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Ethelbert©
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Eine Immenhof-Geschichte von Fans für Fans

Diese Geschichte geht davon aus, dass die Ereignisse des Jahres 1955 im Jahre 2005 stattgefunden hätten, also 50 Jahre später und damit in der Gegenwart. Das kann - wie jeder weiss - natürlich überhaupt nicht wahr sein. Aber es ist ja auch nur eine Geschichte und ausserdem garantiert nix für alle felsenfesten Immenhof-Traditionalisten. Für Risiken und Nebenwirkungen, die beim Lesen dieser Geschichte entstehen könnten, übernimmt kein Arzt oder Apotheker jemals die Verantwortung.

Autor:
Ethelbert©


An einem Sommermorgen

Die ersten Sonnenstrahlen fielen durch das Fenster und landeten auf der Nase von Dalli, die mit richtigem Namen Brigitte Voss hiess. Es war so gegen halb sechs morgens und Dalli öffnete ihre Augen. Ihr erster Blick fiel wiedermal auf die beiden riesigen Poster über ihrem Bett.

Die Springreiter Christian Ahlmann und Meredith Michaels-Beerbaum hatten an der Wand über Dalli's Bett einen Ehrenplatz gefunden. Denn Pferde, Ponys, Reiten und natürlich die deutsche Springreitelite waren die Leidenschaft von Dalli. Das war aber auch die Leidenschaft ihrer Schwester Barbara, die im gleichen Zimmer schlief. Barbara wurde von allen Leuten nur „Dick“ genannt.

Dick schien immer noch fest zu schlafen. „Dick“ oder „Dickie“, wie sie meistens genannt wurde, war 15 Jahre alt und damit eineinhalb Jahre älter als ihre Schwester. Im Gegensatz zu ihrer strohblonden Schwester Dalli hatte Dick jedoch dunkle Haare und Augen. „Dickie“ wurde sie genannt, weil sie als kleines Kind ein etwas rundlicher Wonnepropen gewesen war. Aber das war einmal. Mittlerweilen war sie gertenschlank und durchtrainiert, genau wie Dalli. Aber so einen Spitznamen hat man halt für das ganze Leben.

Dalli sprang als erstes zum Laptop, der auf dem Schreibtisch an der Wand stand. Sie schaltete das Gerät ein und warf rasch einen Blick aus dem Fenster hinaus auf den Hof. Dort war Hannes, der Knecht, bereits fleissig am Rasenmähen. Dalli rief ihm einen Guten-Morgen-Gruss zu. Unterdessen erhob sich Dick heftig gähnend von ihrem nächtlichen Ruhelager.

Nun tat Dalli das was sie jeden Morgen als erstes tat. Sie schaute nach wer sich denn im Gästebuch ihrer Webseite eingetragen hatte. „Du Dickie! Da steht ein Gruss von einer Meredith. Ob das wohl Meredith Michaels-Beerbaum ist?“ „Spinnste Dalli?“ entgegnete ihre Schwester. „Meredith hat doch besseres zu tun als sich unsere Webseite anzuschauen. Da hat sich jemand einen Spass erlaubt. Bestimmt der Mans.“


dick-und-dalli.de

Seit zwei Wochen hatten die beiden Schwestern ihre eigene Webseite http://www.die-maedels-vom-immenhof.de. Der Name „dick-und-dalli.de“ war von ihrer Oma, der Herrin des Ponygestüts Immenhof wo die beiden Schwestern lebten, abgelehnt worden. „Wie klingt denn sowas?“ meinte die resolute ältere Dame zu diesem Namensvorschlag und wer bezahlt hat bekanntlich immer recht. Ausserdem sollte schliesslich der Name „Immenhof“ im Namen erscheinen. „Das ist gut für das Geschäft“ meinte die Oma und somit war jeglicher Widerspruch unwirksam.

„Du wir sollten noch ein Ponybild auf die Webseite machen. Am besten unten links...“ meinte Dalli. „Und einen Link zu Oma's Immenhof-Webseite. Und zum Reiterparadies Dodau. Red doch mal mit Mans.“ Mans war Dick und Dalli's bester Freund. Er war der Sohn des lokalen Elektro- und Computerhändlers und hielt sich für den talentiertesten Rapper Ost- und vermutlich auch West- und Südholsteins sowie Nordschleswigs und des Herzogtum Lauenburgs. Ausserdem war Mans ein ganz prima Kerl und er hatte ja schliesslich Dick und Dalli's Webseite gemacht.

„Wann sollen wir denn zum Bahnhof fahren?“ fragte Dalli ihre Schwester, die gerade dabei war die SMS'se auf ihrem Handy zu checken. „Nix gekommen. Ich hab dem Kerl doch gesimst, dass er sich bei uns melden soll wenn er in Hamburg gelandet ist.“ Der Kerl von dem die Rede war sollte gegen Acht Uhr mit dem Zug vom Flughafen Hamburg-Fuhlsbüttel ankommen. Es war der Münchener Grossneffe von Frau Henriette-Marie Jantzen, Dick und Dalli's Oma. Der junge Herr wollte seine Sommerferien in der Holsteinischen Schweiz auf dem Ponygestüt der Jantzen's verbringen.


Unterdessen in Dodau

Nur einige Kilometer vom Immenhof entfernt waren zwei Herren damit beschäftigt Reisevorbereitungen zu treffen. Die Reise sollte zwar nicht sehr weit gehen aber dafür war sie sehr wichtig. Jochen von Roth, der Pächter des Dodauer Forsthauses, war dabei zwei seiner edlen Vollblutrösser vor eine Kutsche zu spannen. Hein Daddel, sein Stallknecht, half ihm dabei. Beide Herren trugen ihre besten Ausgehanzüge.

Heute war ein grosser Tag. Die ersten „richtigen“ Reitschüler sollten im „Reiterparadies Dodau“ ankommen und persönlich vom Bahnhof Gremsmühlen abgeholt werden. Mit dem eigenen Auto zu kommen hatte der Herr von Roth seinen Reitschülern und Reitschülerinnen nämlich streng verboten! Was ursprünglich als reiner Werbegag gedacht war hatte sich als durchschlagender Erfolg erwiesen. Wer verbot seinen Gästen denn schon mit dem Auto zu kommen? So ein Reitkurs musste dann schon etwas ganz besonderes sein... und dementsprechend hatten sich etliche Reitschüler angemeldet.

Im übrigen war das „Reiterparadies Dodau“ der grosse Lebenstraum des Jochen von Roth. Vor einigen Jahren war er in die Holsteinische Schweiz gekommen, um die dortige Niederlassung einer Sportartikelfirma zu leiten. Aber Filialleiter durfte ja wohl nicht das Lebensziel eines richtigen Kerls sein. Das hatte sich auf jeden Jochen von Roth gedacht. „Warum soll ich mein ganzes Leben lang Reitsportartikel verkaufen? Ich will selbst Pferde züchten!“ hatte sich Jochen gesagt.

Dieses „Reiterparadies Dodau“ welches sich Jochen zusammen mit seinem alten Bekannten Hein Daddel, einem frühpensionierten Seemann, aufbaute war die Verwirklichung des grossen Traumes. Gelände und Gebäude hatte Jochen von Roth von Frau Jantzen, der Besitzerin von Immenhof, gepachtet und dabei..... ja dabei hatte er die Bekanntschaft einer überaus reizenden jungen Dame gemacht.


Frühsport Kinder!

„Frühsport Kinder! Aufstehen Dick und Dalli! Rasch!“ rief unterdessen jemand auf Immenhof hinauf zum Zimmer der beiden Schwestern. Es war Dick und Dalli's Oma, die Frau Jantzen. Die Schwestern waren nämlich Vollwaisen. Sie hatten ihre Eltern vor 8 Jahren bei einem Autounfall verloren und danach kümmerte sich Frau Jantzen um die drei Schwestern. Dick und Dalli hatten noch eine ältere Schwester namens Angela. Und Angela war jene reizende Bekanntschaft, welche Jochen von Roth auf dem Immenhof gemacht hatte.

Angela war mittlerweilen 21 Jahre alt und half Oma Jantzen auf dem Ponygestüt. Die Ponyzucht ernährte die kleine Familie recht gut, in letzter Zeit allerdings eher schlecht als recht. Frau Jantzen hatte sich finanziell etwas übernommen. Neben der Ponyzucht hatte die kleine Familie nämlich noch damit begonnen amerikanische Quarterhorses zu züchten Sowas kam immer mehr in Mode dank der neuen Modesportart „Westernreiten“. Und Westernreiten.... das konnte die 13 ½ jährige Dalli wie keiner oder keine andere hier in der Holsteinischen Schweiz. Aber wer mochte denn schon Quarterhorses kaufen?

Aber die Sache mit den Quarterhorses wäre ja noch zu verschmerzen gewesen. Frau Jantzen, die Besitzerin von Immenhof, war nämlich ein richtiger Gesundheitsapostel und ernährte sich ausschliesslich mit vollbiologischen bio-dynamischen Lebensmitteln frisch vom Biobauer. Aber vollbiologische Lebensmittel für Ponys? Diese Geschäftsidee erwies sich leider als totaler Reinfall.

Unterdessen stürzten sich Dick und Dalli in ihr modisch-hellblaues Adidas-Marken-Outfit. Ohne durchgestylte Markenkleidung ging's ja wohl nicht..... schliesslich wollten die beiden jungen Damen ja auch beim sportlichen Ausdauerschwitzen anständig aussehen. Im übrigen hatte Oma Jantzen diese sportliche Schwitzkur ihren beiden Enkellinnen verordnet.

„Wer etwas im Sport erreichen will muss sich plagen“ meinte die Oma, die früher einmal eine erfolgreiche Military- und Springreiterin gewesen war. So kam es dann, dass die Dick und Dalli jeden Morgen eine volle Viertelstunde Turnübungen und Gymnastik absolvieren mussten. „Nur im Sattel sitzen ist nicht genug“ sagte die Oma immer und die musste es ja schliesslich wissen.

„Und auf und links und rechts und gestreckt“ kommandierte Oma Jantzen die beiden Enkelinnen. Dick hatte sich wiedermal den iPod über die Ohren gestöpselt um Oma's Kommandos nicht zu hören. Und ausserdem kannten die beiden das sportliche Ertüchtigungsprogramm vom Oma's Gnaden mittlerweilen in- und auswendig. „Und hoch und ab und links und so weiter.... „ ... Dick und Dalli lagen rücklings auf dem Boden und ruderten mit den Beinen.... „wie der wohl aussieht, dieser Ethelbert? Was meinste denn, Dickie? Was der überhaupt für einen blöden Namen hat....“


Abfahrt! Alles einsteigen

Die sportliche Viertelstunde war beendet, die beiden Schwestern gingen rasch duschen, assen das notwendigste und schon ging es ab zum Bahnhof. Mit einem Ponywagen gezogen von drei Shetland-Ponys ging es durch den Morgen. Dick hatte wieder ihren iPod über den Ohren und summte nach was sie in ihrem Ohrhörer so hörte.

Dalli, die die Zügel fest in der Hand hielt, jauchzte in der Gegend rum. Die beiden schienen heute morgen richtig gut drauf zu sein. „Du sollen wir nicht mal ein Lied singen?“ meinte Dalli zu ihrer Schwester. „Ein Lied singen? Ja spinnste denn, Dalli. Dafür hab ich doch meinen iPod“ entgegnete Dickie.

„Ja Ja, du doofe Nuss! Selber singen ist doch viel besser als deine doofe Sarah Connor hören“. „Ich hör nicht Sarah Connor“ entgegnete Dick leicht empört. „Ich hör die Sportfreunde Stiller!“ Und schon ging die fröhliche Singerei los: „54 74 90 2006 .... werden wir Weltmeister sein.... mit dem Herzen in der Hand und 'nem Pony unter'm A rsch .... werden wir We-he-he-ltmeister-innen sein.... tra la la“. Dick hielt die Ohrhörer dicht an ihren und an Dalli's Kopf. „Werden wir Reit-welt-meister-innen sein....“ .... Hei was war das schön.... wenn man so früh am morgen mal so richtig laut und falsch singen konnte.

Dalli zog die Zügel fest an und gab mal so richtig Gas und zwar Ponygas. Michael Schuhmacher hätte nicht schlecht gestaunt wenn er die beiden Schwestern im Formel1-Tempo über die Landstrassen fliegend gesehen hätte. Einen ältereren Herren, der im Tour-de-France-Trikot mit seinem Rennrad unterwegs war, hätte Dalli beinahe glatt umgefahren... aber das war ihr heute sowas von egal!

So schnell wie heute waren sie mit ihrem Ponywagen ja noch niemals unterwegs gewesen und den Ponys schien es Riesenspass zu machen die BMW's sowie die versammelte Mercedes S-Klasse-Flotte auf den Landstrassen rund um die Holsteiner Seenplatte zu jagen. Allerdings schienen die Autos es an diesem Morgen auch nicht besonders eilig zu haben. Kein Wunder... bei dem Wetter.


Rentner-Ausflug?

„Juhuuuuuu!!! Wir kommen!!!“ „Du Dalli, mach mal ein wenig langsam. Da vorne sind zwei Rentner unterwegs.“ Die beiden Schwestern bogen sich fast vor Lachen denn sie hatten die Kutsche mit Jochen von Roth und Hein Daddel erspäht, die einige Meter vor ihnen fuhr. „Reiterparadies Dodau“ stand als grosse bunte Aufschrift hinten und vorne an der Kutsche. „Komm die überholen wir, Dickie!“

„Juhuuuu!!! Platz da! Weg von der Strasse......“ Dalli setzte zu einem Überholversuch an. Hein Daddel drehte sich um und erspähte die beiden Schwestern vom Immenhof. „Käptn, Schnellboot an Backbord!“ Nun drehte sich auch Jochen um und winkte den beiden Schwestern zu. „Jetzt hört aber auf die armen Ponys so zu hetzen“ rief Jochen zu den Schwestern hinüber. Und tatsächlich: die drei Shettys schienen ganz schön ausser Atem zu sein von wegen Dalli's wilder Schussfahrt durch die Holsteinische Schweiz.

„Ja mach mal langsam, Dalli“ meinte Dick und Dalli bremste den Ponywagen. „Wo fahrt ihr denn hin, Jochen?“ rief Dick hinüber zu Jochen und Hein. „Zum Bahnhof, ihr beiden Rabauken“ antwortete Jochen lachend. Mittlerweilen war die Kutschfahrt langsam und beschaulich geworden. Hinter den beiden Kutschen von Dick und Dalli sowie Jochen und Hein hatte sich bereits ein Autokorso gebildet. An Überholen war hier nicht zu denken und einige Autofahrer schienen schon ungeduldig zu werden wie man am Hupen hören könnte. Jochen lenkte seine Kutsche rechts an den Strassenrand. Dalli tat das gleiche.

„Wir holen einen Sommergast ab, Jochen“ sprach Dick zu Jochen. „Und wir holen 10 Sommergäste ab“ entgegnete Jochen von Roth lachend. „Das sind unsere Reitschüler. Die meisten haben noch nie ein Pferd von nahem gesehen. Wer ist denn euer Sommergast?“ „Och das wissen wir nicht, Jochen. Ein entfernter Verwandter von Oma Jantzen will die Sommerferien auf dem Immenhof verbringen. Der ist so 16 Jahre alt aber wir kennen ihn überhaupt nicht“.


Am Bahnhof

„Na wird schon werden, ihr zwei. Und jetzt wollen wir zum Bahnhof fahren“ meinte Jochen. Gesagt, getan... nur einige Minuten später bogen die beiden Kutschen bzw. der Ponywagen und Jochen's grosse Gästekutsche auf den Parkplatz des Gremsmühlener Bahnhof's ein. Der Zug, ein ganz moderner Triebwagen, fuhr gerade in den Bahnhof ein. Also war es höchste Zeit die Gäste in Empfang zu nehmen. Jochen und Hein plazierten sich mit einem Schild, welches die Aufschrift „Reiterparadies Dodau“ trug auf dem Bahnsteig und reckten die Hälse um nach den Reitschülern zu sehen.

Dick und Dalli taten das gleiche. Sie reckten ihre Hälse und blickten sich nach einem junger Kerl mit Koffern um. Irgendwo musste der ja auf dem Bahnsteig rumlaufen. Aber da war niemand zu sehen auf denen die Beschreibung passte. „Du Dickie. Ob der noch im Wagon ist?“ Dalli bestieg den ersten Wagon und Dick stürzte sich in den Zweiten.

Dalli ging durch den Wagon und schaute sich alle noch im Wagon verbliebenen Reisenden an. Plötzlich traute sie ihren Augen nicht. Da sass jemand auf den die Beschreibung passen konnte auf einem der Sitze. Eigentlich sass er nicht sondern er hatte sich hingelümmelt und schien offensichtlich noch zu schlafen. Eine Pyjamajacke hatte er auch noch an und darunter trug er eine feine dunkelbraune Hose. Die Szene war wirklich zum Schiessen komisch und Dalli knipste mit ihren Fotohandy den jungen anscheinend fest-schlafenden Mann von allen Seiten.

„Hey du! Bist du der Ethelbert?“ brüllte Dalli dem jungen Kerl dann in die Ohren. Der fuhr erschreckt hoch und schüttelte erstmal kräftig den Kopf. „Was? Wer? Wie?“ „Bist du Ethelbert, der Sommergast auf dem Immenhof?“ brüllte Dalli im erneut ins Ohr, diesmal noch eine Spur lauter. „Äh ja... das bin ich. Brüll doch nicht so... ich bin doch nicht taub! Und wer bist du?“

„Ich bin die Dalli vom Immenhof und soll dich abholen. Jetzt aber rasch raus aus dem Zug, der fährt gleich weiter“ meinte Dalli und fing damit an die Koffer des jungen Herrn aus dem geöffneten Zugfenster zu werfen. Und die Koffer waren ganz schön schwer! „Mannomann.... hast du etwa dein Wohnzimmer mitgebracht?“

„Eh bist du irre? Du kannst doch nicht einfach meine Koffer in der Gegend rumschmeissen“ meinte der junge Mann etwas empört. Doch Dalli hörte erst gar nicht hin sondern packte den jungen Kerl am Arm und zog ihn, obwohl dieser sich heftig sträubte, aus dem Zug. Draussen stand Dick vor der Tür des Wagons. „Das issa, Dickie. Das ist der Ethelbert aus München“.


Wie findste denn den?

Der Ethelbert aus München musste sich erstmal von diesem Schock erholen. „Hast du etwa im Zug gepennt?“ fragte Dick den Neuankömmling. „Ich hab mich nur etwas hingelegt und dabei bin ich wohl fest eingeschlafen“ entgegnete dieser. Dann öffnete er einen Koffer, entnahm diesem einen ganz feinen und schicken Blazer, zog diesen über den Pyjama und setzte sich dann eine totschicke schwarze Sonnenbrille mit Goldbügel auf.

Ethelbert blickte um sich und machte den Eindruck als sei er gerade aus einer besonders schlechten Episode eines besonders schlechten amerikanischen SOAP entsprungen. „Aha hier lebt ihr also... aha... aha.... ihr lebt ja wirklich am Ende der Zivilisation“. Ethelbert schnappte sich den leichtesten Koffer und meinte zu Dick: „Bist du die Schwester von der anderen? Dann schnappt euch mal die Koffer!“ Dick stand zunächst da wie versteinert. Dieser Ethelbert schien ja sowas von arrogant zu sein.... kaum zu glauben.

Dann stolzierte Ethelbert davon und meinte: „Los kommt, macht schon. Seid ihr immer so langsam auf dem Land?“ Dick und Dalli blickten sich entgeistert an während sie die drei schweren Koffer hinter diesem komischen Ethelbert hinterher schleppten. „Du wie findste denn den, Dickie?“ Diese rollte nur mit den Augen und die beiden Schwestern hatten jede Menge Arbeit die drei überschweren Koffer des Neuankömmlings zu schleppen. „Eh kannst du uns nicht mal helfen?“ rief Dalli doch Ethelbert aus München stolzierte wie ein Gockel über den Bahnsteig und tat so als hätte er das nicht gehört.


Der Typ ist ja zum K...

Dabei hatte er immer noch die Pyjama-Jacke unter seiner weit geöffneten Jacke an. Das erregte natürlich die Aufmerksamkeit einger Reisender. „Ist bei euch immer Karneval?“ meinte einer der Zugreisenden zu Jochen von Roth, der auf dem Bahnsteig stand um seine Reitschüler in Empfang zu nehmen. „Nee. Nee wirklich nicht“ entgegnete Jochen lachend und blickte sich die lustige Szene an, die sich gerade vor seinen Augen abspielte.

Da stolzierte ein junger Kerl mit Sonnenbrille und einem Pyjama unter seiner Jacke über den Bahnsteig, tat dabei so als stünde er bei einer Pariser Modeshow auf dem Laufsteg und hinter ihm liefen die beiden Immenhof-Schwestern stöhnend und hächelnd hinterher weil die Koffer anscheinend so schwer waren. Jochen wollte den beiden gerade helfend entgegen eilen als er sah, dass sich jemand von den Zugreisenden der beiden Schwestern erbarmte und ihnen half die schweren Koffer zu schleppen.

„Also Sachen gibt's die gibt's ja gar nicht. Hast du das gesehen, Hein?“ „Dat muss der Sommagast sein, Käptn“ entgegnete Hein Daddel, der ebenfalls schmunzelnd die Szene beobachtet hatte. „Dat mutt ja ein Früchtchen sein, Käptn“. Jochen schüttelte noch einmal den Kopf und begann sich dann um die ersten Reitschüler zu kümmern, die sich bereits um ihn und Hein geschart hatten. Jochen begrüsste jeden einzeln mit Handschlag und führte sie zum Parkplatz wo die Kutsche stand.

Unterdessen waren Dick, Dalli und dieser komische Ethelbert aus München auf dem Parkplatz des Bahnhofs angekommen. „Wo ist denn die Limousine?“ „Welche Limousine?“ fragte Dick erstaunt und stellte erstmal den superschweren Koffer hin. „Ach so. Ihr zwei Landeier seid ja noch viel zu jung um einen Führerschein zu haben“ meinte Ethelbert. „Ihr könnt mich übrigens Barry nennen.“ Nun prustete Dalli los: „Barry? Also Barry heisst du... <prust>“

„Wo ist denn das Taxi?“ meinte Barry bzw. Ethelbert. Die beiden Schwestern schauten ihn erstaunt an. „Jetzt lasst euch doch nicht jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen, ihr beiden Landpommeranzen. Wo ist das Taxi habe ich gefragt?“ Dick versuchte es nun auf die höfliche Art: „Wir sind mit der Ponykutsche gekommen, Ethelb... also Barry. Hier steht sie. Sind die drei Ponys nicht niedlich? Das sind Shettys“.


Ponys, Ponys, Ponys

„Ho Ho Ho..... wo habt ihr denn die Zwergenviecher her?.... Ho ... Ho... Ho..... kriegen die nichts zu essen bei euch? Ho... Ho... Ho....“ „Jetzt aber... also....“... Dalli stampfte mit beiden Füssen heftig auf die Erde und wollte gerade ihrem Zorne freien Lauf zu lassen als ihre Schwester sie am Arm packte um sie zu beruhigen. „Du willst doch reiten lernen? Darum bist du doch hierher gekommen. Und ausserdem züchtet Oma Jantzen Ponys. Davon leben wir.“

Ethelbarry kümmerte sich nicht weiter um das was Dick sagte sondern schmiss seine Koffer hinten auf die Ponykutsche. „Na dann mal los. Fahren wir halt mit dieser komischen Kutsche und mit diesen Zwergpferden. Dass ihr euch keinen BMW Turbo Deluxe Supersport leisten könnt sieht man euch ja an“. „Also....“ wollte Dalli gerade wieder sagen als Dick sie wieder am Arm packte. „Lass mal, Dalli. Vielleicht ist der noch von der Reise nervös und noch nicht ausgeschlafen“. „Och der....“ entgegnete Dalli nur und bestieg den Kutschenbock.

„Hüh los“ rief sie und zog die Zügel an. Dickie und Ethelb... also Barry... hatten hinten auf der Kutsche Platz genommen. Dick nahm ihr Handy um Oma Jantzen anzurufen und ihr mitzuteilen, dass der neue Sommergast angekommen sei. Ethelbert riss Dick nun fast das Handy aus der Hand. „Zeig mal her. Was hast du denn da für ein uraltes Modell? Ho Ho Ho.... schau mal her: so sieht ein gutes Handy aus.“


Naja ... trotzdem gar nicht so schlecht hier

Ethelbert zog sein Angeber-Deluxe-Super-Handy-Smartphone aus der Jackentasche. „Steck dir dein Handy in den....“ wollte Dalli gerade sagen. Aber Dick war schneller: „Dein Handy sieht aber wirklich toll aus, Ethelb... also Barry. Kann ich das mal sehen? So ein Handy hätte ich auch gerne“. „Klar kannste. Schau es dir einmal genau an. Hat sogar WPT-UMS-XYZ-Turbo-Stereo, zwei Kameras, eingebaute Warnblinkanlage und vieles andere.“

Ethel...Barry schien nun recht zufrieden zu sein. Ausserdem war er nun schon wesentlich ruhiger und er schien die Aufmerksamkeit zu schätzen, welche ihm von der jungen Dame, die sich als eine Enkelin von Oma Jantzen vorgestellt hatte, entgegengebracht wurde.

Ausserdem war ihm das junge Mädchen mit den dunklen Haaren auch symphatischer als das kleine freche blonde Biest, das vorne auf dem Kutschbock sass und ihn so unsanft aus dem Wagon bugsiert hatte. Davon abgesehen schien die noch viel zu jung zu sein und seiner Meinung nach noch nicht richtig trocken hinter den Ohren.

„Vielleicht ist es ja gar nicht mal so schlecht hier. Ist mal was anderes“ dachte sich Ethelbarry. „Ich muss mal nach Hause telefonieren um denen mitzuteilen, dass ich angekommen bin“ sagte er zu Dick und nahm sein Super-Deluxe-Angeber-Handy. „Er muss nach Hause telefonieren... also nennen wir ihn ET“ rief Dalli nach hinten.

„GRRRR..... dumme Pute!“ entfuhr es dem Ethelbarry. „Ausserdem ist ein Anruf viel zu teuer. Schick 'ne SMS“ meinte Dalli nun. „Für mich ist das nicht zu teuer“ entgegnete Ethelbert und Dalli hatte auch keine andere Antwort erwartet wie man dem leichten Schnauben des jungen Mädels vorne auf dem Kutschbock entnehmen konnte.

Die Kutsche hatte sich wieder in Bewegung gesetzt. Dalli sass vorne und Ethelbert und Dick hinten. „Du deinen Pyjama solltest du mal ausziehen und dir was anderes anziehen“ meinte Dick zu Ethelbert. „Gleich sind wir bei Mans“. Das schien ein guter Vorschlag zu sein auf den Ethelbert sofort einging. Dalli hielt die Kutsche an und Ethelbert bzw. „Barry“ sprang hinaus und fummelte in seinen Koffern herum.

Schliesslich hatte er wohl ein standesgemässes Kleidungsstück gefunden und hinter einem Busch zog er sich dann um. Dann ging es weiter und schon war man bei Mans angekommen. Das Elektro- und Computergeschäft von Hannes Lüders, dem Vater von Mans, befand sich in einem sehr alten und sogar denkmalgeschützten Gebäude in dem früher einmal die Dorfschmiede von Gremsmühlen gewesen war.


Bruchbude?

„Was ist denn das für eine Bruchbude?“ war Ethelbert's erster Kommentar als er das Gebäude sah. „Und in so einer Bruchbude ist ein Computerladen?... Ho Ho Ho .... sowas gibt's ja nur auf dem Lande... Ho Ho Ho....“ „Das Gebäude ist sehr schön“ entgegnete Dickie und diesmal klang ihre Stimme leicht beleidigt.

Mans, der Schulfreund und beste Kumpel von Dick und Dalli, kam aus dem Laden. Er trug sein übliches Rapperoutfit... eine viel zu weite schlappernde Hose, ein verkehrt herum getragenes Trikot einer amerikanischen Baseballmannschaft und natürlich die obligatorische falsch herum aufgesetzte Rapper-Baseball-Mütze.

„YOOOOOHHHH Dick und Dalli! YOOOOHHHH.... toll dass ihr hier seid“ schleuderte DJ MC Mans seinen beiden besten Freundinnen entgegen. „YOOOOO!! Cool!“ „Ho Ho Ho ...“ erklang es von der Kutsche. „Was ist denn das für ein Provinzrapper? Ho Ho Ho .....“... das war natürlich Ethelbert bzw. „Barry“, der seinen enorm wichtigen Kommentar zu Mans' äusserem Erscheinungsbild kundtat.

Mans kniff die Augen zusammen und schaute den Neuankömmling eher unfreundlich an. Aber das wollte er zunächst mal überhört haben. „Hallo Mans, das ist Ethelbert aus München, unser neuer Sommergast“ sagte Dick. „Hi Ethelbert“ sagte Mans und hob die Hand zum Gruss. Der reagierte jedoch nicht. „Kommste heute nachmittag vorbei, Mans?“ fragte Dick. „Klar Dickie. Ich komm“ entgegnete Mans.

„Ho Ho Ho Ho.... sag mal du Möchtegern-Rapper. Lebst du wirklich in dieser komischen Bruchbude? Ho Ho Ho.....“... Ethelbert bzw. „Barry“ konnte es wiedermal nicht lassen einen unangebrachten Kommentar abzusondern. Der Blick von Mans wurde zunehmend finsterer aber er schien sich immer noch zu beherrschen. „Komm mal her, Dickie“ sagte Mans. Die stieg von der Kutsche und Mans nahm sie kurz beiseite.

„Was ist denn das für ein Fatzke, Dickie?“ „Der ist noch ganz neu hier, Mans. Wahrscheinlich hat er sich noch nicht richtig eingelebt....“ „Noch nicht richtig eingelebt?... dem Kerl würde ich am liebsten eine runterhauen. Aber ordentlich dass er die Englein singen hört das arrogante Dreckschw.....“

Doch Dick blieb gelassen. „Ach lass ihn doch, Mans. Der wird sich hier schon noch einleben. Kommste heute nachmittag trotzdem bei uns vorbei?“ „Ja gut... aber hoffentlich ist der Fatzke nicht da! Und wenn man schon Ethelbert heisst.....“ Mans ging in den Laden und fluchte ordentlich... oder übte er gerade an seinem allerneuesten Rap?


Ankunft auf Immenhof

„Nix wie weg....“ meinte Dalli, straffte die Zügel und weiter ging die Fahrt in Richtung Immenhof wo Frau Jantzen, die Herrin vom Reiterhof und Ponygestüt Immenhof, bereits die Ankömmlinge erwartete.
Die Kutsche hielt an und Ethelbert bzw. „Barry“ erspähte Frau Jantzen, die Oma von Dick und Dalli.

Hier sollte er also seine Sommerferien verbringen. Seine Mutter hatte ihn dazu gedrängt weil sie doch mit Oma bzw. Frau Jantzen weitläufig verwandt war und früher einmal mit ihr Spring- und Dressurreiten trainiert hatte. Frau Jantzen trug einen sportlichen Einteiler und hatte ihr kurzes Haar offensichtlich schwarz gefärbt.

„Die Oma sieht ja noch ganz passabel aus...“ dachte sich unser Barry-Ethelbert so. „Im Grunde sind die Leute hier recht symphatisch bis auf dieses mistige kleine Dalli-Biest mit dem Blondschopf. Aber mit der werd ich auch noch fertig. Ich bin ja schliesslich der Barry aus München!“ Als könnte sie Gedanken lesen sprang das mistige kleine Dalli-Biest nun vom Kutschbock: „Das ist ET vom anderen Stern, Oma.“ Dann sprang sie lachend um ihre Oma herum. Diese Frechheit hatte Ethelbarry natürlich gehört aber aus taktischen Gründen zog er es vor dies eher überhört zu haben.

Ethelbarry bzw. Ethelbert aus München stieg nun aus der Kutsche und ging auf die drei Personen zu, die ihn vor dem Immenhof erwarteten. Es waren Hannes, der Knecht, sowie Stine, eine Hausangestellte. Und natürlich stand da die Frau Henriette-Marie Jantzen bei der er seine Sommerferien verbringen wollte oder eher musste weil seine Mutter das so gewollt hatte.

„Du kannst aber auch Barry zu ET sagen, Oma“ meinte Dalli nun und huschte auf und davon ins Gebäude. Frau Jantzen schüttelte den Kopf: „So ein freches Biest. Die hat wohl wieder der Hafer gestochen.“ Ethelbert ging nun auf Frau Jantzen zu und verneigte sich höflich während er ihre Hand schüttelte. „Na du bist aber gut erzogen, Ethelbert. Freut mich dass du da bist“ entgegnete Frau Jantzen, die Besitzerin des Immenhofs. „Ich hoffe, dass du hier ein paar schöne Wochen verbringst.“

Ethelbarry gab sich nun 100% weltmännisch, verabreichte der Frau Jantzen einen eleganten Handkuss und sprach im charmantesten Plauderton: „Da dürften wohl keine Zweifel bestehen, verehrte Dame. Bei einer so charmanten Gastgeberin kann man sich nichts als wohl fühlen.“ Frau Jantzen fühlte sich sehr geschmeichelt und führte den Neuankömmling aus München in den Immenhof. „So ein Schleimscheisser!“ raunte Dalli ihrer Schwester leise zu. „Ein richtiger Angeber und Schleimscheisser issa ... der ET Barry da aus München.“


ENDE TEIL 1
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Beitrag von Ethelbert© »

Der Einzug

Frau Jantzen zeigt dem Sommergast aus München zunächst einmal die Räumlichkeiten und erzählte ihm was man hier auf Immenhof so den ganzen Tag machen würde: also Ponys züchten und auch ein paar Quarterhorses.... und natürlich das neue Biofutter für Ponys vertreiben. Ethelbert zeigte sich äusserst interessiert und folgt höchst aufmerksam den Ausführungen von Frau Jantzen. „Ach ist das ein netter Sommergast, der Ethelbert“ sagte Frau Jantzen noch einmal im Vorbeigehen zu den beiden Schwestern.

Dalli machte eine lange Nase aber das hatten weder Ethelbert noch Frau Jantzen gesehen. „Los rasch, Dick und Dalli. Bringt das Gepäck von Ethelbert nach oben. Er bekommt unser schönstes Zimmer mit Blick auf den See.“ „Aber Oma, das ist doch unser Zimmer für die wichtigen Gäste“ meinte Dick. „Und genau dieses Zimmer bekommt Ethelbert“ entgegnete Frau Jantzen mit Nachdruck. Ethelbert zeigte sich äusserst erfreut und verbeugte sich noch einmal höflich vor Frau Jantzen.

Die beiden Schwestern schleppten zusammen mit Hannes und Stine die mordsschweren Koffer von Ethelbert hoch ins Gästezimmer. „Mann hat der da Backsteine drin?“ jammerte Dick während sie mit Hannes den grossen schweinsledernen Koffer nach oben hievte. Schliesslich war man im Zimmer und die beiden Schwestern setzten sich zuerst einmal auf das Bett. Ethelbert betrat das Zimmer und klatschte die Hände zusammen.

„So fein! Eure Oma ist ja eine tolle Frau. Auf die könnt ihr stolz sein, Dick und Dalli. Die ist ja auch mit mir verwandt“. „Ach so... dann sind WIR ja auch mit dir verwandt... schöne Sch....“ entgegnete Dalli recht spontan aber das letzte Wort kam nicht mehr heraus da sie einen Rippenstoss von ihrer Schwester erhalten hatte.


Ethelbert richtet seine neue Wohnung ein

„Na dann werd ich meine Sachen mal auspacken“ meinte Ethelbert. Dick und Dalli sassen immer noch auf dem Bett und beschlossen ihrem Sommergast einmal zuzusehen wie er seine Sachen so auspackte und damit begann sich sein Zimmer für die nächsten Wochen wohnlich einzurichten. Ethelbert öffnete einen der grossen Koffer und zog zunächst einmal eine Art Reiseapotheke hervor.

„Aber Ethel... ähmmm... Barry.... du brauchst hier doch keine eigene Apotheke. Wir haben doch alles“ sagte Dick. „Und ob ich das brauche. Da sind doch alle meine Aufbaupillen drin“. Als nächstes beförderte Ethelbert eine Mahagonikiste aus dem Koffer. Darin befand sich Besteck. „Aber Barry... wieso bringst du denn dein eigenens Besteck mit?“

Ethelbert erklärte Dick nun höchst fachmännisch den Unterschied zwischen einem Fischbesteck, einem Hummer- und Krebsbesteck, einem Spezialmesser für französische Gänseleberpastete und und und... Dick hatte keine Ahnung über was Ethelbert redete.

Das ging noch eine ganze Weile so. Eine Videokamera war dabei und eine PSP und natürlich alles mögliche Zeug zum Sporttreiben, sogar Tennisschläger und Bälle. Dann begann Ethelbert ein mit grüner Folie eingewickeltes Päckchen auszupacken. Darin befanden sich Bilderrahmen. Zunächst ein Bild, dann noch ein Bild.... schliesslich waren es 4 Bilder, die Ethelbert recht sorgfältig auf den Tisch gestellt hatte... alle nebeneinander aufgereiht.

Auf allen Bildern waren junge Mädchen zu sehen, die ungefähr im gleichen Alter wie Dick und Dalli waren. „Wer sind denn die, Ethelbert?“ fragte Dalli verwundert. „Das sind meine Freundinnen und Verflossenen!“ entgegnete dieser. Dick schaute Dalli entgeistert an und glaubte nicht was sie da sah.


So ein Casanova!

„Das.. das... das.... das sind alles deine Freundinnen?“ „Och ich hab noch mehr“ meinte Ethelbert höchst unbescheiden. „So so ... ET hat also einen Harem“ meinte Dalli. Aber bevor die Situation zu brenzlig zu werden drohte hörte man unten Frau Janzten rufen: „Essenzeit, Kinder!“

„Du Dickie. Glaubste, dass der Typ wirklich soviele Freundinnen hat? Ein Ekel wie der? Hat der doch niemals....“ sagte Dalli leise zu ihrer Schwester während sie die Treppe hinuntergingen. Doch Dick schien ziemlich weggetreten zu sein und schüttelte nur den Kopf. Ob das jetzt „Hoffentlich nicht“ heissen sollte oder eher „wie ich solche arroganten aufgeblasenen Angeber und schleimigen Aufreissertypen wie diesen Ethelbert-Barry-ET hasse“ liess sich allerdings nicht genau deuten.

Das Mittagessen war fertig und Frau Jantzen bat die Familie und Ethelbert zu Tische. Es gab Gemüse, Sojabohnen, Früchte und Müsli. Ethelbert verzog ein wenig das Gesicht als er das Mittagessen sah. „Wir ernähren uns hier gesund“ meinte Frau Jantzen. „Bei uns gibt es nur gesunde Roh- und Biokost. Natürlich alles aus vollbiodynamischen Anbau mit Gütesiegel. Ich kaufe unsere Lebensmittel ausschliesslich in Schulze's Demeter-Bioladen in Malente ein.“

„Ach so“ meinte Ethelbert mit etwas säuerlichem Blick. Dalli, die Ethelbert direkt gegenüber sass, gluckste. Dass ihre Oma eine richtige Gesundheitsapostelin war hatte man Ethelbert verschwiegen. Frau Jantzen verliess kurz das Zimmer und Dalli meinte zu Ethelbert: „Und zum Frühstück gibt es bei uns nur Salat und Möhren“. Ethelbert blickte noch säuerlicher drein. Das mit dem Salat und den Möhren war natürlich glatt gelogen.


Chemie nein danke!

Frau Jantzen kam zurück und Ethelbert stellte nun ein Kästchen, welches er von oben mitgebracht hatte, hin. Das war die Reiseapotheke mit all den Pillen und Wundermitteln. „So das sind Vitamine und Aufbaumittel“ meinte Ethelbert stolz. „Das hier sind Ginsengpillen und das hier sind Vitamin-E-Präparate und das hier....“

Frau Jantzen stiess einen entsetzten Schrei aus und sprang vom Tisch auf. „Dick! Nimm sofort das Zeug und schmeiss es in die Mülltonne. Aber sofort!!“ Ethelbert schien halbwegs entsetzt. „Ethelbert! Wir leben hier gesund. Das chemische Giftzeug gibt's bei uns nicht. Dick! Weg mit dem Zeug!!!“ Dick nahm Ethelbert's Reiseapotheke und entschwand.

Ethelbert sagte zunächst mal nichts und blickte nur dumm aus der Wäsche. „Aber, aber... da sind doch die Aufbaumittel....“ „Aufbaumittel gibt's hier nicht, du Stadtkind“ trompetete Frau Jantzen dem Ethelbert entgegen. „Bei uns gibt es nur gesunde Bionahrung und wir treiben viel Sport. Ich glaube du musst erstmal entseucht werden, Ethelbert!!“.

„Entseucht? Wie? Was?“.... stammelte der nun vollkommen entsetzte Ethelbert. Dalli musste sich nun die Hand vor den Mund halten. Denn die Situation, in die Ethelbert unvermittelt hineingeschlittert war, war wirklich zu komisch. Schliesslich war das Mittagessen vorüber und Ethelbert begleitete Dick und Dalli nach draussen auf den Hof. Ethelbert kratzte sich einige Male am Kopf und dann öffnete er endlich den Mund: „Ähmmm... du Dickie.... gibt's bei euch eigentlich... ähmmm.... zunächst musst du mir versprechen deiner Oma nichts zu sagen.“

Dick nickte. „Gibt es bei euch ein McDo? Ich hab nämlich 'nen Bärenhunger. Von dem Essen wird man doch nicht satt.“ Nun prusteten Dick und Dalli laut los. „Bei all deinen Freundinnen musst du ja auch ordentlich Hunger haben“ rief Dalli laut lachend. „Ähmmm... also ... naja... das sind ja nicht alles meine ... also .... das sind ja eigentlich nur .... also .... ähmmmm... die ich hab ich von MySpace... also.... ähmmm. Ach Mann was hab ich einen Hunger!“


Hunger! Hunger! Hunger!

Und tatsächlich! Einen Bärenhunger hatte Ethelbert tatsächlich denn sein Magen knurrte laut und vernehmlich. Das Biozeug von Dick und Dalli's Oma hatte er nämlich kaum runtergekriegt und sein Magen hing ihm fast bis in die Kniekehlen. „Ähmmm.... ihr müsst nichts eurer Oma sagen.... ich lad euch auch ins McDo ein, Dick und Dalli!“

„Au ja! Endlich mal eine gute Idee“ jauchzte Dalli. „Na klar gibt's bei uns ein McDo. Da gehen wir doch immer hin. Oder glaubst du wir würden von Oma's biologischem Gesundheitsfrass richtig satt werden?“ „Aber Dalli“ ermahnte Dick ihre Schwester. „Sag doch sowas nicht. Das ist kein Frass. Die Oma meint es ja nur gut. Allerdings ein wenig zu gut. Ich hab nämlich auch Riesenhunger auf einen Bigmac.“

Darin waren sich die drei nun einig: alle hatten Riesenhunger und konnten es kaum erwarten möglichst viel „ungesundes Fastfood“ in sich reinzuschaufeln. „Du Ethelbert.... ähmmm... Barry... du musst uns versprechen der Oma nichts zu sagen. Wenn die erfährt dass wir heimlich ins McDo gehen ersäuft sie uns glatt im Kellersee. Wir dürfen nämlich nichts ins McDo weil's da nur ungesunde Sachen zu essen gibt, meint die Oma“.

„Na klar, Dickie. Ich sag nichts. Sonst werd ich ja von eurer Oma mit ersäuft“. Dalli lief nun ins Haus um der Oma zu erzählen, dass die drei noch DRINGEND in den Ort fahren müssten weil man irgendjemandem irgendwas versprochen hätte oder irgendetwas verloren hätte oder sonstwas irgendwas passiert sei...

Schweigend und hungernd fuhren die drei zum nächsten McDonald's, stürzten sich in Rekordzeit aus der Kutsche und hinein ins populäre Schnellrestaurant. Sie hielten sich nicht lange auf sondern stürmten gleich die ersten Tische. Dann stopften sich jede einen Bigmac hinein und Ethelbert gleich zwei + Pommes.

Dann klopften sie sich alle kurz einmal vor den Magen, kurz darauf rülpste Ethelbert ca. zweimal, bezahlte das Essen.... die drei sprangen wieder in die Kutsche und... Zack!.... waren sie wieder auf dem Immenhof. So schnell kann das gehen wenn man so einen richtigen Heisshunger hat.


Wie bitte? Arbeiten?

Kaum aus der Kutsche gesprungen war Frau Jantzen's durchdringende Stimme zu vernehmen. „Dick, Dalliiiiiii.... Ethelbert!!!!“ rief Frau Jantzen aus dem Haus. „Geschirr trocknen!“ .... Ethelbert drehte sich entsetzt zu Dick und Dalli herum: „ICH SOLL GESCHIRR ABTROCKNEN?“ Doch die Schwestern lachten nur und zogen den widerborstigen Ethelbert zurück ins Haus und zwar in die Küche wo Stine bereits mit dem Geschirr wartete.

Die nächste Viertelstunde lang sagte Ethelbert kein Wort mehr ausser: „Du Dick und Dalli. Ihr könnt ruhig Ethelbert zu mir sagen wenn ihr wollt.“ Dalli stiess Dick heimlich in die Seite. „Siehste Dickie.... den kriegen wir auch noch klein.“

Damit war Ethelbert's Schicksal aber noch nicht besiegelt. „Komm wir zeigen dir jetzt unseren Ponystall. Du wirst jeden Morgen mithelfen die Ponys zu versorgen“ sagte Dick und die Schwestern schleppend den etwas widerspenstigen Sommergast aus dem Haus raus in Richtung Ponystall. „Also zum Arbeiten bin ich hier nicht her gekommen! Ich will mich erholen. Das könnt ihr mit mir nicht machen... also... und überhaupt....“


Im Ponystall

Die beiden Schwestern betraten zusammen mit Ethelbert den Ponystall. „Bäh stinkt das hier“ war der erste Kommentar des Sommergastes aus München. „Und überall liegt Pferdemist rum.... Bääähh“. „Daran wirst du dich hier gewöhnen müssen“ meinte Dick und begann damit die einzelnen Ponys persönlich vorzustellen. Denn ein persönliches Verhältnis hatte man ja zu den Ponys... schliesslich hatten Dick und Dalli die possierlichen Tierchen selbst aufgezogen.

„Das hier sind Catweazle und Bumerang“ begann Dick die Vorstellung. „So sehen die auch aus“ meinte Ethelbert. „Kommt der Bumerang immer zurück wenn man ihn wegwirft? ... Ho Ho Ho ...“ Dick liess sich jedoch nicht beeindrucken und Dalli erst recht nicht. Die war unterdessen damit beschäftigt eines der Ponys zu striegeln und zu bügeln.

„Und das hier ist Pretty Woman“. Dick zeigte Ethelbert eine trächtige braune Ponystute. „In ein paar Wochen kriegt sie ihr Fohlen“. „Und das Fohlen nennen wir ET“ rief Dalli so laut sie konnte von der anderen Seite des Stalles hinüber. Ethelbert blickte hinüber zu Dalli und tippte mit dem Finger kurz an die Stirn. „Warum heisst die denn Pretty Woman? Warum denn nicht Julia Roberts?... Ho Ho Ho....“ Dick wies mit dem Finger nach vorne in die zweite Box von links. „Julia Roberts steht da vorne“.

Ethelbert musste sich jetzt erstmal hinsetzen. „Sag mal, Dick. Gebt ihr all euren Ponys Schauspielernamen? Habt ihr etwa auch noch einen Richard Gere im Stall?“. „Ritchie ist hier“ rief Dalli wieder von der anderen Seite des Stalles herüber. „Nein Ethelbert. Unsere Ponys tragen nicht nur Schauspielernamen. Hier zum Beispiel siehst du Google.“

Nun liess sich Ethelbert rücklings auf die Erde fallen und brach in schallendes Gelächter aus. Dabei strampelte er mit seinen gummibestiefelten Beinen. „Wie heisst das Ponys? Google? ... Ho Ho Ho ...Ha Ha Ha.....“ Dalli kam nun angelaufen denn schliesslich war sie ja die Namenspatin gewesen. „Jawohl dieses hübsche Pony heisst Google weil es intelligent ist und alles weiss. Stört dich das etwa?“ Ethelbert stand wieder auf: „Nein überhaupt nicht. Aber wie kann man ein Pony nur Google nennen?“


Google? Pustekuchen..

Dalli zeichnete mit ihren Gummistiefeln etwas in den Sand. Ethelbert las: „G-U-G-L“. „Siehste Ethelbert. Der heisst Gugl. Und weil es unser intelligentestes Pony ist hat es den Namen auch verdient.“
„Und dies hier ist Pustekuchen“ sagte Dick und wies auf das nächste Pony. Nun war Ethelbert nicht mehr zu halten. „Also wisst ihr was, ihr zwei Immenhof-Schwestern? Bei euch bleib ich. Ihr habt ja geradezu Unterhaltungswert. Google, Pretty Woman, Pustekuchen.....Ho Ho Ho....“. Ethelbert ging gröhlend aus dem Stall.

„Du Dickie. Wie hat er denn das gemeint mit dem Unterhaltungswert? War das ein Kompliment?“ „Weiss ich auch nicht, Dalli. Aber eins sag ich dir: den Typ erziehen wir uns schon noch. Wirst mal sehen. Und wenn wir ihn nicht klein kriegen dann kriegt ihn die Oma klein.“ „Jawohl Dickie!“

„Du Dalli. Mit Baden und reiten wird das heute aber nichts mehr. Ruf doch mal Mans an und sag ihm, dass wir heute keine Zeit mehr haben.“ Dalli nahm ihr Handy und kurz darauf hatte sie Mans an der Strippe. „Was macht denn euer Fatzke?“ war die erste Frage von Mans. „Och dem geht es gut. Er hat sich gerade über uns totgelacht“ erwiderte Dalli. „Der Schietkerl. Zieh ihm doch die Mitgabel über, Dalli.“

Dann nahm Dick das Handy. „Du Mans, wir haben heute keine Zeit mehr. Wir müssen noch die Ponys versorgen und haben heute schon jede Menge Zeit mit unserem Sommergast verloren. Aber morgen früh gehen wir alle zusammen reiten und baden. Es sind ja Ferien.“ Mans war einverstanden. „Aber muss die Mistfratze aus München denn mitkommen?“ war seine letzte Bemerkung zum Thema.


Jestatten Dr. Paul Pudlich, Tierarzt aus Malente

Ethelbert hatte sich in der Zwischenzeit in sein Gemach zurückgezogen um ein wenig auszuruhen. Das war ja richtig Stress hier auf dem Land. „Fast genauso schlimm wie in der Großstadt München“ dachte er sich, legte sich eine Viertelstunde auf's Ohr, plünderte seine Taschen, verdrückte noch einige Gummibärchen und spielte dann ca. eine halbe Stunde auf seiner PSP.

Der späte Nachmittag war angebrochen und es herrschte immer noch eine Affenhitze. „Schaun ma mal was die Leute jetzt treiben“ sprach Ethelbert zu sich selbst und begab sich in die Küche. Dort waren Dick, Dalli, Frau Jantzen und Stine dabei Abendessen zuzubereiten. „Wahrscheinlich wieder Biofrass“ dachte sich Ethelbert. „Aber ich hab mir ja zwei grosse Bigmacs reingehauen.“

In diesem Augenblick hörte man von draussen eine Autohupe: „DRÖÖÖÖT DRÖÖÖÖT “ „Au prima, das muss Paul sein“ jauchzte Dalli und stürzte nach draussen. „Wer issn Paul?“ fragte Ethelbert. „Komm mit raus, du wirst ihn kennenlernen“ meinte Dick und die beiden liefen ebenfalls raus auf dem Hof. Dort stand eine Ponykutsche, allerdings eine ziemlich seltsame. Die war nämlich kanariengelb angestrichen, hatte einen grünen Baldachin und grosse bunt-angemalte Scheibenräder.

Ein Mann stieg gerade aus der Kutsche aus und begrüsste Dalli. „Ach sie sinn der neue Sommergast“ meinte der Mann und bewegte sich graden Schrittes auf Ethelbert zu. „Jestatten Dr. Paul Pudlich. Tierarzt aus Malente“. Ethelbert gab dem Neuankömmling die Hand und stellte sich höflich und korrekt ebenfalls vor: „Gestatten Ethelbert Gravenhorst aus München“.


Das ist ja Lustig...

Ethelbert blickte diesen seltsamen Tierarzt genauer an und dann noch zweimal. Und dann sagte er leise zu Dick: „Du Dick. Der Typ sieht ja aus wie der aus der Sendung mit der Maus. Den Löwenzahn-Typ mein ich. Ja der sieht doch aus wie Peter Lustig.“ Und tatsächlich: die blaue Latzhose, die Nickelbrille... dieser Dr. Paul Pudlich aus Malente sah nicht nur lustig aus... ja er sah sogar wie ein Zwillingsbruder von Peter Lustig aus.

„Wohnt der etwa auch in einem Bauwagen?“ fragte Ethelbert. „Du hast wohl früher auch immer die Sendung mit der Maus gesehen?“ entgegnete Dickie. „Ja natürlich“ erwiderte dieser. „Wer hat die denn nicht gesehen?“ „Sagen sie mal Herr Dr. Pudlich. Wohnen sie etwa in einem Bauwagen?“ fragte Ethelbert den Doktor neugierig.

„Ja wie kommste denn da druff, Ethelbert?“ „Weil sie aussehen wie Peter Lustig aus der 'Sendung mit der Maus', Herr Pudlich“. „Da iss awwa nich wahr, Ethelbert. Der Peter Lustig sieht aus wie ich unn nich umjekehrt. Awwa ich hab eenen Wohnwage da unne am See stehn... dat stimmt, Herr Ethelbert. Und dat war emol een Bauwagen unn nu iss dat een Wohnwagen. Min Wohnwage hat sogar een Dampmaschin“

Dieser Dr. Paul Pudlich schien nicht von hier zu stammen, denn er hatte einen sehr ausgeprägten rheinländischen Akzent. Wahrscheinlich kaum er aus der Kölner Gegend oder aus Düsseldorf.... aber auf jeden Fall war Ethelbert sehr beeindruckt. Dass er einmal in seinem Leben einem Doppelgänger von Peter Lustig aus der „Sendung mit der Maus“ begegnen würde hätte er sich auch nicht gedacht.

Und Dr. Paul Pudlich, der Tierarzt aus Malente, schien ja ein lustiger Geselle zu sein. Paul ging ins Haus zu Frau Jantzen. „Paul ist scharf auf die Oma“ meinte Dalli ziemlich frech. „Ho Ho Ho...“ entgegnete Ethelbert. „Die Frau Jantzen muss ja ein heisser Feger sein... Ho Ho Ho....“ „Jetzt reicht's aber, Dalli und Ethelbert. So redet man doch nicht über andere Leute und schon gar nicht über unsere Oma und den Paul.“ meinte Dick nun ziemlich ungehalten.

„Paul ist ein Verehrer von unserer Oma und er würde sie gerne heiraten“. „Und warum heiratet sie ihn nicht?“ fragte Ethelbert nun. „Tja, unsere Oma möchte halt frei und ungebunden sein. Und vor allem möchte sie nicht in einem Wohnwagen unten am See wohnen“. „Paul kann ja bei uns wohnen“ meinte Dalli während Ethelbert sich wiedermal köstlich über diese lustige Immenhof-Familie amüsierte.


Paul's Luxus-Kutsche

„Jetzt schau ich mir mal diese Kutsche genauer an“ meinte Ethelbert und begab sich zu Dr. Paul Pudlich's fahrenden Untersatz. „Fahrt ihr denn hier nie mit dem Auto?“ „Doch doch“ entgegnete Dick. „Oma hat einen Audi-Kombi und Dr. Pudlich einen SUV.“ „Einen Suff?“ fragte Ethelbert neugierig nach. „Einen Suff hat der? Ist das ein Säufer?“ Nun begannen Dick und Dalli herzlich über den ahnungslosen Ethelbert zu lachen.

„Weisst du nicht was ein SUV ist, Ethelbert? Mann bist du blöd. Das ist ein Geländewagen. Sport-Utility-Vehicle heisst das. Das weiss doch wirklich jedes kleine Kind“. Autsch.... sowas war ja ober-mega-peinlich! Jetzt hatte sich Ethelbert doch tatsächlich vor den beiden Immenhof-Gören eine Blösse gegeben. Wie konnte man denn nicht wissen was ein SUV ist? Sowas wusste wahrscheinlich jeder... mit Ausnahme von ihm, dem obercoolen Barry-Ethelbert aus München.

„Werd ich mal in der Wikipedia schauen. Kann ja nicht sein dass die zwei dummen hinterwäldlerischen Gören mehr wissen als ich“ sagte er sich. „Aber so hinterwäldlerisch scheinen die ja gar nicht zu sein.... na ja“. Ethelbert beugte sich nach vorne und schaute sich Paul's Kutsche näher an. Das war ja das reinste Luxusgefährt mit Stereoanlage, Nebelschlussleuchte, Halogenfernlicht, Dach-Baladin ... ja und was war denn das?

Er beugte sich noch näher nach vorne und betrachtete den merkwürdigen Kasten, der sich rechts unten neben den komfortablen Ledersitzen befand. „Das ist Paul's Minibar“ belehrte ihn Dick. „Minibar? Hat der etwa eine eingebaute Bar in seiner Kutsche?“ Dick öffnete die Minibar und tatsächlich... darin befanden sich einige Flaschen erlesenen und edlen Rheinweins sowie französischer Likör. „Also hat er doch einen Suff“ sagte Ethelbert erleichtert... „und nicht nur einen SUV“.


Hüh Barbarossa!

„Paul trinkt gerne einen über den Durscht“ meinte Dalli. Ethelbert kratzte sich unterdessen am Kopf und dachte darüber nach ob der komische elektronische Kasten da vorne an der Kutsche vielleicht ein Satelliten-Navigationsgerät sein könnte. „Komm wir machen mal eine Spritztour mit Paul's Kutsche“ sagte Dalli und sie bestieg die Kutsche von Dr. Paul Pudlich. „Hüh Barbarossa!“

Das Pferd von Dr. Paul Pudlich setzte sich langsam in Bewegung. Dick und Ethelbert stellten sich rechts und links auf die Kutsche und Dalli lenkte das Luxusgefährt einmal um den Hof. Dann parkte Dalli Barbarossa mitsamt Kutsche unter der grossen schattigen Linde. Die Sonne knallte nämlich immer noch ziemlich heftig auf die Holsteinische Schweiz.... Mann war das ein heisser Sommer! „Hol Barbarossa mal einen Eimer Wasser“ sagte Dick und entschwand mit Dalli im Haus. „Ich soll was?“ rief Ethelbert den beiden hinterher.

Die Tür fiel zu und Ethelbert stand neben Paul Pudlich's Kutsche und Barbarossa, dem Pferd von Dr. Paul Pudlich. Barbarossa stand da mit stoischer Ruhe und sah so aus als würde er diesen Platz in den nächsten 10 Stunden nicht mehr verlassen. „Wasser soll ich dem doofen Zossen vom Doc geben... also die spinnen doch diese abgefackten Immenhof-Sisters. Die wollen mich hier wohl zum Kasper machen.... aber mit Barry nicht!“ grummelte Ethelbert in seinen kaum vorhandenen Dreitagebart.

„Wieso soll ich eigentlich arbeiten? Ich bin zur Erholung hier und nicht zur Arbeit“. Ethelbert's in-den-Bart-grummeln wurde zusehends lauter. „Ja spinnen die denn? Und zu essen gibt es nur Salat und rohe Mohrrüben.... Ja Himmel, Dings und Kirchweihfest..... und ausserdem bin ich hier am A rsch der Welt. Da kommt ich extra angereist um diesen Landmenschen mal Kultur und Weltläufigkeit beizubringen.... und was ist der Dank? Ich soll alte Gäule tränken und Ponykacke ausmisten.“

Ethelbert befand sich zweifelsohne nicht in bester Laune. Davon abgesehen war es auf dem Immenhof so ruhig, dass man ein Blatt hätte fallen hören können und niemand war da um sein Leid und Wehklagen anzuhören. Ausser Barbarossa natürlich... der scharrte kurz mit dem vorderen Huf: „WIEHER“. Ethelbert blickte sich zu Barbarossa um: „Na wenigstens du verstehst mich“.


Zwei Freunde

„Wir zwei verstehen uns, Barbarossa. Du bist ein armes geschundenes Pferd, das diesen faulen Doktor überall hinfahren muss und ich bin ein armer geschundener Mensch, der hier auf diesem doofen Immenhof Sklavenarbeit verrichten muss.“ Barbarossa scharrte wieder mit dem Vorderhuf: „WIEHER!“

„Na gut, Barbarossa. Ich geh dir mal was zum Saufen holen.“ Ethelbert begab sich in den Ponystall, nahm einen Eimer und tränkte den dankbaren Barbarossa.... und das gleich dreimal hintereinander. „Mann bist du ein Säufer. Genau wie dein Herr!“


ENDE TEIL 2
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Die Besucher

Plötzlich hörte Ethelbert Hufklappern und er blickte sich um. Zwei Reiter befanden sich gerade in der kurzen Unterführung des Immenhof-Torhauses und blieben stehen. Die beiden Reiter unterhielten sich eine Zeit lang und hielten dann auf Ethelbert zu. Es handelte sich um einen etwas kräftigen und ein wenig untersetzten Mann, den Ethelbert so um die Mitte 30 schätzte sowie eine junge Frau, die er auf Mitte 20 schätzte. Die junge Frau schien recht attraktiv zu sein. Sie hatte blond lockige Haare und beide Reiter trugen eine Schirmmütze.

Sie hielten vor Ethelbert an. „Sind sie hier der Stallknecht?“ fragte der Mann. Ethelbert blickte daraufhin den Mann entrüstet an. Er, der Ethelbert, sollte ein Stallknecht sein? Er, der zukünftige Oxford- oder Cambridge-Student? Das war ja wohl die Höhe! Die junge Frau mischte sich sofort ein: „Aber Herbert. Das ist doch kein Stallknecht. Das sieht man doch sofort.“

Das gefiel Ethelbert nun schon wesentlich besser und er bedankte sich bei der jungen Dame mit einem Lächeln und einem freundlichen „Hallo, wer seid ihr denn?“ Die junge Frau stieg von ihrem Ross herunter und begab sich auf Ethelbert zu. „Hallo ich bin die Vera. Und das ist mein Mann Herbert. Wir machen Reiturlaub hier in der Holsteinischen Schweiz. Ich glaube wir haben uns verirrt. Wir wollen nämlich zum Reiterparadies Dodau. Wo sind wir denn hier?“

Reiterparadies Dodau? Davon hatte ihm Dick im McDo doch kurz erzählt... „also das Reiterparadies muss dort drüben sein.... nur ein paar Kilometer weg“. Ethelbert wies mit der Hand in Richtung Dodauer Forst. „Und das hier ist der Immenhof. Der gehört der Frau Jantzen.“ Nun stieg auch der Mann ab und drehte sich neugierig um. „Das ist aber ein grosser Besitz. Donnerwetter! Die Besitzerin muss ja mächtig reich sein.“


Der neue Gutsverwalter vom Immenhof

„Das sind wir auch“ meinte Ethelbert und er betonte das WIR so als ob ihm der Immenhof quasi selbst gehöre. „Donnerwetter, Donnerwetter...“ sagte der Mann wieder. „Das ist ja ein richtiges Landgut. Darf ich fragen was sie hier machen?“ Ethelbert überlegte kurz.... „also ich bin der künftige Gutsverwalter vom Immenhof und befinde mich zur Zeit in der Ausbildung. In ein paar Jahren werde ich dieses grosse Landgut dann leiten.“

Ethelbert warf sich in Pose und reckte die Brust nach vorne. „So so... Donnerwetter, alle Achtung“ sagte der Mann wieder. „Das muss aber mächtig viel Arbeit sein so ein Gut zu verwalten“. „Das ist es auch“ entgegnete Ethelbert. „Wenn ich erstmal meinen BWL-Abschluss habe werde ich hier mal neuen Wind reinbringen. Ich habe schon zahlreiche Pläne....“

„Donnerwetter“ meinte der Mann wieder. „Und was für ein schönes Gebäude das ist. Donnerwetter“. Ethelbert war stolz wie Oskar. Die Geschichte mit dem Gutsverwalter war natürlich völlig aus der Luft gegriffen aber die bewundernden Blicke der beiden Besucher liessen in Ethelbert rasch den Wunsch aufkeimen genau dies zu werden. „Ich werd nachher mal mit der ollen Jantzen reden“ dachte er sich. „So einen Typ wie mich als Gutsverwalter kriegt sie ja auch nicht alle Tage“.

„Du sag mal Herbert.... Immenhof? Hat uns nicht der von Roth von diesem Immenhof erzählt?“ ... die junge Frau blickte ihren Ehegatten neugierig an. „Ach ja“ entgegnete dieser. „vom Immenhof hat der von Roth uns erzählt. Auf dem Immenhof soll es ja ziemlich toll zugehen hat er gesagt:“ „Ja wirklich?“ fragte Ethelbert neugierig, denn der Immenhof schien in seinen Augen ein ziemlich langweiliges Nest zu sein.

„Ja aber klar. Was hat der von Roth da erzählt? Da würden häufig wilde Partys gefeiert... und manchmal ganz wilde Technofeten. Ja und Rauschgift und Extasy würden die da auch nehmen....“ „Äh was?“... Ethelbert war ziemlich erstaunt und schien sogar leicht geschockt zu sein. „Rauschgift-Parties? Hier auf Immenhof?“


Bonny and Clyde auf Immenhof

„Aber ja. Das hat der von Roth gesagt. Hier auf dem Immenhof sollen zwei Schwestern wohnen und das wären zwei Flittchen... ja zwei richtige Luder hat der von Roth gesagt. Die hätten andauernd mit der Polizei zu tun und die Frau Janten wollte die beiden sogar ins Heim stecken.“ „Nein.... wie... Hääähh??“ ... nun war Ethelbert in der Tat entsetzt. Das konnte doch nicht sein. Dick und Dalli sollten gefährliche Rockerbräute mit kriminellem Hintergrund sein?

Aber die Oma würde sich nicht trauen weil die beiden Gören unberechenbar seien. Ach ja... Bonny und Clyde würden die beiden auch genannt werden... hätte der von Roth gesagt. Und die beiden seien unersättliche Nymphomaninen. Die junge Frau nickte zustimmend: „Ja stimmt genau. All das hat der von Roth gesagt. Ich glaub wir verschwinden besser von hier, Herbert. Was meinst du?“ Herbert nickte und wollte gerade auf sein Pferd steigen.

„Das glaub ich nicht... ähmmm... das stimmt nicht was der von Roth sagt. Wer ist denn das überhaupt? Das muss ein ziemlicher Idiot sein“... Ethelbert war nun leicht wütend. Die beiden Schwestern, vor allem die jüngere die Dalli, würden zwar manchmal ein wenig Schabernack mit ihm treiben.... aber Rockerbräute seien die bestimmt nicht und kriminell schon gar nicht.

„Und Nymphomaninen sind das garantiert überhaupt nicht. Die beiden lesen doch noch Dr. Sommer. Also diesem Herrn von Roth sollte man mal in den Hintern treten wenn er solche Sachen behauptet“ meinte Ethelbert nun mit Nachdruck. „Sowas kann man doch nicht einfach über andere Leute sagen. Das ist ja Verleumdung und üble Nachrede und überhaupt“.


Reingefallen!

Nun begannen die beiden Besucher auf einmal laut zu lachen. Der Mann, welcher ihm als „Herbert“ vorgestellt worden war, streckte Ethelbert die Hand hin. „Gestatten junger Mann. Jochen von Roth ist mein Name.“ Dann streckte die junge Frau ihm die Hand hin. „Gestatten Angela Voss, ich bin die ältere Schwester von Dick und Dalli.“ Ethelbert schlug sich selbst mit der Hand vor die Stirn.... und gleich nochmal und nochmal. Mann wie hatten ihn die beiden jetzt reingelegt und wie peinlich das doch war.

„Und du bist der Sommergast aus München, nicht wahr?“ fragte Angela mit schelmischen Lächeln. Angela hatte entzückende Grübchen. Ethelbert schien ziemlich verlegen zu sein: „Äh... ja bin ich. Ethelbert Gravenhorst ist mein Name.“ „Und die Geschichte mit dem Gutsverwalter? Da hast du wohl etwas aufgeschnitten?“... Jochen von Roth schlug Ethelbert lachend auf die Schultern.

„Macht nichts. Aber dass du Dick und Dalli so verteidigt hast hat mir sehr gefallen. Recht so!“ „Na nochmal Glück gehabt“ dachte sich Ethelbert. „Hoffentlich erzählen die beiden der ollen Jantzen nicht von meiner Angeberei von wegen Gutsverwalter....“ „Ich werde mal mit Oma reden“ meinte Angela immer noch lachend. „Einen Gutsverwalter könnten wir hier wirklich brauchen.“ „Na Gottseidank... die beiden sind in Ordnung“ dachte sich Ethelbert und er war etwas erleichtert.


Nochmal Schwein gehabt

„Na da hab ich ja nochmal Schwein gehabt. Die beiden werden wohl nichts erzählen“ flüsterte Ethelbert leise und trottete hinter Jochen und Angela her, die gerade ins Gebäude gingen. Drinnen begrüsste Jochen die Frau Jantzen und die Schwestern und den Paul... und dann begannen sie zu schnacken. Ethelbert stand etwas abseits und hörte zu. Die Familie hatte sich bestimmt viel zu erzählen und da wollte er nicht allzu sehr stören.

Frau Jantzen und Dr. Paul Pudlich waren sehr heftig am diskutieren. Jochen gesellte sich dazu. Ethelbert verstand allerdings nur einige Wortfetzen wie „Stadtrat, Ökologie, Demonstration“. „Dieser Peter-Lustig-Verschnitt Pudlich und die olle Jantzen sind wahrscheinlich politische Extremisten“ dachte sich Ethelbert. Der Vater von Ethelbert war nämlich CSU-Stadtrat in München und jeder der „ein wenig links“ war der war in dessen Augen ein Extremist. Und wie der Vater so der Sohn!

„Was das wohl für Kommunisten sind? Und die wohnen auf dem Land... also Landkommune“ räsonierte Ethelbert so vor sich hin. Angela, Dick und Dalli waren unterdessen heftig am diskutieren und wie es bei Mädels nicht anders sein konnte ratschten die drei natürlich über Männer, Mode und all so'n Quatsch. „Na dann werd ich mal wieder raus zu meinem neuen Kumpel gehen“ dachte sich Ethelbert.


Der erste Tag geht zu Ende

Der neue Kumpel war natürlich Barbarossa, das Pferd von Dr. Paul Pudlich. Barbarossa bekam noch einen Eimer Wasser von Ethelbert und dann ging er in den Ponystall. „Da stinkt es zwar wie die Pest aber ich werd mich trotzdem mal umschauen. Ach eigentlich stinkt es ja nicht so toll.“

„Guten Tag, Google. Ich bin der Ethelbert. Tagchen Pretty Woman... heute schon Schwangerschaftsgymnastik gemacht? Hallo Ritchie... wie geht's? Wie hältst du es bloss die ganze Nacht im Stall mit all den tollen Frauen aus? Aber beherrsch dich sonst ruf ich den Pferdemetzger:“ Ethelbert's einfühlsame und sensible Art schien eine beruhigende Wirkung auf die Ponys im Stall auszuüben wie man am zufriedenen Schnauben hören konnte.

Da man im Immenhof sehr viel zu diskutieren hatte und da die Ethelbert'sche Erkundung des Ponystalls sowie der übrigen Anlagen des Immenhofes überraschend viel Zeit in Anspruch genommen hatte war der Tag rasch zu Ende gegangen. Es war schon dunkel und anscheinend hatten die Immenhöfler den Ethelbert sowie der Ethelbert die Immenhöfler vergessen. So kam es denn, dass sich Ethelbert ins Haus rein schlich und direkt in sein Zimmer ging um mal ordentlich auszupennen. Wer wusste schon was einem am nächsten Morgen so erwarten würde... das könnte ja unter Umständen nichts Gutes sein.


Gute Prophezeiung

Und dieser neue Tag hatte es wirklich in sich. Das konnte Ethelbert aber noch nicht wissen als er neben Frau Jantzen sass und ein Brötchen verdrückte. „Das schmeckt hervorragend, Frau Jantzen“ meinte Ethelbert höflich. „Hier auf dem Land schmeckt alles gleich doppelt so gut“. Frau Jantzen lächelte und schien richtig zufrieden über ihren Sommergast zu sein. Und Ethelbert ass sogar freiwillig eine rohe Mohrrübe. „Schmeckt eigentlich nicht mal so schlecht und die Milch die ihr hier habt... also wirklich das Feinste vom Feinsten.“

„Wo sind denn Dick und Dalli? Wir wollten doch heute morgen alle zum Reiten gehen?“ „Dick und Dalli waren schon früh auf und haben die Ponys versorgt. Wir wollten dich an deinem ersten Tag etwas ausschlafen lassen, Ethelbert“ entgegnete Frau Jantzen. „Dick und Dalli sind hinten an der Koppel“.
Frau Jantzen zeigte in Richtung besagter Koppel. „In einer halben Stunde treffen sich die Kinder aus Malente dann zum Reiten. Es sind ja Ferien“. „Da bin ich natürlich dabei“ meinte Ethelbert. „Ich bin übrigens ein ganz hervorragender Reiter und habe bereits zahlreiche Auszeichnungen bekommen“


Ei wer kommt denn da?

An der Koppel hatten sich bereits etliche Schulfreunde von Dick und Dalli sowie etliche Kinder aus Malente versammelt. Da waren unter anderem Mans, Chrissie, der Jens-Uwe, die Vero und viele andere. Die Ponys waren teilweise gesattelt oder sollten ohne Sattel geritten werden. Die Kinder trugen leichte Sommersachen bzw. Badehosen und Badeanzüge. Was sollte man bei der Hitze, die heute zu erwarten war, denn auch anderes tragen?

„Euer Fatzke pennt wohl noch“ meinte Mans zu Dick. „Na um so besser“. „Ethelbert hat versprochen heute morgen mitzureiten. Er ist nämlich ein ganz toller Reiter sagt er“ meinte Dick. „Sagt er. Wahrscheinlich auf seinem Schaukelpferd“ entgegnete Mans mit breitem Grinsen. „Na dann lass mich mal auf Firefox reiten“. „Du Mans. Der heisst nicht Firefox. So heisst höchstens dein Browser. Das Pony heisst Feuerfuchs!“ sagte Dalli denn schliesslich hatte sie das hübsche rot-braune deutsche Reitpony ja so getauft.

Die Ponytaufe war übrigens meistens mit einer Immenhof-Party verbunden und aus diesem Grunde fand auch mindestens einmal im Monat eine Party auf dem Immenhof statt. „Ich glaub mich streift der Schulbus“ meinte Mans nun. „Schaut mal da!“ Mans zeigte nach rechts wo sich eine sehr seltsame Gestalt langsam näherte. „Hi hi.... schaut mal.... da kommt Markus Ehning... Hi ... Hi...“... das war Vero, die sich so köstlich über den Neuankömmling amüsierte.

„Nein das ist Ahlmann.... Nein Markus Beerbaum... Ho Ho Ho.... Nein ein rotes UFO!“ Dick und Dalli blickten in Richtung der seltsamen ausserirdischen Erscheinung, die sich langsam in Richtung Reitkoppel bewegte. „Hallo hier bin ich“ rief Ethelbert so laut er konnte. „Habt ihr schon auf mich gewartet?“ „Au backe, was ist denn das?“.... Mans schien sprachlos zu sein und für so einen Ostholsteinischen Rapper war das schon etwas aussergewöhnliches.


Sowas trägt ein stolzer Reiter...

„Wie ein Papagei mit Stulpenstiefeln sieht der aus“ meinte Chrissie nun und die musste es ja schliesslich wissen. Bei diesem Papagei handelte es sich natürlich um den Ethelbert, der zum grossen Erstaunen der Kinder eine superschicke und vermutlich superteure Reitmontur trug. „Der will wohl beim Nationenpreis mitreiten?“ meinte Jens-Uwe. „Es trete mich mal jemand... das glaub ich ja nicht.“

Ethelbert trug ein leuchtend rotes Reitkostüm, dunkelschwarz gelackte und gewienerte kniehohe Reiterstiefel sowie einen höchst imposanten Reiterhelm offenbar Marke Luxus-Fabrikat mit eingebautem Rauchfang und Klimaanlage. Ethelbert stellte sich nun stolz vor die Kinder. „Da schaut mal her. Feinste Ware von Piqueur. Sowas trägt man als Reiter halt... allerdings nur wenn man Stil hat.“

Dalli hielt sich wiedermal aus reiner Höflichkeit die Hand vor den Mund denn in Wirklichkeit hätte sie sich vor Lachen doch glatt übergeben können. Dick betrachtete Ethelbert wie ein ausserirdisches Weltraummonster, das aus Versehen neben der Reitkoppel gelandet war. „Du Ethelbert. Ist das nicht ein wenig übertrieben? Wenn der schöne Reitanzug schmutzig wird?“

„Wie soll denn der schmutzig werden? Ha Ha! Dann müsste ich ja hinfallen.... Ha Ha! Ich und Hinfallen? Ha Ha!“ „Kommt! Lasst uns losreiten“ ordnete Dick nun an „Du Ethelbert bekommst die Lottie. Dalli bring Lottie mal her. Lottie ist ziemlich brav und sehr geeignet für Reitanfänger“. „Für Reitanfänger? Dass ich nicht lache... aber bring die Lottie mal her“ entgegnete der kostümierte Immenhof-Sommergast.

Das Aufsteigen ging irgendwie. Die Kinder ritten los, Dalli ritt voran und Dick hielt sich am Ende auf, um Meisterreiter Ethelbert besser im Auge behalten zu können. „Ob das wirklich so ein Meisterreiter ist?“ dachte sie sich. „Ich werd mal auf ihn aufpassen. Nicht dass der sich hier bei uns noch den Hals bricht“.


Reiter des Jahres

Und das hatte Dick nicht umsonst gedacht. Gerade mal 50 Meter war Ethelbert geritten als Lottie sich ein wenig schüttelte und der stolze Meisterreiter in weitem Bogen vom Pony fiel. Da Lottie eigentlich eher klein war, sogar ziemlich klein, hatte das keine allzu schlimmen Folgen. Ethelbert sass mit dem Hintern im Dreck und 30 Meter vor ihm gröhlte Mans nur so vor Lachen.

„Das Pony ist sehr schwer zu beherrschen“ meinte Ethelbert. „Wahrscheinlich ist es meinen ausgeklügelten Reitstil noch nicht gewohnt. Ausserdem war da eine Bodenwelle.“ Dick war sehr zum Lächeln zumute, eigentlich sogar zum Lachen. Aber sie beherrschte sich. „Das klappt schon Ethelbert. Und das war natürlich das Pony schuld. Das ist aber auch ein schlimmes und unerzogenes Tier.“

Ethelbert bestieg das Pony wieder. „Du Ethelbert. Die Beine musst du zusammenhalten und nicht so weit auseinander machen. Ja so ist gut. Und nimm die Zügel fest in die Hand.“ Es klappte tatsächlich. Lottie, das lammfromme Reitpony, setzte sich in Bewegung. Eigentlich konnte jeder auf Lottie reiten, sogar der ungelenkigste Freizeitreiter und sogar jeder vierjährige.... aber das brauchte Ethelbert ja nicht zu wissen.

Dick ritt nun neben Ethelbert her und nahm Lottie am Zügel... man konnte ja nie wissen. Nach einigen Minuten gelang es Ethelbert dann tatsächlich sich auf dem Pony zu halten. Lottie lief lammfromm hinter Ritchie her. Ritchie hiess nämlich das Pony welches Dick heute morgen ritt.

„Du Dick. Gibst du mir mal Ritchie?“ fragte Ethelbert. „Die Lottie ist mir zu brav“. „Och nö, Ethelbert. Der Ritchie ist manchmal ziemlich bockig und lässt sich nicht so einfach reiten wie die Lottie...“ rutschte es Dick heraus. „So so so... willst du damit sagen, dass ich nicht reiten kann? Na du bist mir aber eine. Hast wohl kein Vertrauen in meine Reitkünste?“

„Doch doch Ethelbert. Wenn du willst kannst du Ritchie übernehmen“. Dick und Ethelbert tauschten kurz die Ponys. Ethelbert wollte seine gerade erlernten Reitfähigkeiten anwenden.... aber nichts geschah. Ritchie bekam einen Klapps von Dick und legte los. Aber nur 20 Meter.... da drehte sich das Pony mit dem armen Ethelbert dreimal im Kreise. Dann ging es nochmal 50 m im verschärften Ponytempo und Ethelbert machte plötzlich einen Abflug wie der Olympiasieger im Skifliegen.

„Au backe... Au Sch...ietkram....“ Ethelbert erhob sich und betrachtete sein ziemlich lädiertes Hinterteil, welches von seinem eleganten Sturz mit doppeltem Schraubensalto arg lädiert war. „Blöder Gaul. Mit dir lass ich mich nicht mehr ein“. Ethelbert beschloss wieder mit Lotti weiterzureiten. Glücklicherweise hatten die übrigen Kinder vom erneuten Missgeschick des Münchener Meisterreiters nichts mitbekommen. Die Kinder waren nämlich mit anderen Sachen beschäftigt.


Jochen und seine Schüler

„Also da unten stehen die Pferde, meine Damen und Herren. Nähern sie sich bitte vorsichtig und benehmen sie sich bitte nicht zu hektisch. Das haben Pferde nicht so gerne“. Jochen von Roth, der noch nicht ahnte das seinem „Reiterparadies Dodau“ heute morgen noch etliches bevorstand, war gerade dabei seinen neuen Reitschülern die allererste Reitstunde zu geben.

Das „Reiterparadies Dodau“ war eine etwas grössere Freizeit- und Reitanlage, die direkt neben dem Dodauer Forsthaus gelegen war. Dort gab Jochen von Roth seinen Reitschülern Unterricht und leicht war das garantiert nicht. Die meisten Reitschüler waren wirklich vollkommen unbedarft und Jochen musste sie ganz langsam in die Reitkunst einführen.

„Mrs. Pennington, bitte machen sie ihren Fuss in den Reitbügel.... please make your feet ... dingsda... in the ridebuegel....“ „Herr Schöder-Schurich, das Pferd beisst doch nicht. Nur Mut.“ „Fräulein Huber. FRÄULEIN HUBER! SOFORT AUSITZEN. SOFORT. HOPP! JAWOLLL!!!!“

Fräulein Huber hatte Jochen nämlich gesagt, dass sie „besonders hart rangenommen werden wollte“. „Watt die woll meint, Käptn? Iss dat etwa eene Domina?“ hatte Hein Daddel gemeint aber Jochen war sich sicher, dass Fräulein Huber, wie sie es angegeben hatte, nur eine kleine Büroangestellte aus Itzehoe war.

„Nachher werden wir mal mit den Pferden über die Hindernisse marschieren. Aber ganz langsam“ rief Jochen. Dann blickte er gegen Himmel und danach in Richtung Immenhof, kratzte sich am Kinn und dachte sich: „Also irgendwie ahne ich etwas. Aber ich bin mir nicht sicher....“


Überfall auf Ford Dodau

„Juhuuuuuu!!“ brüllte Dalli, die Anführerin der jungen Ponyreiter aus Malente, nun aus vorderster Reihe. „Wie wäre es denn wenn wir Ford Dodau überfallen?“ „Au ja. Nichts wie los!“... die Begeisterung war gross. Dieses „Ford Dodau“ war natürlich das „Reiterparadies Dodau“ wo Jochen von Roth gerade Reitunterricht erteilte. Und an den ersten Tagen waren die Reitschüler fürchterlich ungeschickt. Es gab ja nichts lustigeres als denen zuzusehen oder sogar einen kräftigen Schrecken einzujagen.

„Auf geht's. Juhuuu!!! Wir kommen....“... die Kinder versammelten sich kurz und man bereitete noch rasch eine geeignete Angriffstaktik vor. Der Schlachtplan war schnell gefasst. Das „Reitparadies Dodau“ sollte von zwei Seiten gleichzeitig angegriffen werden, dann sollten die Reitschüler eingekesselt werden und nach erfolgreicher Geiselnahme würde man dann Lakritz, Malzbier, frische Milch oder Eiscreme als Lösegeld akzeptieren.
Der Angriff erfolgte frontal aber anstatt der taktisch äusserst raffinierten Einkreisungsstrategie ritten alle Kinder einfach hinter der laut brüllenden Dalli hinterher. Das erschien wesentlich sicherer und ausserdem kannte nur Dalli die Abkürzung um möglichst schnell und möglichst unbemerkt auf Jochen's Reithof zu gelangen.

Die laut schreiende Pony- und Kindermeute fiel wie ein Wespenschwarm im Reiterparadies ein und die Reitschüler von Jochen gerieten sofort in Panik. Und das vor allem, da diese Kinder wie die Teufel ritten und sie selbst eher wie rückenkranke Affen auf den Sätteln sassen. Jochen, der etwas abseits stand und die Szene beobachtete, hatte sowas ähnliches eigentlich schon geahnt. „Erster Tag mit meinen Reitschülern und die Meute ist da... es ist doch jedesmal das gleiche! Das ist jetzt schon das dritte Mal in diesem Monat.“

Jochen hielt Dalli's Pony an worauf auch die anderen Kinder ihre Ponys abbremsten. Unterdessen waren auch Dick und Ethelbert auf Jochen's Reiteranlage angekommen. „Was machen die denn da? Nee. Das ist nichts für mich. Da mach ich nicht mit. Dafür bin ich jetzt schon wirklich zu alt.“

Ethelbert war fest entschlossen neutral zu bleiben. Schliesslich sei das Reiterparadies Dodau ja auch neutraler Boden und schliesslich hatte Jochen gestern abend den Mund gehalten... von wegen er der Ethelbert wolle unbedingt Gutsverwalter auf Immenhof werden.


ENDE TEIL 3
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Der grosse Preis von Dodau

Jochen schimpfte der Ordnung halber erst einmal ordentlich mit Dalli. „Ich habe euch doch schon hundertmal gesagt, dass ihr meine Reitschüler nicht erschrecken sollt. Schaut mal wie verängstigt die jetzt auf den Pferden sitzen. Die glauben doch jetzt, dass sie das alles nachmachen müssen. Ihr seid mir aber auch welche....“

Dalli schien dies allerdings nicht sehr zu beeindrucken und direkt hinter ihr hatten sich die ganze Meute schon formiert. „Na gut. Wenn ihr schon alle hier seid dann....“... Jochen trat einen Schritt zur Seite. „Jetzt zeigt einmal was ihr könnt, Kinder“. „Juhuuu!“ erklang es mehrstimmig und die Kinder begannen den Hindernisparcour auf Jochen's Reiterparadies Dodau in Angriff zu nehmen.

„Zuerst Markus Ehning auf Sandro Boy“ rief Dalli und Mans trabte mit Feuerfuchs über die Hindernisse. „Und nun die deutsche Meisterin im Springreiten Mylene Diederichsmayer“... Dick sprang mit Ritchie sofort hinterher. „Und nun die beste von allen nämlich ich... jetzt reitet für Deutschland: Meredith Michaels-Beerbaum auf Shutterfly!“ schrie Dalli und prompte jagte die ganze Kindermeute hinter Meredith bzw. Dalli hinterher.

Nun war natürlich kein Halten mehr. Der äusserst schwierige und komplizierte Hindernisparcour mit den teilweise bis zu 50 cm hohen unerhört schwer zu bewältigenden Ochsern und Vierfach- Kombinationen wurde der härtesten Bewährungsprobe aller Zeiten ausgesetzt. Die Ponys sprangen von allen Seiten und aus allen Richtungen und jegliche Reitsport-Verkehrsregelung schien ausser Kraft gesetzt.

Jochen's Reitschüler standen staunend am Rande dieses „Reitturniers“. Herr Schröder-Schurich filmte das ganze sogar mit seiner Videokamera. „Ist das jetzt hart genug, Fräulein Huber?“ fragte Jochen jene Reitschülerin, die „ganz besonders hart rangenommen“ werden wollte. Besagtes Fräulein Huber war sichtlich beeindruckt und schien in Gedanken mit den Kindern schon über die Hindernisse zu fliegen.... und zwar so richtig hart!

Jochen stellte sich nun vor seine Reitschüler: „Meine Damen und Herren. Auf dieses Niveau möchte ich sie auch gerne bringen. Oder wollen sie sich von Kindern etwas vormachen lassen?“ „Natürlich nicht. Das will ich auch lernen. Wir fangen nachher sofort an“ meinte Herr Schröder-Schurich der im Geiste offenbar schon auf dem Olympia-Treppchen zu stehen schien. Allerdings schien Herr Schröder-Schurich dafür ca. 30 bis 50 kg zu schwer zu sein... aber was machte das schon.


Sowas albernes!

Ethelbert stand einige Meter vom Schauplatz entfernt. „Sowas albernes“ sagte er zu einer Dame, die direkt neben ihm auf einem Pferd sass und sehr unsicher wirkte. Das Pferd dieser Dame war ein wenig nervös und bäumte sich plötzlich auf. Aber geistesgegenwärtig ergriff Ethelbert die Zügel und bewahrte die Dame vor dem Abwurf. „Donnerwetter... wie ich das wieder hingekriegt habe. Gekonnt ist halt gekonnt“ sagte sich der Held des Tages voller Stolz und Selbstzufriedenheit.

Die Dame stieg ab und bedankte sich überschwenglich bei Ethelbert. „Ach wenn sie nicht gewesen wären, junger Mann. Sie haben mir ja sozusagen das Leben gerettet. Und die Reituniform die sie anhaben... einfach wunderbar.“ Ethelbert erfuhr nun, dass die Dame Schauspielerin sei und in einer SOAP und zwei Werbespots für Kaffee und Hundefutter mitgewirkt habe. Und auf einem Teleshopping-Kanal hätte sie neulich ein Casting gehabt und wahrscheinlich würde sie sehr bald Gesundsheitswäsche mit Microfasern dort verkaufen.

„Donnerwetter. Dann sind sie ja richtig prominent, liebe Frau...“ „... von Künzelsau, junger Mann. Susanna von Künzelsau“. Ethelbert scharwenzelte um die Dame herum und fühlte sich so richtig als Hahn im Korb. Das war doch etwas ganz anderes als mit diesen kleinen Kindern da hinten auf Ponys rumzuspringen.

„Ein richtiger Kavalier sind sie. So etwas gibt es ja heutzutage kaum noch“ meinte Frau von Künzelsau und Ethelbert erzählte ihr, dass er demnächst Gutsverwalter auf einem ungeheuer grossen Landgut hier in der Holsteinischen Schweiz sein würde.


Danke, Smutje

„Mannschaft antreten zum Essen fassen“ rief nun jemand. Es war Hein Daddel, der mit einem Handwagen am Rande des Springparcours stand. Auf dem Handwagen befanden sich Getränke und kleine Häppchen zum Essen. Hein hatte sich sogar eine mindestens einen halben Meter hohe Kochmütze auf den Kopf gesetzt und eine echte Original-Smutje-Schiffskochschürze umgebunden.

Die sah zwar aus wie jede andere Küchenschürze auch.... aber über Hein Daddel's Bierbauch gezogen sah das wirklich wie die Smutje-Schürze des Schiffskochs von der Gorch Fock aus. Ausserdem prangte ein grosser Anker auf der Schürze. Hein's freundliches Angebot wurde von den Kindern sowie Jochen's Reitschülern sofort dankbar entgegen genommen.

„Danke Smutje“ meinte Dalli nachdem sie sich verköstigt hatte und verpasste dem Hein Daddel einen Kuss auf die linke Backe. Dann stiess sie ihm laut lachend die Kochmütze vom Kopf und lief davon. „Wollen wir zu unserer Badestelle reiten?“ rief nun Dick und die Kinderschar brach prompt in Indianergeheul auf.

Sowas bedeute etwas ähnliches wie „Ja und ob. Wir sollten doch schon längst da sein!“. Dick setzte sich ihren iPod auf, drehte den ordentlich auf und rief rüber zu Ethelbert, der immer noch mit dieser Schauspielerin flirtete: „Eh kommst du mit, Ethelbert. Wir gehen schwimmen.“


Abkühlung dringend notwendig

„Ach sie heissen Ethelbert. Was für ein entzückender Name.“... Ethelbert bedankte sich artig und die Dame bot ihm dann ein Autogramm an, welches Ethelbert dankbar entgegennahm. Aufgrund der geradezu tropischen Temperaturen, die in Norddeutschland herrschten, zog Ethelbert es nun vor sich bei der Dame kurzfristig zu entschuldigen.

„Bei diesem Wetter wäre ich einem Bade durchaus nicht abgeneigt, gnädige Frau. Es wäre mir eine Ehre mit ihnen das Badevergnügen teilen zu dürfen“. Doch Frau von Künzelsau lehnte dankend ab, Ethelbert verabreichte ihr noch einen Handkuss und sattelte recht schwungvoll auf seinem Pony Lottie auf.

Dick, mit iPod auf den Ohren und auf ihrem Pony Ritchie sitzend, erwartete ihn bereits: „Du Ethelbert, wer war denn die blöde Gans?“ „Eine berühmte deutsche Fernseh-Schauspielerin, Dick. Sie will mir eine Rolle in einer sehr bekannten deutschen Fernsehserie im Vorabendprogramm anbieten. Heute abend noch will sie ihren Produzenten anrufen damit ich möglichst schnell engagiert werde.“ Aber wie man Dickie's skeptischem Blick entnahm schien sie das nicht recht zu glauben. Und anscheinend glaubte Ethelbert dies selbst nicht so ganz.


Malibu-Beach am Redderkrug

Die Badestelle war nur einige Minuten entfernt. Allerdings benötigten Ethelbert und Dickie fast doppelt so lange wie die anderen, da Lottie nie dorthin gehen wollte wo Ethelbert sie hinlenkte und der wiederum der armen Dickie die Ohren zu quatschte von wegen seiner bevorstehenden Fernsehkarriere. Dick hatte allerdings den iPod auf den Ohren und da hörte sie kaum was.

Schliesslich war man angekommen. Die Kinder ritten an den Strand, banden die Ponys an und einige mutige stürzten sich mit ihrem Pony sogar in die wilden Fluten. Allerdings waren diese Fluten nicht sehr wild und genaugenommen waren da so gut wie überhaupt keine wilden Fluten sondern nur ruhiges blaugrünes Wasser.

„Na toll. Das ist wohl Malibu Beach“ meinte Ethelbert verächtlich als er der Badestelle gewahr wurde. „Also ich bin ja ganz anderers gewohnt...“ „Das ist eine sehr schöne Badestelle, Ethelbert. Der Redderkug ist das. Der gehört zwar jemandem aber wir dürfen trotzdem hier baden. Ist das nicht nett?“ Ethelbert schwang sich von seinem Pony und begann sich zu entkleiden.

„Ich würde Eintritt verlangen. Aber hier bei euch auf dem Lande haben die Leute anscheinend keinen Geschäftssinn“. Dickie hatte es allerdings schon lange aufgegeben über Ethelbert's Sprüche nachzudenken. Der wiederum schwitze mittlerweilen ganz schön in seinem Reitergewand.

Dick streifte ihr T-Shirt ab und stand in ihrem rot-weissen Bikini vor Ethelbert. „Oooooohhh .... Ohhaaaa......“ entfuhr es dem Ethelbert recht spontan und anscheinend unkontrolliert. Und dann nochmal eine Spur lauter: . „Ooohhhhooo....... wie schööönn“.

„Was ist schön, Ethelbert?“ „Ähmmm.... ja... also dein.... also die Gegend hier ist wirklich schön. Die vielen Bäume, der abgebrannte Baumstumpf dort hinten, der Blick auf die Stadt... wie heisst die denn überhaupt?“ „Das ist Kiel“ meinte Dickie etwas trocken und Ethelbert schien das sogar noch zu glauben.

Dann gingen Dick und Ethelbert in Richtung Seeufer. In Dick's Gesicht war ein Lächeln zu sehen, denn dass Ethelbert's verzückter Ausruf von eben nicht der schönen Landschaft sondern ihrer schönen Figur gegolten hatte war ihr natürlich nicht entgangen. Mans stand am Seeufer und testete zuerst einmal die Wasserqualität. „Du Ethelbert, der Mans ist ziemlich wasserscheu. Aber sag das nicht weiter“ meinte Dickie nun.

Auf sowas hatte Ethelbert allerdings nur gewartet. Er sprintete los und schubste den Mans voll in die Fluten. Dabei lachte er recht laut und höhnisch. Mans hetzte ihm sofort hinterher und die beiden liefen solange bis sie den Grund unter den Füssen verloren. Ethelbert schwamm weiter und Mans fing an zu husten, denn er hatte Wasser geschluckt. Dann ging Mans wieder in Richtung Ufer. „Na warte, du Fatzke! Wir sprechen uns noch. YOOOHHH!!!!“


Hugh! Die Friedenspfeife

Dick beruhigte den Mans zunächst einmal. „Och Mans. Jetzt hört doch auf euch gegenseitig zu ärgern. Es ist doch so schönes Wetter und wir wollen doch hier noch etwas Spass haben....“ Mans ging auf dieses Angebot prompt ein, denn bei dieser Affenhitze sich mit dem doofen Fatzke und Schietkerl aus München noch rumzuärgern lohnte sich einfach nicht. „Iss gut, Dickie. Für heute rauchen wir die Friedenspfeife. Aber morgen werden wir mal weitersehen“.

Mans setzte sich zu Dalli aufs Handtuch, kramte in seiner Tasche und entnahm ihr eine Stulle auf der er gemächlich herumzukauen begann. Ethelbert näherte sich sehr vorsichtig den beiden. „Komm her Ethelbert“ meinte Dalli. „Wir essen grade was. Willste auch was? Ausserdem werdet ihr beiden euch heute nicht mehr zanken sonst gibt es Haue“. Ethelbert ging auf das Friedensangebot ein und das umso lieber da sich Dick in ihrem überaus reizenden Bikini mittlerweilen ebenfalls zu Dalli und Mans hingesetzt hatte.

„Dick sieht wirklich süss aus...“ dachte Ethelbert so vor sich hin. Nur zu dumm, dass dies zwei andere Typen aus Malente oder sonstwoher anscheinend auch dachten. Die beiden jungen Kerle näherten sich immer mehr der Stelle, wo die vier sassen. Mans sprang auf und zeigte mal kurz seine Body-Building-gestylten oberen Muskelpakete.... das genügte um die beiden jungen Kerle zu vertreiben. Ethelbert betrachtete unterdessen seine eigenen weniger gestylten Muskelpakete und kam zu der Auffassung, dass er wohl noch etwas Nachholbedarf habe.

Mans und Dalli liefen nun mit einigen anderen wieder in den See und tobten dort herum. Dick zog sich das T-Shirt über ihre Badewäsche da die Sonne erbarmungslos herunter brannte. „Sch....e“ dachte Ethelbert. „Du Ethelbert. Du wirst noch einen Sonnenbrand bekommen“ „Ich doch nicht. Meine Haut ist sehr unempfindlich.“ Dick betrachtete sich den käseweissen Sommergast aus München etwas genauer und erhebliche Zweifel schlichen sich bei ihr ein. „Du bist auf dem Rücken schon so rot wie dein Reitkostüm. Komm ich reib dir den Rücken mit Sonnenöl ein.“


Die drei von der Badestelle

Dick rieb Ethelbert den Rücken ein und dem schien das ausgesprochen gut zu gefallen. „Du Dickie. Da oben an der Schulter da muss auch noch ein wenig Sonnencreme hin. Eigentlich muss da mindestens doppelt soviel Sonnencreme drauf. Reibst du mir die andere Schultern auch noch ein?.“ In der Zwischenzeit waren Mans und Dalli wieder zurückgekehrt und setzen sich zu Dick und Ethelbert.

„Dickie, reibst du mich auch mit Sonnencreme ein?“ meinte nun Mans, der es nicht verknusen konnte, dass dieser Münchener Sommergast da bequem auf dem Handtuch sass und sich von zarten Frauenhänden den Rücken massieren und einreiben liess. Die gutmütige und stets hilfsbereite Dick begann nun auch dem Mans dem Rücken einzureiben.

„Eh du! Ich war noch nicht fertig eingerieben“ meinte Ethelbert und schmiss Mans eine Sandale an den Kopf und zwar direkt auf dessen falsch herum aufgesetzte Rappermütze. Es war Dalli's Sandale die da angeflogen kam. Und weil die nicht besonders gross und schwer war tat es Mans auch nicht besonders weh. Aber trotzdem: „Du Mistfratze! Mach das nochmal dann.....“ ... doch Dick hielt Mans den Mund zu. Dann begab sie sich zu Ethelbert und rieb diesem wieder den Rücken ein.

In diesem Augenblick tauchte allerdings ein junges recht dralles Mädchen auf und schlenderte an den dreien bzw. vieren von der Badestelle vorbei. Ethelbert schaute besagtem Mädchen interessiert nach. Die trug nämlich einen knallroten Bikini und hatte solche..... aber richtige.... aber Hallo!! „Ach guck mal, Dickie. Da geht Wonnie Wackeltitte“ sagte Dalli nun und die beiden lachten.

„Und die Männer haben wiedermal Stilaugen“ meinte Dick und klopfte Mans kurz auf den Kopf damit dieser wieder aus seiner kurzfristigen geistigen Abwesenheit erwachen sollte. „Mans sind die dick, Mans“ brüllte Dalli dem Meisterrapper ins Ohr.


Wonnie Wackeltitte

„Och. Soviel wie Wonnie Wackeltitte habe ich in ein paar Jahren auch“ meinte Dalli, lüftete mal kurz ihren Badeanzug und blickte tief hinunter. Dick meinte, dass Dalli niemals solche Dickmanns haben würde und sie solle doch froh darüber sein. „Wonnie Wackeltitte braucht ja einen Gepäckträger“. „Ho Ho“ erschall es aus Ethelbert's Ecke. „Ho Ho...“

„War das etwa Pamela Anderson? Ho Ho.... Wo ist denn David Hasselhof?... Ho Ho Ho....“. Da Mans und Ethelbert immer noch noch dieser holsteinischen Pamela Anderson nachschauten trat Dalli daraufhin sowohl dem Ethelbert als auch dem Mans einen in den Hintern... allerdings eher symbolisch und überhaupt nicht richtig fest.

Das lustige Treiben ging noch einige Zeit und dann war es Zeit zum Aufbruch. Schliesslich war Mittag schon vorbei und der eine oder andere hatte noch etwas zu erledigen. Ethelbert ging noch einmal kurz in den See um sich abzukühlen. In der Zwischenzeit tat sich jedoch etwas hinter seinem Rücken. Mans hatte nämlich heimlich, still und leise eine Art Vogelscheuche auf die Wiese gebracht.

Diese Vogelscheuche hatte er vom Nachbaracker stibitzt. Dann begann er zusammen mit Dalli die Vogelscheuche mal ordentlich anzukleiden... und zwar mit Ethelbert's rotem Reikostüm. Friedenspfeife rauchen ist zwar ganz schön aber Rache ist besser. Vor allem da Ethelbert ihm ja Dalli's Sandale an den Kopf geschmissen hatte.... Dalli und Mans brachten die Vogelscheuche dann nach oben an die Strasse und hingen sie im erstbesten Baum auf.


Ein folgenschwerer Diebstahl

Ethelbert eilte zurück auf die Wiese und wollte sich gerade ankleiden. „Teufel nochmal. Wo sind meine Sachen? Wo sind die Handtücher? Verdammt... ich will mich abtrocknen!“ Ethelbert suchte verzweifelt nach den Sachen. Alles schien verschwunden zu sein. Mans ritt mit seinem Pony an Ethelbert vorbei: „Ein schneller Ritt erspart das Handtuch, Ethelbert“. Er preschte nach oben auf die Strasse und Ethelbert lief ihm nach.

Dann erspähte Ethelbert die schöne Bescherung. An einem Baum an der Strasse hing in etwa zwei Meter Höhe eine Vogelscheuche, die mit Ethelbert's edlem und kostbaren Reitkostüm bekleidet war. Rundherum hatten sich die Kinder versammelt und lachten sich fast tot. Die Vogelscheuche wurde natürlich sofort fotographiert... wozu hatte man schliesslich sein Foto-Handy? Dann wurde die Vogelscheuche im Reitkostüm offiziell als „Ethelbert vom See“ getauft.

Der echte Ethelbert wiederum bekam fast einen Tobsuchtsanfall. Das wäre wohl noch eine Weile so gegangen bis sich Dick einmischte. „Mans! Du nimmst jetzt sofort die Vogelscheuche da runter und gibst dem Ethelbert wieder seine Kleider. Aber sofort!“ Donnerwetter... das klang aber energisch. Mans gehorchte aufs Wort, denn so energisch kannte er seine beste Freundin Dickie ja überhaupt nicht.


Dick's Strafgericht

Mans ritt unter die Vogelscheuche und reichte sie Ethelbert herunter. „Und du Dalli hast das doch mit ausgeheckt?“ Dick setzte ihre Strafpredigt fort: „Zur Strafe darfst du meine kürbisgrüne Sommerbluse nicht mehr tragen, du Untier!“ Au backe.... das war ja eine richtig harte Strafe. Die helle kürbisgrüne Sommerbluse mit dem kleinen dunkelgrünen Krokodil drauf... das war doch Dalli's Lieblingsbluse obwohl die eigentlich ihrer Schwester gehörte.

„Und ausserdem schreibst du mir heute noch 100mal „Ich darf den Ethelbert nicht ärgern“ in eins deiner Schulhefte und gibt es abends bei mir ab“ meinte Dick dann zu Dalli. „Eh spinnste? Du bist doch nicht die Leyendecker...:“ ... das war die Lehrerin von Dalli und zwar an der Gesamtschule. Das war natürlich als Scherz gemeint aber Ethelbert blickte so säuerlich und so grimmig drein, dass das Lachen sowohl der Dick als auch der Dalli verging.

„Na warte! Dem werd ich... und frag nicht wie“ grummelte Ethelbert während er sich wieder in sein superfeinen Reitkostüm schmiss. Das Kostüm wies nun doch schon erhebliche Schmutzspuren auf. Dann bestieg Ethelbert sein schnelles Rennpony Lottie. „Na warte! Und du bist auch keinen Deut besser, du Dalli-Biest.... <grummel>“. Das Dalli-Biest spuckte Ethelbert noch schnell ihr abgekautes Kaugummi an den Kopf und ritt blitzartig davon in Richtung Immenhof.

„Hi Hi.... das stell ich alles ins Internet“ meinte Mans und und ritt ebenfalls davon. Na das konnte ja noch heiter werden!


ENDE TEIL 4
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Beitrag von Ethelbert© »

Schneller, Cinderella!

Es war schon nach 3 Uhr am Nachmittag und Dick meinte, dass es nun bald Zeit wäre zum Immenhof zurückzureiten. Ethelbert war immer noch stinkesauer. Er schwang sich lustlos auf sein Pony Lottie. Dieses dankte Ethelbert's Bemühungen indem es ordentlich auf die Strasse äppelte. Ethelbert blickte hinter sich: „Schone Sch..sse. Wieso dürfen diese Viecher denn einfach auf öffentliche Verkehrswege sch..ssen? Wenn unsereiner das tut gibt es gleich einen Strafzettel.“

Da bemerkte er, dass er gerade mal wieder fotographiert wurde und diesmal offenbar mit Panoramaweitwinkel und in Grossaufnahme. Und das auch noch während er auf dem äppelnden Pony Lottie sass. Dies alles war nun wirklich zuviel für Ethelbert's arg strapaziertes Nervenkostüm. „Immer diese Presse-Fotographen! Ihr geht einem auf die Nerven“ schrie Ethelbert erbost zu dem Pressefotographen, der in Wirklichkeit jedoch der Gastwirt vom Gasthaus Redderkrug war.

„Ha Ha, junger Mann. Einfach herrlich. Die Showeinlage mit ihrem Reitkostüm und der Vogelscheuche war das beste was wir hier seit langem gesehen haben“. „So so.... na auf den Schrecken brauch ich mal ein kühles Bier....“ entgegnete der Sommergast aus München. „Hast du Lust was zu trinken, Dickie? Du bist natürlich eingeladen“.

Dick sah, dass Ethelbert so richtig mies drauf war und irgendwie tat Ethelbert ihr auch ein wenig leid. „Verdient hast du es ja nicht, Ethelbert. Aber hast du Lust auf Cinderella nach Hause zu reiten? Gib Vero die Lottie.“ Das schien eine gute Idee zu Zeit. Denn auf Lottie, dem kleinen Reitpony, sah Ethelbert aus wie der Ritter von der traurigen Gestalt. Er konnte ja sogar die Füsse auf den Boden stellen während er auf Lottie sass. Cinderella war wesentlich grösser als Lottie und fast schon ein kleines Reitpferd.

Die beiden spülten im Gasthof Redderkrug noch schnell ein kühles Alkoholfreies und eine Cola runter, Ethelbert spendierte der Vero dann noch eine Waldmeister-Limo und die willigte schliesslich ein, dass sie Cinderella an Ethelbert abtrete und mit Lottie nach Hause reiten würde.

Dann bestieg der stolze Reiter die Ponystute Cinderella mit Dick's Hilfe und ein Lächeln zeichnete sich in seinem Gesicht ab. Von da oben sah die Welt irgendwie ganz anders aus. In den nächsten 10 Minuten bekam Ethelbert nun Reitunterricht von der erfahrenen Fachfrau und Amazone Dick Voss. „Du hast wohl Jahre lang nicht mehr auf einem Pferd gesessen, nicht wahr Ethelbert?“

„Äh ja... einige Jahre schon nicht mehr. Früher war ich ja....“... aber dann beschloss Ethelbert mal ausnahmsweise die Klappe zu halten und gehorsam liess er sich von Dick anleiten. Dick war eine geduldige und angenehme Lehrerin und mit solchen Lehrern ist der Lernerfolg bekanntlich wesentlich höher. Ausserdem war Cinderella ein ausgesprochen braves und gehorsames Pony... und aufeinmal machte es Ethelbert sogar richtig Spass obenauf zu sitzen und reiten zu dürfen.


Verknallt, Ethelbert?

„Dick ist ein feiner Kerl“ sinnierte Ethelbert so vor sich hin während er auf Cinderella im Kreis ritt. „Und Dickie sieht auch ziemlich niedlich aus obwohl sie sich nie schminkt. Die Weiber, die ich in München kenne, schmieren sich gleich eimerweise voll“. „Was hast du gesagt, Ethelbert? Wer schmiert sich voll?“ rief Dick von unten. „Och nichts. Ich hab nur gesagt, dass es heute wie geschmiert läuft mit dem Reiten.“

Ethelbert fuhr mit seinen Selbstgesprächen fort während Cinderella in leichten Trab verfiel.. „Schade nur, dass Dick bloss eine Landpommeranze ist und dann auch noch so ein freches Biest und Untier als Schwester hat... sonst könnte ich mich ja glatt noch in die verknallen“

„Was plapperst du denn da, Ethelbert? Was für ein Knall?“ „Ich rede mit Cinderella“ entgegnete der junge Reiter. „Ich hab ihr gesagt, dass ich Mans am liebsten eine runterknallen würde weil er mein Reitkostüm einer Vogelscheuche angezogen hat“.

Die kurze Reitlektion war beendet und Ethelbert hatte sie mit Bravour bestanden.... da war er sich ziemlich sicher. Und das Gesicht seiner neuen Reitlehrerin schien ihn zu bestätigen. Nun ging es aber endlich los in Richtung Immenhof. Dick und Ethelbert ritten entlang des Seeufers... machten einen Abstecher in ein Wäldchen.... ritten wieder zurück zum Ufer.... und Heissa.... was machte das Spass so in freier Natur zu reiten.


Ethelbert forever?

Die beiden jagten mit ihren Ponys eine bewaldete Böschung hinauf. Dies war eine Abkürzung zum Immenhof. Hei... was war das ein Spass. „Hier würde ich gerne für immer wohnen“ rief Ethelbert im Überschwang seiner Gefühle. Nur gut, dass Dick dies nicht gehört hatte... denn Ethelbert forever? Wäre das nicht eher ein Alptraum als ein Traum? Dick hatte die Kopfhörer ihres iPods über den Ohren und hörte einige Songs ihrer momentanen Lieblingsgruppe.

„Eh Dick, was hörst du denn da für ein Zeug auf deinem iPod? EH DICK!!! WAS HÖRST DU DA?“ „Ich hör Tokyo Hotel“ rief Dick. „AAAAAHHH.... Hilfe!!!!!“ entgegnete Ethelbert sehr laut und ziemlich angeekelt. „Was hast du gesagt? Tokyo Hotel? So einen Sperrmüll hörst du? Von so einem Müll bekommt man doch Hautausschlag, Dickie!“

Ethelbert gab nun ordentlich Ponygas und Cinderella galoppierte nun sogar des Weges entlang. „Schau mal, Dick. Cinderella galoppiert. Bin ich nicht gut?“ „Ja klasse, Ethelbert“ rief Dick zurück und dann gab sie ihrem Ponyhengst Ritchie ebenfalls ihre allerdings nicht vorhandenen Sporen. Im Nu waren die beiden wieder auf Immenhof.

Ethelbert machte noch schnell den Vorschlag den Immenhof in Ponyranch Immenhof umzubenennen und Dick dachte immer noch darüber nach wieso Ethelbert denn Tokyo Hotel nicht mochte. „Wo der Sänger von denen doch so süss aussieht...“


Die falsche Oma

Nachdem die beiden ihre Ponys korrekt auf der Koppel eingeparkt, ordentlich verriegelt und die Pony-Weglaufsperren aktiviert hatten, konnte Ethelbert es überhaupt nicht mehr zu erwarten ins Haus zu rennen und sein saudoofes Reitkostüm loszuwerden. „Oma schmeiss das Ding doch bitte in die Wäsche“ rief er zu Frau Jantzen. Die sah Ethelbert ziemlich erstaunt an.

Nun bemerkte Ethelbert, dass er Frau Jantzen aus Versehen mit „Oma“ tituliert hatte. „Oh Frau Jantzen, entschuldigen sie bitte meinen Faux Part. Ich muss heute wohl etwas verwirrt sein. Das ist ja fast nicht zu entschuldigen. Vergeben Sie mir bitte und entschuldigen Sie tausend mal“. Doch Frau bzw. Oma Jantzen quittierte dies nur mit einem lächelnden Kopfschütteln.

„Der fühlt sich bei uns schon wie zu Haus“ sagte Frau Jantzen dann zu Stine, der Hausangestellten, welche gerade Sahne zubereitete. „Ich würd mich ned Oma nennen lassen, Frau Jantzen. Dazu sehen's noch viel zu jung und knackig aus“ meinte Stine. Die Stine war nämlich eine geborene Schwäbin und hiess überhaupt nicht Stine sondern Stephanie. Frau Jantzen bedankte sich mit einem Lächeln bei Stine und einige Tage später sogar mit einer keineswegs geringfügigen Gehaltserhöhung.


Unsere hübsche Immenhof-Homepage

Es war nun schon sechs Uhr geworden und Dick und Dalli hatten die Ponys versorgt und ihre Hausarbeiten im Immenhof verrichtet. Die beiden lagen in ihrem Zimmer und unterhielten sich darüber was sie heute so erlebt hatten. Und natürlich über Ethelbert und Mans und die doofe Wonnie Wackeltitte. Und natürlich über ihre hübsche Homepage... und dann noch über Meredith, Ludger, Franke und den Rest ihrer Reitsport-Idole... und ausserdem über Tokyo Hotel und Xavier Naidoo.... also ein volles Mädel-Programm.

Da klopfte es an der Tür. Ethelbert, diesmal in Freizeitkleidung, trat ein und warf den beiden Schwestern jeweils eine Haribo-Tüte zu. Denn freigiebig war er ja, der Ethelbert. Ein Geizkragen war der nicht... ganz im Gegenteil... und das war durchaus ein positiver Punkt an diesem manchmal doch recht merkwürdigen Sommergast aus München. Allerdings bisher auch der einzige.

Dalli hatte gerade den Laptop angeschaltet und betrachtete wiedermal die Homepage der beiden Immenhof-Schwestern. Ethelbert trat näher um sich besagtes Wunderwerk ebenfalls anzuschauen. „Die Homepage hat Mans gemacht“ meinte Dalli stolz zu Ethelbert. „Ist sie nicht hübsch?“ „Sieht man sofort, dass Mans die gemacht hat“ entgegnete Ethelbert ziemlich verächtlich. „Die sieht doch nach überhaupt nichts aus. Richtig langweilig und geschmacklos“

„Was? Die sieht prima aus!“ fauchte Dalli zurück. „Alle unsere Freunde mögen unsere Homepage und....“ „Da sieht man mal wieder dass wir hier auf dem Land sind“ erwiderte der Sommergast aus der Großstadt. Auf der Homepage von Dick und Dalli sah man das Torhaus von vorne, davor ein Pony und darüber einige ausgeschnittene Köpfe. Das waren Frau Jantzen, Dr. Pudlich und die drei Schwestern.

Ethelbert klickte auf der Homepage rum und betrachtete sich die Bilder. Man sah Dalli wie sie ein Pony am Zügel führte und dabei in die Kamera lächelte, Dick wie sie mit einem Wasserstrahl ein Pony abspritzte, die Oma und Dr. Pudlich händchenhaltend ein Pony füttern.... „Ohhh wie langweilig. Oooh..... wie öde.... Mann das ist ja ätzend... das nennt ihr eine Homepage? Da schlafen einem ja die Füsse ein.... Gähnnnnn“


Ethelbert's Angeber-Homepage

Dick's Gesicht hatte sich in der Zwischenzeit bedenklich verfinstert und Dalli schnappte nach Luft, so empört war sie. „Weisst du was du bist, Ethelbert? Also das sag ich nicht weil nämlich.....“... vor Wut verschlang Dalli erstmal zwei Haribos. „Der Herr hat natürlich eine viel schönere Homepage“ meinte nun Dick schnippisch. „Der Herr kann ja alles besser und weiss ja alles besser...“ „Ach wollt ihr meine Homepage sehen? Kein Problem.....“.... nun war Ethelbert voll in seinem Element.

„Jetzt gehen wir mal auf meine Homepage. Das ist die www.barry-aus-muenchen.de. Und der beste Webdesigner von München hat die gemacht. Nämlich mein Freund Ralf“. Ethelbert rief seine Homepage im Browser auf. Ein leuchtend dunkelroter in den Augen brennender Hintergrund erschien, es blinkte und piepste von allen Seiten, aus dem Lautsprecher des Laptops erklang ein theatralischer Donner.... und dann öffnete sich die Ethelbert'sche Homepage mit lauten Taratata.

Zwei Königskronen waren am rechten und linken oberen Rand zu sehen, die Homepage war mit einem breiten goldenen Rand umgeben und in der Mitte stand in ebenso goldener Schrift „Barry aus München, Freund der Stars und Schauspieler“. „Was ist denn das für ein blöder Mist?“ quäkte Dalli abfällig. „Freund der Stars und Schauspieler?“ Und schon ging es weiter.... diesmal mit Ethelbert's Homepage-Fotogalerie. Zunächst sah man sah man ein riesengrosses Foto.

Auf dem Foto war ein roter Ferrari zu sehen und über die Motorhaube gebeugt der Ethelbert mit Ferrari-T-Shirt, Ferrari-Mütze und Ferrari-Angeber-Sonnenbrille. Dabei grinste er in die Kamera als gehöre ihm nicht nur dieser Ferrari sondern gleich ein ganzer Wagenpark mit Ferraris. Und schon ging die Show weiter. Ethelbert klickte auf den nächsten Link und man sah etliche Bilder.


Freund der Stars und Sternchen

Ethelbert zusammen mit dem Schauspieler Ottfried Fischer. „Das ist mein Freund Otti“ ertönte es stolz. Dann Ethelbert zusammen mit Michael Bully Herbig Kopf an Kopf in die Kamera grinsend, Ethelbert mit irgendeiner Viva- oder MTV-Moderatorin und noch einige andere Aufnahmen mit bekannten Persönlichkeiten.

„Kennst du die alle persönlich“ fragte Dick neugierig. „So viele Stars kennst du?“ „Na und ob ich die kenne. Ich bin mit den meisten sogar per Du.“ Dann kam die Krönung aus Ethelbert's Fotogalerie nämlich Ethelbert zusammen mit Thomas Gottschalk. „Nein......“ entfuhr es Dalli. „Neiiiinnnnn.... und die Promis kennst du alle?“ „'türlich kenn ich die. Sonst wären die ja nicht mir mir zusammen auf den Fotos.“

Ob das alles wohl stimmte? Dick schien erhebliche Zweifel am Wahrheitsgehalt dieser Aussage zu haben. Dann erzählte Ethelbert von seinem besten Kumpel. „Also die Webseite hat ja mein Freund Ralf Schüller gemacht. Der ist sehr talentiert und und fängt gerade an Graphik und Design zu studieren. Willste den Ralf mal sehen?“ Ethelbert klickte auf einen weiteren Link und man sah ein Bild von diesem Ralf. „Ralf ist der beste Webdesigner von München und darum hat er ja auch meine Homepage gemacht“. Ach so...

„Der sieht aber nicht schlecht aus“ meinte Dalli. „Fast so gut wie der Sänger von Tokyo Hotel“. „Pfui Teufel“ meinte Ethelbert. „Wenn Ralf wirklich wie diese geschminkte Tunte aussehen würde müsste ich mich ja laufend übergeben.“ ... nun wurde Dalli allerdings wütend. Aber richtig! „Der sieht ganz toll und ganz süss aus, der Bill von Tokyo Hotel. Und du bist saudoof, Ethelbert. Also wirklich saublöd und ich hasse dich und verachte dich. Und ich will auch nie wieder was von dir wissen. Und hier hast du deine Haribo“. Allerdings war die Tüte schon leer.


Sein bester Freund

Dick betrachtete sich unterdessen das Bild von Ethelbert's Kumpel Ralf Schüller. „Du der sieht aber geil aus, Ethelbert. Wie Johnny Depp sieht der aus.“ „Kein Wunder. Ist ja auch mein bester Freund“ entgegnete dieser. „Kannst'n nich mal auf den Immenhof einladen, Ethelbert?“ „Ach das wäre keine schlechte Idee“ meinte nun dieser. „Ralf hat ja auch bald Ferien. In vierzehn Tagen glaub ich.... Na mal sehen.... und ausserdem hat seine Freundin gerade mit ihm Schluss gemacht. Der könnte garantiert Luftveränderung gebrauchen.“

„Du Dickie... der Ralf Schüller sieht aber wirklich gut aus, findste nich auch? Der sieht fast so gut aus wie Christian Ahlmann, meinste nich? Eigentlich sieht der Ralf auch viel besser als Ethelbert, denkste nich? Du Ethelbert, wenn de ihn nach hier einlädst kann er ja auch unsere Webseite machen, findste nich?“

„Findste nich, meinste nich, denkste nich....“ Ethelbert äffte nun Dalli nach. Ausserdem war Ralf ja sein bester Freund und da müsste es doch eigentlich egal sein wer besser aussähe. „Hauptsache er sieht nicht aus wie der schwule Typ von Tokyo Hotel“ meinte Ethelbert nun und verliess das Zimmer. Während er die Treppe hinunterging dachte er noch einmal angestrengt nach: „Ob Ralf wirklich besser als ich aussieht? Ach das kann doch eigentlich gar nicht sein.“


Bio-Pommes

Unten angekommen wurde er von einem unwiderstehlichen Duft angelockt. Im ganzen Haus duftete herrlich nach Pommes und nach Pizza. Wie auf Engelsflügeln schwebte Ethelbert in Richtung Küche und landete schliesslich direkt neben Stine und Frau Jantzen. „Hmmmmm.... lecker. Darf ich fragen mit welchen köstlichen Speisen sie uns heute zu beehren gedenken, verehrte Damen?“

Herrliche goldgelbe Pommes schmorten in der Friteuse und im Ofen knusperte einige leckere mit vielen Früchten belegte Pizzas vor sich hin. Ethelbert wähnte sich im siebten Gourmet-Himmel. „Ethelbert, heute gibt es Bio-Pommes und Bio-Pizza“ sagte Frau Jantzen. Ethelbert verdrehte die Augen, band sich eine Serviette um den Hals, nahm ein Messer in die rechte Hand und setzte sich erwartungsvoll am Küchentisch nieder.

Kurz darauf schwebten engelsgleich die beiden Schwestern in die Küche. Ohne Zweifel waren auch die beiden von diesem unwiderstehlichen Pommes-Duft angezogen worden. „Du Dickie. Hier riecht es ja nach Pommes und frischer knuspriger Pizza. Seit wann macht die Oma denn sowas? Das ist doch ungesund.“ „Heute essen wir alle im Wohnzimmer, Kinder“ rief nun Frau Jantzen. „Und es gibt was ganz feines nämlich Bio-Pizza und Bio-Pommes. Alles frisch, unverdorben und garantiert chemiefrei“.


Ein Wunder, ein Wunder

Pizza und Pommes von Dick und Dalli's Oma? Das schien wirklich ein Wunder zu sein. Die beiden Schwestern beeilten sich den Tisch im Wohnzimmer zu decken und so schnell wie heute war es noch niemals gegangen. „Du Dalli. Ich glaube das haben wir Ethelbert zu verdanken. Wenn der nicht zu Gast wäre dann würde die Oma doch nicht so feine Sachen machen“. „Kannst recht haben, Dickie. Aber deswegen ist er trotzdem ein saudoofes Ekel“. Darin waren sich die Schwestern nun einig.

„Und Bill von Tokyo Hotel ist überhaupt nicht schwul“ meinte Dalli zu ihrer Schwester während die beiden den Tisch deckten. Stine brachte nun die leckeren Sachen zu Tische und die Familie setzte sich nieder. „Wo bloss Angela wieder steckt?“ meinte nun Frau Jantzen. „Treibt sich den ganzen Tag bei diesem Jochen von Roth rum.“ In diesem Augenblick hörte man die vordere Eingangstür und siehe da... wenn man vom Teufel spricht.

Angela und Jochen von Roth betraten das Wohnzimmer und schnupperten. „Oma, seit wann machst du uns denn Pizza und Pommes?“ „Setzt euch nieder“ entgegnete Frau Jantzen. Dann brachte Stine noch etliche geistige und ungeistige Getränke wie Cola und Wein... natürlich Bio-Wein und Bio-Cola. Die Familie begann mit dem Abendessen. „Also werteste Frau Jantzen. Das Essen ist ein Gedicht“ meinte Ethelbert, heute ganz Kavalier und Dalli raunte ihrer Schwester „Der Schleimer der“ zu.


Ein Gutsverwalter für Immenhof?

„Du Oma“ begann Angela nun die Konversation. „Ich glaube Immenhof bräuchte einen fähigen Gutsverwalter“. Ethelbert blickte leicht verschämt unter sich. Würde denn Angela ihn nun blosstellen von wegen dass er sich als künftiger Gutsverwalter vom Immenhof aufgespielt hatte? Und tatsächlich... Angela blickte Ethelbert an.

„Den Ethelbert meinst du, Angela? Der ist doch noch viel zu jung.“ „Na gottseidank“ dachte sich dieser. „Wenn die olle Jantzen mich jetzt engagiert wäre dann hätte das peinlich ausgehen können. Ich habe von Landwirtschaft doch überhaupt keine Ahnung.“

„Aber du denkst doch vielleicht an jemanden anderen“ meinte nun Frau Jantzen und blickte Jochen von Roth von der Seite an. „Also ahemmmm...“ entgegnete Jochen von Roth, der ein ganz klein wenig verlegen wirkte. Die Konversation wurde jedoch von einem lauten „DRÖÖÖÖHT“ unterbrochen und Dalli sprang von ihrem Stuhl auf. „Paul ist da, Oma“ und schon war sie an der Tür.

Dr. Paul Pudlich war wie angekündigt zum Abendessen erschienen. Er schnupperte den feinen Duft ein, der über dem Tisch schwebte und küsste Frau Jantzen die Hand. „Liebste Frau Henriette. Dat iss ja der reinste Jötterfrass den se unns da kredenzen“. Dann gab er Frau Jantzen zur Belohnung noch einen Handkuss, setzte sich nieder, band sich eine Serviette um und schnappte sich die erstbeste Weinflasche. „Darf ich den Damens und Herrens einschenken?“


Gewalt gegen Kinder?!

Zunächst schenkte sich Dr. Paul Pudlich selbst ein, sogar recht ordentlich. Jochen sagte ebenfalls nicht und in Dalli's Augen stand ein bittendes Flehen. Allerdings verbot Frau Jantzen es ihren beiden Enkelinnen den guten Wein zu geniessen. Dick protestierte laut: „Och Omi! Das ist doch Bio-Wein“. Aber auch das half nichts. „Ethelbert bekommt natürlich ebenfalls von unserem guten Wein. Der ist ja schon älter als ihr und ausserdem ein Mann.“

„Och.... Kinder werden hier nie ernst genommen“ fluchte Dalli empört. „Kinder werden hier immer unterdrückt!“ Daraufhin haute Frau Jantzen ihrer Enkelin eine runter, allerdings nicht allzu fest und genau genommen hatte sie nur so getan als ob..... „Und geschlagen wird man hier auch“ jammerte Dalli. „Das ist ja die reinste Kindesmisshandlung.“ Frau Jantzen war sichtlich empört. „Also Dalli, also, also.......“

„Ach lassen's mal liebste Henriette. Als wir jong jewesen ware da ware wa ja nich anders“ meinte nun Dr. Paul Pudlich um die Wogen zu glätten. „Ich hab sie ja gar nicht geschlagen sondern nur so getan“ flüsterte Frau Jantzen ihrem Kavalier Pudlich ins rechte Ohr. „Aber die Kinder, die Kinder, lieber Paul. Was mach ich nur mit denen?“ „Liebste Henriette, ich böt mich ja an mit ihnen jemeinsam ihre Enkelinnen zu hüten. Awwa se wolle ja nich, liebste Frau Henriette.“

„So ein juter Schluck Biowein kann ja nidd schade. Ned wahr, liebste Henriette? Dat ham war als ma kleen ware ja auch jerne jetronken. Unn darom sinn ma ja och so jross unn stark jeworde.... unn so intellijent och“ ... Dr. Pudlich schenkte den beiden Schwestern grosszügig vom guten Bio-Wein in die bereitstehenden Gläser ein und prostete der ganzen Gesellschaft zu.


Ausser Rand und Band

„Also Prost, mine Damens und Herrens. Uff de Jesundheit unn uff de Liebe“. Dr. Paul Pudlich prostete jedem zu. „Unn uff eenem Been kann ja ja ned stehe, nid wahr liebste Frau Henriette?“ Paul legte noch einmal nach und die übrigens Gäste nahmen sich ein gutes Beispiel an Dr. Pudlich. „Prost min Ethelbert, Prost Dallichen unn Prost mein Dickilein.“ Dalli hatte mittlerweilen schon rote Backen, denn es war bereits ihr drittes Glas und Dick schien schon einen gehörigen Schwipps zu haben.

Das merkte nun auch Frau Jantzen. „Paul! Meine Enkelinnen sind ja betrunken.“ „Noch mehr, Onkel Pudlich, noch mehr“ flehte Dalli den Doktor an und Dick hielt ihr Glas ebenfalls bittend in Richtung des lustigen Tierarztes aus Malente. „Liebste Henriette, die sinn doch ned besuff. Die sinn nur judd jelaunt. Unn dat kann nid an dem jesunden Bio-Wein liegen“ meinte der und fasste sich an seine rote Weinnase. „Dat muss an den Pommes liejen“.

„Jetzt ist aber Schluss mit dem Saufgelage!“ herrschte Frau Jantzen ihren Verehrer an. „Dick! Dalli! Marsch ins Bett. Aber sofort. Ihr seid ja ausser Rand und Band. Ethelbert und Angela, begleitet die beiden nach oben!“

Dick umarmte nun den Doktor und nannte ihn „My Animal-Doc“, dann gab sie dem dem Paul einen feuchten Kuss auf die Wange, dann bekam Jochen noch einen ab und noch einen für Ethelbert gab's obendrein.... als Dalli das gleiche versuchte packte Frau Jantzen ihre beiden Enkelinnen am Genick und führte sie eigenhändig nach oben in ihr Zimmer.

„Also ein Skandal ist das, Paul, mir meine Enkelinnen besoffen zu machen! Raus mit ihnen, sie unflätiger Mensch.“ herrschte Frau Jantzen den Doc an. Und schon sass Dr. Paul Pudlich lallend in seiner Kutsche und Barbarossa strebte heimwärts. Der kannte den Heimweg ja alleine. Nun kam der sichtlich angetrunkene Ethelbert die Treppe runtergestürmt, fiel Frau Jantzen um den Hals und ereiferte sich lautstark: „Hier bin ich und hier bleib ich. Prost Oma!“


ENDE TEIL 5
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The morning after

Am nächsten Morgen fiel Dick und Dalli's allmorgentliches Gymnastiktraining eher lustlos aus. Der vorangegangene Abend hatte anscheinend ziemlich viel Substanz gekostet. Frau Jantzen machte Frühstück, kommandierte ihre beiden Enkelinnen und fluchte immer noch wie ein Rohrspatz über diesen Saufkopf Paul Pudlich: „Und sowas will ein Arzt sein. Ärzte sollten ja schliesslich ein gesellschaftliches Vorbild sein.... aber dieser Paul! Ein Kindskopf ist der. Jawohl ein Kindskopf! Von dem lernt ihr zwei nichts gutes.“

Unterdessen bemühten sich die beiden Schwestern redlich ihr frühmorgentliches Gymnastikprogramm zu absolvieren aber gut drauf waren die beiden an diesem Morgen garantiert nicht. „Du Dickie. Autsch! Mir tut der Kopf so weh.“ „Mir auch Dalli. Und der Hals tut mir weh weil Oma uns gestern am Genick gepackt hat und uns dann auf's Bett geworfen hat.“

„Ja Dickie. Und drei Tage Ausgangssperre haben wir auch gekriegt. Und das nur wegen dir“. „Wieso denn wegen mir?“ „Weil du den Paul und den Jochen abgeknutscht hast, Dickie. Das gehört sich nicht für eine junge Dame hat die Oma doch noch gesagt.“

„Ja und was hast du getan, Dalli? Der Pudlich hat gemeint wir sollten eine Weinkönigin wählen und da hast du dir die Pommes-Schüssel auf den Kopf gesetzt und hast gesagt, du wärst die deutsche Kartoffelkönigin. Und dann sind die Pommes auf den Boden gefallen und du hast dich hingekniet und hast sie vom Boden aufgefressen.“

„Und Ethelbert wollte mit unserer Oma Techno tanzen, Dickie“. „Und der Paul war mal wieder stockbesoffen und die Oma hat gesagt: „Was für ein Glück, dass ich diesen Trunkenbold nicht geheiratet habe“. „Ach weisste was, Dickie.... der Bio-Wein war eigentlich nicht gut. Mir ist immer noch schlecht. Wir werden niemals wieder von dem Zeuch trinken. Versprochen?“ „Ja versprochen, Dalli. Das sagen wir der Oma und vielleicht hebt sie dann die Ausgangssperre ja wieder auf.“


Von Katzen und Katern

„Miau Miau....“ hörte man aus einem Fenster in der oberen Etage. „Miau Miau....“ Dick und Dalli blickten nach oben und sahen Ethelbert, der sich rasch hinter dem Vorhang versteckte und immer wieder laut „Miau Miau“ zu den Schwestern runterschrie. „Hör auf zu miauen, Ethelbert. Wir haben dich gesehen.“ rief Dalli und wenige Sekunden später kam Ethelbert in kurzen Sporthosen und mit Sporthemd aus der Tür gestürmt.

„Miau Miau... habt ihr einen ordentlichen Kater? Ho Ho Ho... wie kann man sich aber auch nur so betrinken und so daneben benehmen wie ihr.... Ho...Ho...Ho...“ „Und du Ethelbert?“ rief Dick empört. „Ihr habt euch alle nicht mit Ruhm bekleckert“ meinte Frau Jantzen nun. „Hier im Haus gibt es nie wieder alkoholische Getränke für Kinder. Darauf werde ich jetzt achten.“ „Wir sind keine Kinder mehr“ maulte Dalli woraufhin Frau Jantzen drohend die Hand nach oben hob und Dalli mal kurz den erhobenen Zeigefinger wies.

Nun fing Ethelbert auf einmal an loszutraben und lief mehrere Male um die beiden am Boden ausgestreckt liegenden Schwestern herum, die sich immer noch mit ihren gymnastischen Übungen abplagten. „Los auf, ihr zwei. Wir machen jetzt einen Dauerlauf einmal um den Immenhof. Aber ihr habt ja keinen Saft, ihr lahmen Gänse.“ „Ja lauft mal los“ rief Frau Jantzen und Ethelbert setzte seine Knochen in Bewegung Richtung Torhaus.

Da niemand sich gerne als „lahme Gans“ titulieren lässt liefen die beiden Schwestern Ethelbert natürlich prompt hinterher. Der fing vorne an zu spurten damit ihn die zwei nicht einkriegen sollten. Die drei hetzten hinaus aus dem Torhaus und Ethelbert lief quer durch die Wiese in Richtung See.... und die beiden Schwestern vom Immenhof liefen hinterher.


Meister des Sports

„Ich war ja mal bayrischer Schülermeister im 800 m Lauf“ rief Ethelbert von vorne den beiden zu. „Da habt ihr überhaupt keine Chance gegen mich. Und ausserdem seid ihr Frauen und damit das schwächere Geschlecht und vor allem das langsamere Geschlecht.“ „Und Meister im Reiten war er auch“ höhnte Dalli. „Das haben wir gestern gesehen. Und Meister im Boxen bist du wahrscheinlich auch.“ „Jawohl, das war ich auch“ rief Ethelbert nach hinten.

Na das konnte ja noch heiter werden... wahrscheinlich war Ethelbert nebenbei auch noch bayrischer Meister im Turmspringen, Zehnkampf, Dressurreiten und Gewichtheben. „Kannst du eigentlich Ski fahren, Ethelbert?“ rief Dick von hinten. „Und ob. Ich war doch bayrischer Jugendmeister im Abfahrtslauf“. Ach so....

Aber dass Ethelbert ziemlich gut und ziemlich schnell laufen konnte stimmte in der Tat.... denn die beiden Schwestern waren mittlerweilen gehörig ausser Atem während Ethelbert vorne immer noch lustig vor sich hin babbelte. Ethelbert war natürlich niemals bayrischer Meister im 800 m Lauf gewesen. Aber da er jeden Morgen beim Frühstück trödelte musste er jedesmal zum Schulbus laufen. Und darum war er bayrischer Jugendmeister im „Morgens-zum-Schulbus-Laufen“ und da dies regelmässig geschah war er gut im Training.... sozusagen.

Die drei liefen einmal um den Immenhof herum, an der Ponykoppel vorbei und dann machte Ethelbert ein wenig langsamer und liess die Schwestern an sich vorbei laufen. „So und jetzt wer zu erst am Torhaus ist. Ich geb euch 20 m Vorspring, ihr lahmen Gänse.“ Na warte, Ethelbert... dachten sich die beiden Schwestern wohl und setzten zu einem heftigen Endspurt an. Nur noch wenige Meter waren es bis zum Torhaus aber Ethelbert kam von hinten immer näher. „Juhuuu gewonnen“ brüllte Dalli aber Dick rief ihr zu „Du hast geschummelt.“

Dann waren die drei vollkommen ausser Atem und stützen sich erstmal heftig röchelnd auf den Knien ab. „Eh schaut mal. Das steht doch die Kutsche vom Doc“ rief Ethelbert.


Mit Blumen kriegt man jede Frau rum...

Die drei näherten sich dem Haus und sahen Dr. Paul Pudlich am Frühstückstisch sitzen. Auf dem Tisch stand eine Vase mit einem riesigen Strauss roter Rosen. „Da hat sich Paul aber wiedermal mächtig ins Zeug gelegt. Die Oma mag Rosen doch so gerne“ sagte Dick und die drei begrüssten den Doktor. „Ich hann mich wieda mit eura Oma versöhnt, Kinna. Mit Blumens kriejt man doch jede Frau rum, Kinna. Dat musst du dir mal merken, Ethelbertchen“

Dalli roch einmal kräftig an den Rosen, niesste recht heftig und schon erschien Frau Jantzen mit einem grossen Frühstückstablett auf der Bildfläche. „So Frühstück Kinder. Jetzt haut mal kräftig zu. Ihr seht ja richtig abgekämpft aus.“ Dick und Dalli's Oma schien in der Tat wieder guter Laune zu sein und an einem solch schönen Sommermorgen konnte man ja eigentlich auch nicht schlecht gelaunt sein.

„Du Omi. Wir haben beschlossen nie wieder Wein zu trinken. Das bekommt uns nämlich nicht“ meinte Dick nun. „Jetzt kannst du unsere Ausgangssperre doch eigentlich aufheben. Und wieso hat Ethelbert eigentlich keine Ausgangssperre bekommen?“ Dr. Pudlich lachte verschmitzt. „Dat iss ja och en jrosser Jong, mein Dickilein.“ „Aber Dick. Ethelbert ist doch unser Gast und ich bin doch nicht seine Mutter. Wie kommst du denn auf sowas? Und sei nicht so frech zu unserem Sommergast“ sprach Frau Jantzen und Ethelbert verdrückte grinsend eine beachtliche Butterstulle.

„Los Dick und Dalli. Abräumen... aber rasch“... Frau Jantzen klatschte in die Hände. „Wieso ....“ wollte Dalli gerade sagen und Dick ahnte instinktiv dass Dalli „Wieso wir und nicht Ethelbert“ sagen wollte und fiel ihrer Schwester schnell ins Wort. „Jawohl, Omi. Machen wir. Können wir dir sonst noch helfen? Wir helfen dir auch gerne beim Fensterputzen“. Die zwei räumten den Tisch ab und entschwanden. „Oh Mann Dalli. Solange die Oma gut gelaunt ist müssen wir das doch ausnutzen“ raunte Dick ihrer Schwester zu.

Friseurtermin dringend notwendig

Dr. Paul Pudlich kam nun ins Haus. „Dick unn Dalli. Ich hann mit der Oma jesprochen. Die Ausjangssperre is aufjehoben. Hann ich dat ned jut jemacht?“ „Au fein, Paul“ entgegnete Dalli. „Du bist doch unser bester Doktor.“ „Pferdedoktor, Dallileinchen... Pferdedoktor. Hi Hi Hi. Unn dat mit den Rosen hann ich ja richtig jut hinjekriecht.“

Frau Jantzen kam gerade ins Haus als Dick sich direkt vor sie hin stellte. „Ja Oma... ja wie siehst du denn aus? Schau doch mal in den Spiegel. Du hast ja ganz struppig. Du solltest dringend mal wieder zum Friseur gehen“. „Aber ich war doch erst vor kurzem“ antwortete Frau Jantzen ziemlich erstaunt. Dann kam Dalli dazu: „Ja tatsächlich, Omi. Ganz struppig siehst du aus“. „Du siehst wie Dalli aus wenn sie morgens aufwacht“ meinte nun Dick.

„Ach ihr wollt ins Kino gehen, Kinder?“ rief die Frau Jantzen nun lachend. „Na ihr seid mir ja zwei. Zum Friseur soll ich gehen damit ihr ins Kino gehen könnt.“ Nun gesellte sich Dr. Paul Pudlich dazu und zückte seine Geldbörse. „Also dat is ja mal een jut Idee. Hier is een Zwanzijer und hier nochemol een fünfa. Da könnt ihr euch mal jud amüsiere. Ich lad euch ein. Unn nehmt ett Ethelbertchen mit in de Stadt.“

Paul bekam von den Schwestern rechts und links einen Kuss aufgedrückt und Frau Jantzen meinte nur: „Aber Paul. Sie sind doch viel zu grosszügig.“ „Und dass ihr mir nicht wieder heimlich ins McDonald's geht“ fügte Dick und Dalli's Oma bei. „Au weia....“... die beiden Schwestern schauten sich vielsagend an. Woher wusste die Oma denn von Dick und Dalli's gelegentlichen Ausflügen in diese Fastfood-Verfütterungsanstalten?


Die Einladung

Da klingelte das Telefon und Stine rief die Frau Jantzen herbei. Keine zwei Minuten später kam die wieder angerannt. „Kinder stellt euch vor. Morgen abend sind wir auf Gut Kletkamp zum Sommerfest eingeladen. Stellt euch das mal vor.... zusammen mit all den Adligen.“ „Au fein, Omi“ rief Dalli. „Dickie, heute abend schauen wir uns die Sissie-DVD nochmal an.“

„Du kommst auch mit, Ethelbert. Zieh deinen besten Anzug und eine Krawatte an. Und sie kommen auch mit, sie alter Schwerenöter“ sprach die Frau Jantzen und Dr. Paul Pudlich antwortete höflichst: „Nix tät ich lieber, werteste Frau Henriette.“ Nun erzählte Frau Jantzen kurz, dass sie persönlich mit
mit der Gutsherrin von Kletkamp bekannt sei. „Das ist die Gräfin von Brokdorff und die ist ja sowas von nett. Und Ponys haben die auch schon vom Immenhof gekauft. Und ich soll meine hübschen Töchter mitbringen, hat sie gesagt. Dabei seid ihr doch meine Enkelinnen“.

Frau Jantzen war sehr begeistert und ebenso Dalli, die sich schon als Prinzessin wähnte. „Du Omi. Da kommen doch die ganzen Fürsten und Prinzen? Stimmt das?“ „Aber natürlich, Dalli. Der Prinz von Hohenlohe und die Fürstin von Seyn-Wittgenstein kommen... und wir... stell dir das mal vor. Wir müssen uns aber sehr fein machen und vor allem müsst ihr euch ordentlich benehmen.“

„Aber um den Ethelbert mach ich mir ja keine Sorgen. Der kann sich ja so fein benehmen“ meinte Frau Jantzen nun. „Der ist so höflich und guterzogen.“ „Waasss??“ fauchte Dalli. „Der sich fein benehmen, der soll höflich sein?... also....“ Aber Frau Jantzen war ganz aus dem Häuschen und auf beiden Ohren nun anscheinend taub.

Ebenso schien es Dick zu ergehen, die sich anscheinend schon mit einem Prinzen im Kerzenlicht Walzer tanzen sah. „Hach wie schön, Oma. Das ist ja ein Traum. Ich werde mein schönstes Kleid anziehen, Omi. Das mit den Rüschen.... <schmacht> <seufz> <ach-wie-schön>“

Und schon war Dick weg. Sie rannte in ihr Zimmer und Dalli rannt sofort hinterher. Wenig später hörte man von oben aus dem geöffneten Tür: „Aber das passt doch überhaupt nicht, Dalli. Wie sieht denn das aus? Versuch mal das....“ und das ging so mindestens eine halbe Stunde weiter. Ethelbert beschloss ebenfalls mal seinen feinsten Anzug auszuprobieren und meinte zu sich selbst: „Ach toll seh ich wieder aus. Eigentlich bin ich ja der geborene Dressmann. Verglichen mit mir sieht Brad Pitt ja richtig sch..sse aus.“


CU auf Immenhof

Dann fiel Ethelbert etwas siedend heisses ein. Er hatte ja noch gar keinen Kontakt zu seinem Kumpel Ralf Schüller in München aufgenommen. Und dabei hatte er doch versprochen sich möglichst schnell aus Schleswig-Holstein zu melden und Ralf zu erzählen was dort oben los sein.

„Na das werden wir gleich nachholen“ murmelte Ethelbert. Aber anscheinend hatte Ralf sein Handy abgeschaltet. Also ging Ethelbert nach unten ins Bürozimmer von Frau Jantzen wo ein Computer stand. Noch rasch ein Blick auf seine coole Webseite... dann meldete sich Ethelbert auf seinem Gmail-Account an und schrieb die Email an seinen Kumpel Ralf Schüller.

from: ethelbert@gravenhorst.de
to: ralf.schueller@gmx.net

Hallo lieber Ralf,
hier ist dein obercooler Kumpel Barry. Wie geht's dir?
Mir geht's gut. Ich bin jetzt hier oben in Norddeutschland.
Das ist die tiefste Provinz und die Leute hier leben noch wie
im Mittelalter.

Ich wohne auf dem Immenhof bei Malente am Kellersee.
Papa hat die Kohle für Kost und Logis abgedrückt und
ich lass es mir hier gut gehen und lebe wie ein Pascha..

Das Wetter ist blendend und es ist brüllend heiss.
Die beiden Schwestern die hier rumlaufen sind auch
brüllend heiss. Die sind beide in mich verknallt und
laufen mir andauernd hinterher.

Die Sisters haben auch eine Webseite. Mann eh Ralf.
Da lachst du dich schief wenn du dir die Webseite
reinziehst. Sowas gibt es ja nur auf dem Land.
Hier ist der Link: www.die-maedels-vom-immenhof.de

Die zwei Sisters sind übrigens die Enkelinnen von der
ollen Jantzen von der ich dir ja erzählt habe von wegen
die ist mit meiner Mutter irgendwie befreundet oder verwandt.
Ausserdem läuft hier ein Tierarzt rum der wie Peter Lustig
aussieht und immer Durscht hat.

Komm doch rauf zum Immenhof und mach mal Urlaub.
Ich habe übrigens in Rekordzeit reiten gelernt und jetzt
muss ich den beiden Schwestern sogar Reitunterricht geben.
Wahrscheinlich komm ich sogar ins Reiter-Olympiakader.

Die Gutsbesitzerin hier hat gesagt dass sie sowas talentiertes
wie mich schon seit Schockemöhle und Hans-Günter
Winkler nicht mehr gesehen habe.

Lass dich so schnell wie möglich blicken. Komm am besten
hoch und mach auch mal Urlaub. Wir haben hier Zimmer
genug und bring doch deine Gitarre mit. Die Kohle für
deine Unterkunft knall ich meinem Alten mit auf die Rechnung.

CU auf Immenhof
dein Barry


Zur gleichen Zeit in München

„Ah ein Email von Barry. Na klasse.“ Ralf Schüller, der gerade seine Ausbildung zum Grafikdesigner absolvierte, hatte soeben die Email entdeckt welche ihm Ethelbert vor einigen Minuten geschrieben hatte. Ralf las die Email aufmerksam und ein Lächeln zog sich über sein Gesicht: „Immer noch der Ethelbert. Der ändert sich nie. Na ja... er ist aber trotzdem in Ordnung.“

Dann las Ralf von Ethelbert's Einladung nach Schleswig-Holstein. „Urlaub machen wär ja nicht schlecht. Ich hab bald Ferien.“ Und zwei Schwestern würden da rumlaufen, die furchtbar in Ethelbert verknallt seien.... „das glaubt er ja hoffentlich selbst nicht, der Barry. Na ich ruf Barry mal an und dann schau ich mir mal die Webseite der Sisters an.“ Ralf rief zunächst die Immenhof-Webseite von Dick und Dalli auf.

„Wau! Klasse! Ich komm!!!“ Ralf hatte gerade das Bild von Dick entdeckt wie sie im Badeanzug auf einem Shetland-Pony sass und in die Kamera lächelte. Hinter ihr auf dem Sattel, leicht verdeckt, sass offenbar ihre Schwester. „Mann! Die Brünette ja rattenscharf! Mit sowas kann man Ethelbert doch nicht alleine lassen. Der braucht Hilfe, ist doch klar. Am besten gleich mal den Kontostand checken..... ach was er hat mich ja eingeladen.“

„Und so schlecht sieht die Webseite doch gar nicht aus. Ist zwar nicht auf dem neuesten Stand aber bei zwei so gut aussehenden Mädels kann eine Webseite doch überhaupt nicht schlecht sein.... vielleicht schick ich den Sisters zuerst mal eine Mail“ murmelte Ralf vor sich her. „Wär ja gut wenn man sich vorher ankündigt und mal abcheckt wie die Lage dort oben ist“.


from: ralf.schueller@gmx.net
to: dick.und.dalli@ponygestuet-immenhof.de

Hallo ihr zwei beiden,
ich bin der Ralf, der Kumpel von eurem Gast Ethelbert.
Er hat mich eingeladen zu euch nach Schleswig-Holstein
auf euren Immenhof zu kommen.

Seid ihr einverstanden? Ich will ja nicht stören und
bin auch ein ganz ruhiger Typ, der niemandem auf die
Nerven geht. Aber ein netter Urlaub in eurem
Ponyparadies wär schon recht nett.

btw eure Webseite ist wirklich sehr hübsch!

lg Ralf Schüller


Eine halbe Stunde später auf Immenhof

„Dickie, kiek mal da. Eine Mail ist aus München gekommen....von einem Ralf Schueller. Du sag mal, ist das nicht der Kumpel von Ethelbert. Der Typ wo so gut aussieht?“ Dick und Dalli lasen die Email gemeinsam.

„Der will nach Immenhof kommen, Dickie. Ist das nicht toll? Da sagen wir doch ja“. „Aber klar.“ entgegnete die. „Ponyparadies hat er geschrieben. Und das er niemandem auf die Nerven gehen wolle... ach ist der nett“ ereiferte sich Dick. „Und unsere Webseite findet er auch hübsch, Dickie. Ach der ist wirklich nett. Dass der ein Kumpel von Angeber-ET ist glaubt man ja gar nicht.“

„Komm wir schreiben ihm eine Mail zurück und laden ihn ein. Er kann kommen wenn er will“. Gesagt getan...


from: dick.und.dalli@ponygestuet-immenhof.de
to: ralf.schueller@gmx.net

Hallo lieber Ralf,
hier ist Dick.
Und hier binn ich die Dalli

.. aber Dalli bin schreibt man mit einem n

geh weg vom Labdopp Dickie un lahs mich schreibn
du doofe Kuhh.

Hallo Ralf,
hier ist wieder die Dickie
Ich habe meine Schwester Dalli vom Laptop weggestupst.

Vielen Dank für deine liebe Email.
Wir würden uns freuen wenn du kommst.und wir haben
noch ziemlich lange Schulferien.

Du sag mal, Ralf.
Kennt Ethelbert wirklich alle Stars in München wie
Otti Fischer, Bully und Thomas Gottschalk?
btw Ethelbert ist ein blöder Angeber.

Und hier ist unsere Handynummer....

Liebe Grüsse
Dick und Dalli


Email4U, Dickie!

Wenig später kam eine Email aus München zurück und sogar eine SMS. Auf der SMS stand: „Ethelbert ist ein furchtbarer Angeber aber ansonst ganz nett wenn man ihn richtig kennt“. Und in der Email stand:

„In drei Tagen komme ich.

Die Stars haben wir bei einem Wohltätigkeitsfest geknipst und
Ethelbert kennt die überhaupt nicht.

Du siehst übrigens toll aus, Dickie“

lg Ralf

„Und ich?“ jammerte Dalli. „Wieso hat er nicht geschrieben dass ich auch gut aussehe?“


ENDE TEIL 6
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Beitrag von Ethelbert© »

Britney und Paris

Dick blickte rasch in den grossen Spiegel, der an der Schranktür befestigt war, und fuhr sich mal rasch durch das Haar. „Pah!“ meinte Dalli. „Wie Paris Hilton oder Britney siehst du auch nicht gerade aus. Und schon gar nicht wie JLo“. „Nein. Aber wie Carla Bruni“ entgegnete die worauf Dalli laut zu lachen anfing und sich nicht mehr einzukriegen schien.

„Du und ein Model? Ha Ha... Dickie du spinnst doch total... Ha Ha.... dafür bist du ja einen halben Meter zu klein.... Ha Ha Ha....“ „Und du? Glaubst du, dass du wie ein Model aussiehst? Kuck dir mal deine struppigen Haare an. Und du hast auch nichts in der Bluse und nichts hinten und. Model für Reitsportmoden kann man auch sein wenn man eher klein ist... “ ... da fiel Dick jedoch ein, dass es doch heute viel wichtigere Dinge gäbe.

„Du Dalli. Wir müssen jetzt aber mal unsere Kleider anprobieren. Morgen ist das Sommerfest auf Gut Kletcamp und Oma hat gesagt, dass wir uns fein anziehen sollen“. Das schien in der Tat viel wichtiger zu sein als der Streit wer wie Britney oder Paris aussehe und wer nicht.

Die beiden Schwestern probierten rasch ihre umfangreiche Kleidersammlung aus, probierten mal kurz das geeignete festtaugliche Hairstyling und die notwendige Kosmetik... und alles was Mädels halt so brauchen wenn sie sich mal so richtig fein machen wollen.

Der Tag verging ziemlich rasch. Ethelbert versuchte sich auf „feiner Herr“ zu trimmen, die Schwestern auf „feine Dame“ und die Frau Jantzen machte sich schon vorab jede Menge Sorgen darüber ob das denn alles gut ausgehen könne von wegen dem Fest „und von wegen Dick, Dalli und dem Paul“.


Der grosse Tag

Der neue Tag war angebrochen und das war nun „der grosse Tag“. An diesem Abend sollte ja das Sommerfest auf Gut Kletcamp stattfinden und die Immenhof-Familie war nervös wie ein ganzer Stall voller Legehennen kurz vor der Eiablage. Dementsprechend wurde auch schon zeitig in der Früh viel rumgegackert, viel rumgehetzt, wurden Kleider probiert und die Frisur rasch nochmal nachgekämmt.

Angela war letzte Nacht mal wieder nicht aufgetaucht und entschuldigte sich schliesslich per Handy bei Frau Jantzen. „Ja heute ginge es unmöglich weil sie nämlich mit dem Jochen und dem Hein unbedingt dringend nach Kiel fahren müsse...“ „Na dann eben nicht“ meinte Frau Jantzen. „Wer sich so ein Sommerfest mit dem Schleswig-Holsteiner Hochadel entgehen lässt ist ja schliesslich selbst Schuld“.

Frau Jantzen begab sich gegen Vormittag noch in die Stadt zum Coiffeur und sie nahm auch ihre beiden widerspenstigen Enkelinnen mit. Die beiden bekamen ein Top-Hairstyling von Jean-Louis und Martine, den beiden Top-Fashion-Hairstylisten bzw. „Coiffeuren“ am Ort. Friseur sagte man ja schon lange nicht mehr.... selbst nicht in der Holsteinischen Schweiz. Und Mann war das teuer! Aber Hallo!
Das war ja eine Rieseninvestition. „Aber eine solche Investition muss halt sein“ meinte Frau Jantzen zu ihren beiden Enkelinnen, nachdem sie die Rechnung bezahlt hatte. „Was für eine Investition denn, Omi?“ fragte Dick neugierig.

Gegen fünf Uhr machte Frau Jantzen noch einmal Bestandsaufnahme bzw. ordnete die Generalprobe zum Fest an. Es musste ja schliesslich geprüft werden ob die Kinder ordentlich frisiert und angezogen waren. Das Sommerfest, welches an diesem Abend auf Gut Kletcamp stattfand, war nämlich laut Frau Jantzen äusserst wichtig.

„Ja stellt euch vor, Kinder. Dann sind doch so viele bekannte und wohlhabende Leute und die kaufen doch alle wahrscheinlich irgendwann mal ein Pony für ihre Kinder“. Das war natürlich nicht ganz unlogisch. Dick und Dalli's Oma war halt mit Leib und Seele Geschäftsfrau, wenn auch eine bio-grün-alternative Geschäftsfrau.

„Und es ist wichtig die richtigen Leute zu kennen, Kinder“ fuhr Frau Jantzen fort. „Ich will euch später doch mal anständig verheiraten, Kinder“. „Was willst du?“ meinte Dalli erstaunt, doch Dick hielt ihren Finger vor den Mund. Das sollte in diesem Fall bedeuten: „Ach lass die Oma doch quasseln“.

Frau Jantzen sah sich nun ihre beiden Enkellinnen und den Sommergast Ethelbert, die sich vor ihr in Reihe aufgestellt hatten, genau an. „Wie bei der Bundeswehr“ raunte Dalli ihrer Schwester zu Ethelbert trug einen feinen Anzug mit Krawatte und Frau Jantzen hob den Daumen. Das bedeute soviel: „Du bist in Ordnung. Nun der oder die nächste.“

Dalli hatte ein reizendes weisses Ballkleid an und ihre blonden Haare waren zu einem Zopf geflochten. „Süss siehst du aus, mein Zuckerschnütchen“ meinte Frau Jantzen. Dick hatte ein hell-violett-blaues Abendkleid an und trug die Perlenkette von Frau Jantzen. „Entzückend, meine Kleine. In dich werden sich heute abend alle Männer verlieben“ meinte sie. „Nö“ rief Dalli. „Dazu ist Dickie doch viel zu klein. Hi Hi Hi“.


Der Herr Chauffeur lässt bitten

Es war schliesslich kurz vor halb sechs am Abend geworden. Nun war es aber wirklich höchste Zeit nach Kletkamp zu fahren. Ungeduldig standen die beiden Schwester vor der Haustür und erwarteten Dr. Paul Pudlich, der die Familie abholen sollte. Ethelbert rannte im Haus herum und suchte verzweifelt nach seiner Haarpomade. Die hatte Dalli jedoch ins Klo geschmissen was Ethelbert allerdings erst einige Tage später erfuhr.

Da endlich! Ein Wagen rollte durch das Torhaus von Immenhof. Dr. Paul Pudlich war mit seiner grossen, dunkelbraunen, geländegängigen Mercedes-Limousine mit hellbraunen Ledersitzen, Anhängerkupplung und sogar einem Wildfänger vorne vor dem Immenhof vorgefahren und hupte dreimal.

Dick und Dalli verliessen als erste das Haus und stiegen ein. Sie setzten sich nach hinten auf die breite bequeme Sitzbank. Ethelbert quetschte sich dann noch neben die beiden und Frau Jantzen stieg vorne ein. Mit einem satten und dumpfen Geräusch schlossen sich die Türen von Dr. Pudlich's Edelgeländewagen und Ethelbert blickte sich um. Das war ja eine tolle Karre! Überall Rindsleder und feinstes Wurzelholz... eine supertolle Stereoanlage war vorne... und natürlich die obligatorische Onboard-Bar.

„Tierarzt sollte man werden“ dachte sich Ethelbert. „Ist zwar ein Sch...beruf und man muss wahrscheinlich den ganzen Tag im Pferdemist rumstapfen... aber Kohle verdient man jede Menge. Ich glaub ich werd Tierarzt.... oder Gutsverwalter“. „Wozu brauchen sie denn die Anhängerkupplung, Herr Dr. Pudlich?“ fragte Ethelbert neugierig. „Die Anhängerkupplung brauch ich für min Wohnwagen, Ethelbertchen... unn für die kranken Viecher... unn um die janzen Hottehühs zu transportieren.“ Ein Hottehüh war in Dr.-Pudlich-Sprache nämlich ein Pferd.


Von Adligen und Atomkraftwerken

„So Kinna. Jetzt jeht's ab zu den Brokdorffs nach Kletkamp. Da sinn wahrscheinlich auch noch die Prinze von Biblis unn Kalkar unn dann noch de Fürsten von Gundremmingen, Philippsburch unn Krümmel... Hi Hi....“ Frau Jantzen meinte zu Dr. Paul Pudlich, dass er doch ausnahmweise einmal ernst sein solle und den Kindern nicht so einen Stuss erzählen solle.

„Liebste Frau Henriette. Erinnern se sich noch damals in Brokdorf?“ ... der Doktor begann nun zu erzählen wie Frau Jantzen und er damals bei den Anti-Atom-Demonstrationen in Brokdorf in allererster Reihe gestanden hätten. „Aber Paul. Der Herr Graf von Brokdorff und die Frau Gräfin haben doch nichts mit AKW's zu tun. Sie sind mir aber auch ein Schelm“.

Der grosse Wagen des Doktors brummte über die Landstrasse, Dalli fragte ihre Oma über all die Adligen aus, die auf das Fest kommen sollten und Ethelbert blickte die ganze Zeit durch die Scheiben. Dann war sie endlich am Ziel angekommen. Der Mercedes-Geländewagen von Dr. Paul Pudlich fuhr durch das Torhaus von Kletkamp und wurde von einem Diener im Livret in eine Parkreihe eingewunken.

„Oh Mann!“ entfuhr es Ethelbert. Da standen nämlich jede Menge Benze, Porsches, Jaguars, dicke BMW's und sogar zwei oder drei Rolls'e rum. Ethelbert rieb sich zufrieden die Hände und war so richtig happy. Hier war er in seinem Element. Hier... bei all den Adligen, Prinzen, Fürsten, Bankdirektoren und Gutsbesitzern... da gehöre er doch schliesslich hin... dachte er sich so. Aber auch Dick und Dalli schienen die Augen überzugehen.


Ein prachtvolles Sommerfest

„Jetzt fehlt eigentlich nur noch Prinzessin Sissi, um uns in Empfang zu nehmen“.... war ziemlich deutlich in Dalli's Gesicht abzulesen und Dick sass in Gedanken schon mit teurem Juwelenschmuck bedeckt beim Festmahl, neben ihr ein Fürst und ein Herzog... obwohl ein einfacher Graf oder Gutsbesitzer für den Anfang auch nicht schlecht sein würden.

Dr. Paul Pudlich war in Gedanken schon beim Büffet und an der Sektbar während Frau Jantzen die ganze Schar noch einmal argwöhnisch musterte.....von wegen, dass sie sich mit der ganzen Blase nicht ordentlich blamieren würde. „Mit Dick und Dalli und Paul kann das nicht gutgehen“ dachte sich Frau Jantzen. „Aber gottseidank brauch ich mir um den Ethelbert ja keine Sorgen zu machen. Der ist ja sowas von fein erzogen. Man merkt doch gleich, dass er aus einem guten Stall kommt“.

Die Gastgeberin begrüsste Frau Jantzen an der Tür. Die beiden umarmten sich und Frau Jantzen stellte der Gräfin ihre Enkelinnen sowie den Ethelbert und den im vornehmen Smoking gekleideten Doktor vor. Dick und Dalli machten einen höflichen Knicks und Ethelbert und der Doktor gaben der Gastgeberin einen höflichen Handkuss.

„Ihre Töchter sehen wirklich bezaubernd aus, Frau Jantzen. Und wissen sie... die beiden Ponys, die wir im letzen Jahr bei ihnen gekauft haben, sind wirklich wunderbar. Wir haben sie richtig ins Herz geschlossen.“ „Das sind nicht meine Töchter sondern meine Enkelinnen“ wollte Frau Jantzen eigentlich der Gräfin entgegnen... aber sie beliess es dabei. Dass die Gräfin von Brokdorff Dick und Dalli für die Töchter von Frau Jantzen hielt war ja schliesslich ein schönes Kompliment.


Im Festsaal

Die Gräfin begleitete die Ankömmlinge vom Immenhof nun hinein in den grossen, prachtvollen geschmückten Festsaal von Gut Kletcamp. Da stand eine riesige Festtafel mit kaltem Büffet, daneben zwei Diener in Livrets, zwei Serviererinnen und natürlich die ganze adlige Festversammlung. Sogar eine Musikkapelle war da um die Gäste zu unterhalten.

Die Gräfin von Brokdorff führte die Immenhöfler zu ihren Plätzen und stellte ihnen ihre Tischpartner vor. „Gestatten. Das ist der Herr Baron Pankratz von Reibach-Hallgarten... der Graf von Finkenwerder.... die Schwiegermutter der Fürstin von Thurn und Taxis... freut mich ihre Bekanntschaft zu machen.... nein wir gehören nicht zur Hohenzollernlinie.... ja wir sind Bürgerliche... jawohl wir sind Holsteinische Gutsbesitzer.. ja recht wohlhabend.... vielen Dank.“

Dalli gingen die Augen über und Ethelbert sah sich im Saal um als wäre er ein Jäger, der gerade auf Pirsch ist. Zielsicher erspähten die Ethelbert'schen Jägeraugen einige deutlich unter 20 Jahre alte weibliche Opfer adligen Geblütes und zufrieden rieb sich der Jäger die Hände. „Ethelbert guck nicht so“ meinte Dick zu ihm in etwas strengem und ermahnendem Ton. „Sowas gehört sich nicht. Man schaut die Leute nicht so and und schon gar nicht die jungen Mädchen. Und reib dir nicht die Hände wie beim Abendessen“

Doch Dick ihrerseits schaute sich ebenfalls recht neugierig im Festsaal um. Wer weiss wessen Bekanntschaft man hier machen würde? Da müssten doch etliche jüngere Gutsbesitzer, Grafen oder Rennstallbesitzer anwesend sein.... und umschauen sollte man sich schon zeitig.... als junge Dame... dachte sich Dick. „Ach der sieht nicht schlecht aus. Du wer ist denn das, Oma? Kannste den mir mal vorstellen?“


Dalli und „Onkel Pankratz“

Dalli hatte sich unterdessen neben dem Baron Pankratz von Reibach-Hallgarten niedergelassen. Der war ca. 60 Jahre alt, untersetzt, weisshaarig mit leichter Stirnglatze und leicht geröteten Backen. Der Baron sah aus wie ein richtiger Lebemann... aber wie ein richtig netter und symphatischer Lebemann.

„Ich bin die Dalli“ begann sie die Konversation. „Und du bist ein richtiger Baron?“ Der Herr Baron schien etwas erstaunt über die offene Art seiner kleinen Tischpartnerin zu sein. Dann begann er zu lächeln. „Jawohl, kleines Fräulein. Das bin ich.“ Dr. Pudlich sass direkt neben den beiden und der musste nun ebenfalls lachen. Dalli war aber auch eine komische Nudel... „die Kinna sinn heut halt so, Herr Baron.“

„Das macht doch nichts“ entgegnete dieser sichtlich amüsiert. „Magst du auch Pferde, Herr Baron?“ begann Dalli die Befragung ihres adligen Tischpartners. „Aber natürlich, kleine Dame. Ich habe sogar ein Landgut hier in Holstein und wir züchten Holsteiner“. „Au fein“ rief Dalli. „Wir züchten nämlich Ponys. Die Oma züchtet die.... und weisst du was, Herr Baron?“

Nun war Dalli nicht mehr aufzuhalten. In der nächsten Viertelstunde schilderte sie dem Herrn Baron Pankratz von Reibach-Hallgarten ausführlichst was sie auf dem Immenhof so machen würden. Ponys würden sie züchten und sie selbst würde die Ponys mit ihrer Schwester Dickie aufziehen und sich um sie kümmern. Und dass eines ihrer Ponys Ritchie heissen würde... und dann gäbe es noch Pretty Woman, Pfläumchen, Cinderella, Lottie, Catweazle, Bumerang, Julia Roberts und natürlich Google, ihr klügstes Ponys.

Und dass es jede Menge Arbeit sei aber dass die Ponys alle so mordmässig süss seien... und dass die Oma Jantzen ja manchmal mit ihr schimpfen würde wenn sie die Tür des Ponystalles nicht richtig abgeschlossen hätte und so weiter... und so heiter. Der Baron von Reibach-Hallgarten war sichtlich angetan, ebenso Dr. Paul Pudlich und die beiden Herren schienen mit ihrer kleinen völlig unbefangenen Tischpartnerin Dalli vom Immenhof jede Menge Spass zu haben.

In Wirklichkeit hiesse sie ja Brigitte und ihre Schwester hiesse Barbara .... und dass da noch ein Sommergast aus München sein.... und dass sie immer mit den Kindern aus Malente-Gremsmühlen mittags oder abends reiten würde... und so weiter.

Mittlerweilen war Frau Jantzen zum Tisch gekommen und bat den Herrn Baron von Reibach-Hallgarten um Entschuldigung. Sie könne ja nicht dauernd auf die Kinder aufpassen weil sie ja noch andere Verpflichtungen hätte. „Und ausserdem solltest du dich besser benehmen, Dalli. Man geht doch nicht einfach zu irgendwelchen Leuten an den Tisch und erzählt denen stundenlang über Ponys“.


Na dann.... „auf Brüderschaft“

„Oh das macht nichts, verehrte Dame“ entgegnete der Baron. „Ich habe wirklich jede Menge Spass mit ihrer symphatischen und offenherzigen Enkelin. Das ist doch mal was anderes als sich mit den ganzen trögen Landgrafen und Gutsbesitzern zu Tode zu langweilen...“ „Zu Tode langweilen... Hi Hi Hi...“ entgegnete Dr. Paul Pudlich lachend und beeilte sich dem Herrn Baron ein weiteres Glas besten Rieslings einzuschenken. Die beiden Herren der Schöpfung waren anscheinend schon recht gut in Stimmung gekommen und Dalli nippte unterdessen an ihrem Cola-Glas.

Frau Jantzen entfernte sich wieder um ihren diversen gesellschaftlichen und vor allen geschäftlichen Verpflichtungen nachzukommen. Dalli bot unterdessem dem Herrn Baron die Brüderschaft an. Und er solle sie doch in in Zukunft ganz einfach „Dalli“ nennen und er bräuchte auch überhaupt nicht mehr „Fräulein Voss“ zu ihr zu sagen. Der Baron wiederum bot Dalli ein freundliches „Onkel Pankratz“ anstelle des förmlichen „Herrn Barons“ an. „Au fein, Onkel Pankratz. Darauf trinken wir Brüderschaft.“

Dalli stiess ihr Cola-Glas an das Weinglas des Barons, dann klangen die Gläser von Dr. Pudlich und dem Baron und Dr. Pudlich hiess auf einmal offiziell „Paul“... dann klangen die Gläser noch einmal.... und schon hatten die drei Brüderschaft geschlossen. Und vor allem getrunken. Und das nicht zu wenig.

Dr. Paul Pudlich's herzliches Lachen mit stark rheinischem Akzent war durch den ganzen Saal zu hören und Frau Jantzen drehte sich wiedermal besorgt zu den dreien um. Der Baron bzw. „Onkel Pankratz“ begann nun ebenfalls zu erzählen. Er würde nämlich ein Gut nicht weit entfernt von hier besitzen.... nämlich in der Nähe von... „Na wie heisst das tröge Kaff denn nochmal?“.... aber vor allem sei er Weingrosshändler und Sektkellereibesitzer und sein Weingut befände sich bei Eltville am Rhein.


Von Goldfischen, Apalusas, Quarterhorses und Ponys....

Davon abgesehen sei er ein leidenschaftlicher Sammler von Goldfischen und einer der grössten Experten für Goldfischzucht in Deutschland und vermutlich auch in Europa. Und ausserdem hätten sie natürlich die Holsteinerzucht hier in Holstein. „Au klasse“ rief Dalli. „Können wir mal bei dir vorbeikommen, Onkel Pankratz? Meine Schwester Dickie und ich sind nämlich Sportreiterinnen. Dickie macht Springreiten und ich mach Spring- und Westernreiten. Und voltigieren mach ich auch mit der Dickie. Und weisst du was Westernreiten ist, Onkel Pankratz?“

Nun schilderte Dalli ausführlich was es denn mit den Apalusa-Pferden und den Quarterhorses so auf sich hätte und „Onkel Pankratz“ hörte interessiert zu. Kurz und gut... die drei hatten so eben Freundschaft geschlossen und „Onkel Pankratz“ war sich ziemlich sicher, dass er in Zukunft noch einiges von dieser kleinen Dalli und ihren Ponys, von ihrer Oma, ihrer Schwester und Paul, dem Tierarzt aus Malente, hören würde.

Unterdessen hörten Ethelbert und Dick auch etwas. Und zwar hörten sie gemeinsam der Musikkapelle zu, die die Festgäste unterhalten sollte. Die Kapelle spielte klassische Musik der eher leichten und unterhaltsamen Art. Ethelbert wippte mit den Füssen zu der Musik. Dann winkte er kurz und möglichst unauffällig den zwei ziemlich jungen Damen zu, die rechts am Tisch sassen und sich offenbar in Begleitung ihrer mit Sicherheit adligen Eltern befanden.

Dick war es etwas peinlich, dass sich Ethelbert wiedermal wie Don Juan höchst persönlich aufführte und sie teilte ihm das auch mit. „Ethelbert, du bist ein richtiger Westentaschen-Casanova. Hör auf die Mädels hier so anzugrinsen und ihnen andauernd Zeichen mit der Hand zu geben. Die Oma mag das bestimmt nicht, wenn du dich so daneben benimmst“


Darf ich um diesen Tanz bitten?

„Ach die Frau Jantzen... bei der hab ich ein Stein im Brett oder sogar einen ganzen Steinbruch. Die mag mich eben und weiss meine Vorzüge zu schätzen.“ meinte Ethelbert, der sich wieder total in den „Barry aus München“ verwandelt zu haben schien. Dann sah man die Gräfin von Brokdorff zu der Musikkapelle gehen. Kurz darauf wendete sich die Gräfin ihren Gästen zu: „Meine Damen und Herren, der Tanz ist hiermit eröffnet“. Diese Ankündigung wurde von den Gästen mit einem lauten Applaus begrüsst.

Die Musikkapelle begann nun einige bekannte Melodien zu spielen. Die ersten Tanzpaare begaben sich zur Tanzfläche und bewegten sich rhytmisch und im eher ruhigen Tanzschritt zu den schönen Schlagermelodien, welche die Kapelle spielte. Ethelbert begab sich sehr zum Unwillen von Dick zum Tisch, wo die beiden jungen Mädels sassen welchen er vorhin zugewunken hatte. Er verneigte sich höflich vor dem Mann, der anscheinend der Vater der beiden jungen Damen war. Dieser nickte und dann forderte er eines der beiden Mädels zum Tanz auf.

„Sch...kerl“ entfuhr es Dick. „Wenigstens hätte er mich zuerst auffordern sollen. Ein blöder Sack bist du, Ethelbert!“ Dieser bewegte sich wie ein gelernter Gigolo auf der Tanzfläche und tanzen konnte der Bursche in der Tat nicht schlecht. Da ging Ethelbert unmittelbar nach dem zweiten Lied auf einmal zur Kapelle hin. „Guten Tag, meine Herren. Sehr gut, sehr gut. Sie spielen wirklich hervorragend“. Die Musiker bedankten sich höflich bei Ethelbert.

„Könnten sie vielleicht einmal etwas Modernes spielen, meine Herren?“ fragte Ethelbert nun. „Vielleicht einen Techno?“ „Einen was?“ fragte der Geiger der Kapelle erstaunt. Die musikalischen Herren waren nicht mehr ganz jung, genaugenommen waren einige Mitglieder dieser Kappelle fast schon eine Rentnerband. „Techno, meine Herren. Das geht so. TAM TAMM TAMM TAMM TAMM“.


Moderne Kriegstänze

Die Musiker blickten Ethelbert ziemlich entsetzt an. „Nein junger Herr, ich glaube nicht dass wir so etwas in unserem Repertoire haben.“ „Könnt ihr vielleicht HipHop? Das geht so: TAM TAMMM TADA TADAAAA ... YOOOOOHHH!! MOZZA FACKA... YOOOOO“. Ethelbert fuchtelte mit den Händen in der Gegend rum wie so ein richtiger amerikanischer Gangsterrapper. Diesmal blickten die Musiker jedoch noch entsetzter als beim ersten Mal.

Ethelbert sah nun, dass die Herren von moderner Musik nicht viel verstanden. Zumindestens schienen sie Ethelbert's gewagte musikalische Vorschläge nicht zu mögen. „Könnten sie dann vielleicht einen Rock'n'Roll spielen, meine Herren? Vielleicht ein Stück von Ted Herold oder Peter Kraus?“ „Ja sicher. Aber ja. Aber gerne. Machen wir doch.“... diesmal waren die Musiker begeistert.

Der Geiger nahm das Mikrophon in die Hand und wandte sich an das Publikum: „Meine Damen und Herren, auf allgemeinen Wunsch werden wir jetzt einige Rock'n'Roll-Stücke spielen.“ Diese Ankündigung wurde von heftigem Applaus begleitet. Der Saxophonist stellte sich hin und begann ein Intro zu spielen. Dann stimmten Schlagzeug und Klavier mit ein.... und schon ging die Sause ab.

Die Gäste standen auf und klatschten zur Musik. Die mutigsten begaben sich auf die Tanzfläche und taten so als ob sie Rock'n'Roll tanzen konnten. „Na denen zeig ich mal wie man so was macht“ sprach Ethelbert. Da sah er Dick am Rand der Tanzfläche stehen, die ebenfalls wie die anderen rhythmisch in die Hände klatschte.

Ethelbert schnappte sich Dick und zog sie mitten auf die Tanzfläche. Darauf war Dick jedoch überhaupt nicht vorbereitet und vor allen Dingen hatte sie ja Stöckelschuhe an. Ethelbert tanzte was das Zeug hielt und Dick hatte Schwierigkeiten seinem Tempo zu folgen. Sie konnte sich ja kaum auf den Beinen halten.

„Dick, hier ist meine Hand“ rief Dalli, die nun ebenfalls am Rande der Tanzfläche stand. Sie machte sich Sorgen, dass ihre Schwester Dickie wahrscheinlich bald wegfliegen würde.... so schüttelte Ethelbert die arme Dickie in der Gegend rum. Schliesslich torkelte Dick leicht schwindlig von der Tanzfläche.

Das schien diesen Schuft von Ethelbert allerdings überhaupt nicht zu interessieren. Er schnappte sich seine nächste Tanzpartnerin und legte einen ebenso wilden Kriegstanz auf's Parkett. Die zweite Tanzpartnerin konnte seinem Tempo allerdings halbwegs folgen.

Die arme Dickie stand wie ein begossener Pudel am Rand der Tanzfläche. Dalli stellte sich neben ihre Schwester und meinte nur: „Ein saudoofer Schietkerl issa. Hoffentlich fällt er hin und macht sich die Hose kaputt. Und hoffentlich bricht er sich dann auch noch die Nase und alle drei Zehen.“ Wieso Ethelbert nur drei Zehen haben sollte war Dick zwar nicht ganz klar, aber sie war ja so traurig, dass dieser freche Bursche sie gerade so blamiert hatte.


... hätte ich auch gekonnt

Dann war der Rock'n'Roll beendet und die Kapelle kündigte an, dass man jetzt einige Walzer spielen würde „speziell für die Herrschaften unter ihnen, die bereits ein wenig über 20 sind“. Ethelbert sprang in Richtung Frau Jantzen und zog sie auf die Tanzfläche. Dann tanzten die beiden Walzer und Frau Jantzen liess sich von ihrem Kavalier bereitwillig führen. Dabei blickte sie stolz um sich so etwa frei nach dem Motto: „Seht her. Das ist der Ethelbert. Habt ihr auch so einen tollen Enkel oder Grossneffen wie ich?“

Die arme Dickie jedoch stand tieftraurig da und sagte ganz leise und gedämpft zu ihrer Schwester: „Ich muss auf die Toilette, Dalli. Ausserdem Walzer..... Walzer hätte ich auch gekonnt.“

Dalli begleitete ihre tieftraurige Schwester auf die Toilette wo sich die beiden dann etwas frisch machten. „Du Dickie“... Dalli kramte ihr Handy aus dem BH.... „wir rufen mal den Mans an. Der wollte doch die Bilder von Ethelbert und der Vogelscheuche da von der Badestelle auf seine Webseite machen.“ Dalli rief Mans an und tatsächlich... der hatte die lustigen Bilder von der Badestelle bereits auf seiner Webseite. Von wegen „Rache ist süss“... dachten sich unsere beiden Schwestern und begaben sich zurück aufs Fest.

Dick und Dalli blieben nicht lange alleine sondern wurden von den anwesenden Herren zum Tanz aufgefordert. Die beiden waren aber auch die hübschesten Mädels vom ganzen Ball. Dick tanzte einmal mit Paul Pudlich und einmal sogar mit dem Grafen von Brokdorff selbst. Dabei blickte sie Ethelbert nicht ein einziges Mal an und ignorierte ihn vollkommen. Sowas konnte der natürlich nicht verknusen.... andauernd reckte er den Hals rüber zu Dickie. Doch die tat so als wäre Ethelbert Luft für sie. Der „Onkel Pankratz“ tanzte auch einmal mit Dalli und kurz danach mit Frau Jantzen.


Ente gut... alles gut

Es war schon lange nach Mitternacht und das Fest war nun beendet. „Hmmm... war die Ente nicht gut?“ meinte Frau Jantzen. Dr. Paul Pudlich und Baron „Onkel Pankratz“ von Reibach-Hallgarten umarmten sich lachend zum Abschied und Paul versprach den Pankratz möglichst bald auf dessen Weingut in Eltville zu besuchen... und dass er überhaupt nichts lieber täte als das.

Die Immenhof-Family inklusive des leicht angeheiterten Dr. Paul Pudlich begaben sich zu Paul's Luxus-Geländekarosse, die Frau Jantzen stieg auf der Fahrerseite an und Paul nahm fröhlich singend auf dem Beifahrersitz Platz. Dick würdigte Ethelbert immer noch keines einzigen Blickes und tat so als wäre er Luft.

Dalli, die direkt neben Ethelbert sass, meinte mindestens dreimal hintereinander zu diesem: „Du bist saublöd, Ethelbert. Meine Schwester ist doch keine fliegende Untertasse. Morgen schmeiss ich dich vom Pony. Dann wirste mal sehen wie das iss, du doofer Barry aus München!“

Dr. Pudlich begann ein fröhliches Lied zu singen von irgend so einem tiefen Keller in dem er sitzen würde. Und wahrscheinlich soff er in diesem tiefen Keller in Gedanken ein grosses Weinfass aus. Frau Jantzen liess den Wagen an und ab ging es nach Hause auf den Immenhof. „Du bist wirklich doof, Ethelbert. Und morgen gibt's Bilder von dir im Internet... Hi Hi...“ meinte Dalli.


ENDE TEIL 7
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Beitrag von Ethelbert© »

Ach Kinder, war das schön

„Ach das war ein richtig schönes Fest, Kinder“ sagte nun Frau Jantzen und ihre Stimme klang sehr fröhlich und vor allem erleichtert. Es war ja schliesslich alles gut gegangen. Die Szene mit Ethelbert und Dick hatte Frau Jantzen nämlich überhaupt nicht bemerkt. „Und ihr beiden ward ja wirklich die Attraktion des Festes, Dick und Dalli“ flötete Frau Jantzen nun. Das war zwar ein ganz klein wenig übertrieben, aber Frau Jantzen's beide Enkelinnen schienen darüber keineswegs unzufrieden zu sein.

„Ihr habt ja wirklich süss ausgesehen in euren Kleidchen, Dick und Dalli. Man hat mich mehrfach gefragt wer ihr denn seid. Und da hab ich natürlich gesagt, dass ihr beide meine beiden Töchter seid.“ „Töchter?“ fragte Dalli erstaunt. „Äh nein, Enkelinnen, Dalli“ meinte Frau Jantzen.

„Und dann hat man mich gefragt, wer denn der junge Mann sei, der so toll tanzen würde und so gut aussehen würde, Kinder“. In Ethelbert's Gesicht stellte sich prompt ein selbstsicheres Lächeln ein. „Und was hast du da gesagt, Omi?“ „Ich hab gesagt, dass sei mein Neffe aus München.“ „Neffe?“ fragte Dalli wiederum erstaunt. „Äh nein, Grossneffe. Und die Ahnfrau von Schaumburg-Lippe war ja so begeistert von Ethelbert. Wenn das mein Neffe wäre... hat sie gesagt“.

„Dann würde ich ihm andauernd in den Hintern treten“ meinte Dalli von hinten, aber Frau Jantzen war so sehr in ihren eigenen Erzählungen und vor allen Dingen in den Schleswig-Holsteinischen Hochadel vertieft dass sie das überhaupt nicht richtig hörte.


Pony-Tourismus?

„Aber das wichtigste hab ich ja vergessen, Kinder. Bei uns gibt's demnächst wieder reichlich Geld in die Kasse.“ Nun erzählte Frau Jantzen, dass sie eine Menge von Ponyreit- und Pony-Treckingtouren den Leuten verscherb... also.... an den Mann bzw. an die Frau gebracht hätte. Sie hätte auch eine Reisebüroleiterin kennengelernt. „Unsere Ponytreckingtouren sind ja schliesslich das wichtigste Standbein unseres Ponysgestütes Immenhof, nicht wahr Dickie?“ Die nickte.

„Welche Ponytreckingtouren denn?“ fragte Ethelbert. Nun erzählte Frau Jantzen davon, dass Festgesellschaften oder Urlauber eine Ponykutsche mieten könnten bzw. eine begleitete Ponywagen-Wanderung durch die Holsteinische Schweiz machen könnte. „Da mach ich mit“ meinte Ethelbert. „Ich bin der geborene Reiseleiter. Und ausserdem war ich ja mal Gruppenleiter bei den Pfadfindern“

„Und Dalli führt den Leuten Westernreiten vor. Sie hat sogar eine rote Westernkluft“ entgegnete Frau Jantzen. „Nicht wahr, Dalli?“ „Und ob, Oma. So rot wie dem Ethelbert sein komisches Reitkostüm von Piqueur.“ „Hab ich schon erzählt, dass ich bin einer der besten Westernreiter von....“ wollte Ethelbert gerade sagen, als Dalli ihn laut auslachte. „Du kannst ja nicht mal richtig auf einem Kinder-Pony sitzen, Ethelbert. Mann bist du doof!“ Und schon hatte Dalli sich wieder eine von Frau Jantzen eingefangen.... oder fast denn von vorne am Steuer konnte man ja so schlecht nach hinten zielen.


Die Camper

Dann bremste der Geländewagen plötzlich und man stand vor dem Eingangstor eines Campingplatzes. „Nanu“ sagte Ethelbert. „Was machen wir denn auf diesem Campingplatz?“ „Da wohnt Paul“ meinte Frau Jantzen und Dr. Pudlich drehte sich mal kurz zu den Kiddies nach hinten um: „Jawoll Ethelbertchen, da wohn ich.“ Der Wagen fuhr hinein und hielt dann vor einem riesigen Wohnwagen. „Dat is min Home unn my Castle, Ethelbertchen“ meinte der Doktor.

Der Dr. Paul Pudlich wohnte also tatsächlich in einem Wohnwagen. „Aber wo ist denn ihre Tierpraxis, Herr Doktor?“ „Ei die iss in Malente, Ethelbertchen. Abba lewe tu ich im Wohnwage... weil dat ja so praktisch iss, Ethelbertchen. Da wohn ich ja imma da wo ich Luscht hab, Ethelbertchen. Imma woandersch.“ „Toll“ meinte Ethelbert recht spontan. „Das nenn ich Zigeunerromantik. Lebt Barbarossa etwa auch in einem Wohnwagen?“.

„Abba sicha, Ethelbertchen. Barbarossa hat och een Wohnwagen“. Ethelbert staunte nicht schlecht als er den mobilen Stall von Barbarossa erspähte, welcher in seinem vorherigen Leben wohl ein Bauwagen gewesen war. „Na sie sind ja richtig lustig, Herr Doktor. Genau wie Peter Lustig“ meinte Ethelbert noch und dann brachte man den Doktor mit gemeinsamen Kräften in seinen geräumigen Wohnwagen.

Aber was war das für ein Wohnwagen! Der war doch tatsächlich mit allem möglichen Luxus ausgestattet, den man sich so denken konnte. Fernsehen gab's, einen Kühlschrank, eine Bar, eine Ledergarnitur, Teppiche, ein grosses Bett zum Aufklappen. „Du Herr Doktor, kannste mir deinen Luxuskreuzer mal ausleihen wenn ich den Führerschein habe?“ „Na klar, Ethelbertchen. Abba dafür brauchst du een Führerschein 2 unn 1000 Mark... öhhh... Euro Miete“. „Schluck....“

„Liebste Frau Henriette, solle ma nich noch eenen zum Abschied trinke?“ meinte Dr. Paul Pudlich nun aber Frau Jantzen wehrte heftig ab. „Sie legen sich jetzt auf's Ohr, Paul. Und ich fahr mit den Kindern zurück nach Immenhof. Das war heute ja wohl mehr als genug“. Dann verliessen Frau Jantzen und die Kinder den Paul und seinen schönen grossen Wohnwagen.

„Ach Paul benimmt sich manchmal wirklich wie ein Zigeuner“ meinte Frau Jantzen noch und schon war man zurück auf Immenhof. „Den Wagen soll sich der Saufkopp morgen doch selbst abholen“ meinte Frau Jantzen resolut und schmiss die Wagentüre zu. Dick würdigte Ethelbert immer noch keines einzigen Blickes, Dalli raunte ihm zu, dass er doof sei von wegen ihre Schwester in der Gegend rumschmeissen aber die Frau Jantzen war so richtig zufrieden, dass alles gut abgelaufen sei.


Kalter Krieg

Am nächsten Tag ging die Sache zwischen Dick und Ethelbert genauso weiter wie sie gestern abend geendet hatte. Dick ignorierte Ethelbert und tat so als wäre er Luft für sie. Das gefiel dem Münchner Sommergast nun allerdings überhaupt nicht. „Du Dalli, warum ist Dickie denn so eingeschnappt?“ fragte er Dick's kleine Schwester. „Weil du Dickie gestern abend so blamiert hast, du Nasenpfeifer!“ entgnete die und ging von dannen.

Ethelbert lief Dalli hinterher. „Aber was hab ich denn schon getan? Nur ein bisschen Rock'n'Roll hab ich mit Dickie getanzt... sonst doch gar nichts.“ „Du hast sie auf der Tanzfläche rumgeschleudert als wäre sie eine Frisbee-Scheibe, Ethelbert. Und nicht mal entschuldigt hast du dich bei ihr. Weisst du was du bist, Ethelbert? Du bist doof!“ Sprach's und stiefelte in den Ponystall.

„Wenn Dick nicht richtig Rock'n'Roll tanzen kann bin ich es doch nicht Schuld....“.... sagte sich der junge Herr und das war ohne Zweifel die Ethelbertinesische Großstadt-Logik. „Aber vielleicht war ich doch ein wenig zu schnell und hier auf dem Land sind die Leute ja bekanntlich ziemlich langsam.... da habe ich wohl etwas gut zu machen“ murmelte Ethelbert. „Ha! Ich hab eine Idee wie ich es wieder gut mache“.

Ethelbert marschierte schnurstracks in den Immenhof und begab sich ins Büro von Frau Jantzen. Dort sass Angela und machte einige Bürobarbeiten. „Tag Ethelbert. Na du hast dich ja gestern vollkommen daneben benommen“ meinte Angela. „Die arme Dick“. „Ja ja“ meinte der. „Ich seh ja ein, dass ich mich... obwohl... aber....“ Angela lächelte Ethelbert an: „Du bist vielleicht ein Komiker, Ethelbert. Nichts aber obwohl.... geh und entschuldige dich bei Dick. Und kauf ihr einen Blumenstrauss und eine Schachtel Pralinen“.


Ein Pony namens Google

„Und die Schachtel Pralinen frisst Dalli dann auf.... neee.... da hab ich eine bessere Idee“ meinte Ethelbert. Er begab sich an den Computer und druckte irgendwas aus. Dann lief er hoch ins Zimmer von Dick und Dalli. Dick lag bäuchlings auf dem Bett, wippte mit den Beinen und las irgend etwas. „Ähmmm... Dickie... ähmmm... ich wollte mich bei dir entschuldigen wegen dem Fest gestern abend. Ich wusste ja nicht, dass du nicht richtig Rock'n'Roll tanzen kannst....“

Dick sah Ethelbert nicht gerade freundlich an. Unter einer Entschuldigung verstand sie ja schliesslich etwas anderes. „Dickie, kannst du mir vielleicht mal ein paar Buntstifte oder Farbe geben?“ Dick kramte irgendwo herum und schmiss Ethelbert dann Dalli's Buntstifte und ihren Wasserfarbkasten an den Kopf. Dann wandte sie sich wieder ab und las weiter. Ethelbert hob das Zeug auf und begab sich nach unten. Dann ging er zu Hannes, dem Hausangestellten und Stallknecht, und fragte ob dieser Farbe, Pinsel und all so'n Malzeug habe.

Mit all diesen Mal- und Zeichenutensilien ausgestattet begab sich Ethelbert nun raus zur Ponykoppel. Er näherte sich zielsicher dem klügsten Pony von allem: „Du Google komm mal her“. Ethelbert setzte sich direkt neben Google und streichelte den klugen Ponyhengst. Der bekam dann auch noch ein paar Mohrrüben ab, Ethelbert streichelte ihn wieder und begann dann an Google einige Verschönerungsarbeiten durchzuführen. Und klug wie Google ja nun einmal war, hielt er schön still und kaute auf den leckeren Mohrrüben herum.

„So. Und das in rot, das in blau.... so .... genauso sieht es aus.... Fertig“ .... Ethelbert hatte Google schön bunt angemalt und war richtig stolz auf sich. „Toll siehst du jetzt aus, Google. Wirklich Klasse!“ Dann nahm der den Ponyhengst am Zügel und führte in auf den Immenhof. Er ging zum Ponystall in dem Dick und Dalli gerade arbeiteten. Genau so hatte er sich das auch gedacht, da das ganze ja eine grosse Überraschung sein sollte und Dick würde sich sicherlich wieder mit ihm versöhnen.


Ethelbert's grosse Überraschung

„Überraschung. Alle mal raus kommen. Schaut mal her“ brüllte Ethelbert in den Ponystall hinein. Dick und Dalli kamen aus dem Stall gerannt. Da stand Ethelbert stolz neben dem Ponyhengst und die beiden Schwestern lasen: „GOOGLE“. „Neieieieinnnnn.......“ rief Dick entsetzt denn Ethelbert hatte dem Ponyhengst in grossen bunten Buchstaben die GOOGLE-Aufschrift auf das Fell gekleistert und zwar schön knallbunt und genauso wie man sie aus dem Internet kennt. „Wie kannst du Google bloss so versauen?“

Angela kam aus dem Haus gelaufen, denn der Schrei von Dick war nicht zu überhören gewesen. Dann schaute sie sich das arme Pony an und fing an laut zu lachen. „Nanu? Wer war denn das?“ „Der war das“ meinte Dalli und wies mit dem Zeigefinger auf den grossen Maler Ethelbert, der neben dem Ponyhengst stand und stolz und breit über das ganze Gesicht grinste: „Na sieht das nicht klasse aus? Das habe ich extra für Dickie gemacht, damit sie sich freut“.

„Ich mich freuen? Weil du den armen Google so versaut hast?“ entgegnete die. Doch Angela schien die Sache keineswegs zu missfallen: „Das muss ich der Oma zeigen.... ach wisst ihr was, Dick und Dalli. Wir lassen die Aufschrift mal drauf und waschen unseren Google heute abend dann ab. Das ist aber auch sowas von komisch. Wenn Jochen und Hein das sehen lachen die sich schief. Da muss ich die beiden doch gleich mal anrufen.“

Ethelbert war sich sicher, dass er die Sache mit Google richtig gemacht habe.... denn wenn Menschen lachen sind sie auch glücklich und man hat alles richtig gemacht. Allerdings lachte Dick überhaupt nicht. Also hatte er doch nicht alles richtig gemacht.


Au backe

Frau Jantzen kam nun ebenfalls rausgerannt und schaute sich die Bescherung an. „Wer war das?“ lautete die kurze und bündige Frage und das klang etwa so als wäre Zeus gerade vom Olymp abgestiegen um Strafgericht über die ganze Menschheit zu halten. „Der war das!“ sagte Dalli und zeigte auf Ethelbert.

Die nun folgenden Ereignisse liess Ethelbert dann später in seinem Internet-Tagebuch sprich „Weblog von Barry aus München“ aus. Die Frau Jantzen latschte nämlich schnurstracks auf Ethelbert zu und knallte dem einen, dass dieser beinahe hintenüber kippte. Dann ging sie von dannen. Ethelbert hielt sich die Wange. Dalli kugelte sich nur so vor Lachen und hüpfte auf und ab: „Ethelbert, Ethelbert. Ist schwer versehrt. Hi Hi Hi... Ha Ha Ha....“

Aber auch in Dick's Gesicht zeichnete sich so etwas ähnliches wie ein Lächeln ab, allerdings ein zugegebenermassen eher dämonisches Lächeln, fast so wie man es von dem guten alten J.R. Ewing kannte. „Na wenigstens lacht sie wieder und schaut mich wieder an“ murmelte Ethelbert, während er sich immer noch die Backe hielt. „Mann.... kann die olle Jantzen zuschlagen. Aber wenigstens hat sich die Backpfeife gelohnt.“

Dalli meinte nun, dass man Google, den bunt angemalten Ponyhengst, nun allen Freunden zeigen sollte weil das doch so komisch aussehen würde. Und fotographiert werden müsse er natürlich auch... oder man müsste doch gleich das ganze filmen. Vor allem müsste man nochmal filmen, wie Ethelbert die Backpfeife verpasst bekäme... und sie würde sich gerne freiwillig bereit erklären dem Ethelbert noch eine Backpfeife zu verpassen und sich dabei filmen zu lassen.


Vogelscheuche im Internet

Dann flüsterte Dick ihrer Schwester etwas ins Ohr und die lachte. Die beiden Schwestern liefen jauchzend davon und stürzten sich hinein ins Haus. Das hatte zumindestens aus Sicht von Ethelbert nichts gutes zu bedeuten. Irgendeinen bösartigen, gemeinen und hinterhältigen Anschlag hatten die beiden Sisters wieder vor.... und zwar auf ihn, den Ethelbert.

Ähnlich wie ein Kundschafter im Irak- oder Vietnam-Krieg oder so ähnlich bewegte sich Ethelbert in Richtung Haus zu. Das hatte er ja letztens in dem Film auf RTL2 so gesehen... dem Film da mit dem Typ da.... also diesem Steven Siegel oder Seeschwalbe oder so aber auch egal. Er ging zur Sicherheit auch noch auf den Zehen, damit ihn bloss niemand hörte und war fest entschlossen alle seine Kundschafter- und Spionage-Kenntnisse einzusetzen um die beiden Vietkong-Sisters zu enttarnen.

Aus dem Zimmer des Sisters hörte man ein höchstverdächtiges hämisches und ziemlich unverschämtes Lachen. Das war nun das Zeichen zum Angriff! Ethelbert erstürmte die feindliche Festung und hielt seine MG vor sich.... bzw. er klopfte höflich an und trat leise und höflich und sehr vorsichtig in das Zimmer der beiden Vietkong-Sisters ein.

Die lagen fast am Boden vor Lachen und Dick fingerte mit der Computermaus am Laptop herum. „Schau mal da... Hi Hi Hi Ha Ha....“ Ethelbert trat näher und erspähte etwas höchst interessantes auf dem Bildschirm des Laptops, nämlich sich selbst. Allerdings nicht in Helden- oder Playboypose sondern in Badehose begleidet und eine mit seinem Reitkostüm versehene Vogelscheuche in Empfang nehmend. Nein was war das peinlich! Da hatte doch irgend so ein Schuft oder vielleicht mehrere seinen unrühmlichen Auftritt am Redderkrug im Internet verewigt.

„Welches Drecksch... hat das verbrochen?“ brüllte er die beiden Schwestern an. „Frag mal Mans“ entgegnete Dick und die beiden liefen aus dem Zimmer. Ethelbert schaute sich die „schöne Bescherung“ noch einmal genauer an und nahm sich fest vor an Mans Rache zu nehmen. Bei irgendeiner Gelegenheit würde er diesem Burschen es schon heimzahlen..

Es war mittlerweilen Essenszeit und Frau Jantzen, Stine und Angela hatten sich wiedermal alle Mühe gegeben das ganze unreife grüne Biozeug, welches in der Küche rumlag, halbwegs verdaulich zu machen..... das dachte sich auf jeden Fall Ethelbert.. In Wirklichkeit war das Essen natürlich lecker, bekömmlich, wohlschmeckend und vor allem sehr gesund.


komme stop morgen stop nach immenhof stop

Während die Immenhöfler noch am Essen waren ertönte plötzlich ein Klingelton aus Ethelbert's superflachem, superchickem Luxus-Angeber-Handy-Smartphone von Nokisonyrola. Allerdings war das ein schrecklicher Klingelton. Irgend so ein Frosch quakte da irgend eine bekannte Melodie und Dick hielt sich entsetzt die Ohren zu.

„Iiiiiihhhh.... was hast du denn da für einen furchtbaren Klingelton auf deinem Handy, Ethelbert? Diesen Lärm hält man ja im Kopf nicht aus.“ Ethelbert nahm sein Angeber-Handy und sah, dass eine SMS gekommen war.

hallo barry stop
komme morg mit 7 uhr 30 flug stop
nich abhol stop
finde weg z immenhf alln stop
ralf stop

„Das ist eine SMS von meinem Freund Ralf, Dick und Dalli. Er kommt morgen nach Immenhof um Urlaub zu machen. So hatten wir es verabredet. Er kommt ganz alleine nach Immenhof, schreibt er und wir brauchen ihn nicht abzuholen. Freut ihr euch, dass mein Spezi uns besuchen kommt?“ Und wie.... Dick's Augen leuchteten wie der grosse Leuchtturm auf Nordstrand und Dalli schien ebenso verzückt zu sein wie sie es normalerweise bei einer Ponygeburt war.

„Warum schreibt Ralf denn immer stop in die SMS?“ fragte Dalli neugierig. „Ralf ist Hobbyfunker“ antwortete Ethelbert. „Wie? Was? Wo? Ach so.....“


F K K

Nach dem Essen beschloss Ethelbert sich erstmal hinzulegen, denn der vorangegangene Abend war ja ziemlich stressig gewesen. Danach, so gegen 14 Uhr, ging er hinaus und sattelte Cinderella. Dann ritt sich in Richtung Ponykoppel, weil dort die beiden Schwestern sich wahrscheinlich rumtreiben würden.

Die waren aber nicht da, also ritt Ethelbert weiter am Ufer des schönen Sees vorbei, dessen Name er natürlich wieder vergessen hatte. „Warum haben die Seen hier bloss so doofe Namen? Wie heisst der? Kieksee oder Tellersee? Oder Eutersee? Bei uns heisst sowas Königssee, Tegernsee oder Ammersee... wie sich das auch gehört. Warum können diese Nordlichter ihren Seen denn keine ordentlichen Namen geben?“

Er ritt am Seeufer vorbei und hinein in eine Wäldchen am Seeufer als er aufeinmal Stimmen hörte. Waren das nicht Dick und Dalli? Ethelbert ritt weiter und erspähte die beiden.... bzw. er erspähte zunächst einmal die Kleider der beiden, welche am Seeufer lagen.

Die beiden Schwestern plantschten im See. Dann sah er wie Dick sich aus dem Wasser aufstellte.... von hinten.... und dass Dick offensichtlich vergessen hatte ihren Bikini oder Badeanzug anzuziehen. Wie angenehm... äh nein... wie unangenehm und peinlich die beiden in einer solchen Situation zu erwischen.

„Da kiekt Ethelbert. Hau ab, du Spanner!“ schrie Dalli plötzlich in Richtung Seeufer und Dick liess sich instinktiv wieder ins Wasser fallen. „Ist nacktbaden hier überhaupt erlaubt?“ rief Ethelbert zu den beiden Schwestern hinüber, die sich tief im Wasser niedergekauert hatten. „Ausserdem gibt's das bei uns im Englischen Garten jeden Tag“ rief Ethelbert. „Und ein Spanner bin ich erst recht nicht weil ich ja rein zufällig hier vorbeigeritten bin“... aber Ethelbert wagte trotzdem noch einen Blick nach hinten während er von dannen ritt.


Das geniale Marketing-Genie

„Na das sind ja schöne Aussichten“ murmelte Ethelbert nachdem er mit Cinderella wieder auf dem Immenhof angekommen war. „Einfach nacktbaden.... wo es doch soviele Spanner gibt....“ Er beschloss Cinderella zu tränken und mit Futter zu versorgen. Schliesslich hatte sie ihn ja heute nicht abgeworfen und manchmal war sie sogar dorthin getrabt sei wo er auch hinwollte

Unterdessen lief Ethelbert's Gehirn auf Hochtouren. „Wie kann ich Frau Jantzen nunr wieder gütig stimmen? Von wegen der Ohrfeige von heute morgen.“ Nachdem Dick und Dalli zurückgekehrt waren und Dalli zu Ethelbert meinte, dass er ein richtiger Spanner und ein ziemlicher Sch...kerl sei, hatte Ethelbert endlich den entscheidenden Geistesblitz.

Die Frau Jantzen sei ja so eine tolle und fleissige Geschäftsfrau.... „du Dalli, eure Oma will doch mit Sicherheit viel Geld verdienen?“ „Die denkt an nichts anderes“ meinte Dalli und Ethelbert lief so schnell er konnte in Richtung Büro. Dort sass tatsächlich die Frau Jantzen zusammen mit Angela und war gerade am Telefonieren.

„Du Angela, ich hab eine geniale Idee“ flüsterte Ethelbert dieser ins Ohr. „Die ist sowas von genial dass wir alle davon steinrich werden können. Jede Menge Geld werden wir verdienen... weist du wie... nämlich <flüster> <flüster>. „Das will ich auch hören“ meinte nun Frau Jantzen, die in der Zwischenzeit den Hörer wieder aufgelegt hatte.


Das super-geniale Marketing-Genie

„Also Om... also Frau Jantzen das ist so. Den Google habe ich ja nur deswegen so bunt angemalt weil er ja als Werbeträger dienen soll. Ponys als Werbeträger sind die allerneueste Masche. Das habe ich mir heute morgen im Bad so ausgedacht. Wir werden steinreich. Die anderen Ponys werden wir in den ALDI-Farben anmalen oder wir malen ihnen das BMW-Logo auf das Fell. Ist das nicht grossartig?“

Angela konnte das Lachen kaum unterdrücken und Frau Jantzen schaute den Ethelbert ziemlich von der Seite an was soviel heissen sollte wie „Willst du Knabe mich erfahrene Geschäftsfrau etwa auf den Arm nehmen?“ „Du Oma, die Idee ist doch eigentlich gar nicht mal schlecht“ sagte Angela nun. „Wir könnten doch die Ponywagen für unsere Treckingtouren mit Werbepostern bekleben. Das Autohaus Friesemeyer wäre mit Sicherheit an sowas interessiert“.

Frau Jantzen sah Angela und Ethelbert nachdenklich durch ihre grosse schwarze Hornbrille an, die sie zum Lesen brauchte, und nickte dann mit dem Kopf. „Das ist wirklich keine schlechte Idee. Darüber werde ich mal nachdenken. Oder ruf doch mal Jochen an. Der hat doch ständig zündende Ideen wie man unser Geschäft in Schwung bringen kann“. Das liess sich Angela allerdings nicht zweimal sagen.


Das super-super-geniale Marketing-Genie

Ethelbert schien ziemlich begeistert zu sein, am meisten natürlich über sich selbst. Da hatte er doch mal wieder eine geniale Idee gehabt und die olle Jantzen sollte sich doch eigentlich entschuldigen, dass sie ihm von wegen seiner genialen Marketingidee eine gescheuert hatte.

Aber damit beliess er es nicht und rannte flugs hinaus zu Dick und Dalli: „Hört mal zu, ihr zwei. Nacktbaden ist hier am See allerstrengstens verboten. Ich hab mich erkundigt und könnte euch bei eurer Oma verpfeifen. Das tut ich aber nicht. Stattdessen habe ich eine absolut geniale Idee wie wir alle mordsmässig Kohle mit den Ponys und dem Immenhof verdienen können. Kommt mal her.... also wir sollten .....<flüster> <flüster>“

„Nach Lübeck?“ kreischte Dalli begeistert. „Au klasse, das machen wir!“ „Aber erste nächste Woche“ meinte Ethelbert. „Sowas will generalstabsmässig organisiert und geplant sein und muss von langer Hand vorbereitet werden. Dafür braucht man natürlich einen ziemlich klugen Kopf, der das alles in die Hand nimmt.“

„Machen wir, Ethelbert“ meinte Dick. „Ich ruf sofort Jochen an“.


ENDE TEIL 8
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Die Cowgirls vom Immenhof

„Und ich ruf Mans an“ entgegnete Dalli. „Wir wollten doch heute noch mit den Ponys trainieren und Buffalo Bill muss auch etwas bewegt werden.“ „Wer ist denn Buffalo Bill?“ wollte Ethelbert wissen doch Dick und Dalli waren wiedermal verschwunden. Die eine im Haus und die andere im Stall.

„Also irgendwie habe ich den Eindruck, dass die zwei mich andauernd ignorieren“ fluchte Ethelbert nun vor sich her. „Jetzt sind die beiden schon wieder verschwunden und haben mich nicht mal gefragt ob ich mitmachen will. Ausserdem weiss ich gar nicht um was es eigentlich geht.“ Ethelbert trat nach einem armen unschuldigen Kieselsteinchen, welches friedlich und nichtsahnend auf dem Boden des Immenhof-Hofes lag und an dem Ethelbert nun seine schlechte Laune ausliess. Der Kieselstein flog mindestens 2 m weit.

„Die wollen mich anscheinend von ihrem Gemeinschaftsleben ausschliessen“ fluchte der Münchener Sommergast weiter und diesmal musste ein armer unschuldiger Grashalm dafür büssen, dass Ethelbert sich anscheinend von den beiden Schwestern missachtet fühlte. „Also so geht das ja nicht. Ich bin ja schliesslich auch ein Mensch. Himmelkreuz....“

Dalli kam wieder aus dem Haus und trug zu Ethelbert's grossem Erstaunen eine rote Cowboy-Garnitur mit langen schwarzen Fransen. Einen Cowboy-Hut trug sie ebenfalls sowie einen schwarzen Schal um den Hals. „Häh?“ ertönte es auch Richtung des Münchener Sommergastes. „Häh? Weil I oa bayrisches Kaugirl bin.... Ho Ho Ho.....“ ... Ethelbert schien sich nicht einzukriegen.“ Das Lachen wird dir gleich vergehen“ meinte Dalli schnippisch.

In diesem Augenblick näherte sich ein motorisiertes Zweirad aus Richtung Immenhof-Tor und knatterte auf die beiden zu. Die anschliessende Vollbremsung kurz vor Ethelbert und Dalli ging gerade nochmal gut und ein behelmter junger Kerl stieg von seinem tollen Bike herunter. Es war Mans. Der schaute kurz zu Dalli und meinte nur: „Was macht denn der Schietkerl hier? Ich dachte der sei schon zurück nach München“. Nach Ethelbert's Gesicht zu schliessen schien dieser gleich Gift und Galle spucken zu wollen.


American Quarterhorse

„Ihr könnt euch nachher verhauen, Mans und Ethelbert“ meinte Dalli höchst weise. „Jetzt wird erstmal mit den Pferden trainiert.“ Das schien keine schlechte Idee zu sein, vor allem nicht bei diesen tropischen Temperaturen und davon abgesehen hatte Ethelbert sowieso die Hosen voll von wegen mit Mans mal kurz eine Schlägerei veranstalten und ausserdem: „Mit diesem Landvolk klopp ich mich eh nicht. Das wäre ja auch total unter meiner Würde“

Kurz darauf kam Dick wieder aus dem Stall und führte ein ziemlich grosses Pony an einer sehr langen Leine heraus. Auf jeden Fall dachte dies der vollkommen pferdeunkundige Sommergast Ethelbert. Dick begab sich in die Mitte des Hofes. Dann bestieg Dalli das „Pony“ und begann um Dick im Kreis herumzureiten. Die hielt das Pony an der Leine. „Sowas nennt man Voltigieren“ meinte Mans zu Ethelbert. „Aber davon hast du wahrscheinlich noch nie etwas gehört“.

„Spring drauf, Mans“ rief Dalli und der lief prompt hinter diesem etwas zu gross geratenenen Pony hinterher. Dann sprang er von hinten auf den Sattel zu Dalli und die beiden begannen nun ziemlich seltsame Akrobatikübungen zu machen. „Boooaaahhh...“ entfuhr es dem Ethelbert spontan. Dalli stellte sich nämlich auf den Sattel und stand doch tatsächlich freihändig auf dem Sattel während das etwas zu grosse Pony weiter im Kreis lief. Dann setzte sie sich auf Mans' Schultern und ritt freihändig weiter. „Donnerwetter!“

Das ging so einige Minuten und Ethelbert war anscheinend sehr beindruckt: „Boooaaaahh. Das ist ja direkt zirkusreif. Was'n das für ein Pony, Dickie?“ „Das ist kein Pony, Ethelbert. Das ist ein American Quarterhorse“. „Ein American was?“ „Der heisst Buffalo Bill.Und jetzt werden wir mal Westernreiten üben.“ Dick liess die Leine los. Mans sprang ab und Dalli ritt ziemlich flott und in grossem Bogen um den Hof herum.


Westernreiten

„Komm mal, her Ethelbert!“ Dick stellte sich in eine Sandkaule und bat Ethelbert zu sich. „Stell dich direkt neben mich und bleib stehen, egal was passiert. Wenn du wegläufst bist du ein Feigling.“ Da Ethelbert natürlich kein Feigling sein wollte stellte er sich direkt neben Dick. Nun kam Dalli auf diesem seltsamen Quarterhorse in vollem Galopp angebraust, direkt auf die beiden zu.

„Hilfe! Bist du irre?“ schrie Ethelbert entsetzt und rettete sich mit einem Sprung zur Seite. Doch Dick blieb einfach stehen. „Mein Gott... Dick bist du wahnsinn........“ Dalli zog die Zügel und was jetzt geschah war wirklich sehenswert wenn nicht sogar sensationell. Denn das Pferd legte eine Art Vollbremsung aus vollem Galopp hin, rutschte noch einige Meter auf den Hufen weiter und hielt nur wenige Zentimeter von Dick entfernt an.

„Boooaaahhh. Glaub ich nicht. Das will ich auch mal probieren. Mann kannst du gut reiten, Dalli. Das ist ja unglaublich. Das ist ja direkt zirkusreif“... diesmal war der Münchener Sommergast wirklich begeistert und sparte auch nicht mit Lob. „Ethelbert, dass du zur Abwechslung auch mal andere Leute lobst kennt man ja gar nicht von dir“ meinte Dick..

Und Ethelbert war ja sowas von begeistert.... „Kommt mal her, Leute. Also wir vergessen mal unsere Streitereien, Mans und Dalli. Aus eurer Performance sollte man eine Zirkusnummer machen“. „Aus unserer was?“ meinte Dalli erstaunt. „Aus eurer Performance. Damit könnt ihr im Zirkus auftreten.“ „Aber Ethelbert, wir haben doch bereits einen Zirkus“ meinte Dick. „Das ist unser Immenhof-Scheunenzirkus und der findet regelmässig hier auf Immenhof statt. Also regelmässig wenn wir Lust haben.“


Ich bin der Herr Direktor

Also gab es hier doch tatsächlich einen Immenhof-Scheunenzirkus... nicht zu glauben. „Und ich bin der Herr Direktor“ meinte Dalli zu Ethelbert. „Nein der Direktor bin natürlich ich“ wehrte Ethelbert die Dalli sofort ab. „Und ausserdem bin ich euer Manager. Wir werden das ganze hier ganz gross aufziehen. Ich werde das hier alles organisatorisch in die Hand nehmen und meine Beziehungen in München spielen lassen. Aus dem Immenhof mach ich ein Freizeitzentrum.“

„Was für ein Freizeitzentrum denn, Ethelbert?“ fragte Dick verwundert. Ethelbert tippte sich mit dem Zeigefinger an die Unterlippe, überlegte ca. 2 bis 10 Sekunden und meinte dann: „Wir werden sowas ähnliches wie Neverland aus dem Immenhof machen. Jawohl das machen wir! Wir werden die Neverland-Ranch von Michael Jackson hier in der Holsteinischen Schweiz nachbauen. Vielleicht kauft Michael Jackson dann sogar den Immenhof.“

„Oh nein... bloss das nicht.... der hätte uns gerade noch hier gefehlt“... heulte Dalli entsetzt auf. „Bloss nicht dieses tanzende ET-Monster“. „Was macht ihr denn in eurem Immenhof-Scheunenenzirkus? Der Name gefällt mir nicht. Da muss ein anderer Name her. Wie wäre es denn mit.... ähmmm.... Cirque de Soleil.... ach nein den gibt es ja schon.... ähmmm.. Rider-Circus-Showroom oder so...“ ... der neue Zirkusdirektor war heftig am überlegen und bereits heftig am organisieren.


Immenhof-Eventmanager? Au backe...

„Weisste was, Ethelbert?“ meinte Dick nun. „Morgen haben wir Zirkusprobe. Das ist aber kein richtiger Zirkus. Wir reiten in der Scheune auf und ab und machen Kunststücke. Und Mans rappt. Und manchmal spielt eine Rockgruppe oder eine Death-Metall-Band. Das nennen wir dann den Immenhof-Scheunenzirkus. Und die Lokalredaktion der Lübecker Zeitung war auch mal hier und hat uns fotographiert. Das haben die dann genannt „Wie Jugendliche in Malente ihre Freizeit gestalten.“

„Ja um Pressse und Fernsehen werde ich mich als Zirkusdirektor... nein warte mal... Zirkusdirektor klingt doch nicht gut.... also als Immenhof-Eventmanager dann kümmern“ meinte Ethelbert im Brustton der Überzeugung. Der zukünftige Immenhof-Eventmanager und Gutsverwalter schien sich seiner Sache recht sicher zu sein. Dick runzelte die Stirn nur, zuckte mit den Schultern und das sollte wohl heissen: „Manchmal spinnt der Typ wirklich. Aber so ganz unsymphatisch scheint er trotzdem nicht zu sein“.

„Wie wäre es denn wir nochmal um den See reiten?“ schlug Mans vor und dieser Vorschlag wurde mit grosser Begeisterung aufgenommen. Es war schon spät als die vier wieder zurückkamen. Sie hatten keine Waldlichtung, keine Uferböschung, keine Kiesgrube und keinen Bahndamm ausgelassen. Mans und Ethelbert hatten sich sogar angefreundet oder zumindestens taten die beiden so um Dick und Dalli nicht allzusehr auf die Palme zu bringen.

Von wegen „Wenn du nochmal Schietkerl zu Ethelbert sagst, hau ich dir eins auf die Fresse, Mans! Das kannste mir aber glauben so wahr ich nämlich Brigitte heisse...“


Ralf kommt

Am nächsten Morgen bekam Ethelbert in aller Frühe einen Anruf auf seinen Handy. „Ja ... gähnn... wer ist denn dran?... Gähnnn....“ „Hallo Barry, hier ist Ralf. Ich bin in Hamburg. Kommst du mich abholen?“ Es war Ralf Schüller, der Münchener Kumpel von Ethelbert. Ralf teilte Ethelbert nun mit, dass sie sich doch in Eutin treffen sollten. Ein Auto würde ihn vom Hamburger Flughafen dorthin mitnehmen.

„Na klar, Ralf“ schrie Ethelbert begeistert in sein Handy hinein. „In einer Stunde... sagen wir am Eutiner Schloss?“.... und schon war es abgemacht. Ethelbert stürmte nach unten in die Küche wo Angela bereits in aller Frühe am wirken war. Sie hatte nämlich noch ihren Verlobten Jochen, dessen Freund, Saufkumpel und Stallknecht Hein Daddel sowie den Rest der ganzen Blase zu verköstigen.

„Du Angela, du hast doch einen Motorroller? Kannst du mir den leihen? Mein Kumpel Ralf aus München kommt auf den Immenhof um hier Urlaub zu machen. Ich soll ihn in Eutin abholen.“ Angela willigte ein, allerdings nur weil Ethelbert damit drohte den Ralf mit einer Ponykutsche abholen zu wollen. „Du mit einer Ponykutsche? Um Himmels willen.... frag doch Dick oder Dalli ob sie dich begleiten.“ „Aber nein, Angela. Das soll doch eine Überraschung für die beiden sein. Die wissen doch noch gar nicht, dass mein Kumpel Ralf heute schon kommt“.

Einige Minuten später sass Ethelbert auf Angela's Motorroller und brauste davon. Angela schaute recht skeptisch dem bedenklich wackelnden Motorroller hinterher und fragte sich ob es nicht doch besser gewesen wäre den Ethelbert mit ihrem Auto nach Eutin zu fahren. Aber sie hatte ja heute morgen keine Zeit dafür, weil doch noch soviel auf Immenhof sowie im Reiterparadies Dodau zu tun war.

Ethelbert brauste mit Angela's 125er Vespa durch die Holsteinische Schweiz und weil er so gut drauf war winkte er jedem Fussgänger und jedem Radfahrer, einem Schäfer, zwei Landstreichern und sogar einem Polizeiauto zu. Das Polizeiauto hielt kurz an und Ethelbert schluckte zunächst mal heftig, denn einen Führerschein.... also.... wie sollte man das den Polizisten wohl erklären? Aber dann entschlossen sich die Polizisten doch weiterzufahren und Ethelbert atmete erleichtert durch, drehte am Gasgriff und fuhr weiter.


Ein Schloss steht in Eutin.... aber wo?

Angela's Vespa summte leise vor sich hin und Ethelbert gab es schliesslich entnervt auf schneller als 55 km/h fahren zu wollen. Das gab die Kiste wohl nicht her. Schliesslich kam er nach Eutin, allerdings erst nachdem er zweimal nach dem Weg gefragt hatte und darauf aufmerksam gemacht wurde, dass er sich schon längst in Eutin befände und gerade im Begriff sei wieder aus Eutin herauszufahren. „Bei der Beschilderung ist das ja auch kein Wunder... typisch Land eben“.

Ethelbert wendete den Motorroller auf der Stelle und baute sich selbst mit unterhaltsamen und anregenden Selbstgesprächen auf von wegen „Wo soll denn in diesem Eutiner Bauernkaff ein Schloss sein? Ach so... das ist wohl dieser weisse Kasten auf dem Hügel. Also die haben mit Sicherheit noch nie ein richtiges Schloss gesehen. Diese komische Mietskaserne mit den Türmen kann doch nicht mit Neuschwanstein oder Hohenschwangau konkurrieren“

Gerade befand sich die Vespa in der Auffahrt Richtung Schloss als ein lautes „Hieeerrr bin ich, Barry. Juhhuuuu!!!“ ertönte. Ralf stand am Strassenrand, neben ihm jede Menge Koffer, Taschen und Tüten und er rief so laut er konnte nach seinem Kumpel Ethelbert, der auf der Vespa angebraust kam.

„Na, du alter Tütenkleber?“... Ralf schlug seinem Spezi mal ordentlich auf die Schultern. „Wo sind denn die beiden Schwestern? Mann ist das schön hier... ich war vor 5 Minuten gerade unten am Seeufer. Hier lässt es sich wirklich aushalten.“ Ethelbert bockte die Vespa auf und nahm zuerst einmal organisatorisch alles in die Hände, denn der Transport von Ralf und seinem ganzen Hausrat bzw. Gepäck könnte sich als schwierig herausstellen.

„Ähmmm.... also das machen wir so....“ Zuerst wurde ein Koffer vorne an der Lenkstange der Vespa angebunden. Einen weiteren Koffer stellte Ethelbert dann direkt hinter seine Beine, Ralf klemmte sich hinter Ethelbert und bekam einen weiteren Koffer und zwei Tüten in die Hand.... und los ging es. Die Vespa kam nur noch mit Müh und Not vom Fleck, so beladen war sie. Und eigentlich wäre ein Möbelwagen viel besser gewesen als Angela's kleiner hellroter Vespa-Motorroller.

„But who cares?“ rief Ethelbert laut nach hinten zu seinem Spezi Ralf Schüller. Das war englisch und sollte soviel heissen wie: „Wer hat heute Kehrdienst?“ oder so ähnlich. Die bedenklich wackelnde Vespa brummte durch Eutin und die Fussgänger schauten ähnlich verwundert als hätte sich ein Festumzugswagen vom grossen Mainzer Karneval rein zufällig nach Eutin verirrt. Fehlte nur noch, dass Ralf und Ethelbert jetzt mit Karamellen um sich schmeissen würden...


Im Urwald

„Du Ralf, ich kenn da eine tolle Abkürzung“ rief Ethelbert nach hinten während die vollbeladene Vespa durch die Holsteinische Schweiz wackelte. „Wir fahren durch den Dodauer Forst und damit sparen wir garantiert 5 Kilometer. Hier kenne ich mich aus wie in meiner eigenen Westentasche.“ In der nächsten halben Stunde versuchten Ralf und Ethelbert verzweifelt wieder den Weg raus aus dem Dodauer Forst zu finden. „Du Ethelbert, hier gibt's ja toll viele Bäume... du hast doch gesagt, dass du den Weg genau kennst?“

Ralf nahm eine Landkarte heraus, breitete sie aus und schüttelte verzweifelt den Kopf. „Du Barry, ich glaub wir werden hier niemals rauskommen. Das ist ja wie im Amazonas-Urwald.“ Ethelbert startete die Vespa und da nichts geschah war davon auszugehen, dass der Tank der Vespa leer sei. „Das macht überhaupt nichts, Ralf. Es sind höchstens noch ein paar Minuten zum Immenhof“. Und wie es sich im weiteren Verlaufe des Morgens herausstellte waren es tatsächlich nur ein paar Minuten gewesen und zwar höchstens 60 bis 80 Minuten.

Aber immerhin war man jetzt endlich am Immenhof angelangt. Vor dem Torhaus hielten die beiden kurz an, atmeten heftig durch und rieben sich die Hände. „Hier ist also dein Ferienparadies, Barry? Cool! Wo sind denn die beiden Schwestern?“ „Also du hast wohl nur die Weiber im Kopf?“ meinte Ethelbert zu seinem Spezi Ralf. „Schäm dich!“ „Nein ich schäm mich nicht“ entgegnete dieser und die beiden drückten die vollbeladene Vespa auf den Hof, direkt vor das Haus.


Ankunft im Paradies

„Huhuuuu.... Hallo... HALLLOOO.... Huhuuuu.... <hup> <hup>“... die Ankunft der beiden Helden blieb nicht lange unentdeckt. Dalli kam aus dem Stall gestürzt und Dick mit einer Küchenschürze bewaffnet aus dem Haus. „Überraschung, Dick und Dalli. Schaut mal wen ich mitgebracht. Einen weiteren Sommergast“ rief Ethelbert im Überschwang seiner Gefühle und sichtlich erleichtert angesichts der Tatsache, dass man die schwerbeladene Vespa endlich zum Immenhof zurückgebracht hatte.

Die beiden Schwestern liefen in Richtung Vespa bzw. der beiden Ankömmlinge. Dalli stürzte sich zunächst einmal auf Ralf, umarmte den kurz und heftig und verpasste ihm einen Begrüssungskuss auf die linke Backe. „Au fein, also...“ sprach Ralf und das klang sehr überrascht und vor allen recht angenehm überrascht. Dann kam Dick auf ihn zu und reichte ihm die Hand: „Herzlich willkommen auf Immenhof, Herr.... ähmm....“ „Schüller. Gestatten, gnädiges Fräulein. Ralf Schüller ist mein Name“.

„Gnädiges Fräulein.... <lach>.... <grins>“ ertönte es aus Dalli's Ecke und Ethelbert brüllte weiter: „Juhuu... Hallo.... hier sind wir...“ denn schliesslich sollte das ganze Immenhof-Personal die Neuankunft seines Spezi's Ralf Schüller mitfeiern. Da kam aber keiner. Anscheinend hatten die noch andere Dinge zu tun bzw. waren am heutigen Festtag überhaupt nicht anwesend.

Ralf und Ethelbert begannen damit die Koffer und Tüten abzuladen. „Du.... die Vespa sollten wir nachher aber noch sauber machen. Die ist ja voller Walddreck“. Dalli stand mit ihrer Schwester Dick daneben und Dalli raunte Dick etwas ins Ohr: „Mann ist der süss, Dickie. Findste nicht?“ Offenbar fand ihre Schwester das auch obwohl sie gar nicht antwortete. Aber da Dalli ja über telepathische Kräfte verfügte und Gedankenlesen konnte, zumindestens die ihrer eigenen Schwester, war das auch überhaupt nicht notwendig.


Das hat Ethelbert wirklich gesagt?

Ethelbert trug nun die Koffer von Ralf in das Haus: „Du wirst direkt neben mir einquartiert, Ralf. Das habe ich so beschlossen. Die Kammer ist gross genug für dich.“ Doch Ralf schien zunächst einmal an anderen Dingen interessiert zu sein. Er schaute sich um und dass es ihm hier auf dem Immenhof sehr gut gefiele konnte jeder erkennen. Das Torhaus, das Haupthaus, der grosse Stall, der grosse Hof, der Blick auf den See... Ralf schien wirklich begeistert zu sein und lächelte über das ganze Gesicht.

Dann ging er auf die beiden Schwestern zu. „Ihr lebt hier ja wirklich wie im Paradies... ähmmm.... wer ist jetzt Dick und wer ist Dalli?“ „Ich bin die Dalli“ sprach die und machte sogar eine Art Knicks und Dick tat das gleiche, allerdings ohne Knicks. „Ethelbert hat mir ja soviel von euch erzählt... oder besser gesagt am Telefon vorgeschwärmt... von eurem tollen Hof, den Pferden und dass ihr beide ganz Klasse Kumpels seid und dass man mit euch sogar Ponys stehlen könne. „Ponys stehlen...?“... Dalli kicherte ein wenig albern, ungefähr so wie eine Dreizehnjährige... allerdings war sie ja auch erst 13½ Jahre alt.

„Ja ja.... er hat mir ja soviel von euch beiden erzählt und vorgeschwärmt. Wie nett ihr seid und wie freundlich. Und dass ihr euch niemals streiten würdet und.... „Das hat Ethelbert wirklich gesagt?“ meinte Dick ebenso erstaunt wie ungläubig.


Das hat der bestimmt nicht gesagt!

„Ralf komm rein“ ertönte es nun aus Richtung Haustür und Ethelbert steckte seinen Kopf aus der Tür. „Los komm, Ralf. Wir bringen die Sachen auf dein Zimmer.“ „Du Dickie, das hat Ethelbert bestimmt nicht gesagt.“ Die beiden Schwestern begleiteten Ralf ins Haus. „So Ralf. Du wirst in der Kammer direkt neben mir wohnen.“

Die drei trugen Ralf's Gepäck nach oben und Ethelbert öffnete dann eine Tür, die sich direkt neben seinem hochherrschaftlichen Immenhof-Luxusappartment mit Dusche und Seeblick befand. „So schau mal, Ralf. Hier wohnst du. Ist es nicht hübsch hier?“ Ralf blickte in das „Zimmer“ hinein. Dieses „Zimmer“ war höchstens 2 mal 3 Meter gross, dunkel und hatte keine Möbel.

„Iiiih was? Spinnste denn Ethelbert? Du kannst deinen Freund doch nicht in der Abstellkammer unterbringen“... Dick war sichtlich entsetzt. „Ethelbert... Mann bist du denn doof?“ feixte Dalli diesen an. „Der Ralf kann doch nicht in diesem Loch wohnen! Das ist doch dein bester Freund. Du bist wirklich ganz schön doof, Ethelbert.“ Na das fing ja gut an aber glücklicherweise....

... rief es nun von unten „Hallo“ und das war unverkennbar die Stimme von Frau Jantzen. Die drei liefen nach unten und begrüssten die Frau Jantzen. „Das ist mein Freund Ralf aus München, Frau Jantzen. Er will hier gemeinsam mit mir seine Ferien verbringen. Die finanzielle Seite regele ich schon und Ralf wird auch fleissig im Pferdestall und auf der Koppel mithelfen“. Ralf blickte seinen Spezi Ethelbert mit leicht gerunzelter Stirn kurz von der Seite an... und dann gab er Frau Jantzen lächelnd die Hand.

„Sehr angenehm, Frau Jantzen. Es freut mich ihre Bekanntschaft zu machen. Mein Name ist Ralf Schüller“. Dass Ralf auch Dick und Dalli's Oma gut gefiel war in ihrem Gesicht abzulesen. „Freut mich ebenfalls, Herr Schüller. Sie kennen meine beiden Enkelinnen schon? Hat man ihnen schon den Immenhof gezeigt?“ „Äh ja“ entgegnete Ralf. „Sie haben es hier wirklich sehr schön. Und Ethelbert hat mir bereits ein wunderhübsches Zimmer zugewiesen....“


Ralf, die Abstellkammer und „schöner wohnen auf Immenhof“

„Na dann kommen sie mal mit nach oben“ meinte Frau Jantzen und die vier begaben sich in den ersten Stock, wo die Schwestern, Ethelbert und auch Ralf in den nächsten Wochen hausen würden. „Du Oma, der will Ralf in der Abstellkammer unterbringen“ raunte Dalli ihrer Oma zu. „Was?“ meinte die ziemlich erstaunt. „Ralf wohnt hier direkt neben mir“ meinte Ethelbert stolz und öffnete die Abstellkammer.

„Aber Ethelbert!“ schrie Frau Jantzen entsetzt auf. „Das muss ja wohl ein Scherz sein. Kommen sie mal mit, Herr Schüller.“ Sie ging auf die andere Seite des Flurs und öffnete eine Tür. Dahinter verbarg sich ein sehr hübsches, wenn auch nicht riesengrosses Zimmer. Ralf steckte seinen Kopf durch die Tür und schien sehr zufrieden zu sein: „Oh vielen Dank. Frau Jantzen. Das kann ich ja fast nicht annehmen.“

„Unsere Gäste wohnen doch nicht in der Abstellkammer, Ethelbert“ sagte nun Frau Jantzen und wendete sich in Richtung Ethelbert. „Also sowas. Bei uns gilt immer noch schöner wohnen auf Immenhof, nicht wahr Ethelbert? Und nicht wahr Dick und Dalli?“ „Ach übrigens... Herr Schüller, meine beiden Enkelinnen wohnen im Zimmer im gegenüberliegenden Gang. Und sie wissen ja was sich
gehört. Wir sind hier ein anständiges Haus.“. „Aber selbstverständlich, Frau Jantzen“ antwortete Ralf höflich.

„Hi Hi“ gickelte Dalli heimlich als sie glaubte, dass ihre Oma sie nicht sehen würde. „Die zwei wohnen auf dem gleichen Stock wie wir. Weisste was, Dickie....“ Frau Jantzen hielt kurz an und überlegte eine kurze Weile. „Kommt mal her, Dick und Dalli. Nach dem Mittagessen räumt ihr euer Zimmer aus und zieht zu mir nach unten in den ersten Stock. Ihr wohnt im Zimmer direkt neben mir!“


Leider Pech gehabt

Diese Anordnung von Frau Jantzen war eindeutig und da konnte es natürlich auch keinerlei Einspruch und Protest geben... das war den beiden Schwestern klar. Und auch den beiden jungen Herren war es natürlich ebenfalls vollkommen klar.

„So'n Mist aber auch....“ raunte Ethelbert seinem Kumpel Ralf Schüller zu als sie wieder nach unten gingen. „Jetzt wohnen die zwei Sisters direkt unten neben der ollen Jantzen. Dann können wir ja überhaupt keine Feten mit ihnen machen“. Aber irgendwie schien Ralf das alles nicht so sonderlich zu interessieren. Er schien eigentlich eher Augen für Dickie zu haben und die.... tat so als wäre ihr dieser Typ aus München vollkommen egal. Aber bekanntlich...


ENDE TEIL 9
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Beitrag von Ethelbert© »

Oma's gehören verboten!

... liegen die Dinge meistens anders als man denkt. Ralf und Ethelbert verliessen das Haus um Angela's Vespa zu reinigen. „Das ist ein feiner junger Mann“ sagte Frau Jantzen und klatschte die Hände laut zusammen. „Jetzt sind wir für ein paar Wochen mal kein Nur-Frauen-Haushalt, Dick und Dalli. Ist das nicht schön, ihr zwei?“

„Und warum sollen wir unten schlafen, Oma? Muss das wirklich sein? Uns gefällt es oben doch so gut“. Dick war mit Oma's Entscheidung sichtlich unzufrieden. „Dass es dir oben gut gefällt glaube ich dir, Dickie. Mit zwei jungen gutaussehenden Männern würde es mir auch gut gefallen, mein Herzchen. Eure olle Oma war ja auch mal jung. Das ist zwar schon ziemlich lange her aber ich erinnere mich noch recht heftig. Ach was wir damals alles angestellt haben... aber wir waren immer brav und züchtig geblieben.“

„Wir sind auch brav und züchtig“ sagte Dalli nun. „Und ausserdem passen in das Zimmer neben dir höchstens 2 Betten rein und nich mal ein doofer Kleiderschrank, Oma“. „Dann schlaft ihr eben unten und tagsüber könnt ihr euch meinetwegen oben aufhalten“ meinte Frau Jantzen und ging in die Küche. Damit war das Thema offiziell beendet. „Oma's sollte man verbieten. Komm Dickie“ meinte Dalli nun und begab sich mit ihrer Schwester nach draussen.

„Jetzt sind wir Flüchtlinge, Dickie. Wir müssen unsere Heimat verlassen und in die Fremde ziehen“. Das hatte Dalli wahrscheinlich aus irgendeinem Film aufgeschnappt aber sie fand wohl, dass es im Augenblick sehr gut passte. Dick und Dalli waren jetzt also Heimatvertriebene weil sie von ihrer Oma aus ihrem Zimmer vertrieben worden waren.


Murderhorses

„Herr Schüller... wollen sie vielleicht einmal unsere Pferde und Ponys sehen?“ fragte Dick. „Aber klar, Ralf“ antwortete Ethelbert an dessen Stelle. „Jetzt zeig ich dir mal unsere Stallungen, Ralf. Da wirst du schön staunen was wir hier für eine tolle Zucht haben.“ „Wir?“ meinte Dalli in leicht kritischem Unterton doch Ethelbert zog seinen Kumpel Ralf bereits am Ärmel in Richtung Ponystall. Dick und Dalli trotteten hinterher.

„Hier schau, Ralf. Hier siehst du das Reich von Frau Jantzen und ihren Enkelinnen. Das ist die Zuchtzentrale von Immenhof, eine der bedeutendsten Zuchtzentralen für Ponys und Murderhorses hier in Schleswig-Holstein.“ Dalli musste sich wiedermal die Hand vor den Mund halten weil Ethelbert die Quarterhorses mit den Murderhorses verwechselt hatte und es ausserdem ja überhaupt keine Murderhorses gab. Es sei denn jene Pferde, von denen Ethelbert regelmässig herunterfiel... demnach dürften so gut wie alle Pferde und Ponys „Murderhorses“ sein.

„Ralf, was du hier siehst ist das Ergebnis von jahrzehntelanger systematischer Zucht und Kreuzung der besten Erbanlagen diverser weltweit verbreiteter Ponyarten, Murderhorses und Allapusas.“ „Allapusas“... nun prustete Dalli allerdings laut los. „Das heisst Apalusas, du Depp! Und Murderhorses gibt es nur bei dir in deinem blöden Kopp.“ Der Pferdespezialist und Zuchtexperte Ethelbert Gravenhorst liess sich allerdings nicht aus der Ruhe bringen und fuhr mit seinem höchst talentierten und lehrreichen Vortrag fort.

„Man kann wohl davon sprechen, dass das was du hier siehst weltweit einzigartig ist, lieber Ralf. Die Rösser in diesem Stall repräsentieren einen Wert von sicherlich mehreren Millionen Dollars und Euros, also mindestens eine halbe Million davon.“ „Ethelbert redet sich hier noch um Kopf und Kragen“ war in Dick's Gesicht abzulesen und davon abgesehen waren die Ponys zwar einiges Wert aber sicherlich keine Millionen Euros.

„Was du hier siehst ist eine Genreserve von unermesslichem Wert, lieber Ralf“ fuhr Ethelbert fort. Nun mussten sowohl Dick und Dalli laut losprusten und bekamen sich in den nächsten zwei Minuten nicht mehr ein.


Gesegnete Mahlzeit allerseits

Mittlerweilen war es allerdings auch dem meistens recht geduldigen Ralf zuviel geworden. „Ethelbert! Man merkt, dass dein Vater im Münchener Stadtrat sitzt. Wahrscheinlich übt der bei euch am Mittagstisch seine Politreden. Ausserdem muss ich jetzt schleunigst meine eigenen Genreserven erneuern. Ich habe nämlich einen Mordshunger.“

Das Hungervirus hatte sich allerdings bereits über den gesamten Immenhof verbreitet, denn man hörte Stine bereits rufen: „Essen, Dick und Dalli! Essen!“ Alle vier machten sich sofort auf und wie von magischen Händen gesteuert begab man sich im Gänsemarsch in Richtung Hauptgebäude. Von dort zog sich ein unwiderstehlich appetitlicher Geruch um den gesamten Immenhof und den empfindlichen Nasen von Dick, Dalli, Ethelbert und Ralf nach zu schliessen musste es sich hierbei um eine kartoffel-basierte ländliche Leckerei der allerhöchsten holsteinischen Qualitätsstufe handeln.

„Ich hab noch kiloweise Rittersport in meinem Zimmer, Ralf. Von Frau Jantzen's Biokost wird man nämlich nicht satt“ meinte Ethelbert zu seinem Kumpel Ralf und dann betrat man das Esszimmer aus dem es bereits verführerisch roch. Die vier machten sich über die auf dem Tisch bereitstehenden leckeren Speisen her und heute schmeckte sogar „Oma's Biofrass“ irgendwie richtig gut... zumindestens waren alle Teller in Rekordzeit leer.

„Frau Jantzen, so gut habe ich ja seit Jahren nicht mehr gegessen. Und schon gar nicht so gesund. Das war richtig köstlich, Frau Jantzen. Ich bin ja sowieso ein grosser Anhänger der Gesundheitsküche und ernähre mich vorwiegend vegetarisch“ sprach Ralf und die Frau Jantzen war hellauf begeistert. Dann ging sie in die Küche um Nachschlag zu holen.


Ralf's Wampe

„Du Lügner!“ rief Ethelbert nun zu Ralf. „Bei uns in München frisst du die Weisswürschte gleich zentnerweise und säufst das Bier gleich literweise. Kuck mal Dickie was der Ralf für eine Wampe hat.“ Ethelbert schlug mit seiner Hand vor die besagte Wampe worauf es Ralf zunächst mal ordentlich aufstiess <ruelps> Das waren die Schwestern allerdings auch schon von Ethelbert gewohnt.

„Ralf hat bestimmt keine Wampe“. Nun kam Dalli angestiefelt und fingerte an Ralf's Hemd rum. „Zeig mal deine Wampe, Ralf. Du hast wahrscheinlich überhaupt keine Wampe sondern Ethelbert ist nur eifersüchtig weil er nämlich dünn wie ein Strohhalm ist“. Es half alles nichts... Ralf musste aufstehen und seine angeblich vorhandene oder doch nicht vorhandene Wampe vorzeigen. Also knopfte er sein Hemd auf und siehe da... Ralf hatte tatsachlich überhaupt keine Wampe sondern höchstens einen durchwachsenen Männerbauch. „Ätsch! Siehste“ meinte Dalli. „Ralf hat keine Wampe und du bist doof, Ethelbert“.

„Aber in zwei Jahren hat Ralf eine Wampe“ meinte Ethelbert nun, der nicht bereit zu sein schien sich geschlagen zu geben. „Ralf's Vater hat nämlich auch eine Wampe. Stimmt doch, Ralf?“ „Und ob“ entgegnete der geduldig und liess sich die Zitronencreme schmecken, die Frau Jantzen unseren vier Freunden in der Zwischenzeit serviert hatte. „Na und? Männer dürfen ruhig eine Wampe haben“ meinte Dalli nun. „Männer, die keine Wampe haben sind nämlich überhaupt keine richtigen Männer und weisst du warum...“


Sein erster Ausritt

„Wie wäre es denn wir heute nachmittag alle ausreiten?“ fragte Dick nun, um dieses doch höchst peinliche und überflüssige Thema zu Ende zu bringen. Dieser Vorschlag wurde allerseits mit grosser Begeisterung aufgenommen. Und genaugenommen wäre es ja schon bald Nachmittag. Und eigentlich sei es ja sowieso egal ob man jetzt sofort losreite oder noch auf besagten Nachmittag warten sollte. Also begaben sich die vier wieder in den Stall.

Ethelbert präsentierte stolz Cinderella, sozusagen sein „Privatpony“, sattelte sie und zeigte seinem Kumpel Ralf wie man elegant ein Pferd bzw. Pony besteigt und ebenso elegant wieder von der anderen Seite runterfällt weil man nämlich vergessen hat den Sattel richtig festzuschnallen.

Ralf applaudierte, Dalli stellte sich lachend hinter Ethelbert und Dick führte Buffalo Bill und Wynona, eine Apalusa-Stute, an den Zügeln heran. „So Herr Schüller. Ich hoffe sie können ein wenig reiten weil nämlich....“ „Ich zeige ihm schon wie es geht“ meinte Ethelbert, dem es mittlerweilen gelungen war auf Cinderella aufzusitzen. „Also los geht es. Alles mir nach!“


Wynona Ryder?

Cinderella trabte nun in Richtung Stalltür und Ethelbert wartete höflich auf die anderen. Dick und Ralf bestiegen unterdessen die beiden Pferde Buffalo Bill und Wynona. Dick bekam Buffalo Bill und Ralf sollte die Apalusa-Stute Wynona reiten. „Das ist wohl Wynona Ryder... Ho Ho Ho....“ kommentierte Ethelbert noch kurz und dann...

... stieg Ralf auf und das klappte zu Ethelbert's Erstaunen gleich auf Anhieb. Er hatte sich nämlich schon heimlich darauf gefreut, seinen Kumpel Ralf im Stroh landen zu sehen. Dick vermutete, dass Ralf wohl schon mal auf einem Pferd gesessen habe müsse: „So ungeschickte wie Ethelbert stellen sie sich auf jeden Fall nicht an, Herr Schüller“.

Dalli schwang sich unterdessen auf Ritchie und folgte den dreien hinterher bzw. eher den zweieinhalben. Denn als Cinderella die Mitte des Hofes erreicht hatte, verweigerte sie aufeinmal hartnäckig jegliche Kooperation und Zusammenarbeit mit Ethelbert und blieb ganz einfach wiehernd stehen. Daraufhin rief Dalli der Ponystute kurz ein magisches Zauberwort zu und schon trottete Cinderella mit Ritter Ethelbert von der traurigen Gestalt weiter. Unterdessen waren Dick und Ralf schon längst aus dem Torhaus geritten.

Ralf und Dick ritten über die Wiese, vorbei am langen Weidezaun und Dick versuchte dabei immer ein wenig vor Ralf zu sein während der wiederum versuchte so oft wie möglichst direkt neben Dick zu reiten. Das ging so eine Weile. Allzuviel direkten Kontakt schien unserer Reiterin vom Immenhof wohl suspekt zu sein. Vielleicht war das aber auch nur weibliche Taktik... wer wusste das denn schon? So von wegen „lass die Männer stets hinter dir her laufen oder reiten“?

„Eh wartet auf mich. Eh Hallo....“ ... das war Ethelbert, dem Cinderella anscheinend weggelaufen war und der nun quer über die Wiese gelaufen kam. Dick fing Cinderella ein und wartete höflich auf den „Fussgänger“. „Mann Ethelbert bist du ein Tolpatsch“ war aus dem Hintergrund zu hören und das war ein sicheres Zeichen, dass Dalli zu unseren drei berittenenen bzw. zwei berittenenen und einem im Augenblick nicht ganz berittenen Freunden Anschluss gefunden hatte.


Schnell wie ein Tornado...

„Wisst ihr was? Wir reiten jetzt zu unserer Badestelle“ rief Dick und gab Buffalo Bill, dem dunkelbraunen Quarterhorse, mal kräftig die Sporen bzw. die Oberschenkel. Der rannte natürlich prompt los weil er wahrscheinlich dachte er müsse jetzt dringend eine weggelaufene Kuh jagen.

„Das denken Quarterhorses nämlich meistens“ hatte Jochen von Roth Dick und Dalli einmal erzählt, weil die Quarterhorses ja bekanntlich von den Cowboys zum Kühe hüten benutzt werden und daraus ja auch das Westernreiten entstanden sei.

Die vier ritten schnell wie ein Tornado über die holprigen Waldwege d.h. Dick und Dalli ritten schnell wie ein Tornado über die Waldwege. Ralf und Ethelbert's Ritt glich eher einer lauen Sommerbrise als einem Tornado und die beiden Mädels mussten andauernd anhalten um auf Ralf und Ethelbert zu warten. „Männer und Pferde. Pah!“ meinte Dalli zu ihrer Schwester. „Einer ungeschickter als der andere“. Aber die beiden stolzen Reiter hatten das nicht gehört und zockelten brav hinter den beiden Immenhof-Mädels hinterher.


... zum Redderkrug

Dann waren sie an der Badestelle am Redderkrug angekommen. Und dort waren mittlerweilen jede Menge Badegäste anwesend. „Mir nach“ rief Ethelbert und ritt mit seiner Cinderella mitten in die Fluten. Die anderen drei liessen sich das nicht dreimal sagen und stürzten sich ebenfalls in den See. Fast bis zu den Knien ritten sie im Wasser und den Pferden und Ponys schien das Riesenspass zu machen. Und den Reitern sowieso... vor allem Ethelbert, der direkt hinter Dalli ritt und prompt versuchte diese vom Sattel in den See zu stossen.

Das ging allerdings gründlich schief denn Dalli war ziemlich gelenkig und hielt sich mit den Beinen am Sattel fest. Dafür zog sie aber Cinderella kräftig am Schwanz, worauf sich die Ponystute etwas aufbäumte und Ethelbert hinterrücks in den See plumpste. „Ha Ha....“ war das lustig. Ethelbert versuchte daraufhin Dalli nass zu spritzen aber die war schneller und ritt von dannen in Richtung rettendes Ufer.

„Kindsköppe seid ihr zwei“ rief Ralf und ritt mit Dick ebenfalls ans Ufer. Ethelbert gab sich vorzeitig geschlagen und verliess mit seinen nassen Kleidern den See. Die vier setzten sich ans Ufer und ruhten sich erstmal aus. Ethelbert zog seine Hose und sein T-Shirt aus und sass in nassen Unterhosen da. Das schien den Burschen allerdings nicht weiter zu kümmern.

„Hoffentlich zieht er die Unterhose nicht auch noch aus“ raunt Dick ihrer Schwester ins Ohr. „Sonst kriegen wir nämlich einen Schreck und laufen weg“. Die beiden Schwestern kicherten und Ethelbert blickte misstrauisch nach links. Kicherten die beiden etwa über ihn, den Ethelbert? Oder etwa über seine schwarze, gelb und rosa bestickte Lifestyle-Unterhose aus dem feinsten Münchener Lifestyle-Unterhosen-Shop?

Unterdessen grasten die Ponys Ritchie und Cinderella, die Apalusa-Stute Wynona und Quarterhorse-Hengst Buffalo Bill friedlich am Redderkrug und harrten der Dinge, die da wahrscheinlich noch zu kommen drohten.


Nostalgie am Redderkrug

„Ist es nicht schön hier, Herr Schüller?“ fragte Dick nun und der nickte. „Besser als auf Lanzarote oder in Fuerteventura“ meinte Ralf. „Und vor allem sind die Mädels hier viel viel hübscher“. Na das hört man doch gerne.... als Mädel.

Die beiden Immenhof-Schwestern senkten die Köpfe einen kleinen Moment und schienen sich sehr zu freuen. Und das war noch gelinde gesagt untertrieben. Denn in Wirklichkeit waren die beiden natürlich vollkommen aus dem Häuschen... obwohl für ein Immenhof-Mädel natürlich auch folgende Devise gilt: „Aber trotzdem immer cool bleiben“ bzw. „Und bitte bitte weiter, ich will noch viel mehr solche netten Dinge hören“

„Na es geht so“ meinte Ethelbert und das brachte Dick und Dalli sofort wieder in die Realität zurück. Ob Ethelbert damit allerdings die Mädels oder doch eher die Landschaft in Ostholstein gemeint hatte liess sich nicht so genau ergründen. „Wisst ihr was?“... Dick zeigte mit dem Finger auf eine Insel, die sich im See befand. „Hier haben sich unsere Oma und unser Opa kennengelernt. Oma hat mal erzählt, dass sie auf der Insel dort hinten den ersten Kuss von unserem Opa bekommen hätte. Ist das nicht romantisch?“

„Und Oma hat dem Pudlich mal erzählt, dass da auf der Insel wahrscheinlich auch unsere Mama hergestellt wurde...“ meinte Dalli und Dick meinte nur: „DaLLLLiiiiiiii........“. „Du Dickie, das ist doch genau 50 Jahre her. Du kennst doch das Foto von Oma und Opa wo „1956 am Redderkrug“ draufsteht?“

„Aber ja, Dalli. Du hast recht. Das ist genau 50 Jahre her. Oma und Opa haben sich 1956 hier an unserer Badestelle kennengelernt. Und sie haben sich sofort ineinander verliebt hat die Oma gesagt. Es gibt doch noch ein paar Fotos aus dem Jahr. Damals war die Oma genauso alt wie wir“.

„Und weisst du noch Dalli... die Oma hat doch mal erzählt, wie die Kinder unseren Opa damals an einen Baum gefesselt hätten. Und dann musste der Opa Klarinette spielen um frei zu kommen. Davon gibt es doch auch ein Foto. Der Opa hat war ja ein begeisterteter Musiker und hat immer auf den Dorffesten gespielt.“ „Und einmal hat Opa Lüders unserem Opa die Kleider geklaut und hat sie an einen Baum gehängt.“

Der „Opa Lüders“ war natürlich der Opa von Mans. „Dann ist unser Opa Jantzen überall herumgelaufen und hätte seine Kleider gesucht. Und dann hat er sich mit Mans' Opa geprügelt und die beiden sind am nächsten Morgen mit einem blauen Auge in die Schule gekommen. Was die damals aber auch angestellt haben. Wir sind ja heute viel braver“. „Ja so seht ihr zwei auch aus“ meinte Ralf. Das konnte auf gar keinen Fall ironisch gemeint sein... davon gingen Dick und Dalli auf jeden Fall aus.


Von Baumstümpfen und Klarinettenbäumen

„Du Dalli. Der Baumstumpf dort... war das nicht der Baum vom Foto? Das war doch der Baum vom Foto wo dem Mans sein Grossvater unsererm Opa die Kleider geklaut hat und sie an den Baum gehängt hat...“ „Könnst recht haben, Dickie. Das war eine grosse dicke Eiche.“ „Nein das war eine Buche hat die Oma gesagt...“ „Nein eine Eiche.... ich weiss das besser weil....“

Ethelbert, immer noch mit seiner Lifestyle-Unterhose bekleidet, ging zu diesem sagenumwobenen Baumstumpf und meinte dann mit Kennermiene: „Das ist mit Sicherheit ein kalifornischer Mammutbaum. Die können 200 m hoch werden und über 1000 Jahre alt. Sowas habe ich mal auf einem Bild gesehen. Und es besteht für mich kein Zweifel, dass dieser Baumstumpf so ein Mammutbaum ist. Das kann keine Eiche oder keine Buche sein.“

Nun meinte Ralf, dass es sich hierbei höchst wahrscheinlich um eine koreanische Mammut-Uche handeln würde. Die sei eng mit dem kalifornischen Mammutbaum verwandt und sei aber in Wirklichkeit eher eine Eiche obwohl sie aber wiederum trotzdem ziemlich nahe mit der europäischen Wald- und Feldbuche verwandt sei.

Der abgebrannte oder vom Blitz getroffene Baumstumpf sei also eine Art Eichenbuche bzw. Bucheneiche. Genaugesagt handele es sich hier um eine Mammutbucheneiche. Das meinte Ralf zwar überhaupt nicht ernst aber dafür klang es durchaus glaubwürdig und überzeugend. Aus diesem Grund beschloss man auch dieses Problem zunächst zu vertagen.

„Du Dickie. Das ist aber nicht der Baum wo die Kinder den Opa zum Klarinette spielen festgebunden haben. Der war nämlich ziemlich dick und stand direkt am Wasser.“ Die nächste Viertelstunde verbrachten unsere vier Freunde damit diesen legendären Baum, den man sinnigerweise gleich „Klarinettenbaum“ getauft hatte, zu suchen. Irgendwie fanden die vier aber diesen „Klarinettenbaum“ nicht und beschlossen nun auch dieses Thema zu vertagen.

„Wenn wir ihn finden werden wir Ethelbert dran festbinden“ meinte Dalli. „Und dann fotographieren wir ihn und stellen die Fotos auf dem Mans seine Webseite.“ „Oh ich stelle mich gerne bereit mich an diesen Baum fesseln und fotographieren zu lassen“ meinte nun Ralf. „Ich bin nämlich Hobby-Saxophonist und kann auch Klarinette spielen. Und ein wenig PR kann nie schaden.“ Na das war doch mal ein vernünftiger Vorschlag... dieser Ralf aus München schien doch irgendwie ein recht symphatischer und brauchbarer Bursche zu sein.


“Sattelt die Hühner....“

Die Zeit verging ziemlich schnell. Ethelbert jagte Dalli in den See und versuchte sie zu tunken. Für nur Hochdeutsch-Sprecher bedeutet das: „der Dalli den Kopf unter Wasser zu drücken aber nicht sehr lange“ Das gelang ihm aber nicht da Dalli nämlich mal Selbstverteidigung trainiert hatte und den Ethelbert einfach über die Schulter ins Wasser warf. Als Ethelbert dann auch noch „Aber bitte nicht tunken“ rief wandte sich Dalli lachend ab: „Du bist doof, Ethelbert“.

Ralf und Dickie hielten zeitweise höchst philosophische und intelligente Gespräche über... ja über was eigentlich? Das wussten die beiden höchstwahrscheinlich selbst nicht so ganz genau. Aber das ist schliesslich noch lange kein Grund keine höchst philosophischen Gespräche zu führen.

Zeit war es nun zum Aufbruch und die vier sattelten ihre Ponys und Pferde. „Los sattelt die Hühner, Jungs. Wir reiten nach Dodge City! Juhuuuuuuu!!!!!!“ Der Ethelbert war wirklich gut drauf und das waren die anderen 3 auch. Dick und ihre kleine Schwester ritten Seite an Seite mit Ethelbert und stiessen den wie einen Gummiball zwischen sich her. Der hätte sich zwar liebend gerne gewehrt aber wie kann man dass wenn man alle Mühe hat sich überhaupt anständig auf dem Pony zu halten?

Und dabei lachten die beiden auch noch ziemlich laut, frech und provokant. Das ganze war zugegeben ein wenig fies und gemein, da die beiden ja richtig gut reiten konnten und Ethelbert eher nicht richtig... aber auf jeden Fall machte das Spass und das war ja schliesslich die Hauptsache.

Der Tag war schliesslich hochst erfolgreich zu Ende gegangen und Ralf + Ethelbert, die beiden Spezis aus der München-Schwabinger Kneipen-/Discoszene unterhielten sich nach dem Abendessen noch eine geraume Zeit über alles mögliche. Vor allem wollte Ethelbert natürlich wissen, ob in München denn ohne seine Anwesenheit noch irgendetwas funktionieren würde. Das könne ja eigentlich nicht sein und eigentlich sei doch halb München in der Zwischenzeit an Langeweile gestorben weil er nämlich nicht da sei.


Flüchtlinge

Dick und Dalli gingen in ihr Zimmer, nahmen ihr Bettzeug und begaben sich wie von Frau Jantzen befohlen nach unten in ihr neues Schlafzimmer, welches sich direkt neben dem Schlafzimmer ihrer Oma befand. „Da schau mal Dickie. Miss Moneypenny hat ihre zwei Jungen hier abgelegt.“

Miss Moneypenny war die Immenhof'sche Hauskatze, welche offiziell für die Beseitigung von Mäusen zuständig war und inoffiziell für die Beseitigung zahlreicher Dosen Kitekat. Und Miss Moneypenny hatte erst vor kurzen Junge bekommen. Die beiden kleinen Kätzchen lagen in der Ecke in einem Körbchen. Wahrscheinlich hatte Frau Jantzen die beiden kleinen Kätzchen dort hingestellt, damit die beiden Schwestern sich nicht so einsam in ihrem neuen ziemlich kleinen Schlafzimmer fühlen sollten.

Das neue Schlafzimmer von Dick und Dalli sah ziemlich unaufgeräumt aus. Dalli hatte den Raum vorher als Ablage für Schuhe, Reitstiefel und allen möglichen Reitkram missbraucht. Dick machte sich dran das kleine Zimmer aufzuräumen. „Dass du aber auch nie Ordnung halten kannst, Dalli. Kannst du nicht mal mit aufräumen helfen, du Untier?“ Doch Dalli sass auf dem Bett und streichelte eines der beiden kleinen Kätzchen: „Jaaa....jaaaaa... ihr beide seid auch Flüchtlinge. Genau wir wir.“

Nun war es zeit zum Einschlafen. Dick und Dalli lagen nebeneinander und redeten noch eine Weile miteinander. Dalli hatte das Körbchen mit den beiden Katzen auf ihrem Bauch liegen und streichelte die beiden Kätzchen. Dann schlief sie jedoch ein. Dick nahm sich nun eines der Kätzchen und während sie auf dem Rücken lag und das Kätzchen streichelte, schaute sie traumverloren an die Decke. Woran die wohl dachte?


ENDE TEIL 10
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Beitrag von Ethelbert© »

Good mooooorning, Schleswig-Holstein!

Am nächsten Morgen wurde Ethelbert durch geheimnisvolle Stimmen geweckt. Er rieb sich den Schlaf aus den Augen und blickte zum Radiowecker, der auf dem Nachttisch stand. „Guten Morgen. Sie hören NDR1 Welle Nord... mein Name ist...“ erklang aus besagtem Radiowecker.

„Das interessiert mich einen feuchten Kehricht“ entgegnete Ethelbert dem Radiosprecher. „Und ausserdem spielt ihr eine fürchterlich kitschige deutsche Schlagermusik. Sowas kann man einem Techno-, Rock-, Reggae-, Latin-Music-Lover wie mir nicht einfach so unter die Nase reiben. Da bin ich besseres aus München gewohnt. Dass es hier oben überhaupt Radio gibt ist sowieso schon ein Wunder. Und wahrscheinlich haben die meisten Leute hier noch einen Volksempfänger.“ Aber anscheinend war es nicht der Radiowecker gewesen, der ihn aus dem Schlaf der Gerechten geweckt hatte, sondern irgendetwas anderes.

Ethelbert spitzte seine Ohren und vernahm Stimmen, die vom Flur her zu kommen schienen. Er hörte ein helles jauchzendes Mädchenlachen und ein eher tiefes Lachen, das er nur zu allzu gut kannte. Und das war ohne Zweifel Ralf, der wohl bei den beiden Mädels war und die drei schienen sich in aller Herrgottsfrühe blendend zu amüsieren. Aber worüber nur? Doch nicht etwa über ihn, den Ethelbert?

Der Wecker zeigte bereits zehn Minuten nach Acht an, also war es gar nicht mehr so herrgottsfrüh. Aber was trieben Ralf und die beiden Mädels denn? Und wieso waren die beiden oben in ihrem Zimmer? Die sollten doch unten neben Frau Jantzen's Zimmer pennen. „Dieser Mistkerl, der vorgibt mein bester Freund zu sein, amüsiert sich schon in aller Frühe hier mit den beiden Mädels und sagt mir nicht mal mal bescheid....“ dachte sich Ethelbert.


So ein armer Kerl

Ethelbert stürmte mit seinem hippig-flippigen Pyjama bekleidet direkt in Richtung Mädelzimmer. Die Tür war nur leicht angelehnt und Ethelbert betrat entschlossen die besagte Lasterhöhle. Dort sassen Ralf und Dick auf Knien auf dem Boden, Dalli sass auf dem Bett und die drei starrten auf den Monitor des Laptops, wo sich bunte Bilder tummelten. „Jetzt wird mir es aber zu bunt“ murmelte Ethelbert und näherte sich.

Dick, Dalli und Ralf sassen doch tatsächlich da und betrachteten sich die Bilder von Ethelbert's Abenteuern auf dem Redderkrug. „Ethelbert mit Vogelscheuche“ meinte Ralf. „Wer ist denn nun Ethelbert?“ Die drei brüllten vor Lachen. Das tat richtig weh!

Dann zeigte Dalli die Bilder, welche sie von Ethelbert im Pyjama geschossen hatte. Das war vor ein paar Tagen gewesen, als die beiden Schwestern den Ethelbert am Gremsmühlener Bahnhof abgeholt hatten und der noch im Wagon sass und schlief. Noch komischer waren nur noch die Ethelbert-Bilder als dieser im Pyjama über den Bahnhof stolzierte.

Dalli's helles Kieksen war kaum auszuhalten und Ralf bekam sich vor lauter Lachen sowieso nicht mehr ein. „Also wenn ich die Bilder unseren Kumpels in München zeige dann....“ „Dann was? Soso! Aha!“ ... Ethelbert erhob drohend sein gewaltiges Organ bzw. seine leicht kieksige Jung-Männer- u. Knaben-Stimme war.

„Ihr seid ja tolle Kumpels. Sich hinter dem Rücken über den besten Freund lustig machen? Ralf, du bist eine richtig miese Nummer. Das hätte ich niemals von dir gedacht. Und ihr zwei Mädels seid nicht besser. Ihr seid so richtig fies, mies und gemein. Und ausserdem seid ihr niederträchtig, hinterhältig und habt überhaupt keinen guten Charakter. Ihr seid so richtig verkommen!“.


My heart belongs to you...

Womit Ethelbert jetzt allerdings nicht gerechnet hatte war die Reaktion der beiden Immenhof-Schwestern. „Och du armer, armer...“ meinte Dalli und umarmte den Ethelbert. Dann bekam er einen feuchten Kuss auf die Stirn und Dick gab ihm einen ebensolchen auf die linke Wange. „Du armer armer Ethelbert... alle sind böse zu dir....<streichel> <tätschel>“

Von soviel geistiger und körperlicher Zuwendung sichtlich überrascht verging dem Ethelbert zunächst einmal seine heilige und seiner Meinung nach berechtigte Wut. „My heart belongs to you“ meinte Dalli dann noch. Das hatte sie wohl aus irgendeinem Popsong aufgeschnappt. Also kurz und gut: die beiden Schwestern hatten ein richtiges Wellness-Programm für den Münchener Sommergast vorbereitet und dem schien das nicht zu missfallen.

„So komisch wie du ist sonst keiner“ meinte Dick. „Ja genau“ ergänzte Ralf. „Du kannst es doch mit der Spitzenklassen der deutschen TV-Comedians aufnehmen, Ethelbert“. Aus dieser Perspektive hatte Ethelbert dies natürlich noch nicht betrachtet. Er ein grosser Comedian? So wie Bully und seine Kumpels? „Ähm... ja wirklich? Ähmmm.... na das ist ja prima. Lasst uns mal schauen“. Da er ja jetzt ein grosser Comedian war hatte sich die Situation natürlich grundlegend geändert.

Also setzte er sich neben Dalli aufs Bett und betrachtete zusammen mit den dreien die lustigen Bilder vom Redderkrug, welche Mans auf seine Webseite gestellt hatte. „Ho Ho... einfach herrlich... HoHo... ist ja zum Strausseneier legen.... und die Vogelscheuche sieht mir ja so verflixt ähnlich Hu Hu Ho Ho....“


Die Arbeit ruft

„SEID IHR NOCH NICHT BEI DER ARBEIT?“ erklang nun eine andere Stimme unüberhörbar von unten. Das war die Stimme der Gutsherrin von Immenhof, nämlich die der Frau Jantzen. Es war bereits zwanzig Minuten nach Acht und eigentlich sollten die Schwestern schon längst bei den Ponys sein um die kleinen Viecher endlich auf die Koppel treiben. Die beiden Mädels verschwanden sofort nach unten.

„Au backe, die olle Jantzen. Nix wie wech eh die uns auch noch zum Arbeitsdienst abkommandiert“ meinte Ethelbert und ging Richtung Tür. „Arbeitsdienst?“ fragte Ralf. „Ja klar, Ralf. Für die olle Jantzen gehört Arbeit auf dem Hof zu einem guten Urlaubsprogramm hat sie mir gesagt. Dabei würde man sich glänzend erholen meint die“. „Sind die beiden Mädels im Stall?“ fragte Ralf. „Eigentlich ist so ein Immenhof-Arbeitsdienst dann doch gar nicht so schl....“ Doch Ethelbert war bereits in Richtung seines Zimmers verschwunden und Ralf tat zunächst mal das selbe.


Punkt, Punkt, Komma, Strich...

„Gefrühstückt hab ich heute morgen ja schon. Jetzt werd ich mal noch einige Minuten relaxen und dann schaun wer mal...“ Ralf blickte aus dem Fenster, betrachte nocheinmal Stall, Scheune und Torhaus, dann den herrlichen Seeblick und danach legte er sich auf das Bett. Er nahm seinen Zeichenblock und begann an einer Skizze weiter zu zeichnen, die er am frühen Morgen bereits begonnen hatte. Auf der Skizze war ein Mädchenkopf zu erkennen und daneben der Kopf eines Ponys. Und der Kopf des Mädchens sah Dick keineswegs unähnlich.

Ralf stand wieder auf, streckte seine noch etwas müden Glieder aus und stiess eine Art Urschrei aus: „UhhaaaaaaHAAAAA... Mann ist das Klasse hier. Da hat Barry ja wirklich was tolles aufgerissen. Wozu auf die Malediven fahren wenn das Gute liegt so nah? Urlaub in Deutschland ist doch der beste Urlaub. Und hier am Busen der Natur fühlt man sich.... apropos Busen der Natur....“

Ralf setzte sich hin und fing eine neue Skizze an. Auf dieser Skizze sah man nach drei Minuten sowas ähnliches wie eine junge Frau, die anscheinend sehr arm zu sein schien. Sie hatte nämlich anscheinend kein Geld um sich Kleider zu kaufen. Und irgendwie sah diese arme junge Frau wiederum Dick verdammt ähnlich. In diesem Augenblick klopfte jemand an die Tür... genau gesagt versuchte jemand sozusagen mit der Tür gleich ins Haus zu fallen.


Musik wird als störend oft befunden...

„Öhhhh HUUUHUUU!!!! Ralffffff... mach auf!!!!“ Kurz darauf ertönte ein mordsmässiger Disco-Beat von draussen: „WUM WUMM WAMMA WUMMM“. Hatte Ethelbert etwas seine Stereoanlage bzw. seinen „Ghettoblaster“ von zu Hause mitgebracht? Ralf machte die Tür auf und tatsächlich... da stand Ethelbert mit besagtem Ghettoblaster, welcher in Wirklichkeit ein iPod mit tragbarem wasserdicht verschlossenen weissen Vollplastik-Lautsprecher in Leichtbauweise war. Aber was war das Ding laut! Nicht zu fassen...

„Also ein Krach macht das Ding, dass es selbst Herbert Grönemeyer oder die Brüllaffen von Scooter von der Bühne hauen würde...“ rief der arme Ralf entnervt und hielt sich erstmal die Ohren zu „GEHEN WIR REITEN?“ schrie Ethelbert in Richtung Ralf. „MACH DEN KRACH AUS!“ rief der zurück und Ethelbert drehte nun seine iPod-Brüllbox herunter: „Was hast du gesagt?“ „Ach nichts... was willste denn, Barry?“ „Komm wir reiten nach Malente“ meinte der. „Ich muss sowieso noch ein oder zwei Besorgungen machen und dann zeig ich die die Stadt. Die kenn ich nämlich selbst kaum“.

Die beiden gingen in Richtung Stall und siehe da... Cinderella und Feuerfuchs bzw. „Firefox“, die beiden Reitponys, standen schon bereit und waren sogar gesattelt. Konnte da wer Gedanken lesen? „Neee Ralf, ich hab Dalli gerade gesagt, dass wir beide heute morgen nach Malente reiten wollen“. Die beiden jungen Reiter bzw. „Reitaspiranten“ bestiegen die bereitstehenden Rösser, Ethelbert befestigte seinen Ghettoblaster am Sattel und ab ging es über einen Feldweg vorbei am Kellersee, Richtung Dieksee, vorbei am Hotel Intermar und schliesslich zum Wildgehege.


... weil mit viel Geräusch verbunden

Dort waren bereits zahlreiche Tagesurlauber, Rentner, Frühaufsteher und sonstiges Volk dabei spazieren zu gehen und die Seele mal richtig baumeln zu lassen. „Du Ralf, ich glaub die Spaziergänger könnten etwas musikalische Untermalung gebrauchen. Findest du nicht auch?“ Ethelbert drehte mal kurz an seiner ghettoblasternden iPod-Brüllbox mit tragbarem Lautsprecher und entlockte dem Gerät einen Lärm, der jeden Bundeswehr-Kampfjet im Tiefflug vor Neid hätte erblassen lassen.

Den Spaziergängern schien Ethelbert's musikalische Untermalung sehr viel Spass zu machen. Einige Rentner erhoben ihre Spazierstöcke.... wahrscheinlich um den aus Ethelbert's Stereoanlage dröhnenden Technomusikkrach mitdirigieren zu wollen.... einige Leute schrien irgendetwas in Richtung Ethelbert. Wahrscheinlich wollten die mitsingen oder wollten Ethelbert für die musikalische Berieselung danken.

Als schliesslich ein Rentner mit drohend geschwungenem Spazierstock direkt auf Ethelbert zulief und es ausserhalb jeden Zweifels feststand, dass dieser Annäherungsversuch einen eher feindselig-aggressiven Charakter hatte.... drehte Ralf ganz einfach den Lärm ab. „Mein Gott, Barry. Hast du nicht bemerkt, dass die Leute diese Musik nicht mögen? Ausserdem ist sie viel zu laut“. Also drehte Ethelbert seine iPod-Brüllbox auf Zimmerlautstärke bzw. Sattellautstärke und die beiden ritten fröhlich singend weiter. „Das Wandern ist des Schüllers Lust...“ sang Ralf und Ethelbert summte mit.

In Malente ging es an so einer Art von Uferpromenade entlang, dann ging es in diese komische Fussgängerzone, welche natürlich keinen Vergleich mit den gigantischen Münchener Fussgängerzonen aushalten konnte... und dann kam ein Polizist. Der hielt die beiden an und wies sie darauf hin, dass es nicht erlaubt sei in besagter Fussgängerzone zu reiten. Als Ethelbert darauf bestand, dass sich der Polizist doch zuerst einmal ausweisen sollte, hustete Ralf mal kurz recht heftig und zog den Ethelbert dann am Arm weg.

Die beiden stiegen von ihren Reitponys ab und führten die Ponys dann am Zügel durch die Fussgängerzone. Die zwei oder drei Besorgungen, die Ethelbert noch zu erledigen hatte, waren schnell gemacht. Und so ritten die beiden zurück zum Immenhof.


Filmfestival auf Immenhof

„Du Ralf, wir sollten heute mal was kreatives machen“ meinte Ethelbert nun zu seinem Kumpel Ralf Schüller. „Und das wäre?“ „Wir werden einen Immenhof-Spielfilm drehen, Ralf. Und den Film nennen wir... ähmmm.... das Geheimnis von Immenhof oder die Moorleichen von Immenhof....“. „Nein Ethelbert, wir nennen den Film „die Mädels vom Immenhof“ aber davon abgesehen spinnst du schon wieder. Einen Film zu drehen kostet Unmengen Kohle die wir nicht haben. Und ausserdem braucht man dafür ein Casting, einen Produzenten und ein paar gute Freunde beim ZDF oder bei RTL“

Das sah anscheinend auch Ethelbert ein. „Ja stimmt“ entgegnete er. „Aber wir könnten hier trotzdem mal ein wenig filmen. Wozu hab ich denn meine Videokamera mitgebracht?“ Das schien eine hervorragende Idee zu sein. Ralf und Ethelbert begaben sich nach oben in Ethelbert's Zimmer und bewaffneten sich mit der notwendigen Filmausrüstung. Also mit der Videokamera und einem Fotoapparat. Und natürlich mit der iPod-Ghettoblaster-Brüllbox... denn filmen ohne musikalische Untermalung wäre ja nicht so toll.

Unten auf dem Hof bestand Ethelbert zunächst einmal darauf, dass er selbst gefilmt würde während er vor dem Hauptgebäude von Immenhof stand. Das tat Ralf, allerdings nicht allzu lange. Dann bewegte er sich in Richtung Ponystall und kurz vor dem Stall angekommen begann er zu filmen. Mit laufender Kamera ging Ralf in den Stall hinein. Ethelbert lief hinterher um ja nichts zu verpassen. Wer wusste denn schon, welche unglaublichen Szenen sich gleich abspielen würden?


Topmodel

Im Stall war Dick gerade damit beschäftigt die anwesenden und nicht anwesenden Reittiere mit dem notwendigen Treibstoff sprich Futter zu versorgen. Ralf näherte sich mit der Kamera: „Bitte recht freundlich, mein Fräulein. Sie werden gefilmt.“ Huch wie peinlich... und wie überraschend.

Dick stützte sich auf der Mistgabel ab. Sie trug eine sehr kurze Lederhose sowie ein weiss-rotes halb offenes Hemd. Also fast wie so oan bayrisches Kaugirl.... „Mann sieht die gut aus, Barry. Die ist doch richtig süss.“ „Ja aber die hab ich mir schon reserviert, Ralf. Du musst dich anderweitig umschauen“ meinte der. Doch das schien Ralf überhaupt nicht davon abzuhalten das Immenhof-Mädel weiterhin abzulichten.

„So und jetzt drehen wir uns elegant um die Mistgabel herum... ja gut so... und jetzt lächeln wir in die Kamera und halten die Mistgabel nach oben... ja prima... hervorragend...“ Das Posieren vor der Kamera schien besagtem Immenhof-Mädel richtig Spass zu machen. Das hatte offenbar auch die kleine Schwester mitbekommen, die sich am anderen Ende des Stalles aufhielt und rübergeflitzt kam.

„So und jetzt ich“... Dalli machte zunächst mal eine Art Fotomodell-Posing, wackelte dann mit dem Po und bemerkte gar nicht, dass Ralf die Kamera schon längst ausgeschaltet hatte. „Du Dickie. Heute nachmittag ist doch Immenhof-Scheunenzirkus... hast du das etwa vergessen? Wir müssen doch noch die Scheune für den Zirkus bereit machen“

Auweia... das hatte Dick wohl verschwitzt. „Raus mit euch Männern. Weg! Wir müssen jetzt arbeiten und dafür können wir euch nicht gebrauchen. Die Arbeit ist sehr wichtig und ihr beiden Kerle aus der Großstadt würdet nur stören.“ Dick knallte Ralf und Ethelbert die Stalltür vor der Nase zu und die Videokamera wäre fast in der Stalltür eingeklemmt worden.


Frauenpauer

Die beiden jungen Herren standen wie zwei begossene Pudel vor der Stalltür. Dass man Männer hier nicht gebrauchen könne war ja direkt eine Verletzung des männlichen Ehrgefühls. „Mann ist die frech“ entfuhr es Ralf. „Die hat ja Haare auf den Zähnen. Und ich dachte das sei ein sanftes Lamm“. „Und die Schwester erst, die Dalli... die ist ja noch viel schlimmer“ ... nun begann auch Ethelbert seiner Meinung freien Lauf zu lassen. Jetzt konnte man doch mal so richtig Dampf ablassen und sein verletztes männliches Ehrgefühl etwas kurieren.

„Also die ist ja sowas von frech und unverschämt... das glaubste ja gar nicht... weisst du was die neulich zu mir gesagt hat, Ralf?“ „Neee...“ „Sie hat zu mir gesagt, dass ich wie ein Pavian auf dem Pferd sitzen würde... und...“ „Ja und?“ „Wahrscheinlich sei mein A..rsch auch schon so rot wie bei einem Pavian“. „Das hat die gesagt?“ „Jawohl, Ralf. Das hat die gesagt. Da fällt einem doch nichts mehr ein.“

Ethelbert öffnete die Stalltür einen Spalt weit und brüllte so laut er konnte hinein: „mein A..rsch ist überhaupt nicht rot, du doofe Kuh!“ Na.... das hatte aber gesessen! Etwa 10 Sekunden später öffnete sich die Stalltür erneut und Dick erschien. „Na ja... Dalli und ich haben es uns mal überlegt. Wenn ihr wollt könnt ihr natürlich ein wenig in der Scheune mithelfen. Wir zwei glauben zwar nicht, dass ihr beide eine grosse Hilfe seid aber wir können es ja mal versuchen“.

Ralf und Ethelbert blickten sich ziemlich irritiert an. Eine so schlechte Meinung hatten die beiden jungen Damen vom Immenhof über die beiden zugegeben noch recht jungen Herren der Schöpfung? „Das erstaunt mich nicht, Barry. Der Immenhof ist eine reine Frauenwirtschaft“ meinte Ralf nun höchst weise und einsichtig. „Es glaubt es liegt an uns diesen Damen das Gegenteil zu beweisen.“ „Du meinst wohl diesen blöden Waschweibern, Ralf?“


Arbeitssklaven

Ralf und Ethelbert begaben sich also in die Scheune des Immenhofes und Dick zeigte mal kurz wo es lang ging. „Jetzt nehmt ihr die Heuballen und stellt sie im Kreis auf. Darauf sitzen unsere Freunde... also die Zirkusgäste. Dann macht ihr die Sachen da alle weg und tragt sie hinüber... und dann macht ihr mit dem Besen den Kreis sauber und ebnet alles mit der Schaufel ein“. „Jawohl! Wie befohlen... machen wir!“... Ralf und Ethelbert machten sich gehorsam an die Arbeit.

„Ich lass mich nicht gern von Weibern befehlen, Ralf!“ „Ich schon, Barry. Vor allen Dingen wenn sie so süss sind wie die beiden....“ „Ach du spinnst ja, Ralf....“ Die beiden trugen die Heuballen heran, kehrten den Kreis und Dick stand über die Mistgabel gebeugt daneben und begutachtete die Arbeit der beiden jungen Herren aus München. Anscheinend war sie nicht ganz unzufrieden und begab sich dann hoch auf den Heuboden wo anscheinend noch etwas dringendes zu erledigen war.

„Ihr Leute aus der Stadt seid doch eigentlich viel zu doof um richtig zu arbeiten“ meinte Dalli nun und trieb die beiden jungen Herren mit dem Besen nach vorne. „So und jetzt hängt ihr die Lampions auf. Die liegen da hinten!“ „Jawohl, Fräulein Feldwebel“ entgegnete Ralf höflich. Ralf und Ethelbert machten sich daran die Lampions im Kreis aufzuhängen. „Und einen Scheinwerfer brauchen wir auch noch“ rief Dick von oben. „Ja wohl, mein Fräulein. Sofort, mein Fräulein. Machen wir sofort“ entgegnete Ralf.


Ralf, ein Schleimer?

„Ralf, du bist ein richtiger Schleimer. Lass dich doch nicht von den Mädels rumkommandieren“ meinte nun Ethelbert. Doch Ralf lachte nur: „Komm lass uns mal einen Scheinwerfer organisieren“. Fünf Minuten später kamen die beiden zurück. Irgendwo hatten Ralf und Ethelbert eine Art Halogenstrahler aufgetrieben. „Und Musik brauchen wir auch“ rief Dick oben vom Heuboden runter. „Ja wohl, mein Fräulein. Sofort, mein Fräulein. Machen wir sofort.“

Ralf stellte Ethelbert's iPod-Ghettoblaster-Brüllbox auf eine Holzkiste. „Und die Rockband braucht Strom“ rief Dick. Eine Rockband? Hier in der Immenhof-Scheune? Ralf und Ethelbert schauten sich verwundert an... dann aber: „Jawohl mein Fräulein...sofort....“ Die beiden verschwanden wieder um die Stromversorgung zu organisieren.

„Du Dickie, der Ralf ist doch richtig nett, findste nich? Iss doch viel netter als Ethelbert, der Paviana..rsch.“ „Ähhhhhhh... du Dickie? Vielleicht können wir Ralf und Ethelbert ja als Chippendales gebrauchen, findste nich auch? Die könnten ja einen Männerstrip hinlegen, meinste nich? Du Dickie, schmeisst de mir mal deinen iPod runter? In das Ding kann man nämlich einen iPod reinmachen, Dickie“

Die Dickie Chicks

Dick schmiss ihren iPod oben vom Heuboden herunter und Dalli steckte Dick's iPod in Ethelbert's iPod-Brüllbox. Und dann spielte Dick's Lieblingsgruppe. Das waren die „Dickie Chicks“. Genaugenommen hiess die Band ja „Dixi Chicks“ und es handelte sich um ein sehr bekanntes weibliches New-Country-Trio aus den USA. Aber die Band hiess hier offiziell „Dickie Chicks“.

Und da man hier ja schliesslich auf dem Land war hielt Dick es für angemessen auch Landmusik zu spielen. Und genaugenommen sei Country-Musik ja auch „Landmusik“... es sei denn sie ist von Gunter Gabriel oder Tom Astor... dann sei sie nämlich Sch...musik und es war ja schliesslich Jochen von Roth, der das einmal zu Dick gesagt hatte und wenn der sowas sagte dann stimmte das in der Regel.

Ausserdem war Jochen von Roth ein riesengrosser Country-Fan und liess sich kein Konzert in Hamburg, Kiel oder Lübeck entgehen. Und davon abgesehen war es halt höchst stilgerecht bei einer Westernreit-Vorführung auch Original-amerikanische Country- und Westernmusik zu spielen. Und davon abgesehen war Dick's Lieblingsgruppe die Dickie Chicks halt eine Frauengruppe und schliesslich müsse man es diesen Mannsbildern in allen Lebensbereichen zeigen würde die Oma doch immer sagen und überhaupt...

... erschienen in diesem Augenblick Ralf und Ethelbert wieder in der Scheune. „Juhuu Countrymusik... wisst ihr eigentlich, dass ich einer der besten Square-Dancer von München bin?“ meinte Ethelbert nun. „Um Himmelswillen“ entfuhr es spontan Dick und Dalli meinte: „Du Paviana..rsch?“


ENDE TEIL 11
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Häuptling Rota..rsch

Ethelbert blickte Dalli eher unfreundlich an. „Ich hab keinen Paviana..rsch, du doofe Tussie!“ Doch Dalli war ziemlich beharrlich. Sie hielt sich an einem Holzpfosten fest und spielte Karussell mit dem Holzpfosten: „Häuptling Rota..rsch, Häuptling Rota..rsch. Ethelbert hat einen Paviana..rsch!“ Dann sprang sie über die Heuballen und sang den neuesten Kinderreim: „Ethelbert der Paviana..rsch!“

Dessen stolzes Reiterhaupt schwoll an wie ein Hahnenkamm und glich kurz darauf einem Kochtopf, der kurz vor dem Überkochen stand. Und wenn Ethelbert auch keinen roten Paviana..rsch hatte, so hatte er zumindestens eine zornig-wütende knallrote Rübe an der Stelle wo sonst sein Kopf war.

„Na warte! Lass es nicht drauf ankommen, du Dalli-Biest... mit dir werd ich schon noch....“ Nun unterbrach Ralf den aufkommenden Streit: „Du Barry, hier zählen nur Fakten. Die Mädels werden erst ablassen wenn du ihnen das Gegenteil beweist.“ „Hose runter, Hose runter“ spottete Dalli und sprang wieder auf den Heuballen herum. „Hose runter, Ethelbert, du Paviana..rsch!“

Der wiederum stand kurz davor zu Explodieren... aber der Klügere gibt ja bekanntlich immer nach. Ausserden hatte ein berühmter Münchener Mitbürger von Ethelbert und Ralf ja bekanntlich den Spruch geprägt, dass nur „Fakten, Fakten, Fakten“ zählen. „Na warte...“ meinte Ethelbert, drehte sich rum... und liess die Hosen runter. So ca. 2 Sekunden präsentierte der Münchener Sommergast sein strahlend weisses Hinterteil. Dann zog er rasch seine Jeanshose wieder hoch.


Der Exhibitionist

Dalli fiel vor Schreck fast von ihrem Heuballen und Dick stand mit weitgeöffneten Augen da. Das war ja wirklich ein starkes Stück! Einfach seinen blanken Hintern zeigen wo doch junge Damen anwesend sind? Natürlich hatte Ralf heimlich die Videokamera mitlaufen lassen und er filmte bei der Gelegenheit auch die entsetzt-erstaunten Gesichter der beiden Mädels in Grossaufnahme: „Sehr schön... und jetzt dürft ihr eure Münder wieder schliessen und könnt wieder aus der Ohnmacht erwachen“.

Nachdem sich Dalli von diesem Schock einigermassen erholt hatte, legte sie sich rücklings auf einen der Heuballen und brach in ihre ebenso berühmte wie berüchtige kieksende Teeny-Spezial-Lache aus. Und die konnte man mindestens bis zum anderen Ufer des Kellersees hören und vermutlich auch noch bis zum Dodauer Forsthaus. „Also Ethelbert....“ meinte Dick nur. Dann sagte sie für mindestens 10 Sekunden überhaupt nichts mehr und stand ungefähr so entsetzt da als wäre ihr gerade ein Horde Exhibitionisten im Stadpark begegnet.

„Na wenigstens ist deine Ehre wiederhergestellt, Ethelbert“ meinte Ralf lachend. „Was? Der zeigt uns hier seinen blanken Hintern und das sei auch noch ehrenvoll?“... Dick war immer noch entsetzt. Nicht etwa, dass sie nicht gewusst hätte wie sowas aussieht... aber dass dieser freche und vulgäre Bursche sich hier einfach hinstellt und die Hosen runterlässt...... also sowas ginge doch wohl nicht!! „Ethelbert, du bist ein Ferkel und dein Freund Ralf ist nicht besser. Der steht hier einfach run und lacht“.

Unterdessen war Dalli wieder zur altbewährten Form aufgelaufen: „Männerstrip! Männerstrip! Lasst die Hosen runter, Jungs. Hi Hi.....“ Das liess sich Ralf nicht zweimal sagen. Er sprang hin zu Ethelbert's iPod-Brüllbox und schnappte sich den iPod. Da musste doch das berühmte Lied drauf sein welches Ethelbert immer für die Partys vorrätig hatte... und tatsächlich...


Ralf Chippendale

„Put your hat on“ erklang aus der iPod-Brüllbox. Das war das berühmte Lied von Joe Cocker aus dem Film „9½ Wochen“ mit Mickey Rourke und Kim Basinger. Also aus dem unanständigen Film, den man erst ab 16 oder 18 Jahren sehen darf.... und bei dem die Fernsehansagerinnen früher immer sagten: „Dieser Film ist für Jugendliche unter 16 oder 18 oder so nicht geeignet“. Und dabei wussten die Fernsehansagerinnen doch genau, dass ausschliesslich Jugendliche unter 16 oder 18 vor dem Fernseher sassen, weil die über 18 den Film doch schon vor 10 Jahren gesehen hatten.

Also kurzum.... der wohl berühmteste Stripper-Song aller Zeiten erklang aus der iPod-Ghettoblaster-Brüllbox und Ralf begab sich in die Mitte der von Heuballen umstellen Manege. Dann begann er elegant an seinem Hemd rumzufingern, entledigte sich des Hemdes schliesslich ebenso elegant wie Kim Basinger in besagtem Film.... warf sein Hemd elegant mit einem Finger fort... und lächelte im Unterhemd dastehend die Dalli an, die auf einem Heuballen sass und sich einen wech kicherte.

„Bravo, die Chippendales sind da!“ rief die voller Begeisterung. Dann machte Dick jedoch den iPod aus und vorbei war das Spektakel. Nicht etwa, dass Dick keinen Humor hätte. Das hatte die schon. Und nicht etwa, dass Ralf überhaupt vorgehabt hätte eine Stripnummer vorzulegen... er hatte natürlich nur Spass gemacht. Aber trotzdem: „Ihr benehmt euch wie kleine Jungs. Das könnt ihr ja nachher im Immenhof-Scheunenzirkus machen wenn ihr euch überhaupt traut“ meinte Dick schnippisch zu Ralf.


Der erste Kuss......... kam unverhofft!

Der sprang daraufhin auf Dick zu und verpasste der völlig unvorbereiteten Dick einen fetten Schmatzer auf den Mund. Die war leicht entsetzt. Nicht etwa, dass Dick nicht schonmal gelegentlich herumgeflirtetet hätte oder auf Parties dann und wann sich mal leicht mit jemandem herumgeknutscht hätte.... das machen ja alle Teenager mehr oder weniger. Sogar die aus Holstein oder die vom Immenhof aber...

.... sowas sollte doch nicht ohne Voranmeldung geschehen und nicht von einem Sommergast des Immenhofes und schon gar nicht während der regulären Arbeitszeit. Aber nicht etwa, dass das jetzt soooooooo schlimm gewesen sei. Und nicht etwa, dass sie jetzt laut schreiend aus der Scheune rauslaufen würde und sich bei jedem darüber beklagen würde... oder gar die Polizei oder ihre Oma rufen würde ... aber trotzdem.

„Mir auch einen“ rief Dalli nun. „Ich will auch abgeknutscht werden“. „Das wäre ja Unzucht mit Minderjährigen“ rief Ethelbert und lachte sich einen wech. Aber bevor die Lage zu chaotisch zu werden drohte öffnete sich die Tür der Scheune und Stine, die treue Seele des Immenhofes, bat die jungen Damen und Herren höflich zu Tisch: „Ihr kennt's aba auch bleibe lasse... dann ess I halt die Eiscrämmmme“... und schon war die Scheune leer.

„Du Oma. Ethelbert hat uns grade seinen nackten A..rsch gezeigt“ meinte Dalli fröhlich zu Frau Jantzen. „Was hat der?“ fragte Frau Jantzen verwundert. „Seinen nackten A..rsch hat er uns gezeigt, Oma“. Das konnte natürlich nicht sein, denn Ethelbert war ein hochanständiger, wohlerzogener junger Mann aus der Großstadt, der hervorragende Manieren hatte und aus bestem Hause stammte. Das dachte sich auf jeden Fall die Frau Jantzen, während sie den Spaghetti-Topf von Stine in Empfang nahm.


Rosenkrieg auf Immenhof!

„Aber Dalli, sowas würde Ethelbert doch niemals tun. Was erzählst du denn da? Und gebrauch nicht solche Worte, Dalli!“ „Doch Oma. Ethelbert hat uns grade seinen nackten ...ähmmm... Hintern gezeigt“ wiederholte Dalli, stand auf und zeigte der Oma ausführlich wie Ethelbert sich hingestellt hätte und den beiden Mädels seinen nackten Hintern präsentiert hätte. Natürlich beliess sie es dabei den Vorgang lediglich anzudeuten.

„Wie die lügt“ meinte Ethelbert vom anderen Ende des Tisches. „Sowas würde ich niemals tun. Das weiss die doch genau“ „Und ob du deinen nackigen A..rsch gezeigt hast“ schrie Dalli empört in Richtung Ethelbert woraufhin Frau Jantzen ihrer Enkelin eine scheuerte, dass es sich gewaschen hatte. Die lief heulend davon und das Unglück nahm langsam aber sicher seinen Verlauf.

„Mann die Jantzen kann aber ganz schön rabiat sein“ flüsterte Ralf seinem Kumpel Ethelbert zu und Dick biss sich unterdessen auf die Lippen. Das war aber auch ein schwerer Gewissenskonflikt. Auf der einen Seite petzt man nicht einfach... das hatte Dalli ja getan. Auf der anderen Seite hatte dieses Ferkel von Ethelbert doch tatsächlich die Hosen runtergelassen und somit war die Ohrfeige, welche ihre Oma grade Dalli gegeben hatte, natürlich unangebracht.

„Oma, die Ohrfeige die du Dalli verpasst hast war ungerecht“ meinte Dick dann. Anscheinend hatte die schwesterliche Solidarität über den Gewissenskonflikt gesiegt. „Der Ethelbert hat in der Scheune die Hosen runtergelassen und hat uns seinen nackigen Hintern gezeigt“. Frau Jantzen war sichtlich entsetzt, fackelte jedoch nicht lange und verpasste nun wiederum dem Ethelbert eine Backpfeife, die sich gewaschen hatte. „So... Gerechtigkeit muss sein. Und weil Dalli gepetzt hat war auch diese Ohrfeige angebracht“ meinte Frau Jantzen und nickte heftig mit dem Kopf.


Der Immenhof-Kindergarten

„Die Dalli hat zu mir gesagt ich hätte einen roten Paviana..rsch. Richtig aufgezogen hat sie mich.“ meinte Ethelbert etwas weinerlich und hielt sich die rechte Backe. „Und weil die mich andauernd ärgert hab ich ihr halt das Gegenteil bewiesen.“ Dem Ralf schien das ganze nun allerdings zu bunt zu werden denn schliesslich war er ja hierher gekommen um einen angenehmen Urlaub zu verbringen. „Ihr benehmt euch als seid ihr noch im Kindergarten“ beschimpfte Ralf den Ethelbert und beschloss nun das Ganze in die eigene Hand zu nehmen.

Er ging nach oben in das Zimmer, wo die heulende und schluchzende Dalli sich verbarrikadiert hatte, trug Dick's heftig sich wehrende Schwester auf den Schultern nach unten und setzte sie wieder auf ihren Stuhl. Dann fasste Ralf den Ethelbert an der Nase und die Dalli am rechten Ohr und zwang die beiden Streithähne sich gegenseitig die Hand geben, sich zu entschuldigen und sich gegenseitig zu schwören, dass sie in Zukunft brav sein würden. Und vor allem sollten sich die beiden vertragen ... und überhaupt sei das hier alles wie im Kindergarten.

„Bravo junger Mann“ rief nun Frau Jantzen. „ Bravo! So muss man das machen.“ Frau Jantzen applaudierte mal recht kräftig dem Ralf .... „Falls sie einmal Kinder haben werden, Herr Schüller...“ irgendwie hatte die Frau Jantzen jetzt so eine Art typischen Schwiegermutter-Blick drauf... „braucht man sich um die bestimmt keine Sorgen zu machen.“ Dabei blickte sie natürlich nur rein zufällig und völlig unbeabsichtigt in Richtung ihrer Enkelin Dick. Die lief rot an wie ein Puter.

Aber glücklicherweise verschüttete Ethelbert gerade in diesem Augenblick sein Glas frischer Bio-Milch. Und da das beste frische Bio-Milch aus Original-Holstein-Abfüllung von Bauer Bartling war eilte Frau Jantzen rasch in die Küche um die ausgeschüttete Milch der Nachwelt zu erhalten insbesondere Miss Moneypenny, der Immenhof-Katze, und deren Nachwuchs.

Kurz darauf setzte sich Frau Jantzen wieder an den Tisch. „Habt ihr heute nachmittag euren Immenhof-Zirkus, Kinder?.... Dalli schau mich nicht so vorwurfsvoll an .... die Watsche hast du verdient und das weisst du selbst... und Ethelbert du auch.... man zeigt jungen Damen nicht einfach so seinen nackten Hintern ... und ausserdem wirst du mit Dalli nicht fertig... mit der wird niemand fertig. Und was ist jetzt mit eurem Immenhof-Zirkus heute nachmittag?“


Das ist vielleicht ein Zirkus hier...

Da Dalli immer noch schmollte, Ethelbert immer noch wegen seiner angegriffene Ehre sauer war, Dick sich ein wenig schämte weil sie eben knallrot angelaufen war.... beschloss Ralf nun für ein wenig Schönwetter an der Immenhof-Front zu sorgen. „Das ist eine tolle Idee so ein Zirkus“ meinte er zu Frau Jantzen. „Und die Dalli ist ja so eine tolle Reiterin. Kaum zu glauben. Sowas habe ich ja noch nie gesehen. Und die Dickie ist doch die geborene Zirkusdirektorin....“

„Ich bin der Herr Direktor“ meinte Dalli nun und das Lächeln und die gute Laune hatte über das Beleidigtsein gesiegt. „Ausserdem bin ich der Star vom Immenhof-Zirkus. Und Mans wenn er rappt.“ Und just in diesem Augenblick ertönten die Handys... und zwar nicht nur eins sondern gleich mehrere.

Genaugenommen waren es die Handys der beiden Mädels... die hatten jede ein schickes, hübsches buntes Handy. Dick's schickes rosa-metallic-farbenes Handy befand in einer Lammfelltasche und Dalli's supertolles silbernes Motorola RAZR lag meistens in direkter Griffweite... schliesslich hatte man andauernd etwas mit den besten Freundinnen zu beschnacken oder irgendjemandem einen SMS zu schicken

Und schliesslich bezahlte die Oma ja die astronomischen Telefonrechnungen der beiden Mädels und das war wohl auch einer der Gründe warum es auf dem Immenhof z.Zt. leichte finanzielle Schwierigkeiten gab. Übrigens hatte Dalli ihr Handy meistens in ihrem BH versteckt. Dort haben Handys an und für sich zwar nichts zu suchen aber Dalli hatte dort noch Platz genug. Die Freunde, Schulkameraden, Spielkameraden, Kumpels und Reitsportfans meldeten sich per Handy schonmal für den Immenhof-Zirkus an und reservierten sich die besten Plätze.

Also war es Zeit zurück in die Scheune zu gehen, den ganzen belanglosen Streit bzw. Kinderkram zu vergessen und die letzten Vorbereitungen für „Zirkus auf Immenhof“ zu treffen. Ralf, Ethelbert sowie die beiden Schwestern begaben sich im Gänsemarsch in die Scheune.

Dick wollte nicht unmittelbar neben Ralf gehen und Dalli mied Ethelbert, den Paviana..rsch, wie die Pest. Der schien nämlich immer noch schlecht drauf zu sein, der Schwerenöter. Ob sich die Dalli vielleicht bei ihm entschuldigen sollte? Ach was... schliesslich hatte sie ja schon von ihrer Oma eine gescheuert bekommen. Also warum sollte sie sich dann auch noch für diese Ohrfeige bei Ethelbert entschuldigen?


Zirkus Immenhof

Es war aber auch wirklich höchste Zeit für die vier geworden. Vor der Scheune hatte sich bereits eine Warteschlange gebildet. Mindestens 6 Kinder aus Malente und der Umgebung hatten sich schon eingefunden und begrüssten die beiden Schwestern laut. Das waren wohl Klassenkameraden und einige hatten auch noch ihre kleinen Geschwister mitgebracht. Zusammen ging man in die Scheune und Dick plazierte die Zirkusgäste schonmal auf den Heuballen während Dalli in den Stall lief, um die Ponys und Buffalo Bill, ihr Westernreitpferd, abzuholen und vorzubereiten.

In den nächsten zehn Minuten begann sich die Scheune des Immenhofes immer mehr zu füllen. Laut Dick waren mindestens 20 Gäste anwesend, Ethelbert meinte es seinen mindestens 33, Ralf zählte genau 27 und Dalli meinte es würden bis gegen abend wahrscheinlich noch einige hundert kommen. Da nicht alle Zirkusgäste auf die Heuballen passten beschloss man den Heuboden sozusagen als Logenplatz freizugeben. Ausserdem sollte die Rockband und das Kinderkreisjugendorchester oder was auch immer ebenfalls noch irgendwo untergebracht werden.

Schliesslich betrat Dick die Mitte der Manege und begrüsste die Gäste. „Liebe Zirkusgäste! Herzlich willkommen im Zirkus Immenhof und....“... weiter kam sie nicht da lautes Gröhlen, Schreien und Trampeln die Ansprache unterbrach. Die jungen Zirkusgäste schienen verdammt gut drauf zu sein und konnten die Vorstellung wohl kaum noch erwarten. „Zuerst zeigt Dalli euch Western....“... doch die Menge tobte bereits und Dick beschloss ihren kurzzeitigen Job als Zirkusdirektorin wieder aufzugeben. Von „Direktion“ konnte hier wohl keine Rede mehr sein.

Zu allem Überfluss war auch noch die Rockband angekommen. Von „Rockband“ konnte zwar auch hier keine Rede sein da als „Rockband“ lediglich eine E-Gitarre mit tragbarem Verstärker, zwei oder drei Trommeln und schliesslich so eine Art von Keyboard aus dem Neckermann-Katalog fungierten. „Und sowas nennt sich Rockband“ rief Ethelbert aber aufgrund der in der Scheune herrschenden extremem Lautstärke hatte das kein Mensch gehört.


Wenn die Dorfmusi' spielt

Der Gitarrist drehte seinen Gitarrenverstärker mal ordentlich laut auf und zeigte mal kurz wie gut er doch „House of the rising sun“ drauf hätte sowie einige andere populäre Gitarrenakkorde und -Riffe. „Mann ist das hier ein Chaos“ rief Ralf zu Dick und die antwortete nur: „Häh?“ „Ruhe, Ruhe!“ rief Ralf so laut er konnte doch das half nichts. So konnte man mit dem Zirkusprogramm ja wohl nicht anfangen. Also was tun?

„Es gibt Eis am Stil für alle!“ rief Dick nun so laut sie konnte und das war ein Volltreffer, denn die ganze Blase von jungen Zirkusgästen enteilte schlagartig in Richtung Stalltür und die Manege sowie die oberen Logenplätze auf dem Heuboden waren mit einem Schlag menschenleer. Dick lief rasch ins Haus und plünderte Frau Jantzen's Kühlschrank. Schade um das schöne Eis am Stiel!

Die Zirkusgäste gingen nun zurück zu ihren Plätzen und Dalli hatte aufeinmal eine gute Idee. Sie flüsterte ihrer Schwester etwas ins Ohr. Dann gingen sie zu Ethelbert's Karaoke-fähigen iPod-Brüllbox und schlossen ein Mikrophon an. Dick flüsterte Ralf etwas ins Ohr und der schnappte sich die E-Gitarre und begann auf ihr einige Akkorde zu spielen während Dick ihm anscheinend etwas ins Ohr sang. Gitarrespielen konnte der Ralf nämlich.


Der Immenhof-Song

Die beiden Schwestern stellten sich nun in die Mitte der Manege und Ralf stimmte einen Akkord an. Und dann begannen die beiden Immenhof-Schwestern das weltberühmte Immenhof-Lied zu singen, welches ihre Oma den beiden als sie noch ganz klein waren, beigebracht hatte:

~~~~~~~~~~~~
Dideldum Didelda auf der Mundharmonika
Dideldum Dideldi - so geht die Melodie
Dideldum Didelda auf der Mundharmonika
Dideldum Dideldu - tripp trapp im Takt dazu
Rechtes Bein und linkes Bein
Über Stock und über Stein
Zuckel, Zuckel, Zuckeltrab - bergauf, bergab
Dideldum Didelda auf der Mundharmonika
Dideldum Dideldi - so geht die Melodie

Pferdchen hopp, hopp, hopp, hopp
Schneller, schneller - hoppla hopp
Doch bitte kein Galopp
Pferdchen tripp, trapp, klipp, klapp
Trippetrab und Klippeklapp
So geht's im Ponytrab
Spiel ich eins, zwei, drei, vier - Didelidelit
Laufen ein, zwei, drei, vier Ponybeinchen mit
Dideldi - so geht meine kleine Ponymelodie!
~~~~~~~~~~~~

Und das war ein Riesenerfolg. Die Menge stand Kopf, tobte und brüllte „Zugabeeeee Zugabeeee....“... und dann...


Der Immenhof-Rap

... sprang Mans, der seiner eigenen Meinung nach berühmteste und talentierteste Nachwuchsrapper Ostholsteins, ebenfalls in die Manege und begann die musikalische Performanz der beiden Mädels noch mal gründlich aufzumischen. Diesmal sangen die Schwestern und Mans rappte im Hintergrund was das Zeug hielt....

(der Trip-Trap-Rap)
Trippetrab und Klippeklapp
So geht's im Ponytrab
YOOH das ist der Trip-Trap-Rap.
Yooh Men! Yooh Pony!

Und dann rappter Meisterrapper Mans mal so richtig los und reimte höchst rhytmisch:

So ein Pony, das kann alles
YOOH!
Ja das weiss viel mehr als wir
YOOOUUUUU!!
Könnte es noch Eier legen
wäre es ein Wundertier
Yoooh Man! Yooh! Yooh!!
Wundertier! Yoooh! YOOOOH!

Die Menge tobte und brüllte und war vor lauter Begeisterung nicht mehr zu halten. Mans und die beiden Schwestern verneigten sich mehrfach und schliesslich stürmten die Zirkusgäste die Manege. Aber das hätten sie eventuell auch ohne die glanzvolle musikalische Performanz der beiden Schwestern und des Holsteiner Meisterrappers Mans getan, weil nämlich jeder mal Zirkusstar sein wollte. Und dann erschien plötzlich unvorhergesehenerweise....


Gefahr im Anzug

... die Polizei! Zwei Herren in dunkelbrüner Jacke und mit weisser Polizeimütze standen plötzlich in der Scheune und schauten sich das Ganze ziemlich kritisch an. „Au weia! Das riecht nach Stress“ meinte Ethelbert zu Ralf. Die beiden setzten sich neben der improvisierten Heuballen-Manege auf den Boden und blickten neugierig in Richtung der beiden Polizisten. Ethelbert war allerdings kaltblütig genug um die Videokamera in Anschlag zu bringen und die Szene abzulichten.

Auf einen Schlag war es in der Scheune so ruhig geworden, dass man sozusagen das Gras wachsen hörte. Der Immenhof-Zirkus war mit einem Schlag unterbrochen und respektvoll blickten alle Zirkusbesucher in Richtung der beiden Herren in grün. Vor der Polizei hatte man hierzulande halt Respekt und wahrscheinlich hatte jeder irgendwie ein schlechtes Gewissen.

Mans dachte mit Sicherheit daran, dass sein frisiertes Zweirad welches mindestens 30 bis 50 km/h schneller als erlaubt fuhr, der Auslöser für die plötzliche polizeiliche Präsenz sein könnte. Ethelbert dachte an seine wilde Fahrt mit dem Motorroller durch den Dodauer Forst. Dalli dachte krampfhaft darüber nach ob vielleicht die Tatsache, dass sie erst neulich wieder Birnen im Garten der Wirtin des Malenter Dorfkruges geklaut hatte, der Grund für diese Polizeiaktion sein könnte.

Dick dachte daran, dass sie erst vor kurzem einen Autofahrer den bekannten Stinkefinger gezeigt hatte weil der viel zu dicht an ihrer Ponykutsche vorbeigefahren war .... und ähnlich dachte auch wahrscheinlich jeder andere der Immenhof-Scheunenzirkus-Besucher. Nur Ralf blieb ziemlich cool: „Wegen Schwarzfahrens in der Münchener U-Bahn schicken die doch keine Polizei nach Holstein... oder was meinst du, Barry?“

Seltsam war allerdings nur, dass beide Polizisten Sonnenbrillen und grosse schwarze Schnurrbärte trugen und irgendwie schien doch etwas mit den beiden Polizisten nicht ganz zu stimmen. Dick ging auf die beiden Polizisten zu und bemühte sich angestrengt ein Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern. Da brach sie auf einmal in lautes helles Lachen aus worauf Ralf und Ethelbert sich erstaunt ansahen und wären die beiden Komikfiguren gewesen hätten sie wahrscheinlich zwei grosse Fragezeichen in ihren Augen gehabt.


Die Mädels drehen durch....

Als Dick nun dem einen etwas kleineren und dicklichen Polizisten auch noch die Mütze vom Kopf stiess schien das Herz von Ralf fast stillzustehen. Was tat seine „kleine Freundin“ denn da? Naja... seine „kleine Freundin“ war sie zwar nicht oder noch nicht.... aber was nicht ist kann trotzdem in die Hose gehen und ausserdem kommt unverhofft recht oft. Oder so. Also sprang Ralf in Richtung Dick um sie gegebenenfalls vom polizeilichen Zugriff abschirmen zu können.

Als nun auch noch Dalli in ihre kieksige Teeny-Lache ausbrach und sich dem anderen Polizisten um die Schultern hing, schien die Situation klar zu sein: die beiden Schwestern vom Immenhof waren mit Sicherheit vor lauter Schreck gerade vollkommen verrückt geworden! Dann rief Dalli allerdings: „Aber Jochen, wo habt ihr denn die Uniformen her?“ und prompt löste sich das betretene Schweigen welches immer noch in der Immenhof-Zirkusscheune herrschte, mit einem Schlag wieder auf.

„Jetzt brat mir doch einer einen Klapperstorch“ entfuhr es Ethelbert. „Ich fahr hier gleich aus dem Anzug! Das sind doch die zwei vom Reiterparadies Dodau. Das ist doch dieser Jochen mit seinem Saufkopp von Seebär also diesem Hein Knaddel oder wie der heisst....“. Und tatsächlich: es waren Jochen von Roth und Hein Daddel, die da in Polizeiuniformen rumstanden und mal herzlich ablachten.

Wie sich später rausstellte hatte Jochen die Uniformen vor einiger Zeit auf dem Flohmarkt in Bad Segeberg oder vielleicht auch Neumünster erstanden. Und es sei auch nicht das erste Mal gewesen, dass die beiden sich so einen dummen Scherz erlaubt hätten... aber wahrscheinlich das letzte Mal denn sowas würde nur ein oder zwei Mal funktionieren. Und ausserdem meinte er lachend, dass solche Scherze doch polizeilich verboten gehörte weil sonst könne doch jeder kommen könne und überhaupt....

„Jetzt lasst euch nicht weiter stören. Wir wollen zuschauen“ meinte nun der falsche Polizist von Roth und quetschte sich mit seinem Freund Hein Daddel auf einen der Heuballen. „Zeigt mal was ihr könnt!“ Der Vorfall hatte auf jeden Fall einen Vorteil: in der Immenhof-Scheune war es nun bedeutend ruhiger geworden und so konnte Dick ihrer heutigen Pflicht als Immenhof-Zirkusdirektorin endlich nachzukommen.


Stars in der Manege

„Zuerst zeigen euch Mans und Dalli ihre Westernreit-Vorführung mit denen sie vor zwei Monaten schleswig-holsteinische Jugendmeister geworden sind. Das war allerdings nicht schwer, da nur drei Teilnehmer am Start waren.“ Und prompt ging es los... Dalli, die sich schnell ihre Westernjacke übergestreift hattem begann nun gymnastische Übungen auf dem Sattel von Buffalo Bill zu machen während Mans das Pferd an der Leine im Kreis laufen liess.

„Bravo, Bravo! Super, Dalli! Geil! Mach mal 'n Handstand!“ Genaugenommen war das kein Westernreiten sondern eher Reitakrobatik aber das scherte niemanden besonders. Aber die Nummer wo sich das Pferd um die eigene Achse drehte war echt gut... und auch die Quarterhorse-Vollbremsung, die allerdings platzbedingt nur angedeutet werden konnte.

Die Immenhof-Rockband spielte in der Zwischenzeit einen ziemlich heissen und vor allem lauten Musiktitel, der wahrscheinlich zur Zeit mindestens Platz 3 in der britischen Hitparade war oder so.... und Ralf schnappte sich eine Giesskanne in die er hineintrompetete. Das ging eine Weile so. Vero, die mit vollem Namen allerdings nicht Voss hiess sondern Veronika Schüreisen hiess, machte einen Salto hinterrücks und vorderrücks. Die anwesenden Kleinkinder jagten in der Manege rum.... kurzum es herrschte das totale Chaos und das war auch gar nicht anders zu erwarten gewesen.

Als Ethelbert schliesslich anfing mit drei braunen Kugeln zu jonglieren und plötzlich ausrief: „Iiiih Sch...eisse. Das ist ja Pferdekacke“ war die Stimmung auf dem Höhepunkt. Da Mans daraufhin laut zu gröhlen anfing und Ethelbert ihm hinterhältigerweise die Pferdeäpfel an den Kopf bzw. knapp vorbei schmiss und dann wie auf Kommando in diesem Augenblick Buffalo Bill in die Zirkusmanege äppelte.... war die Vorstellung zu Ende bzw. Dick rief in die Runde: „Die Vorstellung ist jetzt zu Ende“. Allerdings interessierte das offensichtlich kein Schw... und noch weniger die jugendlichen und kindlichen bzw. heute recht kindischen Zirkusbesucher.

Aber da sowieso jeder tat auf was er gerade Lust hatte war es auch egal ob die Zirkusvorstellung jetzt zu Ende war oder nicht. Auf jeden Fall war sie für Dick, Dalli, Ralf und Ethelbert zu Ende. Die verliessen nämlich mit Jochen und Hein die Scheune und überliessen es Stine und Hannes, den beiden treuen Seelen von Immenhof, zu retten was noch zu retten sei bzw. die Trümmer und Überreste der Immenhof-Zirkusvorstellung zu beseitigen.


Es ist soweit!

Draussen angekommen sahen Dick und Dalli, dass die Kutsche von Dr. Pudlich vor dem Stall stand. „Du Dickie. Ich glaube Oma hat den Pudlich angerufen weil Pretty Woman bald soweit ist....“ Die Schwestern stürmten in Richtung Ponystall mit Ethelbert und Ralf im Schlepptau. Mann waren die beiden Mädels flink... was war nur wieder los? „Ich hab keine Ahnung was die zwei wieder im Schilde führen, Ralf. Die beiden machen ja sowieso was sie wollen.“

An der Stalltür stand Dr. Paul Pudlich und winkte den beiden Schwestern zu. „Dick unn Dalli.... datt Priddy Wummen iss bald so weit. Die kriejt een Fohlen heid nacht oder morjen“. Das hiess auf hochdeutsch nichts anderes als dass Pretty Woman, die trächtige Ponystute, bald ihr Fohlen auf die Welt bringen würde. „Eine Entbindung hier bei euch? Au cool!“ meinte Ethelbert. „Bei Pferden heisst das doch nicht Entbindung.... Mann bist du doof, Ethelbert!“ entgegnete Dalli.

„Also kalbt die Pretty Woman?“ fragte Ethelbert zurück. „Das heisst doch nicht kalben, Ethelbert. Eine Stute ist doch keine Kuh. Ihr Städter habt doch wirklich von überhaupt nichts richtig Ahnung“ entgegnete Dick und lachte dabei recht höhnisch über diesen völlig ahnungslosen Großstädter Ethelbert und seinen anscheinend ebenso ahnungslosen Kumpel Ralf Schüller. „Ausserdem können wir euch jetzt nicht brauchen“. Und schon waren die beiden Mädels und Dr. Paul Pudlich im Stall verschwunden.

„Wie die uns wieder behandeln, Ralf. Die beiden tun so als wären wir Luft“ meinte Ethelbert ziemlich angesäuert zu seinem Kumpel Ralf. Doch der lachte nur: „Die zwei sind doch süss, Barry.“ „Ach du findest wohl alle Mädels süss... selbst zwei doofe Biester und Landeier wie die beiden vom Immenhof. Ach komm, Ralf. Wir spielen mal eine Runde auf meiner Playstation Portable und gehen danach mal ordentlich mampfen.“ Das mit dem „ordentlich mampfen“ schien in der Tat eine gute Idee zu sein vor allem nach dem ganzen Stress mit diesem völlig durchgedrehten Immenhof-Kinder-Zirkus.


Geburtshelferinnen

Im Stall erklärte Tierarzt Dr. Paul Pudlich den beiden Mädels nun, dass Pretty Woman, die trächtige Ponystute, seiner Meinung nach eine ziemlich schwere Geburt vor sich haben könnte. Er sei sich allerdings nicht ganz sicher. Und das beste wäre es natürlich wenn die beiden Schwestern die Nacht im Ponystall verbringen würden und ihn, den Dr. Pudlich, dann per Handy benachrichtigen sollte wenn Pretty Woman soweit wäre.

„Aber klaro, Doc“ meinte Dalli. Das war natürlich Ehrensache für Dick und Dalli. Die drei begaben sich nun ins Haus um Frau Jantzen zu instruieren und schonmal die Vorbereitungen für diese wahrscheinlich lange Nacht im Ponystall zu treffen. „Aber was machen wir nur mit den beiden Kerlen, Dickie? Die können wir doch absolut nicht bei der Geburt gebrauchen. Und wie ich den Ethelbert kenne wird dem doch garantiert schlecht wenn er dabei zuschaut“. Da war natürlich guter Rat teuer.
Dr. Pudlich, Frau Jantzen, die Schwestern und die beiden Sommergäste aus München sassen am Tisch
und diskutierten die Lage.

„Frau Jantzen, haben sie schonmal eine Pferdegeburt gefilmt?“ fragte Ralf. „Nein“ entgegnete die. „Fotografiert haben wir das schon aber gefilmt... ja können sie das denn, junger Mann?“ „Und ob“ warf Ethelbert nun in die Debatte. „Ralf und ich sind begeisterte Hobbyfilmer. Wir haben Rockkonzerte abgefilmt und.....“ „Psst Barry, das ist doch verboten“... „Also wir haben Stars gefilmt und den Münchener Fasching und Autorennen und im englischen Garten die Nackedeis....ähmmm.... das Publikum dort..... also wir sind richtig gute Kameramänner, Frau Jantzen. Sie können sich auf uns verlassen“ sprach Ethelbert mit leuchtenden Augen.


Ponygeburt auf Immenhof.... life und in Farbe!

„Du Ralf, wir werden die Ponygeburt life in alle Welt übertragen und zwar im Internet und....“ ... „Ach was“ entgegnete Ralf lachend. „Aber wenn sie wollen, Frau Jantzen, und wenn ihre Enkelinnen es uns erlauben wären wir gerne bereit die Ponygeburt zu filmen. Sowas können sie dann auf ihre Internetseite stellen, werteste Frau Jantzen“.

Die war natürlich hellauf begeistert während Dick und Dalli nur so mittelmässig begeistert schienen. Da allerdings Dr. Paul Pudlich ebenfalls begeistert war und dann noch meinte: „Kenne se sich mit'm Indernedd uss, jonger Mann? Ich hann da Luscht uffn neu Webseit...“ war die Sache klar und abgemacht.

Wenn der neue vierbeinige Erdenbürger das Licht der Welt erblicken würde dann würden der Doktor und die beiden Schwestern den Ralf und den Ethelbert per Handy benachrichtigen. Und dann sollten die beiden die Geburt mit der Videokamera filmen... und zwar richtig professionell. Ethelbert schien sich bereits wie Steven Spielberg zu fühlen und auch der Ralf machte einen ausserordentlich begeisterten Gesichtsausdruck.

Ganz im Gegensatz zu den Schwestern, die beide einen wohl eher muffig-kritischen Gesichtsausdruck drauf hatten: „Dickie, ob das mit den beiden Kerlen gutgeht? Das geht bestimmt nicht gut. Mit diesen doofen Mackern aus der Großstadt kann das überhaupt nicht gut gehen... der Ethelbert ist ja sogar zu doof um Wasser in einen Eimer zu schütten.... und der andere ist auch nicht viel gescheiter!“ Au backe...


ENDE TEIL 12
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Ponyhebammen

Die Schwestern verliessen die gute Stube von Frau Jantzen und begaben sich in ihr Zimmer. Dort wollten sich die beiden „Pony-Hebammen“ auf die bevorstehende Geburt des neuen vierbeinigen Erdenbürgers vorbereiten. Einen Namen hatten sie für das Fohlen allerdings noch nicht ausgesucht. Sowas ergibt sich meistens dann wenn man das Fohlen zum ersten Mal sieht. Auf jeden Fall hatten die beiden das bisher immer so gemacht und einen passenden Namen hatten sie noch jedes Mal gefunden.

Ralf, Ethelbert und der Doktor fuhren zu Dr. Pudlich's komfortablem Wohnmobil, welches auf dem Campingplatz in der Nähe von Malente stand. Dr. Paul Pudlich hatte die beiden dazu eingeladen. „Wisst ihr watt, Jongs? Dat wird een lange Nacht. Mir sollten wach bleiben unn Karten spielen. Wenn a wollt....“... na klar wollten Ralf und Ethelbert. Denn sich eine Nacht um die Ohren schlagen.... in dieser sportlichen Disziplin hatten die beiden Münchener durchaus schon einiges an Erfahrung gesammelt Wozu lebt man denn schliesslich in der Großstadt?

„Spielen sie Poker, Herr Dr. Pudlich“ fragte Ethelbert. „Na klar, Jong“ entgegnete der und nun war alles klar: die drei würden um die Wette pokern und auf den Anruf von Dick und Dalli warten. Und Ethelbert war sich sicher, dass er den Doktor nach Strich und Faden abzocken würde und das flüsterte er seinem Kumpel Ralf auch ins Ohr während die drei in Dr. Pudlich's SUV in Richtung Campingplatz tuckerten.

„Wat flüstert ihr denn da, ihr beeden?“ meinte Dr. Pudlich. „Och ich wollte von Ralf nur wissen warum ein Gestüt eigentlich Gestüt heisst und nicht Gehengst.“ Sowas konnte aber auch nur von Ethelbert kommen und Dr. Pudlich entgegnete kurz: „Haha“, drückte heftig aufs Gaspedal und schon waren die drei auf dem Campingplatz angekommen.


Lagebesprechung

Bei den Schwestern herrschte unterdessen schon Aufbruchstimmung und zusammen mit ihrer Oma besprachen sie noch mal kurz die Lage. Eigentlich war das keine richtige Lagebesprechung, denn Frau Jantzen sagte nur kurz: „Ihr beiden wisst ja was ihr zu tun habt und jetzt muss ich mit Jochen noch einiges besprechen“. Also begaben sich Dick und Dalli in den Ponystall und Frau Jantzen setzte sich mit Jochen, Hein und der etwas später hinzugekommenen Angela in die gute Immenhof-Stube um noch mal einige wichtige geschäftliche Dinge zu beschnacken.

„Unsere Hypothekenschulden sind mittlerweilen so hoch.... also ich weiss nicht mehr wie das mit dem Immenhof weitergeht. Irgendwann wird es noch zu einer Zwangsversteigerung kommen und das kann ich Dick und Dalli doch nicht antun. Das würden die mir bis an ihr Lebensende nicht verzeihen wenn ich den Immenhof mitsamt den Ponys verkaufe“ Frau Jantzen war sichtlich erschüttert aufgrund der prekären finanziellen Situation in der sich das Gut Immenhof zur Zeit befand.

Jochen von Roth mischte sich nun tatkräftig ein, denn Gut Immenhof und vor allem seine Verlobte Angela vor dem bevorstehenden Konkurs zu retten hiess die oberste Maxime. Ausserdem wollte er und Angela ja schliesslich.... aber das sollte Frau Jantzen noch nicht wissen. Das sollte eine Überraschung werden und hoffentlich keine unangenehme. „Oma Jan... also Frau Jantzen. Ich habe immer dafür plädiert, dass wir die Freizeitaktivitäten auf Immenhof ausbauen sollten. Da ist meiner Meinung nach sehr viel Geld zu holen“.

Jochen schnappte sich seinen Laptop, den Angela ihm in der Zwischenzeit hingestellt hatte, und siehe da.... der gute Jochen begann der Frau Jantzen eine Powerpoint-Präsentation vorzuführen. Na das sah aber toll aus! Und vor allem so professionell... und absolut überzeugend... vor allem mit all diesen vielen bunten Schriften und Bildern und den tollen Sound- und Grafikeffekten. Und auch noch alles in himmelblau und mit etlichen Bildern vom Ponygestüt Immenhof unterlegt. Und ausserdem hatte Angela das ganze gemacht weil Jochen im Grunde keine Ahnung von PC's und Computern hatte... das aber nie eingestehen würde.


Jochen wird das Kind schon schaukeln!

„Frau Jantzen, was sie und wir brauchen ist eine professionell geleitete Freizeiteinrichtung in der Großstädter Erholung und Entspannung finden können.... <räusper>....“ Die Frau Jantzen hörte den Ausführungen von Jochen von Roth aufmerksam und gespannt zu. „Liebe Frau Jantzen, ich habe mir also folgendes überlegt.... <hüstel> <räusper>...“ Jochen klickte auf dem Laptop herum und liess die Powerpoint-Präsentation ablaufen... aber richtig professionell wie es sich für einen ehemaligen Leiter einer Sportartikelfiliale ja schliesslich gehörte.

„Zuerst sollten wir mal an all die gestressten Familien denken und an all die Kinder die doch gar nicht mehr wissen wie ein Pferd oder eine Kuh aussehen....“ meinte Jochen und Hein Daddel applaudierte heftig bzw. pochte auf den Tisch wobei er sich mehrfach in der Runde umblickte. Das sollte in Wirklichkeit natürlich bedeuten: „Durscht, Durscht.... wo bleibt denn dat Bier unn der Dornkaat?“ Und da auch Angela die Kunst des Gedankenlesens beherrschte stellte sie gleichmal zwei frische gezapfte Holsten-Bierchen auf den Tisch. Bei Hein Daddel brauchte man allerdings nicht unbedingt Gedankenlesen können.

„Frau Jantzen, ich schlage ein integriertes Familien-Entspannungs- und -Freizeitprogramm auf dem Immenhof vor und zwecks dessen meine ich, dass wir Ponypatenschaften anbieten sollten, geehrte Frau Jantzen.“ „Ja und weiter?“ „Also ich denke mir das so, liebe Frau Jantzen. Familien sollten die Möglichkeit haben ein Pony zu adoptieren. Dann können unsere Pony-Patenfamilien nämlich.....“ „Jawohl, jawohl...“ meinte Hein, klopfte auf den Tisch und trank sein Bierchen aus. „Dat ist gut, Käptn. Bravo!“

Jochen fuhr mit seinen Ausführungen fort: „Da sie ja ihren Ponynachwuchs hier selbst züchten wäre es natürlich angebracht wenn die Familien bei der Geburt dabei sein könnten und zusehen könnten wie die Ponys dann aufwachsen. Es wird einen Ponykindergarten geben und natürlich eine Ponyschule und reiten lernen die Kinder dann selbstverständlich auf ihren eigenen Ponys wie sich das auch gehört“

„Bravo, sehr gut Jochen“ meinte Angela und Jochen bedankte sich mit einem Lächeln. Dann fuhr er fort: „Es kommt dann auch schon mal vor, dass Eltern an den Ponys so starken Gefallen finden, dass sie sich dazu entschließen ihren Kindern das Pony kaufen. Und ausserdem werden wir diverse Veranstaltungen rund um Pferde und Ponys durchführen. Ich denke, dass das Reiterparadies Dodau und der Immenhof in dieser Richtung hervorragend kooperieren könnten. Sportveranstaltungen, gemeinsame Familienausflüge, Partys und Grillfeste, Ponykutschentouren und Fahrradtouren sowie Zeltlager und so weiter ....“


>Pokerfaces

„Ja das klingt alles recht gut, Herr von Roth“ entgegnete Frau Jantzen, die den Jochen immer noch siezte obwohl sie sich schon einige Zeit kannten. Aber Frau Jantzen gehörte halt zur älteren und etwas förmlicheren Generation. „Aber wissen sie, Herr von Roth. Ich gestehe es mir selbst ja nicht gerne ein aber für all diese hochfliegenden Pläne bin ich wahrscheinlich schon etwas zu alt. Ponys züchten... das haben mein Mann und ich gemacht... und da kenn ich mich ja auch aus. Aber was ihnen so vorschwebt... ich glaube dafür bin ich wirklich schon zu alt“

Jochen und Angela blickten sich kurz an. Auf diese Antwort waren die beiden nämlich vorbereitet und schliesslich wollten sie ja der Frau Jantzen doch irgendwann etwas wichtiges mitteilen. Dazu war allerdings keine Zeit denn das Handy von Angela meldete sich und am anderen Ende der Leitung war Dick: „Du Angela, die Pretty Woman beginnt im Stall herumzutänzeln. Ich glaube in einer oder zwei Stunden ist es soweit.“

Bei Dr. Paul Pudlich im Campingwagen waren Ralf und Ethelbert auch schon soweit. Die drei sassen nämlich gemütlich am Tisch und knallten die Pokerkarten nur so auf den Tisch. Dazu gab es besten Rheinländer Wein für den Dr. Pudlich während sich Ralf und Ethelbert mit Cola und kaltem Radler bescheideten. Betrunken werden wollten die beiden auf gar keinen Fall da sie ja noch etwas wichtiges zu erledigen hatten.

Schliesslich sprang Ethelbert empört auf: „Sie schummeln, Dr. Pudlich!“ Denn anstatt den Dr. Pudlich abzuzocken hatte Ethelbert mittlerweilen mindestens 20 Euros an diesen verloren. „Nee Ethelbertchen. Ich bin halt een Pokerface unn kann jut blöffen......“ Ethelbert gab die Pokerparty entnvert auf während Ralf und der Doktor noch etwas weiter zockten.

Danach gingen die drei noch etwas auf dem Campingplatz spazieren und Dr. Pudlich erzählte ihnen einen kleinen Teil seiner enorm umfangreichen Lebensgeschichte. Aber wirklich nur einen kleinen winzigen Teil..... denn wenn Dr. Paul Pudlich mal wirklich mit seiner Lebensgeschichte loslegen würde.... dann Gnade euch Gott! „Sie sollten ihre Memoiren schreiben, Herr Dr. Pudlich“ meinte Ethelbert und der Doktor nickte kurz und heftig.


>Falscher Alarm

Es war bereits nach zehn Uhr abends und mittlerweilen war es in der Holsteinischen Schweiz schon dunkel geworden. Frau Jantzen und Jochen begaben sich nochmal in den Stall um nach dem rechten zu sehen. Sollte Pretty Woman wirklich schon so weit sein oder war das falscher Alarm? Dick und Dalli hatten sich in der Box neben Pretty Woman einigermassen gemütlich eingerichtet. Da die Ponystute ziemlich gutmütig war und einen ruhigen Charakter hatte, ertrug sie die Anwesenheit von Menschen während der Geburt. Das ist ja bekanntlich nicht immer so.

Frau Jantzen schaute sich die Ponystute genau an und aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung kam sie zu dem Ergebnis, dass sich der Geburtsvorgang noch bis spät in die Nacht oder sogar bis in den Morgen hinziehen würde. Die beiden Schwestern sollten aber dabei bleiben und mindestens eine von beiden sollte versuchen wach zu sein. „Klar machen wir, Oma.... <gähn>...“ entgegnete Dalli und hielt sich die Hand vor den Mund. Die ältere Schwester machte ebenfalls keinen taufrischen Eindruck mehr.

Frau Jantzen und Jochen verliessen den Stall. Hein und Jochen verabschiedeten sich daraufhin und wünschten der Frau Jantzen viel Erfolg für die bevorstehende Ponygeburt und sie solle sich doch Jochen's Vorschläge nochmal durch den Kopf gehen lassen. Nachdem Hein und Jochen weggefahren waren begab sich Frau Jantzen ins Haus und danach noch einmal in den Ponystall. Sie ahnte vermutlich bereits was sie dort vorfinden würde.

Und tatsächlich... die beiden Schwestern lagen da in der Box neben der trächtigen Ponystute Pretty Woman.... und beide schlummerten friedlich. Aber genau das hatte sich Frau Jantzen auch gedacht. Sie stellte einen Wecker, der auf ein Uhr in der Nacht gestellt war, direkt neben Dick. Dann schaute sie sich nochmal Pretty Woman an, klopfte ihr auf den Rücken und verliess den Ponystall. Die beiden Schwestern würden schon noch wach werden... entweder von selbst oder von dem Wecker.


Die Jugend von heute....

Das Schlaffieber hatte sich aber auch in Dr. Pudlich's Wohnwagen ausgebreitet. Zwar wollten sich Dr. Pudlich und die beiden Münchener Sommergäste noch etwas unterhalten aber daraus war nichts geworden. Zunächst war Ethelbert eingeschlummert und lag langgestreckt auf der Sitzbank. Und wenige Minuten später hatte es auch Ralf erwischt. Der sass direkt neben Ethelbert und sein Kopf hing nach links.

„Die Jugend von heute... die hält halt nix aus...“ meinte Dr. Pudlich. Und dann setzte er sich in seinen bequemen Sessel, machte die Leselampe an und begann ein Pferdejournal zu studieren sowie natürlich
die neueste Ausgabe der Tierärzte-Zeitung, den Spiegel der vergangenen Woche, das Holsteinische Ärzteblatt und eine uralte Ausgabe des Playboys.

Ausserdem überwachte er den aktuellen Pegelstand in seiner Rheinwein-Flasche. Dr. Pudlich wollte halt auf keinen Fall riskieren, dass seine Weinflaschen eventuell hochwasserbedingt überliefen und drei Leute möglicherweise im Wohnmobil in wilden Rieslingsweinfluten ertrinken würden.


Es ist so weit!

„Krinnnngggg“ ertönte es aus dem Wecker direkt neben Dick's linkem Ohr und die öffnete schlafttrunken die Augen. „So ein Mist! Wir sind eingeschlafen. Wo wir doch der Oma versprochen haben wach zu bleiben“ seufzte Dick und begann damit ihre Schwester wachzurütteln. Und siehe da... mit einem Schlag waren die beiden Mädels hellwach. Sie standen auf und sahen nach Pretty Woman, die in der Box neben den beiden wohl schon heftig mit dem sich ankündigenden Fohlen kämpfte.

Die Ponystute begann bereits zu schwitzen und das war ein sicheres Anzeichen, dass die Geburt kurz bevor stand. „Schnell den Pudlich anrufen“ rief Dalli und Dick nahm ihr Handy. Pretty Woman tänzelte wieder herum und starrte ständig nach unten. Dabei wieherte sie. Dalli hielt ihre Hand beruhigend an den Hals der Stute während Dick versuchte Dr. Pudlich zu erreichen. Das gelang schliesslich und der Doktor versprach sofort zum Immenhof zu kommen. Zuvor müsse er aber erst versuchen Ralf und Ethelbert wachzukriegen.... das sei aber kein Problem, da er einen Sektkübel mit eiskaltem Wasser griffbereit hätte.

Keine zehn Minuten später standen die drei im Ponystall und Dick bat zunächst einmal den Ralf und den Ethelbert sich möglichst ruhig zu verhalten und sich der Ponystute nicht allzusehr anzunähern. Ethelbert und Ralf legten sich in 3 bis 4 m Entfernung über einen Heuballen und brachten die Videokamera in Anschlag.

Dr. Pudlich und die beiden Schwestern hatten sich in der Zwischenzeit fachgerecht umgezogen denn Gummihandschuhe und Stiefel gehörten schliesslich zur Ausrüstung eines Tierarztes sowie von Pferdekrankenschwestern. Die Ponystute wurde immer nervöser und tänzelte in der Gegend rum. Dann ergoss sich plötzlich eine gelbe Flüssigkeit aus dem Hinterteil der Ponydame. Und dann nochmal. „Bääääh“ ertönte es aus Richtung der Münchener Filmcrew und das war natürlich Ethelbert. „Pfuiii Spinne igettegitt...“

„Nerven behalten, Barry“ meinte Ralf während er mit der Videokamera weiterfilmte. Die Ponystute tänzelte weiter und wieherte. Das ging etwa 10 Minuten so. Dr. Pudlich und die beiden Schwestern standen in respektvollem Abstand zu der gerade gebährenden Ponydame. Währenddessen wurde Ethelbert immer nervöser. „Hast du mal eine Zigarette, Ralf?“ „Seit wann rauchst du denn, Barry? Und ausserdem benimmst du dich als wärst du der Vater... Ho Ho Ho....“ Das fand Ethelbert nun nicht so komisch und darum beschloss er sich draussen in der Nacht ein wenig die Füsse zu vertreten.


Der neue Erdenbürger

In den Stall zurückgekehrt legte sich Ethelbert nun wieder neben Ralf, der immer noch die Videokamera in Anschlag hielt. Unterdessen ereigneten sich für Städter höchst unbekannte und geheimnisvolle Ereignisse: eine Ponystute brachte nämlich ein Fohlen zur Welt. Ein milchiger weisser Sack erschien und dann sah man zwei Hufe... den weiteren Verlauf der Ereignisse hielt Ralf dann mit der Videokamera fest.

Ethelbert meinte unterdessen, dass er mal kurz raus für kleine Jungs müsse und was er dann draussen machte liess sich später nicht mehr rekonstruieren. Böse Gerüchte hielten sich jedoch, dass sich Ethelbert draussen vor der Scheune mal kurz übergeben hätte aber dies stritt Ethelbert später energisch ab. Aber das war der Ponystute und den drei Geburtshelfern um den Dr. Pudlich herum sowieso egal.
Neben der am Boden liegenden Ponystute lag auf einmal ein kleines nasses und ziemlich helles Fohlen.

„Juhuuuuuu das Fohlen ist da....“ erklang aus den beiden Mädchenkehlen und die beiden Schwestern tanzten im Stall herum. „Na dat hann ma ja widda jeschafft“ meinte Dr. Pudlich sichtlich zufrieden. Währenddessen tanzte Dalli im Stall herum und umarmte alle Anwesenden mal kurz. Das machte dann auch Dick und irgendwie fiel die Umarmung von Ralf länger aus als sie das wahrscheinlich geplant hatte und ebenso wahrscheinlich hatte sie das nicht mal gemerkt. Dafür aber der Ralf!

Dalli lief nun ins Haus um ihre Oma sowie alle Anwesenden wachzumachen und die frohe Botschaft überall zu verkünden. Ethelbert und Ralf bestaunten untererdessen den neuen Erdenbürger, der im Heu lag und mühsam versuchte sich aufzurichten. „Mann geht das schnell“ meinte Ethelbert verwundert. „Die können ja direkt laufen... unglaublich... das konnte ich glaub ich nicht“. Mittlerweilen hatte sich alle Mann und alle Frau im Stall versammelt und bestaunten das Fohlen.

Ethliche Minuten waren vergangen... und wahrscheinlich sogar schon eine Stunde... und siehe da... dem kleinen Fohlen war es schliesslich gelungen sich aufzurichten und wenig später ging es sogar zur Mutter um sich mal kurz zu stärken, da das Ponyleben mit Sicherheit noch sehr ereignisreich sein würde... und eine Stärkung am Euter der Mutter war da mit Sicherheit angebracht.

„Es trinkt, es trinkt“ entfuhr es Dick. Und das nahm dann auch Dr. Paul Pudlich zum Anlass um sich mal kurz an seinem mitgebrachten Flachmann festzuhalten. Die Stärkung hatte er ja mindestens ebenso verdient wie das kleine Ponyfohlen.


Snowball, Schneeball, Snowwhitechen und...

Es handelte sich um ein weibliches Fohlen und nun brauchte man natürlich einen Namen für den neuen Erdenbürger. Dick blätterte in ihrem Ponybuch, wo man bereits etliche Namensvorschläge schonmal auf Vorrat gesammelt hatte. Aber irgendwie war nichts rechtes dabei. Das Pony hatte ein sehr hell gefärbtes Fell hell und würde später wahrscheinlich ein silber-weisses Färbung haben wie die Frau Jantzen sofort fachkundig bemerkte.

„Wir nennen es Snowball“ meinte Dalli. „Nein gefällt mir nicht. Wir nennen es... ähmmm....“... aber anscheinend fiel auch Dick nichts rechtes ein. Als Dr. Pudlich vorschlug den neuen Erdenbürger doch „Riesling“ zu taufen oder „Rieslinde“ brach der gesamte Ponystall in lautes Lachen aus. Der Vorschlag von Ethelbert das Fohlen „Donnerhuf“ zu nennen ergab keine Mehrheit und auch Ralf's Vorschlag das Fohlen „Rednose“ zu nennen wurde abgelehnt. Davon abgesehen hatte das Fohlen überhaupt keine rote Nase sondern höchstens gerötete Augen.

Dalli's Vorschlag das Fohlen „Penelope“ oder „Britney“ zu nennen setzte sich auch nicht durch. Dr. Pudlich meinte daraufhin, dass das Fohlen doch einen deutschen Namen tragen sollte und warum nicht den Namen einer Märchengestalt. Ausserdem würde er sowieso nicht verstehen warum die beiden Schwestern den Fohlen andauernd ausländische Namen wie Pretty Woman, Google, Ritchie, Britney usw. geben würden. Dalli blickte den Doc darauf hin relativ empört an, denn schliesslich hatten die beiden Schwestern ja sozusagen die „Namenshoheit“ auf Immenhof und nicht der Pudlich.

„Kompromissvorschlag: nennen wir es doch Snowwhite“ meinte nun Ralf. „Damit tragen wir allen Parteien Rechnung“. Das war natürlich ein höchst diplomatischer Vorschlag. Plötzlich seufzte Dick traumverloren und dann nochmal: „Wir nennen es Schneewittchen, Dalli. Jawohl so nennen wir es. Es sieht doch wirklich aus wie Schneewittchen. Findste nicht?“ Ethelbert meinte, dass das Fohlen eher wie ein Fohlen aussehe und nicht wie Schneewittchen.... aber Dalli schien begeistert zu sein. „Jawohl! Schneewittchen heisst es. Den Namen hatten wir hier noch nicht“.

„Doch“ entgegnete die Oma. „Ich hatte in den fünfziger Jahren mal mein eigenes Pony. Und das hiess auch Schneewittchen und war das schönste Pony damals.“ Somit war die Sache klar: der neue Erdenbürger hiess „Schneewittchen“ und nicht Donnerhuf oder Madonna und schon gar nicht Penelope, Brittney und erst recht nicht Riesling oder gar Whisky, wie Dr. Pudlich im Scherz vorgeschlagen hatte.


Prost und viel Erfolg

Dr. Pudlich wäre ja nicht Dr. Pudlich gewesen, wenn er nicht etwas zum gemeinsamen Anstossen mitgebracht hätte. „Du Ethelbertchen, lauf emol zum Wagen und hol den Sekt uss'm Kofferraum“. Das liess sich Ethelbert natürlich nicht zweimal sagen und kurz darauf schenkte Dr. Pudlich allen Anwesenden aus dem Sektkühler ein und gemeinsam stiess man auf die Zukunft des neuen Ponyfohlens an. Und ausserdem sei das Fohlen ein Symbol für den erfolgreichen Neubeginn von Immenhof meinte Dr. Pudlich, der es an diesem Tag anscheinend ziemlich festlich gestimmt war, dann noch


ENDE TEIL 13
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Beitrag von Ethelbert© »

Der neue Tag...

So gingen die Tage ins Land und die Wochen und die Monate und dann die Jahre... doch HALT! Zunächst ging dem Dr. Pudlich der Sekt aus und damit auch leider dessen gute Laune. Aber trotzdem strich Dr. Paul Pudlich dem neugeborenen Fohlen noch einmal über den Rücken: „Dat is een Prachtmädchen, dat Schneewittchen“. Sprach's und fuhr von dannen in Richtung Campingplatz. Nun bekamen auch die Immenhöfler endlich ihren verdienten Schlaf und bei Ralf und Ethelbert zog der sich bis mindestens halb acht am nächsten Morgen hin, wenn nicht sogar noch ein wenig länger.

Kurz nachdem Ethelbert erwacht war und sich notdürftig angekleidet hatte, stürzte er aus seinem Zimmer in Richtung Ponystall... und tatsächlich: die beiden Schwestern waren dabei das neugeborene Fohlen zu hegen und zu umsorgen. „Hallo Dick und Dalli. Wie geht es dem Fohlen denn?“ „Gut, toll... es trinkt schon den ganzen Morgen“. Ethelbert betrachtete sich das kleine weiss-graue Ponyfohlen welches den Kopf unter den Bauch seiner Mutter hielt und kräftig nuckelte.


... was er uns wohl bringen wird?

Das brachte ihn auf eine gute Idee: „Werd ich auch mal tun. Ich werd mal rasch Essen fassen“ meinte er und verliess den Ponystall in Richtung des Immenhof-Hauptgebäudes bzw. des „Gutsgebäudes“ wie das ja hochoffiziell hiess. Ralf hing bereits in der Küche herum, mampfte eine Schwarzbrotstulle mit frischem Quark und Petersilie und erzählte der Magd bzw. Hausangestellten Stine wohl von den Vorzügen der Großstadt München. Auf jeden Fall war Stine's Lachen schon von weitem zu hören.

Ethelbert setzte sich zu Ralf an den Tisch und klopfte mal kurz auf den Tisch. Das hiess im Klartext ungefähr folgendes: „Guten Morgen, Ralf. Wie geht es? Also mir geht es blendend. Mal sehen was der neue Tag bringt. Wir werden heute mit den beiden Mädels mal einiges Interessantes unternehmen und ich bin natürlich der Chef vom ganzen. Das Wetter ist übriges blendend und ich kann es kaum erwarten meinen A..rsch wieder auf Sattelleder zu setzen.“

Ralf klopfte kurz zurück und das hiess übersetzt ungefähr dies: „Alles klar, Barry. Ich bin auch ziemlich gut drauf und kann es kaum erwarten mit Dick und Dalli... also vor allem mit Dick... was lustiges zu unternehmen“. Das alles konnte man mit einem simplen „Einmal-auf-den-Tisch-klopfen“ ausdrücken und die beiden Freunde sahen sich kurz an und nickten.

Zum Frühstück gab es tiefschwarzen Kaffee, der mindestens so stark zu sein schien war wie Arnold Schwarzenegger es zu seinen besten Zeiten gewesen war. „Auf jeden Fall ist das der reinste Schwarzenegger-Kaffee so schwarz und stark ist der....“ meinte Ralf und Ethelbert lachte nur kurz, da er diesen Gag von Ralf bereits seit langem kannte und ihn ausserdem nur mittelmässig fand.

Ethelbert schmierte sich sich nun ebenfalls eine Schwarzbrotstulle zurecht und schmückte sein Kunstwerk mit Zwiebeln, Meerrettich sowie einer beachtlich grossen Knoblauchzehe mit der man eine ganze Armee von Vampiren hätte verjagen können. „Nein nur das nicht“ rief Ralf verzweifelt. „Bitte nicht soviel Knoblauch, Ethelbert. Das....“ Doch das Butterstullenmonster inklusive der riesigen Knoblauchzehe war bereits in Ethelbert's weit aufgerissenem Schlund verschwunden.

„Habt ihr hier Gasmasken?“ fragte Ralf die gute Seele Stine. Doch die schüttelte nur den Kopf. „Na das war lecker“ meinte Ethelbert und klopfte sich vor den eigenen Bauch. „Na das riecht man aber den ganzen Tag“ entgegnete Ralf. „Was unternehmen wir denn heute, Ralf?“ Der zuckte nur mit den Schultern und amüsierte sich mit seinem viel zu dick geschmierten Käsebrot.


Fohlen, Fohlen... über alles

Ralf und Ethelbert bewegten sich anschliessend in Richtung Ponystall um einmal nach dem Rechten zu sehen. „Ohne uns langweilen die sich zwei Mädels nur, meinste nicht Ralf?“ Der nickte mit dem Kopf und stiess einen Rülpser aus, der garantiert Stärke 4 auf der universellen Aufstossskala aufwies und durchaus in der Lage gewesen wäre einen mittleren Tsunami auf dem Kellersee auszulösen. „Du S.au“ meinte Ethelbert trocken. Das war für Ethelbert'sche Verhältnisse allerdings noch fast höflich und davon abgesehen gehörte derlei in Bayern sowieso zur normalen Umgangssprache.

Im Ponystall standen die beiden Schwestern neben Pretty Woman und schauten das kleine neugeborene Fohlen an wie.... ja wie?... ja wie Mädels halt ein neugeborenes Ponyfohlen anschauen. „Das ist aber wirklich süss“ meinte Ralf zu Dick. „Habt ihr nicht Lust mit uns heute noch etwas zu unternehmen?“ Dick und Dalli schauten sich gegenseitig ungläubig und dann schauten sie den Ralf ungläubig an. Dalli prustete los: „Ja spinnste denn, Ralf. Das Fohlen ist doch da.“ Dann wendeten sich beide wieder von Ralf und Ethelbert ab und dem Ponyfohlen zu.

Ethelbert, der den Arm an der Pferdebox angelehnt hatte, blickte etwas ungläubig aus der Wäsche und zog seine Stirn in Falten. Dann fing er sichtlich irritiert an zu stammeln: „Aber... aber... wir wollten doch gemeinsam nach Timmendorfer Strand fahren... und baden.... und überhaupt... wir haben doch Urlaub... das habt ihr doch versprochen... aber... wieso...“ Dick und Dalli richteten sich nun ziemlich energisch auf. Dalli spreizte ihre Arme ebenso energisch gegen ihre Hüften und Dick schnaubte zunächst einmal recht vernehmbar.

„Wir können doch nicht mit euch nach Timmendorfer Strand fahren wenn ein Fohlen da ist... also sowas... also nein....“ ertönte es aus Dick's Mund und Dalli ergänzte sinngemäss: „Und wenn euch das nicht gefällt könnt ihr ja abhauen. Ihr könnt ja mit dem Fahrrad nach Timmendorfer Strand fahren. Mein Fahrrad steht im Keller. Mann was seid ihr beide aber auch manchmal doof! Und ausserdem
stinkt Ethelbert wie ein Rudel Paviane!“ In der Tat erfüllte ein erhabenener und ziemlich strenger Knoblauchduft mittlerweilen den gesamten Ponystall

Eine kurze nachfolgende Diskussion ergab sinngemäss nun folgendes: das mit dem Knoblauch sei ja nicht so schlimm, aber die beiden Mädels hätten heute absolut keine Zeit da ja das Fohlen da wäre. Und für irgendetwas anderes hätten Dick und Dalli im Augenblick sowieso kein Interesse und wahrscheinlich auch nicht morgen und erst recht nicht übermorgen. Und mit Ralf und Ethelbert etwas unternehmen wollten sie auch nicht... denn schliesslich sei ja das Fohlen da. Und Zeit zum Baden gehen hätte man nun wirklich überhaupt nicht.... wegen des Fohlens.


Ach bleibt uns doch gestohlen mit eurem Fohlen!

Ralf und Ethelbert verliessen den Ponystall wieder. „Weiber“ meinte Ethelbert verächtlich zu seinem Kumpel Ralf. „Ich werd nie heiraten. Wenn's dann mal ein Baby gibt bist du doch glatt bei denen abgemeldet Die zwei sollen uns mit ihrem doofen Fohlen doch gestohlen bleiben... und überhaupt“

Ethelbert's Laune war nahe dem absoluten Nullpunkt angelangt. Davon abgesehen schien es ihn beträchtlich zu stören, dass von nun an nicht mehr ER die Hauptperson auf Immenhof sei, um die sich bekanntlich ja alles dreht, sondern anscheinend dieses blöde Ponyfohlen welches auch noch den doofen Namen „Schneewittchen“ trug. Sowas war aber auch zu ärgerlich und Ethelbert liess seiner schlechten Laune sowie dem Knoblauchgeruch freien Lauf.

„Weisste was, Ralf? Die zwei können mich mal... die werd ich schon noch....“ In diesem Augenblick kam Angela aus dem Hauptgebäude. Sie trug Jeans, eine lila Bluse und ein blau-weiss geblümtes Kopftuch. Irgendwie sah diese Angela ja richtig niedlich aus. Schade nur, dass sie etwas älter war als unsere zwei Helden und auch noch in festen Händen nämlich denen des Jochen von Roth's.

Ethelbert's sehr schlechte Laune liess sich kaum verbergen und er sah mindestens ebenso mürrisch aus wie Hannes, der Stallknecht, wenn dieser morgens nicht richtig ausgeschlafen hatte bzw. nachts wiedermal kein Auge zugekriegt hatte. „Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen, Ethelbert?“ fragte Angela und sah unsere beiden Helden lächelnd an. Die hübschen Grübchen von Angela versetzten Ethelbert kurzfristig wieder in eine etwas bessere Laune und er beschloss Angela sein bzw. das Leid unserer beiden Helden zu klagen.

„Du Angela, sind die zwei eigentlich immer so wenn ein Fohlen da ist? Die interessieren sich gar nicht mehr für uns... richtig abweisend sind die beiden....“. Angela lachte kurz und begab sich in Richtung des weissen Suzuku-Geländewagens, der vor dem Hauptgebäude geparkt war. Der gehörte ja eigentlich Jochen von Roth aber da Angela ja zwei Haushalte zur gleichen Zeit führte, nämlich den Immenhof und das Reiterparadies Dodau, gehörte er quasi auch ihr.

Angela nahm den Schlüssel und sperrte die Fahrertür auf. „Ich muss noch einige Besorgungen machen. Wenn ihr euch langweilt könnt ihr ja mitkommen.“


Eine interessante Shopping-Tour

Das schien eine gute Idee zu sein. Ralf und Ethelbert stiegen in den Geländewagen ein und nahmen Platz. Ethelbert nahm natürlich vorne auf dem Beifahrersitz Platz und es dauerte einem Moment bis er Ralf davon überzeugen konnte, dass dieser gefälligst hinten Platz nehmen sollte.

Ralf meuterte zunächst gegen diese Entscheidung da er nämlich befürchtete auf dem Hintersitz im Knoblauchgeruch zu ersticken. Schliesslich gab Ralf auf Angela's Drängen dann doch nach. Der Klügere gibt bekanntlich immer nach und Ralf war um einiges klüger als Ethelbert und das sollte der auch wissen. Ausserem bestand Angela darauf, dass Ethelbert vorne sitzen sollte damit sie ihn mit Eukalyptuspastillen füttern könne weil sie ansonsten befürchtete vorne am Steuer in Ohnmacht zu fallen. Mit weit aufgerissenen Fenstern sowie geöffnetem Schiebedach ging die Reise dann los.

Nun kam das Thema wieder auf die leidige Geschichte mit den beiden Mädels und dem Ponyfohlen. „Wenn ein Fohlen da ist habt ihr beiden keine Chance“ begann Angela zu erzählen während der Suzuki Geländewagen das Torhaus passierte. „Dann hat niemand eine Chance. Dann gibt es nur noch das Fohlen für die beiden und gar nichts anderes. Auch keine Schule. Und unsre Oma regt sich dann auch manchmal auf weil die beiden im Haus nicht mehr helfen, das Geschirr stehen lassen und ihre Schularbeiten vernachlässigen. So sind die beiden halt... da kann man nichts machen. Aber das vergeht nach einigen Tagen“.

Es schien nun klar zu sein, dass Dick und Dalli offensichtlich hochgradig „Fohlen-verrückt“ seien. „Mädels und ihre Mutterkomplexe“ meinte Ethelbert immer noch recht verdrossen zu Angela. Mittlerweilen war man auf dem Parkplatz des Malenter's Einkaufsmarktes angekommen. Angela, Ralf und Ethelbert stiegen aus. Die beiden Münchener Freunde begleiteten Angela bei ihrer Shopping-Tour und Ethelbert schob höflicherweise den Einkaufswagen.

„Die Pretty Woman ist ja unser liebstes Pony hier auf dem Hof“ erzählte Angela nun weiter. „Sie hat vor einiger Zeit ihr erstes Fohlen verloren und da waren Dick und Dalli wochenlang nicht mehr ansprechbar. Deswegen kümmern sie sich so um das kleine Ponyfohlen von Pretty Woman. Ihr habt, wie gesagt, keine Chance. Das dauert noch mindestens ein oder zwei Wochen.“ Ralf nickte mehrmals und machte eine sehr nachdenkliche Miene. Offenbar war er dabei irgendetwas auszubaldovern.

Ethelbert bemühte sich redlich den Einkaufswagen mit Haribo, Gummibärchen und anderem süssen Allerlei zu füllen. Darin schien Ethelbert eine bemerkenswerte Routine und Übung zu haben, denn der Einkaufswagen füllte sich in Rekordzeit. Kurz vor der Kasse gab es noch eine Diskussion darüber wieso der Einkaufswagen eigentlich so voll sei und Ethelbert, ganz Kavalier, bestand darauf den kompletten Einkauf zu bezahlen.

Da er jedoch seine Geldbörse vergessen hatte bezahlte Angela die ganze Ladung und schüttelte mehrmals lachend den Kopf, denn soviele Süssigkeiten auf einem Platz hatte sie wahrscheinlich noch nie in ihrem Leben gesehen. Und Sixpacks und Supermarkt-Billig-Sekt waren auch noch dabei.


Besuch bei Jochen

Vom Supermarkt aus ging es in Richtung Dodau hin zum alten Forsthaus welches Jochen von Roth ins „Reiterparadies Dodau“ umfunktioniert hatte und wo er zusammen mit seinem Stallknecht Hein Daddel und den Reitschülern resididierte. „Ich mach immer die Besorgungen für Jochen und Hein. Und natürlich für den Immenhof“ meinte Angela zu den beiden Freunden.

Jochen von Roth befand sich mit seinen Reitschülern auf dem Rasenplatz vor dem Forsthaus und demonstrierte offenbar die hohe Schule der Reitdressur. „Das ist Mirabell“ sagte Angela und zeigte in Richtung des schwarzen Rappens, auf dem Jochen von Roth gerade eine Pirouette drehte. „Der wird einmal ein erstklassiges Dressurpferd“. Jochen begrüsste die Ankömmlinge kurz: „In 10 Minuten machen wir Pause. Ihr könnt schonmal im Haus auf mich warten“

Ralf, Ethelbert und Angela räumten die Sachen aus dem Suzuki Geländewagen und begaben sich in Richtung Forsthaus. Vor dem Haus stand ein VW Golf Pickup, der nicht unbedingt neu aussah. „Der wird demnächst verschrottet“ meinte Angela. „Aber er fährt noch“. „Er ist noch fahrbar?“ entfuhr es Ralf während er sich dem alten Golf Pickup näherte und ihn von allen Seiten musterte. Der Golf hatte in seinem Leben wahrscheinlich schon bessere Zeiten gesehen und den Beulen nach zu urteilen schien er jeden einzelnen Alleebaum in der Holsteinischen Schweiz persönlich zu kennen.

„Ja braucht ihr den Wagen noch?“ „Gute Frage“ meinte Angela. „Der Golf fällt schon langsam auseinander und eigentlich brauchen wir ihn hier ja nicht mehr“. Mittlerweilen war auch Jochen hinzugekommen, denn wie versprochen gab es nun eine Pause für die armen geplagten Reitschüler. Jochen begrüsste die drei mit Handschlag bzw. mit einer kurzen Umarmung. Die galt natürlich seiner Verlobten Angela. „Na meine Herren. Wollen sie sich hier bei mir mal umsehen?“ begann Jochen die Konversation. „Du Jochen. Ralf und Ethelbert langweilen sich. Bei uns ist ja das neue Fohlen da und....“

Nun begann Jochen laut und vernehmlich zu lachen: „Also dann versteh ich alles.“ In diesem Augenblick verabschiedete sich Angela von den dreien, denn sie musste zurück nach Immenhof. Jochen und die beiden Münchener Freunde begaben sich wieder nach draussen und Jochen begann den beiden zu erklären was denn eigentlich Sache sei. „Wenn ein Fohlen da ist leben Dick und Dalli in einer anderen Welt“. „Ja das wissen wir. Das hat Angela uns schon erklärt. Die zwei sind Fohlen-verrückt“ entgegnete Ethelbert.


Ralf's gute Idee

„Ja das sind die beiden“ meinte Jochen lachend. „Du Jochen, mal was anderes“ sprach Ralf nun. „Angela hat gerade gesagt, dass dieser Golf Pickup bald verschrottet wird aber noch fahrbereit sei“. Offenbar hatte Jochen von Roth die Gedanken von Ralf bereits erraten. „Hmmmm.... wenn ihr zwei euch langweilt... und keinen fahrbaren Untersatz hat... sowas braucht man als junger Mensch ja schliesslich... Hmmmm.... ich habe da eine Idee. Kommt mal mit.“

Die drei begaben sich in den Stall wo Hein Daddel fleissig am Werkeln war. „Ich mach euch einen Vorschlag, Ralf und Ethelbert. Wenn ihr mir hier bei einigen Kleinigkeiten helft dann könnt ihr den Golf haben. Den Sprit bezahlt ihr natürlich selbst.“ „Prima Idee“ meinte Ralf und Ethelbert's schlechte Laune schien schlagartig entwichen zu sein um einer geradezu extatischen Schaffenskraft Platz zu machen.. „Wir machen alles, Jochen, wenn du uns den Golf abtrittst. Mann... das wär ja so prima. Mann Jochen, du bist das reinste Genie!“.

Und das mit dem „Alles-machen“ nahm Jochen nun natürlich wörtlich. „Jetzt schleppt ihr mal die Holzbalken die da drüben liegen....“... Jochen wies in Richtung besagter Holzbalken, die gewaltig und drohend in einiger Entfernung von der Scheune lagen... „in die Scheune und helft Hein, die Balken senkrecht aufzustellen. Wir verstärken das Scheunendach“. Ethelbert schluckte erstmal heftig herunter, denn besagte Balken mit reiner Menschenkraft voran zu bewegen schien ein Ding der Unmöglichkeit zu sein.“


Die Schwerarbeiter

„Komm mach schon, Barry. Das schaffen wir doch spielend... denk mal an den Golf...“... und schon machten sich die beiden Münchener Freunde fröhlich ans Werk. Wobei Ethelbert anscheinend wesentlich weniger fröhlich zu sein schien als sein Kumpel Ralf. Doch erstaunlicherweise schafften die beiden Freunde es doch innerhalb einer halben Stunde die monstermässig-schweren und langen Holzbalken in die Scheune zu schaffen. Und genaugenommen waren die Balken ja gar nicht so schwer sondern Ethelbert, das Großstadkind, war halt keine schwere Arbeit gewohnt.

Mit gemeinsamer Kraft schafften es Hein, Ethelbert und Ralf dann die Balken in die richtige Position zu bringen und Ethelbert schwitzte dabei zwar recht heftig... wollte sich jedoch keine Blösse geben. „Na das haben wir ja prima hingekriegt“ meinte er stolz während Jochen wieder die Scheune betrat. „Und morgen habe ich eine andere Aufgabe für euch beiden“ meinte Jochen lachend. Ethelbert schluckte wieder und Ralf beeilte sich Jochen zu versichern, dass die beiden nichts lieber täten als hier auf Dodau dem Jochen und dem Hein bei der Arbeit zu helfen: „Denk an den VW, Ethelbert!“

„Wartet mal“ rief Ethelbert und lief ins Forsthaus. Nur wenige Sekunden später war er zurück. Er hatte den Sixpack und den Supermarkt-Billig-Sekt, den er grade vorhin eingekauft hatte, unter seinem Arm. „Darauf müssen wir gemeinsam anstossen. Wir zwei helfen euch hier auf Dodau und als Belohnung tritt Jochen uns den ollen Golf ab“. Das klang gut und gemeinsam machten sich die beiden Dodauer und die beiden Münchener daran den Sixpack und den Supermarkt-Billig-Sekt zu leeren.

Danach stiegen Ralf und Ethelbert in den Wagen und da Ralf, als der ältere von beiden, bereits im Besitz einer Fahrerlaubnis war, setzte er sich ans Steuer und ab ging es mit einer Proberunde rund um das Dodauer Forsthaus. „Lass mich, lass mich“ rief Ethelbert und durfte dann auch noch ein oder zwei Runden drehen. „Jochen, der fährt ja wie der Deibel“ rief Ethelbert begeistert aus dem Fahrerfenster.

„Hier sind die Papiere, ihr zwei“ meinte Jochen. „Und morgen seid ihr wieder hier. Es gibt noch einiges auf Dodau zu tun.“ „Alles klar wir kommen“ rief Ralf, der mittlerweilen wieder am Lenkrad Platz genommen hatte. Schliesslich war er ja im Gegensatz zu Ethelbert im Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis, allerdings noch nicht sehr lange. Ralf setzte den Golf in Bewegung und wenige Minuten später waren die beiden wieder zurück auf Immenhof.


Timmendorfer Strand wartet!

„Los Badesachen und Fressalien organisieren!“ meinte Ethelbert zu seinem Kumpel Ralf Schüller. „Die beiden Mädels können uns mal... Ho Ho Ho... sollen die doch mit ihrem doofen Fohlen rumspielen... wir fahren an den Strand. Timmendorfer Strand... here we come!“. Zirka zwei Minuten später brauste Jochen's VW Golf Pickup mit Ralf am Steuer und einem aus dem Beifahrerfenster gröhlenden und iPod-schwingenden Ethelbert über die Landstrasse in Richtung Freiheit. Und diese Freiheit war natürlich „Timmendorfer Strand“, eines der berühmtesten Urlaubs- und Badeparadiese an der Ostsee.

Schon aus der Ferne sahen die beiden die riesigen Hotelburgen der Ostholsteinischen Küste. Und im Nu hatten die beiden den Golf irgendwo geparkt und sausten mit den Badesachen unter den Armen in Richtung des weltberühmten kilometerlangen Strandes, der dem Urlaubsort Timmendorfer Strand ja schliesslich seinen Namen gegeben hatte. Aber was war da ein Betrieb! Es schien, dass halb Deutschland offenbar Urlaub am Timmendorfer Strand machte und wie Heringe lagen die Ausflügler und Strandbesucher übereinander- und nebeneinander gestapelt am wunderschönen weissen Ostseestrand.

Das störte die beiden Freunde jedoch nicht allzusehr und sie stürzten sich gemeinsam in die salzigen Fluten. Dann liefen sie den Strand entlang bzw. sprangen über die vielen tausend Urlauber, rannten diverse Omas und Kleinkinder um oder fast.... sprangen ins Ostseewasser und wieder hinaus... und so verging die Zeit. „So macht Urlaub Spass“ rief Ethelbert. „Und nun fressen wir uns mal den Bauch voll“.

Gesagt, getan... die beiden liefen in den Ort und stürmten die erstbeste Döner-Bude. Der Tag wurde schliesslich mit einem Früchtecocktail und einem leckeren Speiseeis gekrönt. Dann machten sich die beiden dran den VW Golf zu suchen und fanden ihn schliesslich denn Ralf hatte die gute Idee gehabt eine lange dünne Stange mit einem roten Lappen im Fahrerfenster festzuklemmen. Sowas machte man als erfahrene Massenparkplatz-Besucher schliesslich um seinen Wagen unter tausenden anderen wiederzufinden.


Zurück in der Holsteinischen Schweiz

Von Timmendorfer Strand aus ging es nach Scharbeutz und von dort aus ging es zurück Richtung Malente, allerdings mit einem Abstecher in Richtung Bungsberg, der höchsten Erhebung der Holsteinischen Schweiz. Ethelbert kriegte sich nicht ein: „Guck dir das mal an, Ralf. Dieser Maulwurfshügel soll der höchste Berg von Schleswig-Holstein sein... Ho Ho Ho Ho....“

Vom Bungsberg aus ging die Reise dann nach Malente und zwar hin zum berühmten Malenter Aussichtsturm, den Ethelbert ja schon längst besuchen wollte. Mühsam kletterten die beiden die Stufen hinauf und standen dann hoch oben auf der Aussichtsplattform mit Blick auf die Seenlandschaft der Holsteinischen Schweiz. Nun überkamen auch den Ethelbert romantische Gefühle: „Mann ist das schön hier. Schau dir das mal an, Ralf. Hier hinten muss der Immenhof sein.“ Seine Hand wies über den grossen See der vor ihnen lag. Ralf machte unterdessen mit der Videokamera eine Art Panoramaaufnahme von der Holsteiner Seenplatte.

Während der Fahrt zum Immenhof unterhielten sich Ralf und Ethelbert dann noch recht angeregt darüber was man denn nun mit den beiden Immenhof-Mädels machen sollte. Wenn die beiden nur noch Zeit für das Fohlen hätten sollten sie doch bleiben wo der Pfeffer wächst... „wir können uns ja schliesslich selbst amüsieren, meinste nicht Ralf?“ „Das ist aber keine gute Idee“ meinte der. „Ich würd meinen Urlaub schon lieber mit den beiden gemeinsam verbringen.“ „Du meinst wohl mit DER einen?“ entgegnete Ethelbert. Ralf zuckte nur mit den Schultern.

„Ich hab da eine Idee, Ethelbert. Pass mal auf. Wir machen folgendes...


ENDE TEIL 14
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Beitrag von Ethelbert© »

Ein tollkühner Plan

... wir entführen Schneewittchen ganz einfach!“ „Wie bitte? Das Fohlen entführen?“... Ethelbert staunte nicht schlecht über diesen doch sehr gewagt klingenden Vorschlag von Ralf. „Ja klar. Wir entführen das Fohlen... natürlich nicht richtig. Wir bringen es nur für kurze Zeit fort. Irgenwohin wo die Mädels das Fohlen nicht auf Anhieb finden.... die beiden werden dann in Panik geraten und wir werden das Fohlen wiederfinden. Hast du verstanden, Ethelbert? WIR werden das Fohlen wiederfinden, weil wir ja wissen wo es versteckt ist.“

„Ähmmm... ja... und wieso das Ganze?“ fragte Ethelbert verwundert. „Weil die Mädels uns dann bis an ihr Lebensende dankbar sein werden, Ethelbert. Schliesslich haben wir ja das Fohlen gerettet. Wir sind dann die grossen Helden, Barry-Boy! Und die Mädels werden uns anhimmeln wie Tokyo Hotel oder...“ „Bääääh bloss das nicht....“ meinte Ethelbert sichtlich schockiert. Aber die Idee schien ihm grundsätzlich nicht zu missfallen. Das war deutlich in seinem Gesicht abzulesen.

Der Golf Pickup befand sich mittlerweilen auf der Einfahrt zum Immenhof und es war schon kurz nach neun Uhr abends. Ralf und Ethelbert parkten den mittlerweilen doch arg verschmutzten Golf direkt neben der Scheune. Dann stiegen sie aus und schnupperten erstmal wieder „Immenhof-Luft“. Diese Immenhof-Luft war eine Mischung aus frischem Heu, etwas Seeluft und ein wenig von dem was so halt bei der Pony- und Pferdezucht als Nebenprodukt abfällt. Und gerade diese kleine Prise von Pferdemist
machte die Immenhof-Luft bzw. den „Immenhof-Duft“ so angenehm und unverwechselbar.


Ruhe vor dem Sturm?

Der Immenhof wirkte allerdings wie ausgestorben. Es war immer noch ziemlich hell und die heisse Luft flimmerte über dem Hof. Der Rasen war nass und ein langer gelber Wasserschlauch, der offenbar aus der Scheune stammte, lag zusammengerollt auf dem Rasen. Da hatte wohl Hannes, der Stallknecht, den staubtrocknen Boden etwas beregnet. „Die haben die Bürgersteige schon hochgeklappt“ meinte Ethelbert zu Ralf. „Komm wir schauen mal nach wo sich die Mädels rumtreiben. Dürfte wohl nicht schwer zu erraten sein....“

Die beiden näherten sich dem Ponystall und richtig... helle Stimmen waren aus dem Stall zu hören. Die Stalltür war leicht angelehnt und Ethelbert lugte durch den Türspalt. „Oooch wie süss... schau mal wie es seiner Mutter nachlauft... Ooooch ist das niedlich.... Schneewittchen komm her... Hopp Hopp“. Nun lugte auch Ralf durch den Türspalt. Dalli kniete auf dem Heu vor der Ponybox während Dick aufrecht neben Pretty Woman stand und den Rücken der frisch gebackenen Mama bürstete.

Das kleine Fohlen hoppelte zwischen den beiden Mädels herum und steckte seine Nase offenbar in alle Angelegenheiten. „Jaaaa mein süsses Schneewittchen.... jaaaa was bist du soooooo lieb.... oh ist das süss.... Dickie schau mal wie Schneewittchen....“ „Oh Gott“ entfuhr es Ethelbert. „Ich wette mit dir, dass die beiden schon den ganzen Tag hier im Heu knien und das Fohlen bemuttern. Ach diese Weiber! Als gäbe es nichts anderes als dieses Ponyfohlen. Also ich weiss nicht.... wie kann man nur so verrückt sein.“


Der Komplott

Ralf lachte, allerdings ziemlich leise damit die beiden Mädels sie nicht hören sollten. Wahrscheinlich hätte Ralf noch gerne länger an der Stalltür gestanden und den beiden heimlich zugeschaut... aber Ethelbert zog seinen Kumpel in Richtung Haus. Die Haustür war wie üblich nur angelehnt sodass die beiden das Gebäude unbemerkt betreten konnten.

Da war offenbar keine Menschenseele. Ralf ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Das durften die beiden denn schliesslich sollten sie sich ja hier wie zu Hause fühlen. Mit Cola und Wurstbroten bewaffnet setzten sich die beiden dann ins Wohnzimmer und schalteten den grossen Fernsehapparat an. Da lief gerade Mr. Bean. Und damit war der Abend gerettet. Auf jeden Fall hörte man das laute Gröhlen der beiden mindestens bis hinter das Torhaus... aber glücklicherweise war ja niemand da und die beiden Mädels hörten sowieso nichts.

Kurz vor elf Uhr nachts als es bereits stockdunkel war, liefen zwei Schatten zwischen Scheune und dem Hauptgebäude herum und tuschelten etwas. Irgendeine Verschwörung schien da im Gange zu sein. Irgendwelche Geheimpläne wurden da geschmiedet.... und dann gingen Ralf und Ethelbert wieder ins Haus und begaben sich in ihre jeweiligen Gemächer. Offenbar hatten die beiden irgendeinen listigen und wahrscheinlich recht hinterhältigen Plan geschmiedet... und dieser Plan bzw. dieser hinterlistige Komplott betraf mit Sicherheit das arme, kleine, unschuldige Ponyfohlen Schneewittchen.


Das Ungeheuer vom Dieksee

Zeitig früh am Morgen gegen 7 Uhr halfen die beiden Münchener Freunde Hannes, dem Stallknecht, dabei im Stall das Heu an die Ponys zu verteilen. Auf diese Idee war Ethelbert gekommen, da er meinte man müsse sich mit Hannes möglichst gut stellen und ihn gegebenfalls in das raffinierte Komplott einzuspannen welches die beiden Freunde gerade geschmiedet hatten. Ausserdem hatten sie ja der Frau Jantzen versprochen sich auf Immenhof nützlich zu machen.... aber irgendwie hatten es die beiden in den letzten Tagen immer wieder geschafft der Landarbeit aus dem Weg zu gehen.

Da ging Ralf's Handy. Am anderen Ende der Leitung war Jochen von Roth, der die beiden bat doch mal rüber nach Dodau zu kommen. Und zum Frühstück seien sie auch herzlich eingeladen. Die beiden Münchener Freunde stiegen in Jochen's VW Golf Pickup, den dieser den beiden Freunden überlassen hatte, und fuhren geschwind in Richtung Dodau. Allzu weit war das ja nicht. Jochen erwartete die beiden bereits und erstaunlicherweise hatte er zwei Pferde am Zügel.

„Das hier ist Mirabell und die hübsche gescheckte Stute ist Nessy. Sie ist übrigens wirklich ein kleines Ungeheuer“ meinte Jochen von Roth zu den beiden. „Nessy ist erst 3 Jahre alt und noch ziemlich wild. Wir nennen sie auch manchmal „das Ungeheuer vom Dieksee“ ergänzte Jochen breit grinsend. Und dass sie ein kleines Ungeheuer zu sein schien sah man dieser jungen Stute tatsächlich an. Sie trampelte nervös mit den Hinterpfoten während Jochen sie am Zügel hielt und schüttelte dabei ihre lange weisse Mähne.

„Ich hab einen Auftrag für euch, ihr zwei beiden“ setzte Jochen von Roth das Gespräch fort. „Angela und ich fahren heute nach Hamburg um einiges zu erledigen. Hein passt auf den Hof auf und macht einige Übungen mit meinen Reitschülern. Aber die beiden Pferde hier brauchen unbedingt Bewegung.“


Die Meisterreiter

„Ihr beide sollt mit Nessy und Mirabell ausreiten. Ihr solltet die beiden Pferde mindestens zwei Stunden lang stramm reiten und auch mal ein paar Sprints einlegen. Das sind ja schliesslich Rennpferde... zumindestens Nessy... die ist nämlich wahnsinnig schnell.“

„Wahnsinnig schnell?“... in Ethelbert's Augen zeigte sich jenes Leuchten, welche kleine Jungs unter dem Weihnachtsbaum haben wenn sie gerade eine Carrera-Bahn geschenkt bekamen.. „Die Nessy ist ein richtiges Rennpferd hast du gesagt, Jochen? Wirklich?“ Nun schien sich seine Stimme vor Begeisterung zu überschlagen. „Ja klar“ antwortete Jochen lachend. „Das wird einmal ein richtiges Rennpferd und ich brauch heute einen hochqualifizierten Jockey“.

Ethelbert reckte die Brust heraus denn das „ich brauch einen hochqualifizierten Jockey“ konnte schliesslich nur ihm gelten. „Ralf, das ist eine Aufgabe für mich. Du nimmst das andere Pferd.“ Jochen lachte ziemlich verschmitzt und bat die beiden Freunde ins Dodauer Forsthaus zu einem ordentlichen holsteinischen Bauernfrühstück. Nach der frühmorgentlichen Beköstigung begaben sich die drei wieder nach draussen. Hein Daddel hatte die beiden Pferde Nessy und Mirabell bereits gesattelt und zwei Reiterhelme hielt er auch in der Hand.

„So Ethelbert und Ralf. Jetzt weise ich euch mal ein wie man mit solchen Pferden umgeht. Ralf, du reitest nachher auf Mirabell und Ethelbert, du besteigst jetzt gleich die Nessy und zeigst einmal was du kannst.“ Das liess der sich nicht zweimal sagen und in Gedanken hatte er wohl bereits den Prix d'Arc de Triomphe, den Baden-Badener Weltcup, die Münchener Reiterwoche und wahrscheinlich sogar die nächste Reitweltmeisterschaft gewonnen. Jochen bestieg unterdessen seinen edlen schwarzen Rappen Mirabell und bat Ralf den beiden zu folgen.


Jockey wieder Willen

Im langsamen Trab ging es hin zur berühmten Bräutigamseiche, die bekanntlich mitten im Dodauer Forst liegt. „Und jetzt machen wir mal ein Wettrennen, Ethelbert. Ich reit voran und du versuchst mich zu verfolgen und wenn du gut bist dann wirst du mich auch überholen.“ Jochen ritt los und Ethelbert gab Nessy, dem „Ungeheuer vom Dieksee“ die Sporen bzw. die Schenkel. Die Stute trabte brav los und lief hinter Mirabell her. Da drehte Jochen sich aufeinmal um, steckte die Finger in den Mund, stiess einen schrillen Pfiff aus und rief: „Festhalten Ethelbert. Halt dich an ihrem Hals fest.“

„Wiehihieeeer....“... das kleine Ungeheuer vom Dieksee bäumte sich auf und Ethelbert kam sich plötzlich vor als sässe er auf einem heissen Feuerstuhl mit mindestens 500 000 PS. Die Stute brauste in atemberaubendem Tempo los, Ethelbert hielt sich an ihrem Hals fest um nicht herunterzufallen und Jochen folgte dem kleinen Ungeheuer vom Dieksee und dem Münchener Amateur-Jockey. Die wilde Verfolgung ging etwa 200 m weit und Ethelbert klammerte sich verweifelt am Hals des kleinen Ungeheuers vom Dieksee fest.

„Zügel fest anziehen... BRRRRRR.... Hoooo..... BRRRRRR....“ brüllte Jochen von hinten. Ethelbert zog die Zügel heftig nach hinten und ziemlich abrupt hörte Nessy auf zu galoppieren. Jochen befand sich nun neben Nessy und ihrem Meisterjockey, der mehr tot als lebendig zu sein schien. „Na Ethelbert, das ist doch was? Ich glaube Nessy ist das richtige für einen Kerl wie dich“. Der blickte Jochen von der Seite nach oben an, denn er sass nicht auf der Stute sondern lag eher auf ihr. Genaugenommen lag er fast bäuchlings und hielt sich völlig verkrampft am Hals des Pferdes fest.


Eieiei

„Jochen mir tun die E... weh“ wimmerte Ethelbert und versuchte sich mühsam aufzurichten. Er meinte natürlich, dass ein ganz bestimmter und überaus wichtiger Teil seines männlichen Körpers ganz besonders in Mitleidenschaft gezogen worden wäre. „Ähmmm....“ ... der Meisterjockey hatte sich mühsam aufgerichtet und bemühte sich um eine halbwegs anständige Sitzhaltung. „Ähmmmmm..... Jochen ich glaube ich nehm lieber Mirabell.“

Jochen nahm das kleine Dieksee-Ungeheuer mitsamt ihrem Meisterjockey am Zügel und sie ritten zurück zu Ralf, der immer noch an der Bräutigamseiche stand und die Szene von weitem beobachtet hatte. Sein Grinsen war auf jeden Fall ziemlich provokant und herausfordernd... auf jeden empfand Ethelbert dies so.


Pferdewechsel

„Ich glaube Nessy ist nichts für dich, Ethelbert“ meinte Jochen. Grummelnd stieg Ethelbert von der Stute ab und Jochen bat Ralf auf Nessy aufzusteigen. „Du musst sie ordentlich rannehmen, Ralf“ instruierte Jochen seinen neuen Reitschüler. „Nessy ist ein ganz wildes Bist und die braucht eine starke Hand“. „Also genau wie Dalli... HoHoHoHooo....“ rief Ethelbert im Hintergrund. Dann flüsterte er Nessy noch schnell etwas ins Ohr.

Ralf war mittlerweilen auf die gescheckte Stute aufgestiegen und machte noch einen etwas unsicheren Eindruck. Irgendwie schien er der Sache nicht zu trauen. Jochen gab nun noch einige Anweisungen, insbesonders wie man Nessy davon abhielte durchzugehen. „Na dann amüsiert euch mal ihr zwei“ sagte er und entschwand winkend. „Bis heute nachmittag, ihr zwei“.

Ethelbert, der auf dem laut Jochen angeblich so lammfrommen Mirabell sass, sah seinen Kumpel Ralf schadenfreudig an. „Du kannst wohl nicht abwarten dass ich auf meinem A..rsch lande“ meinte der. „Den Gefallen tu ich dir aber nicht. Hüh, los Nessy“. Ralf zog die Zügel an und Nessy, das kleine Ungeheuer vom Dieksee, trabte los. Ethelbert folgte den beiden und ab ging die wilde Hatz durch den Dodauer Forst. So richtig wild und schnell war es allerdings doch nun wieder nicht... die beiden Münchener Reitaspiranten schienen doch einen gehörigen Respekt vor ihren Widersachern sprich Reitpferden zu haben.

Jochen hatte den beiden knapp erklärt welchen Weg sie einschlagen sollten. Vor allem sollten die beiden mindestens einmal um den Dieksee reiten und auf der anderen Seeseite die Pferde im vollen Galopp laufen lassen. „Das traust du dich ja gar nicht, Ralf... HoHoHo... die Nessy schmeisst dich vom Sattel und trampelt dann auf dir rum... HoHoHo... HoHoHo.... und dann kackt sie dir auf den Kopf.... Ha Ha Ha.....“


Duell am Dieksee

„Hiermit fordere ich dich offiziell zum Duell heraus“ meinte Ralf. „Jetzt werden wir mal sehen wer hier gut reiten kann und wer nur sein Maul aufreisst. Ich wette um eine Pizza Corleone und eine Lage Weissbier dass du nicht die geringste Chance gegen mich hast“. Eine Pizza Corleone gab es höchstwahrscheinlich gar nicht... aber das war Ethelbert in diesem Augenblick egal. Hier ging es eindeutig um Ehre, Ansehen, Prestige und anderes Gedöns. Und ausserdem waren die beiden jetzt offiziell „Rivalen der Rennbahn“.

„Und ich wette um meine Manga-Sammlung und das Autogramm von Osama Bin Laden“. „Das Autogramm von Osama Bin Laden? Gut machen wir...“ „Hähä... die Mangasammlung wollte ich sowieso wegschmeissen und ein Autogramm von Osama Bin Laden gibt's ja gar nicht....“ flüsterte der Münchener Pferdeflüsterer Ethelbert seinem berittenen Untersatz namens Mirabell ins rechte Pferdeohr. „Und nun erklär du mir mal wieso du Mirabell heisst.... du bist doch ein Hengst?“

„Achtung fertig... LOS!“.....


ENDE TEIL 15
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