Porträt: Paul Henckels

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Tobias
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Porträt: Paul Henckels

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Paul Henckels wurde am 9. September 1885 in Hürth bei Köln als Sohn eines Industriellen geboren. Er wuchs in Köln, Düsseldorf sowie Bad Godesberg auf und besuchte ein Gymnasium. Später nahm er Schauspielunterricht an der Hochschule für Bühnenkunst in Düsseldorf, war Schüler bei Louise Dumont und Gustav Lindemann und begann ab 1907 als Schauspieler, später auch als Regisseur am Düsseldorfer Schauspielhaus, dessen stellvertretender Direktor er zusammen mit Fritz Holl wurde; 1921 hatte er auch zeitweise die Leitung des Berliner Schlossparktheaters inne, dessen Mitbegründer er war. 1920 hatte ihn Max Reinhardt nach Berlin geholt, wo Henckels rheinische Art und sein menschliches, warmes Spiel das Publikum begeisterte. Henckels spielte in der Folgezeit an fast allen wichtigen Bühnen Berlins und gehört zwischen 1936 und 1945 zum Ensemble des Berliner Staatstheaters unter Gustaf Gründgens.

Seit 1923 war er auch auf der Leinwand präsent, Henny Porten hatte ihn entdeckt, und sein Filmdebüt gab er in dem stummen Streifen "Das Geheimnis von Brinkenhof"; seitdem war der Schauspieler in der Folgezeit in über 180 Filmen zu sehen. Durch seine Rolle in "Therese Raquin" (1928) von Jacques Feyder schon früh auf seinen Rollentypus des verknöcherten Beamten festgelegt, wurden seine Darstellungen erst spät auch liebenswürdiger. Der besinnliche Humor, der von ihm ausstrahlte, das verschmitzte Lächeln und eine etwas kauzige Hintergründigkeit, die er seinen Gestalten mit gab, fesselten die Zuschauer immer wieder aufs Neue. Unvergessen bleibt seine Hauptrolle in "Schneider Wibbel" (1931), sein Kommerzienrat Apel in "Der Ungetreue Eckehart" (1931), weitere Vorkriegsfilme waren unter anderem "Abschiedswalzer" (1934), "Der Herr Senator" (1934), "Der Lustige Witwenball" (1936), "Napoleon ist an allem schuld" (1938) mit seiner Rolle des Lord Cunningham oder "Der Florentiner Hut" (1939) mit seinem Part des Baron Bubi von Sarabant; 1941 sah man ihn in "Frau Luna" als Geheimrat Schmidt, ein Jahr später in "Wiener Blut " als Fürst Ypsheim, in "Altes Herz wird wieder jung" war er 1943 der Justizrat Flinth und 1944 der Professor Bömmel in "Die Feuerzangenbowle" – eine Rolle, die zu einer seiner Glanzleistungen zählt.

Henckels erster Nachkriegsfilm war die frühe DEFA-Produktion "Wozzeck" (1947); es folgten Auftritte in Unterhaltungsfilmen wie "Der Fröhliche Weinberg" (1952), "Fräulein Casanova" (1953) oder "Der Zarewitsch" (1954). In "Die Mädels vom Immenhof", "Hochzeit auf Immenhof" und "Ferien auf Immenhof" mimte er 1955, 1956 und 1957 an der Seite von Margarethe Haagen den Dr. Pudlich, 1957 den "Schimmelpreester" in "Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull", seinen letzten Leinwandauftritt hatte der Schauspieler 1959 in "Immer die Mädchen".

Neben seiner Arbeit für den Film ging Henckels mit Rezitationen beispielsweise von Wilhelm Busch auf Tourneen, führte Hörspielregie, moderierte die Fernsehserie "Nachhilfeunterricht für Erwachsene" und spielte als Gast unter anderem an Theatern in Berlin, Düsseldorf und Köln. Er führte außerdem Regie und inszenierte, machte sich mit drei Büchern einen Namen: 1956 erschienen seine ersten Erinnerungen unter dem Titel "Ich war kein Musterknabe", 1960 folgte "Heiter bis wolkig", in denen er in launiger Weise über sein abwechslungsreiches Leben berichtet; zuletzt schrieb er an seinem dritten Buch "Allerlei Heiterei – Hobelspäne von den Brettern, die die Welt bedeuten". Anlässlich seines 75. Geburtstages wurde Henckels 1960 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse sowie als Senatsgabe der "Berliner Bär" verliehen, 1962 überreichte man ihm das "Filmband in Gold". Seines 80.Geburtstages wurde in der deutschen Presse eingehend gedacht, bis zuletzt hatte der Schauspieler auf der Bühne gestanden.
Paul Henckels verstarb am 27. Mai 1967 mit 81 Jahren in Düsseldorf. Er war mit der Schauspielerin Thea Grodtczinsky verheiratet und lebte zuletzt im Schlosshotel Hugenpoet bei Kettwig.

Henckels spielte Figuren wie von Spitzweg: Schulmeister, Buchhalter, Oberkellner, Eigenbrötler, Käuze. Mal schnurrig, mal charmant-verschmitzt, mal grantig. Der rheinische Akzent seiner unverwechselbaren meckernden, plänkelnden Stimme akzentuierte auch die seelische "Tonlage" seiner Charaktere. Unvergessen bleibt wohl seine Darstellung als Professor Bömmel in der "Feuerzangenbowle" mit Heinz Rühmann. Wer hat sie nicht noch im Ohr, die Worte: "Wo simmer denn dran? Aha, heute krieje mer de Dampfmaschin. Also, wat is en Dampfmaschin? Da stelle merß uns janz dumm. Und da sage mer so: En Dampfmaschin, dat is en jroße schwarze Raum, der hat hinten un vorn e Loch. Dat eine Loch, dat is de Feuerung, un dat andere Loch, dat krieje mer später…"
Meinungsfreiheit bedeutet nicht, dass ich mir jeden Mist anhören muss!
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