"Neues Glück auf Immenhof"

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Andrea1984
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Kapitel 121

Beitrag von Andrea1984 »

„Was willst du hier?“, wütend funkelte Dick ihren Mann an. „Hau ab. Ich will dich nicht mehr sehen.“
Ralf hätte Dick am liebsten in die Arme genommen und getröstet. Aber er fand die richtigen Worte nicht, sondern stotterte nur verlegen herum, dass alles halb so schlimm sei und bald besser werde.
Schwester Ingeborg huschte hinter Ralf ins Krankenzimmer: „Denken Sie daran, was die Ärztin gesagt hat, Frau Schüller. Nur ja keine Aufregung. Beruhigen Sie sich und lassen Sie ihren Mann zu Wort kommen. Für ihn ist die Situation neu. Er hat so etwas noch nie erlebt. Das müssen sie verstehen.“

Dick sah rot. Jetzt fiel ihr auch noch die Krankenschwester in den Rücken. Dick drehte ihr Gesicht zur Wand hinüber, was soviel wie „Geh, Ralf“ bedeuten sollte. Aber dieser blieb auf dem Stuhl sitzen.
„Oje, da bin ich ganz schön ins Fettnäpfchen getreten.“, dämmerte es Schwester Ingeborg und dachte weiter: „Irgendetwas muss da vorgefallen sein. Ich lasse die beiden jetzt besser alleine, bevor ich noch mehr Kummer und Schaden anrichte. Frau Schüller wird wohl noch einige Tage hierbleiben müssen.“

Nun ungern verließ auch Ralf das Krankenbett seiner Frau und ging mit Schwester Ingeborg hinaus.
„Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen.“, meinte die Krankenschwester. „Und hab‘ es nur gut gemeint, dass ein eventueller Besuch bei Ihrer Frau helfen könnte, das Problem zu lösen.“
Ralf atmete tief durch. Er konnte Schwester Ingeborg, die ihn mit ihren grauen Augen treuherzig ansah, nicht allzu lange böse sein: „Schon gut. Sie haben ja Recht. Ich weiß wirklich nicht, wie ich damit umgehen soll. Bei den anderen Schwangerschaften damals ist ja immer alles gut gegangen.“

„Sie haben Kinder?“, erkundigte sich Schwester Ingeborg halb höflich, halb interessiert und bat Ralf ihr gegenüber im Schwesternzimmer der gynäkologischen Station Platz zu nehmen. „Wie alt sind diese?“
Ralf erzählte ein wenig über seine Kinder, nannte die Namen und die Altersangaben. Und fügte dann hinzu: „Soll ich es den Kindern sagen? Oder warten, bis meine Frau das tut? Inzwischen sind die Kinder alt genug, um verstehen zu können – im Gegensatz zu mir – wie es ihrer Mutter derzeit geht.“

„Lassen Sie die Zeit für sich arbeiten.“, meinte Schwester Ingeborg. „Sie wissen ja, dass die Zeit alle Wunden heilt. Aber es muss etwas vorgefallen sein, sonst hätte Ihre Frau nicht so vorhin reagiert.“
Ralf dämmerte plötzlich etwas: „Meinen Frau und ich ja also wir reden schon seit Wochen und Monaten nicht mehr miteinander. Also nur noch belanglose Höflichkeitsfloskeln, das ist alles.“

„Warum das?“, erkundigte sich Schwester Ingeborg und strich sich mit den langen, schmalen Fingern durch das graue Haar, welches unter dem weißen Nonnenschleier hervorkam. „Was ist geschehen?“
Ralf zögerte. Er wusste nicht, ob die Schweigepflicht auch für eine Krankenschwester galt. Aber irgendjemandem musste er seinen Kummer früher oder später anvertrauen. Warum also nicht ihr.

„Ich hab‘ Probleme in der Arbeit. Und bekomm‘ immer weniger Aufträge herein.“, begann Ralf. „Dadurch kann ich meine Familie von Tag zu Tag mühsamer ernähren. Außerdem ist es ja nicht nur das Gehalt alleine. Bei den Kollegen bin ich nicht sonderlich beliebt. Sie spotten täglich über mich. Und so greife ich an den freien Abenden gelegentlich zum Bier, um meine Probleme zu vergessen.“

„Das ist doch keine Lösung.“, meinte Schwester Ingeborg hilfreich. „Versuchen Sie mit Ihrer Frau darüber zu reden. Und schlagen Sie vor, dass Sie wieder ins Berufsleben einsteigt. Vielleicht möchte sie gerne arbeiten und ärgert sich deshalb so sehr. Die Kinder sind schon groß und müssen nicht rund um die Uhr versorgt werden. Gewiss die Lage auf dem Arbeitsmarkt derzeit ist nicht so einfach.“

Ralf tat so, als ob er der Krankenschwester nicht zugehört hatte und fuhr in seiner Erzählung fort: „Eines Abends im August habe ich mich meiner Frau genähert. Ich war betrunken. Nun ja – was daraus geworden ist, wissen Sie nun. Ich hätte es nicht tun dürfen. Jedenfalls nicht im betrunkenen Zustand. Ich habe meiner Frau sehr wehgetan. Doch sie will mich ja im Moment leider nicht sehen.“

Schwester Ingeborg biss sich auf die Lippen. Was saß ihr da nur für ein Mann gegenüber. Er trank nicht, um des Trinkens willen, sondern um seine Probleme zu unterdrücken. „Hören Sie mir gut zu. Reden Sie mit Ihrer Frau, wenn sie nach Hause entlassen wird. Und versuchen sie auch, die Probleme auf der Arbeit zu lösen, in dem Sie mit den Kollegen reden. Sonst geht alles schief.“

Ralf schluckte. So klar hatte es ihm noch niemand bislang erklärt: „Ich werde es versuchen. Sie haben mir die Augen geöffnet, Schwester Ingeborg. Danke für alles. Denken Sie an die Schweigepflicht.“
„Sie können sich auf mich verlassen, Herr Schüller. Also auf Wiedersehen.“, mit diesen Worten reichte ihm Schwester Ingeborg die Hand. „Oder vielmehr lieber nicht. Jedenfalls nicht im beruflichen Sinn.“
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Andrea1984
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Kapitel 122

Beitrag von Andrea1984 »

Ungeduldig trat Bobby von einem Fuß auf den anderen und blickte auf die Uhr: „Warum öffnen uns deine Eltern nicht? Es ist der 28. März 1981, 15:00. Für diesen Tag und diese Stunde haben uns deine Eltern zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Drück‘ bitte doch noch mal den Klingelknopf, Hasso.“
Hasso tat, worum ihn Bobby gebeten hatte. Auch er wurde langsam unruhig. War alles in Ordnung?

Endlich öffnete sich die Türe. Kurt stand davor: „Kommt herein, ihr beiden. Der Kaffee ist schon fertig. Und der Kuchen steht im Wohnzimmer bereit. Schade, dass ihr eure Kinder nicht mitgebracht habt.“
Hasso blickte sich verwundert um: „Wo ist Mutter? Geht es ihr gut? Ich sehe und höre sie nicht.“
Kurt grinste bis über beide Ohren: „Na wo wird deine Mutter wohl sein – heute an einem Samstag.“

Hasso fiel es wie Schuppen von den Augen: „Mensch, dass ich darauf nicht gleich gekommen bin.“
Bobby, die gerade den Mantel an einen Haken hängte und sich die mitgebrachten Hausschuhe anzog, verstand nur Bahnhof. In der Küche roch es tatsächlich nach frischem Kuchen und im Wohnzimmer nach frischem Kaffee, wie Kurt es vorausgesagt hatte. Hasso eilte rasch auf die Toilette hinüber.

Kurt führte Bobby ins Wohnzimmer: „Nimm‘ doch Platz. Trinkst du deinen Kaffee mit Zucker oder mit Sahne? Oder doch lieber schwarz? Den Kaffee hat Beate vorhin für Hasso und dich aufgebrüht, ich kann das mit meinen zwei linken Händen nicht. Dafür liegen meine Fähigkeiten in anderen Bereichen.“
„Ich hätte den Kaffee gerne mit Sahne bitte.“, antwortete Bobby und blickte sich im Wohnzimmer um.

Kurt schenkte mit geübter Hand den Kaffee in die Tasse und gab etwas Sahne dazu: „Wie geht es deiner Großmutter heute? Hasso hat mir neulich am Telephon nur wenige gute Dinge erzählt.“
Bobby seufzte tief. Immer wieder wurde sie darauf angesprochen. Billy hatte es in München gut, die Arbeit half ihr ein wenig sich von dieser Situation abzulenken, aber auch nur für Augenblicke.

„Neulich war der Arzt bei ihr. Und der meinte, dass es an ein Wunder grenzt, dass Großmama den Winter überstanden hat. Sie sitzt im Rollstuhl. Und dämmert teilnahmslos vor sich hin. Der Schlaganfall damals hat die Sprache und den Bewegungsapparat weitestgehend eingeschränkt. Wir wissen nicht, was Großmama noch alles mitbekommt. Vielleicht würde sie gerne mitreden, aber sie kann sich nicht mehr verständlich machen. Dalli und Vati haben leider auch andere Probleme.“

Hasso kam nun ebenfalls ins Wohnzimmer und setzte sich neben Bobby. Auch er trank den Kaffee mit Sahne. Kurt schwieg. Dass es so schlimm um die Zarin stand, hatte er nun wirklich nicht gewusst.
Also versuchte er, das Thema zu wechseln: „Was meinst du damit, dass dein Vater und deine Stiefmutter andere Probleme haben? Ist es wirklich so schlimm? Oder siehst nur du schwarz?“
Bobby musste sich zurückhalten. Mit fester Stimme antwortete sie: „Es ist noch viel schlimmer. Aber nun genug davon. Lass‘ uns erst einmal den Kuchen genießen. Er schmeckt bestimmt so lecker, wie er aussieht. Beate kann gut Kuchen backen, das hätte ich ihr ehrlich gesagt nicht zugetraut.“

Draußen klatschte der Regen an die Scheiben. Das trübe Wetter trug nur schwer dazu bei, Bobbys Stimmung zu heben. Fein, dass es wenigsten den Kindern, um die sich Stine in diesem Augenblick kümmerte, gut ging. Dalli hatte im Augenblick weder Zeit noch Nerven – so behauptete sie – sich auch noch um ihre Stiefenkelkinder zu kümmern. Und arbeitete für einige Stunden als Dolmetscherin für Englisch an der Volkshochschule in Lübeck. Alexander war damit nicht einverstanden gewesen.

Doch Dalli hatte, wie schon so oft, ihren Kopf durchgesetzt. Aber diesmal ohne Rücksicht auf ihren Mann und ihre Töchter – die sie nötiger brauchten – zu nehmen. Die Zarin zeigte sich ob dieser veränderten Situation entsetzt, aber sie konnte nicht eingreifen und musste hilflos mitansehen, wie sich Dalli und Alexander willkürlich oder unwillkürlich, wer vermochte das festzustellen, sich das Leben schwermachten. Beinahe jeden Tag gab es Krach zwischen den beiden, oft aus nichtigem Anlass.

In einer Schreibtischschublade lag ein Brief von Dalli an die Liegenschaftsverwaltung in Hamburg. Sie hatte ihn zwar geschrieben, jedoch noch nicht abgeschickt. Darin stand, dass Alexander alle Besitzrechte auf dem Immenhof verlieren und nur noch Pächter sein sollte. Vor diesem entscheidenden Schritt zögerte Dalli allerdings noch. Sie hatte wichtigere Dinge im Augenblick zu tun.

Alexander ärgerte sich immer wieder mit dem neuen Traktor herum. Zudem war noch ein Weidezaun bei einem Gewitter zerstört worden. Niemand konnte ihn reparieren. Alexander fehlten sowohl die nötigen finanziellen Mittel, als auch die Arbeitskräfte dazu. Nun konnten die Pferde nicht mehr auf der Weide stehen, sondern mussten den ganzen Tag im Stall bleiben. Das war schwer für die Tiere.
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Andrea1984
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Kapitel 123

Beitrag von Andrea1984 »

Kurt hörte sich alles in Ruhe an, was Bobby und Hasso ihm berichteten. Normalerweise hätte er mit flapsigen Worten a la „Ist ja nicht so schlimm“ oder „Das wird schon wieder“ geantwortet. Doch in diesem Fall schienen ihm diese Floskeln nicht angebracht. Also hielt Kurt sein loses Mundwerk unter Kontrolle. Mehr konnte er in diesem Fall ja sowieso nicht tun. Und meinte dann: „Haltet euch einfach da raus. Versprecht mir das, bitte. Das müssen Alexander und Brigitte schon selbst unter sich lösen.“

Bobby nahm sich noch ein Stück Kuchen: „Henny und Chrissy leiden sehr darunter. Chrissy nässt noch immer ein, dabei sollte sie doch längst trocken sein. Und Henny lacht nicht mehr wie früher.“
„In einem Krieg sind die Unschuldigen am meisten betroffen.“, ergänzte Hasso. Tröstend strich er Bobby durch die brünetten, schulterlangen Haare. „Was sollen wir nur tun? Ich bin ehrlich ratlos.“

„Stine kann sich nicht mehr so oft um die Kinder kümmern. Immerhin ist die Zarin auch noch da.“, bei diesen Worten rannen Bobby die Tränen über die Wangen. „Stine ist zwar robust, doch wie lange hält sie das alles aus. Angeblich soll es bei den Mahlzeiten besonders traurig auf dem Immenhof sein.“
„Dein Vater und Dalli werfen sich finstere Blicke und böse Worte quer über den Tisch zu.“, ergänzte Hasso. „Ich bin neulich einmal zum Abendessen eingeladen gewesen. Mir fehlen die Worte.“

Nach dem Kuchenessen räumte Bobby das gebrauchte Geschirr in den Geschirrspüler. Kurt deckte den Kuchenteller mit einem Geschirrtuch zu: „Dann kommen die Fliegen wenigstens nicht dran.“
Hasso schlenderte unruhig auf und ab: „Wann ist Mutter wieder da? Sie soll doch auch alles wissen.“
Kurt musste sich das Lachen verbeißen: „Junge, du weißt doch ganz genau, wie lange das dauert.“

„Was dauert?“, wollte Bobby wissen, die noch rasch ein Glas Leitungswasser trank. „Wo ist Beate?“
„Da wo sie sich jeden Samstag im Monat aufhält. Beim Friseur.“, antwortete Hasso. „Haare waschen oder schneiden oder färben. Und nimmt schon mal bis zu drei oder gar vier Stunden in Anspruch.“
„Während Beate unter der Trockenhaube sitzt, liest sie Klatschmagazine.“, fügte Kurt hinzu.

Dann zog er sich in sein Arbeitszimmer zurück, um ein – wie er zu sagen pflegte – „Verdauungsschläfen“ zu machen, gemäß dem altbekannten Sprichwort: „Nach dem Essen sollst du ruh‘n oder tausend Schritte tun.“ Beate und Hasso hatten sich stets früher mit folgender Antwort darüber lustig gemacht: „Nach dem Essen sollst du rauchen und dir nicht den Fuß verstauchen.“

Bobby und Hasso kehrten ins Wohnzimmer zurück. Das Fenster stand offen. Der Regen war noch immer stark. Ein bisschen frische Luft hatte noch keinem geschadet. Hasso nippte an seinem Kaffee. Bobby schwieg und betrachtete ein Bild, das an der Wand hing. Es zeigte Hassos Eltern an ihrem Hochzeitstag. Bobby wandte den Blick ab und dachte: „Genau so fröhlich haben auch Dalli und Vati einmal dreingeschaut. Und nun streiten sie sich die ganze Zeit. Muss das denn wirklich sein.“

Weder Bobby noch Hasso wussten was damals auf dem Tennisplatz zwischen Dalli und Alexander vorgefallen war. Und auch nicht, warum Alexander seit August nicht mehr im Schlafzimmer, sondern auf dem Dachboden – Henny war inzwischen im ehemaligen Zimmer der Zwillinge und Chrissy im ehemaligen Gästezimmer untergebracht worden – schlief. Oder vielmehr zu schlafen versuchte.

In diesem Augenblick schnarchte Kurt seelenruhig vor sich hin. Es kam ihm so vor, als sei eine Ewigkeit vergangen, dabei war es doch nur eine halbe Stunde gewesen, als ihn plötzlich ein Klingeln aus seinen Träumen riss. Kurt richtete sich auf und blickte verwirrt um sich. War es das Telephon oder die Türklingel gewesen? Oder doch nicht etwa beides? Nur ungern erhob sich Kurt von dem Sofa.

Hasso war ans Telephon gegangen und hatte seinen Familiennamen genannt. Eine Weile war alles ruhig. Kurt lehnte am Türstock, sich verschlafen die Augen reibend. Bobby eilte aus dem Wohnzimmer herbei. Hasso kam nicht zum Reden. Wer auch immer am anderen Ende der Leitung war, derjenige sprudelte über wie ein Wasserfall. Oder wartete darauf, dass Hasso ihm oder ihr nun antwortete.

Aber dieser war nicht fähig dazu, sondern reichte den Hörer einfach an seinen Vater weiter. Auch Kurt lauschte nur. Dann hängt er den Hörer wieder zurück auf die Gabel. Bobby öffnete den Mund.
„Es ist etwas Schreckliches geschehen.“, ergriff nun Hasso das Wort. Er war kreidebleich im Gesicht. Bobby vermutete: „Hat es etwas mit Großmama zu tun? Hat Stine hier angerufen? Oder Dalli?“
„Mit deiner Großmutter ist alles in Ordnung.“, gab Hasso Auskunft. „Ja, du hast Recht. Stine hat hier angerufen. Es geht um etwas anderes. Dalli hat deinem Vater die Besitzrechte entzogen. Er ist jetzt nur noch ein Pächter, wie früher. Und muss bis zum nächsten Ersten den Immenhof verlassen.“
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Kapitel 124

Beitrag von Andrea1984 »

Was weder Stine, noch jemand anderer zu diesem Zeitpunkt wissen konnte: Alexander wartete die von Dalli festgesetzte Frist nicht ab, sondern verließ den Immenhof schon am nächsten Tag mit Sack und Pack, ohne der Zarin oder seinen beiden jüngeren Töchtern Henny und Chrissy – die ähnlich wie die Zarin nicht in der Lage waren diese Situation vollständig zu begreifen – „Lebewohl“ zu sagen.

Alexander fand Unterschlupf im Forsthaus von Dodau, welches seit einigen Jahren leerstand. Und richtete sich häuslich dort ein, soweit dies bei der engen Größe dieses Gebäudes möglich war. Die Pferde hatte Alexander auf dem Immenhof zurückgelassen, da sie nun nicht mehr ihm gehörten. Nun musste er, genau wie damals nach der Flucht nach Malente, wieder bei Null anfangen. Mit dem Unterschied, dass er sich insgeheim fragte, „wozu“ oder „warum“. Die Kinder wurden von Stine versorgt, die Pferde von Ole und Bobby und Billy waren ja schon erwachsen. Alexander kam sich so nutzlos vor. Ein paar Tage später griff er zum Telephon und wählte eine ganz bestimmte Nummer.

Noch am gleichen Abend kam Sigrid bei Alexander vorbei. Dieser hatte allerhand vorbereitet: Wein und etwas zum Knabbern. Alexander vermied es, auf das Thema Immenhof oder gar Dalli zu sprechen zu kommen. Er plauderte scheinbar ungerührt von seinen Zukunftsplänen. Und erwähnte dann auch: „Hoffentlich geht es meiner Mutter bald wieder besser. Um sie mache ich mir Sorgen.“
Sigrid legte – scheinbar zufällig – eine Hand auf seinen Oberschenkel: „Das wird schon wieder. Deine Mutter hat Durchsetzungsvermögen. Sie ist stark, wie ich sie kenne und wird das bestimmt schaffen.“

Alexander schenkte noch etwas Wein nach. Draußen ging die Sonne unter. Ein leichter Wind strich ums Haus. Die alten Mauern knarrten und ächzten. Aber Alexander achtete nicht sonderlich darauf.
Behutsam knöpfte Sigrid ihre rote Bluse auf, welche sie an diesem Tag trug: „Komm‘ nur. Ich bin bereit. Worauf wartest du noch? Heute ist eine günstige Gelegenheit dazu. Das verspreche ich dir.“

NC 17

Alexander erhob sich hastig und bedeckte seine intimste Stelle mit einem Handtuch: „Ich geh‘ schnell eine Zigarette rauchen. Und bin gleich wieder da. Hoffentlich stört dich das Warten hier nicht.“
Sigrid kuschelte sich in die weiße Decke an und frohlockte innerlich: „Nun hab‘ ich erreicht, was ich wollte. Wenn alles gut geht, ist diese lange Nacht nicht ohne Folgen für mich geblieben. Das wäre fein, wenn ich ein Kind von Alexander bekommen und es ihm auch noch ähnlich sehen würde.“

Alexander kehrte wieder zurück. Ihm lief eine Gänsehaut über den Rücken und die Schultern. Es war eine laue Aprilnacht, kurz nach Ostern: „Rutsch‘ rüber und gib‘ mir was von der Decke. Mir ist kalt.“
Sigrid schmiegte sich abermals eng an ihn und schnurrte wie eine Katze: „Dir wird gleich warm. Die Decke ist groß genug für uns beide. In diesem Raum gibt es leider keine Heizung, nur einen Kamin.“
Alexander murmelte etwas, das nach folgendem klang: „Ich bin zu müde, um aufzustehen und Holz nachzulegen. Hier unter der Decke ist es viel gemütlicher. Halt, doch nicht so stürmisch, Sigrid.“

NC 17

Hinter den Wäldern des Dodauer Forst ging langsam die Sonne auf. Noch lag ein wenig Nebel über dem Tal, aber dieser verflüchtigte sich bald. Alexander verließ das Bett nur ungern, um sich anzukleiden: „Ich mach‘ uns jetzt ein leckeres Frühstück. Magst du lieber Kaffee oder Tee?“
Sigrid richtete sich auf. Ihre schwarzen Haare standen wirr nach allen Seiten ab: „Kaffee ist in Ordnung. Ich geh‘ jetzt schnell unter die Brause. So verstrubbelt kann ich doch nicht am Tisch sitzen.“

Aus der Küche drang der Duft nach frischem Kaffee. Alexander kehrte wieder ins Schlafzimmer zurück: „Wieso am Tisch? Ich bring‘ dir das Frühstück ans Bett, das ist doch selbstverständlich.“
Sigrid stand nur in Unterwäsche, nichts als Unterwäsche vor ihm und meinte: „Aber das wäre doch nicht nötig gewesen. Wirklich nicht. Heute ist übrigens mein freier Tag. Mein Vater kümmert sich um das Reisebüro. Allzuviele Kunden buchen um diese Jahreszeit noch nicht bei uns, das ist schade.“

Alexander kämmte sich vor dem großen Spiegel stehend die Haare: „Der Kaffee ist fertig. Dazu gibt’s noch Brot und Butter. Mehr hab‘ ich leider nicht im Kühlschrank. Ich bin in den letzten Tagen kaum zum Einkaufen gekommen. Vielleicht klappt es ja heute. Doch erst frühstücken wir einmal in Ruhe.“

Sigrid wartete geduldig, bis Alexander mit einem großen Tablett aus der Küche zurückkehrte. „Ich sollte ohnehin nicht zuviel essen. Ich werde sonst zu dick.“, meinte sie scherzhaft und biss in das Brot.
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Kapitel 125

Beitrag von Andrea1984 »

Alexander schüttelte den Kopf: „Was haben die Frauen nur immer an ihrer Figur auszusetzen? Das verstehe ich nicht. Auch meine Mutter hat früher ab und zu geseufzt, dass sie zu dick ist oder wird.“
Sigrid wischte sich mit dem Bettuchzipfel die Krümel weg: „Das ist doch bloß so eine Floskel.“
In Wahrheit wusste Sigrid genau, dass sie derzeit kein Gramm Fett zuviel an ihrem Körper hatte.

Nach dem Frühstück führte Alexander seinen Gast noch ein wenig im Forsthaus herum: „Wenn ich nur wüsste, was ich daraus machen sollte. Wiesen und Felder sind genug vorhanden. Doch ich hab‘ keine Pferde dazu. Weißt du vielleicht, wo ich zwei Pferde – einen Hengst und eine Stute – möglichst günstig erwerben kann, um auf diese Weise den Grundstein für eine Zucht legen zu können?“

Sigrid kramte nun ihrerseits eine Zigarette und das Feuerzeug aus der Tasche. Und meinte dann: „Ich werde mit meinem Vater darüber reden. Vielleicht hat er einen guten Rat für dich. Mal sehen.“
Alexander freute sich sehr, auch wenn die Hoffnung nur gering war. So sehr, dass er Sigrid in den Arm nahm und ihr einen Kuss auf die Lippen gab. Plötzlich war das Dröhnen von Hufen zu hören.

Weder Sigrid noch Alexander bemerkten, dass Dalli alles mitangesehen hatte. Und nun erst recht wütend auf Alexander war. Dalli gab Scheitan die Sporen und schlug mit der Gerte heftig drauflos: „Lauf, mein Junge. Lauf so schnell du kannst. Ich will nur weg hier. Nun lauf schon, Scheitan.“
Wenn Dalli wüsste, was in der vergangen Nacht im Forsthaus geschehen war, wäre sie bestimmt noch wütender geworden. Scheitan galoppierte drauflos. Die Hufe wirbelten Staub und Matsch auf.

Dalli kehrte erst gegen Mittag auf den Immenhof zurück. Sie wollte niemanden sehen. Und schloss sich in ihrem Schlafzimmer ein. Weinend warf sie sich auf ihr Bett, ungeachtet dessen, dass sie noch Reithose und Stiefel trug: „Alexander hat mir an unserem Hochzeitstag damals Treue geschworen – bis das der Tod uns scheidet. Und nun ist der Tod da, nämlich in Gestalt von dieser Sigrid.“

Dalli wusste nur allzu gut, dass ihr niemand in dieser misslichen Lage beistehen konnte. Die Zarin dämmerte von Tag zu Tag in ihrem Rollstuhl vor sich hin. Vermutlich dachte sie sich ihren Teil zu dem Streit von Dalli und Alexander, aber da ihr Sprachvermögen seit dem Schlaganfall beeinträchtigt war, kamen ihr die tröstenden oder verständnisvollen oder ärgerlichen Worte nicht mehr über die Lippen.

Obwohl an diesem Tag die Sonne schien, die Pferde friedlich auf der Weide grasten und Stine nach Henny und Chrissy sah, war Dalli nicht glücklich. Immer wieder sah sie Alexander und Sigrid vor sich: „Wie sich die beiden eng in den Armen liegen. Alexander hat mich nie so fest in die Arme genommen.“
Dalli kramte in den Taschen der Reithose vergeblich nach einem Stoff – oder Papiertaschentuch.

„So ein Mist.“, schimpfte Dalli weiter. „Die Taschentücher sind alle. Weder im Schlafzimmer noch im Bad liegen welche. Ich muss dringend neue einkaufen. Aber woher nehme ich das Geld dazu?“
Dalli besaß zwar einige Ersparnisse, doch die reichten nicht allzu lange, dessen war sie sich bewusst. Es blieb nur ein Ausweg: Sie musste die Pferde verkaufen oder zumindest einen Teil davon.

In ihrem Kopf stritten sich zwei Stimmen. Die eine sagte: „Ja verkauf‘ diese Tiere. Sie haben dir schon früher kein Glück gebracht. Und jetzt schon gar nicht. Viel Geld sind sie natürlich auch wert.“‘
Aber die andere Stimme widersprach: „Du kannst dich doch nicht von den Pferden trennen. Was würde denn deine Schwiegermutter dazu sagen? Und vor allem deine kleinen Töchter?“

Dalli wusste weder aus noch ein. Sie hatte niemanden, dem sie sich anvertrauen konnte. Nicht einmal Dick, welche sich ihrerseits seit Monaten kaum meldete und wenn dann nur kurzangebunden war.
Irgendwie passte das so gar nicht zu Dick. Aber darum würde sich Dalli später kümmern. Hastig machte sie sich frisch. Und griff dann ebenfalls zum Telephon. Doch sie erreichte niemanden.

„Ich will versuchen, wieder in meinen alten Beruf zurückzukehren. Um die Kinder kann sich ja Stine kümmern.“, überlegte Dalli, während sie scheinbar aus dem Fenster blickte und die Landschaft bewunderte. „Nur was soll aus der Zarin werden? Stine ist überfordert mit der Betreuung von zwei Kleinkindern und einer alten Dame. Die Zarin geht hier bestimmt nicht weg, das weiß ich genau.“

Es klopfte an der Schlafzimmertüre. Erst einmal, zögernd. Dann ein zweites Mal, etwas lauter. Und schließlich noch ein drittes Mal. Nur ungern erhob sich Dalli von der Bettkante, um die Türe zu öffnen. „Hoffentlich ist nichts mit den Kindern oder der Zarin. Es war ein Fehler von mir, mich einzusperren.“
„Ja Herein.“, rief Dalli etwas lauter. Langsam senkte sich die Türklinke. Dallis Herz pochte laut.
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Kapitel 126

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Bobby und Billy betraten das Zimmer. Sie blickten sich nur flüchtig um. Und steuerten auf Dalli zu.
„Wie sieht es denn hier aus?“, entfuhr es Billy entsetzt und Bobby ergänzte: „Nun reiss dich mal zusammen, Dalli. Du darfst dich doch nicht so gehen lassen. Was sollen die Leute von dir denken.“
„Was machst du hier, Billy?“, wunderte sich nun Dalli ihrerseits. „Ich dachte du bist in München.“

Mit vereinten Kräften drückten die Zwillinge Dalli zurück auf das Bett: „Setz‘ dich. Wir müssen reden.“
Dalli war so verblüfft darüber, dass ihr vor Staunen der Mund offenstand und sie ihre Sorgen vergaß.
Nun ergriff Bobby das Wort: „Ich hab‘ Billy telephonisch und brieflich über alles auf dem Laufenden gehalten. Daher weiß sie Bescheid. Und ist gleich mit dem ersten Zug von München hergefahren.“

„Vati hat also eine Affäre mit dieser Sigrid.“, berichtete Billy weiter und strich sich eine Haarsträhne hinter die Ohren. „Jetzt stellt sich bloß noch die Frage, wie das angefangen hat. Ist Vati daran schuld? Oder hat Sigrid ihn um den Finger gewickelt, ohne dass er auch nur den leisesten Verdacht geschöpft hat? Beide Möglichkeiten sind nicht von der Hand zu weisen. Anfangen hat alles am Tennisplatz.“

Dalli begriff, dass die Zwillinge es gut mit ihr meinten und ihr helfen wollten: „Ich hab‘ euren Vater und Sigrid heute gesehen. Ein Kuss geht zu weit. Das hätte euer Vater sich früher überlegen sollen.“
Bobby und Billy warfen sich einen Blick zu. Jede konnte die Gedanken der anderen deutlich lesen: „Was so weit ist die Affäre schon fortgeschritten? Hoffentlich geschieht nicht noch Schlimmeres.“

Dalli putzte sich die Nase mit einem Taschentuch, welches ihr Billy gab. Eine Weile sprach niemand. Von unten war das gleichmäßige Ticken der Standuhr zu hören. Die Zwillinge hatten versehentlich die Zimmertüre offenstehen gelassen. Aber niemand achtete in diesem Moment sonderlich darauf. Die Zarin saß im Wohnzimmer. Und machte ein Mittagsschläfchen. Obendrein schnarchte sie laut.

In der Küche klapperte Stine mit den Tassen und den Tellern. Henny half ihr beim Abtrocknen, während Chrissy lieber aus dem Fenster schaute, anstatt ihre Arbeit ordentlich zu erledigen. Doch Stine konnte oder wollte den kleinen Mädchen nicht böse sein. Sie würden noch früh genug merken, was es bedeutete erwachsen zu sein und selbst die Verantwortung für das Handeln zu tragen.

Nach dem Abtrocknen des Geschirrs ging Stine mit Henny und Chrissy spazieren. Eigentlich nur auf dem Gelände des Immenhof selbst, doch besser als gar nichts. Die Mädchen brauchten frische Luft. Ole hätte sich dem Spaziergang zu gerne angeschlossen, doch für ihn gab es einfach zuviel Arbeit. Besonders jetzt da der „Chef“ weg war und die „Seejungfrau“ alleine das Kommando inne hatte.

Ole war nur ein Knecht. Es stand ihm daher nicht zu, sich in die Belange der „Herrschaft“ zu mischen. Aber Ole spürte, wenn es den Menschen und den Tieren schlecht ging. Er hatte ein gutes Herz. Und am liebsten alles dafür gegeben, dass sich Alexander und Dalli wieder versöhnten. Doch das war leichter gesagt, als getan. Ole mistete die leeren Boxen sorgfältig aus und dachte über alles nach.

Er kam dann zu dem Schluss: „Das müssen die beiden unter sich ausmachen. Ich mische mich da nicht drein. Der „Chef“ und der „Boss“ sind alt genug, um ihre Probleme selbst in den Griff zu kriegen.“
So einfach, wie es sich Ole vorstellte, war die Situation zwischen Alexander und Dalli leider nicht. Und dass es noch schlimmer kommen sollte, ahnten weder Ole und Stine noch die Zwillinge etwas davon.

Auch die Zarin musste alles hilflos mitansehen. Ihr Gedächtnis funktionierte noch gut: „Wenn sich Alexander und Dalli nur wieder vertragen würden. Dann könnte ich beruhigt sterben. Ich will nicht, dass sie an meinem Sarg stehen und sich immer noch finstere Blicke und böse Worte zuwerfen.“
Die Zarin ahnte, dass ihre Tage gezählt waren. Aber sie wollte nicht so rasch aufgeben, gewiss nicht.

„Ein Glück, dass ich in meinem Testament festgelegt habe, dass Alexander das Wohnrecht auf dem Immenhof bekommen soll, gemeinsam und – was noch wichtiger ist - gleichberechtigt mit Dalli. Meinen letzten Willen können sie mir nicht verweigern. So eigensinnig ist Alexander nicht, wie ich ihn kenne. Bei Dalli bin ich mir da allerdings ein wenig unsicher. Sie kann manchmal sehr bockig sein.“

Die Zarin öffnete die Augen. Und blickte in den Kamin, der seit Alexanders Wegzug nicht mehr benutzt worden war. Dalli hatte kein Interesse daran den Kamin anzuheizen und Stine offenbar kein Talent. Am liebsten wäre die Zarin in Tränen ausgebrochen, doch sie wusste, es würde nicht helfen, Alexander und Dalli wieder zusammenzubringen. „Gleichgültig, was kommen mag. Ich gehe hier nicht weg.“, beschloss die Zarin insgeheim. „Erst dann wenn man mich im Sarg aus diesem Haus trägt.“
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Kapitel 127

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Leider war dies wenige Wochen später auch der Fall. Am 10. Mai 1981 schlief die Zarin friedlich ein. Dalli und die Zwillinge waren bei ihr. Alexander zeigte sich nicht mehr auf dem Immenhof. Er war zwar beim Begräbnis anwesend, sprach jedoch weder mit dem Pastor, noch mit Dalli. Am Friedhofstor wartete Sigrid, für die es sich nicht schickte beim Begräbnis dabei zu sein, schon auf Alexander.

„Mir fehlen die Worte.“, tröstend legte sie Alexander eine Hand auf die Schulter. „Komm gehen wir.“
Dem sonst so starken Mann liefen die Tränen über die Wangen, obwohl ihn seine Mutter gelehrt hatte, Emotionen nicht in der Öffentlichkeit zu zeigen: „Danke für dein Verständnis. Ich brauch dich jetzt.“
Gemeinsam fuhren die beiden weit weg, ohne sich noch einmal umzusehen oder umzudrehen.

„Wohin geht die Fahrt?“, erkundigte sich Alexander höflich, obwohl es ihn eigentlich nicht interessierte.
Sigrid musste sich auf das Fahren konzentrieren und meinte daher nur kurz: „Zu mir in die Wohnung.“
Alexander war alles recht. Hauptsache nicht auf den Immenhof und zu Dalli. Von dem Testament seiner Mutter wusste Alexander kaum etwas. Er würde vermutlich einen Teil erben, eventuell auch seine Kinder und ja vielleicht auch Dalli. Im Grunde war das Testament Alexander so gleichgültig.

„Wir sind da.“, unterbrach Sigrid seine Gedanken. „Vater ist ausnahmsweise nicht zu Hause. Er arbeitet statt mir heute im Reisebüro. Wir haben nun endlich die ganze Wohnung für uns alleine.“
Alexander stieg hinter Sigrid die Treppen hinauf. Die Wohnung der Familie Eversen war eher schlicht eingerichtet. Küche, Bad, Schlafzimmer, Arbeitszimmer (wo Sigrid schlief), Wohnzimmer, Toilette.

Sigrid wusste genau, wie sie Alexander um den Finger wickeln konnte. Ein paar Gläser Wein taten bald ihre Wirkung. Sigrid besaß keine Skrupel. Es kümmerte sie wenig, dass die Zarin an diesem Tag gestorben war. Sigrid wollte nur eines und das hatte sie bald erreicht. Alexanders Tränen versiegten langsam. Für einen kurzen Augenblick meldete sich sein Gewissen, aber es setzte sich nicht durch.

„Hast du auch was Stärkeres für mich?“, fragte er mit schwerer Zunge. Sigrid war auf diese Frage vorbereitet gewesen. Und holte Gin Tonic aus dem Schrank: „Lass‘ uns anstoßen. Auf uns.“
Alexander kippte das Getränk auf Ex hinunter. Dabei hatte er doch immer behauptet, nicht soviel zu vertragen. Jetzt hatte er viel Zeit, weil er sich nicht mehr um die Pferde und das Gut kümmerte.

Alexander blieb bei Sigrid in der Wohnung. Und das nicht nur für ein paar Stunden, sondern für mehrere Wochen. Seine Sachen ließ er von Ole, der ihm diesen Gefallen nur ungern tat, im Forsthaus abholen und in die Wohnung der Eversens transportieren. Dann kehrte Ole wieder auf den Immenhof zurück. Und berichtete den Zwillingen was vorgefallen war. Beide zeigten sich entsetzt darüber.

Zur gleichen Zeit kuschelte sich Sigrid eng an Alexander. Beide lagen nebeneinander auf der Couch im Wohnzimmer. Und hatten schon zuvor einige Gläser Gin Tonic getrunken. Alexander litt an leichten Kopfschmerzen, doch er ließ es sich nicht anmerken. Geschickt knöpfte er sein Hemd auf, wie schon einige Male zu vor. Auch Sigrid entledigte sich langsam ihres leichten, grünen Sommerkleides.

NC 17

„Ob das wirklich richtig ist, was wir getan haben?“, schoss es Alexander wenige Stunden später durch den Kopf. „Sigrid schläft seelenruhig neben mir. Dabei sollte ich doch eigentlich gar nicht hier sein. Aber nun ist es zu spät, darüber nachzudenken. Vielleicht haben wir ja Glück und es passiert nichts.“
Inzwischen war nach dem Tod der Zarin ein knapper Monat vergangen. Die Junisonne blendete.

Alexander verließ nur ungern das Bett. Doch ihn plagte ein dringendes, menschliches Bedürfnis. Als er wieder zurückkam, richtete sich Sigrid auf und blickte ihn mit ihren dunklen Augen zärtlich an.
„Ich hab‘ die Vorhänge geschlossen. Damit uns niemand beobachten kann.“, kicherte sie leise. „Vater sitzt vermutlich im Kaffeehaus und liest Zeitung. Er kommt gewiss nicht vor heute Abend zurück.“

Alexander nahm das Glas zur Hand, welches auf dem Nachttisch stand. Vorhin war es leer gewesen, doch in der Zwischenzeit hatte es sich, wie durch Zauberei, wieder gefüllt: „Auf uns, Sigrid.“
„Auf uns.“, wiederholte sie mit einem neckischen Lachen, während ihre Finger durch seine Haare glitten. Alexander nahm einen großen Schluck. Und vergaß in diesem Augenblick sowohl seine gute Kinderstube, als auch seine moralischen Bedenken. „Lass‘ es uns noch einmal probieren, ja.“

Darauf hatte Sigrid nur gewartet. Sie schmiegte sich noch enger an Alexander und grinste insgeheim.
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Andrea1984
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Kapitel 128

Beitrag von Andrea1984 »

„Ihr wollt ausgerechnet noch in diesem Jahr heiraten?“, polterte Jochen wütend drauflos. „Ja habt ihr beide denn gar keinen Respekt. Oma Jantzen liegt noch nicht einmal ein halbes Jahr unter der Erde.“
„Die Oma hätte bestimmt nichts dagegen. Sie ist immer auf unserer Seite gewesen.“, erwiderte Dick. Und erhielt Unterstützung von Ralf: „Du bist so verbittert, Jochen. Und gönnst uns nicht das Glück.“

Jochen blickte wütend von Dick zu Ralf. Und verließ dann das Wohnzimmer. Die Türe krachte hart ins Schloss. In diesem Punkt war keiner bereit nachzugeben. Jochen hatte einerseits schon recht, was die Trauerzeit anbelangte. Auf der anderen Seite gönnte er Dick und Ralf ihr Glück nicht.
„Ich hab‘ mit Margot eine glückliche Ehe geführt. Warum ist sie mir viel zu früh genommen worden.“

Jochen wäre am liebsten ausgeritten, doch Dr. Pudlich war an diesem Tag gekommen und hatte den Pferden eine Wurmkur gegeben. Nun durften die Tiere heute leider nicht mehr bewegt werden.
Jochen ärgerte sich über vieles, doch am meisten über sich selbst. Und das obwohl es kurz vor Weihnachten war. Und daher eigentlich jeder Streit begraben und vergessen werden sollte.

„Ich will nur weg vom Immenhof. Aber die Behörden haben meinen Antrag auf Auswanderung schon wieder abgelehnt. Hier hält mich nichts mehr.“, schimpfte Jochen weiter vor sich hin, während er die Stelle ausmistete. „Warum werden mir jedesmal, wenn ich glaube, dass ich es geschafft habe, von allen Seiten Steine in den Weg gelegt. Und zwar so große, die sich leider nicht wegtragen lassen.“

Die Stalltüre öffnete sich. Dick streckte ihren Kopf herein: „Das Abendessen ist fertig, Jochen.“
„Ich hab‘ keinen Hunger.“, lehnte er schroff, ja geradezu kühl, ab. Dabei knurrte sein Magen laut.
Dick verschwand wieder. Sie wusste inzwischen genau, wann man mit Jochen reden konnte und wann es besser war, ihn in Ruhe zu lassen. Er würde sich irgendwann schon wieder beruhigen.
Im Esszimmer saßen Dick und Ralf an diesem Abend zu zwei. Dalli lag mit einer Grippe im Bett.

Dick brachte an diesem Abend kaum einen Bissen herunter. Sie musste sich geradezu zum Essen zwingen. Ralf blickte ihr besorgt in die Augen: „Hast du Fieber? Du wirst dich doch nicht bei ...“
„.... Dalli angesteckt haben? Oh nein.“, wehrte Dick erschrocken ab und tauchte den Löffel in die Suppe. „Es ist nur. Mir wächst die Arbeit über den Kopf. Oma ist nicht mehr da, Jochen rührt kaum noch einen Finger. Und wo Hannes steckt, weiß niemand. Er hat sich aus dem Staub gemacht.“

Ralf schwieg. Dick hatte in den vergangenen Wochen und Monaten von nichts anderem gesprochen. Wenigstens war der Immenhof schuldenfrei. Besser ein schwacher Trost, als gar keiner.
„Ich muss die Ausbildung abbrechen.“, durchbrach Dick das Schweigen ihres Verlobten. „Das Geld dafür ist beim besten Willen nicht drinnen. Und für ein Stipendium bewerben sich zu viele Leute.“

Die Standuhr tickte. Ralf brach das Brot und reichte die Hälfte davon zu Dick hinüber. Von oben hörte man Dalli husten. Die heiße Milch mit Honig half offenbar nicht. Regentropfen klatschten gegen die Scheiben. Vorgestern hatte es zwar geschneit, aber der Schnee war nicht liegengeblieben. Eine trostlose Stimmung herrschte auf dem Immenhof. Auch die Pferde verhielten sich anders als sonst.

„Warum ist Ethelbert eigentlich nicht zum Begräbnis gekommen?“, wunderte sich Ralf, während er das Besteck und die Teller zusammenstellte. „Er hat Oma Jantzen doch gekannt und sehr gern gehabt.“
Dick blieb am Tisch sitzen. Und zuckte mit den Schultern: „Ich weiß es nicht. Und will es auch gar nicht wissen. Ethelbert ist schon viele Jahre nicht mehr hier gewesen. Bestimmt hat er uns vergessen. Ich kann es ihm nur schwer übelnehmen. Ethelbert ist erwachsen geworden, das verstehe ich gut.“

Nach dem Abendessen spielte Ralf noch ein wenig auf seiner Klarinette. Leise, um Dalli nicht zu stören. Aber der machte es nicht aus. Sie hatte nach wie vor den festen Schlaf eines Kindes.
Dick sah für einen Augenblick nach ihrer Schwester. Und wickelte sie fest in die Decke ein. „Das Fieber muss rausgeschwitzt werden. Genau, wie Oma es immer gesagt hat.“, murmelte Dick.

Oma Jantzen hatte ihren Enkelinnen, sowie auch Jochen, Ralf und Ethelbert eine anständige Summe hinterlassen. Aber das Geld bedeutete Dick wenig: „Ich würde alles Geld hergeben, wenn ich dafür Oma wiederbekommen würde. Sie ist viel zu früh gestorben. Und hätte noch einige Jahre leben können. Dr. Pudlich spricht nur noch wenig mit uns. Auch er muss immer wieder an Oma denken.“

Ohne es auszusprechen, wusste Dick genau: Die beiden wären so ein schönes Paar gewesen. Aber es sollte nicht sein. Der Herrgott oder das Schicksal oder was auch immer hatte das leider verhindert.
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Kapitel 129

Beitrag von Andrea1984 »

Am nächsten Tag fuhren Dick und Ralf nach Lübeck. So war Dalli mit Jochen alleine auf dem Immenhof: „Spiel‘ doch mit mir eine Runde Halma oder Dame oder Mensch-Ärgere-Dich-Nicht.“
Jochen meinte: „Bist du nicht allmählich aus dem Alter heraußen, in dem man Spiele spielt?“
Dalli schüttelte ihre blonden Locken: „Dafür ganz bestimmt nicht. Und werde es nie sein.“

Jochen ließ sich von Dalli zum Spielen überreden: „Doch den Sieg schenke ich dir nicht.“
„Das ist ja auch unwichtig.“, murmelte Dalli und putzte sich die Nase. „Was soll ich denn sonst tun? Mir ist langweilig. Reiten darf ich nicht. Und meine Schulaufgaben sind schon längst erledigt worden.“
„Vielleicht eine Tasse Tee trinken.“, schlug Jochen vor. „Dann gehen der Schnupfen und der Husten rascher weg. Ein Glück, dass Dick noch das Teewasser aufgesetzt hat, bevor sie weggefahren ist.“

Weder Jochen noch Dalli stellten sich die Frage, warum Dick und Ralf gerade heute, vierzehn Tage vor dem Heiligen Abend, nach Lübeck gefahren waren. Vermutlich wollten sie Geschenke einkaufen. Oder Ralf hatte noch eine wichtige Arbeit erledigt und musste fertige Skizzen bei seinem Chef termingerecht abgeben. Eine Vermutung war so möglich oder so unmöglich wie die andere.

Dalli nippte gehorsam an ihrem Tee und wartete darauf, dass Jochen den ersten Zug machte. So verging die Zeit. Wenigstens bis Mittag. Dalli stellte sich in der Küche durchaus nicht ungeschickt an. Und schaffte es immerhin Frikadellen zu braten: „Mit den Gewürzen muss ich sparsam umgehen.“
Jochen meinte, dass das schon in Ordnung gehe. Ihm seien gute gewürzte Frikadellen auch recht.

Nach dem Mittagessen vertiefte sich Jochen in die Zeitung. Kaum dass er die ersten Seiten gelesen hatte, sank sein Kopf auf die Brust. Einen Augenblick später erfüllte lautes Schnarchen das Zimmer. Dalli machte es sich auf dem Sofa bequem und blickte aus dem Fenster. Auch heute klatschten dichte Regentropfen gegen die Fensterscheiben. Es war ein ungemütliches Wetter. Dalli döste vor sich hin.

Am Nachmittag kehrten Dick und Ralf aus Lübeck zurück. „Hoffentlich habt ihr euch nicht gelangweilt.“
„Oh nein, keineswegs.“, versicherte Dalli mit krächzender Stimme. „Jochen ist ein prima Kerl.“
Dick legte ihrer Schwester die Hand auf die Stirn: „Das Fieber geht nur langsam herunter. Leg‘ dich am besten wieder ins Bett, Dalli. Ich bring‘ dir nachher noch eine Tasse Tee und Zwieback hinauf, ja.“

Ralf räumte derweilen die einkauften Lebensmittel in den Kühlschrank und die Vorratskammer. Dann ging er zu Jochen ins Wohnzimmer: „Wir müssen uns unterhalten. So kann es nicht weitergehen.“
„Ich versteh‘ nur Bahnhof.“, meinte Jochen und legte widerwillig die Zeitung beiseite. „Hat es was mit dem Immenhof zu tun? Mir liegt inzwischen nichts mehr daran. Die Pferde könnt ihr ruhig verkaufen.“

Ralf meinte dazu: „Das ist sicher nicht im Sinn von Oma Jantzen. Sie hat uns in ihrem Testament alle mit einer entsprechenden Summe bedacht, gerade dass wir das Ponyhotel weiterführen. Auch wenn noch so wenige Gäste im vergangen Sommer gekommen sind. Wir können Oma Jantzen ihren letzten Willen nicht verweigern. Das wäre fatal. Und wenn ich wir sage, dann meine ich auch wir alle hier.“

Jochen zuckte mit den Schultern: „Na schön, dann bleibe ich eben hier, wenn es sein muss.“
Dann verließ er das Wohnzimmer, um sich ein kühles Bier zu holen. Hoffentlich war noch eines da. Inzwischen kam Dick herunter. Und fand Ralf alleine im Wohnzimmer sitzend vor: „Du hast es ihm gesagt, nicht wahr? Jochen grummelt bestimmt, doch er hat ein gutes Herz, davon bin ich überzeugt.“

Ralf rutschte in dem Sessel hin und her: „So einfach ist das nicht. Jochen möchte die Pferde verkaufen. Er hat einmal wütend gemeint, dass die Tiere nur noch fressen und saufen.“
Dick biss sich auf die Lippe. Jochen war in den letzten Jahren eigentlich immer kompromissbereit gewesen. Aber seit Margots frühem Tod damals vor zwei Jahren hatte sich Jochen sehr verändert.

„Dr. Pudlich hat gestern beim Behandeln der Pferde auch nicht besonders gesund ausgesehen.“, wechselte Dick ein wenig hastig das Thema. „Ich glaub‘, er vermisst die Oma auch sehr, wie ich.“
Plötzlich klingelte das Telephon. Dick ging hinüber ins Arbeitszimmer und nahm den Hörer ab. Ralf blieb im Sessel sitzen. Der Anruf war sicher für Dick oder Dalli. Hoffentlich niemand vom Gericht.

Jochen kehrte aus der Küche zurück. Und hielt die halbvolle Bierflasche in der Hand: „Was ist los?“
„Nichts besonderes.“, erwiderte Ralf hastig. „Dick hat einen Anruf bekommen. Offenbar ist es wichtig.“
Jochen stellte die Bierflasche auf den Tisch: „Macht doch was ihr wollt, mir ist das egal. Wenn ich auf die mir zustehenden Rechte auf dem Immenhof verzichten könnte, würde ich es jetzt gerne tun.“
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Kapitel 130

Beitrag von Andrea1984 »

In der Ferne schlugen die Kirchenglocken laut. Erschrocken richtete sich Dick auf und blickte ein wenig verwirrt um sich. Ralf lag neben ihr und schnarchte seelenruhig. Dick drehte sich auf die andere Seite. Aber es war nichts mit dem Einschlafen. Das Fenster war gekippt. Ein leichter Wind strich herein. Seit der Fehlgeburt damals litt Dick abwechselnd unter Alpträumen und Schlafstörungen.

„Ich muss wachbleiben.“, murmelte sie. Das war das beste Mittel um Einzuschlafen. In diesem Fall half es allerdings nicht. Der Wind frischte auf. Dick legte die Bettdecke beiseite. Ralf schnarchte weiter. Er hatte die Ruhe weg. Kein Wunder. Bei ihm war inzwischen wieder alles in Ordnung. Ralf hatte in der Firma gekündigt und sich nun – endlich, nach so vielen Jahren – selbständig gemacht.

Wenige Minuten später war Dick wieder eingeschlafen. Sie träumte nun wieder von damals. Von der guten, alten Zeit. Aber ach nach dem Tod von Oma Jantzen war nichts einfacher gewesen. Im Gegenteil. Dick trug nun, als Älteste, die Verantwortung für alles: Den Hof, die Tiere und ganz besonders Dalli. Nun ja, die riss sich langsam auch zusammen, das musste Dick widerwillig zugeben.

„Darüber reden wir ein anderes Mal.“, meinte Ralf. Er hasste Streit. Und wollte es sich auch nicht mit Jochen verderben. „Ich möchte dich etwas ganz Wichtiges fragen. Es hat mit der Hochzeit zu tun. Willst du mein Trauzeuge sein? Dick wird bestimmt Dalli fragen, doch ich hab‘ noch niemanden gefunden. Meine Eltern sind derzeit im Urlaub und kommen erst im neuen Jahr wieder zurück.“

Jochen fühlte sich ein wenig überrumpelt: „Nun ja, wenn es denn sein soll. Ich werd’s versuchen.“
„Die Hochzeit ist am 17. Dezember.“, plauderte Ralf munter weiter. „Dick und ich haben heute das Aufgebot bestellt. Wir bevorzugen eine schlichte Trauung auf dem Standesamt in Lübeck. Und laden nur wenige Gäste ein. Vielleicht kommt auch Ethelbert zur Hochzeit, wenn er Interesse hat.“

Dick kehrte ins Wohnzimmer zurück. Ihre sonst so roten Wangen hatte jegliche Farbe verloren: „Dr. Pudlich ist tot. Seine Haushälterin hat soeben angerufen. Dr. Pudlich ist an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben. So bald wie möglich soll das Begräbnis hier in Malente stattfinden. Dr. Pudlich hat in seinem Testament einerseits, wie auch der Haushälterin gegenüber persönlich, nur eine große Bitte geäußert nämlich, dass er neben seiner „liebsten Henriette“ begraben werden möchte.“

„Die beiden wären so ein schönes Paar geworden.“, verlegen blickte Ralf zu Boden. „Doch es sollte wohl nicht sein. Wisst ihr noch, wie Oma Jantzen immer Pullover aufgeribbelt und er das Knäuel gehalten hat? Und dann die Geschichten mit diesem Feriengast, wie hat der noch geheißen?“
Dick rannen die Tränen über die Wangen. Ralf nahm seine Verlobte fest in die Arme. Und strich ihr beruhigend über den Rücken. Jochen weinte nicht. Er war dazu erzogen worden, keine Gefühle zu zeigen. Und meinte: „Nun hat Dr. Pudlich endlich seinen Frieden gefunden. Neben Oma Jantzen.“

Am nächsten Tag erfuhr auch Dalli davon. Sie weinte ebenfalls um den beliebten Tierarzt. Allerdings nicht wild und hemmungslos wie früher, sondern eher still und gedämpft, ja geradezu zurückhaltend.
„Jetzt ist er bei Oma. Vielleicht strickt sie ja einen Pullover für ihn.“, das stellte sich Dalli vielleicht ein wenig zu einfach vor. Aber es war nun einmal ihre Art mit der Trauer und dem Schmerz umzugehen.

Ralf setzte sich mit der Haushälterin in Verbindung und übernahm das Drucken der Parte. Erst jetzt erfuhren Dick, Dalli, Jochen und Ralf den ganzen Namen von Dr. Pudlich: Wilhelm Friedrich Pudlich.
„Oma und er haben sich ja immer gesiezt.“, erinnerte sich Dalli. „Ich hab‘ das nie so recht verstanden.“
„Da sind wir schon zwei.“, unterstützte Dick ihre Schwester, während sie zum Friedhof hinübergingen.

Ethelbert war aus München angereist. Und kondolierte der Haushälterin, wie es sich gehörte.
Flüsternd wurde die Nachricht von Mund zu Mund weitergegeben, dass der Leichenschmaus auf dem Immenhof stattfinden solle. Dr. Pudlich hätte es bestimmt so gewollt. Nur wenige wohnten dem Begräbnis von Dr. Pudlich bei. Es war ein gewöhnlicher Werktag, da konnte sich nicht jeder einfach so freinehmen. Ralf hatte Glück und zuvor viele Überstunden gemacht. Daher war der freie Tag möglich.

„Dr. Pudlich ist wie der Opa gewesen, den wir nie gehabt haben.“, schluchzte Dick, welche bei Tisch den Vorsitz innehatte. Obwohl das Essen gut gekocht worden war, brachte niemand einen Bissen herunter. Besonders Dalli konnte sich nicht beruhigen. Sie vermisste neben Oma Jantzen nun auch Dr. Pudlich. Es gab nur wenige gemeinsame Photos der beiden. Eines davon stand nun auf dem Kaminsims des Immenhofs. Oma Jantzen lachte, Dr. Pudlich hingegen verzog das Gesicht. Ralf dachte: „Vermutlich hat er der Oma gerade einen Heiratsantrag gemacht. Und sie hat abgelehnt.“
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Kapitel 131

Beitrag von Andrea1984 »

Aus gegebenem Anlass hatte sich Dick dazu entschieden, bei der schlichten Trauung ein schwarzes Kleid zu tragen. Wie blass und schmal sie an diesem Tag aussah. Noch ein letzter Blick in den Spiegel. Unten an der Treppe warteten schon Jochen, Ethelbert, Ralf und Dalli auf die Braut.
„Ich sehe grässlich aus. Und verstehe überhaupt nicht, was Ralf an mir findet.“, schoss es Dick durch den Kopf, als sie sich im Spiegel betrachtete. Die Falten auf der Stirn, die harten Linien im Gesicht.

Dick putzte sich noch einmal die Nase. Und verstaute dann das Taschentuch in dem kleinen schwarzen Täschchen, welches sie bei sich trug. Das Kleid saß wie angegossen, ebenso die dunkle Strumpfhose und die schwarzen halbhohen Stiefel. An einem Haken hing ein schwarzer Mantel. Der Regen klatschte an die Fensterscheiben. Der Wind brachte die alten Mauern des Hofs zum Beben.

Unten hupte ein Auto. Vermutlich war es das Taxi, welches Ralf extra für diesen Tag bestellt hatte. Dick konnte von oben nur wenig erkennen. Na immerhin, ihre Vermutung stimmte. Das war ein gelbes Schild. Jochen, Ethelbert und Ralf sollten voraus zum Standesamt fahren. Dick und Dalli würden dann später nachkommen. So war es festgelegt worden. Als erster stieg Ethelbert in das Taxi, dann Jochen.

„Ralf blickt nach vorne. Das ist gut.“, kam es zögernd von Dicks Lippen. „Er darf mich nicht im Brautkleid sehen, das bringt Unglück. So das Taxi fährt weg. Nun ist nur noch Dalli hier bei mir. Am liebsten würde ich die Hochzeit verschieben. Um ein paar Wochen oder Monate. Jochen hat schon Recht. Alle sind traurig. Erst der Tod von Oma Jantzen und nun von Dr. Pudlich. Ich vermisse beide.“

Langsam stieg Dick die Treppe nach unten. Und hielt sich dabei am Geländer fest. Dalli stand tatsächlich noch im Wohnzimmer: „Das Taxi kommt gleich wieder zurück. Ralf war vielleicht sauer, dass er dich nicht im Brautkleid gesehen hat. Naja, das gibt sich bestimmt bald. Ralf ist aufgeregt.“
„Woher weißt du das?“, erkundigte sich Dick und nestelte an ihrer schwarzen Halskette herum.

„Er hat fast den ganzen Champagner alleine ausgetrunken, obwohl der doch für uns alle gedacht ist.“, berichtete Dalli. „Und zu dem ist Ralf ständig auf und ab gelaufen, wie ein Tiger oder Bär im Käfig.“
„Wieviel Zeit haben wir noch?“, Dick warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Hoffentlich haben wir nichts vergessen. Schade, dass Ralfs Eltern nicht dabei sein können. Naja, was soll’s. Ist auch egal.“

Dalli legte ihrer Schwester eine Hand auf den Arm: „Beruhige dich doch erstmal. Jetzt ist es 11 Uhr. Die Trauung findet um 13 Uhr auf dem Standesamt von Lübeck statt. Zeit ist also noch genug.“
An diesem Tag kam es Dick allerdings so vor, als würde die Zeit langsam vergehen. Endlich kam das Taxi wieder. Der Taxifahrer hielt galant die Türen auf und richtete Dicks Schleppe behutsam zurecht.

Während der Fahrt wurde nichts gesprochen. Der Taxifahrer musste sich auf das Fahren konzentrieren. Dick blickte aus dem Fenster und konnte ihre Gedanken nicht ordnen. Und die sonst so fröhlich plappernde Dalli? Nun ja, auch sie schwieg. Aus Solidarität mit Dick. Was hätte Dalli zu sagen gehabt: Nichts. Sie wusste noch nicht, wie es sich anfühlte, bald vor dem Traualtar stehen zu müssen.

„Ich heirate niemals.“, schwor sich Dalli insgeheim. „Dick ist ja das reinste Nervenbündel. Und Ralf auch. Ob sich wohl Oma Jantzen und Dr. Pudlich auch so verhalten hätten. Ach, es ist müßig, darüber zu spekulieren. Sie sind beide tot. Im Jenseits kann man sicher nicht heiraten. Jochen ist damals, wenn ich mich richtig erinnere, nicht halb so aufgeregt gewesen. Weder bei Angela, noch bei Margot.“

„Fräulein träumen Sie.“, rief der Taxifahrer. „Wir sind da. Sie müssen aussteigen, vor Ihrer Schwester.“
Erschrocken richtete sich Dalli auf. Und verließ das Taxi mit einem hochroten Kopf. Im Trauungszimmer warteten die Hochzeitsgäste. Dalli huschte hinein und stellte sich neben Ethelbert. Nun trat der Pfarrer ein: „Die Braut kommt gleich. Ich hab‘ sie aus dem Taxi steigen sehen.“
Ralf hielt den Atem an. Wie lange dauerte das denn noch? Endlich ging die Türe auf. Und Dick stand in ihrem schlichten schwarzen Kleid davor. Ethelbert nahm sie bei der Hand und führte sie zum Altar.
Ralf stellte sich an Dicks rechte Seite. Und auch Dalli nahm ihren Platz bei der Zeremonie ein.

Der Pfarrer machte nur wenige Worte. Er hatte eine leise, raue und dennoch deutliche Stimme: „Und nun frage ich Sie, Barbara Voss, wollen Sie diesen hier anwesenden Ralf Schüller zu ihrem Gatten nehmen, ihn lieben und ehren, bis dass der Tod Sie scheidet, so antworten Sie mit „Ja, ich will.“
Dick räusperte sich. In die Stille hinein klangen ihre Worte lauter, als beabsichtigt: „Ja, ich will.
„Und nun frage ich Sie, Ralf Schüller, wollen Sie diese hier anwesende Barbara Voss zu ihrer Gattin nehmen, Sie lieben und ehren, bis dass der Tod Sie scheidet, so antworten Sie mit „Ja, ich will.“
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Kapitel 132

Beitrag von Andrea1984 »

„Ja ich, will.“, antwortete Ralf mit fester Stimme. Und wartete die weiteren Worte des Pfarrers gar nicht erst ab. Schon küssten sich Dick und Ralf. Dann nahmen sie die Gratulationen der Gäste entgegen. Ein schlichter Blumenstrauß bestehend aus roten Rosen und blauen Nelke für die Braut, das war alles. Auf Musik verzichteten Dick – die nun offiziell Barbara Schüller hieß – und Ralf allerdings.

Nun ging die Fahrt zum Immenhof zurück. Auch der Pfarrer war eingeladen worden. Und nahm gerne an der Hochzeitstafel teil. Er freute sich mit dem jungen Paar, dachte jedoch: „Schade, dass Fräulein Voss pardon Frau Schüller ein schwarzes Kleid trägt. Sie würde in einem weißen Kleid bestimmt besser aussehen. Herr und Frau Schüller haben mir alles anvertraut. Verständlich, dass sie im Trauerjahr nicht in farbiger Kleidung heiraten können. Das wäre der alten Frau Jantzen gegenüber nicht angebracht. Genauso sehe ich es auch. Pietät ist in diesem Fall durchaus von Vorteil.“

Allmählich wurde die Stimmung etwas lockerer. Ethelbert brachte einen Toast auf das vermählte Paar aus. Und beendete diesen mit folgenden Worten: „Möget ihr beide auch weiterhin so glücklich sein.“
Dick wischte sich eine Träne von den Wangen: „Das hast du schön gesagt, Ethelbert, vielen Dank.“
„Lasst uns anstoßen.“, meinte Ralf fröhlich. Dalli füllte die Champagnergläser hastig wieder auf.

Nun wurde das Essen von Trine aufgetragen. Eine Suppe, dann ein Fischfilet und zuletzt Obstsalat. Alles war schlicht. Dick und Ralf waren sich einig. Sie wollten keine aufwendige Trauung haben.
Nach dem Hauptgang steckten Dalli und Ethelbert immer wieder die Köpfe zusammen. Dick wunderte sich darüber. „Weißt du, was die beiden planen?“, wandte sie sich an Ralf, der neben ihr saß.

„Ich hab‘ keine Ahnung.“, antwortete der Bräutigam. Und zwinkerte schon im nächsten Augenblick Ethelbert zu. Dick verstand nur Bahnhof, während sie sich wieder ihrem Fischgericht widmete.
Der Pfarrer stand auf: „Entschuldigen Sie mich bitte. Ich muss leider gehen. Das nächste Brautpaar wartet schon. Ich wünsche Ihnen – Herr und Frau Schüller – noch einen angenehmen Abend.“

Dick begleitete den Pfarrer selbstverständlich zur Türe. Und verabschiedete sich unter vier Augen von ihm: „Danke für Ihr Verständnis bezüglich der dunklen Garderobe. Oma hätte es so gewollt.“
„Vielleicht sehen wir uns ja bald wieder.“, meinte der Pfarrer noch. „Zur Anmeldung ihres ersten Kindes auf dem Standesamt. Sie wollen es doch bei uns in Lübeck anmelden, nicht wahr?“

Dick antwortete nicht auf diese rhetorische Frage. Und blickte dem Pfarrer nach. Eigentlich hätte ja ein Standesbeamter die Trauung durchführen sollen. Aber im letzten Augenblick war diesem ein gebrochener Fuß in die Quere gekommen. So hatte sich der alte Pfarrer bereit erklärt, die Trauung durchzuführen. „Ich bitte Sie, Kollege, das ist doch selbstverständlich, dass ich für Sie einspringe.“

Dick kehrte wieder zu ihren Gästen zurück. Und schaffte es langsam aber doch, ein Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern. Trine, das Hausmädchen, räumte den Fisch ab und den Obstsalat auf.
„Warte noch ein wenig.“, bat Ralf. „Ich glaube, Dalli und Ethelbert haben uns etwas zu sagen.“
Trine blieb in der Türe stehen. Sie hatte keine Ahnung, was in den nächsten Minuten geschah.

„Zu einer Hochzeit gehören die Flitterwochen.“, ergriff Dalli das Wort. „So haben Ethelbert und ich uns überlegt, wohin eure Reise euch führen wird. Nun ratet einmal, welcher Ort es sein könnte.“
„Aber das wäre doch nicht nötig gewesen.“, meinte Dick verlegen. Und griff nun schon zum dritten Mal an diesem Tag zum Taschentuch. „Mit dieser Überraschung hab‘ ich nicht gerechnet, ehrlich nicht.“

„Macht euch keine Sorgen.“, plauderte Dalli weiter. „Jochen, Ethelbert, Trine und ich werden uns um den Immenhof kümmern, solange ihr in den Flitterwochen seid. Das ist schon alles abgesprochen.“
„Wohin geht die Reise wohl?“, grübelte Dick vor sich hin. „Gib‘ mir doch einen kleinen Hinweis.“
Aber Dalli blieb stumm. Und auch Ethelbert ließ sich nicht breitschlagen. Er schmunzelte ein wenig.

„Vielleicht nach München?“, riet Dick. „Wenn schon Ethelbert was damit zu tun hat, wäre das möglich.“
„Ich bin hier um zu arbeiten, um euch zu vertreten.“; berichtigte Ethelbert. „Wo ihr hinfahrt, also ich weiß von nichts. München ist falsch. Falscher geht’s gar nicht mehr. Einen Tipp hab‘ ich auch nicht.“
Trine verzog sich mit den gebrauchten Tellern in die Küche. Jochen eilte nach draußen, um seine Pfeife neu zu stopfen. Plötzlich versiegten die Regenwolken und die Sonne schimmerte durch.

„Ein Regenbogen. Das ist ein gutes Omen für unsere Ehe.“, freute sich Dick und schmiegte sich eng an Ralf. Ethelbert hielt diesen Augenblick wie selbstverständlich auf einem Erinnerungsphoto fest.
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Kapitel 133

Beitrag von Andrea1984 »

Schon am nächsten Tag traten Dick und Ralf ihrer Reise in die Flitterwochen an. Und übertrugen für diese Zeit Dalli die Verantwortung auf dem Immenhof. Was konnte denn schon großartiges geschehen? Um diese Jahreszeit kamen ja doch keine Gäste mehr, seit das Ponyhotel geschlossen worden war. Zwar standen die Ponys noch im Stall, aber sie würden diesen schon bald verlassen.

Noch bevor das Jahr 1961 zu Ende war, kamen die ersten Käufer. Dalli hatte von Dick alle Vollmachten übertragen bekommen. In den Verträgen stand detailiert festgelegt, wer welches Pony zu welchem Preis erhielt. Die Einnahmen wurden genauestens dokumentiert. Und von Jochen gegengezeichnet. Falls jemand von der Behörde nachfragen sollte, man konnte ja nie sicher sein.

Dick und Ralf kehrten aus den Flitterwochen zurück und beantworteten Fragen danach nur mit: „Es war sehr schön. Doch jetzt ruft uns wieder die Pflicht hier auf dem Immenhof. Packen wir’s an.“
Ralf kehrte an den Schreibtisch zurück. Viele Aufträge waren in seiner Abwesenheit hereingekommen. Dick nahm ihre Ausbildung wieder auf. Und Dalli brachte die Zimmer gründlich auf Vordermann.

Dick beobachtete ihre Schwester unauffällig: „Nicht schlecht, wie sich Dalli verändert hat. Sie arbeitet hart. Das hätte ich nie von ihr gedachte. Und sie trägt nicht nur Reithosen, sondern auch mal einen Rock. Dalli ist richtig erwachsen geworden in dem vergangenen Jahr. Nun ja, sie wird bald 20.“
Was Dick allerdings zu diesem Zeitpunkt nicht wissen konnte: Dalli hatte ein großes Problem.

Sie hatte zu wenig gelernt und war daher schon bei den Vorprüfungen durchs Abitur gerasselt. Erst im Herbst war der Termin für die Wiederholungsprüfung. Früher wäre Dalli mit den Ponys auf die Weide gegangen und hätte sich um das Lernen weniger Gedanken gemacht. Aber nun war das nicht mehr möglich. Nur noch Jochen’s Stute Mirabell und Ethelbert‘s Stute Schneewittchen standen im Stall.

Auch die Fohlen, welche erst im vorigen Jahr geboren worden waren, hatten verkauft werden müssen. Manchmal mit ihren Müttern, manchmal alleine. Dalli gab sich nach außen hin tapfer, doch insgeheim verbiss sie die eine oder die andere Träne: „Vielleicht kommen ja eines Tages neue Pferde und Ponys auf den Immenhof. Das Leben muss weitergehen. Oma wäre mit dem Verkauf der Tiere bestimmt einverstanden gewesen. Und Dr. Pudlich gewiss auch. Mir fällt es nicht leicht, aber was soll’s.“

Dalli nahm ihren ganzen Mut zusammen. Und sprach mit dem Lehrer darüber. Dieser meinte, das mit dem Nachtermin ginge schon in Ordnung. Außerdem war Dalli ja nicht die erste, der das passiert sei. Dick erfuhr nie etwas von diesem Gespräch. Einzig Jochen war eingeweiht, doch der versprach, nichts zu verraten. Ganz im Gegenteil: Er schätzte es, dass Dalli ihm ihr Vertrauen entgegenbrachte.

„Kopf hoch, Mädchen. Das wird schon werden.“, meinte Jochen, bei einem gemeinsamen Ausritt. Endlich hatte es geschneit, auch wenn schon März auf dem Kalender stand. Die wenigen Pferde mussten trotz allem bewegt werden, sonst wurden sie steifbeinig. Das durfte einfach nicht sein.
Jochen ritt Mirabell. Und Dalli hatte Ethelbert gefragt, ob sie auf Schneewittchen reiten dürfe.

Dick kümmerte sich um die Buchhaltung. Und Ralf um seine Arbeit. Die Kunden riefen nahezu täglich an. Ralf ließ Visitenkarten drucken, auf denen als Adresse der Immenhof angegeben war. Und auch die Telephonnummer stand drauf. Wenn schon das Ponyhotel aufgegeben werden musste, so kam doch durch die Zeichnungen von Ralf etwas Geld auf den Immenhof herein. Besser als gar nichts.

„Ich weiß nicht, was stattdessen tun soll.“, gestand Dalli. „Auf das Lernen hab‘ ich keinen Bock.“
Der Schnee glitzerte auf den Tannenspitzen. Die Pferde hinterließen frische Abdrücke auf dem Weg.
„Wenn du magst, helf‘ ich dir dabei.“, bot Jochen an. „Von Mathematik versteh‘ ich ein bisschen was.“
„Mensch, Jochen, das ist lieb von dir.“, freute sich Dalli. „Ein bisschen ist leider allerdings zu wenig.“

„Ach was.“, wehrte Jochen sichtlich verlegen ab und wischte sich den Schweiß von der Reitkappe. „Hauptsache eine Vier in Mathematik und eine in Deutsch und das Abitur hast du schon geschafft.“
Dalli grinste: „Aha, jetzt weiß ich also, wie es dir damals beim Abi ergangen ist. Gut zu wissen.“
„Und aus mir ist auch was geworden, trotz dem knapp geschafften Abi.“, lobte sich Jochen selbst.

Mirabell schnaubte leise. Schneewittchen folgte. Es schien, als ob sich die beiden angeregt unterhielten. Dalli nahm die Zügel auf und legte einen Galopp hin. Jochen musste Mirabell schonen, weil sie trächtig war. Das Fohlen sollte verkauft werden, sobald es das erste Lebensjahr erreicht hatte. „Und dann hab‘ ich endlich genug Geld beisammen für die Auswanderung.“, freute sich Jochen schon.
"Walzer .... Walzer hätt' ich auch gekonnt."
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Andrea1984
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Kapitel 134

Beitrag von Andrea1984 »

Billy blieb bis zum Ende des Sommers in Malente. Und zwar nicht nur weil sie Bobby helfen wollte, dass sich Dalli und Alexander wieder vertragen sollten, sondern auch aus einem anderen Grund.
„Im Augenblick ist auf dem Gestüt von Ethelbert nur wenig los. Und sollten doch Gäste kommen, nun ja, dann ist Nathalie da. Ich mach‘ mir also keine Sorgen.“, beschwichtigte Billy mehrmals täglich.

Bobby runzelte die Stirn. Da war doch etwas faul. Aber vorerst hatte die Versöhnung von Dalli und Alexander oberste Priorität. So einfach sollte es allerdings nicht werden, wie es sich Bobby und Billy vorgestellt hatten. Alexander verbrachte jede Minute im Forsthaus in Sigrids Gesellschaft. Und Dalli hatte vor lauter Arbeit mit Henny und Chrissy und den Pferden kaum Zeit den Immenhof zu verlassen.

Ein paar Tage vor ihrer Abreise nach Bayern kaufte Billy beim Krämer noch rasch etwas Obst und Gemüse ein. Während sie die Regale nach den Zucchini absuchte, kamen plötzlich Alexander und Sigrid herein. Beide lachten und scherzten. Offenbar hatten sie Billy, die sich hastig hinter dem Regal versteckte, nicht gesehen: „Was findet Vati nur an dieser Sigrid? Das verstehe ich einfach nicht.“

„Bist du dir auch wirklich sicher?“, erkundigte sich Alexander ungläubig, während er Sigrid ansah.
„Wie oft soll ich es dir noch sagen. Ja, es ist ganz sicher.“, erwiderte Sigrid und lächelte verstohlen. „Daher muss ich in den nächsten Wochen und Monaten besonders auf meine Ernährung achten.“
Alexander blickte betrübt zu Boden: „Und du darfst dann auch nicht mehr reiten gehen, schade.“

Billy hatte genug gehört. Sie zahlte und verließ dann den Krämer: „Ich muss sofort Bobby davon erzählen. Wenn es das ist, was ich vermute, dann ist die Sache kein Spaß mehr, ehrlich nicht.“
Billy war ärgerlich. Weniger auf Sigrid, die konnte nun wirklich nichts dafür, sondern einzig auf Alexander: „Hat Vati vergessen, wie sehr er Dalli liebt. Oder ist das alles nur Einbildung gewesen?“

An diesem Tag waren noch einige Bewohner von Malente zum Schwimmen gegangen, wenngleich bereits September auf dem Kalender stand und der Kellersee allmählich abkühlte. Billy setzte sich am Seeufer auf einen Stein. Sie brauchte jetzt Ruhe zum Nachdenken. Aber das war im Augenblick wahrlich leichter gesagt, als getan. Besonders jetzt nach dem Dialog zwischen Alexander und Sigrid.

„Bobby soll es auf jeden Fall erfahren.“, nahm sich Billy vor. „Auch wenn es nur eine vage Vermutung ist. Wenn die Bäume die Blätter verlieren und es dann wieder zu schneien beginnt, wissen wir mehr. Ich hoffe trotzdem, dass es genau dieses Ereignis eben nicht ist. Andererseits sind die Worte so eindeutig: „Ernährungsumstellung.“ „Nicht-reiten-dürfen.“ – das lässt ja wohl nur einen Schluss zu.“

Als die Sonne hinter dem Horizont versank, wurde es plötzlich kühler. Billy nahm ihren Einkaufskorb und begab sich zurück zu Bobbys und Hassos Haus. Dort wartete schon das Abendessen. Billy tat zunächst so, als ob alles in Ordnung sei. Sie erwähnte zwar, dass sie Alexander und Sigrid beim Krämer gesehen habe. Das sei ja an und für sich nichts Ungewöhnliches in einem Dorf wie Malente.

Bobby warf Billy einen Blick zu: „Und weiter? Was hast du alles gesehen? Wie geht es Vati?“
„Ich erzähle es dir später.“, erwiderte Billy ebenso lautlos und schenkte sich noch Wasser nach. Während des Abendessens sorgten Sandi und Dani, inzwischen knapp 3 Jahre alt, für genug Trubel und Ablenkung. So vergaß auch Billy für einen kurzen Augenblick ihre Probleme und Sorgen.

Nach dem Abendessen brachte Hasso seine Kinder zu Bett und las ihnen noch eine Gute-Nacht-Geschichte vor. Bobby und Billy kümmerten sich derweilen um den Abwasch. Die Standuhr tickte.
„Das darf doch wohl nicht wahr sein.“, rief Bobby entsetzt aus und ließ dabei vor Schreck eine Tasse fallen, als Billy ihr von dem Dialog zwischen Alexander und Sigrid berichtete. „Wie kann Vati nur.“

Billy fegte die Scherben weg: „Vati ist erwachsen. Und alt genug um zu wissen, was er tun kann.“
„Früher oder später wird auch Dalli davon erfahren.“, seufzte Bobby und verbarg das Gesicht in den Händen. „Dann ärgert sie sich nur noch mehr über Vati. Vielleicht sollen wir mit ihm in Ruhe reden.“
Billy schüttelte den Kopf: „Lieber nicht. Vati soll glauben, dass wir keine Ahnung davon haben. Und wenn es tatsächlich so ist, nun dann wird er es uns sicher irgendwann selbst mitteilen, was Sache ist.“

„Na auf diese Neuigkeit kann ich verzichten. Als ob wir nicht schon genug Probleme gehabt hätten. Großmama würde sich im Grab umdrehen, wenn sie davon wüsste. Ein Glück, dass es ihr erspart bleibt, das mitzuerleben. Sie hat vieles toleriert, das ist wahr, doch, wenn es darauf angekommen ist, uns auch ihre Grenzen deutlich spüren lassen. Wie sollen wir uns nun Vati gegenüber verhalten?“
Zuletzt geändert von Andrea1984 am Mo 03.Aug.2009 23:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Kapitel 135

Beitrag von Andrea1984 »

Alexander ahnte nichts von dem Gespräch seiner erwachsenen Töchter. Er hatte nur noch Augen und Ohren für Sigrid, deren Taille sich von Tag zu Tag rundete: „Wenn es doch schon endlich März wäre.“
„Was soll ich machen.“, erwiderte Sigrid auf dem Rückweg, vom Krämer ins Forsthaus Dodau, scherzhaft. „Eine Schwangerschaft dauert nun einmal 9 ½ Monate. Da kann ich nun nichts dafür.“

Alexander trug selbstverständlich die vollgepackten Einkaufstüten. Der Weg war nicht allzu weit. Kurz nach der Ankunft in dem Forsthaus Dodau, noch ehe Alexander die Einkaufstüten ausgeräumt hatte, musste Sigrid sich schon mehrmals heftig übergeben. Das brachte eine Schwangerschaft nun einmal mit sich. Aber Sigrid nahm die Qualen in Kauf und dachte: „Hoffentlich wird es ein Sohn. Alexander wünscht sich so sehr einen Erben. Dalli hat ihm ja nur Töchter geboren. Das hier ist jetzt meine Chance.“

Alexander stand so sehr unter Sigrids Pantoffel, dass er ihretwegen sogar beinahe das Rauchen aufgegeben hätte und – wenn überhaupt – nur noch außerhalb des Forsthauses zur Pfeife oder Zigarette griff. So wie in diesem Augenblick. Er fühlte sich so hilflos, wenn das Geräusch des Erbrechens zu hören war. Doch was sollte er als Mann in dieser Situation schon tun können.

Wenige Augenblicke später trat Sigrid hinter ihn und legte ihm behutsam die Hände vor die Augen: „Wer bin ich? Du darfst dreimal raten, aber wirklich nicht öfter. Nun los, fang schon an damit.“
Alexander kannte das Spielchen nur allzu gut. Und stieg normalerweise auch gerne darauf an. Doch an diesem Tag hatte er keine Lust dazu: „Ich muss in den Stall, nach den Pferden sehen, tut mir leid.“

Sigrid wollte ihn gerne begleiten, aber der Stallgeruch ließ erneut die Übelkeit bei ihr aufsteigen. Für einen kurzen Augenblick meldete sich die Stimme des Gewissens: „Hast du das wirklich gewollt? Eine Schwangerschaft mit allen Schikanen sprich morgendlicher Übelkeit, Kopfschmerzen etc. – Ehrlich?“
Sigrid warf einen Blick in den Spiegel und bildete sich ein, die Schwangerschaft schon zu erkennen.

Aber das war noch nicht der Fall. Sigrid erblickte vielmehr die blasse Haut, die strähnigen Haare und die spröden Fingernägel. Von der einstigen Schönheit war nun wirklich nicht mehr viel übriggeblieben. Sigrid bekam Zweifel: „Ob Alexander mich im Herbst und im Winter dann auch noch so wie jetzt lieben wird? Ich sehe jetzt schon einfach grässlich aus, dabei bin ich gerade mal im 3. Monat schwanger.“

Mit letzter Kraft schleppte sich Sigrid ins Arbeitszimmer. Von dort aus hatte sie einen guten Blick hinüber zum Stall, wo Alexander gerade die Boxen ausmistete und anschließend die Sättel neu einfettete. Ja auch die Lederpflege war Alexander wichtig. Das hatte Sigrid schon früher erkannt. Und nun beinahe ihre Ziele erreicht. Ziel 1: Alexander um den Finger wickeln, Ziel 2: Ein Kind von ihm.

„Ziel 3 werde ich wohl doch nicht schaffen.“, dachte Sigrid. „Alexander gibt die Landwirtschaft nicht auf. Er hängt zu sehr daran. Das hab‘ sogar ich inzwischen verstanden. Die Pferde, die Wiesen und die Wälder bedeuten ihm alles. Außerdem wird es für unser Kind besser sein, auf dem Land in mitten der frischen, unberührten Natur als in der miefigen, staubigen und düstern Stadt aufzuwachsen.“

Auf dem Schreibtisch herrschte das Chaos. Überall lagen Zettel und Stifte durcheinander. Alexander hatte weder Zeit noch Ruhe um Ordnung zu schaffen. Sigrid probierte es zwar, doch sie wusste genau: „Wenn ich mich zu lange bücke oder drehe, wird mir schwindlig. Und ich muss brechen.“
Bislang wussten nur wenige Menschen von der Schwangerschaft. Alexander und Sigrids Vater.

In der Ferne galoppierte eine Reiterin. Sigrid konnte nur die Umrisse erkennen. Und wandte den Blick vom Fenster ab. Das Chaos auf dem Schreibtisch sah auch nicht besonders einladend aus. Sigrid nahm das Strickzeug zur Hand, welches auf dem Stuhl lag. Es sollten Babyschuhe werden. Sigrid bestand darauf, viele Sachen von Hand anzufertigen: „Unser Baby ist etwas ganz Besonderes.“

Alexander kehrte vom Stall zurück und fand Sigrid bei der Handarbeit vor: „Nanu. Ich wusste ja gar nicht, dass du Stricken kannst. Hoffentlich bist du fertig damit, bevor das Baby geboren wird.“
„Das werde ich bestimmt sein.“, erwiderte Sigrid schmunzelnd. „Bis März ist ja noch soviel Zeit.“
Alexander zog eine Schublade auf und kramte einen Kognak hervor: „Du darfst ja leider nicht.“

„Dann hole ich mir eben ein Leitungswasser aus der Küche. Oder noch besser: Bring mir bitte ein Glas frisches Leitungswasser.“, Sigrid setzte ihren treuherzigsten Blick auf. Alexander konnte diesem nicht widerstehen. Und führte den Auftrag gewissenhaft aus. Sigrid nippte nur wenig daran. Im Augenblick vertrug sie weder das Essen, noch das Trinken sonderlich gut. Naja, da musste sie eben durch.
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