Jens belustigt, „du hast dich doch nicht etwa überfressen?“
„Dass *über* lass mal weg, dann stimmt`s.“

Da es Kornelius ähnlich ging stimmte er Dallis Wunsch zu und meinte: „Dann wollen wir mal sehen was dieses Städtchen zu bieten hat.“
Sie waren noch gar nicht weit gegangen, als Olga meinte: „Die Häuser sehen ja beinahe wie in Irland aus.“
„Woher weißt du das, warst du schon mal da“
, fragte Dalli erstaunt.
„Ja da staunst du! Ich komme zwar vom Land, aber meine Tante und mein Onkel, haben mich mal auf eine Flugreise mitgenommen, als ich fünfzehn Jahre alt war.“
„Wow! Aber was hat das mit den Häusern zu tun?“
„Das habe ich mich damals auch gefragt, bis mir meine Tante erklärte: Der Baustiel wurde von den *Kelten* geprägt.“
„Das heißt die Häuser müssten sehr alt sein“,
staunte Heidi.
„Entschuldigung, das ich sie anspreche: Ich hörte sie gerade reden, vielleicht kann ich ihnen helfen. Ich bin hier der Stadtführer. Übrigens sie haben Recht junge Dame, früher waren hier tatsächlich mal die *Kelten*.“
„Ja wenn sie uns etwas von ihrer Zeit opfern könnten, wäre es nett von ihnen“
, erwiderte Kornelius. „Aber wir wollten uns nach dem essen nur etwas die Beine vertreten und dann gehen wir wieder auf den Turnierplatz zurück.“
„Ach sie sind Teilnehmer, das wusste ich ja nicht. Darf ich ihnen trotzdem einige besonders schöne Ecken von unserem Städtchen zeigen?“
„Aber gerne“,
sagte Olga mit glänzenden Augen. „Aber dann sollten wir losgehen, sonst ist unsere Zeit um.“
„Wie lange haben sie denn noch?“
„Zwei gute Stunden, dann müssen wir unsere Pferde satteln.“
„Dann folgen sie mir“,
sagte er und winkte der kleinen Gruppe zu ihm zu folgen.
Sie gingen in flottem Tempo los, um einiges zu sehen. Dalli merkte auch wie dass reichliche Essen langsam rutschte. Vorerst gingen sie durch die Altstadt mit den vielen verwinkelten engen Gässchen die überwiegend mit Kopfsteinen gepflastert waren. Rechts und links waren viele schöne Fachwerkhäuser zu sehen, die sie alleine wahrscheinlich gar nicht gesehen hätten. Mittlerweile wusste wohl auch keiner der Fünf, wie sie aus dem Labyrinth jemals wieder raus finden sollten. Aber Dafür hatten sie ja ihren Führer und er sah aus, als ob er den Weg kennen würde.
Es war so viel zu sehen und die Erzählungen des Stadtführers waren so kurzweilig, das sie sich wunderten, als plötzlich vor ihnen der Hinweis zum Turnierplatz vom Reitverein St. Georg auftauchte. Dalli sah auf die Uhr und meinte erschrocken: „Ich habe ja gar nicht gemerkt wie die Zeit verflogen ist. Olga hilft du mir mal.“
„Tut mir Leid, aber ich muss auch noch ein Pferd satteln.“
„Wie reitest du mit?“

Jetzt zögerte Olga etwas, aber dann sagte sie: „Nicht direkt … aber glaub mir es ist schon richtig so.“ Während die Drei sich um die Pferde kümmerten, bedankten Heidi und Jens sich bei ihrem Führer. „Wenn sie schon kein Geld nehmen wollen“, schlug Heidi vor. „Darf ich sie wenigstens zu der Dressurprüfung heute Nachmittag einladen?“
Sie konnte richtig sehen, wie die Augen des Mannes aufleuchteten.
„Aber gerne, eigentlich wollte ich auch zu diesen Turnier, aber ich musste dann leider Arbeiten.“
„Na dann kommen sie mal mit, wir gehören ja fast zu den Teilnehmern und werden für sie noch einen Platz finden.“

Dann ging sie mit dem Mann zur Geschäftsstelle und kaufte eine Karte für diese Prüfung. Die Dame schaute erstaunt, weil sie Heidi doch einen Besucherausweis geschrieben hatte. Ohne weitere Fragen, stellte sie Heidi aber die Karte aus. Danach brachte sie den Mann zur Tribüne, auch wenn die Prüfung erst in einer halben Stunde begann.
Dalli war zwar irritiert, das ihr Mann auf die andere Stute zuging und sie auch sattelte und als sie ihn ansprach, tat er ganz unschuldig und sagte: „Nein Olga reitet mit, ich helfe ihr nur schon mal.“
Ganz so überzeugt war Dalli ja nicht, aber sie hatte auch keine Zeit weiter darüber nachzudenken. Denn sie musste sich sputen um ihr Pferd noch abreiten zu können.
Sie saß gerade auf dem Pferd, als Heidi zu ihr auf den Abreiteplatz kam und ihr noch mal einige Tipps gab. Schon eine halbe Stunde später wurde sie auch schon aufgerufen.
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

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Der große Auftritt

Sie nahm an das viele Zuschauer vom Vormittag da waren, jedenfalls empfing sie diesmal schon begeisterter Ablauss. Jetzt wurde sie doch etwas nervös, sie konnte nur hoffen dass sie die Erwartungen des Publikums erfüllen konnte. Der *Grand Prix* war natürlich die Königsdiziplin beim Dressurreiten, entsprechend Anspruchsvoller waren die Aufgaben die sie zu bewältigen hatte.
Das Grüßen vor den Richtern war ja bei allen Prüfungen gleich, aber danach wurden andere Lektionen verlangt. Als erstes musste sie im versammelten Trab anreiten, an der kurzen Seite ging sie auf die rechte Hand. Nach einer Runde ließ sie Brötje im starken Trab ausgreifen: Dabei zeigte sie auf den nächsten beiden Diagonalen, einmal eine Traversalverschiebung nach rechts und später nach links. Als nächstes parierte sie den Hengst, an der kurzen Seite, zum stehen durch und ließ ihm die Vorschriftsmäßige Pferdelänge, was vier Schritten entsprach, rückwärts treten. Im Trab ritt sie wieder an und zeigte auf der Mittellinie eine Trabpassage und fiel danach in den versammelten Schritt, bei dem sie an der langen Seite eine Schrittpassage ausführte. Danach ritt sie wieder im versammelten Schritt an und ließ Brötje erst zwölf Mal auf der Stelle treten, wobei er sich in imponierender Haltung zeigte. Nach eine weiteren haben Runde, ließ sie ihn noch einmal für fünfzehn Schritte Piaffieren, man konnte wirklich denken er wollte einer rossigen Stute imponieren, so perfekt führte Brötje diese Übung aus. Jetzt gönnte sie dem Hengst erst einmal eine Pause indem sie ihn wechselweise im versammelten und im starken Schritt ritt. Jetzt kam noch einmal eine Anstrengung: Sie galoppierte im versammelte Galopp und ließ die Schritte allmählich raumgreifender werden. Dann verkürzte sie das Tempo wieder und zeigte auf der nächsten Diagonalen fliegende Galoppwechsel, bei jedem Schritt. Anschließend ließ sie Brötje wieder eine Runde im starken Galopp laufen und zeigte wieder auf der gleichen Diagonale Galoppwechsel, aber diesmal nur bei jedem zweiten Schritt. Jetzt näherte sich ihr Ritt dem Ende und sie galoppierte sie auf die Richter zu und ließ ihr Pferd einmal eine Galopppiourette nach rechts und einmal nach links springen. Eine letzte halbe Runde im versammelten Schritt, dann ritt sie ein letztes Mal auf die Richter zu und hielt im Mittelpunkt der Bahn und verneigte sich noch einmal zum Abschied. Danach verließ sie im langen Schritt, Wobei sie sich die Zügel aus der Hand kauen ließ, das Dressurviereck.
Es war zwar nicht der erste *Grand Prix* den sie geritten war, aber sie war jedes Mal danach total durchgeschwitzt und erst recht bei diesem Wetter. Wobei es Brötje nicht anders erging, was die Zuschauer an den weißen Schaumflocken sehen konnten, die das ganze Pferd bedeckten.
Sie staunte allerdings nicht schlecht, als sie den nächsten Reiter sah. Es war ihr Mann mit der dritten Stute. Sie stellte erfreut fest, dass er für sein Alter, eine gute Figur auf der Stute machte. Am Ausritt stand Olga schon bereit um Dalli das Pferd abzunehmen, damit sie den Ritt ihres Ehemannes verfolgen konnte. Während Konrnis Ritt, wurde auch schon ihre Note durchgesagt, diesmal bekam sie sogar eine acht Komma sieben.
Gebannt auf einem Bein stehend wie früher, verfolgte sie den fast Fehlerfreien Ritt ihres Mannes. Als er dann endlich mit langem Zügel, das Dressurviereck verließ, eilte Dalli auf ihn zu. „Jetzt weiß ich auch, was dein Geheimnis war. Sag bloß, Olga wusste bescheidt.“
„Natürlich“,
antwortete er mit einem jugendlichen Lachen, was Dalli so an ihrem Mann liebte. „Ganz ohne Hilfe, konnte ich es nicht schaffen und wenn es nur dazu diente dich abzulenken.“
„Du Schuft“,
sagte sie und nahm ihm die Stute ab, als er abgestiegen war. „Aber jetzt lass uns die Brave erst mal in ihre Wohlverdiente Freizeit entlassen.“
Noch während sie mit Korni zum LKW ging um seine Stute abzusatteln, verkündete der Stadionsprecher gerade, das der letzte Reiter immerhin eine neun Komma eins erritten hatte.
„Da muss ich mich ja wohl vor dir verneigen, bei diesem Super-Ergebnis. Viel mehr geht ja schon gar nicht mehr.“
„Jetzt mach mal einen Punkt! Erstens warst du auch nicht schlecht und dann überlege mal, wie viel länger ich schon reite.“

Das konnte sie nicht ableugnen und ging schweigsam, neben ihm weiter zum Transporter.

Eine viertel Stunde später muss die Prüfung wohl zu Ende gewesen sein, denn Jens und Heidi kamen zu ihnen. Jens grinste sogar wie ein *Honigkuchenpferd* und den Grund sollten sie gleich erfahren, denn er hatte heimlich eine Sektflasche besorgt. Auch wenn es nicht die XXL-Flasche des Siegers war und auch nur aus Bechern getrunken wurde, schmeckte sie ihnen doch sehr gut. Eigentlich währen sie gerne noch einmal gerne ins Städtchen gegangen um zu feiern, aber sie trauten sich jetzt nicht mehr wegen der Pferde. Nach dem was in der fast mit den Pferden passiert war, hatten sie auch gute Gründe vorsichtig zu sein. Wer weiß was ein übermütiger Hobbyreiter sonst mit den drei *schwarzen Perlen* anstellte und in den LKW wollten sie die Pferde auch noch nicht sperren.
Später als es langsam ruhiger wurde, weil die Zuschauer das Turniergelände verlassen hatten, kam doch tatsächlich die Siegerin auf sie zu. Sie kannten sie schon von anderen Turnieren gut und es verband sie mittlerweile auch ein Band der Freundschaft, mit der riesigen XXL-Sektflasche auf sie zu und einige andere Reiter gesellten sich noch zu ihnen.
„Ach ich sehe ihr seid schon mit Freunden am feiern, dann will ich nicht stören.“
„Sonja rede keinen Quatsch, setzt dich doch einfach zu uns“,
sagte Dalli, die schon in Feierlaune war. „Unsere Freunde sind auch Reiter und Heidi kennst du vielleicht auch. Aber willst du deinen Sieg nicht lieber mit deinem Team feiern?“
„Nö, ich kann mich zwar auf die Leute verlassen und sie sind durchaus Okay, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mal eine spontane Feier machen. Bei euch hier ist es so lustig, dass ich gar keine Lust hatte mit ihnen ins Hotel zu gehen“,
antwortete sie und suchte sich einen Platz auf der Radkappe des Transporters. „Nö, kennen ist zuviel gesagt, aber ich habe schon von der Dressurreiterin Heidi Petersen gehört. Reiten sie eigentlich gar nicht mehr Frau Petersen?“
„Sonja, sei doch nicht so förmlich und sag einfach Heidi zu mir und neben mir sitzt mein Mann Jens. Wie du weißt, hatten wir ein Trakenergestüt und während dieser Zeit ging das nicht, aber jetzt… wer weiß“
und schaute Jens dabei aus den Augenwinkeln an.
„Was guckst du so? Wenn du wieder einsteigen möchtest tu das ruhig, ich glaube das du noch einigen Konkurrenz machen könntest.“
Sonja hatte Sektgläser aus Kunststoff mitgebracht, so dass Olga die Kaffeebecher verschämt wegräumte.
Es wurde ein schöner langer Sommerabend, an dem auch bald nicht mehr von Heidis Reitkünsten gesprochen wurde. Als der weiter der Abend fortschritt wurde auch immer mehr gescherzt und gelacht. Weil drei von ihnen am nächsten Morgen noch reiten mussten und Kornelius am nächsten Tag noch den Pferdehänger fahren musste, stiegen sie ziemlich bald auf Säfte und Minerealwasser um, was sie von der Turnierleitung erhielten. Dies tat der Stimmung aber keinen Abbruch. Nur reichten irgendwann die Jacken nicht mehr aus die sie überziehen konnten und in den Transporter wollten sie sich auch nicht setzen. Also hoben sie schweren Herzens die lustige Rund auf, Jens und Heidi brachten Sonja noch zu ihrem Wagen weil es schon dunkel war. Dalli und Olga brachten die drei Pferde in den LKW, während Korni etwas ausräumte und sich dann ins Führerhaus verzog.
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

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Turnierende und Heimreise

Am Sonntag die letzte Prüfung die Dalli und Olga gemeldet hatten. Für Olga war diese Prüfung wichtig, damit sie ihre Nervosität verlor. Dalli ritt hauptsächlich mit, damit sie Olga den Rücken stärken konnte, die Anforderungen bei diesem Ritt nahm sie gar nicht ernst. Trotzdem bekam sie noch eine acht Komma null und Olga hatte sich immerhin auf eine sechs Komma neun gesteigert.
„Olga hast du jetzt Geschmack an Turnieren bekommen?“
„Okay, es ist keine Sache zum fürchten, aber ob ich das weitermache weiß nicht, vielleicht gehe ich doch lieber in die Zucht.“
„Na gut“
, sagte Dalli wenig begeistert während sie die drei Pferde von der Wiese zum LKW brachten. „Das ist ja auch eine Option, für deine Zukunft.“
Diesmal wurden die Pferde sogar in die Stände geführt und durften nicht im Wagen umher laufen, außerdem war es ziemlich heiß weil die Sonne auf den parkenden Transporter knallte. Aber sie beruhigten sich dann wieder, weil Dalli und Olga sich auf die Futterkiste setzten. Einige Wassereimer hatten sie vorsichtshalber mitgenommen damit die Pferde auf der Fahrt nach Königstein nicht überhitzten. Gleich danach hörten die empfindlichen Pferdeohren, das Geräusch des Motors und unter ihren Hufen rumpelte und schwankte es, zumindest bis sie auch der Straße waren. Danach war die Fahrt eigentlich recht bequem, bis sie zum Bahnhof kamen, wo der Wagen noch mal über das Kopfsteinpflaster rumpelte.
Auf einmal war Ruhe und es wäre angenehm gewesen, wenn der Durst nur nicht so quälend gewesen wäre. Sie hatten zwar an die Pferde gedacht, was auch einen richtigen Pferdemenschen auszeichnet, aber sich selbst hatten sie vergessen. Inzwischen waren die beiden Reiterinnen ausgestiegen, als Korni den LKW auf den Eisenbahnwaggon fuhr und füllten die Eimer mit Wasser, nachdem sich die beiden Reiterinnen erfrischt hatten. Nach dem Tränken, durften sie sich zumindest die Stuten frei im Wagen bewegen, Brötje konnten sie nicht freilassen, weil die Stute Paard von Kornelius rossig war.
Gleich darauf setzte wieder so ein unheimliches Rumpeln ein und es gab einen Ruck, als der Zug anfuhr. Jetzt gab es auch keine Schwankungen mehr, nur dieses Rumpeln hielt jetzt für längere Zeit an. Dann gab es wieder einen Ruck und plötzlich war Ruhe, jetzt wurden auch die Stuten wieder in den Ständern angebunden und gleich danach hörten sie wieder das Geräusch des Motors. Die drei Vierbeiner waren nur froh, dass die Wände der Stände so stabil waren, sonst wären sie bestimmt zur Seite gekippt, als der LKW vom Zug runter fuhr und plötzlich war wieder Ruhe. Jetzt kamen ihre Reiterinnen noch einmal mit je zwei Eimern Wasser für jedes Pferd, was sie auch gierig aussoffen.
Danach setzte der Motor wieder ein und ihr Stall bewegte sich schwankend, was wieder längere Zeit dauerte.
Bis alle drei Reiter zu ihnen kamen und sie losbanden, aber sie waren trotzdem nicht frei. Zumindest konnten sie jetzt in ihren vertrauten Stall und als jeder in seiner Box stand wurde ihnen das Halfter abgenommen. Hier hatten sie eine Selbsttränke aus der Jederzeit auch herrliches kühles Wasser kam, sie mussten nur mit ihrer Nase einen Hebel drücken. Danach fraßen sie ihre gefüllten Krippen leer und schmissen sich dann genüsslich im Stroh.
Da es schon Abend war verzichtete Dalli zwar darauf zum Immenhof zu gehen, aber ihre geliebte Martsje besuchen und versuchte sie mit einem heimlich geklauten Apfel zu einer Reaktion zu bekommen. Danach verabschiedete sie vor sich von Olga, um mit ihrem Mann in die gemeinsame Wohnung zu gehen. Nach einem schnellen Abendessen, fielen beide todmüde in die Betten, denn der Tag war lang und anstrengend gewesen. Dallis Mann war froh sich endlich wieder einmal in seinem Bett ausstrecken zu können, denn im Führerhaus des LKW`s war es nicht gerade gemütlich; so schlief er Augenblicklich ein.

Am nächsten Morgen frühstückten sie Beide zusammen und gingen dann wie jeden Morgen in den Stall. Kornelius war jetzt wieder ganz im Dienst und ging als erstes zu Herrn Larsen um über den Ausgang des Turniers zu berichten. Als er erzählte, dass seine Stute rossig war, fragte der Chef verwundert: „Das ist eigentlich bisschen früh, nur merkwürdig das Breukelen noch nicht rosst.“
„Das kann ich mir auch nicht erklären.“

Dallis erster Weg führte wie gestern Abend als erstes zu der Friesenstute Martsje, aber das Pferd stand mit hängendem Kopf bewegungslos in der Box nur als Dalli mit einem Apfel und einer Banane zu ihr in die Box trat wurden ihre Augen lebendiger. Olga die dazu kam und dieses traurige Pferd sah, meinte: „Es ist doch eine Schande das der Chef es mit dem *Knochenbrecher* nicht versuchen will. Denn das Pferd kann doch einiges. Ich gehe gleich zu ihm hin und spreche noch mal mit ihm“, sagte sie wütend und wollte davon gehen.
„Olga pass aber auf, wenn du so wütend auf ihn los gehst erreichen wir gar nichts“, rief Dalli ihr nach.
Kurz vor der Bürotür bremste Olga ihren Lauf ab und hatte noch etwas Zeit, weil sie im Büro noch die Stimme ihres Reitlehrers hörte. In der Wartezeit überlegte sie sich, dass Dalli doch nicht ganz Unrecht hatte.
Zwei Minuten später kam ihr Reitlehrer gut gelaunt aus dem Büro, so dass sie hoffte Erfolg zu haben.
Nur was Olga im Büro erlebte, war doch eine große Überraschung für sie.
„Gut das sie schon da sind Fräulein Müller“, sagte Herr Larsen lächelnd. „Ich habe mich in den letzten Tage informiert, ihr Vorschlag ist immerhin ein Versuch wert.“
Olga wurde blass, das konnte doch nicht die gleiche Sache sein worüber ihr Chef da gerade redete.
„Was gucken sie so erstaunt? Meinen sie ich bin ein Unmensch und bringe ein Pferd leichtfertig zum Abdecker?“
„Heißt dass“,
stotterte Olga irritiert, „sie wollen es mit dem Knochenbrecher versuchen?“
„Ja Fräulein Müller, der Herr ist in weniger als einer Stunde da. Sehen sie zu das Frau Kornelius nur nichts mitbekommt, ich möchte sie überraschen.“
„Dafür ist es zu spät, sie ist schon bei der Stute und weiß dass ich hier bin. Aber schon die Nachricht dass sie es versuchen, wird für Dalli eine Überraschung sein. Ich glaube sie würde auch gerne dabei sein und sehen, wie der Knochenbrecher arbeitet.“
„Da haben sie auch wieder Recht, zumal Frau Kornelius in den Staaten ihren Pferdewirtschaftsmeister machen will, da kann ihr ein solches wissen nur nützen. Gehen sie lieber zu ihr und bringen sie ihr die gute Nachricht.“

Eine Knappe Stunde später fuhr ein Geländewagen auf den Hof und ein Hüne von Mann stieg aus und streckte sich.
„Ich glaube das ist er schon“, flüsterte Olga Dalli zu. „Aber wer kommt den da“, wunderte sie sich und wurde blass, als sie den Wagen von Dr. Hinnerksen auch kommen sah. „Bring Martje schon mal auf den Hof, das dauert sowieso lange.“
„Natürlich werden wir uns beeilen“,
rief Dalli Hoffnungsvoll, weil die Hilfe so nahe war.
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

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Der Knochenbrecher

Dann rannte Olga auf den Hof um zu schauen was der Tierarzt hier wollte. Als sie atemlos raus kam, sah sie nur noch wie er zum anderen Ende des Stutenstalles ging. Sie wusste, dass Dalli vorläufig beschäftigt war und sie hatte auch keine dringende Arbeit anstehen.
So folgte sie dem Tierarzt und sah ihn auch bald beide den beiden Stuten, die sie auf dem Turnier mithatten. Soweit sie beurteilen konnte nahm er sowohl bei Breukelen aus auch Paard eine Trächtigkeitsuntersuchung vor, was er danach mit dem Chef besprach konnte sie nicht verstehen. Darum ging sie erst einmal mit schnellen Schritten zu Dalli, die mit Martsje schon die halbe Strecke.
Entsetzt vor Angst um das Pferd konnte Dalli schon gar nicht mehr klar denken und sagte deshalb.
„Wie du freust dich wohl darauf, das sie zum Schlachter kommt?“
„Dalli du redest Blödsinn! Auf dem Hof wartet der Knochenbrecher, Herr Larsen hat ihn am Wochenende angerufen. Also hilf mir lieber.“
„Olga kneif mich mal, damit ich weiß das ich nicht von einem Wunder geträumt habe“,
gab Dalli stammelnd von sich.
„Au“, schrie sie. Und Olga sagte mit unschuldigem Gesicht: „Das wolltest du doch!“
„Das schon, aber doch nicht so fest“,
erwiderte sie anklagend.
„Egal komm beeil dich lieber!“
In dem Augenblick setzte das Pferd schon den mühsamen Weg in Dallis Begleitung fort. Geschlagene zehn Minuten brauchten sie für die gesamte Strecke aus dem Stall, die das Pferd sonst in einer Minute zurücklegte. Dalli konnte fast die Schmerzen fühlen, die das Pferd bei jedem Schritt spürte und trotzdem klagte es nicht, sondern rang sich tapfer immer wieder einen weiteren Schritt ab, als ob die Stute wüsste, dass die Hilfe schon nah war. Dalli hatte ja genug Zeit sich Gedanken zu machen und überlegte, an der Tapferkeit dieses Pferdes sollten wir uns ein Beispiel nehmen.
Endlich waren sie an der Stalltür und das Gespräch zwischen ihrem Chef und dem Knochenbrecher schien unbeirrt weiterzugehen, der gerade aus dem Stutenstall gekommen war. Jedenfalls hörte sie wie er ihrem Chef gerade erklärte: „Chiropraktik ist eine sehr alte Heilmethode, bei der ausschließlich mit den Händen untersucht und behandelt wird. Es werden keine Medikamente verabreicht. Der Begriff Chiropraktik leitet sich vom griechischen Wort *cheir* für *Hand* und *Praxis* für *Durchführung* ab, steht also für *Durchführung mit der Hand*.“
Dabei bemerkte Dalli natürlich nicht wie der Ostfriese beim Sprechen, schon mit der Untersuchung begann und den mühsamen Gang des Pferdes beobachtete. Anschließend fragte er ihren Chef: „Können sie mit erzählen wie das Pferd in diesen desolaten Zustand gekommen ist?“
„Nicht wirklich! Sie sprechen da lieber mit Frau Kornelius, die hat Martje in letzter Zeit geritten und betreut. Das ist die Dame die die Stute auch gerade führt.“

Er ging die wenigen Schritte auch Dalli zu und fragte sie: „Können sie mir mal Berichten, was dem Pferd genau passiert ist?“
„Genau weis ich das natürlich nicht, aber seit zwei Wochen geht sie immer Mühsamer.“
„Reiten sie mit der Stute denn Turniere?“
„Ja, aber nur Dressur, da kann doch nicht so viel passieren“,
sagte Dalli überrascht.
„Haben sie eine Ahnung“, sagte der gutmütige Riese und fuhr der Stute dabei mit wissenden Fingern über den Rücken. „Von schmerzhaften Verspannungen bis zu Muskelverhärtungen und sogar Blockaden der einzelnen Wirbelkörper. Und soweit ich fühle, ist bei ihr von allem etwas vorhanden. Jetzt möchte ich noch wissen, war schon ein Tierarzt an dem Pferd und was hat er gemacht?“
„Ja er war da, aber was er gemacht hat, kann ihnen wohl nur Herr Larsen sagen. Ich kann ihnen nur sagen, ich sollte die Stute für das Turnier was am Wochenende war vorbereiten, da habe ich sofort gemerkt das sie lustlos lief und nicht so recht bei der Arbeit war, aber es war ihr noch nichts anzusehen. Deswegen wollte mir zuerst auch keiner glauben.“
, Dabei schaute sie ihren Chef aus dem Augenwinkel an. „Bis ich eines Tages Herrn Larsen und meinem Mann, der hier als Reitlehrer arbeitet, die Stute vorgeritten habe und sie eindeutig lahmte und versuchte den Rücken wegzuziehen.“
„Frau Kornelius ihre Beobachtungen sind schon ganz richtig. Ich nehme an sie hat sich vor längerer Zeit einmal gewaltig vertreten und weil dieser Schaden unbemerkt blieb und sie weiter geritten wurde, kam es zu eine schmerzhaften Muskelverspannung. Dazu kam aber noch, dass sie versuchte diese Verspannung zu kompensieren, dabei hat sie sich einen Wirbelsäulenschaden zugezogen. Was das Ergebnis ist sehen sie selber.“

Jetzt fragte Herr Larsen: „Können sie der Stute denn helfen oder muss ich sie zum Schlachter bringen?“ Jetzt dachte er vielleicht hätte er das gleich tun sollen, nachdem Dr. Hinnerksen mit den Spritzen, so gut wie nichts ausrichten konnte.
Dalli stand Bange dabei, ihr war gar nicht wohl zumute, wenn ihr Chef so redete. Aber es war immer noch sein Pferd und sie musste seine Entscheidung akzeptieren, auch wenn es ihr schwer fallen würde. Automatisch liebkoste ihre Hand die Stute, um sie zu beruhigen. Nicht einmal ihr Mann der plötzlich hinter ihr stand, hätte sie jetzt zum Lachen bringen können. Die nächsten Worte des gutmütigen Riesen gaben ihr jedoch wieder Hoffnung.
„Herr Larsen, ich nehme an es handelt sich um ein sehr gutes Dressurpferd, da wäre ich doch mit so einem Schritt vorsichtig.“
„Heißt das sie können Martsje helfen“,
fragte Dalli unsicher.
„Ja Frau Kornelius, ich habe zumindest Hoffnungen. Ich habe schon Pferde erlebt den ging es schlimmer und die laufen heute wieder wie neu geboren. Aber jetzt möchte ich mich an die Arbeit machen. Ich kann nur nicht versprechen, dass ich das Pferd mit einer Behandlung heilen kann. Könnte sie die Stute vorne festhalten und etwas ablenken.“
„Ich werde es versuchen, wenn Martsje nur nicht sterben muss.“

Der große Mann lachte vor sich hin, weil er schon gemerkt hatte, dass die Frau mehr an dem Pferd hing, als der Besitzer. Als erstes nahm er das rechte Hinterbein in seine kräftigen Hände und zog es kräftig nach hinten, bis es laut und hörbar knackte. Dasselbe wiederholte er mit dem linken Hinterbein und danach sagte er zu Dalli, sie solle mit der Stute einige Schritte gehen. Sie war zwar skeptisch, tat aber wie befohlen und da konnte sie es kaum glauben. Ihre Freundin hinkte zwar noch, aber sie ging relativ schnell vorwärts.
„Ja sehen sie, was ein paar gezielte Handgriffe bewirken können“, sagte er zu den umstehenden Beobachtern. „Für eine endgültige Heilung, bräuchte die Stute aber noch Physiotherapie. Haben sie jemand der dies übernehmen kann?“
„Wenn sie jemand meinen der dies gelernt hat, muss ich verneinen“,
gestand Herr Larsen.
„Nun gut, dann kann ich ihnen folgendes anbieten: Ich nehme das Pferd mit und bringe es ihnen wieder wenn es geheilt ist. Ich nehme an, das wird so ein bis zwei Wochen dauern.“
„Aber sie haben doch gar keinen Pferdehänger mit“,
sagte Herr Larsen, der in Gedanken die Rechnung für diese Behandlung ins astronomische steigen sah.
„Ich hoffte sie könnten mir einen Pferdehänger leihen, schließlich bekommen sie ihn ja mit dem Pferd zurück.“
„Das ist natürlich kein Problem, aber was ist mit ihrem Wagen?“
„Ach das meinen sie. Ich habe eine Anhängerkupplung dran und das ist auch nicht das erste Pferd was ich transportiere.“

Dalli rang mit sich, ob sie mitfahren sollte oder nicht, aber dann fiel ihr ja der Immenhof ein. Diesen Vertrag konnte sie nicht aus der Ferne erledigen, außerdem glaubte sie das Martsje es dort bestimmt gut hätte.
Also brachte sie Martsje in den Pferdehänger und Olga hängte vorne ein prall gefülltes Heunetz rein, damit es der Stute unterwegs nicht langweilig wurde.
Jetzt konnte sie auch wieder hoffen ihre schwarze Freundin eines Tages wieder zu reiten.
Nachdem der Wagen mit dem Pferdehänger abgefahren war, fragte Olga ganz frech: Herr Larsen, was wollte eigentlich der Tierarzt hier?
Dalli hatte schon den Atem angehalten und fürchtete, der Chef würde gleich lospoltern, aber er erklärte ganz ruhig.
„Mich hat nur gewundert, wieso Paard rossig war und Breukelen nicht! Nach dem Zuchtkalender wären sie eigentlich erst nächste Woche soweit, aber wie sie wissen hält die Natur sich nicht immer an den Kalender.“
„Durch welchen Hengst wollen sie die beiden Stuten denn Decken lassen“,
fragte Olga verblüfft.
Lachend antwortete ihr Chef: „Das ist gar nicht mehr nötig, Brötje hat ihren verlockenden Düften wohl nicht widerstehen können und beide Damen gedeckt. Haben sie denn gar nichts gemerkt?“
Schuldbewusst antwortete der Reitlehrer: „Wir waren Samstag einige Stunden weg und die Pferde standen gemeinsam auf einer Weide, da muss der Hengst wohl seine Chance genutzt haben.“
„Na dann wäre ja dieses Geheimnis auch gelüftet, aber ob sie auch aufgenommen haben, werden wir wohl erst in vier Wochen wissen. Ich muss nur noch den Hufschmied informieren, als Besitzer sollte er schließlich von den Untaten seines Hengstes wissen. Ansonsten haben die beiden Stuten keine schlechte Wahl getroffen.“
„Aber warum war Paard denn rossig“
, fragte Olga irritiert.
„Das war keine echte Rosse, das so etwas passieren kann, sollten sie doch mittlerweile wissen, Fräulein Müller.“
„Ja natürlich weiß ich das, ich habe es in der Aufregung nur vergessen.“
„Ist ja Okay! Dann würde ich vorschlagen, das wieder jeder an seine Arbeit geht.“
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Oma Janzen
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

Beitrag von Oma Janzen »

Was wird aus dem Immenhof

Noch an diesem Tag, konnte Dalli mit der Erlaubnis ihres Chefs das Gemeindeamt von Bad Malente aufsuchen. Dort wurde sie auch sehr höflich und zuvorkommend im Sekretariat empfangen und nach kurzer Wartezeit zum Bürgermeister vorgelassen.
Ein schlanker großer sympathisch aussehender, mittelalter schwarzhaariger Mann, kam mit ausgestreckter Hand auf sie zu.
„Ich nehme an ich habe mit Frau Kornelius das Vergnügen.“
Dalli nahm die dargebotene Hand, aber dann erwiderte sie: „Ob die Verhandlungen ein Vergnügen werden, weiß ich noch nicht, aber lassen sie uns doch mit dem Gespräch beginnen“, sagte sie freundlich. „Können wir gleich zur Sache kommen, denn meine Zeit ist knapp bemessen“, fragte sie verbindlich.
„Gerne Frau Kornelius, wie sie sich denken können, jagen sich bei mir auch die Termine.“
„Okay Herr Bürgermeister, dann sagen sie mir doch zu welchen Bedingungen sie an einer Pacht des Immenhofs interessiert sind?“
„Wie sie wissen möchten wir dort wieder einen Hotelbetrieb aufziehen und nicht nur Ferien für Kinder.“
„Damit wäre ich ja auch einverstanden, aber was wollen sie mit den Pferden machen?“
„Warum sollen wir denn nicht die Idee aufgreifen die Herr Roth damals hatte? Nur müssten einige baulichen Veränderungen, Beziehungsweise Modernisierungen stattfinden.“
„Ja gerne Herr Bürgermeister, übernehmen sie die Kosten?“
„Das versteht sich doch von selbst, Frau Kornelius!“
„Aber sie denken daran das Gut steht unter Denkmalschutz, was das bedeutet wissen sie wahrscheinlich besser wie ich.“
„Natürlich wissen wir das! Schließlich hat damals die Gemeinde Malente den Antrag gestellt und die Gesellschaft Bad Malente hat dem zugestimmt. Ich meine wir werden das Hauptgebäude innen nach modernen Anforderungen umbauen. Natürlich übernimmt die Gemeinde die Kosten.“

„Soweit gut! Aber wie gedenken sie mit den Pferden und dem Personal zu verfahren, die dort Leben?“
„Frau Kornelius, wenn wir dieses Projekt so ausführen wollen brauchen wir doch sowieso Personal und wenn schon einige Leute da sind … Natürlich müssen wir noch einige Leute zusätzlich einstellen, dass wird aber erst geschehen wenn der Umbau beendet ist.“
„Das hätte ich gerne Schriftlich, das meine Leute ihre Arbeitsplätze behalten“,
sagte die Geschäftsfrau in Dalli.
„An mir soll so eine Zusatzklausell nicht scheitern.“
„Ich habe das mit den Leuten auf dem Gut schon besprochen, dass ich einen Pachtvertrag machen werde. Also können wir von mir aus auch den Vertrag machen, damit alles seine Richtigkeit hat.“
„Frau Kornelius, sie werden wohl einsehen, das ich für die Ausarbeitung zu wenig Zeit habe. Bitte gehen sie ins Sekretariat und besprechen sie mit Herrn Müller die Einzelheiten.“
„Das verstehe ich doch zu gut“,
flötete Dalli jetzt zuckersüß. „Ich hoffe nur, dass Herr Müller von unserem Gespräch hier Kenntnis erhält.“
Noch als sie das Zimmer des Bürgermeisters verließ, hoffte sie dass dies eine Warnung sei, sie nicht über den Tisch zu ziehen. Anschließend ging Dalli ins Sekretariat und übergab Herrn Müller den Zettel mit den eben besprochenen Eckpunkten.
Nachdem er die Notizen durchgelesen hatte, wollte er protestieren; schließlich musste auch die Gemeinde sparen. Aber ein strenger Blick von Dalli, brachte ihn zum Schweigen. Dann besprach sie mit ihm noch einige zusätzliche Einzelheiten und Herr Müller wollte schon den Vertrag aufsetzen, aber Dalli meinte: „Diese Einschränkungen möchte ich doch vorher mit meinen Leuten besprechen. Ich werde ihnen Morgen bescheidt geben.“
Er war davon zwar nicht begeistert, aber er sagte freundlich: „Gut tun sie dass, wenn sie mir Vormittags bescheidt geben, kann ich ihnen übermorgen den Vertag zuschicken. Dann brauchen sie ihn mir nur unterschrieben zurückschicken.“
„Danke Herr Müller, dann wünsche ich ihnen noch einen schönen Tag, auf Wiedersehen.“


Da es noch nicht Feierabend war, fuhr Dalli wieder zum Gestüt und wollte weiterarbeiten. Da erlebte Dalli ein zweites Wunder, ihr Chef schickte sie nach Hause, damit sie ihre Sache regeln können. Dalli wurde rot vor Verlegenheit.
„Herr Larsen, wie komme ich in den Genuss von solcher Großzügigkeit?“
„Frau Kornelius, sagen sie es bitte nicht weiter“,
sagte ihr Chef leise und ging mit ihr in sein Büro. „Es gibt zwei Gründe: Zum einen sind sie wohl die Beste ihres Jahrganges, es gefällt mir zwar nicht das sie mich nach ihrer Prüfung verlassen, aber ich kann sie nun mal nicht anbinden.“
„Das nicht, aber wenn sie möchten, kann ich noch solange hier arbeiten, bis unser Flieger in die Staaten geht. Ich glaube das sind noch drei Monate, nach meiner Prüfung.“
„Wenn sie damit einverstanden wären würde ich mich freuen, das sollten sie aber noch mal mit ihrem Mann besprechen, denn noch ist es ja nicht so weit. – Aber ich sprach ja noch von einem zweiten Grund.“

Dalli machte ein fragendes Gesicht und war gespannt, was sie noch erfahren würde.
„Sie wissen ja von meiner langjährigen Freundschaft zu Herrn Roth und ich weiß wie hart er damals gekämpft hat. Jetzt möchte ich halt nicht, dass alles was er aufgebaut hat, den Bach runter geht. Natürlich werde ich ihren Leuten soweit ich kann immer helfen, nur soviel Geld um das ganze zu kaufen habe ich auch nicht. Darum möchte ich ihre Aktivitäten dahingehend unterstützen, also nehmen sie sich die Zeit die sie brauchen.“
Im ersten Augenblick wusste sie gar nicht was sie antworten sollte, aber dann schluckte sie und sagte: „Ich habe sie wohl doch etwas falsch eingeschätzt, auf jeden Fall möchte ich ihnen für ihr Angebot danken. Darf ich meine Leuten sagen, dass sie sich bei vereinzelten Problemen an sie wenden dürfen?“
„Ja tun sie das, damit kann ich wenigstens etwas helfen“,
sagte er abschießend und hielt Dalli die Bürotür auf.
Nach diesem Gespräch, ging sie sogar freudig erregt, die wenigen Meter zum Immenhof rüber. Als sie die große Einfahrt hoch kam und vor der Hoteltür, die halbrunde Treppe mit den mächtigen Säulen erblickte, zogen an ihrem inneren Auge so manche Szenen vorüber, was sie schon alles hier erlebt hatte. Die Ereignisse fingen ja nicht erst mit Margots und Jochens Hochzeit an, sondern mit ihrer und Dicks Kindheit. Mit den Heimlichkeiten ihrer älteren Schwester Angela und schließlich ihre Hochzeit mit Jochen, trotz Omas widerständen. Zum Glück hatte er ja damals schon das Forsthaus gekauft und dann kam noch Ethelbert. Der hatte ja eigentlich alles was dann kam irgendwie erst ausgelöst.
Dann trat Dalli aber auch schon durch die Hoteltür und wurde scheinbar schon von allen erwartet.
Was ist denn mit dir, du siehst ja so glücklich aus. Wer hat das denn bei dir fertig gebracht?“
„Du wirst es nicht glauben Rieke, aber dass war mein Chef Herr Larsen. Er hat mir angeboten euch zu helfen, auch wenn ich nicht mehr da bin.“
„Oh das ist ja Prima“,
sagte Hein, der gerade aus dem Stall kam.
„Aber wieso steht ihr denn alle hier, als ob ihr wusstet wann ich komme?“
„Das wussten wir ja auch“,
erwiderte Rieke. „Fritz hat dich schon angekündigt.“
„Was droht uns denn in Zukunft“
, fragte Ulrike zaghaft, aber bestimmt. Schließlich war sie hier die jüngste und sie wollte auch wissen, wie es in ihrem Leben weiterging. „Ich bin zwar von allen am kürzesten hier, aber trotzdem möchte ich wissen, ob ich mir eine neue Stelle suchen muss?“
„Dafür habe ich heute gesorgt, dass ihr alle hier bleiben könnt.“

Erst mal konnte Dalli gar nicht weiter sprechen, weil der laute Jubel der wenigen Leute sie gar nicht zu Wort kommen lies. „Leute, wenn ihr euch beruhigt habt, hört mir mal zu“, versuchte sie sich gehör zu verschaffen. „Wir müssen hier und heute noch darüber sprechen, sonst geht die ganze Sache schief.“
Langsam wurde es ruhiger und sie konnte von ihren Gesprächen mit dem Bürgermeister und seinem Sekretär berichten.
„Wieso, was ist denn passiert“, fragte Hein neugierig.
„Bisher nichts, aber irgendwie muss ich euch ja dazu bekommen mir zu zuhören und die Gemeindeverwaltung will morgen unsere Endscheidung wegen dem Pachtvertrag wissen, also sollten wir jetzt die Einzelheiten besprechen.“
„Ja, und was hast du ausgehandelt“,
fragte jetzt Rieke, aber alle anderen starrten sie auch gespannt an.
„Das wichtigste zuerst, ihr könnt alle bleiben! Während der Umbauphase wird es wohl etwas chaotisch hier werden und später wird noch zusätzliches Personal eingestellt. Ehe ihr protestiert“, sagte sie, als sie in die aufgebrachten Gesichter blickte. „Die Leute werden Hauptsächlich im Hotelbereich eingestellt und da seit ihr ja wirklich unter besetzt. Natürlich kommt auch ein hauptamtlicher Reitlehrer, denn Andrea kann ja auch nicht mehr alles stemmen, wo ihr Unterricht für die behinderten Kinder läuft.“
„Was soll das denn heißen, habe ich denn nicht immer Jochen versucht zu ersetzen und war das etwa schlecht“, fragte Andrea erbost.
„Natürlich nicht, aber du solltest dich auch weiterhin um das Behindetenreiten kümmern, was wohl noch ausgebaut werden sollte. Also hast du damit wohl genug zu tun. Außerdem sei mir bitte nicht böse, aber du wirst ja auch nicht jünger.“
Andrea war immer noch sauer, aber sie versuchte sich zusammen zu nehmen und abzuwarten.
„Soweit ich sehe soll das Haupthaus nicht nur umgebaut werden, sondern das Torhaus wird auch noch vermietet, aber ich glaube als Ferienwohnung“, setzte Dalli ihre Rede fort.
Dann erzählte sie ihnen noch welche finanziellen und sonstige Bedingungen sie ausgehandelt hatte.
„Außerdem macht euch keine Sorgen, schließlich habe ich den Immenhof ja nicht verkauft und soweit ich sehe wird das wohl auch nie passieren. Ich sehe gerade Margot will uns wohl ein letztes Mal verwöhnen. Da ich dich in den letzten Tagen gar nicht mehr gesehen hatte, dachte ich du wärst schon zu deinem Vater gefahren?“
„Nein ich wollte trotzdem noch abwarten wie hier alles weitergeht, außerdem musste ja noch die rechtliche Seite wegen Fritz geregelt werden, denn er will unbedingt hier bleiben“
und etwas leiser fügte sie hinzu: „Irgendwie kann ich das ja auch verstehen, schließlich ist er fast Volljährig und bald mit der Schule fertig.“
„Wann holt euch denn dein Vater ab?“
„Wann wir fahren weiß ich noch nicht, aber er wollte Morgen kommen und mir beim Umzug helfen.“
„Na schön, dann ist ja soweit alles geregelt und ich kann mich meiner anderen Beschäftigung hier widmen.“
„Was meinst du denn“
, fragte Andrea, die sich immer noch nicht ganz beruhigt hatte.
„Keine Angst, ich will dir keine Vorschriften mach, sondern nur mit Diana trainieren. Übrigens, würdest du das Training übernehmen? In zwei Wochen habe ich ein Springturnier.“
„Na gut, wenn du meinst, das ich dafür nicht zu alt bin.“

Jetzt wusste Dalli wenigstens, wo Andrea der Schuh drückte, trotzdem ging sie Kommentarlos in das Mädelszimmer und zog sich um.
Dann ging sie mit kräftigen Schritten zum Stall und machte sich ihr Pferd fertig, während Andrea dastand und sie mit kalten Augen anschaute.
„Hör mal Andrea, so habe ich das mit deinem Alter doch auch nicht gemeint, ich weiß doch genau, was du für den Immenhof tust. Ich wollte damit nur verhindern, dass du dir zuviel aufbürdest.“
„Und warum sagst du da dann nicht auch so“,
fragte sie, allmählich etwas besänftigt. „Komm dann lass uns mal auf den Reitplatz rüber gehen und mit dem Training beginnen. Hast du was dagegen wenn ich mir Mara fertig mache?“
„Nö, warum sollte ich was dagegen haben, schließlich steht sie ja auch schon eine ganze Weile nur auf der Weide.“

Nach einer Stunde hatten Diana und Dalli soviel Sprünge gemacht, das sie Beide nass geschwitzt waren und sie ließ der Stute die Zügel locker. Auch Mara war nicht mehr taufrisch obwohl sie nicht gesprungen ist. Andreas offizielle Dressurreiterei war zwar vorbei, trotzdem reichte ihr können immer noch um ein Pferd zum schwitzen zu bekommen. So lies auch sie Mara die Zügel locker.
Gerade als sie Diana abgesattelt hatte, kam Peter und wollte auch von Andrea trainiert werden.
„Na dann Wünsche ich euch noch viel Spaß! Ich ziehe mich drüben noch schnell um und werde mich dann zu meinem Mann begeben.“
Bevor sie den Immenhof endgültig für heute verließ sagte sie noch zu Margot: „Ich nehme an wir sehen uns ja noch bevor du fährst.“
„Natürlich, wo denkst du denn hin?“
„Prima, dann wünsche ich allen eine gute Nacht, ich bin wirklich geschafft für heute.“
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

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Der Umzug ins Rheinland

Am nächsten Vormittag kam wie angekündigt Pankraz Hallgarten und er hatte diesmal sogar seinen Chauffeur mitgebracht, der allerdings einen zweiten Wagen fuhr. Margot war doch ziemlich erstaunt über diesen großen Aufmarsch, aber Ramona und Melanie überholten ihre Mutter und begrüßten ihren Opa stürmisch.
„Nun mal langsam ihr beiden, ich laufe euch ja nicht weg. Im Gegenteil, demnächst werdet ihr mich jeden Tag sehen, hoffentlich wird euch das nicht zu langweilig.“
Da Ramona immer noch Schwierigkeiten mit der Aussprache hatte, antwortete Melanie für ihre Schwester mit. „Bestimmt nicht, du bist doch der Beste Opa der Welt.“
Noch konnte er das ja machen, so nahm er Ramona unter den linken Arm und Melanie unter den rechten. So ging er mit seiner immer noch schönen Tochter und seinen Nichten ins Haus. Dort konnte er auch seinen kleinen Enkel Wolfgang begrüßen der ihm entgegen gekrabbelt kam. Aber dann fragte Margot verwundert: „Wieso hast du denn einen zweiten Wagen mit gebracht?“
„Na du bist gut, wenn wir alle sechs in meinem Wagen sitzen, ist doch gar nicht mehr genug Platz für die Koffer.“
„Dann setzt euch beide doch erst Mal hin und trinkt etwas erfrischendes, ihr seid doch bestimmt schon die halbe Nacht unterwegs.“
„So schlimm war es nun auch nicht, aber wir sind schon kurz vor Sonnenaufgang losgefahren.“
„Möchtet ihr dann auch etwas Essen?“
„Mach doch nicht solche Umstände Kind, bald gibt es doch sowieso Mittag.“

Aber die Augen von ihrem Vater und auch vom Chauffeur sagten was anderes, also ging sie in die Küche und schaute nach was sie an Essbarem fand und zu Elinja sagte sie: „Wir sind heute zwei Personen mehr, mein Vater und sein Chauffeur sind gerade angekommen.“
„Wird es dann ernst mit ihrem Auszug, Frau Roth?“
„Ja aber heute sind wir noch hier. Mein Vater und sein Chauffeur möchten vor dem Mittagessen ich einen kleinen Imbiss.“
„Können sie paar Minuten warten, dann mache ich einige Häppchen zurecht.“

Wenige Minuten später kam Margot wieder und stellte den beiden Männern einen kleinen Imbiss hin. Plötzlich muss sie lächeln, denn auf einmal erinnerte ihr Vater sie an den Medizinalrat, der ganz zu Anfang bei ihnen, als Gast auf dem Immenhof war. Nachdem er die Zwischenmahlzeit verputzt hatte meinte Pankraz: „So, bis zum Mittag halte ich es aus und danach helfe ich dir beim packen, denn ich muss spätestens übermorgen wieder auf den Gut sein.“
„Wie jetzt soll alles so schnell gehen“,
fragte Margot erstaunt.
„Wie fällt dir der Abschied jetzt doch schwer? Oder möchtest du gerne hier bleiben?“
„Schwer ja, aber hier bleiben nicht, aber ich dachte bis in Eltville die Schule anfängt, könnten …“
„Töchterlein, so geht das aber nicht, denk doch auch an das Kind in deinem Bauch. In diesem Zustand fällt dir der Umzug doch von Tag zu Tag schwerer, sieh das doch ein.“
„Gib zu, du willst doch nur eine billige Sekretärin haben“
, sagte Margot mit gespieltem Zorn. Dabei freute sie sich doch auf die Arbeit.
„Ganz so ist es nicht, obwohl … so ganz unrecht käme mir das nicht, wenn du bei mir wärst“, gestand Pankraz ganz zerknirscht.

Nach dem Mittagessen, sagte Margot zu ihrem Vater, als ob sie nie eine Meinungsverschiedenheit gehabt hatten. „Wir können ja schon mal anfangen zu packen, bis ich die Kinder zum Reiten bringe; was meinst du?“
„Natürlich so machen wir es, komm mit mein Töchterlein.“

Marion realisierte langsam, dass es allmählich ernst wurde und ihre Tage auf dem Immenhof gezählt waren. Sie fühlte sich etwas zerrissen, einerseits war sie Jochen hier nahe; auf der anderen Seite wusste sie, dass nur ein Umzug ihr ein neues Leben ermöglichte. Jetzt begann sie begeistert auch ihre Sachen zu packen.
Auch wenn Marion noch ein Kind war, aber das hatten ihr ihre Eltern beigebracht, wie sie eine Koffer packen musste. Außerdem freute sie sich jetzt sogar auf das neue Land, nachdem sie sich mit Dalli ausgesprochen hatte.
Melanie und Ramona wussten gar nicht so richtig was das bedeutete, außer das sie bei ihrem Opa wohnen würden. Worauf, sie sich wahnsinnig freuten; nur bedrückte es hauptsächlich Melanie, das sie dort nicht mehr Reiten konnte. Wolfgang der eigentlich erst jetzt richtig krabbelte und gerade die ersten Versuche machte sich aufzurichten, bekam er von dem Umzug wahrscheinlich gar nichts mit.
Aber jetzt war es erst einmal Zeit zu einer letzten Reitstunde auf dem Immenhof. Während Melanie und Ramona ritten, musste Marion auf Wolfgang aufpassen, dem es tierischen Spaß machte im goldenen Stroh rumzukrabbeln. Melanie saß derweil schon selbstständig für kurze Zeit auf einem Shetlandpony, aber Ramona musste immer noch geführt und gehalten werden, wenn auch Ulrike das Mädchen, mit der Zeit immer weniger halten musste.
Nach einer halben Stunde ließ Andrea die beiden Mädchen absteigen und jetzt durften endlich Marion und Wolfgang auf den Pferderücken. Melanie stieg zwar nur mit murren ab, um länger zu Reiten waren ihre Knochen waren noch zu weich um eine ganze Stunde auf dem Pferd zu sitzen. Jetzt durfte Marion auf Lorna steigen, die Margot ihrer Stieftochter zum Abschied noch gesattelt hatte. Marion konnte sogar schon richtig lange reiten, während Andrea auch diesmal einen Shetty führte und Ulrike Wolfgang auf dem Pferderücken festhielt. Wolfgang war zwar so klein das er eigentlich nur auf dem Pony lag, aber trotzdem jauchzte er vor Freude.
Sofort nach der Reitstunde mussten die Kinder wieder ins Haus wo sie ihr Abendessen zu sich nahmen und dann ins Bett gingen, wofür Pankraz dankbar war. Die Kleinen schliefen sofort ein; nur Marion weinte sich in den Schlaf bei dem Gedanken, dass sie sich Morgen von ihrer geliebten Lorna verabschieden musste.

Ramona und Melanie nahmen ihr Frühstück jetzt schon mit ihrer Mutter am Tisch ein, nur den kleinen Wolfgang musste die Mutter noch füttern. Heimlich streichelte Margot ihren Bauch und fragte sich, wie es wohl mit den beiden wäre wenn sie erst mal auf der Welt wären.
Sie wunderte sich nur dass Marion war nicht mehr in ihrem Bett aber auch nirgends im Haus. Das Marion schon bei ihrem Isi Lorna war, auf die Idee war sie zunächst einmal niemand gekommen. Bis Andrea das halbwüchsige Mädchen weinend auf dem Krippenrand sitzend vorfand. Behutsam wie es ihre Art war fragte sie Marion, warum sie denn Weine? Und da brach der ganze Kummer aus dem Mädchen raus: „Eigentlich freue ich mich ja demnächst immer bei Opa zu sein, aber …“
„Was ist denn noch?“
„Warum kann ich Lorna nicht mitnehmen?“
„Aber überleg mal dass hat doch auch Vorteile, immer wenn du in den Ferien herkommst wartet Lorna auf dich.“
„Du meinst wirklich ich darf immer in den Ferien herkommen“
, fragte Marion hoffnungsvoll.
„Ja warum denn nicht? Meinst du Margot würde dir das verbieten, wenn du sie fragst?“
Bis Mittag hatte Margot das meiste schon gepackt und die Koffer im Wagen des Chauffeurs verladen. Pankraz hatte Recht gehabt, auch ohne Möbel hatten sie einige Koffer und Taschen; die gar nicht mit ihnen in einen Wagen gepasst hätten. Sie war nur unruhig weil Marion immer noch nicht aufgetaucht war, aber dann kam sie wie aus dem nichts ins Haus gelaufen und umarmte ihre Stiefmutter. „Ach Mama ich hab dich so lieb, ich bleibe bestimmt immer bei dir.“
Margot wusste zwar nicht den Zusammenhang, den ihre hübsche kleine Stieftochter wohl herstellte. Aber das war ihr jetzt auch erst Mal total egal, sie war nur froh dass Marion wieder da war.
Herr Hallgarten hatte dem Chauffeur schon gesagt, dass er nach dem Essen schon Mal losfahren sollte.
Als Pankraz, Margot und die Kinder noch beim Essen waren, koppelten Hein und der Chauffeur noch einen Pferdehänger an den Wagen und führten Lorna mit den zwei Shettys hinein. Nur so konnte Pankraz sicher sein, dass seine Überraschung gelang.

Das frühe Aufstehen vor Sonnenaufgang behagte weder Marion noch einem anderen, sogar Pankraz musste sich diesmal überwinden auf zu stehen. Nach einem guten Frühstück und einigen Tassen Kaffee, waren wenigstens Margot und er hellwach. Das sollte ja auch für`s erste genügen, denn bis sie zum Rhein kamen gab es für die Kinder sowieso nichts zu sehen und das dauerte noch einige Stunden.
Nach dem Frühstück packten sie die letzten vergessenen Artikel und Wolfgangs Windeln in den Kofferraum von Pankraz Wagen. Nur warum sie Lorna nicht noch einmal sehen durfte, verstand das Mädchen Marion nicht. Sie wusste auch nicht mehr wie, aber plötzlich saßen sie in Pankraz Wagen, der jetzt ein Verdeck drüber hatte und sie fuhren los.
In Köln kamen sie dann das erste Mal an den Rhein und ab da hatten die Kinder so viel zu gucken, dass sie fast sogar ihren Hunger zur Mittagszeit vergaßen. Hauptsächlich hatten es ihnen die verschiedenen Schiffe und Boote angetan. Aber Pankraz fuhr zu einer Raststätte und lud Margot und die Kinder zum Essen ein. Melanie quengelte: „Wir wollen aber die Schiffe sehen.“
„Das könnt ihr ja auch noch später, aber gönnt doch dem Opa auch mal eine Pause. Außerdem haben wir Hunger, ihr etwa nicht? Wollt ihr lieber im Auto sitzen bleiben?“
Daraufhin krabbelten alle drei Mädchen so schnell sie konnten aus dem Auto, sie wollten nicht alleine bleiben. Dass Margot sie nie alleine im Auto zurück gelassen hätte, wussten sie ja nicht.
Nach der Mittagspause schliefen die Drei auf dem Rücksitz und die vorbeiziehenden Schiffe waren erst mal uninteressant.
Als sie dann zum Mittelrhein und zum Oberrhein kamen, erzählten ihnen Pankraz und Margot so manche Geschichte von Burg und Wassergeistern. Das interessierte die Mädchen aber wenig, sie wollten nur Schiffe sehen. Selbst der kleine Wolfgang war begeistert und krähte lustig.
Genau jetzt fuhren sie nach Eltville rein und der Fluss verschwand erst einmal aus ihrem Blickfeld. Zum Glück dachten Pankraz und seine Tochter, denn Wolfgangs Stimmchen gelte ihnen in den Ohren. Jetzt begann auch wieder das Gequengel der Mädchen, wann die Fahrt zu Ende wäre. Da sagte ihr Opa auch schon dass sie gleich aussteigen könnten, wenn er den Motor abgestellt habe; denn sie waren in ihrem neuen zu Hause angekommen.
Marion war wohl am meisten von den Kindern enttäuscht, denn hier gab es scheinbar keine Pferde.
„Nein hier will ich nicht leben, wo ich nicht reiten kann.“
Eigentlich wollte Pankraz erst das Gepäck reinbringen und sich von der Fahrt erholen, aber dann sah er wie wichtig Marions Problem war.
„Ehe du so ein vorschnelles Urteil fällst, geh doch mal darüber und schau was hinter der Tür ist.“
Nach ein paar Minuten kam sie jubelnd wieder zum Vorscheinen und fragte: „Ist das etwa Lorna da drin?“
„Ja, verstehst du nun warum du dich nicht von ihr verabschieden konntest?“
„Vater, du solltest doch nicht gleich so viel Geld für uns ausgeben“
, sagte Margot peinlich berührt.
„Aber Margot, lass doch einem alten Mann die Freude, so teuer waren die drei Ponys nun auch nicht.“
Margot war ehrlich gesagt zu kaputt um zu wieder sprechen, aber sie nahm sie vor noch mit ihrem Vater darüber zu reden.
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

Beitrag von Oma Janzen »

Die Auswanderer

Dick und Ralph hatten eine wunderschöne Nacht zu zweit verbracht, denn noch war ja bei seiner Frau noch nichts von dem wachsenden Nachwuchs zu sehen. Bevor sie aber aufstehen konnten, kam die kleine Franzi durch die angelehnte Tür herein gekrabbelt und enterte das Bett der Eltern. Jetzt wurde erst mal eine halbe Stunde getobt und bei der anschließenden Kissenschlacht, lösten sich die ersten Federchen. Aber danach verlangte ihre Tochter vehement nach ihrem Frühstück.
Dick wäre zwar noch gerne einige Minuten liegen geblieben, aber Franzi quälte sie solange mir ihren kleinen Fingerchen, bis sie sie gähnend ins Badezimmer bewegte und sich anschließend anzog. So alleine im Bett gefiel es Ralph auch nicht und er stand auf und machte sich für den neuen Tag bereit.
Die Auszubildenden waren schon seit Stunden im Gestüt und Margot war inzwischen mir ihrer Familie abgereist. Rieke und Hein die hier im Haus wohnten, hatten den Tag auch schon vor längerer Zeit begonnen, weil sie ja noch kleine Gäste zu versorgen hatten. Also musste Familie Schüller selber für sich sorgen.
Als nächstes tappte Dick zu Elinja in die Küche um für ihre Familie den Tisch zu decken. Sie nahm das nötige Geschirr aus dem Schrank und verließ Elinjas Reich, die immerhin schon böse guckte. Nachdem sie das auf dem Frühstückstisch gedeckt hatte, musste sie allerdings noch einmal in die Küche um die Sachen aus dem Kühlschrank zu holen. Um Elinja zu versöhnen bat sie ihnen den Kaffee zu machen und Franzis Breichen zu erwärmen. „Den Kaffee mache ich, aber Franzis Essen mache ich frisch fertig. Wenn sie später ihren Brei aus dem Gläschen bekommt ist ihre Sache, aber solange ich dass verhindern kann bekommet das Kind frische Sachen.“
„Danke Elinja, das können sie gerne machen“,
antwortete Dick „ich wollte ihnen nur nicht noch mehr Arbeit machen. Sie verwöhnen uns schon viel zu sehr.“
„Ach Frau Dick, wie lange kennen wir uns nun? Das ich sich noch die kurze Zeit verwöhne bis sie das Land verlassen ist doch klar.“


Also zog Dick mit einem Tablett, wo Brötchen Butter Marmelade und Aufschnitt draufstanden ab und füllte den Tisch noch mit diesen Sachen.
Während sie in der Küche um noch einige Lebensmittel aus dem Kühlschrank zu holen, hatte Rieke ihnen einen Luftpostbrief auf den Tisch gelegt. Dick wunderte sich, von wem der Brief wohl stammte. Der Brief war zwar an ihren Mann adressiert, trotzdem warf sie einen Blick auf die Rückseite wo der Absender stand; jetzt wusste sie zumindest dass der Brief von Ethelbert kam. Auch wenn sie noch so neugierig war, musste sie ihre Neugier noch zügeln, bis Ralph an den Tisch kam.
Kurz darauf kam Ralph auch aus dem gemeinsamen Zimmer, trotz Dusche sah er irgendwie verknautscht aus. Trotzdem sah er den Brief sofort und wollte ihn aufreißen.
Aber erstmal brachte Elinja den Brei für die kleine Franzi, die Mutter begann auch sofort sie zu füttern. Dann ging Elinja noch einmal in die Küche um den Kaffee und die weich gekochten Eier zu holen.
„Oh Elinja, sie verwöhnen uns ja so sehr“, staunte Dick. „Ich dachte eben, sie haben was gegen mich.“
„Nein, da haben sie was falsch verstanden. Nicht gegen sie, ich hab nur etwas gegen Leute die sich in meine Arbeit einmischen.“
„Das wollte ich doch auf keinen Fall! Nur sie haben doch für die ganzen Kinder und alle anderen zu Kochen, da wollte ich ihnen nur etwas Arbeit abnehmen.“
„Wenn sie nicht mehr machen wie heute morgen, ist das schon Okay. Wissen sie eigentlich schon was sie jetzt machen wollen?“
„Noch nicht, aber …“
und deutete auf den Brief.
„Na dann will ich sie nicht weiter stören. Viel Glück jedenfalls.“
Ralph hatte das Gespräch nicht wirklich interessiert, deswegen war er schon fast am eindösen, als scheinbar ein Schmetterling auf seinem Gesicht landete. In Wirklichkeit war es Dick die sein Gesicht mit zarten Küssen bedeckte und ihn dann fragte: „Sag mal krieg ich auch noch ne Tasse Kaffee oder hast du schon alles ausgetrunken?“
„Na klar ich warte doch nur auf dich! Wenn du Franzi gefüttert hast können wir ja auch essen.“
„Ach Franzi fütter ich nebenher, sag lieber was hat Ethelbert denn geschrieben?“
„Na gut dann mache ich ihn mal auf …“
„Mach schon“,
sagte sie neugierig und biss herzhaft in ein Honigbrötchen, auf das es gerade eine Wespe abgesehen hatte. Zum Glück war das Brötchen groß genug für beide, nur das Dick sie alleine entfernen konnte und die Wespe nicht; sie klebte am Honig fest. Aber das schien ihr bei dem üppigen Nahrungsangebot erst Mal gar nichts auszumachen. Dick war natürlich die klügere, sie legte das angebissene Brötchen an die offene Balkontür, über die das Insekt auch rein gekommen war und machte sie über ein neues Brötchen her. Als beide nach einer Weile noch mal nach dem Brötchen schaute, klebte auf dem Honig noch eine Kollegin. Dick konnte gerade noch das Brötchen auf die Terrasse raus legen und die Tür schließen. Im nächsten Augenblick kam eine wahre Wespeninvasion, nur die konnte ihnen nichts mehr anhaben. Beide Lächelten und Dick meinte: „Lass sie doch, so können wir doch wenigstens, in Ruhe essen. Sag mal, was steht denn jetzt eigentlich in dem Brief“, fragte sie mit vollem Mund.
„Soll ich wörtlich vorlesen oder nur das wichtigste“, fragte Ralph noch um die Spannung zu erhöhen.
„Nur das, was unser weiteres Leben betrifft.“
„Ethelbert hat tatsächlich für mich eine Arbeitsstelle gefunden und er hat mit seinem Chef gesprochen: Bis wir ein Haus gefunden haben, können wir erst einmal in der Einlieger Wohnung mit Ethelbert zusammen wohnen“, sagte er mit strahlendem Lächeln. „Wenn du mich nicht brauchst, fahre ich gleich mal nach Hamburg und organisiere alle nötigen Papiere.“
„Prima, was meinst du wann können wir fliegen“
, fragte sie aufgeregt wie ein kleines Kind.
Denn allmählich ging nicht nur Ralph dieses Leben ganz gehörig auf den Geist, sondern auch seiner Frau und für Franzi wurde es auch langsam Zeit, dass sie wieder sesshaft wurden. Nun gut einiges konnten sie ja immer wieder Mal im Stall helfen, aber meist lagen Beide in der Sonne und schlugen die Zeit Tod; manchmal ritten sich auch auf Isländern aus.
„Natürlich kannst du fahren, aber einige Wochen werden wir wohl noch hier bleiben müssen. Außerdem glaube ich nicht, dass du die zur Auswanderung benötigten Papiere sofort bekommst“, sagte Dick traurig
„Da wirst du wohl Recht haben! Trotzdem gehe ich dann noch in einem Reisebüro vorbei und erkundige mich nach Flügen. Was meinst du, werden zwei Monate reichen?“
„Von mir aus bestimmt, aber wir müssen uns doch schließlich nach den *Bürohengsten* richten.“
„Stimmt, ich werde mal sehen was ich machen kann.“
Eigentlich wären Beide am liebsten sofort losgefahren.
„Meinst du nicht wir sollten Ethelbert erst mal Schreiben, dann kannst du den Brief doch gleich auf der Post abgeben?“
„Ach lass mal, heute Abend ist auch noch Zeit. Vielleicht weiß ich dann sogar schon wann wir ankommen.“
„Na gut Ralph, dann hau ab, ich seht doch wie kribbelig du bist, ich räum schon den Tisch ab.“

Als sie noch einmal nach den Brötchen schaute, musste sie sogar laut lachen, weil es nämlich so sauber war, als ob es nie mit Butter und Honig bestrichen war. Die gelbschwarzen Flieger waren, allerdings verschwunden. Nur was ihr weniger gefiel, etwas entfernt saß Wespenkönigin. Also verriegelte alle Türen und Fenster, die in der Nähe waren. Dabei hörte sie, wie ihr Mann gerade mit dem Wagen vom Hof fuhr.
Dann ging sie zum Telefon und rief einen Kammerjäger an.
Der kam auch sofort und schaute sich die Wespenkönigen an, denn er wollte ja möglichst kein Gift einsetzen.
„Frau Schüller, es ist keine Wespenkönigin, das wäre um diese Jahreszeit auch sehr ungewöhnlich, sie haben den Fehler der meisten Leute gemacht. Sie haben eine Königin mit einer Hornisse verwechselt.“
„Aber ist die nicht lebensgefährlich“,
fragte Dick ängstlich und war froh, dass ihre Tochter in ihrem Zimmer spielte.
„Für Erwachsene ist ein Hornissenstich kein Problem, soweit er keine Allergie hat. Sie haben aber trotzdem richtig reagiert, denn wenn so ein Tier erst einmal im Haus ist, haben sie ein richtiges Problem. Erzählen sie mal, waren hier Wespen zum Honigsaugen?“
„Ja sie haben recht, ich habe ihnen mein Brötchen überlassen, ehe sie uns stechen konnten.“
„Das war auch gut so! Aber Wespen sind die Beute von Hornissen, also ist klar weswegen sie hier her kam. Sie hat sich wahrscheinlich voll gefressen und ruht sich gerade aus.“

Er stand langsam auf und zog Dick mit auf die Terrasse. „Wenn wir leise sind können sie das Insekt mal aus der Nähe bewundern, bevor ich sie verjage.“
Eigentlich hatte Dick ja Angst, aber jetzt siegte ihre Neugier und sie betrachtete das Tier ganz fasziniert. Es war circa zwei Zentimeter lang und wie ihre verwandten Artgenossen schwarzgelb gemustert, daher war auch ihr Irrtum entstanden. Gerade reichte ihr der Kammerjäger ein Fernglas, was er von Berufs wegen immer mit hatte. Damit konnte sie die beiden Kugelaugen betrachten, die in Wirklichkeit aus unzähligen Facettenaugen bestanden. Jetzt putzte sie sich sogar mir den dünnen Vorderbeinen die letzten Spuren ihrer Mahlzeit aus dem Gesicht. Nach einigen Minuten der Mann: „Sie gehen jetzt am besten wieder ins Haus, damit ich die Hornisse verjagen kann und das war es dann auch schon für mich. Ich glaube nicht das sie wieder kommt, aber räumen sie in Zukunft besser die Essensreste ab.“
Nachdem der Kammerjäger wieder weg war räumte sie den Tisch im Esszimmer ab und wollte dann erst Stine und dann der Köchin in der Küche helfen. Aber vorher beanspruchte Franzi ihre Mutter und diese versuchte ihre Tochter zu beruhigen. „Franzi versuch dich doch bitte noch eine Weile zu beschäftigen, nachher gehen wir zu den Pferden.“
Ihre Tochter konnte noch nicht so richtig sprechen, aber sie plapperte eifrig vor sich her. Wenn Mama und Papa dabei waren, stand ihre Plapperschnute schon gar nicht mehr still.
„Mami muss im Augenblick noch etwas anderes machen und du bist doch mein großes Mädchen.“
„Bin ich nicht, Papa …“
„Papa ist im Moment auch nicht da, wir müssen schon alleine auskommen.“

Stine hatte mittlerweile die Arbeit schon alleine geschafft, also ging sie in die große Küche, um der Köchin bei den Vorbereitungen für das Mittagessen zu helfen. Aber jetzt wurde es Elinja wirklich zu viel und sie warf Dick aus der Küche.
Als die Mittagszeit für die Kinder gerade vorüber war kam Dalli rüber um mit Diana, wieder mal zu reiten. In den letzten Tagen hatte sie dieses Pferd sträflich vernachlässigt.
Auf einmal verspürte Dick den Wunsch noch einmal mit ihrer Schwester auszureiten, wer weiß ob sie später noch einmal Gelegenheit dazu hätten. Sie fragte Hein, der für Franzi so etwas wie ein Opa war, ob er mit ihr zu den Pferden gehen könnte und sie auch danach noch etwas beschäftigen könnte.
„Kein Problem Dick, dass mache ich doch glatt. Sei unbesorgt.“
Inzwischen hatte Dalli schon Diana gesattelt und auch einen Isi für ihre Schwester und die beiden ritten unbeschwert in einen schönen Spätsommer Nachmittag. Unterwegs erzählte Dick ihrer Schwester dann von Ethelberts Brief und das ihre Abreise nicht mehr so fern war.
„Das ist ja eine tolle Nachricht“, beglückwünschte Dalli ihre Schwester. „Komm lass uns doch noch einmal so reiten wie früher.“
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

Beitrag von Oma Janzen »

Es wird Ernst

Die beiden Schwestern kamen Lachend und vor Anstrengung glühend, nach einem Austritt von zwei Stunden, am Stall wieder an. Dick sattelte ihren Isegrim ab, der langsam auch in die Jahre kam und schickte ihn auf die Weide. Zumindest bekam er langsam immer mehr graue Haare, die nun mal bei jedem Lebewesen das zunehmende Alter ankündigten. „Dick geh doch schon mal vor, ich muss mir Diana noch einmal vornehmen, sonst gewöhnt sie sich noch ans faule Leben.“
„Ja gut, ich glaube Ralph ist auch wieder da und der hat bestimmt viel zu erzählen. Komm doch nachher rein, du gehörst doch schließlich zur Familie.“
„Ne lass mal! Ich wollte heute mal wieder früher nach Hause, schließlich habe ich auch noch einen Ehemann.“
„Da hast du auch wieder Recht! Na wir sehen uns ja sicher Morgen. Tschüss!“
Danach drehte Dick sich um und ging aufs Haus zu.
Als Dick ins Haus kam wollte sie sich schnell umziehen und danach ihre Tochter noch einmal füttern und dann ins Bett bringen. Aber ihr Plan wurde direkt durchkreuzt, Ralph war aus Hamburg zurück. Er kam auf seine Frau zu, wirbelte sie herum und sagte: „Besser hätte es gar nicht kommen können, in zwei Monaten können wir auswandern.“
„Ist ja schön und ich glaube du hast auch viel zu erzählen, aber bitte spare es noch etwas auf. Du siehst ich komme gerade vom Reiten und muss mich jetzt erst einmal um unsere Tochter kümmern.“
„Lass dir Zeit, ich will mich auch erst mal frisch machen! Nachdem der Wagen Zwischenzeitlich in der Sonne gestanden hat, war er ein *Backofen* und wie ich dann auf der Rückfahrt geschwitzt habe, kannst du dir ja sicher denken. Ich fürchte ich stinke wie einen *Iltis*.“
„Das nicht, aber ich rieche ja auch nicht nach Parfüm.“

Darum zog Ralph erst Mal Richtung Dusche ab und Dick folgte im, denn nach dem Ritt fühlte sie auch nicht viel besser. Bis sich ihr Mann aus seinen schweißnassen Klamotten gewunden hatte, war sie schon fertig und machte sich auf die Suche nach Hein und Franzi.
Sie fand die beiden in der Bibliothek, wo sie beide auf dem Boden lagen. Allerdings nicht mehr spielend, sondern beide schliefen friedlich, wobei Hein ziemlich lautstark war, aber Franzi war wohl so geschafft vom Tag, das diese Geräuschkulisse sie auch nicht mehr störte. Sanft versuchte Dick, Hein zu wecken, was ziemlich lange dauerte und dann fragte sie ihn besorgt: „Du hast doch nicht etwa wieder Portwein getrunken?“
„Dick ich schwör`s, so was mache ich doch nicht vor dem Kind. Franzi wollte immer noch etwas Neues ausprobieren und hat mich ordentlich rumgescheucht“,
sagte Hein gähnend, „schließlich ist deine Tochter dann eingeschlafen und ich muss wohl auch kaputt gewesen sein.“
„Schon gut Hein, aber jetzt geh besser in deine Kiste und ich werde meine Tochter in ihr Bett bringen.“
„Ich bin zwar schon ein älterer Herr, aber noch nicht so alt, das ich um achtzehn Uhr ins Bett muss. – Hat Ralph Neuigkeiten aus Hamburg mitgebracht?“
„Ja natürlich und er brennt auch drauf sie loszuwerden. Wenn du und Rieke wollt, könnt ihr ja zuhören.“

Jetzt nahm sie ihre Tochter erst einmal vom Fußboden hoch, der zwar einen dicken flauschigen Teppich hatte, aber im Kinderbett war Franzi wohl besser aufgehoben. Nur das füttern konnte sie sich wohl sparen, dafür musste sie wohl in der Nacht aufstehen.
Bevor sie jedoch ins Bett ging war sie brennend gespannt was Ralph zu erzählen hatte. Hein und Rieke warteten schon in der Bibliothek, so suchte Dick noch nach ihrem Mann, der gerade aus ihrem Zimmer kam.
„Ralph bist du endlich so weit, wir platzen schon vor Neugier.“
„Wer ist denn *wir*?“
„Rieke und Hein! Ob sie`s jetzt erfahren oder später ist ja egal.“
„Okay, dann will ich euch erlösen“
, sagte Ralph lachend und hielt seiner Frau die Tür auf.
Sie hatten zwar jeder ein Glas Wein vor sich stehen, aber die drei Zuhörer lauschten gespannt auf Ralphs Worte.
„So viel habe ich eigentlich gar nicht zu tun, das meiste hatten der Botschaftsangestellte und ich ja schon beim letzten Mal geklärt. Jetzt konnten wir die notwendigen Anträge schnell stellen und sie werden in den nächsten Tagen, wohl mit der Post hier eintreffen.“
„Dafür hast du so lange gebraucht“,
fragte Dick vorwurfsvoll, „ich hätte deine Hilfe hier gut gebrauchen können.“
„Ich habe nicht nur rum gesessen“
, sagte Ralph stolz. „Ich habe mich gleich auf die Suche nach einem Reisebüro gemacht. Es gab ja noch einige in Hamburg, die der *großen Sturmflut* entkommen waren. Aus welchem Grund ich mir gerade dieses Büro ausgesucht hatte weiß ich nicht. Als ich die Tür aufmachte, dachte ich nicht Recht zu sehen; an dem vordersten Schreibtisch saß mein Tod geglaubter Freund Klaus Böhle.“
„Sag bloß Dr. Westkamp lebt auch noch und du willst gar nicht mehr auswandern?“
„Dr. Westkamp lebt auch noch und beide haben sich auch sehr gefreut mich wieder zu sehen. Aber meine Zukunftspläne bleiben trotzdem die gleichen“,
sagte Ralph mit fester Stimme. „Danach kamen wir drei ins erzählen, nachdem uns die Sekretärin dann auch noch mit Plätzchen und Kaffe verwöhnte, haben wir gar nicht gemerkt wie die Zeit verging. Zum Schluss meint Dr. Westkamp dann, das er für mich hier wirklich keine Zukunft mehr sieht, weil die großen Anbieter ihm das Leben doch schwer machen und dass meine Pläne genau die richtigen sind.“
„Sollen wir gleich mal nach den entsprechenden Flügen sehen“,
fragte daraufhin Klaus direkt und nahm seinen Freund mit nach vorne in den Laden.
„Nachdem ich Klaus sagte das du Schwanger bist, hat er statt dem langen anstrengenden Flug eine Kreuzfahrt vorgeschlagen.“
„Die habe ich direkt gebucht weil ich dachte, dass dir so etwas bestimmt gefällt und wir hatten ja auch noch keine richtige Hochzeitsreise.“

Dick wurde rot vor Verlegenheit. Sie wusste zwar, dass die Reise teuer war, aber sie freute sich wirklich wie ein kleines Kind darauf.
„Wir müssen zwar trotzdem zwei Inlandsflüge machen, aber die sind auch in deinem Zustand nicht das Problem.“
„Ralph woher wusstest du was ich schon immer einmal machen wollte“,
jubelte Dick und viel ihrem Mann um den Hals.
„Aber ist das denn nicht sehr teuer?“
„Ganz billig nicht, aber mit dem Angebot ging es, ich habe auch gleich die Hälfte angezahlt. Wenn die Karten kommen müssen wir noch den Rest zahlen. Stell dir mal vor, für uns fängt in zwei Monaten ein neues Leben an“,
schloss Ralph begeistert.
„Eure Begeisterung ist ja direkt ansteckend“, meinte Rieke. „Am liebsten würde ich ja direkt mitkommen, aber ich habe Dalli nun mal versprochen, mich ums Hotel zu kümmern.“
„Klar musst du dass tun, aber es muss ja nicht für immer sein. Außerdem stehen dir und Hein ja auch Urlaub zu, dann kommt ihr erst einmal gucken, ob es euch gefällt. Aber las uns doch erst mal in Australien ankommen, dann werden wir schon weitersehen.“
„Meinst du ich vergesse meine Freundin“,
sagte dick fröhlich.
„Und was ist mit mir“, fragte Hein der sich etwas zurückgesetzt fühlte.
„Wenn Rieke kommt, kommst du natürlich mit. Ihr seit doch bis dahin so wieso ein Paar. Außerdem bist du doch für Franzi so was wie ihr Opa, wie könnte ich ihr den vorenthalten und dann ist sicher noch ein zweites Kind da.“
„Dann habe ich Ralph eben doch richtig verstanden“
, erwiderte er. „Ich freu mich für dich.“
„Bis wir abreisen wird das Leben aber erst mal weitergehen, wie wir es zur Zeit gewohnt sind. Was haltet ihr davon wenn wir den Abend erst mal beenden? Denn ich möchte doch noch etwas schlafen, bis mich meine Tochter aus dem Bett schmeißt, weil sie die ausgefallene Mahlzeit nachholen will.“
„Meinst du nicht, das kann ich auch mal machen“,
fragte Ralph.
„Schlaf du mal durch, Morgen kommt genug Arbeit auf dich zu“, erwiderte seine Frau.
„Ach ja und was wenn ich fragen darf?“
So genau weiß ich das jetzt noch nicht, aber mach dich auf einiges gefasst“
und schaute Rieke dabei verschwörerisch an.
Dann tranken sie doch noch ein Glas Wein um denn Abend zu beschließen.
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

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Friesenparade

Eine Woche später fuhren Dalli und Albert nach Ostfriesland um sich von Martsjes Genesungsfortschritt zu überzeugen. Selbst der Reitlehrer, der vom Knochenbrecher noch nicht so recht überzeugt war, staunte nicht schlecht, wie die Stute über die Weide lief.
Dalli zog es natürlich sofort zur Weide und ihr Mann folgte ihr, nachdem er den Wagen geparkt hatte. Als sie am Weidezaun standen, trat der große und stämmige Mann zu ihnen, wobei er sagte: „Ihr Pferd scheint sich besser zu erholen wie ich dachte, ich glaube das ich sie ihnen übermorgen bringen kann. Aber das kann ich frühestens Morgen Abend sagen.“
„Ja gut dann rufe ich sie Morgen Abend an“
, sagte Dalli, die schon ungeduldig auf die Stute wartete. Denn das nächste Turnier stand vor der Tür und diesmal wollte ihr Chef, dass sie mit diesem Pferd an den Start ging.
„Ich hoffe sie denken nicht die Stute sofort wieder auf ein Turnier zu nehmen“, fragte er mit ernstem Gesicht.
„Ich würde das nicht unbedingt tun, aber mein Chef möchte das.“
„Dann sollten sie mit ihrem Chef reden, er wird das doch bestimmt einsehen.“

„Das sagen sie so leicht“, mischte sich der Reitlehrer jetzt ein. „Vielleicht lässt er sich von mir überzeugen, ich werde es zu mindestens versuchen.“
„Ok, dann bis morgen, mich müssen sie erst mal entschuldigen, denn für mich ist der Tag noch nicht zu Ende.“

Sie blieben noch eine Weile am Koppelzaun stehen und beschäftigten sich mit Martsje. Danach fuhren sie schon wieder nach Malente, als Dalli ihren Mann fragte: „Glaubst du wirklich Herr Larsen läst sich von dir überzeugen?“
„Ich weiß nicht, aber versuchen sollte ich es zumindest; denn mir ist Martsje auch nicht gleichgültig.“


Direkt am nächsten Morgen ging er zu Herrn Larsen ins Büro, obwohl er diesmal das Gefühl hatte, in die Höhle des Löwen zu gehen und er sollte Recht behalten. Eine Stunde dauerte ihr Wortgefecht, dann hatte er den Chef endlich so weit, dass er Martsje bis zur Friesenquadrille schonte. Dafür musste Olga mit Breukelen auf dem kommenden Turnier mitreiten.
„Ich glaube das wird nicht das Problem sein wird. In Oberursel hat sie doch einen ganz guten Einstand gegeben. Ich werde ihr noch einiges zeigen, dann wird sie ihr Gestüt auch sehr gut präsentieren. Außerdem wird meine Frau mit Brötje ja auch noch mitreiten.“
„Ja schon, sie reitet ja auch gut! Aber ich wollte das sie, wieder dieses Pferd reitet.“
„Das wird sie ja auch, nur einige Wochen später und da hat sie ja auch eine wichtige Aufgabe.“
„Na gut“,
gab der Chef zu, „sie haben ja recht. Ich verlasse mich auf sie und Fräulein Müller.“
Puh, dachte der Reitlehrer und nutzte das *ja* seines Chefs um sich in die Reithalle zu begeben. Olga saß schon auf Breukelen, Dalli auf Brötje, wen sollte sie sonst auch reiten und Peter nahm mit Aize auch wieder mal an der Reitstunde teil.
Das wurde ja auch Zeit, denn die beiden Damen mussten dies Jahr nur noch die Friesenquadrille reiten, aber Peter hatte am Wochenende danach, mit Aize eine Dressurprüfung zu bestehen. Peter hatte zwar dazu nicht die große Lust, lieber wäre er an dem Wochenende eine Springprüfung, geritten. Dies ging aber schon nicht, weil das Springen in einer anderen Stadt war. Aber Herr Larsen hatte ihm deutlich zu verstehen gegeben, das von dem Ergebnis nicht unwesentlich seine Gesamtnote abhinge. Also biss er die Zähne zusammen und beteiligte sich an jeder Reitstunde.
An seiner Frau hatte Kornelius gar nichts auszusetzen, Olga konnte im Prinzip auch alles nur musste sie noch etwas sicherer werden und Routine bekommen. Aber Peter nahm er sich Einzeln vor. Er ritt zwar nicht schlecht und brauchte nur wenig fachliche Hilfe, allerdings würde er mit dieser nachlässigen Einstellung, das Turnier nicht gewinnen.

Abends telefonierten Dalli und ihr Mann mit dem Knochenbrecher Er meldete sich auch direkt und sagte: „Herr Kornelius schön das sie anrufen. Wie ist denn ihre Entscheidung, muss die Stute sofort wieder auf ein Turnier gehen?“
„Ich habe mit Herrn Larsen gesprochen, im Endergebnis sah er ein das es nicht anders geht; als sie langsam einzureiten.“
„Gut, dann werde ich ihnen die Stute Morgen bringen. Nach dieser Autofahrt sollte sie Morgen allerdings nur Weidegang bekommen, nicht geritten werden.“
„Wenn es nach mir und auch nach meiner Frau geht“
, sagte Kornelius, nachdem er den begeisterten Blick von Dalli aufgefangen hatte, „werden wir alles so machen, wie sie vorschlagen. Nur ob unser Chef damit einverstanden ist, weiß ich nicht.“
„Das kann ich mir denken, aber lassen sie dass nur meine Sorge sein, ich werde schon mit ihm reden.“

Dalli hatte sich endlich den Telefonhörer erobert und fragte hastig. „Wann bringen sie denn Morgen Martsje?“
Sie konnte hören wie der riesige Ostfriese am andere Ende verhalten lachte und dann wieder ganz ernst sagte: „Sie haben die Stute wohl mehr vermisst, wie der Pferdebesitzer.“
Jetzt war Dalli froh, das es kein Bildtelefon gab, es war ihr schon peinlich genug, dass Korni sah wie sie rot anlief.
„Ich schätze, dass ich so gegen Mittag bei ihnen bin. Ich werde ihnen dann auch einen Plan mitbringen, wie sie die Stute wieder anreiten können. Na dann bis Morgen, schlafen sie gut“, sagte er noch und legte den Hörer auf.
„Dalli was hältst du davon, wenn wir heute Abend noch etwas Essen gehen? Als ich Herrn Larsen überzeugt hatte, habe ich sofort einen Tisch für heute Abend bestellt.“
„Oh Korni, du bist doch der beste Ehemann der Welt“,
rief Dalli begeistert aus und fiel ihm um den Hals, auch wenn sie sich dafür auf die Zehenspitzen stellen musste.

Am nächsten Tag kam gegen Mittag tatsächlich der Pferdehänger auf den Hof gefahren. Sobald der Motor aus war, gab es für Dalli kein halten mehr und sie öffnete die Hängerklappe und holte die Stute aus ihrer *Privatkutsche*. Sie hörte auch ihren Chef nicht mehr, der ihr sagte, dass sie Martsje in die Box bringen sollte. Statt dessen ging sie mir ihr zur einen Weide auf der sie mit mehreren Stuten spielen konnte und zog ihr das Halfter ab, nachdem sie das Weidetor hinter ihr geschlossen hatte. Dann lehnte sie sich an den Zaun und schaute ihrer schwarzen Freundin einige Minuten zu und ging erst danach langsam auf den Hof zurück.
Hier gab es eine Lautstarke Diskussion zwischen dem Knochenbrecher und Herrn Larsen. Dieser versuchte sich mit hochrotem Kopf durchzusetzen, musste aber dem fachlichen Wissen des Ostfriesen nachgeben.

Jedenfalls am nächsten Morgen, kam der Chef zu ihr und sagte ihr, dass sie die Stute nach dem Plan einreiten sollte. Zögernd setzte er noch hinzu: „Wenn sie bis zur Quadrille soweit ist, können sie ja Martsje reiten.“ Dann drehte er sich um und ging wieder in sein Büro.
Es war knapp, aber langsam bekam die Stute wieder ihre alte Form und Dalli merkte auch, dass Martsje mit jedem Tag mehr Freude an der Arbeit hatte. Natürlich dauerte dieser Aufbau nicht nur einen Monat, sondern Dalli dehnte das Programm auf zwei Monate. Das brachte zwar ihren Chef in Rage und irgendwann würde er sie dass auch Spüren lassen. Aber für Dalli war nur wichtig was das Pferd ihr sagte und entsprechend mit ihr weiter zu arbeiten und dann war auf einmal der große Tag da.
Zu Beginn stellten sich die vierundzwanzig Friesenpferde, auf der langen Mittellinie auf; damit die Zuschauer die schönen Kostüme und den üppigen Kopfputz der Pferde bewundern konnten. Dann teilten sie sich in zwei Gruppen zu je zwölf Reitern auf und ritten erstmal auf die ganze Bahn. Wobei die eine Gruppe rechts herum ritt und die andere Gruppe links herum. Dann ritten sie auf den beiden diagonalen der Reitbahn aufeinander zu und dann aneinander vorbei, so dass es aussah als ob sich ihre Wege kreuzen würden. Bei der nächsten Runde wurden aus den zwei Gruppen sogar vier und weil sich die ganze Gruppe sich eine komplizierte Choreographie ausgedacht hatten, sah es wunderschön aus. Obwohl die meisten Zuschauer die Hufschlagfiguren kannten und selbst schon geritten waren, hielten auch sie erst Mal die Luft an.
Jetzt verließen Reiter und Pferde die Halle und als es dann auch noch dunkel wurde, murrten die Zuschauer, ob das schon alles war. Doch plötzlich schwebten blaue Lichter, durch die Halle und als sich die Augen der Zuschauer an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sahen sie, dass die Lichter von den Pferden und Reitern getragen wurden. Weil es wie vorhin schon auch die passende Musikuntermalung gab, waren jetzt immer mehr begeisterte *Ahs* und *Ohs* der Zuschauer zu hören und die Reiter mussten das ganze Programm noch einmal reiten.
Damit die Leute auch alles zu sehen bekamen was Friesen konnten, kamen jetzt Karl Haase, Helge und noch einige Fahrer befreundeter Gestüte mit verschiedenen Kutschen herein. Den meisten Beifall bekam Karls Achtspänner, wie er durch die riesige Halle raste. Mit nur einem Pferd aber nicht weniger schnell, fuhr Helge mit dem Sulky durch die Bahn. Wobei er noch einen Hustenanfall bekam, weil die Lohe bis weit über seinen Kopf spritzte.
Als vorletzte Nummer wurde eine gemischte Quadrille geritten und gefahren. Dabei mussten sowohl Reiter, als auch die Fahrer noch exakter Reiten oder Fahren, weil sich sonst einige sehr böse Unfälle ereignet hätten. Zum Schluss kamen noch zwei Reiter mit einem *Pas de deux*, der schon Schwierig zu reiten war. Erst ritten sie die Figuren mit weißem Zaumzeug, was die elegante Kopfhaltung von Martsje und Paard betonten. Auf einmal verdunkelte sich wieder die Reithalle und jetzt wurden unzähligen kleine Lichter an Zaum und Sattelzeug der beiden Paare sichtbar. Im Zusammenhang mit den exakt gerittenen Figuren sah es aus, als Diamanten durch die Halle schwebten und in verschiedenen Farben funkelten.
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

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Die Abschlussprüfung

Nach dem dieser Rummel vorbei war, machte Dalli vorübergehend erst mal die Arbeit eines Stallknechts und Pferdepflegers. Am kommenden Wochenende hatte Peter sein Dressurturnier und als sein Trainer musste ihr Mann nun mal mitfahren, so hatte sie ein freies Wochenende oder zumindetens fast. Denn die Pferde wollten ja auch am Wochenende versorgt werden und sie hatte das erste Mal diesen Wochenenddienst alleine mit Olga zu verrichten. Da sie nur das nötigste machen mussten, war die Arbeit für zwei Leute zu schaffen. Außerdem war der Chef ja auch noch da, auch wenn sie ihn nur im Notfall ansprechen durften.
Sie fingen Morgens an wie jeden Tag und waren so gegen zehn Uhr fertig, weil die Pferde ja alle auf der Weide standen. Bis zur abendlichen Fütterungszeit schauten Olga und Dalli abwechselnd nach den Pferden, aber es war alles in Ordnung. So leisteten sie sich an beiden Tagen den Luxus vom Immenhof aus, auf Isländern auszureiten.
Das man nicht mehr so früh los reiten konnte weil der Raureif schon an machen Morgenden die Wiesen mit einem weißen Schimmer überzogen hatte, machte ihnen trotzdem nichts aus Bis sie Morgens mit der Stallarbeit fertig waren, stand auch jetzt schon die Sonne hoch. Doch über Mittag war es immer noch ganz schön, obwohl die meisten Felder schon wieder *bestellt* waren und sie nicht mehr drüber reiten durften. Aber schon am Nachmittag so gegen vier Uhr wurde es wieder ungemütlich zum Reiten.
Da Familie Schüller er in einer Woche vom Flughafen Hamburg Fuhlsbüttel zu ihrer Auswanderung starteten, nutzen sie die Zeit noch einmal zusammen Auszureiten. Diesmal kümmerte sich der Papa um Franzi und ging mit ihr sogar in den Stall zum reiten.
So konnte seine Frau an beiden Tagen mit reiten, dann kamen sie einige Stunden später lachend und in bester Laune wieder auf dem Immenhof an, denn sie fühlten sich als ob sie Urlaub hätten. Nur gingen die zwei Tage viel zu schnell vorbei und für alle drei begann jetzt wieder der hektische Alltag.
Für Dalli, Olga und Peter begann die Zeit der Prüfungen und vorher mussten sie auch noch einmal ihre Aufzeichnungen durchgehen, denn sie mussten nicht nur wissen wie sie ihre Arbeit machen mussten, sondern auch welche Gesetze und Regeln sie dabei zu beachten hatten. Später brauchte man die einzelnen Gesetze und Regeln nicht mehr Wort für Wort kennen, dafür gab ja die entsprechenden Bücher. Bei der Prüfung aber wollten es die Herren halt ganz genau wissen und sie mussten jede Kleinigkeit in Kopf haben.
Also *rauchten* ihnen in den verbleibenden Wochen bis zu Prüfungsbeginn die Köpfe, außerdem mussten sie täglich weiterhin früh Aufstehen und die Pferde versorgen. Nur Helge sah der Prüfung gelassen entgegen, denn er glaubte alles nötige zu wissen und hoffte, dass ihm seine guten Ergebnisse im Gespannfahren halfen.
Aber schneller als sie dachten kam dann der Tag der ersten theoretischen Prüfung, zumindest kam ihnen die Zeit sehr kurz vor. Erst recht weil vor einigen Wochen sechs neue Auszubildende begonnen hatten und ihnen immer wieder Fragen stellten. Dalli, Olga und Peter wunderten sich zwar über diese Fragen, aber dann sagte Dalli zu den Beiden: „Erinnert ihr euch eigentlich wie es war als wir auf *Thraventhal* angefangen haben. Soweit ich mich erinnere wart ihr doch auch ganz froh, die älteren Lehrlinge fragen zu können.“
Denn inzwischen war ja geklärt, das sie auch wieder auf dem Immenhof wohnen konnten. Wenn sie auch nicht wie Dalli und ihre Kollegen im Haupthaus ihre Zimmer hatten, sondern im Torhaus. Eigentlich wollte die Gemeinde dort ja Ferienwohnungen machen, aber nach weiteren Verhandlungen, wurde das Torhaus Für Hein, Rieke und die Auszubildenden, reserviert.
Merkwürdigerweise war auch diesmal eine Auszubildende dabei die sie mit dem reiten schwer tat, darum sagte Dalli des Abends zu ihrem Mann.
„Du Korni, was hältst du denn von Regina?“
„Wie soll ich das denn verstehen“
, fragte er verwundert und zündete sich seine Pfeife an, nachdem er ihnen beiden eine Flasche Rotwein geholt hatte. „Ich glaube die wird sich schon machen, schließlich ist sie ja noch nicht so lange hier.“
„Das meine ich auch nicht, aber hast du mal beobachtet wie zögernd sie auf`s Pferd steigt?“
„Ja das ist mir schon aufgefallen, aber das kann sich ja noch ändern.“
„Und wenn nicht? Erinnerst du dich wie es damals bei Helge war und das er heute ganz glücklich ist.“
„Du meinst, dass sie vielleicht auch lieber in den Fahrsport wechseln würde?
„Das weiß ich nicht, aber ein Versuch ist`s doch wert und Karl Haase kann doch gut mit Menschen umgehen. Was hältst du davon, wenn ich Morgen mit ihr mal rüber gehe, dann sehe ich ja wie sie reagiert. Dann ist es doch noch früh genug, den Chef einzuweihen, was meinst du?“
„Hm“,
machte Korni. „Keine schlechte Idee, dann mach das Mal. Jedenfalls, ich stehe hinter dir.“
Danach sprachen sie noch einige belanglose Sachen und genossen ihren Rotwein, wobei sie wieder einen anstrengenden Tag langsam ausklingen ließen.

Als Dalli am nächsten Morgen die Treppe runter stieg, die von der Wohnung in den Stall führte, steuerte sie gleich auf Regina zu und sagte, sie solle mal mit ihr kommen. Unterwegs erzählte ihr Dalli wohin sie gingen und sie konnte sofort sehen, wie Reginas Augen leuchteten.
Erst Mal war Karl nicht von Dallis Plan begeistert, dann sah er aber ein dass es so die beste Lösung war.
„Na gut ich wird`s mal mit ihr versuchen, wenn der Chef zustimmt.“
Aber an Dallis Gesicht sah er sofort, das Larsen noch nichts wusste.
„So geht`s doch nicht, der Chef muss doch bescheidt wissen.“
„Ich sag’s ihm ja auch, aber Kornelius und ich meinten es ist besser erst mit dir zu sprechen.“

Grinsend sagte Haase: „Da habt ihr mich ja wieder ganz schön ausgetrickst. Aber ich glaube es könnte klappen, immer hin ist diese *Deern* groß und stämmig.“
„Okay Karl ich bin dann wieder drüben“,
sagte Dalli und verdrückte sich schnell.
Als sie zurückkam, standen Korni und Larsen schon in der Stallgasse und besprachen diese Angelegenheit und als er das Gesicht seiner Frau sah, wusste er auch dass alles klar war.

Damit sich alle vier Lehrlinge gleich anstrengten bei der Prüfung, hatte ihr Chef noch nichts gesagt wen er eventuell übernehmen würde, aber jeder erhoffte sich das natürlich. Nach diesem ersten Prüfungsteil war ihnen jedenfalls etwas leichter, denn die Sache mit den Wortwörtlichen Gesetzestexten konnten sie jetzt vergessen. Um den Abend mit ihren Kollegen zu verbringen, schlief Dalli bei Olga auf dem Immenhof, aber erst setzten sie sich alle vier Zusammen und besprachen ausführlich die Prüfungsfragen. Dalli fragte Peter erst mal: Wie hast du den die Frage nach den Gangpferderassen beantwortet?“
„Das es auf der Welt etwa 40 töltende Rassen gibt, wobei die bekannteste Rasse das Islandpferd ist.“

Dann fragte sie Peter noch nach verschiedenen Vorschriften und Peter wusste immer die richtige Antwort, also sagte Dalli: „Komisch, das weißt du alles und auf einem Dressurturnier versagst du so kläglich. Wie passt das Zusammen?“
„Falls du dich erinnerst kann ich auch anders, das letzte Turnier habe ich doch gewonnen.“
„Das stimmt auch wieder, aber was soll ich dann denken …?“

Mit solchen und ähnlichen Gesprächen ging der Abend weiter, bis sich gegen zweiundzwanzig Uhr alle vier ins Bett gehen, weil Morgen wieder ein ganz normaler Tag war.
Jetzt dauerte es allerdings noch einen weiteren Monat, bis der praktische Teil folgte. Trotz einem bangen Warten ging das Leben weiter und die Pferde vom Friesenhof wollten versorgt werden. Auch wenn das Wetter jetzt wie immer in der Jahreszeit, kalt feucht und mit früher Dunkelheit präsentierte, mussten Diana und Baldur weiterhin trainiert werden. Bis im Frühjahr wieder die Freiluftsaison begann, gab es noch verschiedene entscheidende Hallenturniere.
Das Schlimmste war aber die Tatsache, dass erst Mal die Weihnachtstage und der Jahreswechsel, kamen. Denn einen Teil der Prüfung hatten sie schon hinter sich, doch bis sie endgültig wussten wie sie Abgeschnitten hatten vergingen noch einige Wochen. Außerdem mussten Dalli und Peter während der Feiertage noch auf zwei Turnieren starten. Dalli startete auf dem einen Turnier nur in der Dressur, und in dem zweiten Turnier außerdem noch in einem einfachen Jagdspringen. Peter jedoch ritt mittlerweile in der Weltspitze mit, wo er unter umständen hohe Gewinne einstecken konnte, aber dass Unfallrisiko war hier auf für Pferd und Reiter ungleich höher.
Viel zu schnell war der erste Arbeitstag auf dem Gestüt wieder da, denn die vier Prüflinge hatten über die Feiertage Urlaub genommen und die Prüfung über die aufregenden Turniere doch fast vergessen. Dass neue Jahr war erst wenige Tage alt, als die praktische Prüfung folgte, die sich über den ganzen Tag hin zog. Nach zwei weiteren Wochen wurden sie dann noch einmal persönlich befragt und Ende Januar bekamen sie endlich das Ergebnis.
Alle vier hatten ihre Ausbildung, mit nur geringen Unterschieden, gut abgeschlossen. Jetzt saß Herr Larsen mit seinem Fahrlehrer und dem Reitlehrer zusammen und überlegte, wenn er übernehmen sollte.
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

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Australien wir kommen

Dick und Ralph hingegen begannen langsam sich vom Immenhof zu verabschieden, was ihnen jetzt doch nicht mehr ganz so leicht fiel.
Jetzt fiel Dick so manches ein, als erstes ihr Kindheit; die trotz dem Geldmangel, doch sehr glücklich war. Natürlich war ihre Oma streng, sie dachte nur an die kalten Duschen und das tägliche Morgentraining.
Ihre schon erwachsene Schwester Angela brauchte dies nie zu tun, dafür beobachtete Oma streng ihren Umgang mit dem männlichen Geschlecht. Lange wehrte sie sich gegen ihre Heirat mit dem Pferdezüchter und Reitlehrer Jochen Roth, der auch das Forsthaus gekauft hatte; was ursprünglich zum Immenhof gehörte.
Das erwies sich ja hinterher als Glücksfall, denn so hatten die Familie Janzen wenigstens bei Jochen ein Dach über dem Kopf; während auf dem Immenhof der *Kuckuck* rief. Nur das Angela inzwischen bei der Geburt ihres ersten Kindes gestorben war und das Baby folgte ihr zwei Tage später. Jochen machte schwere Jahre durch, bis er den Verlust verarbeitet hatte. Am meisten half ihm dabei sein Freund Hein Daddel, den er aus seinem früheren Leben als Seemann kannte und der bei seinem Freund eigentlich das *Mädchen für alles* war.
Weil Jochen nach und nach alle seine Pferde verkaufen musste, konnte er dann die gesamte Familie Janzen mit allen Ponys aufnehmen, denn der Stall war ja da und die meisten Ponys standen ja fast das ganze Jahr auf der Weide.
Nachdem Ethelbert seinen Onkel Pankraz geholt hatte, eroberte Jochen so ganz nebenbei sein *Mädchen für alles*, nämlich Herrn Hallgartens Tochter Margot und heiratete sie. Als Hochzeitsgeschenk von Margots Vater, konnten sie dann wieder auf dem Immenhof einziehen, allerdings wurde der Immenhof jetzt in ein Hotel umgebaut. Dort konnten die zweibeinigen Gäste dann auch reiten, wenn sie wollten konnten sie für die Zeit ihres Urlaubs sogar ihr Pferd selber pflegen. Bis sie aber endgültig umziehen konnten dauerte es immerhin noch ein Jahr und solange mussten sie noch im Forsthaus leben und sich bei der Enge sich gegenseitig auf die Nerven gehen. Seit dem hat es aber noch so viele große und kleine Ereignisse gegeben … Aber jetzt fiel ja sowieso alles auseinander.
Angefangen hat es mit Jochens Tod, dann folgte das Margot auszog, jetzt wanderte sie und Ralph aus und Dalli würde ja wohl auch nach Amerika gehen.
Auch Ralph hatte seine Erinnerungen an den Immenhof. Zwar begannen sie erst im Forsthaus. Dort hatte sich Dick auch in seine Klarinette verliebt, die so einen tiefen und romantischen Ton hatte. Trotzdem hatte er mit der Familie Janzen und dem Immenhof einiges erlebt und diese Erinnerung wollte er nicht missen.
Doch es nützte nichts, sie mussten nun mal ihre Sachen zusammen packen. Nur für Franzi war alles neu und aufregend. Langsam konnte sie sich schon manchmal an Gegenständen aufrichteten, um besser ihre Umwelt sehen zu können.
Viel war es ja nicht was sie sich nach dem Unglück gekauft hatten und schon gar keine Möbel, denn sie wussten ja, bis vor kurzem noch nicht wo sie ihr Lager wieder aufschlagen wollten. Also brauchten sie jetzt nur vier Koffer zu packen, die Ralph am Vorabend schon zum Flughafen brachte. Den Wagen hatte Ralph an Peter verkauft, der ihn aber noch fahren ließ, solange er und seine Familie im Lande waren. Peter meinte, ein erfolgreicher Turnierreiter kann nicht zu Fuß gehen und mittlerweile hatte er ja auch das nötige Geld für solche Aktionen. Immerhin hatte er mit Baldur einige hübsche Preise ersprungen und langsam sprach man auch in Europa von ihm.
Am nächsten Morgen frühstückte Familie Schüller ein letztes Mal auf dem Immenhof, nur Franzi murrte, weil es noch dunkel und kalt war. Aber es blieb ihnen nun mal nichts weiter übrig, schließlich wartete ihr Flieger nach Marseille nicht auf sie, sondern startete um acht Uhr in Hamburg. Bis dahin war noch einiges zu erledigen. Zum Flughafen fuhr Ralph seine Familie, zum letzten Mal im vertrauten Auto; auf der Rückfahrt fuhr Peter dann das erste Mal nach seinen Wagen alleine.
Für die Anfahrt nach Fuhlsbüttel mussten sie auch noch eine gute Stunde rechnen, schließlich kamen sie in den morgendlichen Berufsverkehr der wieder wachsenden Großstadt. Nach einem kurzen herzlichen Abschied von Peter. Während die Eltern zum Schalter laufen mussten, wurde Franzi in ihrem eigens für sie gebauten faltbaren Sportbuggy gefahren. Sie konnte sich gar nicht satt sehen, so viele Leute auf einmal hatte sie noch nie in ihrem jungen Leben gesehen. Erst recht wunderte sie sich, dass die Leute fast alle an ihr vorbei liefen und sie nicht beachteten. Okay manchmal blieb so ein langes Wesen vor ihr stehen und sagte: „Oh wie niedlich.“ Aber dann rannten sie schon weiter.
Jetzt wurde sie aus dem Buggy gehoben und Papi nahm sie sogar auf den Arm und von hier Oben konnte sie das bunte Gewimmel um sie herum, noch besser sehen. Das Mami inzwischen ihren Buggy zusammenfaltete, bekam sie gar nicht mit. Auch nicht, das er mit den Koffern im Hintergrund verschwand.
Nachdem Mami die Bordkarten geholt hatte, ging Papi mit ihr eine Treppe rauf. Da mussten sie sich noch einmal an einer Menschenschlange anstellen. Als sie endlich an der Reihe waren, ging Papi mit ihr durch einen langen Gang und dann verschwanden sie beide in einem Loch. Auf der anderen Seite wartete eine junge Frau mit so einem komischen Mützchen und sprach auf Papi ein. Der ging durch eine ganze Reihe von komischen Stühlen und schob sich auf einen Sitz, neben so einem Loch wo man durchschauen konnte. Dann setzte Papi sie auf den Sitz neben sich und auf der anderen Seite setzte Mami sich. Jetzt setzten sich noch viel mehr Leute auf die anderen Sitze.
Als alle Sitze besetzt waren, machte die junge Frau mit dem Mützchen das große Loch zu und alle Leute schienen gefangen zu sein. Doch keiner störte sich daran, nicht einmal als das ganze Ding in dem sie saßen anfing zu brüllen. Im Gegenteil einige Leute fingen sogar an zu lachen und Papi sagte lachend zu Mami: „So jetzt beginnt unser neues Leben! Bereust du, das wir die vertraute Umgebung hinter uns lassen?“
„Bereuen ist nicht das richtige Wort, aber mir ist etwas wehmütig.“
„Schatz tröste dich, irgendwann in ein paar Jahren, werden wir sicher alle wieder sehen. Auch wenn es wahrscheinlich nur ein Besuch sein wird, ich glaube nicht dass wir jemals ganz zurückkehren. Wie geht es dem darin“,
fragte Papi und faste an Mamis Bauch.
„Im Moment scheint es zu schlafen, aber noch im Auto habe ich einen Tritt bekommen.“
Was meinte Mami bloß damit? Dass sie ein Geschwisterchen bekommen sollte, konnte sie ja noch nicht wissen.
Erst wurde das Brüllen immer lauter, dass Franzi es kaum aus hielt weil ihr die Ohren weh taten. Nach einer ganzen Weile, wobei sie in den Sitz gedrückt wurde, ließ dass brüllen wieder etwas nach und blieb, für lange Zeit auch so. Als Mami Papi fragte: „Weißt du eigentlich wie lange wir jetzt fliegen?“
„Nein das nicht, aber da kommt ja gerade eine Stewardess, die kann dir deine Frage sicher beantworten.“

Papi winkte der jungen Frau von vorhin zu und sie kam zu ihnen und fragte: „Was kann ich für sie tun?“, und Mami antwortete: „Ich wollte wissen, wie lange wir fliegen?“
„Ah, das ischt ja mal eine einfache Frage. Ziemlich genau zwei Stunden werden wir bis Marseille brauchen. Wo wollen sie denn hin, vielleicht kann isch ihnen ja elfen.“
„Ja gerne“
, antwortete Ralph, der auch nicht genau wusste wie sie zum Hafen kommen sollten.
„Ah, sie wollen zum Schiff?“
„Ja sie liegen richtig.“
„Da nehmen sie sich am besten ein Taxi, wenn sie Marseille nicht kennen. Sonst beginnt ihr Urlaub serr unschön.“
„Danke Mademoiselle“,
erwiderte Dick freundlich.
Jeder dumme Junge kann einen Käfer zertreten. Aber alle Professoren der Welt können keinen herstellen.
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