Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

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Oma Janzen
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

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Vorbereitungen auf Immenhof

Einen Tag vor Weihnachten kamen die Petersens und brachten die vier Lehrlinge mit ihrem Gepäck.
Zwar freuten sich die fünf, dass sie nun doch wieder zusammen waren, aber es viel ihnen allen sehr schwer sich von der netten Familie zu verabschieden. Eigentlich hatte Dalli sich schon gestern von den Petersens verabschiedet, aber sie freute sich Jens heute noch einmal zu sehen. Doch wusste weder sie noch einer der anderen Lehrlinge, ob sie die Petersens jemals wieder sehen würden. Als Jochen auf einmal vorschlug, ob sie nicht zu Weihnachten her kommen wollten? Heidi antwortete daraufhin mit traurigem Gesicht: „Ich glaube nicht das wir kommen, weil wir noch einiges zu erledigen haben. Aber im nächsten Jahr wird sich bestimmt eine Gelegenheit finden.“
Daraufhin stiegen sie ein und winkten ihnen zum Abschied noch einmal zu.
Eigentlich hatte Jochen für den Tag vor Heiligabend einen bestimmten Plan, durch die plötzliche Einquartierung war es mittlerweile schon dunkel, trotzdem sagte er zu seiner Frau: „Ich wollte jetzt noch unseren Weihnachtsbaum aufstellen, den uns der Förster wie jedes Jahr geschenkt hat. Er ist zwar nicht so groß wie die in den letzten Jahren, aber eine gemütliche Stimmung wird er schon ausstrahlen.“
„Meinst du nicht dass du das Morgen früh noch machen kannst? Du siehst auch nicht mehr so taufrisch aus. Ich muss nur noch einmal nach den Kindern sehen.“
, und stand etwas unbeholfen auch auf. „Marion und Fritz werden wohl schlafen, aber um Melanie und Ramona mache ich mir immer noch Sorgen.“
„Danach gehen wir beide dann auch ins Bett“
und streichelte liebevoll ihren dicken Bauch.

Herr Larsen war natürlich froh über die fünf schon erfahrenen Lehrlinge für sein Gestüt, immerhin waren sie schon im dritten Lehrjahr. Sehr schnell hatten die fünf gemerkt, dass sie mit ihrem Neuen Chef, nicht so viel Spaß hätten wie früher. Er wusste ja auch, dass die Umstellung nicht leicht fallen würde und er wollte sich nicht als Unmensch erweisen. So gab er ihnen drei Tage frei, dass bedeutete sie mussten erst wieder nach Weihnachten arbeiten.
Eigentlich wollte die ganze Familie am nächsten morgen, den schön gewachsenen und grünen, würzig nach Wald duftenden Tannenbaum schmücken, aber jetzt mussten sie ihn erst einmal mit vereinten Kräften aufrichten. Da kam Peters und Helges Hilfe gerade recht.
Endlich konnten sie beginnen, die große duftende Tanne zu schmücken, mit den vier Lehrlingskollegen von Dalli ging es ja jetzt auch schneller. Doch ihr Zeitplan sollt noch einmal gründlich durcheinander gewirbelt werden.
Sie wollten gerade anfangen, da kamen alle Reitschüler aus dem Kreis ob behindert oder nicht, mit zwei großen Blumensträußen. Mit dem bunten Blumenstrauß wollten sie sich für die vielen Reitstunden bedanken und gleichzeitig allen, schöne Weihnachten wünschen. Mit dem zweiten Strauss konnten aber weder Margot noch Andrea, die heute auch eingeladen war, so recht etwas anfangen.
Er war zwar Kunstvoll gebunden, aber es waren keine Blumen sondern er bestand hauptsächlich aus Tannenzweigen Möhren kleinen Gartenäpfeln und einigen Bananen. Trotzdem mussten alle acht Erwachsenen lachen und meinten, dass die Kinder damit wohl am besten in den Stall gingen. Dann kam noch, ein etwas merkwürdiger Weihnachtsmann herein, denn unter seinem Mantel lugten ein Paar Reitstiel hervor. Dafür brachte er zwei prall gefüllte Säcke mit, die sie auf Rodelschlitten hinter sich her zogen hatten.
Ramona, Melanie, Marion und Fritz wollten schon neugierig in die Säcke greifen … Aber dann merkten sie, der eine war gefüllt mit hartem getrocknetem Brot, so wie Pferde und Ponys es gerne mögen. Der andere Sack jedoch beherbergte noch weiteres Obst und Gemüse, was nicht an die Tannenzweige passte.
Als die ganze Bande bei den Pferden auftauchte, wunderten sich die Pferde wohl; denn ihre Morgenmahlzeit war doch noch gar nicht so lange her und das dort was fressbares kam, sagten ihnen ihre empfindlichen Nüstern. Bald setzten die Kinder die Säcke ab und gaben jedem Pony ein Stück Obst und ein Stück Brot, damit es schneller ging halfen auch die fünf Auszubildenden bei der Verteilung. Auch den Möhrenstrauß verfütterten die kleinen Reiter an die Ponys, die genüsslich kauten. Natürlich wussten sie nicht was bei den Menschen besonderes los war, aber sie freuten sich über diese Extraportion.
Nachdem alle Ponys genussvoll kauten, nahmen dann die Kinder die Säcke wieder auf und gingen erst in den Lipizzanerstall und später auch noch zu den riesigen Schwarzwäldern. Auch diese Pferde sollten eine Extraportion bekommen, auch wenn sie von den Kindern nie geritten wurden. Einer der älteren Jungen aus dem Ort Malente fragte Jochen: „Kann ich diese Pferde auf mal reiten, im nächsten Jahr.“ Dabei zeigte er auf seinen besten Zuchthengst Pluto, der inzwischen schon ganz weiß geworden war.
„Nein Karsten, dass geht nicht! Dieser Hengst hat hauptsächlich Vaterpflichten und zum Reiten nicht so geeignet.“
Er zog zwar ein langes Gesicht, aber er akzeptierte, die Antwort. Trotzdem bekamen die Lipizzaner ihren Anteil. Jetzt sahen sie auch die drei wunderschönen braunen Pferde und der Junge wollte ihnen auch etwas geben. Das ging allerdings erst nachdem Peter und Dalli ihm die Erlaubnis gegeben hatten. Zum einen hatten sie natürlich Angst um Dianas kostbares Fohlen, immerhin hatte sich die Trakehnerzucht von der Flucht aus ihrer ostpreußischen Heimat nur mäßig erholt.
Danach gingen sie zu den mächtigen Kaltblütern, die Hauptsächlich im Wald immer schwer Arbeiten mussten. Hier trauten sich die kleineren Kinder nicht so recht ran, weil die Pferde so groß waren. Da halfen die fünf Lehrlinge doch gerne dabei, die Äpfel und das Brot zu verteilen. Als Dank neigte der mächtige goldfarbene Schwarzwälderhengst seinen Kopf mit der dicken hellen Mähne und blies dem kleinen Frieder, der mutig in seiner Box stand, seinen warmen Atem ins Gesicht.
Dann wurden die Reitschüler noch einmal ins Haus geholt, wo Elinja inzwischen für jedes Kind eine heiße, dampfende Schokolade bereitet hatte und wer wollte konnte auch noch von ihren selbst gemachten Weihnachtsplätzchen probieren. Anschließend wischte sich der kleine Frieder mit der Hand über den Mund, wie er es bei den Großen schon öfter beobachtet hatte. Daraufhin mussten nicht nur die Erwachsenen Lachen, sondern auch die anderen Kinder; denn diese Szene sah zu witzig aus. Als Frieder auf einmal mit dünner Knabenstimme dazwischen rief: „Nach dieser Stärkung könnten wir ja eigentlich noch eine Runde reiten.“
Aber das ging Jochen dann doch zu weit und er schob die kleine Bande zur Tür hinaus, mit den Worten: „Heute ist Weihnachten, meint ihr nicht die Pferde haben nicht auch mal einen verdient, um sich auszuruhen. Außerdem warten eure Familien doch sicher schon auf euch.“
In diesen Augenblick ließ Andrea gerade die Ponys aus dem Stall auf die Weide laufen. Margot konnte sehen, wie die Kinder zögerten, ob sie nicht doch wenigsten zur Weide gingen. Aber der Junge, der eben von Jochen die Absage erhalten hatte sagte: Kommt Herr Roth hat recht, lasst die Ponys in Ruhe und geht nach Hause.“
Jetzt zog die ganze Meute endlich ab und Margot konnte sich endlich wieder um die Zwillinge kümmern und sich ausruhen. Nachdem er die Meute zur Tür raus geschoben hatte, hatte er sich in der Halle schon mit dem Tannenbaum beschäftigt. Der lange Peter, stieg auf eine Leiter und befestigte die Kerzen an den oberen Zweigen, auch wenn sie wohl nicht angezündet werden würden; weil sie zu hoch waren, aber schön sah es trotzdem aus. Peter und jetzt auch Helge mussten noch öfter auf die Leiter um Kugeln, Strohsterne und einige Glöckchen anzubringen.
Jetzt standen alle unten und sahen sich ihr Werk mit bewunderten Blicken an. Denn während die beiden in luftigen Höhen arbeiteten, hatten die anderen den Baum geschmückt, soweit sie noch ankamen. Sogar Fritz hatte sich daran beteiligen, nur Marion blieb stumm, doch verkroch sie sich in ihr Zimmer, wie sie es seit jenem schlimmen Tag immer Tat. Sogar Melanie und Ramona wollten mitmachen. Doch da gegen hatte Margot allerdings etwas und brachte die beiden wieder ins Kinderzimmer, wo sie schmollend anfingen zu spielen. Jetzt sagte Helge: „Ich glaube nach allem bösen was hinter uns liegt, wird es doch noch ein ganz schönes Weihnachtsfest. Nur schade das Heidi und Jens nicht dabei sind.“
„Wisst ihr was, geht schon mal zum Mittagessen, ich rufe auf Traventhal noch mal an, vielleicht überlegen sie es sich doch noch“,
schlug Jochen vor.
Zuletzt geändert von Oma Janzen am Mo 08.Sep.2014 9:13, insgesamt 2-mal geändert.
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Oma Janzen
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

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Weihnachten auf Immenhof

Selbst in den Ställen war heute nicht viel zu tun, da die Pferde zumindest über Mittag, die Wintersonne genießen durften. Als es langsam kühler wurde, packten auch jetzt wieder die Auszubildenden mit an, so dass alle Pferd bald wieder in den Ställen waren. Sogar die kleinen wolligen Shettys wurden Jetzt über Nacht in ihren Laufstall gesperrt, denn die Nachttemperaturen lagen immerhin im zweistelligen Minusbereich.
Die Dämmerung war schon weit fortgeschritten, als sie durchgefroren wieder ins Haus kamen. Da alle schon volljährig waren, servierte Stine ihnen erstmal einen Grog, zu dem Elinja den Tee bereitet hatte. Danach war es dann auch schon fast Zeit für die Bescherung. Margot und Jochen hatten ein etwas schlechtes Gewissen, weil sie natürlich für Dalli ein Geschenk hatten; aber für die anderen vier und für Dallis Freund nichts. Doch die Jugendlichen hatten auch dafür schon eine Lösung. Sie wollten sich Gegenseitig beschenken und legten diese Päckchen, mit Namen versehen einfach dazu. Natürlich hatte Dalli auch etwas für ihren Freund und dieser etwas Kleines für Dalli.
„Nur was sollen wir den Petersens Schenken, sie müssen jeden Augenblick kommen“, fragte Jochen ratlos in die Runde. Da antwortete Olga: „Ich glaube ein fröhliches Weihnachtsfest mit gut gelaunten Leuten, in dem hell erleuchteten Haus mit so einem schönen Baum, ist das was sie jetzt am dringendsten brauchen. Jetzt wo sie von einer Minute auf die andere alles Verloren haben.“
Margot die dabei gestanden hatte überlegte, auch wenn sie noch so Jung ist, hatte sie doch schon viel Gefühl für ihre Mitmenschen.
Aber erst war es auf dem Immenhof Sitte, die Christvesper zu besuchen. Weil es schon seit einigen Stunden dunkel war, schlug Jochen vor das die zehn Erwachsenen zur Christvesper zur Kirche reiten sollten; wo auch noch eine Pferdesegnung stattfinden sollte.
„Reitet Margot denn nicht mit?“
„Ne, besser nicht! Einmal wegen der Schwangerschaft und dann will sie auch nicht die Zwillinge alleine lassen.“
„Dürfen wir uns die Pferde aussuchen“,
fragte der lange Peter.
Kornelius meinte jedoch: „Wenn du an Baldur denkst, vergiss es! Die Gefahr ist hier viel zu groß.“
„Danke, aber der Hinweis war eigentlich überflüssig. Ich wollte gerne einen Schwarzwälder nehmen, ist das OK Herr Roth?“
„Ja Peter, aber ich heiße Jochen. Nimm aber nicht den Hengst, der ist zu wild. Von mir aus kannst du den später mal ausprobieren.“
Er konnte Peters Gesicht zwar nicht sehen, aber er konnte sich denken was der Junge wollte. „Dalli wenn willst du?“
„Wie sieht es denn mit *Isegrim* aus, Jochen?“
„Gute Idee, der steht soviel ich weiß im Stall.“

„Na hoffentlich, ich wollte eigentlich nicht im Tiefschnee der Weide baden“, sagte Dalli.
Kornelius, Peter und Helge waren zum Stall der Kaltblüter gegangen und wollten sich drei Stuten satteln. Wie immer wenn Helge auf`s Pferd steigen sollte, hatte er ein flaues Gefühl in der Magengegend. Weil er sich beim Anblick der großen Kaltblüter keine Blöße geben wollte, sagte er: „Reitet ihr mal lieber alleine, mit den Kopfschmerzen bleibe ich besser im Haus“ und verließ fluchtartig den Stall.
Aber Kornelius wusste ja was Helges Problem war und meinte zu Peter: „Dann reiten wir eben alleine.“
Zwei Schwarzwälder-Stuten standen zum Glück auch gerade in ihren Boxen und jetzt holten sie die Pferde raus. In der Stallgasse wurden sie angebunden, danach geputzt und gesattelt. Als sie noch keinen im beleuchteten Hof sahen, warteten sie lieber im Stall bis die anderen Reiter auch so weit waren. In der Zeit während sie die beiden großen Stuten fertig gemacht hatten, fing es ganz langsam an zu schneien.
Dalli, Marion und Olga waren mit Jochen und Andrea in den Ponystall gegangen, wo auf die Isländer standen. Olga und Marion freuten sich schon darauf endlich mal auf Isländern zu sitzen und den Tölt auszuprobieren und die anderen schätzten die Trittsicherheit der Isis bei diesen Bodenverhältnissen. Zu Jochens Überraschung, suchten Jens und Heidi auch zwei Isländer raus: „Nanu“, sagte Olga verwundert. „Das hätte ich nie gedacht, das ihr mal *Fremd geht*.“
Heidi antwortete ihr beinahe verträumt: „Solange ich reite, habe ich mir schon immer gewünscht einmal einen Isländer zu reiten, die beiden zusätzlichen Gangarten haben mich gereizt.“
„Das wusste ich ja noch gar nicht“,
sagte ihr Mann erstaunt und putzte dabei seinen pechschwarzen Isländer, allerdings hatte er lustig blinkende Augen und eine lustige Strubbelmähne. „Dann ist das ja genau das Richtige Pferd für diesen Tag“ und etwas leiser fragte er: „Warm hast du mir das nie gesagt?“
„Bis jetzt war das mein Geheimnis und dass war auch gut so.“

Dalli interessierte dieses Geplänkel nicht wirklich und wollte schon auf *Isegrim* zugehen, als Jochen sie zurückhielt und ihr leise sagte: „Hein hatte einen bösen Unfall und liegt im Krankenhaus.“
„Ist er schlimm verletzt“,
fragte Dalli schockiert.
„Leider Ja, er kann wohl nie wieder im Stall arbeiten.“
„Das heißt, er kommt auch nicht mehr her?“
„Doch wenn er möchte, wird er hier immer wohnen können. Komm jetzt sollten wir uns aber auch Pferde fertig machen, sonst müssen die anderen auf uns warten.“
„Ja gut, machen wir. Aber Morgen gehe ich aber zu ihm ins Krankenhaus, der Arme soll auch merken was für eine Zeit wir haben“,
sagte Dalli und schnappte sich einen der zahlreichen Bürsten und einen Hufkratzer.
„Schön dass du das von selbst sagst.“
„Ist doch selbstverständlich, er hat ja auch genug mit uns mitgemacht.“

Beim satteln dachte sie an ihren Ausflug nach Lübeck und welchen Streich sie Hein gespielt hatten. Ach ja das waren noch schöne Zeiten, bei der Erinnerung daran huschte ein Lächeln über ihr Gesicht.
Weil es mittlerweile stark schneite, sagte Jochen zu Olga, sie möchte mal sein Pferd halten. „Ich gehe mal schauen wie weit die Beiden mit ihren Kaltblütern sind?“
Als Jochen den Kopf raus steckte, kamen Peter und Kornelius mit ihren Pferden, aus dem Stall und stiegen auf. Dann gab Jochen seinen Mitreitern ein Zeichen auch aufzusteigen. Er wollte erst draußen aufsteigen und vorher noch die Stalltür verriegeln.
Da es immer noch stark Schneite, waren sie verbotenerweise schon im Stall aufgestiegen, damit der Sattel trocken blieb. Noch war allen warm vom Putzen, trotzdem wollten sie lieber los reiten. Dann kam Jochen auf mit seinem Isi und sie konnten endlich los reiten.
Inzwischen wurde die Zeit knapp, so fielen die Isländer erst in den Tölt und dann in den Rennpass. Die beiden großen Schwarzwälder mussten trotz ihrer längeren Beine, einen schnellen Trab einlegen um den Anschluss zu halten.
Sie waren eine gefühlte Ewigkeit unterwegs und langsam kroch allen, trotz des Tempos, die Kälte in die Knochen. Peter und Kornelius wollten gerade absteigen, um beim gehen wieder warme Füße zu bekommen. Doch Jochen sagte: „Bleibt oben, wir sind gleich da.“
Wie gerufen, kam auch schon die festlich erleuchtete Kirche in ihr Blickfeld. Mit roten Backen und durchgefroren sprangen sie von ihren Pferden. Denn neben der Kirche waren zumindest überdachte Behelfsunterstände aufgebaut und zwar an der windgeschützten Seite.
Wegen der Kälte lösten sie nur die Gurte, ließen die Sättel aber auf den Pferden. Schließlich sollte sich kein Pferd erkälten und die Nieren waren nun Mal sehr empfindlich. Wenigstens wurden die Pferde in den Unterständen nicht vom Schnee begraben, während sie die Christvesper in der im skandinavischen Stile erbauten Kirche verfolgten. Einmal frieren Pferde nicht so schnell wie wir Menschen, aber sie standen mit anderen Pferden ziemlich dicht gedrängt.
Zuletzt geändert von Oma Janzen am Mo 08.Sep.2014 9:19, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

Beitrag von Oma Janzen »

Die heilige Nacht

Als sie ihre Stiefel im Vorraum abgeklopft hatten, sahen sie im Kirchenraum einen riesigen Weihnachtsbaum der bis zur Decke ging. Er war reichlich mit Kerzen, Kugeln und Strohsternen verziert, fast genauso wie ihr Baum auch dem Immenhof, nur das an seinem Fuß mehrere bunte Päckchen lagen. Im Hintergrund schauten auch noch zwei dicke prall gefüllte Jutesäcke hervor.
Was Dalli beinahe einen Lachanfall entlockt hätte, war die Tatsache, dass der Pfarrer unter seinem Talar Reitstiefel trug. Aber dann dachte sie, war er nicht nur ein Gottesmann, sondern auch ein Reiter. Also hoffte sie, würde die Predigt ja nicht so lange dauern, damit die Pferde in dem Unterstand nicht so lange warten mussten.
Dann begann die Christvesper, als erstes wurde ein normales Kirchenlied gesungen. Danach führten die Kinder und Jugendliche der Gemeinde immer wieder einzelne Szenen der Weihnachtsgeschichte auf. Jetzt wurden allerdings nur noch Weinnachtslieder gesungen und danach begann die nächste Szene. Bevor sich nach fast zwei Stunden die Zuhörer wieder zerstreuten, was Dalli gar nicht so lange empfunden hatte. Jetzt verteilte der Pfarrer noch an einige Gemeindemitglieder, die sonst keine Angehörigen mehr hatten, die bunten Päckchen.
Dann endlich nahm er die beiden Jutesäcke und ging in dem erleuchteten Unterstand, um die Pferde zu segnen. Während die Gemeinde sich langsam zerstreute, folgten die Pferdebesitzer dem Pfarrer in den Unterstand. Bei der Segnung steckte er jedem Vierbeiner einige Möhren zu. Zu seiner Freude waren auch ein paar Esel darunter, die ja später in der biblischen Geschichte, denn Herrn tragen würden. Erstmal behandelte er sie aber genauso wie die Pferde. Nach einer Weile war nur noch das genussvolle Kauen der Vierbeiner zu hören. Zudem steckte er jeden einzelnem ein grünes Zweiglein ins Kopfzeug und sprach jedem Tier den Segen aus, für ein weiteres Jahr.
„Puh, der Rückweg wird aber nicht so schön“, sagte Kornelius, kaum das der Pfarrer gegangen war. Denn es hatte während der ganzen Zeit kräftig weiter geschneit und immer noch schwebten dicke weiße Flocken zur Erde. Auf einmal kam der Pfarrer aber wieder, allerdings ohne Talar, dafür aber mit einer Tasche. Er machte sich sein struppiges Pony fertig und stieg auf. Zu den verwunderten Pferdebesitzern sagte er: „Ich muss im Dorf nebenan auch noch eine Christvesper halten und das ist immerhin die einfachste und schönste Lösung. Sonst wärt ihr ja auch nicht mit euren Pferden hier.“
Peter ergänzte: „Unseren großen Pferden macht die Schneehöhe ja nichts aus, aber was ist mit den Ponys, schaffen die das überhaupt?“
„Ich hoffe es doch, denn eine andere Möglichkeit habe ich nicht, um zu meiner nächsten Gemeinde zu kommen.“
„Na dann viel Glück Harr Pfarrer,
sagte der große Peter. Auch Dallis Freund war skeptisch was die Isländer betraf.
„Korni, du hast wohl noch nie Isländer gesehen, erst recht nicht in ihrer ursprünglichen Heimat; da müssen sie noch ganz andere Wetterbedingungen überstehen“, sagte Dalli stolz. „Aber ihr könnt ja vorreiten, damit wir es in der Spur einfacher haben“, sagte Dalli mit einem verhaltenem Grinsen.
„Peter dann lass uns mal aufsteigen“, sagte Kornelius stolz, „wir werden es den Kleinen schon zeigen.“
Jetzt schaltete Jens sich ein: „Ich habe zwar immer Trakehner gezüchtet, weil mir die stolzen Tiere imponieren. Aber ich weiß, das Ponys viel mehr können, als man wegen ihrer Größe denken könnte.“
Nach wenigen Metern, merkten die beiden stolzen Reiter, dass die kleinen wirklich Vorteile hatten, denn sie mussten absteigen und die Hufeisen vom verklumpten Schnee befreien und sie wurden erstmal kleinlaut. Die unbeschlagenen Isis hatten damit keine Probleme, natürlich hatten sie es in der Spur der großen einfacher und sie kamen schneller voran. Als diese Spur aber endete blieben sie nicht stehen, sondern tobten an ihnen vorbei durch den Tiefschnee, wie kleine Schneeflüge.
Mit der Zeit machten die sechs Isi-Reiter lustige Sprüche und dann tobten die Reiter durch den lockeren Pulverschnee, zum Immenhof. Auf einmal hatten Kornelius und Peter sie mit ihren riesigen Schlachtschiffen eingeholt und trompeteten großspurig: „Ihr werdet schon sehen, wer zu erst am Stall ist“ und galoppierten mit großen Sprüngen an ihnen vorbei. Dalli und Jochen dachten sich nur ihren Teil und die sechs ritten in gleichmäßigen Tempo, durch den hoch auf stiebenden Schnee weiter.
Es kam wie es kommen musste, einige Meter weiter standen die schweren Schwarzwälder schon wieder mit *Reifenschaden* im Schnee. Während die beiden Männer schon wieder die die Hufe auskratzen mussten, ritten die sechs mit lautem Spott an ihnen vorbei. Obwohl sich das ganze noch zweimal wiederholte, kamen alle acht Reiter gut durchgewärmt und mit lustigen Sprüchen, wenig später bei den Ställen an.
Hier wurden die Isis und Kaltblüter abgesattelt und in die verschiedenen Ställe gebracht. Bevor die Reiter zum feiern ins Haus gehen konnten, mussten sie die verschwitzten Ponys aber Trockenreiben. Auch den beiden Kaltblut-Reitern blieb dies nicht erspart. Anschließend wurden die Pferde noch einmal gefüttert, denn das toben im Schnee, hatte ihnen doch einiges abverlangt.
Jetzt konnten alle beruhigt ins Haus gehen, nur Dalli und Peter hatten noch etwas anderes vor. Sie mussten ihren Lieblingen Diana und Baldur auch noch ihre Weihnachtsration geben. Mara und die andren Lipizzaner bettelten aber auch um Möhren.
Als Peter und Dalli endlich ins warme Weihnachtszimmer kam, hatten sich die anderen sechs Reiter, schon auf der Bank vor dem Kachelofen niedergelassen. In der gemütliche Wärme und alle sechs Reiter wieder zum Leben erweckte. Jetzt wo es Dalli zur Ruhe kam, lehnte sie sich wie selbstverständlich bei Kornelius an. Sollten die Anderen es doch ruhig wissen, nur wusste sie das Kornelius sie nie in irgendeiner Form bevorzugen würde.
Als Margot die Reiter auf den Hof kommen hörte, hatte sie auch die Zwillinge geweckt; damit sie bei der Bescherung dabei sein konnten. Die Adoptivkinder Fritz und Marion saßen schon seit dem Aufbruch der Reiter, in der Weihnachtsstube und warteten ungeduldig, wann sie endlich ihre Geschenke auspacken durften.
Endlich wurde ihre Geduld belohnt und die mühsam eingepackten Geschenke, waren im nu ausgepackt und ein riesiger Haufen Papier lag im Zimmer. Eine Weile durften die beiden noch ihre Spielsachen ausprobieren. Nach einer halben Stunde gingen die Kinder sogar freiwillig in ihre Betten und Margot brachte auch die Zwillinge wieder in ihre Betten.
Danach unterhielten sich die Erwachsenen noch einige Zeit bei einem Glas Rotwein, aber Margot trank nur Saft. Es wurde noch eine lange gemütliche heilige Nacht, bis irgendwann einer nach dem anderen auch vom Schlaf übermannt wurde, schließlich war der Ritt zur und von der Kirche zwar lustig aber auch anstrengend. Doch zogen sich Jochen und Margot als erste zurück, weil sie mittlerweile von ihrem ungeborenen Sohn erheblich geboxt wurde. Jochen schlief allerdings sofort ein, während Margot noch lange Zeit wach lag. Ihr Sprössling musste unbedingt jetzt seine Turnübungen machen, ob das ein Vorzeichen für den späteren Berufswunsch würde? Dann gingen auch die Lehrlinge auf ihre Zimmer, um die restliche heilige Nacht zu verschlafen. Auf dem Weg zu den Zimmern, lehnte Dalli sich bei ihrem Korni an und sagte: „Über den Ring habe ich mich sehr gefreut.“ Nach einem Gute-Nacht-Kuss, schloss sich auch hinter Dalli die Tür.
Zuletzt geändert von Oma Janzen am Mo 08.Sep.2014 9:23, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

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Ethelbert in Hamburg

Nachdem Ralph aus dem Haus gestürzt war, blieb Ethelbert noch sitzen und goss sich noch eine Tasse Kaffee ein, um endgültig wach zu werden. Danach beschloss er die Spuren der durchzechten Nacht endgültig zu beseitigen und ging in aller Ruhe ins Bad und dort machte er sich bereit zum rasieren, indem er seinen Bart erst mal gründlich einschäumte. Anschließend schabte er die nachgewachsenen Stoppeln mit dem Rasiermesser ab und putzte sich die Zähne. Er nahm sogar extra viel Mundwasser um den schlechten Geschmack der letzten Nacht loszuwerden, denn der Kaffee hatte dazu noch nicht wirklich geholfen. Unter der Dusche war er schon recht behände und piff sogar vor sich hin, dann trocknete er sich ab. Anschließend suchte er sich seine Sachen raus, denn er wollte Ralph nicht zeigen, dass er noch angeschlagen war.
Er war gerade mit der Körperpflege fertig und hatte auch die Frühstücksspuren in der Küche beseitigt. Schon wenige Minuten später kam Ralph freudestrahlend aus dem Krankenhaus und erstickte bald an dem, was er sagen wollte. Ethelbert fragte immer noch etwas angeschlagen: „Ralph, wieso bist du schon wieder hier?“
„Schon wieder, ist ein guter Witz, ich war fast drei Stunden im Krankenhaus. Trink demnächst etwas weniger und du weiß auch am nächsten Tag, wo die Zeit geblieben ist.“

Nachdem er die Winterkleidung ausgezogen hatte, sagte er. „Ich habe unterwegs noch eine Flasche Sekt für uns besorgt, denn wir haben was zu feiern.“
Ethelbert ahnte zwar den Grund, trotzdem wunderte er sich über die gute Laune seines Freundes. „Meinst du nicht wir sollten damit warten bis deine Frau wieder zu Hause ist?“
„Quatsch – Gestern Abend zwei Stunden vor Mitternacht, bin ich Vater einer gesunden schönen Tochter geworden“,
jetzt konnte Ralph sich nicht mehr bremsen, so glücklich war er darüber. „Lass uns doch gleich anstoßen!“
Dagegen fehlten Ethelbert die Argumente, Ralph hatte ja Recht. Er suchte trotzdem krampfhaft nach einer Ausrede, denn nach der Nacht, wollte er eigentlich nicht schon wieder trinken. Aber bevor er protestieren konnte, hatte Ralph schon zwei Gläser eingegossen und wollte mit ihm anstoßen. Jetzt konnte Ethelbert sich nur noch geschlagen geben, der geballten Freude musste er einfach nachgeben und sagte: „Dann wollen wir mal auf ein langes, gesundes Leben deiner Tochter anstoßen. Habt ihr denn schon einen Namen für sie?“
„Ja, wie findest du *Franziska*?“
„Ich nehme an der Name steht schon fest“,
sagte Ethelbert resignierend.
„Ja natürlich! Siehst du, dass Dick damals ihr Kind verloren hat, war doch kein endgültiges Urteil.“
„Wie ist es, wollt ihr euch nicht gleich einen Kindergarten anschaffen“,
fragte Ethelbert neugierig.
„Wie viel es werden weiß ich noch nicht, das hängt auch nicht alleine von mir ab. Auf jeden Fall, aber soll Dick sich von der Geburt erst mal erholen. Schließlich sind wir beide ja noch jung und haben noch so viel Zeit vor uns.“
„Wann darf ich denn eigentlich die junge Dame bewundern?“
„Ach das wird sicher Morgen oder Übermorgen sein. Dick hatte ja keine Probleme bei der Geburt, aber sie soll sich erst mal von der Geburt erholen und sich in ihre Mutterrolle finden. Du wirst sie noch früh genug bewundern können. Oder willst du schon wieder fahren?“
„Nur wenn ihr mich nicht mehr ertragen könnt, das Semester fängt erst in der zweiten Januarwoche an.“
„Dann trink mal deinen Sekt aus, sonst wird er Schal“,
sagte sein Freund und sprang vor Freude wie ein Gummiball in die Luft. Ethelbert machte ein Dümmliches Gesicht und wusste gar nicht mehr was er davon halten sollte. Ralph sah da und fügte noch schnell hinzu: „Na klar, bleibst du hier, solange du willst. Sag mal weißt du eigentlich was du nach dem Studium vorhast“, fragte er dann nur um zu reden.
„Noch nichts genaues, aber ich habe mir schon mal überlegt das ich gerne nach Australien gehen würde. Aber für eine Bewerbung brauche ich immerhin das Zeugnis von dem Praktikum, was ich bei Onkel Pankraz gemacht habe.“
Ralph hatte nach durch die Geburt seiner Tochter sehr gute Laune und wollte gleich noch etwas Gutes tun, darum schlug er Ethelbert vor: „Was meinst du, sollten wir nicht gleich eine Bewerbung schreiben?“
Als Ethelbert nur eine Grimasse zog und mit den Schultern zuckte, fragte Ralph nach. „Oder hat Pankraz Hallgarten dir noch gar kein Zeugnis geschrieben?“
Zögernd gestand er: „Das schon, aber ich habe jetzt keine Lust, irgendwann mach ich das schon.“
Nicht nur die zunehmende Dämmerung, förderte seine Unlust. Ethelbert war nun mal ein Charakter der immer mal *einen Tritt in den Hintern* bekommen muss.
„Das hatten wir doch schon einmal und dann ist es zu spät“, sagte Ralph und er musste sich zusammennehmen, um ernst zu bleiben. „Soweit solltest du dich doch auch kennen. Komm lass uns das schnell erledigen und dann brauchst du nicht mehr dran denken.“
„Naaaaa gut, wenn du unbedingt willst, beuge ich mich der Gewalt. Hier ist die Adresse“
maulte Ethelbert und holte beiläufig einen Zettel aus der Tasche. Im Grunde, war er ja froh, dass Ralph ihm dabei half. Für solche unangenehme Pflichten war er wirklich nicht geeignet, aber das würde er nie zugeben.
„Das ist doch schon mal etwas wenn du schon einen möglichen Arbeitgeber hast. Komm lass uns mal was schreiben“, versuchte er seinen Freund zur Mitarbeit zu bewegen.
Ethelbert fing an zu schreiben: Sehr geehrte Familie Seppelt …. Aber weiter kam er nicht, also muss Ralph doch wieder die Denkarbeit übernehmen.
Für die nächste halbe Stunde rauchte hauptsächlich der Kopf. Hin und wieder machte Ethelbert einen Vorschlag, was er aber so nicht schreiben konnte. Als sie dann endlich einen passablen Text zusammen hatten, fragte Ethelbert auf einmal: „Kannst du mir jetzt das ganze noch übersetzen?“
„Wieso, kannst du denn kein Englisch?“
„Nö, noch nicht, aber wenn die mich wollen, werde ich einen Kursus machen.“
„Ich würde sagen, nicht nur dann, sondern auf jeden Fall. Hast du aber Glück, das ich in der Schule aufgepasst habe, gib her, ich mache das schon.“

Zehn Minuten später steckten sie die Bewerbung mit dem Praktikumsnachweis, in einen Umschlag und schrieben die Adresse drauf:
Seppelt Family
Seppeltsfield Road
Seppeltsfield
Barossa Valley SA 5576
Damit Ethelbert doch etwas tat, klebte er zum Schluss noch eine Briefmarke auf den Umschlag und dann und hoffte dass alles gut ging.
„So, das wäre geschafft.“, sagte Ralph erleichtert. „Wenn ich morgen zum Krankenhaus fahre nehme ich den Brief mit, sonst findet der den Weg doch nicht in den Kasten.“
Langsam sagte ihm sein Magen, das er doch mal was essen sollte und Ethelbert ging es sicher nicht anders. Seine Kochkünste waren zwar nicht so gut, wie die seiner Frau; doch zwei gefüllte Omeletts mit viel Käse, würde er wohl hinbekommen.
Als erstes rührte er die Omlettmasse an und goss sie dann in zwei gleich große Pfannen. Während die Masse stockte, durchforstete er den Küchenschrank, welche Gewürze er zu dem Käseomelett nehmen könnte.
Jedenfalls nach einer halben Stunde kam Ralph mit zwei Tellern und zwei goldbraunen Omeletts aus der Küche. „Tut mir Leid, das es so lange gedauert hat, aber ich habe nicht gleich alles gefunden.“
„Macht doch nix, ich hätte nicht mal das hin bekommen“,
gestand sein Freund.
Mit vollem Mund, fragte Ralph dann: „Weißt du eigentlich etwas über das *Barossa Valley*?“
„In diesem Punkt kann ich dich Überraschen, schließlich ist dort Australiens bekanntestes Weinbaugebiet; manche meinen sogar der Welt bestes. Es liegt im Bundesstaat South Australien und Seppeltsfield hat mit Jacob’s Creek den ersten kommerziell genutzten Weinberg im Barossa Valley. Das Gut, wo ich mich beworben habe, hat auch noch den größten Weinkeller. Das Dorf selbst, das 1851 von Joseph Ernst Seppelt gegründet wurde, hat nur ca. 300 Einwohner.
Das Barossa Valley ist rund siebzig Kilometer von Adelaide entfernt und rund vierzig Kilometer lang. Es ist zwölf Kilometer breit und besitzt eine Rebfläche von 10000 Hektar. Die Böden sind für den Weinanbau teilweise sogar besser, wie bei uns; deswegen möchte ich ja zumindest eine Zeitlang dort hin. *Flüssiger Sonnenschein* ist ein anderer Name für die schweren Weine, denen das Klima des Barossa Valley sehr gut bekommt.“
„Wow, jetzt hast du mich aber wirklich erstaunt; was du alles weißt“,
gestand Ralph und war ehrlich erstaunt, das sei Freund sich doch für so etwas einsetzte.
„Ich war vielleicht nicht der eifrigste Praktikant, aber ich habe schon meine *Fühler* ausgestreckt. Der Kellermeister von Onkel Pankraz hat mir so davon vorgeschwärmt, das ich schon gar nicht mehr anders konnte als mich dort zu bewerben.“
„Dann hoffe ich für dich, dass du bald eine positive Antwort bekommst.“
„Spätestens wenn ich dir aus dem Land der Kängeruhs schreibe, wirst du das wissen.“

Die Sonne stieg zwar seit einigen Tagen, langsam wieder, aber es wurde immer noch recht früh dunkel. Am frühen Abend läutete das Telefon und Ralph nahm verwundert den Hörer ab.
„Herr Schüller“, fragte eine weibliche Stimme, die einer Krankenschwester gehörte.
„Ja, am Apparat! Ist etwas mit meiner Frau?“
„Nein, alles in Ordnung! Ich wollte nur fragen ob sie ihre Frau und ihre Tochter Morgen früh abholen können?“
„Natürlich komme ich“,
antwortete er erfreut.
„Dann wünsche ich ihnen noch einen schönen Abend“, sagte die Schwester und legte auf.
Ralph brauchte einige Sekunden bis er reagierte, aber dann sprang er vor Freude in die Luft, erfasste Ethelbert und tanzte mit ihm durchs Zimmer. Der konnte sich auch schon den Grund für Ralphs freudigen Ausbruch denken.
„Wann kommen sie denn?“
„Morgenvormittag hole ich meine beiden Frauen ab.“
Daran musste er sich erst gewöhnen, aber das war bestimmt nicht schwer. Dann rannte er in die obere Etage, um noch einmal nachzuschauen, ob das Kinderzimmer in Ordnung war. Obwohl er das in den vergangenen Wochen gefühlte hundert mal gemacht hatte und wusste das alles Perfekt war.
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

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Aller Anfang ist schwer

Das ihr Reitlehrer für`s erste bei ihnen wohnte wussten sie ja auch noch nicht. Nur heute Morgen mussten sie aufpassen, dass er den Drei nicht aus versehen über den Weg lief. Aber Kornelius hatte daran auch schon gedacht, denn als sie an sein Zimmer klopfte, war er schon unterwegs.
Die Weihnachtsfeiertage waren vorbei und damit fing für die fünf Lehrlinge der Alltag auch wieder an. Jetzt konnten sie auch sicher sein, das die Ausbildung gemeinsam fertig machen durften. Helge wurde von Herrn Larsen sofort in den Fahrstall geschickt, denn er hatte von seinem bisherigen Chef schon erfahren; dass der junge Mann mit dem Reiten unüberwindliche Probleme hatte, aber im Fahrsport überragende Leistungen erbrachte. Nur auf dem Friesenhof hatte er wesentlich mehr zu tun wie bisher, denn die Friesen wurden ja hauptsächlich gefahren; das sollte er aber erst später erfahren. Erstmal erwartete ihn jedoch noch eine Überraschung: Der Gestütsbesitzer wusste einen guten Mann im Fahrstall zu schätzen und sein Mann im Fahrstall, war gerade in Rente gegangen. Dann hatte er von der Schließung des Gestüts Traventhal gehört und hatte den Fahrlehrer Karl Haase eingestellt, was sich für beide Seiten als Glücksfall erwieß. Herr Larsen bekam einen guten zuverlässigen Mann und Karl hatte wieder eine Aufgabe bei seinen geliebten Pferden, so konnte er seiner Trauer nicht mehr nachhängen.
Zu den anderen vier Lehrlingen sagte Herr Larsen jedoch am ersten Arbeitstag: „Ich weiß, das zwei von ihnen eigene Pferde haben und weil es ja Pferde aus dem ehemaligen Gestüt sind, spricht das ja für diese Auszubildenden. Verstehen sie mich bitte nicht falsch, aber diese Pferde gehören ab jetzt zum Freizeitvergnügen. Während der Arbeitszeit müssen natürlich die Gestütspferde geritten werden. Ich habe auch extra einen neuen Reitlehrer eingestellt“ und mit unbeweglichem Gesicht bemerkte er: „Ich hoffe sie werden gut mit ihm zusammenarbeiten. Außerdem habe ich ihn gebeten, ihnen diese Rasse und ihre Eigenheiten beim reiten dieser Pferde näher zu bringen.“
Zu Dalli und Peter sagte er leise: „Wenn Turniere anstehen, können wir immer noch über eine Ausnahme sprechen.“
„Danke für das Angebot, Herr Larsen“,
sagte Dalli und sah ihn dabei freundlich und erleichtert an. Denn sie hatte die ganze Zeit krampfhaft überlegt, wie sie genügend mit Diana üben sollte. Sicher im Sommer wäre das ja nicht das Problem, aber wenn es so eiskalt ist und dazu noch so früh dunkel, die Stute dann abends noch ins schwitzen bringen, war bestimmt nicht gesund; erst recht weil der Pferdestall ja unbeheizt war. Die gemauerten Außenwände hielten zwar die eisigen Winde ab.
Na kommt Zeit kommt Rat; ihr ehemaliger Reitlehrer würde ihr bestimmt helfen. Aber das sollte ja erstmal keiner wissen, Olga, Marion und Peter würden es ja noch früh genug erfahren.
In der Reithalle mussten drei Reiter erst mal lachen, denn der neue Reitlehrer war der alte, nur dass Dali nicht mit ein stimmte irritierte sie etwas. Na dass würden sie sicher noch rausbekommen, aber jetzt hieß es erst mal sich auf die neuen Pferde zu konzentrieren. Jedenfalls hatten sie durch ihren alten, neuen Reitlehrer gleich eine vertraute Basis, trotz der so anderen Pferderasse. Peter jedoch hatte schon vermutet, das Dalli schon davon wusste. Deswegen sagte er, mit einem scheinbar ernsthaftem Gesicht, zu ihr: „Uns so hinterhältig zu beschwindeln, das hätten wir dir ja nicht zugetraut.“
„Ich habe es auch erst erfahren, als wir die Pferde hergebracht hatten. Korni und ich wollten euch zum ersten Arbeitstag, eine kleine Freude machen. Ich hoffe sie ist uns geglückt.“
„Na klar“
, sagte Olga erfreut. „Aber meint ihr nicht, das wäre auch eine gute Weihnachtsüberraschung gewesen? Erst recht, wo unser Reitlehrer wohl bei uns wohnt.“
Dalli wurde bleich, als sie fragte: „Wieso kommst du da drauf?“
„Ich weiß es natürlich nicht, aber warum sollte Kornelius sonst auf dem Immenhof gewohnt haben?“

Ihr neuer, alter Reitlehrer stand unterdessen dabei und grinsend dabei gestanden, jetzt sagte er aber: „Das ist nur eine Übergangslösung, bis meine Wohnung hier auf dem Gelände fertig ist.“
Jetzt war es aber an ihm zu schmunzeln, weil der lange dünne Peter sich einen großen und kräftigen Hengst ausgesucht hatte. Der Anblick des Paares sah irgendwie witzig aus. Außerdem hatte er ihn in einen schwarzen glänzenden Spiegel verwandelt und die Mädels hatten sich drei muntere Stuten reitfertig gemacht, die natürlich nicht weniger glänzten.
Albert Kornelius wollte zeigen, dass er jetzt aber ernsthaften Unterricht machen wollte. Deswegen stand er in der Mitte der Bahn und klopfte sich mit der Gerte an die Stiefel, auf diesen Ton hin waren seine Schüler auch sehr aufmerksam.
„Reitet erst mal eine Weile im Schritt, dann werdet ihr wohl von selber rausbekommen, wo der Unterschied zu den Trakehnern ist“, sagte ihr Reitlehrer hinterlistig.
„Der erste Unterschied ist wohl schon die Farbe, oder sind nicht alle Friesen schwarz? Außerdem haben sie an allen vier Beinen, ausgeprägte Kötenbehänge“, schoss Marion hervor.
„Ja das stimmt alles, darum haben sie ja auch den Namen *Schwarze Perlen* erhalten. Aber das sind nicht die einzigen Unterschiede.“
„Sie sind kräftiger und großrahmiger, außerdem haben sie einen längeren Schritt; wodurch man weicher sitzt und es sich angenehmer reitet“,
sprudelte Olga hervor. „Aber sie heben auch sehr stark die Vorderbeine bei der Vorwärtsbewegung.“
„Mit dem längeren Schritt stimmt, aber ob es sich dadurch einfacher reiten lässt ist Ansichtssache“,
antwortete der Reitlehrer ernst. „Ich kenne genug Reiter die gerade deswegen diese Rasse ablehnen.“
Inzwischen war Ihr neuer Arbeitgeber leise dazu getreten und sagte freundlich aber reserviert: „Dann werde ich euch wohl erst mal einiges über diese besondere Pferderasse erzählen.“
Von allen vier Reitern kam begeisterte Zustimmung. Etwas lernen war immer gut. Doch in diesem Augenblick trat ihr neuer Chef in die Reithalle, den sie ja bisher noch gar nicht richtig kennen gelernt hatten. Nur Albert Kornelius hörte etwas gelangweilt zu, schließlich hatte er sich schon über diese Pferderasse informiert; nachdem er wusste, dass er hier Arbeiten würde.
„Ursprünglich kommen sie aus den Niederlanden, wo auch heute noch das Hauptstutbuch geführt wird. Sie wurden im Mittelalter als Ritterpferde und zum ziehen der königlichen Prunkwagen, gezüchtet. Im 17. Jahrhundert wurde dann Blut von Spanischen Pferden eingekreuzt, wodurch die Friesen heute zu den Barockrassen rechnen und sich gut als Dressurpferde eignen.“
Auf Peters Bemerkung, ob dies Pferde auch springen können ging Herr Larsen vorerst nicht ein. Das würde Peter wohl noch früh genug rausbekommen.
„Ein herausstehendes Merkmal ist das üppige Langhaar und die kräftige Bemuskelung der Rasse. Gut es gibt mitunter einmal braune oder Füchse, die sind aber höchst selten und werden auch nicht zur Weiterzucht eingesetzt, sondern wirklich nur die Rappen, möglichst ohne irgendwelche Abzeichen; dadurch bedingt gibt es bei dieser Rasse eine gewisse Inzucht. Das sollte für den Anfang erst einmal genügen, im Laufe der nächsten Monate werden sie schon noch mehr erfahren.“
Um die Reitstunde nicht weiter zu stören, zog er sich genauso leise zurück wie er gekommen war.
„Gut, ihr habt euch sicher schon mit euren Pferden vertraut gemacht, also trabt doch mal an“, sagte ihr Reitlehrer, was schon vertrauter Klang. Alle vier fragten sich wohl das gleiche, warum Herr Larsen ihnen gegenüber so distanziert war. Dann wurde ihnen aber bewusst, dar ihr Reitlehre wieder zu ihnen sprach: „Dann galoppiert mal an, je nachdem wie ihr mit eurem Pferd klarkommt; aber reitet euch bitte nicht gegenseitig um, sondern beachtet bitte die Reitregeln.“
„Können wir auch mal Springen“,
fragte Peter, der es scheinbar schon gar nicht mehr abwarten konnte.
„Peter ich kann dich ja verstehen, aber warte damit lieber noch etwas. Ein Reitunfall am ersten Tag macht sich nicht gut und du hast ja noch so lange Zeit. Heute möchte ich weiter keinen Unterricht machen, probiert einfach eure Pferde aus und denkt daran was ihr bisher gelernt habt. Ich habe noch etwas im Büro zu tun und so in einer Stunde bringt ihr die Pferde dann wieder in den Stall.“
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

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Die erste Ausfahrt

Als erfahrener Fahrlehrer kannte Karl Haase natürlich diese Pferderasse. Erst recht weil die *Schwarzen Perlen* seine heimliche Liebe waren und er immer schon darauf hoffte, sie einmal anspannen zu dürfen. Also rieb er sich in diebischer Freude und hoffte, seinem neuen Schützling würde es genauso gehen. Als dann Helge zu ihm trat war er erst mal genauso überrascht.
Jetzt stand Helge erstmal etwas eingeschüchtert vor den schwarzen Pferden, die durch ihr imposantes Erscheinungsbild größer wirkten, wie sie waren. Doch Karl Haase verstand es, mit seiner typischen *Berliner Schnauze*, dem Jungchen, wie er ihn immer nannte, die Scheu vor der Pferderasse zu nehmen.
„Na komm mal her Jungchen, die Pferde werden dich schon nicht beißen. Bevor wir anspannen, müssen wir die vier erst mal blank putzen, bis sie blinken und das kannst du doch.“
„Ja natürlich, wo sind denn die Putzsachen?“
„Das steht alles in der Geschirrkammer.“

Damit hatte er dem jungen Mann genommen. Als Helge diese betrat, wäre ihm beinahe der Mund offen stehen geblieben, so blinkten und glänzten die mit Silberbeschlägen verzierten Geschirre. Nachdem er genug gestaunt hatte, fiel ihm ein was er hier wollte. Er sah sich um und fand in einer Ecke eine große Kiste, mit den Putzutensilien.
Als er mit den Eisenbeschlagenen Hufen beginnen wollte, merkte er dass sie größer und schwerer waren, wie die der leichtfüßigen Trakehner. Diese Beine mussten aber auch einen muskulösen Körper und somit mehr Gewicht tragen. Nicht nur das Helge mehr halten musste, beim Hufe auskratzen. Zumindest dieses Pferd hatte auch die schlechte Angewohnheit sich auf den Pfleger zu lümmeln. Er versuchte den Jungen Hengst, zwar immer wieder rüber zu drücken, damit hatte er jedoch wenig Erfolg. Dafür konnte jedoch dieser Jungspund nichts, dafür ließ er sich von nichts und niemanden aus der Ruhe bringen. Das mit dem hoch halten der Hufe, würde er ihm schon noch beibringen. Das zweite Pferd stand auch beim putzen, wie angewurzelt in der Stallgasse; nur dass es ohne Probleme ihm die Hufe gab.
„Helge denk aba dran das Pferd besteht nicht nur aus Hufen. Denk dran du müssen vier Pferde putzen nicht nur eins“, sagte Haase, weil Helge sich so lange mit den einem Hufe abplagte und hatte dabei ein kleines Lächeln im Gesicht.
Helge zog hinter Haases Rücken ein Gesicht und stöhnte. „Ja Karl ich beeile mich, damit wir anspannen können.“
„Das klingt schon besser! Ich komme gleich kontrollieren, ob auch wirklich kein Stäubchen mehr auf dem Fell ist.“
Nach einer längeren Pause, sagte Karl wie Beiläufig. „Dann werde ich auch schon mal ein Pferd putzen“ und holte sich einen älteren Hengst aus der Box und dann noch einen Wallach, der die gleiche Widerristhöhe hatte, denn dass war ja beim Einspannen wichtig.
Den Satz *mit den Stäubchen* kannte Helge aus Kriegserzählungen von seinem Vater, der in der berittenen Kavallerie war und erwiderte darauf gutgelaunt. „Aber Karl wir sind hier doch nicht mehr beim Militär.“
Daraufhin wusste Karl, dass er gewonnen hatte. Aber noch musste jeder noch einen erfahreneren Wallach Putzen, weil Karl die erste Ausfahrt vierspännig machen wollte. Diesmal nahm er einen Landauer, wie ihn früher die gute Gesellschaft, am Sonntagnachmittag zum Ausflug ins grüne, benutzten.
Nachdem sie alle vier Pferde in die berühmten *schwarzen Perlen* verwandelt hatten, holte auch sich Helge das erste der vier Geschirre aus der Kammer geholt hatte, begann die mühsame Arbeit die einzelnen Riemen und Teile zu verschnallen. Solange noch jedes Pferd einzeln stand war es ja auch noch einfach. Als dann alle vier Pferde ihr Lederzeug anhatten, begann erst der schwierige Teil der Arbeit. Noch relativ einfach war es erst bei den beiden Stangenpferde, an die lange Wagendeichsel, gespannt wurden und direkt vor dem Wagen gingen. Aber richtig kompliziert wurde es ja erst mit den Vorderpferden, die nur durch Riemen und Leinen eine Verbindung zur Kutsche hatten. Nachdem Karl sah, dass sich sein Lehrling auch wirklich bemühte, half er natürlich beim Anspannen.
Bald danach saß Haase auf dem Bock und Helge daneben. Die Fahrpeitsche hatte Haase zwar in der Hand, aber sie wippte, wie früher auch schon, lustig über den Pferderücken. Gebrauchen tat er sie nur ungern und wenn berührte er die Pferde nur sacht mit der Peitschenschnur. Endlich konnte er die herrlichen Pferde genießen und beschaute sich stolz, die sonnendurchflutete, verschneite norddeutsche Landschaft durch die sie fuhren. Fast vergaß er seinen Lehrling neben sich.
Inzwischen fuhren sie die mit alten und dicken Bäumen bestandene Allee entlang, als ihnen ein Sportwagen, mit lautem Motor und in rasantem Tempo entgegenkam. Zum Glück hatte *der alte Haase* je einen Hengst mit einem älteren und erfahrenen Wallach angespannt, so dass die Pferde nicht gleich panisch durchgingen. Eigentlich war ja nur der Junghengst, den Helge zuerst geputzt hatte unerfahren und ihn hatte er als Stangenpferde eingespannt, wo er ihn mehr unter Kontrolle hatte.
Trotzdem kurbelte Helge mit schreckgeweiteten Augen an der Bremse, die sich an seiner Seite des Wagens befand, um den Landauer zum stehen zu bekommen. Karl war im Moment voll beschäftigt, das sich die Leinen in seiner Hand nicht verfilzten und er vier Pferde wieder unter Kontrolle bekam. Als die Kutsche endlich stand, sagte Haase, dem der Schreck auch noch in den Knochen saß: „Danke für deine schnelle Reaktion, ich weiß nicht was sonst passiert wäre. Dieser verrückte Autofahrer, hat natürlich nicht gemerkt was er angerichtet hat.“
Das war nur ein unangenehmer Zwischenfall und erstmal erzählte Hasse ihm, worauf er in dieser Situation bei den Pferden achten musste. Inzwischen wurden Pferdekutschen ja nur fast nur noch zum Sport eingesetzt und sie fuhren Hauptsächlich durch den Wald, um dahin zu kommen mussten sie trotzdem über Straßen und so ähnliche Situationen kamen im heutigen Straßenverkehr immer wieder vor.
Die weitere Fahrt bis zur Trainingsstrecke, verlief aber ohne weitere Probleme und sie konnten sich in alle Ruhe unterhalten. An den vereinzelten Straßenschildern, hatte der Winter Eiszapfen aufgehängt, die jetzt in der Sonne funkelten und an denen auch einzelne Wassertropfen runter liefen. Im Wald herrschte dann eine gespenstische Ruhe, sie hörten nur das knirschen des Schnees unter den Rädern. Das sagte Karl auf einmal: „Helge mit den Zweispännern bist du doch schon sicher, wie wäre es wenn du dich jetzt mal an einen Vierspänner traust. Keine Angst Jungchen, ich bin schon einige Tage hier und habe die vier schon kennen gelernt, sie sind normalerweise ganz brav“, versuchte er Helge Mut zu machen.
Karl zog die Fahrleinen an und brachte die Kutsche zum stehen und Helge kurbelte die Bremse zu, dann stieg Karl ab, damit Helge auf seinen Platz rücken konnte. Danach ging er hinter der Kutsche rum um auf der anderen Seite wieder auf zu steigen. Nachdem er die Bremse gelöst hatte, lies Helge die Pferde im Schritt antreten.
„Jungchen jetzt fahr mal wenigstens im Trab, die Pferde gehen die schon nicht durch.“
Helge wollte die Pferde gerade antraben lassen als auf einmal alle vier Pferde ihre feinen Tütenohren spitzten, irgend etwas war wohl im Wald neben ihnen. Minuten später knackten abseits vom Weg Zweige und ein schon sprang kräftiger Rehbock über den Weg. Diesmal reagierte keines der Pferde, denn sie hatten das Reh ja schon lange vorher gehört und sie waren vorgewarnt, außerdem konnten sie Tiergeräusche gar nicht aus der Ruhe bringen. Also ließ Helge die Pferde jetzt munter Traben. Bis zum Ende des Waldes war er jetzt so sicher, das Karl ihn auch bis zum Gestüt zurück fahren ließ.
Helge war gerade in so entspannter Stimmung, als vor ihnen plötzlich die Einfahrt zum Gestüt, auftauchte. Im Grunde war es auch gut so, denn trotz der Decken, die sie mit hatten, kroch die Kälte ihnen langsam in den Körper. Jetzt brauchte Helge nur noch vom Wagen zu springen um die Pferde zu halten. Nachdem sich auch Karl vom Bock gesprungen war, machten sie sich schnell ans abschirren der Pferde. Nach wenigen Handgriffen waren die verschwitzten Pferde im Stall. Nachdem sie ihnen die weiteren Geschirre abgenommen hatten, wurde jedes Pferd mit einer für ihn passenden Decke in die Box gestellt.
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

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Heimkehr zu Weihnachten

Ralph konnte den nächsten Morgen kaum abwarten, bis er Frau und Tochter endlich abholen konnte. Die Nacht schien immer länger zu werden, so oft wie er sich im Bett rumgewälzt hatte. Außerdem schaute er mitunter all fünf Minuten auf die Uhr, wann er endlich aufstehen konnte. Aber irgendwann siegte doch die Müdigkeit und als er halbverschlafen auf die Uhr schielte, war er erschrocken wie spät es schon war.
Jetzt hielt ihn nichts mehr im Bett und er sprang regelrecht raus und schoss ins Badezimmer um den Schlaf aus den Augen zu waschen. Nachdem er sich seinen besten Anzug angezogen hatte, band er noch eine Krawatte um. Anschließend lief er die Treppe runter, immer zwei Stufen auf einmal nehmend und bereitete den Frühstückstisch vor.
Weil Ralph dabei nicht gerade leise war, kam Ethelbert noch verschlafen, aber freiwillig in die Küche erweil er seinen Freund im Haus rumoren hörte. Als er den Tisch dann endlich gedeckt hatte bekam der Hausherr vor Nervosität kaum eine Tasse Kaffe und ein Brötchen runter.
Schon sprang er auf zog sich doch noch einen Wintermantel an und nahm die bereitstehende Babytragetasche auf. Im letzten Augenblick schnappte Ralph sich noch den Brief mit der Bewerbung von der Ablage und machte sich auf zum Krankenhaus um seine kleine Familie nach Hause zu holen. Wie gestern machte er einen Blitzstart, innerhalb weniger Minuten saß er wieder im eiskalten Wagen.
Nachdem der Motor noch während der Fahrt warm geworden war, drehte er die Heizung voll auf, in der Hoffung das der Innenraum genügend Wärme speicherte, damit seine Frauen nicht froren. Kurz vor dem Krankenhaus dachte er dann noch an den Bewerbungsbrief, der neben ihm auf dem Beifahrersitz lag. Zum Glück stand ja vor der Klinik ein Briefkasten, denn an dem anderen war er bereits vorbei gefahren.
Welchen Weg er bis zum Krankenhaus gefahren war wusste er im Nachhinein gar nicht mehr, seine Handlungen liefen irgendwie automatisch ab. Nachdem er den Wagen abgestellt hatte, rannte er am Empfang vorbei zu der Station, wo seine Frau lag. Dann stand er endlich vor der ersehnten Tür und jetzt setzte sein Denken auch langsam wieder ein und schob seinen Kopf langsam durch die Tür.
„Komm rein Papa, wir sind schon Reisefertig. Ich dachte schon du wolltest überhaupt nicht mehr kommen.“
„Doch natürlich habe ich mich auf diesen Moment gefreut“,
stammelte Ralph verlegen und dann beichtete er seiner Frau: „Aber erst konnte ich gestern Abend nicht einschlafen und dann muss ich doch noch geschlafen haben, jedenfalls plötzlich war es schon später, als ich ursprünglich Aufstehen wollte.“
Als er dann seine Frau glücklich in die Arme schloss und seine noch winzige Tochter in die für sie viel zu große Tragetasche legte, war sein Glück Perfekt. Als Dick, seinen Blick sah sagte sie: „Wart mal ab in ein paar Wochen ist Franzi schon rein gewachsen.“
„Ich hoffte schon, dass meine Tochter ihre erste heilige Nacht zu Hause verbringen darf“, und dann schob er noch schnell nach. „Außerdem hab ich dich ganz doll vermisst.“
„Jetzt mach mal Halblang, Ralph! Erstens ist es ja er knapp zwei Tage her, das ich aus dem Haus ging“
und etwas zögerlich fragte sie: „Soso du hast du hast uns also vermisst? Ich dachte mit deinem Freund wird dir die Zeit nicht lang?“
„Schon, aber ihr beide seid doch wichtiger für mich“
und sie bekam noch einen langen Kuss aufgedrückt.
„Und wofür war der jetzt?“
„Für meine tapfere Frau, die es immer wieder versteht mich glücklich zu machen.“

Dann nahm er seiner Frau die gepackte Tasche ab, damit sie beide Hände frei hatte um ihre dick eingepackte Tochter, zu tragen.
„Jetzt lass uns aber zum Auto gehen; in Krankenhäusern fühle ich mich so unwirklich.“
„Du wirst Lachen, aber mir geht es genauso.“

Mit dem großen Aufzug fuhren sie nach unten und verließen dieses Gebäude so schnell wie möglich. Jetzt ging es auf dem schnellsten Weg in den Wagen, damit das Weihnnachtsengelchen nicht anfror, obwohl es dick eingepackt in der Tragetasche auf dem Rücksitz lag. Tatsächlich war noch etwas von der Wärme zu spüren und nachdem Ralph jetzt den Motor gestartet hatte, breitete sich auch wohlige Wärme im Wagen aus. Jetzt fuhr er auch langsamer und bedächtiger, mit seinen beiden Frauen nach Hause.
Inzwischen hatte Ethelbert sich auch in Schale geschmissen und stand in der Amtsstraße schon seit einigen Minuten hinter der Haustür. Wegen der Kälte verzichtete er darauf sie die ganze Zeit darauf vor der Tür zu warten und schaute aus dem Fenster daneben, um ja nicht zu verpassen, wann die drei ankamen. … Nach einer gefühlten Ewigkeit schob sich dann der Wagen vorsichtig in eine Parklücke und die Türen gingen auf …
Auch wenn Ethelbert nur Pate von der kleinen Franziska war, stürmte er aus der Haustür und schloss die junge Mutter, in die Arme.
„Ethelbert, mach mal langsam; du brauchst Franziska nicht gleich vor der Haustür zu erdrücken, lass sie doch erst mal Leben“, protestierte Dick mit halberstickter Stimme und befreite sich aus der Umarmung, denn sie hatte schließlich die Tasche mit ihrer Tochter in der Hand.
„Dann kommt doch erst mal rein und wärmt euch auf“, stotterte Ethelbert.
„Das ist wenigstens mal eine Vernünftige Idee. Hier draußen, ist es für die kleine Franziska, sowieso zu kalt.“
Nachdem sich hinter ihnen die Haustür geschlossen hatte, brachte Dick ihre schlafende Tochter ins Kinderzimmer, wo schon ein Gitterbettchen bereit stand. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass die Funkanlage eingeschaltet war, ging sie beruhigt nach unten.
In der Stube vor den knisternden Kamin, warteten die beiden Männer schon auf sie. Auch wenn es noch hell war, aber beiden Eltern war trotz der Heizung im Auto, kalt. Da kam Ethelbert doch tatsächlich mit einer großen Thermoskanne heißen Kaffees rein und sie konnten sich auch inwendig aufwärmen.
„Jetzt muss ich nur noch abfahren, damit ihr eure Familienplanung fortsetzen könnt?“
„Auch wenn du mein bester Freund bist jetzt solltest du aber nicht frech werden. Was unsere Familienplanung angeht, dafür spielst du überhaupt keine Rolle“,
protestierte Ralph, der sich gerade am Kaffee dem Mund verbrannt hatte.
„Was ihr jetzt tut ist mir egal, aber ich werde erst mal zu meiner Tochter gehen, denn sie hat sicher Hunger und braucht eine neue Windel“, sagte Dick nach einer Weile und verschwand nach oben in das neu eingerichtete Kinderzimmer, weil sie hörte dass Franzi allmählich unruhig wurde. In dem Moment ertönte auch schon aus dem Kinderzimmer, was im ersten Stock lag, ein durchdringendes forderndes Schreien.
„Ethelbert, du hast doch jetzt nichts mehr zu tun; kannst du mir nicht helfen den Weihnachtsbaum aufzustellen“, fragte Ralph, nachdem sie alleine im Zimmer waren.
„Wenn das unbedingt sein muss“, antwortete er mit süßsaurem Gesicht.
„Das wird sich wohl kaum vermeiden lassen, oder willst du nicht mehr mitfeiern?“
„Ja gut, ich komme schon“,
und erhob sich ächzend vom Sofa.
Insgeheim lachte sich Ralph ja eins, weil Ethelbert auf einmal so tat, als ob er schon so alt wäre; dabei war er noch nicht mal Dreißig.

Auch wenn Heiligabend schon vorbei war, wollten sie heute nachfeiern. Grund genug hatten sie ja und auf die zwei Tage kam es ja wirklich nicht an. Am nächsten Morgen schmückten sie den Baum sogar heimlich, bevor Dick das Bett verließ. Als sie am späten Vormittag aus Zimmer kam, staunte sie: „Das habt ihr aber toll gemacht! Da bekommt Franziska ja gleich den richtigen Eindruck von Weihnachten.“
„Ja natürlich, sie bekommt ja auch alles mit“
, meinte Ethelbert scherzhaft. „Sie wacht doch vorerst nur auf, wenn der Hunger zu groß wird.“
„Meinst du denn, in deinen ersten Wochen warst du anders, mein lieber Junge?“
Verteidigte Dick ihre Tochter.
„Vorsicht Muttertier“, rutschte es Ethelbert noch raus.
Zum Glück schien Dick das gar nicht gehört zu haben und sagte: „Natürlich schläft sie noch viel, aber eine komplette Familie zu haben, ist doch schön“, schwärmte Dick.
Ab Mittag wurde es dann recht feierlich. Nur zur Christvesper gab es diese Jahr natürlich nicht, denn die war ja schon vor zwei Tagen gewesen und das machte auch gar nichts, denn Dick sagte: „Meint ihr Mannsbilder wirklich, ich würde meine Tochter so lange alleine lassen?“

Am ersten Feiertag kamen dann Rieke und Doris mit ihrem Mann, der gerade noch am *Heiligen Abend* mit der *Cap San Diego* von Südamerika zurückkam.
Doris kannte Dick ja, doch ihren Mann konnte sie erstmal gar nicht einschätzen. Vor ihr stand ein gutaussehender Riese mit blauen Augen und dunkelblonden Haaren. Er stellte sich freundlich vor und wirkte überhaupt nicht wie ein Matrose.
„Guten Tag mein Name ist Olaf Reber, meine Frau kennen sie ja bereits.“
„Kommen sie doch rein und Essen sie mit uns“,
bat ihn die elegante Gastgeberin.
Bei Tisch entwickelte sich dann ein Gespräch, in dem sie mehr über Olaf erfahren sollten. Ralph der nach Dicks Bericht einen Seemann erwartet hatte, war total irritiert, als er den neuen Gast ansprach. „Herr Reber sie sehen aber gar nicht wie ein Seemann aus, was machen sie denn auf See?“
„Ach so sie meine wegen meinen gepflegten Händen?“

Diese Frage war Ralph doch etwas peinlich und er wusste erst mal nichts darauf zu erwidern, als Rieke einsprang und sagte: „Sie sind sicher der Kapitän und brauchen nicht bei Wind und Wetter, an Deck und im Laderaum arbeiten.“
„Könnte schon sein“,
bestätigte er mit einem geheimnisvollen Grinsen, bei dem seine Grübchen sichtbar wurden. Langsam fing ihnen das Spiel Spaß zu machen, darum gab er seinem wirklichen Beruf auch nur in kleinen Häppchen bekannt.
„Eigentlich bin ich gar kein Seemann im herkömmlichen Sinne.“
Und jetzt begann ein großes rum gerate, aller Anwesenden des Festmahls. Von Geologe über Meeresforscher war alles dabei, nur die wirkliche Berufsbezeichnung nicht und keiner kam der Wahrheit auch nur nahe.
„Dann werde ich mal einen Tipp geben“, sagte er geheimnisvoll. „Frau Ahlbeck war bisher am nächsten dran. Die meisten Menschen verbinden meinen Beruf nur mit dem Land.“
Alle schauten Rieke ratlos an, aber die fragte: „Es ist eigentlich unwahrscheinlich, aber haben sie etwas mit Wetterberichten zu tun?“
„Sie haben genau ins Schwarze getroffen, ich bin Meteorologe; was man auch mit Wetterfrosch übersetzen könnte.“
Alle staunten, nur Rieke war es wieder, die interessiert fragte: „Wie kommen sie den nun wirklich auf`s Meer?“

Die Antwort bekam Dick leider nicht mit, denn jetzt hörten sie aus dem Babyfon, wieder Franzis kräftiges Schreien.
„Tut mit Leid liebe Leute, aber ihr hört, mich ruft die Pflicht.“
„Darf ich sie auch mal sehen“,
fragte Doris.
„Na klar“, antwortete die stolze Mutter. „Komm doch mit hoch.“
Als sie das Zimmer verließen, hörten sie gerade noch, wie Olaf zu einer Antwort ansetzte. So schnell konnte Herr Reber gar nicht sprechen, denn er hatte gerade in den Gänsebraten auf seinem Teller gebissen und wollte ihn auch genießen und sprach deshalb nur abgehackt. Bis er nach einer Weile zu einer Erklärung ansetzte.
„Stimmt schon, erst haben wir die Wetterbeobachtungen auch nur vom Land aus gemacht. Nachdem aber die Seefahrt immer wichtiger für die Weltwirtschaft geworden ist, mussten wir auch über dem Meer unsere Messungen machen. Dadurch werden die Wettervorhersagen, zumindest in den Industrieländern immer genauer. Inzwischen verlässt sich auch die Schifffahrt auf unsere Angaben. Also muss immer einer auf dem Meer sein und die Wetterdaten über Funk durchgeben; diesmal war ich eben dran, aber jetzt bin ich für einige Monate hier.“ Damit ließ er sich weiterhin den Gänsebraten mit Rotkohl und Klößen schmecken.

Der Übergang in das neue Jahr verlief ziemlich ruhig, weil Dick meinte Franziska würde sich durch das Feuerwerk zu sehr aufregen. So feierten sie nur zu dritt im Haus.
Als dann zu Neujahr auf einmal, frühlingshafte Temperaturen herrschten und der Schnee schmolz, fuhr Ethelbert einige Tage später nach München; weil er hoffte dort noch etwas Schilaufen zu können.
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Winter in den Bergen

Ethelbert stieg jedoch nicht wie er seinem Freund Ralph erzählt hatte in München aus, sondern er blieb in Zug sitzen und fuhr bis Salzburg. Denn aus dem Zugfenster hatte er schon gesehen, das er im Münchner Umland nicht zum Schifahren käme, weil die Hänge überwiegend grün waren.
Im Salzburger Hauptbahnhof, stieg er in einen Zug der ihn etwas über die Grenze des Bundeslandes Salzburg, hinaus fuhr. Die Besonderheit dieses Zuges war eine geringere Spurweite und eine schnaufende Dampflok, die dicken weißen Rauch ausstieß. Langsam folgte der Zug dem ansteigenden Gelände, wodurch die Lok immer gewaltigere Rauchfahnen über die Landschaft wehen ließ.
Auf einmal blieb diese Bummelbähnchen in einen kleinen Bahnsteig stehen, Ethelbert schaute zum Fenster raus, aber kein Fahrgast stieg ein oder aus. Allerdings bekam die Lok Futter: Einige Arbeiter liefen hin und her, dann führten sie einen dicken Wasserschlauch in eine Öffnung im Dach ein. Dann wurde der während der Fahrt geschlossene Tender geöffnet und Kohlen wurden eingefüllt. So gestärkt konnte die Lok weiterschnaufen und die Wagen ins Gebirge ziehen.
Als er an der Grenze zum oberen Zillertal ankam lag dort eine dicke weiche Schneedecke über der Landschaft. Seine Reise führte ihn in das 1600 Meter gelegene Almdorf Königsleiten kurz hinter der Grenze von dem Bundesland Salzburg, inmitten der grandiosen Bergwelt des Nationalpark *Hohe Tauern*.
Bei einem ersten Erkundungsgang, am frühen Nachmittag, traf er direkt einen Kommilitonen; Nur hätte er ihn fast nicht erkannt, weil er in einem eleganten Schianzug steckte. Aber Gerd freute sich ihn einmal außerhalb der Uni zu sehen und sprach ihn an.
„Hallo Ethelbert, wo kommst du denn auf einmal her? Das Semester fängt doch erst in einer Woche an.“
„Ich weiß, aber ich wollte gerne noch Schilaufen, bevor die Büffelei wieder anfängt.“
„Da hast du Recht Ethelbert, im nächsten Semester kommt genug auf uns zu.“
Dabei hatte Gerd noch ein paar Semester mehr und ein Praktikum vor sich, weil er Landwirt werden wollte. Der Krieg war ja noch nicht so lange her und es wurden immer neue Landwirte gebraucht, um die gewaltigen Nahrungsreserven für die wachsende Bevölkerung zu erzeugen.
„Hast du hier schon ein Zimmer“, fragte Gerd ihn, in seine Gedanken hinein.
„Nö, ich bin auf gut Glück losgefahren, Irgendwo werde ich bestimmt unterkommen.“
„Das hast du gut gesagt; wir sind mitten in der winterlichen Hochsaison, da ist alles ausgebucht.“
Ethelberts Mundwinkel hingen traurig nach unten. „Schade, dann muss ich wohl wieder nach München fahren.“
„Ne, musst du nicht, du hast doch Freunde und die lassen dich nicht im Stich. Komm doch einfach mit zu mir.“
„Ja, geht das denn, bist du alleine hier?“
„Ne das eben nicht, aber wir haben zu sechst eine Ferienwohnung gemietet. Doch einer hat im letzten Moment abgesagt, nun ist der Platz ist jetzt frei. Du kannst also bei uns einziehen, na was sagst du dazu?“

„Ich weiß nicht, in eine Familie einbrechen … ist nicht so mein Ding.“
„Quatsch, nix Familie. Wir sind alle aus dem gleichen Studienjahrgang. Nur das wir aus verschiedenen Fakultäten kommen. Kommst du jetzt mit?“
„Wenn das so ist“,
sagte Ethelbert begeistert. „Das klingt ja auch nach interessanten Gesprächen, an langen Winterabenden.“
„Ja da kannst du Gift drauf nehmen, wir sind uns schon fast in die Haare geraten. Komm doch gleich mit, langsam wird es kalt und dunkel.“

Das ließ er sich nicht zweimal sagen, denn er wollte endlich mal aus den dicken Winterklamotten raus. Trotzdem mussten sie noch ungefähr eine viertel Stunde marschieren. Teilweise mussten sie durch den Tiefschnee, weil die Wohnung natürlich etwas außerhalb lag. Direkt im Ort war eine Ferienwohnung, selbst mit Selbstversorgung, zu teuer für Studentenkassen; auch wenn jeder nur ein sechstel zahlte.
Als sie, trotz der Kälte, erhitzt ankamen konnten sie fast nichts mehr sehen, denn hier oben wurde es Nachts wirklich stockdunkel. Nicht so wie in der Stadt, wo auch schon in diesen Jahren nachts immer mehr Beleuchtung brannte. Bei den herrschenden Frosttemperaturen, war es bitterkalt und sie konnten den klaren Sternenhimmel bewundern.
Doch sie gingen lieber schnell ins Haus, wo es wohlig warm war. Doch erst mal mussten sie die dicken und nassen Winterklamotten, im Flur ausziehen. Dann erst durften sie in das mukelig warme Zimmer mit einem offenen Kamin, indem ein munteres Feuer knisterte und zurzeit die einzige Lichtquelle im Zimmer war.
Zufällig saßen alle vier Mitbewohner ums Feuer, so dass Gerd gleich alle vorstellen konnte. Wie Ethelbert feststellte handelte es sich um eine reine Männerrunde. Vielleicht ja besser so, dann gibt es wenigstens keinen Streit zwischen den Geschlechtern.
„Micha und Kalli kennst du ja sicher und das sind Ede und Basti, sie studieren Geologie.“
Obwohl er sich an die zwei Jungs erst mal nicht erinnerte, fühlte er sich aber wohl in der Runde. Nur musste er seine Meinung von langen Winterabenden, schnell vergessen, denn hier gingen alle relativ früh ins Bett; warum das so war sollte er am nächsten Tag erfahren.

Denn die Männerrunde musste sich ja selbst versorgen, aber sie wollten auch noch täglich einige Stunden Schilaufen. Also hieß es noch bei Dunkelheit aufstehen und das war für den ersten sehr unangenehm, denn er musste den kalten Kamin erst anheizen. Bis es dann richtig warm wurde, kroch er meist lieber noch einmal ins warme Bett. Der Gerechtigkeit wegen, war jeden Morgen ein anderer dran. An zwei Tagen, hatten Basti, Kalli und jetzt Ethelbert, morgens einen Schikurs und mussten im kalten aufstehen.
Am ersten Morgen gab es ein reichhaltiges Frühstück und jeder machte sein Bett. Danach ging Kalli schnell ins Dorf um etwas einzukaufen, Gerd und Ethelbert gingen erstmal mit; aber nur bis zum Sportgeschäft. Dort trennten sich ihre Wege, denn Ethelbert hatte keine Schiausrüstung.
„Meinst du ich kann mir die nötigen Sachen kaufen, soviel Geld habe ich auch nicht.“
„Quatsch, die verleihen hier auch alles was du brauchst. Meinst du etwa, dieser elegante Anzug würde mir gehören“,
fragte Gerd und zog ein Gesicht.
Nachdem sie aus dem Geschäft kamen, sah Ethelbert schon wie ein Schifahrer aus, mit einem Paar Abfahrtsschiern in der Hand. Von dort gingen sie anschließend auch gleich zu einem der Schilifte, um ja keine kostbare Freizeit zu verlieren. Die Wochenkarte für die Zeit in den Bergen, war zwar nicht billig. Nur wer weiß, wann er wieder einmal zum Schilaufen kam, in Australien würde das sicher nicht gehen.
Am ersten Tag traute sich Ethelbert nicht so recht und er meldete sich für einen Schnellkurs an und die ersten beiden Stunden bekam er auch so fort und am nächsten Morgen ging es weiter. In den weiteren Stunden an diesem Tag, versuchte er sich an einem *Idiotenhügel*, was ihm großen Spaß machte.
Nach dem Unterricht an nächsten Morgen, versuchte er sich schon am großen Hang, allerdings fuhr er nur ab der halben Höhe ab. Am nächsten Tag in der Stunde, nahm ihn der Schilehrer dann sogar bis zur Bergstation mit. Nach wenigen Abfahrten mit dem Schilehrer, übte er noch bis zum Einbruch der Dämmerung weiter. Und nach der letzten Stunde am vierten Tag, hatte er den Eindruck noch nie etwas anderes getan zu haben, als auf den schmalen Brettern zu stehen.
Bis es ihn am letzten Tag doch noch von der Schiern holte, weil er sich überschätzt hatte.
Jetzt saß er recht Kleinlaut auf der Piste und hielt sich sein rechtes Bein. Gerd sah den Unglücksraben sitzen und wollte ihm helfen aufzustehen. Doch wenn er sein Bein auch nur bewegte, schoss ein spitzer Schmerz durch das Bein.
„Ich bin natürlich kein Arzt, aber ich fürchte ich bin ein Fall für ein Gipsbein“, sagte der Unglücksrabe, mit erzwungenem Humor.
Also zog Gerd den Unglücksraben erst mal von der Piste, damit kein weiterer Unfall passierte. Ethelbert schrie immer wieder laut auf, doch in diesem Fall hielt sich Gerds Mitleid in Grenzen.
„Jetzt gib mal nicht so an, wer so Leichtsinnig fährt, wie du heute; muss auch die Folgen ertragen.“
Dann versuchte er es dem Unglücksraben so bequem wie möglich zu machen und lehnte ihn an einen Felsen. Immerhin konnte Ethelbert während der Wartezeit, die Sonne genießen die vom Wolkenlosen Winterhimmel strahlte. Nur Schnee mochte er nicht mehr sehen … was für ein Wunder. Für ihn war der Schiurlaub sowieso zu Ende.
Unterdessen fuhr Gerd in eleganten Schwüngen zur Talstation, weil er hoffte von dort aus die Bergwacht zu erreichen. Nachdem die Rettung von dem Liftbetreiber alarmiert wurde, ging alles sehr schnell und Gerd war schon wenigen Minuten später mit den Rettern wieder an der Unfallstelle. Die Sanitäter tasteten seinen Körper kurz ab, nachdem ihm nicht weiter weh tat, legten Ethelbert eine provisorische Schiene an und brachten ihn ins Tal. Gerd der neben dem Schlitten fuhr fragte die Sanitäter, wieso sie so schnell arbeiten konnten?
„Ja, was meinen sie denn, wie viel gebrochene Beine wir in einer Saison hier haben? Die können wir gar nicht mehr zählen.“
Nachdem sie im Krankenhaus ankamen, ging alles sehr schnell. Der Arzt war schon von Sanitäter informiert worden und kam jetzt lachend zu Ethelbert ins Zimmer. „Da haben wir ja wieder mal die Folgen des leichtsinnigen, des Schilaufens. Dann werden wir ihnen mal einen schönen Gehgips anlegen, damit sie wenigstens in München weiterstudieren können.“
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

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Die Uni in München

Noch zwei Tage musste er in den Bergen abwarten und zusehen wie die anderen den Schnee und die Wintersonne genossen. Dann war der Tag der Abreise gekommen, was jetzt folgte war nicht einfach. Kalli, Micha und Basti kümmerten sich ums Gepäck und Gerd mit Ede halfen Ethelbert in den Zug. Drei Stunden später waren die Sechs am Münchner Hauptbahnhof und sahen sich jetzt vor dem Problem Ethelbert mit seinem Gipsbein in die Studentenbude zu bekommen. Da Ede bei Georg und Ethelbert wohnte, nahmen er und Kalli das Gepäck.
Am kommenden Montag jedenfalls saß er dann in München mit ausgestrecktem Bein, in seiner Studentenbude und hatte seine Bücher vor sich liegen. Aber seine Gedanken wanderten immer wieder zu der letzten Woche. Die ja abgesehen von dem kleinen Unfall am letzten Tag, ganz schön war.
Außerdem hatte er nicht die rechte Lust zum Lernen. Inzwischen waren auch in München mehrere heftige Schneeschauer niedergegangen, so dass auf den Straßen die Schulkinder, Schneemänner bauten. Noch hatten sie ja Schulferien und wenn es so weiterschneite wohl auch gleich Schneeferien, aber das war wohl mehr ein Wunsch. Erst recht von Ethelbert, denn er hatte wirklich keine Lust sich zur Uni zu bewegen, egal ob mit oder ohne Gipsbein.
Direkt vor seinem Fenster lief eine Hauptstrasse vorbei, die auch ziemlich befahren war. Auf der Fahrbahn wurde der schöne lockere weiße Pulverschnee, schnell zu einer Graubraunen Masse, obwohl dazu die Sonne schien. Er konnte seine Schadenfreude allerdings nicht verbergen, wenn wieder mal ein Auto zu schnell fuhr und die Straßenhaftung verlor, wobei er sich quer auf die Fahrbahn stellte. Der Autofahrer musste dann warten, bis ein Streuwagen die Straße mit viel Salz frei machte. Das bedeutete aber, dass die Gaubraune Masse zu einer bräunlichen Brühe wurde.
Damit bespritzten vorbeifahrende Autos dann, ahnungslose Fußgänger. Diese sprangen fluchend zur Seite und kamen auf dem teilweise spiegelblank gefrorenem Fußweg zu Fall, der natürlich weder gestreut noch geräumt war.
Dadurch kamen fast jeden Tag, einige Male der Krankenwagen und sammelte die bedauernswerten Opfer ein. Ethelbert überlegte schon ob er bei diesem Anschauungsunterricht, nicht lieber hätte Medizin studieren sollen.
Obwohl Micha nicht bei ihnen wohnte, brachte er Ethelbert jeden Tag die Neuigkeiten aus der Uni mit; besonders, was es in seinem Fach an Vorlesungsinhalten gab. Denn nach dem abenteuerlichen Gang zur Studentenbude, sah sogar Micha ein, dass es vorläufig unmöglich war für Ethelbert zur Uni zu kommen. In zwei Wochen hatte Ethelbert einen Termin bei einem Orthopäden, der ihm hoffentlich den Gips abnahm. Zwar freute er sich nicht auf die Uni, aber es war immer noch besser, als zu Hause rum zu sitzen.
Jetzt war aber gerade mal Halbzeit und die Wetterverhältnisse änderten sich immer noch nicht. Was blieb ihm übrig als traurig aus dem Fenster zu starren und den morgens vorbeihastenden Leuten zu zusehen. Aber zwei Tage später schlug das Wetter plötzlich um und ein warmer Föhn, ließ fast den ganzen Schnee über Nacht tauen. Weil nun auch schlagartig die Temperatur rauf ging, konnte er wenigstens das Fenster aufmachen und hörte die Geräusche von der Straße. Er freute sich schon, noch einen Tag, dann konnte auch er wenigstens das Haus verlassen. Es wurde auch Zeit, sonst verpasste er noch mehr Vorlesungen an der Uni. Zwar war der Weg mit dem Gehgips immer noch beschwerlich, aber wenigstens konnte er nicht mehr auf den glatten Wegen ausrutschen.
Während er noch seinen Gedanken nachhing, klopfte Mittags seine Zimmerwirtin und brachte ihm einen Brief. Erst wollte er ihn ja lustlos zur Seite schieben, aber dann fiel sein Blick auf den Absender und hastig riss er den Brief auf. Es war der ersehnte Brief aus Australien und da recht klein war, hoffte er auf eine Zusage. Plötzlich war ihm das Wetter und alles was damit zusammenhing egal und überflog den Briefkopf und dann findet er die Zeilen die ihn wirklich interessieren.
*Ihre Bewerbung macht uns neugierig! Wir würden uns freuen sie nach Beendigung ihres Studiums kennen zu lernen.*
Das war zwar kein absolutes ja, aber konnte er das wirklich im Augenblick erwarten? Auf jeden Fall, stürzte er sich jetzt mit Feuereifer auf seine Bücher, auf einmal hatte er ja auch wieder ein Ziel. Er wollte natürlich das Studium nicht nur schnell, sondern auch mit einer vorbildlichen Note abschließen.
Am nächsten Tag ging er nicht nur zur Vorlesung, wo er fast jedes Wort des Dozenten mit Interesse aufsaugte. Nach der Vorlesung fragte ihn Micha: „Ethelbert, was ist denn in dich gefahren? Ich hatte in den letzten Tagen den Eindruck das dich das Studium nicht sonderlich interessierte.“
„Da hast du ja auch nicht ganz Unrecht“, sagte er lachend und wirkte auf Micha bald überdreht. „Aber seit gestern habe ich wieder einen Grund weiter zu machen, hier ließ mal.“
Micha überflog den Luftpostbrief und sagte dann: „Mensch Ethelbert du bist ja der reinste Glückspilz. Wenn ich dir helfen kann, lass es mich wissen.“
„Im Moment nicht, aber ich muss mich jetzt noch ganz schnell für einen Englischkurs eintragen.“
„Sag bloß, du kannst die Sprache nicht?“
„Nö hab in der Schule diese Sprache nie gehabt.“
„Na dann beeil dich mal, da drüben steht ne ganz schöne Schlange. Bis Morgen“
und winkte ihm im gehen zu.
Der Kurs den er sich Ausgesucht hatte, zog sich über ein halbes Semester hin, aber er fing erst in drei Monaten an. Na gut, so würde er bis dahin auch genug Zeit für sein Studium haben. Im Büro traf er ganz überraschend Kalli und Basti wieder.
„Nanu was wollt ihr denn hier, das ist doch gar nicht euer Fach?“
„Das gleiche könnten wir dich ja auch fragen, aber um deine Frage zu beantworten. Wir haben für die Semesterferien einen Praktikumsplatz in Amerika, da wollten wir unsere Englischkenntnisse noch etwas auffrischen und du …“

„Nach dem Studium, habe ich eine Stelle auf einem Weingut in Australien und da muss ich die Sprache ja auch lernen.“
„Dann wünsche ich dir viel Glück! Du hast ja sicher schon einige sprachliche Vorkenntnisse.“
„Ne wieso“,
fragte Ethelbert erstaunt. „Um die Sprache zu lernen mache ich doch den Kurs.“
„Aber das hier ist ein Fortgeschrittenenseminar, zum auffrischen ist der gut. Aber du solltest lieber vorher noch diesen Anfängerkurs belegen“,
sagte Basti ihm wohlwollend. „Wie du siehst fängt der auch Morgen schon an und ist genau dann zu Ende, wenn der andere Kurs beginnt.“
Ethelbert stöhnte zwar innerlich auf und wollte gerade großspurig sagen, dass er die Sprache mit links mache. Aber dann dachte er an Jochens Worte im Wald und wechselte die Schlange, um sich dort einzutragen. Es gefiel ihm nur nicht, dass er für das nächste Semester keine Freizeit mehr hatte. Dann dachte er was soll’s, würde auch sein Freund Ralph sagen, dann hast du es wenigstens hinter dir und schließlich ging es ja auch um etwas. Also stellte er sich in der anderen Schlange an, wo er sich für beide Lehrgänge anmelden konnte.
Hoffentlich würde sich die ganze Büffelei auch lohnen.
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

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Endlich Frühling

„Wenn das Jahr so weitergeht wie es angefangen hat, werden wir vielleicht doch überleben“, sagte Jochen an einem schönen Frühlingsabend zu seiner Frau.
„Übrigens morgen kommt jemand der mehrere Shettys kaufen möchte.“
„Margot, kannst du das machen, ich muss die Dorfkinder unterrichten. Außerdem kommen die Kinder für die Osterferien und …“
„Wenn unser Kind noch so lange still hält, sagte Margot und wies auf ihren Bauch. Was ist denn sonst noch?“
„Dianas Fohlen kann jetzt jeden Tag kommen. Ich habe neulich Dr. Hinnerksen gucken lassen und er meinte das wird eine Normale Geburt. Nur weil Diana so rund ist, hält er es für möglich, das da Zwillinge drin sind.“
„Wie, gibt`s dass auch bei Pferden, ich dachte die bekommen immer nur ein Fohlen?“
„Ne Margot“
, lachte Jochen. „Dass ist genauso wie bei den Menschen, nur dass es noch seltener ist.“ Aber jetzt zu dir: „Hast du etwa schon Wehen“, fragte ihr Ehemann besorgt.
„Ne, noch nicht, aber der Frauenarzt hat mich für Morgen ausgezählt… Außerdem sagte er mir, das die Wehen bei der zweiten Geburt, nicht so früh beginnen.“ Als sie Jochens unglückliches Gesicht sah, setzte sie hinzu: „Aber du weißt Kinder halten sich nicht immer an den Zeitplan, also haben wir doch gute Chancen.“

Der nächste Morgen begann wirklich mit strahlendem Sonnenschein und ohne Wehen, beeilte Margot sich die Zwillinge anzuziehen und zu füttern. Danach deckte sie auf der hinteren Terrasse den Tisch, weil sie hoffte wenigstens mit ihrem Mann frühstücken zu können, auch wenn sie ihn sonst am Tag nicht viel sah.
„Willst du mich auf irgend etwas vorbereiten oder warum hast du den Tisch so schön gedeckt“, fragte Jochen, frisch und gutgelaunt.
„Nö nix besonderes! Ich sehe dich nur in letzter Zeit so wenig, da dachte ich, wenigstens heute Morgen hättest du vielleicht mal Zeit.“
„Das schon, aber trotzdem sollten wir uns nicht zu viel Zeit lassen.“
In diesem Augenblick kam sie auch schon mit einer dampfenden Kaffeekanne, aus dem Haus.
„Margot wie sieht`s aus, meinst du, du schaffst die Verkaufsverhandlungen noch?“
„Ich weiß nicht, wie es heute weitergeht, aber bis jetzt spüre ich noch nichts.“

Jochen beeilte sich mit seinem Brötchen und hatte gerade den letzten Bissen seines Brötchens gegessen, als er auch schon aufsprang. Dann drückte er seiner Frau noch einen Kuss auf und eilte zu den Ställen, weil er für seine Reitschüler noch etwas vorbereiten wollte. Margot saß wie so oft in letzter Zeit wieder alleine am Tisch, aber trotzdem lies sie sich ihr Frühstück schmecken.
Als Jochen aus der Haustür trat sah er, dass Marion selbstvergessen auf dem Hof spielte und die die Frühlingssonne genoss. Jetzt lief sie auf die große Rasenfläche in der Mitte, wo die bunten Blumen gepflanzt waren. Natürlich, wie es sich auf einem Gestüt gehört, nur Blumen, die Pferde auch gefahrlos fressen konnten, auch wenn sie dies eigentlich nicht sollten. Über diese Wiese lief sie träumerisch und machte immer wieder halt um an den verschiedenen Blumen zu riechen. Weil sie Schulferien hatte ließ sie sich genau in der Mitte fallen und ließ sich die Sonne auf den Bauch scheinen.
Das war zwar ein schönes Bild, aber Jochen musste sehen, dass er seinen Zeitplan einhielt und ging deswegen weiter ohne mit dem Mädchen zu sprechen.
Marion wusste nicht wie viel Zeit wirklich vergangen war, als eine Männerstimme an ihr Ohr drang. „Kannst du uns vielleicht helfen?“
Marion war sofort wach und blinzelte den Mann an, weil die Sonne sie blendete. Dann sah sie, dass daneben auch noch eine Frau stand, also fragte das Ehepaar. „Guten Tag, wie kann ich ihnen denn helfen“, fragte sie höflich.
„Ach das wäre lieb von dir. Wir möchten zu dem Ponyzüchter Jochen Roth.“
Marions Eltern waren zwar einfache Leute gewesen, aber Höflichkeit haben sie ihrer Tochter beigebracht. Freundlich und offen für alles Neue war Marion ja sowieso, darum antwortete sie dem Ehepaar.
„Ich weiß schon bescheidt und möchte sie schon mal zur Ponyweide bringen. Dann sage ich Herrn Roth bescheidt.“
„Danke kleines Fräulein, auf dich können sich deine Eltern stolz sein.“

Das letzte nahm Marion teilweise mit Freude auf, aber sie erwiderte lieber nichts, was ging die Leute das auch an. Dafür sprang sie vor den Leuten her zur Ponyweide. Unzählige Shettys vergnügten sich in diesem frischen sprießenden Gras. Ein Teil rannte nur im vollen Galopp über die Weide. Andere der kleinen Ponys zeigten ihre Lebensfreude durch lustige Bocksprünge. Frau Hengst rief begeistert aus: Eberhard, schau doch mal die süßen Ponys, am liebsten würde ich sie alle nehmen. Guck mal der springt gleich mit allen vieren in die Luft.“ Noch aus der ferne hörte sie Eberhards Antwort. „Frauke, alle bekommen wir aber nicht unter, mehr als sechs können wir nicht nehmen.“
Während die beiden sich noch über die Ponys unterhielten, ging die vierzehn jährige Marion wirklich Jochen suchen, aber der schickte sie weiter zu seiner Frau ins Haus.
Schon beim eintreten hörte sie Margots unterdrückte Schmerzensschreie und dann sah sie auch schon, dass sich Margot vor Schmerzen krümmte. Melanie lief um ihre Pflegemutter und wusste gar nicht, was los war.
„Soll ich den Arzt rufen“, fragte Marion vorsichtig, mit ihrer noch sehr kindlichen Stimme.
„Danke Marion, noch sind die Wehen nicht so weit fortgeschritten, es wird auch gleich wieder besser.“
„Was sind denn Wehen?“
„Ach stimmt, das kannst du ja noch nicht wissen. Mit diesen Schmerzen kündigt das Baby an, dass es geboren werden will.“
„Heißt das jetzt kommt dein Baby“,
fragte Marion ganz aufgeregt.
„Ja, aber ich hoffe, das kleine Baby lässt sich noch etwas Zeit. Erst muss ich noch einige Ponys verkaufen, hoffentlich kommen die Leute bald.“
„Die sind schon da, ich habe sie gerade zur Ponyweide gebracht.“

Gerade lies der Schmerz nach und Margot sagte mal wieder: „Was täten wir nur ohne dich“, noch von dem abebbenden Schmerz benommen, sagte Margot zu ihrer Pflegetochter: „Dann will ich die Käufer mal nicht warten lassen“, sagte Margot mit fester Stimme, mittlerweile war der Schmerz ja auch wieder vor bei und ging zur Weide. Dann stellte sie sie als Ehefrau vor und sagte: „Wie ich gehört habe, interessieren sie sich für einige von unseren Ponys.“
„Ja schon, aber wir dachten, wir würden mit einem Mann verhandeln“,
sagte Herr Hengst.
„Da haben sie Recht, eigentlich wollte das auch mein Mann machen, aber er ist verhindert, sie wissen auf dem Land kann immer mal was dazwischen kommen. Also müssen sie heute mit mir vorlieb nehmen, aber ich bin auch im Zuchtbetrieb.“
„Sicher gnädige Frau, ich nehme an wir können mit ihnen auch über den Preis verhandeln?“
„Ja natürlich, haben sie sich schon einige Ponys ausgesucht?“
„Ja wir hätten gerne die sechs und würden gerne noch zwei Isländer zum Reiten mitnehmen“
, sagte Eberhard zu Fraukes Überraschung. Die Kinder hatten zwar immer wieder um größere Pferde zum reiten gebettelt, aber bisher war ihr Mann hart geblieben. So wunderte sie sich über dem Meinungsumschwung ihres Mannes, aber sie wusste ja nicht von den hinterlistigen Gedanken ihres Mannes.
Während Marion die sechs Shettys, auf die Frauke Hengst zeigte von der Weide holte, ging Margot mit dem Mann zu den Isländern. Allerdings hatten sie dort keine so große Auswahl, aber das störte Herrn Hengst wenig; er entschied sich für zwei Wallache. „Tut mir Leid Isegrim ist unverkäuflich, er gehört zur Familie.“
„Na gut und wie ist es mit dem da drüben?“
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

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Margots Kind

„Den können sie gerne haben! Dann sollten wir wohl mal über den Preis sprechen“, sagte Margot, die schon wieder ein leises ziehen spürte und nannte ihm erst den Preis für die sechs Shettys und dann für die beiden Reitpferde.
„Wieso sind die Preise für die Isländer denn so unterschiedlich?“
„Weil der eine Wallach ein Viergänger ist und der andere ein Fünfgänger.“
„Aha“,
sagte Herr Hengst und sah dabei nicht sehr geistvoll aus. Inzwischen war das Ziehen zu einem ausgewachsenem Schmerz geworden, aber sie sah dem Käufer trotzdem an, das er gar nichts Verstand. Ihr Körper wollte sich eigentlich bei dieser Wehe zusammenziehen, aber sie wollte und konnte dem Schmerz jetzt nicht nachgeben. Sie riss sich zusammen und antwortete so ruhig wie sie konnte: Es gibt unter den Isis Pferde, die außer den drei Grundgangarten noch den Tölt als vierten Gang haben oder auch welche die zusätzlich noch einen fünften Gang, den Rennpass haben.“
Aber der Käufer Verstand immer noch nichts, also erklärte sie: „Fünf Gänge sind Schritt – Trab – Galopp – Tölt – Rennpass, vier Gänge sind nur Schritt – Trab – Galopp – Tölt. Diese Pferde sind natürlich billiger.“
„Und warum haben sie mir das nicht gleich gesagt“
, brüllte jetzt Herr Hengst und lief dabei rot an.
„Sie haben doch nicht danach gefragt, nur auf die Pferde gezeigt“, erklärte Margot ganz ehrlich und war froh, das die Wehe jetzt ihren Höhepunkt überschritten hatte.
„Ich kann ihnen gerne noch einen zweiten Viergänger geben, dann kommen sie billiger weg“, bot sie an und hoffte, das er darauf einging und sich wieder abregte.
„Ja gut dann tun sie das! Aber selbst dann erscheint mit der Preis etwas zu hoch.“
Er war wirklich der irrigen Annahme, weil Margot eine Frau war, könnte er ihr die Pferde billiger abschwatzen. Aber er musste gleich erfahren, dass Margot, kein leichtes Opfer war, wie er hoffte.
„Sie erwarten doch nicht etwa, dass ich ihnen die Pferde zu einem Spottpreis überlasse. Ich nehme an sie sind auch Geschäftsmann? Verkaufen sie ihre Waren, auch unter Wert“, fragte Margot sauer.
Herr Hengst fühlte sich ertappt und stotterte: „Es war ja nur ein Versuch, wir können doch noch darüber Sprechen.“
„Das klingt schon besser. Na gut ich gehe um Einhundert runter.“
„Tut mir leid Frau Roth, unter den Umständen kommen wird nicht ins Geschäft. Es sei denn, sie meinen die Einhundert Pro Pferd.“
„Na gut, wenn sie so wollen, aber dann gehe ich auf fünfzig.“
„Frau Roth ich sehe ja, sie brauchen das Geld“,
sagte Herr Hengst mit einem mitleidigem Blick, auf ihren Babybauch. Spätestens jetzt hätte sie den Mann am liebsten davon gejagt, aber er hatte ja Recht, sie brauchten ja wirklich das Geld. „Sagen wir sechzig und das Geschäft ist gelaufen.“ In Margot brodelte es immer noch über die miese Masche von dem Kerl, aber sie konnte gegen den Preis nichts sagen.
„Gut schlagen sie ein“, rang Margot sich durch zu sagen, denn sie spürte schon wieder die nächste Wehe aufziehen.
Nachdem er unmerklich zögerte, schlug er ein und der Kauf war Perfekt.
„Und welchen Rabatt bieten sie uns denn für die Shettys an?“ Denn inzwischen war seine Frau dazu getreten.
„Eigentlich haben, wir die Preise knapp kalkuliert. Tut mir leid da kann ich ihnen nichts nachlassen.“
„Frauke, was meist du, sollen wir nicht doch bei dem anderen Händler kaufen. Der Preis lag immerhin einhundert pro Pony niedriger.“
„Wenn sie meinen, sie kommen bei einem Händler billiger weg, werde ich sie nicht daran hindern. Aber ich möchte sie warnen, die Ponys sind oftmals nicht gesund oder Mangelernährt, weil sie meist aus Osteuropa eingeführt werden“,
sagte Margot mit erzwungener Ruhe, denn der Schmerz trieb ihr gerade wieder die Tränen in die Augen.
„Frau Roth, das ist doch sicher nur ein Trick“, fragte Frauke, die jetzt doch etwas verunsichert war.
„Leider nein, Frau Hengst! In den letzten Monaten, gibt es leider immer mehr dieser unlauteren Geschäftsleute. Sie können mir glauben, im Endergebnis zahlen sie bei so einem Kauf drauf.“
„Eberhard, ich glaube wir sollten den Preis doch lieber zahlen“,
meinte Frau Hengst und zog ihren Eberhard am Ärmel, weil er gerade gehen wollte. Herr Hengst zog zwar ein saures Gesicht und fragte seine Frau ziemlich unwirsch: „Was willst du eigentlich von mir, du glaubst doch nicht etwa dieser Betrügerin?“
Das letzte hatte er zum Glück so leise gesagt, das Margot es nicht hörte, sonst hätte er die Pferde wirklich nicht bekommen, dafür aber eine Anzeige.
Zähneknirschend schlug er dann auch bei dem Preis für die Ponys ein. Dann machten sie noch aus, wie die Zahlung durchgeführt werden sollte. Margot bestand darauf, das Herr Hengst zwei-drittel sofort zahlte und den Rest, wenn der Transporter die Ponys abholt.
„Wann schicken sie denn den Transporter“, fragte sie mit letzter Kraft.
„Wäre ihnen Morgenvormittag recht?“
„Ja Wunderbar“,
sagte Margot erleichtert, das sie diesen unangenehmen Zeitgenossen für heute los war.
Danach setzten sich Frauke und Eberhard ohne ein weiteres Wort in ihren Wagen und rauschten davon.

Margot rannte, sobald sie außer Sicht waren, ins Haus weil sich schon wieder eine Wehe ankündigte, sie kamen jetzt doch in immer kürzeren Abständen. Diesmal konnte sie endlich ihren Schmerz heraus schreien. Weil niemand in der Halle war, rief sie selber den Storchentransporter und brach dann aber unter der nächsten heftigeren Wehe zusammen, um sie herum breitete sich auch schnell eine Pfütze mit dem Fruchtwasser aus. Aber das bekam ihr erschöpfter Körper schon gar nicht mehr mit.
Zufällig kam Marion in die Halle und fand ihre Pflegemutter, sie rief nach der Hausangestellten, die gerade in der Nähe war. Stine zögerte noch, aber Marion musste etwas tun, sie rannte in die Küche und rief von weitem immer wieder nach der Köchin. Von ihr sie wusste, dass sie schon mehrere Kinder hatte.
„Marion, was ist denn mit der Chefin?“
„Sie bekommt ihr Baby“,
rief Marion außer Atem.
Die ältere Frau wusste sofort was zu tun war und beeilte sich Wasser aufzusetzen. Wenige Minuten später kamen sie mit dem heißen Wasser, Handtüchern und einer Decke in die Halle geeilt. Ihr erstes Kind hatte Elinja noch in ihrem Heimatdorf in Russland bekommen, da war sie noch blutjung und da war es immer so, dass sich die Frauen gegenseitig halfen. Schnell überblickte sie, dass hier keiner wirklich wusste was zu tun war.
Also brachte sie als erstes die Gebärende in die halbsitzende Stellung und machte den Geburtsweg frei von der Kleidung. Bei der nächsten heftigen Presswehe sah Olga schon den Kopf des Kindes, nach einer weiteren Presswehe, lag das Kind rosig und runzlig auf den Handtüchern. Nach einem Klaps auf das Hinterteil, war der erste kräftige Schrei zu hören. Dann wusch sie es mit dem inzwischen abgekühlten Wasser ab und legte der Mutter, die langsam wieder zu sich kam, das Kind auf den Bauch.
Sie hatte nicht im Traum daran gedacht, noch einmal in diesem Leben einem neuen Erdenbürger auf die Welt zu helfen, zumal sie inzwischen dass Alter einer Großmutter hatte. Aber nun war es vollbracht und das Kind, ein kleiner Junge, fühlte sich bei der Mutter auch gleich wohl. Alles Weitere würde die Natur alleine machen. Jetzt sank sie auch kraftlos auf einen Stuhl, den Marion ihr gerade hingeschoben hatte.
Als der Storchentransport endlich kam, war das Baby schon auf der Welt und scheinbar kerngesund. Der Arzt sah sich noch Mutter und Kind an, dann meinte er zu den Sanitätern, dass sie die Frau in ihr Bett bringen sollte.
„Ein Krankenhausaufenthalt ist nicht mehr erforderlich. Für Frau Roth war das ja auch nicht die erste Geburt.“
„Ja gut, Herr Doktor“
, sagte der eine Sanitäter. Dann brachten er und sein Kollege, Frau Roth in ihr Bett. Elinja folgte ihnen mit dem kleinen noch runzligem Jungen im Arm. Als sie wieder in die Halle kamen hörten sie, wie der Notarzt noch sagte: „Wenn alle Notfälle so ausgehen, haben wir bald nichts mehr zu tun. Es bleibt uns nur übrig, der fleißigen Hebamme zu danken.“ Zu der Köchin gewandt sagte er: „Frau Slowa, Ich muss ihnen sagen: Sie haben Hervorragende Arbeit geleistet! Besser hätte ich es mit diesen einfachen Mitteln auch nicht machen können“ und zu seinen eigenen Leuten sagte er. „Lassen sie uns zurück fahren, hier werden wir nicht mehr gebraucht. Mutter und Kind sind gesund, was können wir uns noch mehr wünschen.“
Der Krankenwagen war noch nicht abgefahren, da schmatze der kleine Junge, an Mutters Brust und wenig später waren beide erschöpft eingeschlafen.
Jetzt kam auch Jochen aus dem Stall und fragte, warum der Krankenwagen hier war? Da öffnete die stolze Köchin Elinja, glücklich lächelnd leise die Tür zum Zimmer der Chefin. Jochen steckte den Kopf nur kurz zur Tür rein und freute sich über den Anblick, von Mutter und Sohn. Als die Tür wieder geschlossen war, erzählte Elinja und Marion dann die ganze Geschichte und stolze Vater meinte fröhlich: „Dann werde ich mich wohl erst mal waschen um die beiden später zu besuchen.“ Denn er sah und roch immer noch wie ein Reitlehrer.
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

Beitrag von Oma Janzen »

Reiterferien

Diana hatte tatsächlich zwei gesunde Hengstfohlen bekommen, die seit einigen Monaten jetzt munter über die Weide sprangen. Natürlich mussten sie zufüttern, denn so viel Milch hatte Diana nun doch nicht. Dabei wechselten Dalli und Jochen ab, inzwischen konnten die einzelnen Fläschchen für die Fohlen auch weiter auseinander liegen; aber bis jetzt war es eine ziemliche Hektik. Diana gehörte zwar jetzt Dalli, aber diese hatte natürlich Jens sofort angerufen und er bot ihnen jede Hilfe an. Dalli sagte, dies sei im Augenblick nicht nötig. Allerdings wusste sie da noch nicht wie viel Schlaflose Nächte sie durch die Fohlen haben würde, schon nach ein Paar Wochen bereute sie ihre Antwort. Aber sie würde es schon mit Jochens Hilfe schaffen und es hat ja auch geklappt.
Der kleine Wolfgang hatte jetzt auch schon seine ersten Monate auf dieser Welt verbracht. Die meiste Zeit hatte er zwar bisher verschlafen, aber allmählich versuchte er immer öfter bestimmte Laute zu äußern. Mittlerweile wurden die Tage auch wieder länger und es wurde wärmer. Genauer gesagt, in den ersten Bundesländern hatten schon die Sommerferien begonnen und der erste Ferienreitkurs für diesen Sommer sollte beginnen. Diesmal waren es fünfzehn Kinder im Alter von acht bis dreizehn Jahren. Zuerst stritten sie sich wie die Kesselflicker, wer welches Pony nehmen durfte, aber bald waren diese Fragen auch geklärt. Dafür musste Jochen, aber erst ein gehöriges Donnerwetter loslassen und das war auch gut so. Wie sich herausstellte, wagte sich die ganzen drei Wochen kein Kind mehr Jochens Worte anzuzweifeln.
Einige Kinder waren trotzdem etwas traurig, weil auch einige Kinder aus der näheren Umgebung hier ritten, die schon ihre Ponys hatten. Nach Heins Unfall versuchte Andrea zu helfen wo sie konnte, also sagte sie zu den Ferienkindern.
„Seit doch nicht traurig, wir haben hier doch soviel Ponys. Da findet ihr doch bestimmt eins, was ihr reiten wollt.“
Irgendwann hatte sich dann die Dorfjugend mit den Ferienkindern geeinigt. Jetzt putzten und sattelten sie ihre Pferde, in friedlicher Eintracht. Sie verstanden sich hinterher sogar so gut, dass auf beiden Seiten bei dem Abschied nach drei Wochen, einige Tränen flossen.
Erst dachte Jochen, das die Ferienkinder von Andreas körperbehinderten Schülern geschockt wären, aber er wurde wieder mal eines besseren belehrt. Im Gegenteil, weil alle ungefähr im gleichen Alter waren, spielten Ferienkinder, Dorfkinder und Behinderte ganz normal zusammen. Außerdem kannten sie ja noch keine Vorurteile, die viele Erwachsene, Menschen mit einer Behinderung entgegen brachten. Hauptsächlich weil sie nicht wussten, wie sie sich den andersartigen Kindern Verhalten sollten. So spielten die Kinder nach einigen Tagen, ganz normal miteinander, wobei nicht immer klar war, wer mehr Streiche verübte.
Bei den Reiterspielen am Ende der Ferien, konnte sowieso keiner mehr unterscheiden, ob im Sattel ein Behinderter oder ein Nichtbehinderter saß. Was die Körperbehinderten nicht mit den Beinen machen konnten und das sah man ja im Sattel kaum bis gar nicht; machten sie wett mit Geschicklichkeit, wo die Nichtbehinderten teilweise einige Schwierigkeiten hatten.
Außerdem musste Jochen jetzt mit Dalli und Peter und ihren Pferden Diana und Baldur trainieren, denn jetzt war fast an jedem Wochenende ein Turnier, was die Beiden mitreiten wollten. Das machte ihnen jetzt auch immer mehr Spaß, weil sie auch immer mehr Erfolge hatten. Außerdem mussten sie sich Abends nicht mehr so beeilen, weil die Tage wieder länger und wärmer wurden.
Also Langweilig und Ruhig war es zu dieser Jahreszeit auf dem Immenhof bestimmt nicht, zumal noch einige Fohlen erwartet wurden. Auch wenn die älteren Kinder behaupteten, die Shettyfohlen wären nur Kinderkram und nichts für sie; trotzdem schielten sie immer wieder zur Ponyweide hin. Natürlich zeigten die jüngeren Kinder ihre Freude über die kleinen pelzigen Ponykinder sehr offen. Diese Fohlen waren auch zu niedlich, denn bei ihrer Geburt waren sie nicht größer als ein Schäferhund.
Zudem hatte Jochen noch die ihm unangenehme Pflicht, einen neuen Stallburschen auszuwählen. Aus mehreren Briefen hatte Margot immerhin noch zehn Bewerbungen ausgesucht, die recht viel versprechend klangen. Diese Leute hatte sie zu einem Gespräch eingeladen, damit Jochen sich ein Bild von ihnen machen konnte. Hoffentlich war ein geeigneter Kandidat darunter, denn Margot sah ihren Mann kaum noch, soviel Arbeit wie er hatte. Heute Vormittag hatte er keinen Unterricht, darum kamen den ersten Bewerber eingeladen.
Als erstes stellte sich Otto Hauser vor. Pünktlich zur ausgemachten Zeit stand er auf dem Hof. Formvollendet und militärisch korrekt stellte er sich vor. Es fehlte nur noch, dass er dabei die Hacken zusammenschlug und salutierte.
„Damit ich ihre Zeit nicht zu sehr beanspruche, möchte ich gerne mal die Pferde sehen, bevor ich den Vertrag unterschreibe.“
Jochen hatte bei dem Kerl zwar kein gutes Gefühl; zumal er dachte, wie ich meine Zeit plane ist ja wohl meine Sache. Schließlich ist das eine Arbeit mit und für Lebewesen und seine Kaltschnäuzigkeit gefiel ihm gar nicht. Am liebsten hätte er diesen verhinderten Soldaten, direkt wieder vom Hof geworfen.
Aber seinen Wunsch, Pferde zu sehen, konnte er verstehen; also ging er mit dem bulligen Otto Hauser zum Ponystall. Hier erlebte Jochen allerdings etwas, womit er gar nicht gerechnet hatte.
„Das sollen Pferde sein? Das sind ja Ponys.“ Jochens Groll gegen diesen Hauser wuchs immer mehr und er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass so eine Witzfigur hier arbeiten sollte. Trotzdem antwortete er mit erzwungener Ruhe: „Sind Ponys etwa keine Pferde, Herr Hauser?“
„Doch schon, aber sie hatten in ihrer Anzeige auch nichts von einem Kindergarten geschrieben, der hier auf dem Hof rum läuft. Den soll ich wohl auch noch bewachen“
, sagte Herr Hauser hochmütig. „Herr Roth, ich bin ein Pferdewirt und kein Zirkusarbeiter.“
Langsam war Jochens Stimmungsbarometer, kurz vor`m überlaufen, aber der Kerl wollte wohl nicht freiwillig gehen.
„Wir haben hier ein Kinderhotel mit Reitbetrieb. Wir haben hier verschiedene Pferderassen, aber leider nur einen Pferdepfleger, darum suchen wir eine Hilfe. Aber ich sehe wir werden nicht zusammenkommen, Herr Hauser. Ich schlage vor, sie gehen jetzt nach Hause du suchen sich eine andere Stelle.“
„Sie haben Recht Herr Roth“,
sagte Otto Hauser erleichtert. „Auf Wiedersehen und viel Erfolg für ihre Suche, aber mit dem Kindergarten werden sie wohl niemand finden.“
Jochen konnte sich gerade noch beherrschen ihm hinterher zu rufen, das er ja einen Pferdepfleger sucht und keinen Soldaten. Dann ging auf`s Haus zu und konnte sich nur mühsam beherrschen, nicht irgendetwas zu zerstören, so wütend war er. Jedenfalls war der erste Versuch so kläglich gescheitert und es kamen nur noch neun Bewerber in Frage. Er dachte an seinen Freund Hein und ob er so einen Mann für die Arbeit jemals finden würde; denn die Freundschaft konnte sowieso niemand ihm ersetzen. Wenn alle Bewerber solche wandelnden Militaristen wären, … er wollte im Augenblick gar nicht weiterdenken.
Im Haus erzählte er seiner Frau von dem Ausgang und bat sie doch die weiteren Bewerber für heute zu übernehmen.
„Ja gut das können Andrea und ich gerne machen, aber meinst du nicht, dass du ihn auch ansehen solltest; schließlich musst du ja mit ihm Arbeiten?“
„Ach eure Meinung wird schon richtig sein, schließlich weiß Andrea ja auch worum es geht.“
Damit verließ er traurig das Haus und ging zu den Ställen, obwohl er dort keinen Termin hatte. Dort tat er was Ungewöhnliches. Er sattelte sich einen Isländer und wollte den Immenhof …
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

Beitrag von Oma Janzen »

Auf dem Friesenhof

Obwohl Peter erst seit einigen Monaten auf dem Friesenhof arbeitet und immer noch in der Ausbildung war, meinte mit einer zweijährigen Reitausbildung und einigen Turniererfolgen, könnte er *Aize de Jong* mal im Springen ausprobieren. Inzwischen hatten sicher weder Herr Larsen noch der Reitlehrer etwas dagegen.
Immerhin trainierte er jeden Tag, den er sich abends frei machen konnte, mit seinem Trakehner unter Jochens oder Andreas Aufsicht, auf dem Immenhof. Er wurde jetzt auch mit jeder Reitstunde besser und mit jedem Turnier sprang er sicherer.
Er musste nur aufpassen, dass er sich bei dem Versuch mit dem Friesenhengst keine ernsthafte Verletzung zuzog; weil er für ein großes Turnier in einer Woche mit Baldur genannt war. Dass dieser wunderbare Rapphengst springen konnte, setzte er als selbstverständlich voraus. Er sattelte einfach den großen kräftigen lackschwarzen Friesenhengst, der auch noch eine prächtige Mähne und einen ebenso dicken Schweif besaß. Er schien nur auf ihn zu warten und machte auch den Eindruck, das er arbeiten wollte.
Nach einigen Dressurübungen, die Aize sichtlich lagen, forderte ihn dann der Reitlehrer sogar zum Springen auf. Peters Herz machte einen Sprung; aber dann wurde er doch enttäuscht als Kornelius nur einige Cavallettis aufbaute, als ob er ein Anfänger war. Er wollte gerade protestieren, als er mit dem Hengst antraben sollte. Diese lächerlichen Hindernisse musste er doch schaffen und wollte angaloppieren an. Doch so wütend hatte Peter den Reitlehrer noch nie gesehen. Er wurde so laut, das nicht nur er, sondern auch alle anderen in der Reithalle zusammenzuckten, am liebsten hätte der ihn wohl auf der Stelle von Pferd geholt. Doch dann beruhigte sich der Reitlehrer auch wieder und baute ein ungefähr Fünfzig Zentimeter hohes Hindernis aus gekreuzten Stangen auf. Diesmal galoppierte er an und drückte rechtzeitig ab, nur Peter konnte kaum glauben, was jetzt passierte. Der Hengst schien am Boden zu kleben und er rannte in das Hindernis hinein, was ihm zum Glück nicht weiter wehtat. Peter wollte direkt noch mal an galoppieren und das Hindernis nehmen, als Herr Larsen in die Reithalle trat und aufgebracht fragte, was hier los wäre?
Er hatte mit Kornelius besprochen, Peter einfach mal einen einfachen Sprung machen zu lassen. Denn der Reitlehrer war der Ansicht, sonst würde Peter es nie kapieren. Herr Larsen war zwar nicht der gleichen Meinung, gab dann aber schließlich nach. Nur hatte er Albert Kornelius Wutausbruch schon mitbekommen. Der war ja schließlich im ganzen Stall zu hören. Danach wollte er doch mal sehen was los war. Aber was der junge Mann jetzt machte, war wirklich zu viel.
„Herr Jensen, wollen sie denn den Hengst ruinieren, indem sie weiterhin versuchen ihnen zu Springen. Bitte satteln sie den Hengst ab und bringen sie ihn auf die Weide“, Sagte Herr Larsen jetzt gefährlich leise. „Haben sie immer noch nicht gemerkt, dass Friesen keine Springpferde sind?“
Peter überlegte, ob es nicht doch besser wäre vorerst dem Befehl seines Chefs zu gehorchen, denn jetzt war nicht nur der Reitlehrer wütend, sondern auch der Chef. Er wollte keinesfalls riskieren seine Ausbildung nicht fertig machen zu dürfen, schließlich machte ihm die Arbeit ja Spaß.
Um Peter nicht zu ärgern drehte sich der Reitlehrer um und grinste hinter vorgehaltener Hand. Mit Ironie in der Stimme fragte er: „Dalli, willst du es nicht mit * Martsje* auch mal versuchen?“
„Nein danke, ich glaube diese Rasse eignet sich mehr zur Dressur.“
„Dalli, da hast du ein wahres Wort ausgesprochen! Barockpferde sind reine Dressurpferde, was aufgrund ihrer Kraft natürlich den Fahrsport einschließt.“
„Ach darum haben sie mir nur so niedrige Hindernisse hingestellt“,
sagte Peter beiläufig im hinausgehen.
„Ja Peter, du wolltest ja unbedingt springen, aber ich wollte auch verhindern, das Aize sich verletzt.“
Weil die Reitstunde sowieso vorüber war so brachte auch Dalli ihre Stute für heute, auf die Weide. Einige Zeit würde Peter schon brauchen um mit der Niederlage fertig zu werden; aber schließlich ging es ja um die Pferde und das war wichtiger.
Sie hatte ihr Pferd gerade abgesattelt und wollte Martsje gerade auf die Weide bringen, als der Stallmeister fragte, ob Dalli und Peter ihm auf der Weide helfen könnten?
„Dann körnt ihr auch gleich die Reitpferde rausstellen.“
Also übernahm Peter mit dem Hengst die Führung, schließlich hatte der als erfolgreicher Vererber, eine Weide für sich alleine. Später würde er Dalli die ja auch die Stuten von Marion und Olga führte, bei dem Weidetor helfen; denn die andern Stuten die schon auf dieser Weide standen, sollten ja nicht ausbrechen.
Die Weidesaison hatte ja schon seit einigen Wochen begonnen. Obwohl sie dieses Jahr später wie normal Begann, weil der Winter immer wieder seine eisigen Finger über das Land ausstreckte. Trotzdem musste die erste abgefressene Weide inzwischen wieder auf gearbeitet werden, damit demnächst wieder Pferde darauf grasen konnten und sie erfuhren, das die Weidepflege, hier auf dem Gestüt etwas anders war wie auf dem *Gut Traventhal*.
Die Arbeit im Stall war jedoch die Gleiche, nur vielleicht etwas schwerer. Jedenfalls Marion und Olga kamen ganz schön ins schwitzen, weil Friesen mehr äpfelten. Aber dann wurde auch noch Olga von Herrn Larsen auf den Zuchthof gerufen.
„Schafft du den Rest auch wirklich alleine“, fragte sie Dalli, Marion und Peter.
„Na klar Olga, geh du mal“, sagte Dalli.
Olga hatte schon fast den Eindruck, dass die Anderen sie loswerden wollte. Zum Glück waren sie mit dem Ausmisten fertig, so das Marion nur noch das Stroh verteilen mussten; während die Dalli und Peter schon auf die Weide gingen.
Also beeilte Olga sich, dem Ruf ihres Chefs zu Folgen. Im Zuchthof fragte dieser sie: „Haben sie eigentlich schon einmal einen Deckakt gesehen, Olga?“
„Ja sogar mehrfach, allerdings hat Herr Petersen immer nur Natursprünge gemacht.“
„Das würde ich auch heute gerne noch machen, aber ich verschicke auch Sperma an Stutenbesitzer, damit der Tierarzt sie besamen kann.“
„Aber warum gönnen sie den Stuten und Hengsten denn nicht das Vergnügen?“
„Würde Ich ja gerne! Aber es gibt nur wenige Hengste und die Stuten sind über ganz Deutschland verteilt. Ich kann schlecht verlangen dass eine Stute extra aus Bayern anreist. Aber zufällig habe ich eine Stute die in der Nachbarschaft steht und sie darf das alles erleben.“
Nach einer Überlegungzeit fragte er: „Fräulein Müller, haben sie schon mal eine Stute dem Hengst zugeführt?“
„Nein, bisher hatte ich nie die Gelegenheit.“
„Dann wird es aber mal Zeit! Sie scheinen ja auch ziemlich kräftig zu sein. Versuchen wir es doch einfach mal, der Hengst wartet schon im Paddock und wird schon langsam ungeduldig.“
„Ja gut“
, antwortete Olga, die jetzt doch etwas nervös wurde. „Was soll ich denn jetzt tun und woher weiß ich denn, ob die Stute bereit ist?“
„Das prüft man am besten vorher mit einem Wallach. Wenn die Stute hat ihn nicht abschlägt, nimmt die Stute mit hoher Wahrscheinlichkeit den Deckakt an.“

Olga dachte: Der arme Kerl, wird von der Stute *heiß gemacht*, aber dann darf er doch nicht. Trotzdem holte sie die Stute aus dem Stall und zog ihr für diesen Zweck sogar ein Kopfzeug mit einer Kandare an. Von früher her wusste sie, dass die Stute mit ihren Frühlingsgefühlen kaum zu halten war.
Erst ging sie ja ganz ruhig am Zügel neben ihr, aber dann tänzelte sie aufgeregt neben ihr her, schließlich sah und witterte sie den erwartungsvollen Hengst. Wie gut der Rat war den Jens ihr damals schon gegeben hatte merkte sie jetzt und sie war froh, dass sie der Stute das Gebiss angelegt hatte. Mit jedem Schritt, den die Stute, dem Hengst im Paddock, näher kam, wurde ihr zierliches Tänzeln aufgeregter, das selbst die stämmige Olga Mühe hatte, die Stute am durchbrennen zu hindern.
Der Hengst im Paddock, der nun die rossige Stute nicht nur roch, sondern auch sah, tobte und stieg wie ein wilder bis sie schwarzes Fell schweißnass war und er vor Aufregung schäumte. Sein schwarzes schweißglänzendes Fell, wurde von den weißen Schaumflocken bedeckt.
Dann war Olga mit der Stute endlich beim Paddock angelangt. Herr Larsen machte sich bereit ihr das Tor zu öffnen. Olga hatte die Trense jetzt nicht nur am Zügel gefasst, sondern auch am Genickstück; um sie der Stute abzustreifen, sobald sie durch das geöffnete Tor lief.
Dann musste alles recht schnell gehen, denn die beiden Pferde konnten es kaum abwarten zueinander zu kommen. Nachdem sich die beiden Pferde zu zweit im Paddock befanden, lehnten Olga und Herr Larsen am Zaun und sahen gespannt dem Geschehen zu; denn das Schauspiel war immer wieder aufregend. Olga bemerkte erst jetzt, dass ihr die Beine vor der gerade überstandenen Anstrengung zitterten, aber bis die beiden fertig waren, hatte sich das ja hoffentlich wieder geändert, so das ihr Chef nichts merkte.
Kaum war die Stute frei im Paddock, begann das Liebesspiel der beiden Pferde. Jetzt hielt sich der trotz Schwitzens, immer noch bildschöne Hengst; nicht mehr lange mit flehmen auf, sondern begann sie zu umkreisen und zu jagen wie der Hengst es auch in freier Wildbahn täte. Irgendwann blieb die Stute dann stehen, mit zur Seite erhobenem Schweif. Sofort bestieg der Hengst die Stute und führte seinen langen Penis in die dargebotene Öffnung der Stute ein, der ungefähr einen halben Meter lang war. Danach fingen beide Pferde friedlich an zu grasen, denn für sie war ja alles erledigt. Nachdem er auch geschwiegen hatte, erklärte der Chef Olga jetzt: „Pferde haben natürlich auch Gefühle, aber echte Liebe so wie wir sie kennen ist das nicht, sie wollen einfach nur ihre Gene an die Nachwelt weitergeben.“
Dies alles hatte sich alles in wenigen Sekunden abgespielt. Herr Larsen, war zwar ein strengerer Chef wie Jens Petersen, aber trotzdem gerecht. Weil er sich noch zu gut an sein erstes Mal erinnern konnte und wusste wie einem dann die Beine Zittern, fuhr er fort und sagte: „Warten wir noch ein paar Minuten, bis sich die beiden wieder beruhigt haben, dann lassen sie sich auch leichter trennen.“
Nachdem Olga einige Minuten am Zaun gelehnt hatte, merkte sie dass ihr die Beine wieder gehorchten. Als sie in den Paddock ging um die Stute wieder aufzuzäumen, hielt ihr Chef den Hengst zurück, der jetzt auch wieder ganz ruhig war und friedlich weiter graste. Jetzt konnte Olga der Stute in aller Ruhe das Kopfstück wieder überstreifen und sie am langen Zügel wieder in den Stall bringen konnte.
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

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Ernste Überlegungen

Fritz kam gerade die Treppe runter und sah seinen Stiefvater traurig aus dem Haus gehen. Nun wusste er von Mitschülern, dass sich manche Eltern scheiden ließen, aus welchen Gründen auch immer. Jetzt wo sich alles wieder eingerenkt hatte, da wuchs in ihm die Angst, dass sie seine Eltern auch trennen könnten. Da traf er in der Halle auf seine Adoptivmutter und fragte sie mit zittriger Stimme: „Wollt ihr euch jetzt auch Scheiden lassen?“
„Nein Keineswegs! - Ach Fritz, für Jochen ist das alles im Augenblick etwas viel, wo auch Hein noch ausfällt. Jetzt muss er auch noch seinen Nachfolger aussuchen und das fällt ihm besonders schwer.“

Aber dann hatte sie eine gute Idee und sagte zu Fritz: „Soviel ich weiß, ist Jochen zu den Ställen gegangen. Geh ihm doch einfach nach, vielleicht kannst du ihn ja aufheitern.“
„Gut ich habe ja Ferien, dann gehe ich am besten mal rüber, vielleicht kann ich ja was tun.“
„Ja tu das“,
sagte Margot und sah ihrem Adoptivsohn, stolz nach.
Fritz war kaum aus dem Haus, da hörte sie auf dem Hof mehrere aufgeregte Kinderstimmen und Fritz sah schon einige Jahre älter aus, wie sein biologisches Alter sagte. Er war schon relativ groß und kräftig, so das die Kinder auch einen riesen Respekt hatten. Zumindest so lange, bis seine Stimme wieder von einem tiefen Bass in die piepsige Jungenstimme umkippte. Aber jetzt war er der Mann der wütend zu den Ferienkindern Gritt und Rolf sagte: „Sagt mal, tickt`s eigentlich bei euch noch richtig? Habt ihr denn nichts Besseres zu tun, als euch zu jagen und die Hühner zu scheuchen?“
„Ne, im Augenblick nicht“,
sagte Gritt zögernd, „wir haben doch heute Vormittag frei.“
„Ja schon, aber meinst du eure Ponys wollen deswegen, nicht versorgt werden?“
„Die stehen doch heute Vormittag auf der Koppel.“
„Ok, aber können sie sich nachher auch in ein frisches Strohbett legen?“
„Dafür gibt es doch, Stallknechte“
, sagte der wenig ältere Rolf, frech.
„In manchen Ställen schon, aber hier müsst ihr das nun mal selber machen. Ihr wollt doch sicher am Ende auch euer Reitabzeichen bekommen?“
„Ja gut, du hast ja recht“,
sagte Gritt kleinlaut und wollte schon zum Stall gehen. Aber Rolf hielt sie fest und sagte: „Gritt, du wirst dir doch von dem Kerl nichts vorschreiben lassen.“
Jetzt aber wuchs Gritt über sich hinaus und antwortete: „Ne, natürlich nicht, Rolf! Aber Fritz hat recht, Kommst du mit?“

Damit machte sie sich von Fritz los und ging endgültig zum Ponystall.
Rolf hingegen zeigte ihr einen Vogel und wollte gerade wieder auf die Hühner losgehen.
„Rolf meinst du nicht es wäre klüger, wenn du erstmal nach deinem Pony schaust“, sagte Fritz in seinem tiefen Bass.
„Na gut, ich geh ja schon“, maulte Rolf.
Gut so dachte Fritz! Wenn die Eltern schon bezahlen, damit die Kinder reiten können und dabei scheinbar ein eigenes Pferd haben, sollen die Kinder es wenigstens Pflegen. Margot hatte hinter der Gardine die ganze Szene beobachtet und war wieder einmal stolz auf ihren Adoptivsohn.
Fritz ging jetzt weiter zu den Ställen um Jochen zu suchen. Er hoffte nur ihn zu finden, bevor irgend etwas Schlimmes passiert, dann sah er aber zu seiner Beruhigung, dass Jochen einen Isi sattelte.
„Jochen, hast du mal Zeit, ich wollte dich gerne mal etwas fragen.“
„Normalerweise ja, aber jetzt muss ich erst mal was erledigen“,
antwortete Jochen ziemlich abweisend.
„Was hältst du davon wenn ich mir auch ein Pferd nehme und mitkomme, dann können wir unterwegs reden.“
Jetzt konnte Jochen sich auch nicht mehr wehren, zumal er wusste dass Fritz in den letzten Jahren einen Widerwillen entwickelt hatte, auf ein Pferd zu steigen. Das hieß, wenn er sich trotzdem überwand musste er wirklich ein ernstes Problem haben. Bevor Jochen noch etwas erwidern konnte, kam Fritz mit einem Isi am Zügel wieder und sprang in den Sattel.
Nachdem Beide eine zeitlang schweigend geritten sind, fragte Jochen, was er denn für ein Problem habe? Und Fritz antwortete ganz ehrlich, allerdings schaute er Jochen dabei nicht an.
„Du hast doch letztens gesagt, das wir ab jetzt über alles reden wollen?“
„Ja das stimmt auch, ich höre dir doch auch zu.“
„Jochen du bist nicht wirklich mein Vater sondern eher mein Freund, warum sagst du mir dann nicht wenn du Sorgen hast?

Jetzt erst kam Jochen die Idee, warum Fritz ihn unbedingt begleiten wollte und nach einer Weile sagte er: „Fritz du brauchst keine Angst zu haben, dass sich etwas verändert“ und er erzählte ihm die ganze Geschichte, was er mit Otto Hauser erlebt hatte. „Jetzt wollte ich einfach nur weg um meine Gedanken zu ordnen.“
„Tut mir Leid, wenn ich dich dabei gestört habe. Das wusste ich ja nicht. Soll ich zurück reiten und dich alleine lassen.“
„Nein Fritz, es ist schon okay dass du hier bist. Manchmal braucht man doch einen anderen Menschen, auch wenn man meint besser alleine zu sein. Lass uns den Ausritt doch einfach genießen.“

Sie Ritten noch eine ganze weile und führten auch ernsthafte Männergespräche. Wobei Jochen den Eindruck hatte, dass Fritz schon erwachsener war wie er das wahrhaben wollte.
Die Sonne stand noch ziemlich hoch, als die beiden Reiter wieder vor dem Stall, aus den Sätteln rutschten. Dann brachten sie noch ihre Pferde auf die Weide und gingen ins Haus.
Abends saßen Jochen und Margot dann zusammen um darüber zu sprechen wie es mit dem Immenhof weitergeht. Sie saßen ausnahmsweise gemütlich am Kamin mit einem Glas Rotwein in der Hand und Jochen hatte seine Pfeife im Mundwinkel hängen, mit der er lustige Rauchringe in die Luft paffte. Die Tageshelle stieg zwar von Tag zu Tag, aber langsam setzte für heute die Dämmerung ein. Auf einmal nahm er die Pfeife aus dem Mund und sagte: „Hmm, durch unsere Untermieter haben wir erst mal wieder etwas Luft, wie es aber weitergehen soll, wenn die Fünf ihre Ausbildung hinter sich haben …“
„Ach Jochen sieh das doch nicht so schwarz“
, versuchte Margot ihn zu beruhigen. „Immerhin vergeht bis dahin noch ein gutes Jahr. Vielleicht können wir ja später mit dem Gestüt ein abkommen treffen, das Herr Larsen uns auch die zukünftigen Auszubildenden schickt. Also ich sehe unsere Situation im Augenblick nicht so Hoffnungslos. Genieß doch erst mal, das wir die Krise scheinbar überwunden haben.“
Jochen zog an seiner Pfeife und überlegte lange, was er darauf antworten sollte, aber dann kamen seine Worte langsam und bedächtig.
„Natürlich freue ich mich darüber, aber bei der Verantwortung die wir haben, müssen wir auch weiterdenken. Was war übrigens mit den anderen beiden Bewerbern heute?“
„Ich bin mir noch nicht ganz sicher. Ich habe auch mit Andrea gesprochen und sie meinte, auch die Pferdewirtin könnte zu uns passen. Sie mag nicht nur Ponys, sondern auch Kinder und das ist doch das was Hein auch auszeichnete.“ Nachdem sie das skeptische Gesicht ihres Mannes sah, setzte sie aber hinzu: „Wenn du meinst, eine Frau würde nicht zu uns passen; wir haben ja noch sieben Bewerber.“
„Nein, das ist es nicht, worüber ich nachdenke“,
sagte Jochen der aus seinen Gedanken aufschreckte. „Wenn auch Andrea dafür ist, bestell die Dame doch noch mal, dass ich auch mit ihr spreche.“ Warum nicht eine Frau? Wenn sie das notwendige Gespür hat. Vielleicht wird doch alles wieder gut, erstmal verfiel er wieder in seine überlegende Haltung. Bis er dann seine Gedanken in Worte formte. „Ich überlege nur gerade welches Zimmer wir Hein am besten geben, in den nächsten Tagen wird er ja aus der Reha entlassen.“
„Lass uns doch erst mal, die eine Sache besprechen.“
„Ja, da hast du ganz recht!“
„Gut, sie hat ihre Telefonnummer hinter lassen. Ich werde sie mal fragen, ob sie morgen noch einmal kommen kann?“
Antwortete Margot begeistert.
„Mach das, wenn du sie heute noch erreichen kannst“, sagte er hastig und fragte dann aber sofort: „Aber was machen wir mit Hein?“
„Das machen wir am besten wie besprochen, auch wenn er nicht mehr im Rollstuhl sitzt, werden ihm Treppen trotzdem schwer fallen.“
„Schön, das du es auch so siehst“,
sagte Jochen und konnte ein Gähnen nicht mehr unterdrücken. Die Erleichterung, dass sie doch endlich jemand gefunden hatten, machte sich doch bemerkbar. Blieb nur noch die Frage, was würde Hein dazu sagen, dass eine Frau in Zukunft seine Arbeit machte. Aber erst mal schlug er vor: „Was hältst du davon wenn wir den Tag beenden?“
„Gute Idee, so munter bin ich auch nicht mehr“,
sagte Margot „Ich telefoniere noch kurz mit der Pferdewirtin, sie wartet sicher noch heute Abend auf meinen Anruf. Danach will ich nur noch nach den Kindern gucken, ob alles in Ordnung ist.“
„OK tu das, ich gehe schon mal ins Bett.“

Der kleine Wolfgang lag jetzt friedlich in seinem Bettchen und nuckelte wieder mal am Däumchen. Der Schnuller lag wie fast jede Nacht neben ihm, auf dem flachen Kopfkissen. Inzwischen schliefen auch die Zwillinge friedlich in ihren Betten, noch lange hatte Margot sie von nebenan rumoren hören.
Sie wollte sich gerade wieder leise aus dem Kinderzimmer schleichen, als sie in Ramonas undeutlicher Sprache ein verzweifeltes Mama hörte. Da ahnte Margot schon, was wieder passiert war … Ramona hatte in bisherigen Leben noch nicht so viel erlebt, aber trotzdem litt sie in letzter Zeit an Albträumen. Dr. Isenbügel meinte, das hätte mit ihrer Krankheit zu tun, die mit den Jahren aber immer seltener werden.
„Mama darf ich bei dir Schlafen“, fragte das zarte Stimmchen. Margot hoffte zwar jeden Tag, das diese Träume tatsächlich seltener wurden; doch wenn sie gerade dachte, jetzt wird es besser, kam wieder so eine schlimme Nacht. Noch war Ramona so klein, das sie im Bett der Eltern schlafen konnte, aber wie würde das in späteren Jahren … aber bis dahin war noch viel Zeit.
Zuletzt geändert von Oma Janzen am Do 11.Sep.2014 18:27, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Was ist bloß mit dem Ponyhotel passiert

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Ralph und Dick

Nachdem Ethelbert jetzt auch abgereist war und es langsam auch schon dunkel wurde, schlug Ralph vor: „Ich glaube wir gehen heute ins Bett und räumen Morgen erst auf.“
„Im Prinzip bin ich einverstanden, aber Franziska hat da noch Wünsche“,
sagte Dick.
„Na klar, aber das Füttern dauert ja nicht so lange.“
„Das nicht, aber ich vermute sie will auch noch eine neue Windel.“
„Ok, was hältst du davon wenn ich mal zuschaue, damit ich`s demnächst alleine machen kann“
, sagte Ralph und sah dabei sehr enthusiastisch aus.
„Gut komm mit“ und machte ihrem Mann ein Zeichen ihr zu Folgen. Dabei dachte sie aber; wenn er erst mal die volle Windel gerochen hat, wird seine Begeisterung sehr schnell nachlassen.
Aber erst mal nahm sie die kleine Franziska, die schon ungeduldig auf ihre Milch wartete, aus ihrem Bettchen und machte es sich mit ihrer Tochter, indem Ohrensessel am Fester bequem. Dieser Sessel war das einzige Möbelstück, was sie vom Immenhof mitgenommen hatte, darin hatte Oma am liebsten gesessen, wenn sie mal einige Minuten frei hatte. Ach Oma … seufzte sie, aber dann riss sie sich zusammen und dachte wieder an die Gegenwart. Dann zog sie sich soweit aus, dass eine Brust freilag und Franziska fand auch gleich den Nuckel. Als Franzi dann satt war, hielt sie ihre Tochter mit beiden Händen in die Höhe, damit sie ihr Bäuerchen macht konnte. Dabei verzog sie das Gesicht stellte fest: „Ich hatte recht, die Windel ist voll. Na, dann wollen wir mal“ und sie ging mit Franziska, die zur Zeit die Größe einer Babypuppe hatte, zur Wickelkommode rüber.
Ganz so schlimm war es dann doch nicht, wie sie befürchtet hatte. Ralph verzog zwar kurz das Gesicht, als ihm Franziskas Duftnote, entgegen stieg. Nachdem sie ihr aber das Hinterteil grob abgewischt hatte und die volle Windel weggebracht hatte, konnte der stolze Papa schon wieder lächeln. Dann hielt sie ihrer Tochter erst mal die kurzen Beinchen hoch und machte sie mit einem Lappen und viel Babyöl sauber. Währenddessen hatte Ralph tatsächlich schon eine frische Windel aus dem Schrank geholt und faltete sie auch zu dem benötigten Dreieck. Jetzt legte sie Franzi auch die Windel und puderte sie noch ein, damit sie nicht Wund würde. Zuletzt zeigte sie Ralph wie die Windel um den kleinen Popo gewickelt wurde.
Als ihr Töchterchen dann endlich schlief, sagte Ralph gähnend: „Von mir aus kann jetzt die Welt untergehen, ich will nur noch schlafen.“
„Dann beeil dich mal mein müder Held“,
sagte seine Frau gähnend. „Aber ich muss noch die dreckige Windel Vorwaschen“, den Rest übernahm später die Waschmaschine. Dann endlich konnte auch Dick den Tag beenden und ins Bett kriechen.

In den nächsten Wochen ging das Leben seinen gewohnten Gang; außer der Tatsache, dass Franziska immer weniger schlief und ihre Eltern auf Trapp hielt. Sie begann auch mit ihren Sprechversuchen und brabbelte immer wieder Ma .. Ma. Zusammen konnten sie ja jetzt nicht mehr Abends weg gehen, also musste sie alleine mit Rieke zur Tanzgymnastik gehen, worüber Ralph natürlich sehr Traurig war. Aber es waren ja nicht nur die Abende, tagsüber kam Ralph wenig zum arbeiten, weil Franzi das ganze Haus mit ihrem Gebrüll unterhielt.
Dick wollte ja gerne mit den Frauen der Weihnachtsbastelgruppe aufbauen. Leider zerschlug sich der Plan jetzt endgültig. In der ersten Januarwoche des neuen Jahres, hat der Stadtrat für das fragliche Gebäude, einen anderen Verwendungszweck bestimmt.
Schade, aber jetzt wo die Tage wieder länger wurden, wollte Dick wieder mehr Zeit auf dem Wasser verbringen. Franziska brauchte auch nicht mehr alle zwei Stunden von der Mutter gefüttert werden; langsam schluckte sie auch verschiedene Breichen die Ralph ihr anbot. Nur nach Spinat sah nicht nur die Küche grün aus, sondern der Vater auch, aber auch diese Zeit ging ja einmal vorüber, dachte der nicht mehr so fröhliche Vater. Auch wenn Ralph sich manchmal von Franzi genervt wurde, war es doch eine wunderschöne Zeit, die er bestimmt nicht missen wollte.
Dick zog es bei schönem Wetter wieder auf die Alster zum segeln diesmal sogar mit Ingeborg, die ihre schwere Krankheit überwunden hatte. Sie hatte noch einige Stunden bei Georg dem Segellehrer, zur Auffrischung genommen. Dann war, ein Prüfer mit ihr die Segelprüfung gefahren, wie bei den anderen zuvor auch. Ihr Mann Hein war auch endlich mit einem Afrika-Frachter, im Hamburger Hafen eingelaufen und für Ingeborg und Dick schien die Welt wieder in Ordnung zu sein.
Da jetzt die langen warmen Sommertage kamen, trafen sich auch die fünf Segelfreunde, bei unzähligen Segelwettbewerben auf der Außenalster, wieder.
Bis Ralph sie eines Tages fragte, als Dick wieder segeln wollte.
„Weißt du eigentlich noch das du einen Ehemann und eine reizende Tochter hast?“
„Natürlich weiß ich das und ich freue mich ja auch, täglich Franzis Fortschritte zu sehen. Kannst du mir mal verraten was ich ohne dich machen sollte?“
„Dick mach dir doch nichts vor, ich glaube für dich zählt nur noch das Segeln“
, sagte Ralph enttäuscht. Dick konnte seine Endtäuschung fast körperlich spüren und sie bekam langsam ein schlechtes Gewissen. Denn sie musste zugeben, ganz Unrecht hatte Ralph nicht. Aber das wollte sie jetzt unter keinen Umständen zugeben.
„Ralph lass mich heute nur noch diese Prüfung segeln und dann können wir uns heute Nachmittag gemütlich auf die Terrasse setzen.“
„Na gut“,
sagte Ralph gedehnt, weil er sich nicht vorstellen konnte, dass Dick sich wirklich ändern wollte. „Wann kommst du den wieder?“
„Ich nehme an, am frühen Nachmittag.“

Damit ging sie aus der Tür und schwang sich auf ihr Fahrrad.
Sie kam sogar schon gegen Mittag zurück und sie setzte sich wirklich mit ihrem Mann und einer selbst gemachten Zitronenlimonade auf die Terrasse. Was sollte man auch bei der tropischen Hitze sonst machen. Nur Franzi war oben im Kinderzimmer geblieben, denn aus irgendeinem Grunde war es dort sogar kühler, wie auf der schattigen Terrasse.
So gingen Ralph oder Dick alle halbe Stunde nach oben ins Kinderzimmer um sich zu überzeugen, dass Franzi friedlich schlief. Als sie wieder mal beide unten waren, fragte Ralph: „Wieso bist du so früh zurück, du bleibst doch sonst bis zur letzten Minute draußen.“
„Mag sein“,
antwortete sie und bekam schon wieder das gleiche ungute Gefühl von heute Morgen. „Die Regatta ist ausgefallen! Weil es total windstill war, auf der gesamten Außenalster kräuselte sich keine Welle, sie war so glatt wie Franzis Popo. Da machte es doch keinen Sinn mehr rum zu sitzen, außerdem brannte die Sonne erbarmungslos auf das Clubhaus. So haben wir doch etwas mehr Zeit für uns.“
Dick nahm einen Schluck Limonade und fragte dann ihren Mann: „Was ist eigentlich bei dir los? Ich bin zwar öfter unterwegs, aber ich merke doch, das du nicht mehr soviel Arbeitest wie früher.“
„Das du es irgendwann merkst, war mir ja klar; aber mach dir keine Sorgen. Irgendwann wird die Auftragslage auch wieder besser.“
„Ralph glaubst du das denn wirklich“
, fragte ihn seine Frau mit ernstem Gesicht. „In der Urlaubsbranche wird doch Heutzutage immer mehr mit Fotos gearbeitet, du kannst dich höchstens in der Werbebranche umsehen; oder zeichne doch einfach einen Komic, vielleicht wirst du ja dann sogar berühmt.“
„Kannst du meine Gedanken lesen? Angefangen habe ich schon mit ein paar Strichmännchen, wenn dir vielleicht eine Geschichte dazu einfällt dann kann ich auch sicher noch mehr zeichnen.“

Ohne Vorwarnung wurde es so jetzt so dunkel wie in der Nacht, obwohl noch sie mehrere Stunden Tageslicht hatten. Dick war auf einmal ziemlich unruhig und fragte Ralph, ob er wisse was los ist.
„Nö keine Ahnung, aber es ist doch noch so Windstill und warm, also kann es doch kein Unwetter im Anzug sein.“
„Oder es ist die berühmte Ruhe vor dem Sturm“,
unkte Dick, aber sie konnte dabei nicht Lachen. Sie hatte den Satz gerade ausgesprochen, als ein Ohrenbetäubender Donner durch die gespenstische Landschaft hallte. Sie fragte noch: „Nanu ein Donner ohne Blitz, das ist doch ungewöhnlich.“
Ralph wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, aber … Jetzt zuckten auch noch grelle Blitze über den Himmel und ließ alles wie eine Horrorszene erscheinen. Diese gespenstische Szene wurde von ohrenbetäubendem Donnergrollen begleitet. In diesem Augenblick ging ein Hagelschauer nieder, den ein starker Wind vor sich hintrieb und danach goss es wie aus Eimern. Bevor etwas Schlimmeres geschah, schafften sie es gerade noch ins Haus zu fliehen und die Tür zu schließen. Trotzdem waren sie in diesen wenigen Sekunden nass bis auf die Haut und hatten mehrere blaue Flecke von den Hagelkörnern, die nicht gerade klein waren. Vorsichtshalber ließen sie auch die Rollladen runter, an denen der Wind dann rüttelte.
Sie waren gerade dabei tief durch zu atmen, weil sie dieser plötzlichen Hölle entkommen waren und jetzt fing auch noch Franzi im Kinderzimmer an zu brüllen. Dick rannte panisch die Treppe hoch und riss die Tür zum Kinderzimmer auf. Aber es war nichts weiter passiert, Franzi war nur von dem Höllenlärm und den Blitzen aufgewacht. Um ihre Tochter zu beruhigen, nahm sie, sie auf den Arm und ging mit ihr auf den Flur und schloss hinter sich die Tür vom Kinderzimmer. Dann wanderte sie mit ihrer Tochter auf dem Flur herum, wo sie die Blitz nicht so sehen konnte und dadurch beruhigte sie sich langsam wieder.
Franzi war gerade wieder am Eindösen, als Dick hörte wie im Kinderzimmer die Hölle losbrach. Erst splitterte die Fensterscheibe und dann fiel wohl etwas Schweres ins Zimmer. Sie wusste nur von einem dicken Baum im Garten, aber …
In diesem Augenblick gaben ihre Knie nach und sie rutschte mit ihrer Tochter in den Armen an der Wand runter, als ihr schlagartig klar wurde wie knapp sie beide einer Katastrophe entkommen waren. Da kam auch Ralph schon ängstlich die Treppe rauf gerannt, was nur seiner Familie passiert war.
Zuletzt geändert von Oma Janzen am Do 11.Sep.2014 18:32, insgesamt 3-mal geändert.
Jeder dumme Junge kann einen Käfer zertreten. Aber alle Professoren der Welt können keinen herstellen.
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